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KAPITEL EINS

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April 1818

Lady Lenora St. Martin starrte quer durch den Ballsaal. Es war zwei Jahre her, seit sie den jährlichen Ball dieser speziellen Matrone besucht hatte. Der Loxton Ball war es gewesen, als sie schließlich gegenüber den Möglichkeiten, die das Leben zu bieten hatte, aufgewacht war, und als sie erkannte, dass Julian Everleigh, der Duke of Ashley, nicht nur ein Schwerenöter war, sondern auch wertlos. Zumindest für sie …

Zwei Jahre Arbeit mit dem Tutor, den Lulia ihr finden geholfen hat, hatten sie immens verändert. Sie war nicht länger die schüchterne Maus, die in einer Ecke schwebte. Jetzt sprühte sie vor Leben, war stark und entschlossen der Stolz der feinen Gesellschaft zu sein. Sie hatte noch immer kein richtiges Verlangen zu heiraten. Lenora war zufrieden damit, eine reiche Junggesellin zu werden, die ihren eigenen Weg schuf und Glück in etwas anderem als einem Mann oder einer Familie fand.

Dieser Ball war ihr Neubeginn. Der Frühling ihres zuvor trostlosen Lebens … Ihr stumpfes braunes Haar war von der Zeit, die sie in der italienischen Sonne verbracht hatte, jetzt von Gold durchzogen. Ihre tristen haselnussbraunen Augen funkelten vor goldenen Tupfen, die sie zuvor nicht bemerkt hatte. Anstatt in einer faden weißen Robe kleidete sie sich in der neuesten Mode. In ihre Robe war noch immer Weiß eingearbeitet, aber sie war ebenfalls mit blauem Satin und Spitze gesäumt. Der Schnitt betonte ihr Dekolleté und umarmte ihre Kurven. Kurz gesagt, diese war pure Dekadenz.

»Bist du sicher, dass du für diesen Schritt vorbereitet bist?«, fragte ihre Begleitung. Luca Dragomir war Mitglied der königlichen Familie der winzigen Insel Dacia, und der Tutor, den Lulia für sie in Dienst genommen hatte, um ihr auszuhelfen. Zeit in der Wärme von Dacia sowie an der italienischen Küste zu verbringen, hatte ihr geholfen ihr Herz zu heilen und die Stärke zu finden, die sie brauchte, um sich zu ändern. Luca war gutaussehend und selbstbewusst, und nicht ein Mal, seit sie sich kennengelernt haben, war er ihr gegenüber leutselig gewesen. Er hatte sie behandelt, als ob ihre Meinung wichtig war …

Sie tätschelte seinen Arm und antwortete auf seine vorige Frage. »Es wird nie einen Moment geben, der perfekter sein wird, um zur Londoner Gesellschaft zurückzukehren.« Lenora blickte zu ihm hoch. Sein dunkles Haar und seine meergrünen Augen, zusammen mit seiner gebräunten Haut ließen ihn aus den Gecken hervorstechen, die im Ballsaal herumstolzierten. Die Londoner Damen würden ihn umschwärmen und ihn bauchpinseln. Er war anders und, mehr oder weniger, ein Prinz. Er war der Fünfte in der Thronfolge, aber das würde für die Fräulein mit Heirat im Sinn und deren Mütter keine Rolle spielen.

»Wenn du sicher bist …« Er verflocht seinen Arm mit ihrem. »Dann lass uns sehen, wo uns das hinführt.« Luca führte sie die Treppe hinunter, die in den Ballsaal abstieg. Köpfe drehten sich, um sie anzustarren, während sie langsam auf sie alle zugingen.

»Ich glaube, wir haben einen Auftritt«, er lehnte sich herunter und flüsterte. »Aber ist es ein guter?« Er hob eine Braue.

Während sie ihren Marsch zum Ende der Treppe fortführten, kündigte ein Diener sie an. »Lady Lenora St. Martin und Prinz Luca Dragomir, Seine königliche Hoheit von Dacia.«

Sobald Lucas Name aufgeschnappt wurde, brach der ganze Ballsaal aus. Lenoras Lippen neigten sich nach oben. »Ich glaube, wir werden gleich angesprochen«, sagte sie leise. »Bist du darauf vorbereitet, umworben zu werden?« Sie war an der Reihe eine Braue zu heben.

