Читать книгу Nick - Daniela Dittel - Страница 3

Rico

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Es funkelte in der Ferne. Immer und immer wieder brach sich die Sonne und schickte helle Strahlen herüber, als forderte sie seine Aufmerksamkeit. Er rannte auf den Punkt zu, kam aber nicht von der Stelle. Der Sand unter seinen Füßen ließ ihn nicht vorwärts kommen. Shakira war näher. Sie hatte das Blitzen ebenfalls bemerkt und ging darauf zu. Schon war sie dort. Sie rief ihm etwas zu, jedoch drang kein Laut an sein Ohr. Stockend lief er weiter und wieder rief Shakira ihm zu. Plötzlich verschwand sie in einer wirbelnden Wolke aus Sand. Die Sandböe raste auf ihn zu und riss ihn zu Boden.

»Hilf uns!« drang eine Stimme an sein Ohr.

Und ihm war, als blickte er in ein Augenpaar. Das eine davon golden wie der warme Glanz der Sonne, das andere blau wie der blasse Schimmer des Mondes.

Nick riss seine Augen auf. Da waren sie wieder. Die Alpträume. Für einige Zeit hatte er in tiefen schwarzen traumlosen Nächten Erholung gefunden. Diese Zeit schien vorüber, denn seine Träume deuteten auf ein neues Abenteuer hin, das bereits auf ihn zu warten schien.

Die Morgensonne stahl sich allmählich durch die Wipfel der Tannen. Der Kater räkelte sich, um die Anspannung aus seinem Körper zu bekommen. Ihn juckte sein schwarzes Fell, daher begann er es zu putzen. Mit dem ersten Lecken über den Rücken klebten ihm Sandkörner auf der Zunge, und es knirschte in seinem Mund. Wie konnte das sein? Es war doch nur ein Traum?

Nick musste der Sache auf den Grund gehen. In ihm keimte der Verdacht, dass er sich viel näher an seinem nächsten Abenteuer befand, als ihm selbst bewusst war.

»Ich werde mich auf den Weg machen und Shakira suchen. In meinem Traum ist sie ein Schlüsselsymbol. Möglicherweise, weiß sie mehr als ich.«

Nur wo sollte er beginnen Shakira zu suchen? Sie war eine Luchs-Kriegerin. Normalerweise schritten Krieger nur dann ein, wenn sie die Aufgabe oder den Befehl dazu erhielten. Was, wenn sie nicht gefunden werden wollte? Egal, Nick musste es einfach probieren.

Er vermutete sie tief im Wald und streifte tagelang kreuz und quer zwischen den hohen Tannen und den grünen Laubbäumen hindurch, ohne auch nur ein Anzeichen von ihrer Anwesenheit zu sehen, zu riechen oder zu spüren.

Er rief sie immer und immer wieder, aber bis auf das Echo, das ihm ebenso beflissen antwortete, erhielt er kein einziges Lebenszeichen von ihr. Als seine Stimme eher dem Krächzen einer Krähe ähnelte als die einer Katze, erhielt er eine Antwort. Aber nicht die, die er gehofft hatte zu hören.

»Was schreist denn so laut? Und wer ist Shakira?«, rief ein großer Rabe von oben herab.

Er saß auf einer Eiche und schaute frech zu ihm hinunter.

»Sie ist ein Luchs und ich bin auf der Suche nach ihr«, antwortete Nick wahrheitsgetreu.

»Warum?«, wollte der schwarze Vogel nun wissen.

»Weil ich ihre Hilfe benötige«, gab Nick zurück.

»Warum?«, bohrte die Krähe neugierig weiter.

»Weil sie in meinem Traum vorgekommen ist«, antwortete Nick.

»Warum?«, forschte der Vogel weiter und starrte ihn mit seinen kleinen schwarzen Augen durchdringend an.

»Warum sie in meinem Traum vorgekommen ist?«, vervollständigte der Kater die knappe Frage.

Die Krähe nickte.

»Na, ich vermute mal, weil sie mir schon einmal geholfen hat, ein Abenteuer zu bestehen«, erklärte Nick.

