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Elephantine, im zweiten Jahr der Herrschaft des Thutmosis Aakheperenre

Hatschepsut fiel es schwer nicht schneller zu laufen und den neugierigen Fragen des Priesters zu entkommen, der sie die Prozessionsstraße hinunterführte, welche die Tempelstadt im Westen von den Wohnhäusern im Osten trennte. Die Tage und Wochen auf der Barke hatten sie gestärkt und zur Ruhe kommen lassen, ihr Bauch schwoll weiter an, und sie fühlte sich kraftvoller als je zuvor. Etwa die Hälfte der Wegstrecke hatten sie zurückgelegt, und Hatschepsut hatte sich entschlossen, Elephantine und den Tempeln der dort ansässigen Götter einen Besuch abzustatten, und den Gottheiten Satis und Chnum ein Opfer darzubringen, damit die nächste Nilschwemme üppiger ausfallen würde.

„Es ist die allerhöchste Ehre, die uns widerfährt, die Gottesgemahlin zu empfangen, und wir hätten Vorbereitungen getroffen, wenn wir vorab von solch hohem Besuch unterrichtet worden wären.“ Der kahlköpfige Priester im gestärkten weißen Gewand überschlug sich fast vor Ehrenbezeugungen, als er Hatschepsut über die im gleißenden Sonnenlicht liegende Allee zum Tempelbezirk führte. „Die Nilschwemme des letzten Jahres war nicht gut. Doch wie lange hat Elephantine keine segensreichen Spenden aus der Hand des Einzig Einen mehr erhalten? Gebete, meine Königin, sind wohl angebracht, aber vielleicht bedarf es mehr als bloßer Gebete.“ Beflissen fuhr sich der Priester über seinen kostbaren Halskragen aus Jaspis und Karneolen, während Hatschepsut meinte, die Allee vor ihr würde immer länger anstatt kürzer werden. Hinter sich spürte sie Sarys Bernsteinauge in ihrem Rücken brennen, und Ipu schimpfte eine Dienerin, das Sonnensegel über dem Kopf der Königin sorgfältiger zu halten. Senenmut ging voraus, schweigsam wie immer. Hatschepsut kniff die Augen zusammen, um die Säulen der Tempel am Ende der Allee besser erkennen zu können. Bedürfnisse, Forderungen ... beinahe wünschte sich Hatschepsut zurück auf die Ruhe ihrer Barke. Doch die mussten unbemannt über den ersten Katarakt gezogen werden, da es zu gefährlich wäre, die Barken bemannt durch die Strömung zu ziehen. Hatschepsut hatte beschlossen, diesen Umstand zu nutzen und die Tempel Elephantines zu besuchen. Satis, die Herrin des Katarakts, hatte hier ihre Heimstatt, ebenso wie ihr Gemahl, der Schöpfergott Chnum und ihre gemeinsame Tochter Anukis. Doch heute war es vor allem Satis, zu welcher Hatschepsut beten wollte. Ein Opfer und stilles Gebet für eine gute Überschwemmung waren bitter nötig. Noch viel mehr war nötig, wie der Priester ihr immer wieder versicherte, als sie endlich die Allee verließen und zwischen die Gebäude der Tempelstadt eintauchten, wo es ein wenig Schatten gab. Er wies auf die Statuen der Gottheiten neben dem Tempel, beklagte sich über die Brüchigkeit des verwendeten Steins für die Kornspeicher und deutete seufzend auf die gesprungenen Bodenplatten des Tempelvorhofs. Bevor der Priester zu weiteren Betteltiraden anheben konnte, hob Hatschepsut die Hand, und er verstummte endlich.

„Im Namen des Einzig Einen, des Herrn in Theben, verspreche ich dir, dass er den Tempel der Satis schmücken und reich beschenken wird. Aber nun ist es wichtig, ins Goldland zu reisen und die nubischen Minen zurück in den Schoß Kemets zu bringen. Von dort sollen die Segnungen für Elephantine fließen. Bis dahin erhofft sich der Herr allen Lebens die Gnade und Hilfe der Göttin.“

Der Kahlkopf des Priesters verbeugte sich schweigend, und Hatschepsut hoffte, dass sie deutlich genug gewesen war. Geradezu froh war sie, als sie endlich ohne Begleitung durch die Säulenhalle des Tempels trat und mit der Göttin im Allerheiligsten alleine war. Zugegebenermaßen war der Tempel nicht besonders groß und prunkvoll. Zierlose Steinquader und ein gestampfter Lehmboden waren das Heim der Göttin. Hatschepsut versprach sich selbst, Thutmosis darum zu bitten, der Göttin eine angemessenere Wohnstätte zu errichten, wenn sie nach Theben zurückkehrte. Satis schien sie trotzdem Willkommen zu heißen. Über der weißen Krone Oberägyptens und dem Antilopengehörn fiel mattes Licht in die Stille des Heiligtums durch Öffnungen im Dach und verlieh dem Allerheiligsten ein warmes und wohlwollendes Licht. Hatschepsut fiel auf die Knie und versuchte sich vor der Göttin auszustrecken, doch ihr Bauch war mittlerweile zu dick. Seufzend trat sie dem lächelnden Gesicht der Göttin entgegen und besprengte sie mit dem gesegneten Nilwasser, das der Priester ihr in einer Tonschale gegeben hatte. Dann sprach sie ihr Gebet. „Siehe Satis, ich stehe vor dir und bitte dich um Hilfe. Ich bin alleine. Der Pharao ist nicht an meiner Seite, so wie der Gott Chnum an der deinen ist, und mein Sohn ist noch nicht geboren. Sende meinem Land die segensspendenden Fluten des Hapi, damit ich für die Menschen sorgen kann. Meine Hände sind leer, doch sollten sie jemals gefüllt sein, will ich dir versprechen, dir deinen Teil zu geben und dein Heiligtum zu schmücken.“

Keine Wolke schob sich vor das matte Sonnenlicht, kein Laut war zu hören, nichts was Hatschepsut als Zeichen der Zustimmung oder Ablehnung Satis hätte deuten können. Aber sie hatte es versucht, ganz so, wie Senenmut es ihr geraten hatte. Setze einen Fuß vor den anderen, gib dein Bestes. Hatschepsut wusste, dass es wenig war, aber es war alles, was sie besaß. Mit einem letzten Blick auf das milde Gesicht der Göttin verließ sie das Allerheiligste.

