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Kapitel 1: Nigel

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Es war ein wunderschöner Morgen. Die Sonne strahlte auf den Landsitz meiner Herrschaften. Die weißen Kieselsteine unter dem Fenster reflektierten das Licht in die Küche. Dort stand ich und gab dem Dienstmädchen, Farrah, gerade die Anweisungen für den neuen Tag.

Sie war ein nettes Ding, sechsundzwanzig Jahre jung, kurze blonde Locken und ein paar Pfunde zu viel auf den Hüften- diese Tatsache verlieh ihr aber einen noch sympathischeren Charakter.

Doch sie konnte auch anders...

„Nigel“, begann Farrah, „wo kommen noch mal die Kristallgläser hinein?“

Das Dienstmädchen hatte ihre Arbeit erst vor einem halben Jahr aufgenommen, weshalb ich ihr die häufigen Fragen nicht übel nahm. Natürlich musste man fragen, wenn man etwas nicht wusste, gerade auf so einem Landsitz wie dem unseren.

„Es bestand mit Cassandra- Ihrer Vorgängerin- die Abmachung, dass die Kristallgläser für den normalen Gebrauch in den Küchenschrank hinter Ihnen kommen und für festliche Anlässe wie dem gestrigen, werden sie einen Tag vorher in die zuvor gereinigte Goldvitrine im Speisesaal aufgebahrt.“

„Danke, Nigel.“

„Kein Problem“ erwiderte ich, obwohl mir die immer gleichen Fragen langsam doch etwas lästig wurden.

Ich war zwar nur der Butler, aber in meinen fünfundzwanzig Jahren, welche ich nun schon diente, hatte ich viel gelernt- und viel erlebt- weshalb meine Herrschaften eigentlich kein zusätzliches Dienstmädchen benötigten. Ich wusste um alle Vorgänge auf dem Landsitz Bescheid- aber meine Arbeitgeber hatten genug Geld, weshalb es mich nicht sonderlich kümmerte, dass meistens jüngere Frauen um mich herum wuselten. Ich war fast doppelt so alt wie sie, einundfünfzig um genau zu sein.

Cassandra war etwas älter und reifer gewesen, aber Farrah mit ihren sechsundzwanzig Jahren wusste noch nichts vom Ernst des Lebens oder gar den Dingen die in einem wohlhabenden Landsitz wie dem unseren vonstatten gingen.

Aber das sollten sie und ich noch schnell genug erfahren...

Ich war wie immer um sieben Uhr aufgestanden, hatte das graue Portal gefegt und meiner Herrin eine Schmerztablette gebracht. Sie klagte über Kopfschmerzen, die sie sich wohl vom gestrigen feierlichen Anlass zugezogen hatte.

Der größte Bankier Irlands war bei uns zu Besuch gewesen. Natürlich war Farrah sehr aufgeregt, aber auch alle anderen waren es. Schließlich hatte man nicht jeden Tag einen so reichen und vielbeschäftigten Mann im Schloss. Aber nachdem ich das aufgeregte Dienstmädchen beruhigt hatte, verlief der Abend für unsere Herrschaften ruhig und reibungslos- nur wir Angestellten hatten mehr als sonst zu tun. Der Bankier war nicht der schlankeste und hatte dementsprechend einen großen Appetit.

Der Koch hatte bereits die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

„Er und seine Frau werden uns noch die Vorräte im Lager aufessen“ meinte er verzweifelt.

Tatsächlich stand heute ein großer Einkauf bevor, der die Vorräte wieder aufstocken sollte.

Wie immer hatte meine Herrin es mir aufgetragen den Einkaufszettel zu schreiben, nur einkaufen wollten die Symon´s selbst.

„Dann komme ich etwas raus hier“ hatte sie angefügt.

Doch nun wusste ich nicht, ob der Einkauf heute überhaupt stattfinden würde, schließlich lag Lord Gayle Symon´s Gemahlin mit einiger Pein im Schlafgemach.