»Habe ich richtig verstanden? Dir hat schon einmal eine Luchs-Frau... ich wiederhole... eine Frau bei einem Abenteuer geholfen?«, fragte der Rabe ungläubig und ein verächtliches Grinsen legte sich auf sein Gesicht.

»Sie ist nicht irgendeine Luchs-Frau. Sie ist eine Kriegerin, und sie ist mehr Mann, als du es je sein wirst«, rief Nick dem frechen Vogel zu.

»Und wie es scheint, kennst du sie nicht. Da verschwende ich wohl gerade meine Zeit.«

Nick drehte sich um und setzte zum Gehen an, als sich die Krähe flatternd neben ihm auf den Boden begab.

»Moment mal! Was heißt hier mehr Mann als ich. Das wollen wir doch erst mal sehen. Also, wo geht es hier zum Abenteuer?«

Nun starrte Nick den Raben entgeistert an, dann grinste auch er und meinte: »Ein bisschen Unterstützung aus der Luft ist womöglich gar nicht so verkehrt. Aber ich muss dich warnen, ich habe eine Vorahnung, dass wir leicht in einen Sandsturm geraten könnten.«

»Das ist ein Kinderspiel für mich. Im übrigen, ich heiße Rico«, stellte er sich vor und mit stolz geschwollener Brust watschelte er ein Stück neben dem Kater her.

»Nick ist mein Name. Und jetzt ab mit dir in die Lüfte und suche nach einer hübschen Luchs-Kriegerin. Sie ist der Schlüssel für das Abenteuer.«

Die Beiden waren schon eine ganze Weile unterwegs, Nick auf leisen Pfoten, dem Unterholz ausweichend und Rico in luftiger Höher, über den Wipfeln der Bäume kreisend. Die Sonne bewegte sich bereits auf ihrem höchsten Punkt, als Rico im Sturzflug auf den jungen Kater zu schoss.

Außer Atem schrie er: »Nick! Nick! Niiiiiiiick!«

In letzter Sekunde sprang dieser von dem umgefallenen Baumstumpf, auf dem er eben balancierte und plumpste in einen trockenen Rinnsal, der sich darunter durch schlängelte.

»Was ist passiert, Rico?«, fragte Nick verdutzt.

»Der Bach! Der Bach!«, krächzte dieser aufgeregt.

»Ja?! Was ist mit dem Bach?«, hakte der Kater nach und sprang mit Leichtigkeit zurück auf den Baumstumpf. Er setzte sich und begann sich zu säubern.

»Er ist weg! Leer. So leer wie eine hohle Nuss«, berichtete die Krähe.

Nick hielt in der Bewegung inne.

»Du meinst, das ganze Wasser ist weg?«, vergewisserte er sich.

Rico nickte eifrig.

Nach einer kurzen Pause antwortet Nick: »Hm, das ist schon merkwürdig. Gewiss kann ich mich an Zeiten erinnern, wo die Sommermonate dauerhaft heiß waren, sodass der Bach letztlich trocken lag... aber, diese Temperaturen haben wir im Moment bestimmt noch nicht erreicht. Das muss ich mir ansehen.«

Gemeinsam machten sie sich auf den den Weg. Noch bevor sie den trockenen Bachlauf erreichten, bemerkte Nick die Veränderung der Flora. Die Baumkronen ragten kahl und nackt in den Himmel, während das trockene Laub unter seinen Pfoten knisterte. Das ansonsten grüne Gras sowie die bunten Bachblüten waren spärlich und verschrumpelt. Das Moos auf den Steinen zerfiel zu Staub, als Nick es berührte.

»Das ist mehr als nur Trockenheit. Das gleicht einer Dürre«, stellte er fest.

»Rico, tue mir einen Gefallen. Fliege den Bach entlang und schau nach, ob es dort genauso schlimm aussieht.«

Rico erhob sich und flog davon, während Nick die trockene Erde genauer betrachtete. Der Boden lag aufgeplatzt vor ihm und kleine Risse zogen sich wie Adern durch die Erdkruste, ähnlich der Rinde eines Baums. Stellenweise lag grobkörnige Erde herum, doch an den meisten Stellen wirbelte feiner Sand auf, sobald der Wind darüber blies.