Als sie aus dem Tempel trat, wartete ihre kleine Gefolgschaft an der Seite des Priesters bereits mit erwartungsvollen Blicken in der Hitze des Nachmittags. „Hat sie zu dir gesprochen, und wird sie den Hapi steigen lassen?“, wollte Ipu, vorlaut wie immer, sofort von ihr wissen und drängte sich an ihre Seite. Hatschepsut biss sich auf die Lippe und hasste sich selber für ihre Worte. „Satis ist Kemet gewogen“ antwortete sie, als wäre es selbstverständlich. Das Bernsteinauge Sarys schien zu glühen, und sein Gesicht, einstmals schön, jetzt entstellt von der leeren Augenhöhle und der Narbe, die sich um das Auge zog, schien sie spöttisch zu mustern. Er glaubt mir nicht, und er hat allen Grund dazu, mir nicht zu vertrauen. Hatschepsut sandte den Priester aus, den Wächter des Nilometers an einem Seil in den Schacht hinabzulassen und den Pegelstand an der aufragenden Säule in der Mitte des Schachtes abzulesen. Als sie den Mann wieder hinaufzogen, schüttelte er entschuldigend den Kopf. „Es sieht nicht gut aus, erhabenste Majestät. Ein paar Monde bleiben noch, wir können nur beten, dass die Göttin dich gehört hat.“

„Gebt den Pegelstand nicht bekannt, bevor ihr nicht die Anweisung aus Theben erhaltet“, wies Hatschepsut den Oberpriester an, der es ihr versprach. Die Hitze des Erntemonats Epiphi brannte auf sie hinunter, der Sand glühte durch die Sohlen ihrer Sandalen, und es wurde heißer, je länger sie südwärts ins Land vordrangen. „Senenmut, sorge dafür, dass wir bald weiter reisen können“, bat sie ihn und er verbeugte sich anstandslos und pflichtschuldig, als hätten sie nicht in jener Nacht am Ufer des Hapi gestanden und geredet, als wären sie vertraut.


Buhen, im zweiten Jahr der Herrschaft des Thutmosis Aakheperenre

Die hohen und unüberwindlichen Mauern Buhens lagen in einer fruchtbaren Ebene, und bildeten die nördlichste der Grenzfestungen, welche das Goldland durchzogen. Wie ein Bollwerk erhob sich die nördlichste Grenzfestung aus dem ansonsten kargen Umland. Hatschepsut sah hinauf zu den hohen Wehrmauern, die in der grellen Sonne buken, während sie von der Barke auf den Landungssteg trat, und fühlte sich verloren angesichts der Gewaltigkeit und der im Wind flatternden blauweißen Wimpel, welche die Oberherrschaft des Pharao über die Festung kundtaten. Diese riesigen Mauern waren nicht einzunehmen, egal wie viele Krieger des Goldlandes auch gegen sie anrannten. Verloren fühlte Hatschepsut sich auch, als ihr der Kommandierende der Festung mit einer Ehrengarde von zwanzig seiner Soldaten entgegentrat und sich vor ihr verneigte. Die Männer wirkten müde und lustlos, was mitunter an der sengenden Hitze liegen konnte, die auch Hatschepsut den Atem zu rauben schien. Sie buk die Mauern der Festung auf, in der sich Wohnhäuser, Tempel und auch die Garnisonen nah beieinander drängten. Innerhalb Buhens, so stellte Hatschepsut überrascht fest, erstreckte sich eine Stadt mit Tempeln, Marktständen, Bier- und Weinschenken und jedem Handwerk, das man in einer Stadt zu finden hoffte. Trotzdem waren die Händlerstände auffällig spärlich bestückt, und es wurde wenig gelacht oder geschwatzt, wie es sonst in den Straßen einer Stadt üblich war. Hatschepsut empfand Buhen als viel zu leise für einen Ort, an dem so viele Menschen lebten. Wie lange niemand mehr die schützenden Mauern Buhens verlassen hatte, wollte Hatschepsut nicht wissen. Die resignierende Trägheit in den Blicken der Männer verriet ihr, dass sie bereits seit Monden wie die Fliegen auf einem Haufen saßen und auf Unterstützung aus Theben warteten. Der Jubel, der an den Straßen versammelten Menschen fiel dementsprechend verhalten aus, und nur wenige Blüten wurden auf die sandigen Straßen geworfen, um das Eintreffen der Großen Königlichen Gemahlin zu feiern. Der Kommandierende lächelte gequält, während er Hatschepsut in den Schatten seines eigenen Hauses führte, wo seine träge Gemahlin vor ihr auf die Knie ging und den Begrüßungssegen sprach. Setep war ein untersetzter Mann mit dunkler Hautfarbe, wie sie die Menschen aus dem Süden besaßen. „Gesundheit, Leben und Wohlergehen der ewigen Majestät, Gottesgemahlin des Einzig Einen, der in Theben weilt.“

Diener geleiteten Hatschepsut und Ipu zu bequemen Stühlen und wiesen anschließend Senenmut und Sary Plätze in der Empfangshalle zu. Mäßig gekühlter mit Wasser verdünnter Wein wurde gereicht, und Hatschepsut fragte sich einmal mehr, wie lange keine Handelsbarken mehr nach Buhen gekommen waren.

„Ein Sendschreiben ist deiner Ankunft vorausgeeilt, in dem der Herr allen Lebens, er lebe, sei heil und gesund, mitteilen ließ, dass du mit fünfhundert Soldaten auf dem Weg hierher bist, um die Aufstände einzudämmen.“ Setep wartete nicht darauf, dass Hatschepsut ihm erlaubte zu sprechen. Obwohl er seine Gedanken zu verbergen versuchte, spürte Hatschepsut, dass er innerlich aufgebracht war. Seine Gemahlin erteilte derweil in einem Nebenraum hektische Anweisungen an ihre Dienerschaft, und Hatschepsut konnte aus Wortfetzen vernehmen, dass wohl vergessen worden war, ein Haus für die Große Königliche Gemahlin herzurichten. Seteps Stimme näselte derweil unangenehm, doch er fühlte sich beflissen, Hatschepsut weiter zu bedrängen. „Der Herr allen Lebens, er lebe, sei heil und gesund, schätzt in seiner unendlichen Güte die Lage im Goldland falsch ein. Fünfhundert Soldaten werden niemals genügen, und auch meine Soldaten sind mutlos und ohne Kraft. Ich hatte gehofft, dass der Einzig Eine, er lebe, sei heil und gesund, sich dieser Sache annehmen würde, und dass er mit Truppen erscheinen und meinen Soldaten Mut zusprechen würde, obgleich ich natürlich unsagbare Freude über die Ankunft der Großen Gottesgemahlin empfinde.“

Hatschepsuts Kopf schmerzte, und in ihren Schläfen hämmerte es. Forderungen, Entschuldigungen, ausweichende Reden und unzufriedenes Murren. Wann würde sie jemals etwas anderes zu hören bekommen? Hatschepsut sah auf ihre Füße, die ebenso geschwollen waren wie ihre Beine. Die Hitze des Tages war atemberaubend, aber vielleicht war es auch ihr mittlerweile kugelrunder Bauch, der ihr den Atem nahm. „Was ist mit der Leibwache meines zu Osiris gegangenen Vaters? Ist sie hier in Buhen?“

Die Augen des Kommandanten wichen ihr aus, und er kratzte sich verlegen unter seinem staubigen Harnisch. Anscheinend war er gerade erst vom Truppenübungsplatz gekommen, als Hatschepsuts Barken eintrafen. Niemand hier bemaß ihrem Erscheinen das geringste Gewicht!

