Читать книгу Schwarze-Witwen-Mambo - Birgid Windisch - Страница 8

S E C H S

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Der Meister, wie er sich selbst seit kurzem betitelte, betrat sein geheimes Reich. Er nannte es so, weil niemand, außer ihm, Kenntnis davon hatte. Die altmodische Neonröhre an der Decke blinkte widerwillig, bevor sie den Raum in helles, kaltes Licht tauchte.

Er trat vor die einzige freie Wand, die von oben bis unten mit Bildern und Zetteln bedeckt war. Gedankenverloren betrachtete er die Männer und Frauen, deren Gesichter und Namen sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten.

Die oberen fünf waren mit schwarzem Filzstift durchgestrichen. In der Mitte hing das größte Bild. Sanft streichelte er darüber und eine Träne rollte ihm über die Wange. Das große dunkle Kreuz das er hinter den Namen gemalt hatte, schmerzte ihn jedes Mal aufs Neue, wenn er es ansah. „Das hast du nicht verdient!“, schluchzte er leise und trat einen Schritt zurück, bis er mit dem Rücken an den Tisch stieß, der hinter ihm stand. Er zog den Stuhl darunter heraus und setzte sich, das Foto dabei nicht aus den Augen lassend. Dann schloss er kurz die Augen, die er langsam über die alte Einbauküche gleiten ließ, ohne sie wirklich zu sehen. Zu tief war der Schmerz über seinen Verlust, den er erlitten hatte – immer noch, nach mehr als zehn Jahren. Aber er würde alle bestrafen, die seiner Meinung nach, schuldig waren. Langsam kam er wieder in die Gegenwart zurück und stand auf. Er öffnete eine Hängeschranktür und ließ den Blick über die aufgereihten Dosen und Gläser gleiten. Seine inzwischen doch recht beachtliche Sammlung, würde sicher eine Weile reichen. Falls nicht, könnte er jederzeit sein Labor wieder zum Leben erwecken. Alles, was er dazu brauchte, hatte er in einer abgeschlossenen Kiste im Keller aufbewahrt. Beinahe zärtlich betrachtete er die Etiketten mit dem Totenkopfzeichen darauf. Er schloss die Schranktür und öffnete dafür eine unter der Arbeitsplatte. Darin standen zehn identische Thermosflaschen, aufgereiht, wie die Zinnsoldaten. Wie gut, dass seine Opfer so vertrauensselig waren und sich sogar noch freuten, wenn er ihnen die Thermosflasche mit dem heißen Teegebräu und der geheimen Zutat überreichte, damit sie sich aufwärmen konnten, wie er ihnen sagte. Sie waren immer sehr dankbar dafür gewesen. Er lachte hämisch. Selbst schuld, aber typisch für sie! Dann nahm er ein Gießkännchen aus dem Spülbecken, das er beim letzten Mal mit Wasser gefüllt hatte und ging zum Fenster, wo einige Pflanzen eifrig blühten. Liebevoll versorgte er sie mit Wasser und lachte leise. Dann verließ er die alte Küche und schloss sorgfältig die Tür.

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