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Einleitung

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Es gibt zahlreiche Methoden, mit denen Regierungen Einfluss auf die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in fremden Staaten, ja ganzen Kontinenten nehmen können und dies auch tun. Sie können diplomatischen Druck ausüben, andere Staaten isolieren, mit protektionistischen Maßnahmen wie hohen Einfuhrzöllen und Gesetzen zum Arbeits- oder Umweltschutz deren Exportchancen reduzieren, wirtschaftliche Sanktionen verhängen, Konten einfrieren, Oppositionsparteien finanzieren, Widerstandsgruppen unterstützen. Dazu existieren zahlreiche internationale Organisationen, die zumeist von der sogenannten westlichen Welt, allen voran den Vereinigten Staaten von Amerika, kontrolliert und gesteuert werden. Afrikanische, asiatische oder lateinamerikanische Staaten, Entwicklungs- und Schwellenländer haben nur begrenzte Möglichkeiten, in diesen Foren ihre Interessen durchzusetzen.

Auf jedem Gipfel der Welthandelsorganisation (WTO) und bei jedem Verfahren vor diesem Forum müssen die Entwicklungs- und die Schwellenländer regelmäßig die Erfahrung machen, dass die WTO »kein Freund der Armen« ist, wie der britische Guardian einmal titelte. Beinahe gnadenlos setzen die USA (und auch die Europäische Union) ihre Interessen gegenüber den Benachteiligten dieser Welt durch.

Wenn diese Formen der Einflussnahme in die Angelegenheiten ausländischer Staaten nicht zum gewünschten Erfolg führen, greifen die Vereinigten Staaten oftmals in noch massiverer Weise ein. In zahlreichen Geheimdienstoperationen destabilisierten sie Staaten und Regierungen, um einen Wandel herbeizuführen. Regierungen, die Washingtons Interessen nicht ausreichend berücksichtigten, wurden gestürzt; gelegentlich wurden widerspenstige Politiker kurzerhand ermordet. Und oft genug setzten die Vereinigten Staaten ihre ganze militärische Macht ein, wenn das Ziel anders nicht durchzusetzen war. Schließlich bekannte sich schon Theodore Roosevelt, der 26. Präsident der Vereinigten Staaten, zu dem Motto: »Kein Triumph des Friedens kann sich mit dem Triumph des Krieges messen.«1

Auf der Sitzung des Senatsausschusses für Außenbeziehungen und die Streitkräfte am 17. September 1962 legte John F. Kennedys Außenminister Dean Rusk erstmals eine äußerst lückenhafte Liste militärischer oder geheimdienstlicher Interventionen der USA im Ausland vor. 1969 erstellte der Kongress eine weitere, leicht erweiterte Liste aller Einsätze von US-Truppen und -Agenten im Ausland zwischen 1798 und 1945, die 1975 noch einmal verbessert wurde. Vor wenigen Jahren erarbeitete das Foreign Affairs Department des Forschungsdienstes des amerikanischen Kongresses eine Neufassung dieser Chronik2, die allerdings immer noch lückenhaft blieb. Die Erläuterungen lieferten kaum Erklärungen über die politischen Hintergründe der Interventionen, sie dienten weit eher der Verschleierung der tatsächlichen Ereignisse.

Während meiner Arbeit als Journalist in diversen Weltregionen stieß ich auf weitere Hinweise und Berichte über massive amerikanische Einflussnahmen und Einmischungen in die inneren Angelegenheiten zahlreicher Staaten. Im Laufe der Jahre fand ich nicht nur zusätzliches Material in Büchern, Zeitschriften, Zeitungsartikeln, in Museen und im Internet, das über die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge, die zu diesen Interventionen geführt hatten, aufklärte. Ich fand Darstellungen, Hinweise und Belege für zahlreiche US-Interventionen, die der Kongressbericht überhaupt nicht erwähnte.

Gelegentlich ist es schwierig zu entscheiden, wann eine Intervention gerechtfertigt oder sogar wünschenswert ist und wann sie ausschließlich der Durchsetzung eigennütziger, nationaler Interessen dient. So können etwa die Entscheidungen der Präsidenten Woodrow Wilson und Franklin D. Roosevelt, in die Weltkriege einzugreifen, zweifellos als gerechtfertigt angesehen werden. (Wobei die USA beide Male erst nach massiven Provokationen militärisch intervenierten. Im Ersten Weltkrieg führten Deutschlands Erklärung des uneingeschränkten U-Bootkriegs sowie das sogenannte Zimmermann-Telegramm zum amerikanischen Kriegseintritt , im Zweiten Weltkrieg war es Japans Angriff auf Pearl Harbor.) Sollte in Fällen wie Somalia, wo 2011 eine Hungersnot zwei Millionen Menschen bedrohte, die radikalislamischen al-Shabaab-Milizen jedoch die angelaufenen Hilfsmaßnahmen und somit das Leben Hunderttausender gefährdeten, massiver eingegriffen werden? In anderen Fällen wie etwa 1953 im Iran, 1957 bei der Unterstützung der aufständischen Offiziere in Indonesien oder ab etwa 1961 beim Vietnamkrieg sind erhebliche Zweifel angebracht. Besonders in Lateinamerika haben die häufigen, zumeist von engstirnigen, nationalen und wirtschaftlichen Interessen geprägten US-amerikanischen Einmischungen in die inneren Angelegenheiten dieser Staaten zu großer Ablehnung und sogar Hass gegenüber dem übermächtigen Nachbarn im Norden geführt. Bis heute viel zitiert wird Porfirio Díaz, der langjährige Diktator Mexikos (1867–1880, 1884–1911), der den USA mehr Rechte in seinem Land einräumte als jede andere mexikanische Regierung und dies dennoch beklagte: »Pobre México, tan lejos de Díos y tan cerca de Estados Unidos!« (Armes Mexiko, so fern von Gott und so nah den Vereinigten Staaten!)3

Die Idee zu dieser Chronik der amerikanischen Interventionen im Ausland entstand vor mehr als dreißig Jahren in Managua. Dort fand ich in einer Buchhandlung einen schmalen Band4, in dem die militärischen Interventionen der Vereinigten Staaten in Lateinamerika und Ländern anderer Kontinente aufgelistet waren. Die Broschüre berief sich auf die 1962 von Außenminister Dean Rusk vorgelegte Liste sowie die 1975 vom amerikanischen Kongress erstellte Chronik aller Einsätze von US-Truppen und -Agenten im Ausland zwischen 1798 und 1945.

Die folgenden vier Kapitel konzentrieren sich auf die politischen Einflussnahmen der Vereinigten Staaten von Amerika im Ausland – entweder durch geheimdienstliche Bemühungen, eine ungeliebte Regierung zu einer Kurskorrektur zu zwingen oder zu destabilisieren, oder durch direkte militärische Operationen zur Unterstützung oder zur Beseitigung einer solchen Regierung.

Armin Wertz, Jakarta, Dezember 2014

Die Weltbeherrscher

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