„Das, was von ihnen übrig ist, Majestät. Nur wenige haben es geschafft, dreiundsechzig Männer, um es beim Namen zu nennen und die Hälfte von ihnen verletzt und nicht fähig zu kämpfen. Nun ja, du kannst zu ihnen sprechen, doch vielleicht solltest du erst ruhen.“

Es kostete Hatschepsut Mühe sich gerade zu halten und diesem Setep nicht zu zeigen, wie müde sie tatsächlich war. Ohnehin nahm er ihr Vorhaben kaum ernst, und seine unverschämten Blicke auf ihren Leib bezeugten das deutlich. „Ich werde sie zuerst anhören“, sagte sie fest und winkte den einäugigen Goldlöwen zu sich heran. Sein Bernsteinauge schien sie mit Verachtung zu strafen. „Sary soll mich begleiten.“ Sie wusste nicht, weshalb sie dies wollte; wahrscheinlich war sie es ihm schuldig, an seiner Seite in die Schlangengrube zu treten.“

Der Kommandant musterte Sary und kratzte sich dann das Kinn. „Dein Name ist Sary? Bist du der, der sich nach Theben durchgeschlagen hat?“ Seine Augen zeigten endlich so etwas wie Bewunderung, als Sary stumm nickte.

„Dann solltest du schnell zu deinem Bruder gehen, denn er fragt ständig nach dir.“

Hatschepsut und Sary zuckten beinahe gleichzeitig zusammen. „Er lebt? Ameni lebt noch?“, stieß Sary hervor, und Setep hob die Hände, als wolle er ein Raubtier davon abhalten, sich auf ihn zu stürzen. „Wenn man es Leben nennen möchte, dann ja.“

Sary hörte ihn nicht mehr. Er wandte sich um, begann zu laufen und achtete nicht darauf, dass er Hatschepsut zurückließ. Gerne wäre Hatschepsut einfach aufgesprungen und hinter Sary hergelaufen, doch sie erinnerte sich daran, dass sie das weder konnte noch durfte. Einem inneren Bedürfnis folgend griff sie nach Senenmuts Arm. „Begleite du mich, Senenmut. Ich muss ihn sehen.“

Senenmut erhob sich und stützte sie so gut er es vermochte. Setep bot ihr an, einen Tragstuhl holen zu lassen, doch Hatschepsut lehnte dankend ab. Was würden diese zornigen Männer denken, wenn sie wie eine goldene Statue vor sie getragen wurde, nachdem ihnen so viel Übel widerfahren war. Was würde Ameni von ihr denken! Als sie die engen Straßen Buhens durchschritten, musste Senenmut sie oft zügeln, da Hatschepsut ihre Eile kaum verbergen konnte. Er lebte! Hatschepsut schmolz bei diesen Worten beinahe der Rest ihres von der nubischen Sonne gequälten Verstandes. Sie fühlte sich langsam und gebrechlich wie eine alte Frau, als Senenmut sie an den Wohnhäusern der Soldaten vorbei führte, die sie unverhohlen und spöttisch musterten. Trotzdem ging sie weiter die sandige Straße entlang, widerstand dem Drang, einem Wasserträger die Schöpfkelle aus der Hand zu reißen und zu trinken. Dann endlich erreichten sie die Unterkünfte der Kranken. Hatschepsut musste verschnaufen, als sie in einen Hof traten, auf dem diejenigen der einst stolzen Leibwache ihres Vaters in den Ecken hockten, die keine schweren Verletzung besaßen. Hier warteten sie also und ließen die Tage teilnahmslos an sich vorüberziehen. Einige trugen noch ihre zerrissenen Schurze, wie zum Zeichen des Trotzes und um zu zeigen wer sie waren und welches Unrecht ihnen widerfahren war. Andere hatten sich von den Priestern einfache Gewänder geben lassen. Doch alle trugen die blauen Farben der königlichen Leibwache am Körper, ein Fetzen von ihrem Standartenwimpel, der sie als treue Gefolgsleute des Einzig Einen auswies. Hatschepsut war versucht den Blick zu senken, verbot es sich jedoch. Statt dessen atmete sie tief durch und ging auf die weit offen stehende Tür, die in das Haus der Kranken führte zu, aus dem ihr der unverkennbare Geruch von Blut, Schweiß und Fäulnis entgegen schlug. Wie ein todbringendes Maul klaffte sie ihr entgegen, und Hatschepsut bemerkte, wie Senenmut unvermittelt die Luft anhielt. Etwas stürzte ihr aus dem Innern des Lehmziegelhauses entgegen, nicht etwas – jemand. Sary. Sein verbliebenes Auge starrte wild vor Trauer und Schmerz, als würde er weder sie noch Senenmut sehen. Er prallte auf ihren geschwollenen Leib und schien von Sinnen, doch dann erkannte Sary sie schließlich.

„Ameni?“, brachte Hatschepsut krächzend hervor. Sary hob die Hände, als wolle er sie um ihren Hals legen. Dann besann er sich und krallte sie in seinen Schurz. „Er ist tot. Du bist wieder einmal zu spät gekommen, Gottestochter. Das Letzte, was er ohne seine Zunge lallte, war dein Name!“

Hatschepsut wich vor ihm zurück und wäre gefallen, wenn nicht Senenmuts drahtiger Leib direkt hinter ihr gewesen wäre. Ein leichter Schwindel schien über sie zu kommen, doch er verschwand so schnell, wie er gekommen war. Was redete Sary da? Und warum war Ameni gestorben, wenn er es bis hierhin geschafft hatte? Hatschepsut trat an Sary vorbei auf das klaffende Maul des Hauses zu. Senenmut hielt sie am Arm fest. Seine Stimme war leise, und seine Augen zeugten von Mitleid. „Nicht ... er ist tot, geh nicht da hinein.“

Sary trat erneut neben sie, wie um sie aufzufordern, es doch zu tun. „Geh nur hinein, Haatsch. Sieh selbst, was du ihm angetan hast. Du bist es ihm schuldig.“

Kurz sah Hatschepsut von einem zum anderen, starrte in Senenmuts nun wieder verschlossenes Gesicht und das hasserfüllte Auge von Sary. Sie hätte Senenmut vielleicht eine Erklärung geben sollen, weshalb Sary ihr so viel Schuld an Amenis Tod zusprach, doch sie vermochte es nicht. Senenmut schien für die Gefühle des Herzens wenig Verständnis aufzubringen – er war eher ein Mann der klugen Gedanken. Hatschepsut setzte sich in Bewegung und ließ beide Männer einfach stehen. Mutig tat sie einen Schritt vor den anderen, bis der Gestank von Fäulnis und Tod sie einhüllte.

