Читать книгу Briefe an Lisa - Björn Haid - Страница 8

Kapitel 4 Erste Liebe

Оглавление

„Was machst du hier?“ fragte mich eine Stimme, dicht hinter mir.

Erschrocken drehte ich mich um und sah das wunderschönste Wesen, das ich in meinem ganzen bisherigen Leben je gesehen hatte.

Doch ich konnte nicht antworten, vielmehr entkam mir nur ein Husten, oder etwas Sonderbares in der Art.

„Wer bist du?“ fragte das Mädchen mit den pechschwarzen, schimmernden glatten Haaren hinter mir.

Noch immer konnte ich keine akkurate Antwort liefern, auf eine so einfache Frage.

Ich starrte sie nur an, sitzend im Eingang eines Hauses, das ich nicht kannte.

Als ich ihr Lächeln sah und ihre wunderschönen weißen Zähne zum Vorschein kamen, verspürte ich erste Erleichterung.

Die Gedanken, die mich während meines Trauerlaufs begleitet hatten schienen in einem Moment verfolgen.

Nicht, dass ich Großvater vergessen hätte, aber ich fühlte mich leichter, fast schwerelos.

„Ich,...“ begann ich zu stottern, „ich... wer... wer bist du?“

Ihr Lächeln strahlte, wie die Sonne über einem Berggipfel.

„Ich bin Elisa“, sagte sie und streckte mir ihre Hand zum Gruß entgegen, „aber alle nennen mich nur Lisa. Und wer bist du?“

„Jakob!“ mehr brachte ich nicht heraus.

„Hallo Jakob, und was machst du hier?“ fragte sie wieder, während wir noch immer unsere Hände schüttelten.

„Ich weiß es nicht.“ Dabei zog ich meine Augenbrauen schüchtern hoch.

„Du weißt es nicht?“

„Nein, ich... ich wollte nur von zuhause weg.“

Plötzlich kamen meine Gedanken an Großvater zurück und ich zog beschämt meine Hand zurück, drehte mich von Lisa weg und blickte wieder auf die dunkle, leere Straße.

Langsam suchten sich die Tränen ihren Weg über meine Wange um wie eine Glasperle am Boden zu zerspringen.

Lisa sollte das nicht sehen. Ein Mann weint nicht, das hatte mir mein Vater mehrmals schmerzlich erklärt. Ein richtiger Mann zeigt keine Gefühle. Gefühle sind etwas für verweichlichte Frauen und Schwächlinge. Und ich war kein Schwächling.

Ich konnte Lisas Blick in meinem Rücken spüren, doch ich wusste genau, wenn ich mich umdrehte, dann müsste ich mir ihr reden, und das fiel mir in diesem Moment aus zwei Gründen sehr schwer.

Großvater war tot.

Lisa war bezaubernd schön.

So setzte sich Lisa neben mich, blickte auch zur Straße und fragte: „Was siehst du da?“ Als ich nicht antwortete, ich bin mir sicher, dass sie gesehen hatte, wie es mir in diesem Moment erging, und wenn sie es nicht gesehen hatte, so hatte sie es gespürt, ergänzte sie: „Erzähl mir was von dir, Jakob.“

Ich konnte ihren Atem an meinem Nacken spüren, deshalb wagte ich es nicht mich zu ihr zu drehen.

„Nichts!“

„Was nichts? Du siehst nichts? Oder du erzählst nichts von dir?“

Ich musste ein wenig schmunzeln.

„Ich sehe nichts.“

„Und was machst du nun hier Jakob? Hier vor meiner Türe?“

„Ich weiß es nicht.“

„Du weißt nicht sehr viel, oder?“ Lisa lachte.

Ich drehte mich zu ihr, und da sah sie es.

Meinen Schmerz, meine Tränen, meine Furcht, vielleicht sogar meine Angst.

Meine Augen hatten mich verraten.

„Oh tut mir leid“, sagte sie sofort „Was ist passiert? Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst, aber meine Mutter sagt, dass sich eine Seele nur von Schmerz befreien kann, wenn man darüber spricht.“

Doch ich konnte noch nicht sprechen.

