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Showhypnose vs. therapeutische Hypnose

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„Schön, dass Sie zu uns gekommen sind, Herr Schneider“, eröffnete die Hypnosetherapeutin das Gespräch. „Haben Sie schon eine Vorstellung von dem, was eine Hypnose ist und was man damit bewirken kann?“ Manfred blickte überrascht auf. Eigentlich war er ja nur hierhergekommen, um Doris von seinen ehrlichen Bemühungen zu überzeugen.

Natürlich hatte er schon lange nach einem gangbaren Weg gesucht, seine immer wiederkehrende Eifersucht zu besiegen. Jedes Mal, wenn die Eifersucht in ihm aufstieg, begannen sich seine Gedanken aufzuschaukeln – und dann war es zu spät. Sobald er seine Partnerin dann sah, machte er ihr eine fürchterliche Szene. Und eine Beziehung verträgt das nicht, jedenfalls nicht immer wieder und schon gar nicht in immer kürzeren Abständen. Das hatte er schon oft erlebt – immer wieder. Und mit Doris war es jetzt schon wieder fast so weit. Ja, er wünschte sich nichts sehnlicher, als die Eifersucht, die ihn immer wieder übermannte, loslassen zu können.

Aber sich dafür in einer Hypnose umdrehen zu lassen, davor hatte er eine tiefe, innere Abneigung, auch wenn Doris noch so viel Hoffnung in die Hypnose setzte. Bedächtig antwortete er:

„Ehrlich gesagt, habe ich schon einige Showhypnosen im Fernsehen gesehen. Ich konnte nie verstehen, dass sich erwachsene Menschen hier vor staunendem Publikum von einem Hypnotiseur zum Affen machen lassen. Offengestanden, habe ich diese Hypnosen immer für ein abgekartetes Spiel gehalten. Einmal habe ich allerdings in einer Fernseh-Show eine junge Frau gesehen, die in Hypnose vollkommen versteift wurde, vom Kopf bis zu den Füßen. Zwei Helfer hatten sie dann auf zwei Stühle gelegt, einen unter ihren Kopf und einen unter ihren Füßen. Die Frau war steif wie ein Brett und sogar, als sich eine andere Frau auf ihren Bauch setzte, sackte sie keinen Millimeter ab. Dann wurde sie wieder von den beiden Helfern auf die Beine gestellt. Der Hypnotiseur pustete in ihr Gesicht und sie war sofort wieder vollkommen beweglich. Wie der Trick funktioniert hat, weiß ich bis heute nicht.“ Manfred hatte sich fast in Rage geredet.

„Das war kein Trick“, erklärte die Hypnosetherapeutin. „So etwas bezeichnet man in der Hypnose als “kataleptische Brücke“. Es ist ziemlich einfach, die Muskulatur zum Beispiel eines Armes mittels Hypnose vollkommen zu versteifen. Der Betreffende kann in dem Moment seinen Arm nicht mehr bewegen. Und je mehr er es versucht, desto steifer wird der Arm. In der Hypnose bezeichnet man so etwas allgemein als “Katalepsie“. Bei einer kataleptischen Brücke wird dann während der Showhypnose der gesamte Körper versteift. Dieses Versteifen selbst ist hierbei noch vollkommen ungefährlich. Aber die Tatsache, dass man diesen versteiften Körper dann vollkommen frei tragend auf zwei Stühle legt und ihn dazu noch mit dem zusätzlichen Gewicht einer anderen Person belastet, ist in höchstem Maße unverantwortlich. Kein Mensch kann hierbei körperliche Spätfolgen ausschließen. Der hiermit verbundene Showeffekt ist allerdings so eindrucksvoll, dass ein verantwortungsloser Showhypnotiseur alle hiermit verbundenen Risiken vehement abstreiten würde. Dabei mag dieses “Pusten ins Gesicht“, was Sie gesehen haben, den Showeffekt, also die Demonstration der Macht des Hypnotiseurs, noch unterstreichen, aber für mich ist das einfach äußerst unhygienisch.

Hierbei will ich nichts gegen die Showhypnose als solche sagen. Sie beruht schließlich immer auf einer Absprache zwischen dem Hypnotisierten und dem Hypnotiseur, wobei die Möglichkeiten der Hypnose eindrucksvoll präsentiert werden. Nur schließt ein wirklich guter Showhypnotiseur jegliche Gefahr von Spätfolgen von vornherein aus. Er suggeriert den Leuten, die er hypnotisiert, auch nicht, irgendetwas zu tun, dessen sie sich nach der Hypnose schämen müssten. Und vor allem denkt er nicht einmal im Traum daran, eine kataleptische Brücke vorzuführen, was er übrigens mit Leichtigkeit könnte“, fügte sie hinzu.

Manfred hatte interessiert zugehört. Er konnte es kaum fassen, dass die Showhypnose, von der er gerade erzählt hatte, ohne versteckten Trick abgelaufen sein sollte. Ganz langsam dämmerte es ihm, dass die Hypnose wohl eine sehr wirksame Methode sein könnte, um Veränderungen herbeizuführen.

„Führen Sie auch Showhypnosen durch?“, fragte er lauernd. „Nein“, antwortete sie lächelnd, „wir führen keine Showhypnosen durch, noch nicht einmal im Freundeskreis und“, fügte sie hinzu, „das könnten wir auch gar nicht. Mein Kollege und ich führen ausschließlich therapeutische Hypnosen durch. Die Hypnose lässt sich zwar für das eine wie für das andere einsetzen, aber hier kommt es auf die innere Einstellung des Hypnotiseurs an.

Ein Showhypnotiseur möchte sein Publikum gut unterhalten und seine Fähigkeiten als Hypnotiseur darstellen. Hierbei dient ihm derjenige, den er gerade hypnotisiert, als Mittel zum Zweck.

Zu uns kommen Menschen, die tiefgreifende, persönliche Probleme haben. Für sie ist eine Hypnosebehandlung vielfach der letzte Versuch, nachdem sie in aller Regel bereits jahrelange Therapien durchlaufen haben. In der Hypnosetherapie steht also der Mensch im Mittelpunkt und die Hypnose ist Mittel zum Zweck. Das ist der Unterschied.“

Wenn das Unterbewusstsein spricht

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