Nun machte sich Nick ebenfalls auf den Weg und folgte dem ausgetrockneten Bachbett. Er bemerkte dabei, dass der Sand, nicht wie vermutet, heiß sondern kalt war. Im Grunde eine logische Sache, denn die Sonne schien eher lau. Die Kraft ihrer Strahlen reichte für eine Erwärmung des Sands wie in einer Wüste nicht aus.

Endlich kam er an die Mündung, wo der Bach in einen Fluss überging. Zu seinem Schrecken sah die Gegend nicht anders aus. Dürre - Kahlheit - vertrocknete Einöde und Sand soweit sein Auge blickte.

»Wie ist das möglich?«, kreiste die Frage immer wieder in seinem Kopf, ohne eine Antwort zu finden.

»Nick! Nick! Niiiiick!«

Wieder schoss Rico im Sturzflug auf ihn zu und dieses mal landete er genau vor Nicks Tatzen. Aufgeregt hob und senkte der Vogel seinen Kopf, um ihn kurz darauf hin und her zu schüttelten, dabei breitete er seine Flügel aus und flatterte damit wild vor Nicks Nase herum.

»Rico, beruhige dich! Ich sehe selbst, dass es schlimm ist.«

»Das ist es nicht. Also ich meine, natürlich ist es das. Schlimm, meine ich. Aber dort hinten ist sie«, plapperte er wirr.

Nick konnte seinen Worten nicht folgen.

»Wer ist wo?«

»Na, die, die wir suchen. Die Kriegerin!«, gab er aufgeregt zur Antwort und deutete mit dem Flügel hinter sich. Nick folgte seinem Blick. Er konnte Shakira jedoch nicht sehen.

»Sie ist da hinten, ein Stück den Flusslauf entlang. Sie baut mit den anderen Kriegern einen Staudamm«, setzte Rico seinen Bericht fort.

»Es gibt noch andere Krieger?«, hakte Nick ungläubig nach.

Rico nickte ungestüm.

»Ja, doch, ja! Ganz viele. Allerdings sind diese kleiner und sie haben riesige schwarze Knopfaugen.«

»Aha?!«

Nick war verwirrt und langsam wurde es ihm mulmig ums Herz. Was war geschehen, dass eine ganze Armee angerückt war, um zu helfen? Stand es so schlecht um die Wasserressourcen, dass sie einen Staudamm bauen mussten? Was würde noch alles passieren? War dies der Anfang seines Abenteuers, welches jetzt schon eine Dimension annahm, die er nicht vermutet hätte?

Die Beiden machten sich auf den Weg. Tatsächlich sah der Kater bald darauf, in der Ferne einen Staudamm in die Höhe ragen. Als er näher kam, erkannte er deutlich eine ausgeklügelte Aufhäufung von Ästen, Stöcken, Steinen und Geröll, die das dahinter befindliche Wasser am Fließen hinderte.

Eben hob sich eine katzenhafte Gestalt von der natürlichen Staumauer ab und kam auf ihn zu. Sie winkte ihm freundlich zu. Es war Shakira. Nick erkannte sie an ihrem anmutigen und zugleich furchtlosen Gang.

Nick winkte zurück, froh sie zu sehen. Er straffte seinen Schritt, achtete aber darauf, dass er nicht zu rennen begann. Auch er wollte anmutig und zugleich furchtlos wirken.

Es funkelte in der Ferne. Immer und immer wieder brach sich die Sonne und schickte helle Strahlen herüber, als forderte sie seine Aufmerksamkeit. Er rannte auf den Punkt zu, kam aber nicht von der Stelle. Der Sand unter seinen Füßen ließ ihn nicht vorwärts kommen. Shakira war näher. Sie hatte das Blitzen ebenfalls bemerkt und ging darauf zu. Schon war sie dort. Sie rief ihm etwas zu, jedoch drang kein Laut an sein Ohr. Stockend lief er weiter und wieder rief Shakira ihm zu. Plötzlich verschwand sie in einer wirbelnden Wolke aus Sand. Die Sandböe raste auf ihn zu und riss ihn zu Boden.

»Hilf uns!« drang eine Stimme an sein Ohr.

Und ihm war, als blickte er in ein Augenpaar. Das eine davon golden wie der warme Glanz der Sonne, das andere blau wie der blasse Schimmer des Mondes.

Nick

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