Ein Klos saß mir im Hals, den ich immer wieder versuchte runter zu schlucken und immer wieder unternahm ich in diesen endlos langen Sekunden den Versuch Lisa zu erzählen war passiert war und weshalb ich mich in diesem Moment in diesem ach so ärmlichen Zustand befand.

Und genau das bemerkte Lisa.

„Weißt du, Jakob, du erzählst mir was los ist, sobald es dir wieder besser geht. Und bis dahin erzähle ich dir ein wenig von mir, einverstanden?“

Ich nickte wortlos.

„Also, wo fange ich an? Ich bin die Lisa, aber das sagte ich ja schon.

Ich bin 14 Jahre alt und wohne in der Baumgartenallee, aber das weißt du ja auch schon. Ich mag schöne Musik, den Duft von Bratäpfeln im Winter, gute Bücher, warme Abende und schöne Kleider.“

Dann machte sie eine Pause und blickte wieder zu mir.

„Mein Vater ist Oberstleutnant bei der Brigade, meine Mutter ist zuhause. Und ich gehe auf die Humboldt Schule, hier in München. Hmmm, was noch? Ach ja, ich sollte um diese Uhrzeit eigentlich gar nicht hier draußen sein,“ lachte sie, „aber meine Eltern sind heute bei meinen Großeltern und na ja, was sie nicht wissen, können sie nicht kontrollieren. Richtig?“

Großeltern war das Schlüsselwort und das hatte sie bemerkt.

Ich legte meinen Kopf auf meine Hände und meinte leise: „Richtig“

„Wo sind deine Eltern? Auch bei deinen Großeltern?“, versuchte sie erneut eine Konversation zu starten.

„Großvater ist gestorben.“

„Oh das tut mir leid, das wusste ich nicht. Ist das schon lange her?“

„Nein, heute, oder gestern, oder vorgestern...“ murmelte ich, mit starrem auf die leere Straße gerichtetem Blick vor mich her, dass sie mich gerade noch verstehen konnte, „ich weiß es nicht, das stand nicht im Telegramm.“

„Oh mein Gott! Das tut mir so leid, das wusste ich nicht!“

„Schon gut, das konntest du ja gar nicht wissen.“

Dann war es still.

Lisa saß neben mir auf der Treppe und wir sagten eine Weile kein Wort mehr.

Wir schwiegen nebeneinander.

Lisas Ungeschick war ihr sichtlich peinlich.

„Ich werde dann wieder mal reingehen. Nochmal Jakob, es tut mir wirklich sehr leid.“

„Nochmal, du konntest es ja nicht wissen“, sagte ich mich einem aufgesetzten Lächeln.

„Gute Nacht!“

„Nein, warte noch!“ in diesem Moment wusste ich nicht woher ich den Mut aufbrachte Lisa am Gehen zu hindern, doch ich tat es.

„Kannst du nicht noch ein bisschen bleiben? Ich würde dir gerne erzählen was passiert ist. Und irgendwie geht es mir, wenn du da bist ein bisschen besser.“

Lisa unterbrach ihren Schritt, welcher sie zum Aufstehen brachte und setzte sich wieder neben mich.

„Also Jakob, erzähl mir was von dir.“

„Nein, “ entgegnete ich entschlossen, “ ich erzähl dir was von Großvater... wenn das für dich in Ordnung ist...“

Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und sah in ihr vollkommenes Gesicht und ihre rehbraunen Augen.

„Natürlich.“

So erzählte ich Lisa von meiner Kindheit in Bregenz, von den Geschichten, die Großvater mir immer erzählte, wenn ich nicht einschlafen konnte.

Vom Krämerladen.

Von den Geburtstagsfeiern meines Großvaters, an die ich mich noch erinnern konnte, und davon, dass meine Großmutter mir oft im Beisein meines Großvaters erzählt hatte, dass er vom Krieg mit einem großen Schnauzbart zurückgekehrt war.