Dunkelheit umfasste sie, doch nur so lange, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Husten und Stöhnen drangen von allen Pritschen und Liegen, auf denen die Verwundeten sich wälzten. Der Anblick des Elends zerriss ihr das Herz - ein vom Wundbrand verseuchtes Bein hier, ein zertrümmertes Leben dort, und ein überforderter Sunu sowie zwei Hilfspriester, die zwischen den Lagern umherliefen, Wasserschalen an aufgesprungene Lippen setzten und eitrige Verbände wechselten. In Hatschepsuts Herz trommelte und pochte es, doch sie ging weiter und bewegte sich wie im Traum durch das Leid und die Schmerzen der einst so stolzen Leibwache ihres Vaters. In einer Ecke, vor der einfallenden Sonne geschützt, entdeckte sie endlich Ameni, ausgestreckt auf einer Liege, und sie erkannte ihn an seinem Körper, der mager und ausgezehrt war, aber doch unverkennbar der Körper ihres Geliebten blieb. Doch so, wie sie ihn in der Erinnerung ihres Herzens bewahrt hatte, war er nicht mehr. Wo ist sein Gesicht? Wo sind die vollen Lippen, die mich geküsst haben und die weichen Augen, die mich angesehen haben? Wo sind sie? Hatschepsut starrte auf das tote Stück Fleisch, das dort lag, und suchte in ihm Ameni zu erkennen. Es gelang ihr nicht. Seine Zunge hatten sie ihm herausgeschnitten und seine Lippen abgetrennt, sodass eine bloße Reihe Zähne ihr verzerrt entgegengrinste. Die Nase war fort, an ihrer Stelle eine schwarz verfärbte schorfige Wunde, und die Augenhöhlen waren leer, von Fliegen umschwärmt. Hatschepsut hielt sich die Hand vor den Mund und presste die andere auf ihren Leib. Dann barst etwas in ihr, ein heißer Schwall Flüssigkeit schwappte auf den Boden zwischen ihre Beine, und ihr Becken wurde von einem Steinschlag erschüttert. Sie fiel auf die Knie und fuhr hoch, als ein Speerstoß ihren Rücken durchfuhr, nur um kurz darauf wieder nach vorn zu fallen. Das ist also mein Ende, dachte sie traurig. Der Goldlöwe ist mir nachgeschlichen und hat mich mit einem Speer durchbohrt – und er tut Recht daran! Es wurde dunkel um sie herum, und die Sterne tanzten am Himmelszelt, obwohl es gerade noch helllichter Tag gewesen war. „Vater“, flüsterte Hatschepsut. „Warte auf mich, gleich bin ich bei dir.“


Ihr Leib war ein einziger Schmerz, zerrissen von tausend Qualen, die sie in die Unterwelt hinabzuziehen versuchten. Warum tut es weh? Sollte nicht der Schmerz vergangen sein und ich neben meinem Vater in der Himmelsbarke fahren? Hatschepsut riss die Augen auf und sah in das dunkelhäutige und schweißüberströmte Gesicht einer nubischen Frau, das zwischen ihren gespreizten Schenkeln auftauchte. Die fleischigen Backen blähten sich vor Anstrengung, während sie mit wenig sanften Bewegungen Hatschepsuts Leib knetete, und die winzigen Augen, die in dem massigen Gesicht zu verschwinden schienen, musterten sie ohne jede Ehrerbietung. „Sie ist wach geworden, den Göttern sei Dank. Mach schon, du Tochter eines Gottes – hilf der alten Masali etwas! Ein Kind findet nicht alleine den Weg ins Leben!“

Hinter der Nubierin tauchte ein anderes, Hatschepsut vertrautes Gesicht auf. Ipu, auf ihren Wangen hektische Flecken, die Augen vor Zorn und Überraschung blinzelnd. „Wie redest du mit der Gottesgemahlin, du elende alte Vettel? Sie ist deine Königin!“

Die Alte gab sich unbeeindruckt, während sie Ipu mit einer einzigen unwirschen Handbewegung zur Seite schob. „Meine Königin ist sie nicht und wird sie niemals sein – und deine auch nicht mehr, wenn sie nicht endlich anfängt zu pressen.“

„Du verlierst deinen Kopf für deine unverschämten Worte, du Tochter eines Mastschweins!“ Ipu war außer sich vor Zorn und drängte sich an der Alten vorbei.

Geschrei, Gezänk und dieser alles zerreißende Schmerz! Noch niemals war Hatschepsut sich so bewusst gewesen, dass sie lebte. Ihr Kind wollte geboren werden und das mit einer Gewalt, dass es nur ein Knabe sein konnte – der Falke im Nest! Sie fuhr hoch, als ihr das bewusst wurde, und helfende Arme ergriffen sie sogleich unter den Achseln. Sie zogen Hatschepsut vom Lager, auf dem sie gelegen hatte, hinunter auf den Boden und zwangen sie, sich breitbeinig über ein Tuch zu hocken. Zwei nubische Mädchen, die der Alten halfen, hielten sie in dieser demütigenden Haltung gefangen, als wären ihre Hände aus hartem Granitstein und straften damit ihr dürres Äußeres Lügen. Weitere Hände, von denen Hatschepsut nicht hätte sagen können, woher sie kamen, zogen ihr das mittlerweile blutbefleckte Leinenkleid über den Kopf, und dann zog der nächste Schmerz durch ihren Rücken hinein in den Unterleib. War das ihre Stimme, die da schrie und fluchte wie eine Fellachin? Ahmose wäre vor Schreck in Ohnmacht gefallen. Erneut tauchte Ipus Gesicht vor dem ihren auf, ängstlich und doch froh und wurde mit zornigem Grunzen von der Dunkelhäutigen beiseitegeschoben, die grinsend Hatschepsuts Wangen zwischen ihre dicken nach Zwiebeln und irgendetwas anderem riechenden Finger nahm. Hatschepsut wurde übel vor Schmerz und dem Gestank.

„Jetzt, mein schlaffes Goldentchen. Na los, hilf deinem Kind etwas!“

Sie dachte nicht weiter über die Worte der Nubierin nach, wollte nur, dass der Schmerz endlich aufhörte. Hatschepsut spannte die Muskeln an und presste sich die Eingeweide aus dem Leib, bis das Kind endlich den Weg aus ihrem Leib gefunden hatte. Ipu schrie, die Nubierin stöhnte erleichtert auf, und Hatschepsut fiel zusammen wie ein Sack Getreide, als die erbarmungslosen Hände sie endlich losließen.

„Der Horus im Nest ist geboren“, vernahm sie Ipus aufgeregte Stimme immer wieder, und dann die der Dunkelhäutigen. „Ein Mädchen, zu früh geboren und schwach. Ob sie lebt oder stirbt, mögen die Götter entscheiden!“

Sie wurde wieder aufgehoben, grob zurück auf das harte Lager gelegt und ihre Blöße mit einem Leinentuch zugedeckt. Hatschepsuts Kopf schien zu zerspringen und ihr Unterleib ein Schlachtfeld zu sein, aber dann besann sie sich und streckte die Arme aus. „Gib sie mir!“, wies sie die Schwarze an, die den wimmernden Säugling in ihre Arme legte. Hatschepsut betrachtete erstaunt das winzige Geschöpf, das ihre Tochter war. Augen, Nase, Mund, zehn Finger und zwei Füßchen – alles war vorhanden, und schwarzer Haarflaum klebte auch auf dem noch blutverschmierten Köpfchen. Hatschepsut hob den Kopf und herrschte die Dunkelhäutige an. „Sie ist die Erbprinzessin von Kemet, und sie wird leben, meine Tochter Nofrure.“