»Alles für einen guten Zweck«, erwiderte er kryptisch. Seine Lippen zuckten. »Hast du deine Tanzkarte?«

Sie tippte mit ihrer Hand auf die Karte, die an ihr Handgelenk gebunden war. »Sie ist bereit gefüllt zu werden. Wünschst du deinen Platz zuerst zu beanspruchen?«

Er hob die Karte und schrieb schnell seinen Namen für den ersten Tanz des Abends darauf. Dann verbeugte er sich. »Bis später, my Lady.« Luca ließ sie am Rand der Tanzfläche allein. Wenn die Musiker begannen den ersten Tanz anzuspielen, würde er zurückkommen, um sie zu holen.

»Das ist ein ziemlicher Auftritt«, sagte ein Mann direkt hinter ihr. Sie erkannte diese Stimme. Es war eine, die sie niemals vergessen würde, und diese zu hören fühlte sich noch immer wie eine Klinge an, die in ihr Herz stieß.

Sie drehte sich, um ihn anzusehen. »Was deutet Ihr an?«

»Ich deute nichts …« Er schüttelte seinen Kopf, als ob er nicht sicher war, wie er fortfahren sollte. Welch neuartige Vorstellung. Dem Duke of Ashley fehlten die Worte. Er räusperte sich und begann erneut: »Es war nicht meine Absicht etwas anzudeuten. Ich stelle mich hierbei nicht sehr gut an, oder?« Er verbeugte sich. »Wenn ich mich vorstellen dürfte. Ich bin der Duke of Ashley.«

Er erkannte sie nicht … Wie interessant. Das war etwas, das sie gegen ihn benutzen konnte, wenn sie sich dazu entschied. Sie war eine Weile weg gewesen, aber nicht ein Mal hatte sie geglaubt, dass er ihre Existenz gänzlich vergessen könnte. Er war immerhin der Freund ihres Cousins. »Mir war nicht bewusst, dass es akzeptabel wäre sich selbst jemandem vorzustellen«, sagte sie in bissigem Ton. »Solltet Ihr nicht einen gemeinsamen Bekannten haben, der die Tat vollbringt?«

»Nun ja«, begann er. »Ich bin unsicher, ob eine solche Person existiert. Ich erinnere mich nicht daran, Sie in letzter Zeit bei einem der Bälle gesehen zu haben.« Er deutete in Lucas Richtung, der von einigen Damen umringt war. »Oder den interessanten Gentleman, mit dem Sie angekommen sind.«

In Ordnung, das wurde absurd. Er mochte sie nicht erkennen, aber er hatte sicherlich gehört, wie ihr Name verkündet wurde. Warum stellte er die Verbindung nicht her? Sprach er nicht länger mit Bennett? Sie starrte ihn an, versuchte seine Motive herauszulesen. »Ihr wisst wahrlich nicht, wer ich bin, oder?« Er begegnete weiterhin ihrem aufrichtigen Blick und nicht ein Mal wankte er.

»Sollte ich das?« Er hob eine Braue.

Unglaublich … Sie entließ einen verärgerten Atemstoß. Wenn sie nicht an irgendeiner wahnhaften Erwartung festgehalten hätte, dass er sie im Geheimen liebte ... nun ja, es war gut, dass sie das nicht hatte, denn sie wäre jetzt bitterlich enttäuscht. Er war, selbstverständlich, so gutaussehend wie immer. Der herzogliche Gott, den er der Welt präsentierte, mit goldblondem Haar und sündigen blauen Augen. »Ich nehme nicht an, dass Ihr das würdet«, bot sie an.

»Bitte erlauben Sie mir die Geringschätzung, die ich Ihnen zuteil habe werden lassen, richtigzustellen.« Seine Stimme enthielt ein bisschen Flehen, aber es kümmerte sie nicht sehr. Sie war nicht dieselbe kleine Maus, die er zwei Jahre zuvor aus der Ecke gelockt hatte.