Damals stand er voller Erwartungen in der Türe, nach langen Jahren des Krieges und wollte Großmutter schwungvoll umarmen und küssen. Als Großmutter die Türe öffnete, hielt sie ihn aber mit beiden Armen in Abstand und sagte: „Nein, du bist nicht mein Mann! Ich habe doch nicht Kaiser Franz Josef geheiratet! Ach nein, ein Kaiser kannst du auch nicht sein, denn Leute von Adel stinken nicht so erbärmlich... habe ich zumindest gehört...“

Und jedes Mal, wenn Großmutter diese Geschichte erzählte, konnte ich in meines Großvaters Augen die Erinnerung an jenen Tag sehen und die Liebe, die ganze Liebe, die er für sie aufbrachte.

Eine Liebe so groß, dass sie Berge hätte versetzten könnte.

Und jedes Mal, beinahe schon wie in einem Ritual zwirbelte Großvater vor unser Augen seinen nicht mehr vorhandenen Schnauzer, bis ihn Großmutter am Kinn zu sich zog und ihm sanft einen Kuss auf die Lippen drückte.

Dann nahmen sie sich in den Arm und einer von Beiden meinte, dass selbst ein Schnauzbart, der noch so schrecklich aussehen würde, niemals der Liebe im Weg stehen könnte, genau so wenig wie irgendetwas anders unwegsames, denn zusammen könne man Berge versetzen.

Bei dieser Erinnerung kamen mir wieder die Tränen.

„Das ist wirklich schön, Jakob. Nicht viele haben so ein Glück wie deine Großeltern. Behalte diese Gedanken immer in deiner Erinnerung und dein Großvater wird immer bei dir sein, “ dann tippte sie mit ihrer Hand auf meine Brust, „er wird immer hier in deinem Herzen sein.“

Die Berührung war so sanft, als ob mich ein Engel gestreichelt hatte.

Es fühlte sich in diesem Moment so gut an.

All der Schmerz durch das Rennen und all die Sorge war wie weggeblasen.

Ich fühlte mich auf einmal so leicht wie eine Feder, so tapfer wie ein Soldat, so reich wie ein König und dass, alles nur wegen einer Berührung von Lisa.

In diesem Moment war ich wie hypnotisiert.

„So Jakob, ich muss nun los, bevor meine Eltern kommen. Morgen um dieselbe Zeit?“ fragte sie, als sie aufsprang.

„Ja morgen um dieselbe Zeit!“ sicherte ich beinahe automatisch, und ohne groß nachzudenken zu.

Dann war sie hinter der Türe verschwunden.

Nun saß ich wieder alleine auf der Treppe und starrte in den Himmel, doch ich fühlte mich wesentlich leichter als noch einige Momente zuvor, deshalb beschloss ich wieder nach Hause zu gehen.

Den Weg von Lisas Haus versuchte ich mir gut einzuprägen, damit ich ihn morgen wiederfinden würde.

Am nächsten Tag kam ich, als es dunkel war wieder zu den kalten Treppen, an denen ich Lisa am Tag zuvor kennengelernt hatte.

Ich beschloss mich zu setzten und auf sie zu warten.

Doch Lisa kam nicht.

Zwei Stunden verharrte ich auf den Treppen.

Als es mich schließlich zu sehr fror, diesmal war der Himmel nicht bedeckt und man konnte die Sterne sehr gut sehen, beschloss ich am kommenden Tag wieder zu kommen.

Doch auch am kommenden Tag war Lisa nicht da.

Ich läutete, doch niemand öffnete.

Deshalb beschloss ich Lisa am nächsten Tag eine Nachricht zu hinterlassen und hoffte inständig, dass nichts passiert war.

Als ich morgens aufwachte konnte ich meine Eltern im Flur streiten hören.

Ich wusste nicht genau worum es ging, doch es hatte irgendetwas mit Großvater zu tun.

Die Wohnungstüre flog laut in Schloss und ich beschloss nachzusehen, was geschehen war.

Mutter saß am Esstisch, ihren Kopf in die Arme gelegt.

„Mutter, ist alles in Ordnung?“

Sie nahm mich in den Arm und ich spürte, dass nicht alles in Ordnung war, doch sie sagte: „Alles ist in Ordnung, mein Junge. Wir werden heute Nachmittag mit dem 12.30 Zug nach Bregenz fahren. Großvater wird morgen beerdigt.“

Und da waren sie wieder meine Ängste, meine Sorgen und meine Wut, die ich all mein Leben über so gut verbergen konnte.

