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Kapitel 4

„Wer nicht liebt, Hund und Katz, liebt auch nicht sein Schatz!“

(Zitat meiner Mutter)

Noch mehr Kinder – und Tiergeschichten:

Kaninchen züchten, ein erholsames und nützliches Hobby


In meiner Kinder- und Tier-Zeit lernte ich oft Menschen kennen, die Tiere besaßen, aber wenig Zeit hatten, oder sich damit überfordert fühlten und sie wieder loswerden wollten. So entwickelte sich damals unverhofft eine fruchtbare Kaninchenpopulation - sozusagen fast eine Kaninchenplage. Und das kam so: Ein Bekannter brachte einen kastrierten Bock und ein zartes Löwenkopfkaninchenmädchen zu mir. Zuhause wollte er sie nicht mehr lassen, weil er mit seiner Frau oft Streit hatte - unter anderem der Kaninchen wegen. Also landeten sie bei mir. Ich lebe ja auf dem Land, liebe Tiere, habe Platz und zudem eine Wiese, mit massenhaft Löwenzahn ums Haus. Alsbald zogen sie also zu mir, in einen schönen Kaninchenstall, der gleich mitgeliefert wurde. So weit so gut. Kurz danach trennte sich eine Freundin meiner Tochter Bille von ihrem Freund, wusste nicht wohin mit ihren beiden Kaninchen – woraufhin diese ebenfalls „kurzfristig“ bei mir untergebracht wurden - in einem separaten Stall - den ich ebenfalls geschenkt bekam. Jeden Tag fütterte ich die vier hingebungsvoll - ich bin ja tierlieb und es war unvermeidlich - sie wuchsen mir ans Herz. Die Freundin meiner Tochter fand eine Wohnung, die Kaninchen blieben bei mir. Nach einiger Zeit nahm ein Freund meiner Tochter Nina das Weibchen zu sich, der sich schon immer ein Widderkaninchen mit Schlappohren gewünscht hatte, denn ein solches war die Susi und so war Rocky, ein ganz zahmer Rammler, nun allein in seinem Stall. Im Sommer ließ ich die drei zusammen ins benachbarte Freilaufgehege, wo sie lieb und zierlich umhersprangen und freute mich an ihnen, bis ich eines Tages dazu kam und den lieben Rocky dabei erwischte, wie er gar nicht zierlich und lieb, die zarte Löwenkopfkaninchendame Sissi beglückte. Jetzt wusste ich auch, warum man dazu rammeln sagt. Tja. So fing alles an. Sissi bekam vier Junge, nicht viel für ein Kaninchen - und ich trennte sie, als sie erwachsen wurden, indem ich jedes in einen extra Kasten setzte. Leider, leider, entkam der liebe Moppel, Sissis korpulenter Sohn, meiner hütenden Hand und schwängerte seine Mutter, wodurch das Unheil seinen Lauf nahm. Es war Frühling, wie jeder weiß, erwacht die Natur besonders gern zu dieser Jahreszeit, ob draußen, oder drinnen, bei Mensch oder Tier und meine Kaninchen machten da keine Ausnahme. Das Telefon klingelte - als ich abhob, war meine Freundin Carina dran: „Ei Anna, wie geihts?“ „Wie solls geihn, gut nadierlisch, nur dass isch den Vedocht hebb, dass isch widder junge Hoose kriesch“, antwortete ich aufgeregt. Carina ganz aufgeräumt: „Escht? A hoste donn ni ochtgebaßt? Do muss mer doch owwocht gewwe!“

