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Detektei Walder

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Die finanzielle Unabhängigkeit der drei Freunde hatte es ihnen ermöglicht ihr Domizil in der neuen Elbphilharmonie zu errichten. Eigentlich wollten sie nur gut betuchte Klienten annehmen, aber mangels Masse wurde dieser Wunsch in eine langweilige Tristesse verwandelt. Rigo Walder, Bernhard Gross und Agnes Blaulicht hatten sich dazu entschlossen ihre Ausgangsbasis zu verlegen, damit diese den Hemmschwellen der potentiellen Klienten angemessener wäre. So residierten sie nun im ersten Stock eines alten Mietshauses am „Neuen Pferdemarkt“. Ganz in der Nähe sollte früher Karl Hagenbeck die ersten Seehunde der staunenden Bevölkerung präsentiert haben.

Hemmschwellen, die Detektei als Sündenbock zu missbrauchen, hatte Bloch nicht und so machte sein Meyer einen Termin mit den Dreien aus. Voller Erstaunen zeigte sich Bloch, als die beiden Polizisten mit Kaffee und Kuchen bewirtet wurden und die Angelegenheit in äußerst entspannter Atmosphäre erörtert werden konnte. „Gut, dass wir uns nicht im Kommissariat getroffen haben.“ Meyer schmatzte genüsslich und Bloch sah ihn böse an. Solidarisch schmatzte auch Rigo und wurde von Agnes strafend angesehen. Meyer und Rigo sahen einander an und grinsten schelmisch.

„Ich bin gar nicht begeistert in diesen Fall einzusteigen“, überlegte Bernhard laut. „Schließlich ist die Zwillingsschwester unserer Agnes damals der verrückten Massenmörderin zum Opfer gefallen und liegt nun auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Noch eine Agnes haben wir nicht zu bieten.“ Agnes Blaulicht sah ihn böse an. „Auch ich wäre wohl kaum begeistert als totes Feigenblatt für die Polizei zu pussieren. Ich bin dagegen.“ Bloch wollte bereits aufstehen und sich zum Gehen wenden, als Rigo in das Gespräch eingriff. „Andererseits ist es ein sehr interessanter Fall, der uns in einer Arbeitsphase angeboten wird, die allenfalls als langweilig zu bewerten ist. Wenn wir vorsichtig vorgehen, sollte für uns die Gefährdung minimal bleiben.“

„Und die Polizei kann dann wieder die Lorbeeren einstreichen?“ Agnes verzog das Gesicht. „Sollen sie doch“, meinte Rigo lapidar. „Für unser Renommee würde sicher auch noch etwas abfallen“. „Lass uns doch mal hören, wie weit die Herrschaften in der Sache gekommen sind“, meinte Bernhard nun auch interessiert. „Nein sagen, können wir ja immer noch.“

Zwischenzeitlich hatte Bloch seinen bereits halb erhobenen Hintern wieder in die kuschlige Ausgangsstellung gebracht und saß bequem in dem breiten Polstersessel. „Im Grunde sind wir nach den vielen Morden noch immer am Anfang“, begann Meyer dienstbeflissen leer zu laufen. „Blödsinn“, grunzte Bloch dazwischen. „Immerhin wissen wir, dass die Morde mit einem scharfkantigen Flintstein begangen wurden. Außerdem ist klar, dass der Täter augenscheinlich wahllos zuschlägt. Irgendwelche Verbindungen untereinander bestehen bei den Opfern nicht.“

„Nicht bei den Opfern“, meinte Bernhard wie nebenbei. „Aber ist ihnen nicht aufgefallen, dass immer bei den Morden die Polizei in der Nähe war? Der Täter scheint Sie foppen zu wollen. Irgendetwas wird ihn wohl an Polizisten in Uniform interessieren. Und ist nicht vor einiger Zeit ein Steindolch aus der Museumssammlung entwendet worden? Ich kann mich entsinnen, dass alle darüber verwundert waren, da die Einbrecher vorrangig an goldenen Artefakten Interesse zeigten und dieser Stein in einer völlig anderen Abteilung lag.“

„Donnerwetter“, entfuhr es Bloch, „das ist ein ganz neuer Ansatz. Hat sich schon mal gelohnt, hier zu bleiben. Meyer, aufschreiben und das Plastikding von Tod mit einem Bild des verschwundenen Artefaktes vergleichen.“ „Das ist wohl nicht notwendig“, erklärte Meyer kleinlaut. „Man hat mir das Bild von dem Dolch gezeigt, als ich hier anfing. Es ist sicher unsere Tatwaffe. Ich hatte dieses Bild nur vergessen.“ Bloch war sprachlos. Bevor jedoch diese angenehme Sprachlosigkeit in unmäßige Wut umschlagen konnte, legte Rigo den Finger in die Wunde und fragte, weshalb denn mit einem Plastikabdruck der Tatwaffe gearbeitet würde. Diese wäre doch im Original sichergestellt worden.

Agnes lachte schallend los, als Bloch mit der Wahrheit rausrückte. Sie machte ihrem Namen, Blaulicht alle Ehre, indem sie schallend die Sirene dazu gab. „Sonderrechte zugelassen“, konstatierte Bernhard ebenfalls lachend. Meyer grinste dümmlich in sich hinein. „Grins nicht so blöde“, schrie Bloch ihn an, „schließlich hast du die Sache verbockt.“ Er war außer sich, was das Gelächter wieder ansteigen ließ.

Als sich rundherum die Gemüter wieder beruhigt hatten, konnte das eigentliche Thema wieder vertieft werden. „Haben Sie denn schon einen Verdacht, der in irgendeine Richtung zielt?“ Bernhard sah Bloch fragend an. Kurz überlegend meinte dieser dann: „Bei den ersten Morden dachte ich an einen terroristischen Hintergrund. Schließlich morden diese Glaubensfanatiker auch wahllos. Aber nachdem keine dieser Gruppen ein Bekennerschreiben ablieferte, war ich doch der Ansicht es wäre ein ebenso verrückter Einzeltäter. Schade, sonst hätte ich den Mist an den Staatsschutz abgeben können.“ Meyer murmelte etwas Unverständliches in seinen nicht vorhandenen Bart und Bloch sah ihn wieder einmal böse an.

„Ja, dann hätten die und nicht wir, die Kastanien für Sie aus dem Feuer holen können.“ Agnes sah Bloch nun ebenso böse an, wie dieser den armen Meyer. „Für eure Hilfe wäre ich sehr dankbar, zumal unsere SOKO derzeit nur aus mir und diesem Meyer mit Ypsilon hier besteht. Noch ein paar Morde mehr und wir beide werden „umstrukturiert“. Derzeit haben wir wenigstens noch die Masse der Uniformierten hinter uns und zu unserer Verfügung. Also, kann ich nun auf euch zählen?“

Die drei Detektive zogen sich kurz zur Beratung ins Nebenzimmer zurück. Als sie wieder herein kamen meinte Rigo Walder: „Unter einer Bedingung wären wir Einverstanden. Lassen Sie uns beim SIE bleiben.“ Bloch wurde rot, lachte aber mit. „Das ist ja wie in einem schlechten amerikanischen Film, meinte Meyer. Zum Schluss wird immer noch einmal gelacht.

Der schwarze Steindolch

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