„Dein Vater wird nachkommen, er hat noch eine wichtige Besprechung.“

„Aber warum habt ihr euch gestritten?“ wagte ich zu fragen.

„Wir haben doch nicht gestritten, wir waren uns nur nicht ganz einig, ob wir zusammenfahren oder nicht,“ sagte sie in sanftem Ton, als sie mir über den Kopf strich und in meine Augen schaute, „Aber wir haben eine Lösung gefunden, mein großer Junge. Wir fahren mit dem 12.30 Zug und Vater kommt mit dem 17.00 Uhr Zug nach. Die Beerdigung ist morgen, und ich möchte Großmutter mit den Vorbereitungen helfen. Verstehst du das?“

Das verstand ich natürlich.

Nicht jedoch verstand ich meinen Vater, was konnte wichtiger sein, als Großvaters Beerdigung.

Was konnte wichtiger sein, als seinen eigenen Vater zur Grabe zu tragen?

Mutter schickte mich in mein Zimmer um meine Sachen zu packen und da kam mir Lisa wieder in den Sinn.

Ich musste ihr eine Nachricht hinterlassen.

„Hallo Lisa,

Ich hatte dich versucht zu treffen, genauso wie wir es vereinbarte hatten. Leider warst du nicht da. Ich hoffe es ist nichts passiert. Ich bin mit meinen Eltern für ein paar Tage in Bregenz – Großvater wird beerdigt.

Ich komme in drei Tagen wieder zu deiner Türe, dann können wir uns sehen.

Jakob“

Ich hatte zuerst „Hochachtungsvoll Dein Jakob“ schreiben wollen, das schien mir dann aber doch zu förmlich, deshalb änderte ich es kurzerhand nochmals ab.

Den Weg zu Lisas Haus kannte ich inzwischen auswendig und musste mich nicht einmal mehr daran erinnern, denn ich hätte den Weg auch im Schlaf gefunden.

Bei ihrem Haus angekommen, bemerkte ich, dass drinnen kein Licht brannte.

Gut, es war ja helllichter Tag, eigentlich noch Morgenstund‘, trotzdem hatte es mich in diesem Moment ein wenig irritiert.

Ich beschloss nicht zu läuten, sondern meinen kleinen Umschlag, mit der Aufschrift „Für Lisa – persönlich“ einfach unter der Türe hindurch zu schieben.

Der Briefkasten schien mir keine Option, da dieser, offensichtlich schon längere Zeit nicht mehr geöffnet wurde und schon überquellte.

Kaum hatte ich das Kuvert unter der Türe hindurchgeschoben, quälte mich der Gedanke, ob dies nun doch so richtig war.

Es dauerte keine Minute, noch mit meinen Gewissensbissen kämpfend entdeckte ich wie unter der Türe ein kleines Kuvert wieder zurückgeschoben wurde.

Erstaunt nahm ich es hoch.

„Für Jakob – persönlich“ stand darauf.

Ich war recht verwundert.

„Lieber Jakob,

Danke für deine Zeilen.

Es geht mir gut. Ich denke oft an dich.

Wir sehen uns in Bregenz – so, dass der Zufall dies so will.

Fahnenrondell – morgen Abend – wenn die Sonne untergegangen ist.

Lisa“

Der Inhalt erstaunte mich noch mehr, ich versuchte jedoch die Zeilen nicht zu hinterfragen, da ich nur froh war, dass es Lisa gut ging.

Sie hatte mir gar nicht erzählt, dass sie auch Verwandte in Bregenz hatte und auch nicht, dass sie genau am selben Tag wie ich nach Bregenz fuhren.

Ich war mir aber sicher, dass sie mir das am nächsten Tag, beim Fahnenrondell erklären würde.

Der Morgen begann früh.

Bereits als es noch stockfinster war, waren Großmutter und Mutter gerichtet und begannen die Vorkehrungen für den Tag der Beerdigung zu treffen.