Die Schwarze hob die Brauen und schüttelte den Kopf über soviel Sturheit. Dann hob sie die Hände in einer abwehrenden Geste. „Meinetwegen“, gab sie wenig beeindruckt zu und verließ dann grußlos den Raum, um zu beweisen, wie wenig diese Königin ihr Angst zu machen vermochte. Ipu kam zu Hatschepsut und setzte sich neben sie auf das Lager. Ihre hektischen Flecken wichen langsam, aber ihre Augen waren betrübt. „So klein ist sie und zu früh geboren, fast einen ganzen Mondumlauf ... und dann noch ein Mädchen. Ach, Haatsch, es tut mir so leid.“

Mir tut es nicht leid, dachte Hatschepsut, während sie das kraftlose Kind vorsichtig im Arm hielt und an ihre Brust legte, wo es sofort zu trinken begann. Nur einmal würde Hatschepsut ihre Tochter selbst stillen, denn die mu besa – die erste Milch des Schutzes nach der Geburt, war wichtig für das Überleben eines Kindes. Nur wenige Säuglinge, welche die Milch nicht erhalten hatten, überlebten länger als ein paar Tage. Sie gab Nofrure nach dem ersten Stillen nur ungern an eine nubische Amme weiter, während Ipu die zwei dunkelhäutigen Mädchen anwies, die Nabelschnur zu durchtrennen und eine Binde über den Bauch der Mutter zu legen. Sie bestand wie ein Kommandant darauf, den Leib der Gottesgemahlin selbst zu säubern, da diese bereits genug schmutzige Hände an ihrem göttlichen Leib hatte erdulden müssen. Hatschepsut war ihr dankbar, doch innerlich war es ihr fast einerlei. Amun hatte ihr eine wunderschöne Tochter geschenkt, an etwas anderes konnte sie kaum denken. Ipu zwang Hatschepsut, ein Gebräu aus Sellerie zu trinken, damit es die Schmerzen im Bauch vertrieb, und duldete auch keinen Widerspruch, als Hatschepsut sich beschwerte, dass es schmecken würde wie Katzenurin. Trotzdem ließ Hatschepsut all dies über sich ergehen, ohne Nofrure aus den Augen zu lassen, die mittlerweile im Arm der Amme eingeschlafen war. Als endlich die Priester erschienen waren, ihren Raum mit Weihrauch gesäubert und Schutz bringende Amulette um den Hals von Mutter und Tochter gelegt hatten, ließ sie sich Nofrure in den Arm legen. Hatschepsut wusste, dass schon bald ein Bote nach Theben aufbrechen würde, um Thutmosis die Nachricht zu überbringen, dass seine Große Königliche Gemahlin nicht den erhofften Thronfolger geboren hatte. „Hol mir Senenmut“, wies sie Ipu an und streichelte den Kopf ihrer Tochter.


Senenmut lehnte an der Wand seines bescheidenen Raumes, den er von Setep zugewiesen bekommen hatte, und spürte sein Herz hart gegen seine Rippen schlagen. Was hatte ihm der zu Osiris gegangene Einzig Eine da nur zugemutet, indem er ihn so rückhaltlos an Hatschepsut gebunden hatte. Er hatte den Göttern einen Schwur geleistet, jedoch nicht geahnt, welche Ausmaße dieser Schwur auf sein Leben und sein eigentlich zufriedenes Gemüt haben würde. Hätte Senenmut gewusst, weshalb die Gottesgemahlin ihn heute zu sich gerufen hatte, wäre er nicht zu ihr gegangen. Er hätte sich geweigert und sich unter den Soldaten versteckt, bis sie von ihrem unsinnigen Vorhaben Abstand nahm und zur Besinnung kam. Sie war verwirrt, und wahrscheinlich hatte der überforderte Sunu der Grenzfestung, welcher derart hohen Besuch ansonsten wohl kaum behandeln durfte, ihr einen Trank aus Bilsenkraut oder Mohnsaft gegeben, der ihr die Sinne verdrehte – mit all diesen Ausreden versuchte Senenmut, sich ihr Verhalten zu erklären. Dann seufzte er und erlaubte sich ein bitteres Lächeln. Er kannte die Wahrheit – Hatschepsut war nicht betäubt vom Mohnsaft, wie ihre Mutter Ahmose und auch nicht verwirrt und gedankenlos wie ihr Bruder ... Hatschepsut war klug!

„Senenmut ... „ hatte sie gesagt, während sie ihre schlafende Tochter im Arm gehalten hatte und ihn mit ihrem Katzengesicht angesehen. „Warum hast du keine Familie?“

Ihre Frage hatte ihn verwirrt, und gleichzeitig war sie ihm unangenehm. Senenmut sprach nur mit wenigen Menschen über persönliche Dinge, und er hätte sich gerne einer Antwort verweigert. Sein Vater war vor einigen Nilschwemmen gestorben, seine Mutter Hatnofret lebte noch in Armant, ebenso wie seine Brüder und Schwestern. Er liebte sie alle, doch je näher er dem Thron gekommen war, desto fremder waren sie ihm geworden. Sie hatten niemals darum gebeten, dass er ihnen höhere Bildung oder Ämter im Palast verschaffte. Zweimal im Jahresumlauf besuchte Senenmut sie, und es waren freundliche, jedoch belanglose Besuche, bei denen niemand so recht etwas mit dem zu Ehren gekommenen Sohn und Bruder anzufangen wusste. In jedem Jahr, wenn das Schöne Fest des Tals gefeiert wurde, ging er mit ihnen zum Grab des Vaters und vollzog die Opfer, wie es sich für einen guten Sohn gehörte. Danach gingen sie wieder getrennte Wege. Senenmuts Leben hatte dem Einzig Einen gehört, und er war zufrieden damit gewesen und hatte nichts vermisst - zumindest nicht oft, und das hatte er Hatschepsut wahrheitsgemäß geantwortet.

Da hatte sie ihn einfach überrumpelt, ihr Kind in seinen Arm gelegt und gesagt: „Meine Tochter braucht einen Erzieher, der ihr beisteht. Ich möchte, dass du das sein wirst, und verleihe dir den Titel Erzieher der Erbprinzessin Nofrure.“