Man trug mir viele Dinge auf, welche eigentlich nicht zu den üblichen Aufgaben eines Butlers gehörten, doch ich war noch von der alten Schule- obwohl ich regelmäßig Fortbildungen besuchte. Ich nahm den Beruf des Butlers eben sehr ernst, das war auch der Grund, wieso ich draußen das Portal fegte- jeden Tag. Unser Landsitz beschäftigte einen Gärtner, aber diese Kleinigkeiten selbst zu erledigen ging oftmals schneller und kostete weniger Nerven.

Von oben hörte ich Geräusche.

Ich schob Farrah mit den Gläsern auf einem Tablett sanft Richtung Speisesaal und zog meine schwarze Fliege zurecht. Dann ging ich schnellen Schrittes nach oben. Das Parkett unter meinen Füßen sowie die Holztreppe waren frisch gebohnert worden und ich trug seit jeher meine geliebten Glanzschuhe, welche aus Brasilien kamen. Ich wusste, dass das eine weite Strecke bis zu uns nach Irland war, aber das Kunstleder dort war von hoher Qualität und die Schuhe langlebig.

Seit Jahrzehnten ging ich diese Treppe hoch und war es deshalb gewohnt, so zu laufen, dass ich auf den glatten Stufen nicht ausrutschen und vermutlich zwei Wochen krankgeschrieben werden würde. Das konnte ich mir keinesfalls erlauben. Überhaupt hatte ich noch keine großen Ausfälle in meiner Laufzeit zu verzeichnen.

Als ich gerade vor dem Schlafgemach stand und klopfen wollte, öffnete mir ein schwarzhaariger Mann. Es war mein Herr, welcher im Morgenmantel in der Tür stand.

„Guten Morgen, Nigel“ begrüßte er mich. „Danke, dass Sie meiner Frau eine Schmerztablette gebracht haben.“

„Das war selbstverständlich“ erwiderte ich. „Wie geht es Ihnen? Möchten Sie jetzt frühstücken?“

„Mir geht es gut, danke. Frühstücken möchte ich nach meinem Gang zur Toilette. Haben Sie unsere Kinder schon aufgeweckt?“

„Nein, Sir, das wollte...“

Verdammt! Farrah wollte diese Aufgabe übernehmen.

Doch ich blieb kollegial und sagte stattdessen: „Es tut mir Leid, aber ich habe es wohl vergessen. Ich werde sie sofort aufwecken.“

„Ist schon in Ordnung, Nigel. Wir werden alle nicht jünger.“

Ich erwiderte auf diese durchaus wahre Bemerkung nichts, sondern ging direkt eine Etage höher, wo die Kinder noch immer schliefen.

„Aufstehen, Kinder!“ rief ich mit sanfter Stimme aus.

Die Türen im Flur öffneten sich und verschlafene Jugendliche kamen aus ihren Zimmern, welche sich noch die Augen rieben.

„Nigel, Sie sind heute aber spät dran“ merkte Shelley an.

Sie war mit sechzehn Jahren das jüngste Kind und das einzige Mädchen. Ihre Geschwister, Mark und Andrew, waren beide siebzehn.

Ich erwiderte abermals nichts auf die zutreffende Bemerkung, sondern schenkte den Jugendlichen ein kurzes Lächeln und sah ihnen hinterher, als sie die Treppe hinuntergingen. Ich flanierte in die Mitte des schmalen mit Holz verkleideten Flures und nahm den Hörer des Diensttelefons ab, welches dort an der Wand hing. Dann wählte ich die Nummer des Erdgeschosses.

„Ja, bitte?“ meldete sich eine junge, fast schüchterne Stimme.

„Farrah, hier ist Nigel. Sie haben vergessen die Kinder zu wecken. Sie sind gerade auf dem Weg zu Ihnen.“

Ein leises Seufzen war zu hören.

„Aber ich habe den Tisch noch gar nicht gedeckt und war noch nicht in der Küche wegen dem Frühstück...“

„Dann beeilen Sie sich bitte. Sie wissen, dass die Kinder in dreißig Minuten fahrbereit sein müssen.“

In der Leitung war ein Klicken zu hören. Farrah hatte schnell aufgelegt.

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