»Das ist nicht notwendig«, sagte sie zu ihm und begann davonzugehen. Er streckte seine Hand aus und erfasste ihren Arm. »Lasst los«, fauchte sie im Flüsterton. »Ich bin fertig mit unserer Unterhaltung.«

»Ich habe das Gefühl, dass ich Sie kennen sollte«, erklärte er. »Ihre Reaktion und Worte besagen das. Wie könnte ich einen Anblick wie Sie vergessen?«

»Weil Ihr ein selbstsüchtiger Esel seid«, entgegnete sie vernichtend. »Keine Sorge, Euer Gnaden, ich bin sicher, dass es hier eine andere Dame gibt, die willens ist Euren Charme zu ertragen.« Sie riss ihren Arm los und stolzierte von ihm weg. Ihre Lippen neigten sich in einem arglosen Lächeln nach oben. Das war weitaus besser gelaufen, als sie je hätte erwarten können.


Er war von ihrer Schönheit abgelenkt worden, als sie die Treppen in den Ballsaal hinabgestiegen war, und war daran gescheitert, ihren Namen zu hören, als dieser verkündet wurde. Warum erkannte er sie nicht wieder? Je mehr er mit ihr sprach, desto mehr glaubte er, dass er sie kennen sollte, aber er konnte sie nicht einordnen. Wenn sie in letzter Zeit bei irgendeiner gesellschaftlichen Veranstaltung gewesen ist, hätte er sie sicherlich bemerkt. Wie hätte er das nicht können? Sie war eine Göttin und eine, die nicht so reinweiß wie das normale englische Fräulein war. Ihre Haut hatte ein leichtes, von der Sonne geküsstes Bronze an sich. Sie hatte in letzter Zeit etwas Zeit im Freien verbracht. Was darauf hinwies, dass sie überhaupt nicht in England gewesen sein konnte. Woher war sie gekommen? Möglicherweise wäre der Prinz, mit dem sie angekommen war, in der Lage ein paar seiner Fragen zu beantworten.

Er bummelte zu dem Auflauf aus Damen hinüber, die sich darauf vorbereiteten, ihn zu bauchpinseln. Julian musste zugeben, dass er es nicht gewohnt war, dass ein anderer Gentleman ihm die Schau stahl. Normalerweise strömten sie in seine Richtung und er schwelgte in ihrer Aufmerksamkeit. Er mochte es zu tändeln und zu tanzen, aber ließ sie am Ende alle hängen. Ehe war für ihn nicht auf dem Tisch. Vielleicht eines Tages, aber er hoffte, dass dieser Tag lange nicht kommen würde. Er hatte aus erster Hand mitbekommen, wie eine Ehe das Leben eines Mannes ruinieren konnte. Sein Vater hatte sich törichterweise verliebt und den Preis dafür bezahlt. Seine Mutter war der Untergang des vorigen Herzogs gewesen. Sie hatte zahlreiche Affären und seinen Vater fortgestoßen. Sie hatte ihre Pflicht getan und ihm seinen Erben geboren. Was die verräterische Herzogin betraf, war sie frei von jedweden weiteren Verpflichtungen.

Vielleicht konnte er die Beliebtheit des Prinzen zu seinem Vorteil nutzen. Er rückte näher zu ihm hin und lehnte sich herunter, um in die Ohren einer der Damen in der Nähe zu flüstern: »Ich hätte nie gedacht, dass du von einem Prinzentitel angezogen wärst.«

Sie seufzte. »Mach dich nicht lächerlich. Er ist ein Freund, nicht mehr. Ich hatte gehofft, ihn zu sprechen, aber es scheint, dass das nicht möglich sein wird.« Die Duchess of Clare war eine frühere Roma-Prinzessin und ihr Akzent floss durch ihre Worte.

Er hob eine Braue. »Du bist mit einem Prinzen befreundet? Warum bin ich nicht überrascht?« Julian gluckste leicht. »Bist du ebenfalls mit der Frau bekannt, mit der er angekommen ist?«

Vielleicht musste er nicht näher an den Prinzen herankommen. Er wollte sich sowieso nicht mit ihm anfreunden. Etwas an dem anderen Mann störte Julian. Er konnte jedoch nicht genau bestimmen, was es war. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder auf Lulia, die Duchess of Clare.