Senenmut hatte unmissverständlich ablehnen wollen und sich mit freundlichen jedoch klugen Worten aus der Verantwortung ziehen - ebenso klug, wie sie ihn in diese Verantwortung zu drängen gedachte. Wie eine Katzenmutter hatte sie ihm ihr Junges zu Füßen gelegt, weil sie nicht wusste, wohin sie es sonst hätte tragen sollen oder wo sie es sicher hätte verstecken können - und ebenso klug wie eine Katzenmutter hatte sie es geplant. Senenmut schüttelte den Kopf über so viel Hintertriebenheit. Dies würde ihn ein für alle Mal zu ihrem Verbündeten machen und ihn an den Palast fesseln. Das letzte Vertrauen ihres Brudergemahls, der ihm ohnehin nie wirklich getraut hatte, wäre zerstört, wenn er sich von Hatschepsut mit einem derart hohen Amt beschenken ließ. Schlimm genug, dass Senenmut der Freund seines Vaters gewesen war, doch wenn er nun seiner Schwestergemahlin Hatschepsut und der Erbprinzessin nahe stand, wäre Thutmosis Misstrauen größer denn je. Und Hatschepsut dachte noch weiter - Senenmut müsste sie und ihre Tochter schützen, da ihr Untergang auch den seinen bedeuten würde. Ach, er hätte zornig sein sollen, und er war es auch gewesen. Nun musste er den Traum von einer eigenen Familie und dem Rückzug vom Hof endgültig hinter sich lassen. Doch als er das schwache und schutzlose Kind in seinem Arm gehalten hatte, ein Stück Familie, das er nie besessen hatte, war sein Zorn verraucht und er hatte der Versuchung nicht widerstehen können. Wie hätte er sich diesem kleinen Geschöpf entziehen können, das in so unsichere Zeiten geboren worden war und dessen Vater zu schwach war, ihm Schutz zu bieten. Hatschepsut hatte erfreut gelächelt, denn sie war klug genug, seine Gefühle zu erkennen, als er das Kind in den Armen gehalten hatte. Senenmut hatte der kleinen Erbprinzessin einfach nicht widerstehen können, ebenso wenig wie er ihrer Mutter widerstehen konnte. Senenmut trat an die Fensteröffnung der Unterkunft und starrte hinaus in die flirrende Hitze. Er spürte augenblicklich, wie sein Magen sich zusammenzog, da er den Gedanken, den er nicht zulassen wollte, nun endlich zu Ende gedacht hatte. Ihm wurde mit einem Male klar, was ihn so sehr Abstand halten ließ von dieser jungen Gottesgemahlin, deren Vater er so freimütig hatte begegnen können. Er, der kühle und kluge Denker, Senenmut, der Besonnene, fühlte sich von der Gottesgemahlin angezogen in einer Art, wie es nicht sein durfte. Und das in seinem Alter, wo er hätte klug sein sollen und über derartige Überschwänglichkeiten der Jugend erhaben. Er war es nicht! Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Er war wie von Sinnen, wenn er sie ansah, und in seinem Herz erklang, ohne dass er es wollte, ein Liebeslied, welches er in seiner Jugend für die Tochter eines Schankwirtes gesungen hatte, bevor er sie verlassen hatte und in den Dienst des Einzig Einen getreten war.

Sie ist süß wie die LiebeSüß ist die Liebe des Königs zu ihrSüß ist die Liebe der Männer zu ihr,Sie ist die Herrscherin der Liebe, erste aller FrauenEine Königstochter , süß wie die LiebeDie schönste aller Frauen …

Ein Mädchen wie man es nie sahSchwarz war ihr Haar, dunkler als die Nacht …

Senenmut sah hinaus in den Himmel, in dem Re sich bereit machte von Nut verschlungen zu werden und seine Nachtfahrt zu beginnen. Vögel zogen vorbei, erhoben sich über die Mauer der Festung von Buhen und flogen davon mit freiem Herzen und ohne Reue zu empfinden. Die Priester begannen ihre Stundengesänge, und es hätte ein Tag wie jeder andere sein sollen. Doch das war er nicht. Im Goldland tobte ein Aufstand der Fürsten, während in seinem Bauch Schmetterlinge umherwirbelten, die ihn keinen klaren Gedanken fassen ließen, solange er in ihrer Nähe war. „Anen, mein alter Anen! Wenn du mich jetzt sehen würdest, wie sehr würdest du mich auslachen. Du bist alt, aber ich bin ein alter Narr!“


Hatschepsut fühlte sich steif und ungelenk wie eine alte Katze, als sie von Ipu gestützt den Raum verließ, in dem sie ihre Tochter geboren hatte. Ein Lager voller Schmerzen und Glück hatte sie hier gefunden, doch das war eine Woche her, und die Sorgen zerrten sie unbarmherzig auf die Beine. Natürlich war Ipu anderer Ansicht, aber wie hätte Hatschepsut sich den verlockenden Einwänden ihrer Dienerin hingeben können. Die Männer warteten ausgehungert in diesem elenden kleinen Hof, auf dass sie einen Schuldigen fanden, an dem sie ihren zornigen Hunger stillen konnten. Hatschepsuts Bauch war leer, ihre Tochter zwar schwach, doch die Milch der nubischen Amme nahrhaft genug - Nofrure wurde von Tag zu Tag kräftiger. „Eine nubische Amme, Haatsch!“, hatte Ipu mit aufgerissenen Augen geschrien, doch dann zugeben müssen, dass die Milch dieser dunklen Frauen des Goldlandes Nofrure nährte, als wäre sie von Hathor selbst gesäugt worden. Hatschepsuts übervolle Brüste hingegen schmerzten, und ihre eigene Milch stockte und versiegte. Aber das würde vergehen. Wenn sie ihre Tochter ansah, wusste sie, dass Nofrure allen Schmerz dieser seltsamen Geburt wert war.

„Sie ist bezaubernd, Haatsch ... aber nur eine Tochter. Ein Bote ist bereits mit einem Sendschreiben nach Theben aufgebrochen, um es dem Palast zu verkünden. Was glaubst du, werden Mutnofret und Isis tun? Sie werden ein Fest feiern, und ich fürchte um dich, wenn du nach Theben zurückkehrst. Sie werden alles daran setzen, dass es dort keinen Platz mehr für dich gibt!“ So redete Ipu jeden Tag und drängte sich in ihre glücklichen Gedanken, bis nichts mehr von ihnen übrig zu sein schien - Hatschepsut war des maßlosen Leidens ihrer Dienerin überdrüssig. Und doch hatte Ipu recht! Nun, da sie ihr Lager, die letzte Zuflucht vor der Wahrheit verlassen hatte, wusste Hatschepsut, dass sie weiter gehen musste – Schritt für Schritt, wie Senenmut gesagt hätte, wenn er nicht ihre Nähe gemieden hätte wie ein Schakal die Menschen. Was hatte sie nur an sich, dass die Männer sie mieden, als trüge sie Pusteln und Beulen im Gesicht. Zürnte Senenmut ihr, da sie ihm ihr goldenes Kind in die Arme gelegt hatte? Du armer einsamer Mann. Wie hat der Anblick Nofrures dein so gut gehütetes und verschlossenes Herz erschüttert. In ihrem Herzen lächelte sie jedoch über diesen scheinbar lebenserfahrenen Mann, dessen geordnete Welt nun über ihm einzustürzen schien, als wäre das Firmament über seinem Kopf geborsten.