Tja, Obacht geben? Ich hatte doch Obacht gegeben! „Isch hebb doch uffgebaßt, ewwer die Krippel hewwo än Wääsch funne, sich zu treffe. Isch losse ni mej raus, des hewwe se jetz devoo!“, rief ich zornentbrannt. „Des muss isch miä emol ougucke, wos du do schaffst mit dem Viehzeisch, hahaha…“. grölte Carina mitleidlos. Tja, ich ging hinaus, nach den besagten Übeltätern sehen und siehe da, es bewegte sich schon etwas im Nest. Das Haar, das Sissi darüber gehäuft hatte, wackelte! Ihr Bauch war ganz kahl schon, soviel hatte sie sich herausgerupft. Trotz aller Sorgen - wie soll ich sie trennen - wo soll ich sie hintun, damit nichts mehr passiert usw. - freute ich mich unlogischer Weise. Die Kaninchen wuchsen und gediehen, kamen aus dem Nest und waren, obwohl Inzucht, wunderschön. Acht Stück waren es, buntgemischt, hellbraun mit weiß am Bauch, Löwenkopfpony bei einigen, bei einigen nicht - die Weißen hatten sogar blaue Augen und alle waren wirklich sehr hübsch anzuschauen. Nach und nach liefen meine Freundinnen ein und gaben ihre Kommentare ab: „Wos willsde donn mit denno gonze Viescher mache?“ Das war Judith. „Isch waas doch nit, stöhnte ich. „Fiddern, miste und gern hewwe!“ „Sou en Quatsch!“ rief meine Schulfreundin Sabine. „Sou bleed konnst a blouß du soin!“ Tja, da hatte sie recht. Ich kannte niemanden, der so blöd war wie ich, in der Hinsicht. Meine Mutter erschien auf der Bildfläche: „Sou ä ounnitzes Viehzeisch, schaff des fott!“ „Isch konn se schlochte!“ Das war mein Vater. „Die wern nit geschlocht!“, rief ich wild. „Des soin Zweschkaninschen und die konn mer nit schlochte, außerdem benn isch Vegetarier!“ Ich war außer mir. „Mer konn alles schlochte“, war die ungerührte Antwort. Meine Chorfreundin Ida begutachtete meine Kaninchen. Sie war die einzige, die von der Stadt kam und hochdeutsch sprach - es war nämlich eine Stadt in Nordrhein Westfahlen. „Schön sind sie ja, aber ich möchte sie nicht haben. Immer musst du dich kümmern und Futter beschaffen und da sein, ne, das wäre nichts für mich!“ Da hatte sie recht, das hatte ich schon bemerkt. Die fraßen ganz schön was weg. Meine Freundin Andrea war da und verständnisvoll wie immer: „Jetz hoste se holtemol, do konnste nix mache, ewwer vielleischt konnste e poor verschenge.“ Sie wuchsen und gediehen, mein Schwiegersohn brachte mir mehrere große Hasenställe von seinen Nachbarn vorbei und stellte sie auf und ich druckte mir aus dem Internet die Geschlechtsmerkmale von Kaninchen aus. Dann stellte ich mir einen Stuhl in den Garten, direkt vor die Hasenställe und holte mir meine Enkelin Linchen zu Hilfe. „Gugg emol Linsche, isch glaab, des issn Buu odder?“ Interessiert beugte sich Linchen über das Kaninchen in meinen Händen, das ich auf den Rücken gedreht hatte und dem ich unten das Fell beiseite hielt. „Des konn schtimme Oma, isch glaab aa“, gab sie mir hilfsbereit Antwort. So kämpften wir uns durch 12 Kaninchen und teilten sie auf in die verschiedenen Ställe. Die waren so groß, dass wir einige doppelt besetzen konnten und auch mussten, natürlich nur von gleichgeschlechtlichen Kaninchen - dachten wir jedenfalls! Nach einigen Wochen stellte sich leider heraus, dass wir uns zweimal geirrt hatten. Zwei Irrtümer bei 12 Kaninchen ist an und für sich nicht viel. Eines hatte nur Totgeburten, aber dafür gebar die andere Häsin gleich 12 Junge und ihre Mutter - die liebe Sissi - hatte es geschafft, ganz, ganz kurz, beim Freigang, über den Zaun zu ihren Kindern zu springen, oder wieder zu Rocky? Keine Ahnung, jedenfalls - sie hatte ebenfalls noch einmal 6 Junge. Nun hatten wir 30 Kaninchen. Nicht viel? Naja. Ich musste inserieren und verschenken, was ich auch schweren Herzens tat und heute noch denke ich nicht gern zurück und habe Angst, dass es einige nicht gut getroffen haben könnten. Kaninchen sind nämlich keineswegs pflegeleicht, musste ich erfahren. Sie können allerhand bekommen, lange Zähne, wenn sie zu wenig Heu fressen, Durchfall, wenn sie das Grünfutter nicht vertragen, lange Krallen, die geschnitten werden müssen, und vieles andere mehr. Es wurden nochmals Ställe gebaut, ich nannte sie das Hochhaus, weil es ein sehr hoher Hasenkasten war und ich beim Misten und Füttern sogar halsbrecherisch auf die Leiter steigen musste. Besonders schön im Regen oder im Winter, auf glattem Boden, wenn gefroren ist. Und nun kamen alle ausbruchsicher und züchtig in Einzelhaft. Leider wusste ich mir keinen anderen Rat. Nach und nach würde ich sie kastrieren lassen, dann könnten einige zusammenziehen, aber das Geld dafür, musste ich mir erst zusammensparen. Ich fand auch Niemanden, dessen Traum es war, mir ein Hasenfreigehege zu bauen, nur so, aus Spaß an der Freud. Alle sagten immer nur: „Wos willsde donn mit dem ounitze Viehzeisch? Die mache nix wie Erwet! Wenn mer se wenigstens esse kennt!“ Zwei meiner Kaninchendamen nahm meine, inzwischen erwachsene, mittlere Tochter Nina zu sich und kaufte ihnen ein fertiges Gehege für den Garten, in dem sie begeistert Riesentunnels bauten. Im Laufe der Zeit saßen sie auf einem ständig anwachsenden Hügel, gespeist aus der beiseite geschafften Erde, die sie aus dem Loch buddelten. Ich hatte immer Angst, dass sie eines Tages in der Scheune der Nachbarin aus der Versenkung auftauchen würden - oder noch schlimmer - dass der Traktor in unserer Scheune daneben, in ihr verzweigtes Tunnelsystem einbräche. Mein Hund Felix liebte die Kaninchen. Er half beim Misten, sprang in die Ställe, naschte von den Hasenkötteln (iehhhh) und half mir beim Einfangen, wenn mir wieder einmal eines entkommen war. Die Kaninchen jedoch ließen sich von ihm nicht groß beeindrucken. Wenn man, aus welchen Gründen auch immer, jedoch keinen Misthaufen anlegen kann, wird es problematisch. Ein Misthaufen ist heutzutage nicht mehr überall gern gesehen, nicht einmal auf dem Land. Aber Not macht erfinderisch und ich experimentierte mit Hügelbeeten, die ich bepflanzte, bis sie der Unkrautplage zum Opfer fielen und schaffte mehrere Schnellkomposter an, was mir ein anderer Hasenbesitzer als heißen Tipp empfohlen hatte. Bei mir wurde es weder schnell, noch langsam zu Kompost. Trotzdem kam ich irgendwie klar, kein Problem, auch ohne Misthaufen. Es ist schon eine unglaubliche Menge, die so ein paar kleine Kaninchen an Mist produzieren können!



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