»Was ist denn?«, fragte er. In diesem Moment bemerkte er, dass sie zu keiner Zeit seine frühere Frage beantwortet hatte. »Du kennst sie, oder?«

»Selbstverständlich«, erwiderte sie kryptisch. »Und du ebenfalls.« Sie seufzte. »Ich hatte mehr Vertrauen in dich als das. Du bist wirklich ein törichter Mann.«

»Nun«, sagte er. »Wer ist sie?« Julian konnte die Ungeduld nicht aus seiner Stimme halten. Er hatte sich ihr selbst vorgestellt, aber sie hatte sich nicht die Mühe gemacht es zu erwidern. Es verärgerte ihn ein wenig, dass er auf eigene Faust die Information enthüllen musste.

Das kehlige Lachen der Herzogin erschallte um ihn herum. Jeder in der Nähe hielt ein, um auf sie beide zurückzublicken, sogar der Prinz. Das verärgerte Julian mehr als Lulias Spott. Sie blickte ihn an, wobei sich Humor aus ihren Augen ergoss. »Du armer, armer Fiesling«, sagte sie sanft. »Du solltest mir nicht leidtun, aber sobald du erkennst, was für ein Narr du warst, wirst du dich selbst treten. Ich wünsche dir Glück.«

»Bei was genau?« Er hasste diese kryptischen Diskussionen, die er seit dem Moment hatte, in dem der Prinz und seine mysteriöse Dame ankamen. Warum wollte sie ihm nicht einfach sagen, wer die liebreizende Frau war? Der Herr wusste, dass er keine Ahnung hatte und etwas Hilfe brauchen konnte.

»Deinen Kopf aus deinem Arsch zurückzubekommen, für den Anfang.« Die Herzogin gackerte beinahe vor Häme, während sie sprach.

»Du weißt immer mit Sprache umzugehen.« Julian rollte mit seinen Augen. »Wie gewöhnlich war dies eine fesselnde Unterhaltung. Sag mir, besucht dein Ehemann den Ball heute?« Möglicherweise konnte Fin ihm bei der Identität der Dame helfen. Wenn Lulia sie kannte, tat er es gewiss auch.

Die Herzogin zuckte mit den Schultern. »Er mag gesellschaftliche Veranstaltungen nicht. Das weißt du.«

Das tat er. Fin mochte es nicht sein Stadthaus zu verlassen, außer es war absolut notwendig, aber er mochte es auch nicht Lulia allein zu lassen. »Ist er dann im Kartenzimmer?« Fin hatte nach einem Spiel in ihrem Club eines Tages seine Liebe für Karten entdeckt. »Möglicherweise kann ich mich dort zu ihm gesellen.«

Sie zuckte mit den Schultern. »Tu, was dir gefällt, wie du es immer tust.« Dann drehte sie sich von ihm weg und ging auf den Prinzen zu. Die Menge teilte sich für sie und, als sie ihn erreichte, öffnete er seine Arme und umarmte sie freimütig. Diese Art von Zuneigung war nicht die Norm für gesellschaftliche Veranstaltungen. Die feine Gesellschaft würde sie dafür kreuzigen. Vielleicht aber auch nicht … Alle wussten, wie sehr Lulia und ihr Mann einander vergötterten. Sie machten kein Geheimnis daraus, dass ihre Partie aus Liebe gemacht war. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich alle darum rissen, mehr von diesem rätselhaften Prinzen zu erfahren, der auf dem Loxton Ball gelandet war.

Julian ging von der Menge weg und steuerte zum Kartenzimmer. Lulia hatte nicht zugegeben, dass Fin dort gefunden werden konnte, aber er sah keinen Grund nicht nachzusehen. Er hielt ein Mal an, bevor er den Ballsaal verließ, und blickte auf seine unbekannte Dame zurück. Sie lachte über etwas, das ein anderer Gentleman sagte. Die Stränge eines Walzers begannen zu spielen, was darauf hinwies, dass das Tanzen gleich beginnen würde. Der Prinz verbeugte sich vor seinen Verehrerinnen und ging an die Seite der unbekannten Dame, führte sie dann auf die Tanzfläche. Sie tanzten wunderschön zusammen und das verärgerte ihn sogar noch mehr. Etwas, das er nie zuvor verspürt hatte, überspülte ihn – Eifersucht. Er mochte das kein bisschen. Er biss das übelkeiterregende Gefühl zurück und verließ den Raum. Julian musste Fin finden, und zwar schnell. Das musste besser früher als später enden, denn Julian hasste es als Schachfigur jeglicher Art benutzt zu werden.

Bei Gelegenheit Liebe

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