Hatschepsut traf die Hitze auf den Straßen der Festung, als hätte Amun selbst ihr ins Gesicht geschlagen. Geh endlich deinen Weg – ein Schritt vor den anderen, schien er sie zu tadeln, und Hatschepsut krallte sich an Ipus Arm, um nicht gleich wieder umzukehren. Es ging auf die Zeit der Überschwemmung zu, aber hier, am Ende der Welt, gab es nur Sand und Staub und Wüste. Dabei war Buhen nach Aussagen Seteps der letzte Posten ägyptischer Ordnung. Hier gab es Tempel, in denen Opfer dargebracht wurden und sogar ein paar Gärten, die gewässert und gepflegt wurden. Was Hatschepsut erwarten würde, wenn sie tiefer in das Goldland vordrang, mochte sie sich kaum vorstellen. Schon begann sie die schwarze Erde Kemets zu vermissen, die Papyrusstauden am Ufer des Hapi, die trägen Nachmittage auf ihrer Sonnenterrasse, und das bunte Treiben in Thebens Straßen. Amun mochte ihr Kraft verleihen, denn sie musste weiter und diesen einmal eingeschlagenen Pfad bis zum Ende gehen, wenn sie darauf hoffen wollte, in ihre Heimat zurückzukehren! Sie fühlte sich tatsächlich wie eine müde Katze ... Hatschepsut, mein Kätzchen ... fielen ihr die Worte ihres Vaters ein, der versäumt hatte ihr zu sagen, dass auch Kätzchen steifbeinig und ungelenk werden konnten. Ihr Unterleib, noch immer wund von der Geburt, wollte nicht, dass sie hier draußen auf den sandigen Straßen herumlief, aber Hatschepsut biss die Zähne zusammen und ließ sich von Ipu zu den behelfsmäßigen Unterkünften der ehemaligen Leibwache ihres Vaters führen. Diejenigen, die auf dem Weg der Besserung waren – ihre Herzen musste Hatschepsut gewinnen. Ihre Blicke schweiften zweifelnd hinüber zum Haus des Setep, in dem Senenmut Räume bezogen hatte. Sie könnte ihn rufen lassen und fordern, dass er ihr beistand. Mit einem inneren Seufzen entschied sie sich dagegen – wie sollte eine Gottestochter jemals die Achtung derer gewinnen, die von einem Gott enttäuscht worden waren, wenn sie es nicht einmal schaffte, ihnen alleine entgegenzutreten?

„Nicht so schnell, Haatsch. Du benimmst dich, als wären die nubischen Krieger hinter dir her.“ Ipus Blicke waren missbilligend, und obwohl Hatschepsut kaum erhoffte jemals etwas zustande zu bringen was Ipus Billigung erfahren würde, beschloss sie, langsamer zu gehen. Sie sind ja auch hinter mir her, beschwerte Hatschepsuts Herz sich voller Unruhe. Sie und Isis und Mutnofret und vielleicht auch mein schwacher Bruder, der jetzt, wo ich weit fort bin, ihrem vernichtenden Gift ausgeliefert ist. Viel Zeit würde ihr nicht bleiben.


Der Hof, von dem sie bewusstlos unter den Augen der Soldaten heruntergetragen worden war, als die Wehen eingesetzt hatten, schien ihr unfreundlicher denn je. Ameni, der für sie gesprochen und ihr Verständnis geschenkt hätte, war nicht mehr hier. Sein Leib lag in einer Kiste mit Natron und fuhr auf einer Barke gen Theben, um dort im Schönen Haus für sein Weiberleben vorbereitet zu werden. Sie selbst hatte es sofort nach der Geburt Nofrures veranlasst und ihre Reiseschatulle geöffnet. Großzügig hatte sie Gold in Sarys Hände fließen lassen, um Ameni eine gute Bestattung zu ermöglichen. Hatschepsut wusste, dass es eine erbärmliche Bestechung für ein verschwendetes Leben war und für Sary kein Trost. Sie hätte Sary in Gold aufwiegen lassen können – er hätte ihr nicht verziehen. Aber Sary hatte die Lippen zusammengepresst und ihr Gold angenommen. Es hatte Hatschepsut nicht geholfen, sich besser zu fühlen, denn zu welcher Zeit wären Schuld und Leid jemals mit Gold zu begleichen gewesen? Sie wusste es, Sary wusste es, und die anderen, die einstigen Verschworenen, wussten es ebenfalls. Hatschepsuts Herz pochte und hämmerte, als sie in die teils vernarbten teils elenden Gesichter derjenigen sah, die mutlos und kraftlos in diesem Hof saßen. Sie schmolzen – alles an ihnen schmolz dahin und versickerte im Sand – ihre Herzen, ihr Mut und ihr Lebenswillen, sie zerklumpten zu schwarzem Brennharz, härter als Granitstein. War es bereits zu spät? In ihren Augen konnte Hatschepsut nichts erkennen, was vielleicht einmal menschlich gewesen wäre. Trotzdem wusste sie, dass sie zu ihnen sprechen musste, denn sie erwarteten es. „Ich bin gekommen, um das Unrecht zu sühnen, das an euch begangen wurde und um Kemet das zurückzugeben, was mein zu Osiris gegangener Vater erkämpft hat.“

Jetzt lachten sie, aber es klang trocken wie die Wüste. Einige von ihnen legten sich nieder wo sie waren, als hätten sie nur auf Hatschepsuts Worte gewartet, um endlich sterben zu können. Der Schweiß brach ihr aus den Poren und ihr Leib schmerzte immer stärker, obwohl sie glaubte, dass kein Schmerz dem derjenigen gleichkam, die vertraut hatten und betrogen worden waren. Vertraut mir, bei Amun! „Ich weiß, dass ihr glaubt, es ist nichts wieder gut zu machen, aber ich bin gekommen, um es trotzdem zu tun. Ich bin zu euch gekommen! Nicht war ich mir zu schade, mein Kind in einer Soldatenfestung zu gebären, noch bin ich zu stolz, den Weg mit euch zu gehen, der nun einmal beschritten werden muss. Wollt ihr denn, die ihr für meinen zu Osiris gegangenen Vater gestorben wäret, dass das Opfer derjenigen, die starben, vertrocknet, wie Wasser in der Wüste?“

Keiner von ihnen sah auf oder schien ihr zuzuhören. Stattdessen verachteten und verhöhnten sie Hatschepsut mit ihrem Schweigen. Verzweiflung drohte die Hoffnung in ihr niederzuringen. Amun, mein göttlicher Vater. Lege mir Gold auf die Zunge, auf dass ich die Wahrheit spreche, die ihre Herzen öffnet!

Ipu zog gleich einer Löwenmutter an ihrem Arm. Eine Gottesgemahlin musste sich das nicht zumuten. „Lass uns gehen, Haatsch! Sie werden nicht auf dich hören.“

Noch einmal suchte Hatschepsut ihre Blicke und versuchte durch die undurchdringlichen Mauern zu spähen, hinter denen all jenes lag, was sie zu lebenden Menschen und zu Söhnen des schwarzen Landes gemacht hatte. Als noch immer keiner von ihnen aufblickte, gab sie schließlich Ipus Drängen nach. Ipu zog und zerrte an ihrem Arm, fort ... fort von hier, du bist Amuns Tochter, schien sie ihr klarmachen zu wollen, doch dann bahnte sich etwas anderes in Hatschepsut seinen Weg, ein Gefühl so glühend und übermächtig, dass sie stehen blieb und ihren Arm von Ipu losriss. Hört endlich auf, an mir herumzuzerren! Was hatte sie eigentlich getan, dass diese Männer sie derart verachteten? Einen von ihnen geliebt, mit dem Herzen und dem Leib und einem Gemahl ein Kind geboren, den man ihr ausgewählt hatte. Nicht nur sie trugen Wunden vom Schlachtfeld davon, auch ihr Leib war eine einzige Wunde, von dem gleichen Mann geschlagen, den sie verachteten – auch sie war nicht gefragt worden, ob sie ihr Schicksal erfüllen wollte! Hatschepsut wandte sich erneut zu ihnen um, und ihre Stimme war nun ihrerseits voller Zorn und Verachtung. „Seht euch an! Ihr seid verletzt von dem Unrecht, das euch widerfahren ist, da der Horussohn euch schändlich behandelt! Und ihr lastet es mir an ... aber ich bin zu euch gekommen, obwohl in Theben viele sind, die mich ebenso vertreiben wollen wie euch. Was mich erwartet, wenn ich zurückkehre, lege ich in Amuns, meines göttlichen Vaters Hände. Aber ich werde nicht hadern um meinetwillen, und ich befehle euch im Namen des großen Gottes auf Erden, der mein Vater war, dass ihr euren Teil beitragt, die Maat im Goldland wieder herzustellen.“