Ich vermisste die Stimme meines Großvaters und dessen teilweise doch recht erheiternde Stimmung am Morgen, welcher bei jedem Tag der heranbrach und einem von Gott geschenkt wurde, etwas Gutes sah.

An diesem Tag war es tatsächlich Totenstill.

Zudem wirkte das, in meiner Erinnerung so fröhliche Haus, ungewöhnlich leer.

Viele Möbel fehlten. Großmutter sollte mir dann später einmal erzählen, dass seit dieser Herr Braun das Geschäft übernahm sie und Großvater kaum über die Runden kamen, und um nicht zu hungern sukzessive jeden Besitz den sie hatten zu Geld machen musste, um überleben zu können.

Vater wird diesen Umstand später einmal meinen Großeltern vorwerfen, da sie ja nichts zu hinterlassen vermochten für ihren Sohn und dieser ganz auf sich alleine gestellt war.

Es war ein trüber Tag.

Er hatte so gar nichts fröhliches, was nicht nur an Großvaters Beerdigung lag, sondern begleitet wurde von der allgemeinen Wetterlage. Die Wolken hingen tief, keine Sonne war zu sehen, und immer wieder begann es vereinzelt und sanft zu regnen. Bis sich schließlich gegen Abend das Wetter in ein ausgewachsenes Unwetter wandelte.

Dies war meine erste Begegnung mit dem Tod und auch die erste Beerdigung derer ich beiwohnte.

Es waren nicht viele Menschen erschienen, alle jedoch in schwarz gekleidet.

Als der Geistliche seine Rede sprach, brach Großmutter in Tränen aus. In ihrem Blick sah ich die blanke Verzweiflung.

Mutter hielt Großmutter noch lange in den Armen.

Der Sarg mit Großvaters Leiche wurde langsam in die Erde entlassen und die Gäste verließen den Friedhof mit den üblichen Trauerbekundungen.

Ich kannte keinen dieser Menschen, schüttelte jedoch fleißig allen die Hände.

Vater war nicht erschienen.

Als alle Personen den Friedhof verlassen hatten, standen Mutter und Großmutter noch am Grab, sie hielten sich noch lange weinend in den Armen.

Schließlich, als es stark zu regnen begann riefen wir eine Droschke herbei um unseren geliebten Großvater der Erde zu überlassen und wieder nach Hause zu fahren.

An mehr Details der Beerdigung vermag ich mich nicht mehr zu erinnern. Vermutlich hatte mein Schmerz an diesem Tag, sie vollständig aus meinem Gedächtnis gelöscht.

Auf der Heimfahrt versuchte ich immer wieder verzweifelt die Sonne zu entdecken, denn obwohl mich der Tod meines Großvaters sehr bestürzte und ich ihn mein ganzes weiteres Leben vermissen würde, musste ich doch ständig an Lisas Nachricht denken und fragte mich, wie ich erkennen sollte, dass die Sonne untergeht, wenn ich sie doch nicht sehen konnte.

Als wir zuhause waren, durchtrieft vom Regen, sagte niemand ein Wort.

Wir betraten die Stube und Großmutter bereitete das Abendessen zu.

Sie sagte uns mehrmals wie froh sie sei, dass wir hier waren und wie sehr sie Großvater vermissen würde. Dass alles so plötzlich geschehen sei, und dass das Leben einfach nur ungerecht gewesen sei, die letzten Jahre.

Vater erwähnte sie nicht, auch sonst niemand.

Obwohl wir alle wussten, dass er nicht da war und dass das nicht richtig war.

Vater hatte es geschafft Großvater noch mit einem letzten Spott zu belegen, da er nicht erschienen war und damit offenkundig tat, dass die Partei wichtiger sei, als sein eigener Vater.

Ich bemerkte, dass es langsam dunkler wurde und beschloss zum Fahnenrondell zu laufen.

„Ich werde noch einmal den Weg gehen, den ich mit Großvater immer gegangen bin.“ sagte ich zu meiner Mutter und verabschiedete mich, wissend dass dies nicht der Grund war, weshalb ich das Haus verließ, was mir bis zum Fahnenrondell im Magen liegen sollte.

Briefe an Lisa

Подняться наверх