Einige von ihnen sahen endlich auf, nicht überzeugt und auch nicht bestärkt, aber doch überrascht, da die Wut und Gewalt der Worte etwas war, das sie kannten – etwas, das ihnen vertraut war und sie daran erinnerte, dass jemand sie mit starker Hand geführt hatte. Hatschepsut war verwirrt, da sie auf einmal in aufmerksame Gesichter blickte. War es das, was sie brauchten? Soldatensprache und Befehle? Aber ja, denn das Schweigen eines kraftlosen Mannes hatte sie erkranken lassen. Hatschepsut, die endlich die Zunge der Soldaten zu verstehen begann, ließ ihnen keine Zeit wieder zu erschlaffen. „Ich bin die ungeliebte Gemahlin meines Bruders, die nicht weniger zu fürchten hat, als ihr! Aber ich gebe mein Bestes!“ Nicht betteln, gib ihnen Klarheit, wo sie sich verloren haben. Nun, so beschloss Hatschepsut, sollten sie Grübeln, ihren Weg aus der Dunkelheit allein finden, und dann wäre sie zur Stelle, um sie zu führen. Hatschepsut ging, ohne sie noch einmal anzusehen, und selbst Ipu wagte nicht, ihr Missfallen zu äußern. Was nutzte es, auf eine Herde von Ochsen einzureden, wenn sie nur die Sprache des Pfluges verstanden. Eine Stimme wurde hinter ihr laut, krächzend und rostig, als wäre sie lange nicht gebraucht worden - und spöttisch, aber nicht ohne Kraft. „Und was willst du tun, Gottesgemahlin? Dich auf einen Streitwagen stellen und mit uns gegen die Fürsten des Goldlandes ziehen?“ Müdes Lachen folgte den Worten, in das immer mehr Stimmen einfielen, auch sie rostig und ungelenk. Ein letztes Mal wandte Hatschepsut sich um und sah sie alle an, wie sie dort saßen, so selbstgefällig wie Greise. „Ja, das will ich tun!“

Sie griff nach Ipus Arm, ebenso fordernd und drängend, wie die Dienerin es sonst bei ihr zu tun pflegte, sodass dieser ein überraschter Aufschrei entfuhr. Und dieses Mal führte Hatschepsut ihre Dienerin fort, als wäre es niemals anders gewesen.


Sary presste das verbliebene Auge zu und lehnte den Kopf an die Wand. Es stank im Haus der Kranken, es stank nach Tod, nach Fäulnis und Verwesung. Obwohl der Leib seines Bruders schon längst auf einer Barke Richtung Theben fuhr, konnte er noch immer den Gestank des Todes riechen. Diejenigen, die hier lagen, zu denen sie nicht gesprochen hatte, sie verfaulten bei lebendigem Leib. Der eine am Stumpf seines Beines, dem anderen krochen Fliegen aus den rot und schwarz verfärbten Ohren ... es war eine Fäulnis so allumfassend, wie die ihrer Worte. Sary hatte sie gehört, verborgen im Schatten des Hauses, und er hätte ihr die Nase abschneiden mögen wie einer gewöhnlichen Ehebrecherin – dieser überheblichen Gottestochter, die ihren Schmerz mit dem seinen zu vergleichen wagte. Was hatte sie verloren - nicht ihr Auge, nicht ihren Bruder, nichts was von vergleichbarer Bedeutung war! Ihr Leib würde dereinst unversehrt zu den Göttern gehen, während Ameni blind, stumm und taub vor ihnen erscheinen musste. Als stünde sie vor ihm, krachte Sarys Faust gegen die Lehmziegelwand, das der Kalk absplitterte. Der überforderte Sunu sah ihn vorwurfsvoll an, wagte aber nicht, ihn zu tadeln. Nur ein Funke von einem Tadel, nur ein Wort hätte in diesem Augenblick ausgereicht, und Sary hätte seinem schwelenden Hass erlaubt sich zu entfesseln wie Sachmet, die zornige Löwin. Er hatte Ameni gesehen oder das, was von ihm noch übrig gewesen war, und seitdem wünschte Sary sich noch inbrünstiger, diese Frau mit seinen eigenen Händen zu töten und ihr Herz den Krokodilen vorzuwerfen. Schon vernahm er die Stimmen der Männer vom Hof, die zu zweifeln begannen und sich zu fragen, ob es denn nicht erbärmlich wäre hier im Staub zu hocken, wenn sogar eine Frau den Mut aufbrachte, sich auf einen Streitwagen zu stellen. Immerhin würde ihre Verweigerung auf der Waage des Totengerichts schwer wiegen, wenn sie vor Osiris traten. Sary hätte zu ihnen gehen wollen und sie anschreien. Seht ihr denn nicht ihr dummen Fellachen, dass es schon wieder geschieht? Jeden von euch wird sie in den Tod treiben, wie sie es mit Ameni getan hat! Aber Sary ging nicht zu ihnen, und er schrie sie nicht an – Sary schwieg, denn das süße Gift der Gottestochter tat bereits seine Wirkung. Er würde die armen Verblendeten nicht umstimmen können, dafür kannte er Haatsch zu gut – was sie wollte, bekam sie! Also musste er sich besinnen und damit beginnen Sinn zu suchen, wo er keinen zu finden glaubte. Mit Gewalt bezwang er seinen Zorn und fasste einen Entschluss. Wenn sie den Tod im Goldland suchten, würde er mit ihnen gehen. Was bedeutete ihm sein Leben, da er ebenso Schuld trug an Amenis Tod wie Haatsch. Vielleicht wollte Amun es so und Month und sogar die rasende Sachmet. Vielleicht forderten alle Götter Ägyptens sein Leben, weil er das seines Bruders geopfert hatte, um feige den eigenen Leib zu retten. Im Goldland, so wusste Sary, gab es viele Gefahren, die den Tod verhießen ... für ihn und auch für eine goldene Hure, die von einem lebenden Gott gezeugt worden war. Sary atmete tief durch und straffte die Schultern. Oh ja, es gab viele Gelegenheiten zu sterben, und der Tod würde Hatschepsut begleiten und sie aus Sarys verbliebenem Auge beobachten. Er würde eine Gelegenheit finden, sie zu töten! Danach – wenn alles getan war und wenn Sachmets Blutdurst gestillt wäre – würde er sein feiges Leben mit eigener Hand beenden und sein Herz bereitwillig von Ammit verschlingen lassen.

Hatschepsut. Die schwarze Löwin

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