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Kapitel 1 – Aufenthalt in Ladó und kleinere Reisen von dort aus

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Kapitel 1 – Aufenthalt in Ladó und kleinere Reisen von dort aus

8. August bis 13. November 1878

(Die erste Zeit der Tätigkeit Emin's als Gouverneur wird kurz von Schweitzer S. 146 und S. 146 und Vita Hassan I. S. 39 erwähnt.

8. August 1878, Donnerstag. Post und Briefe für Europa vorbreitet. Abends 9 Uhr kommt Dampfer „BORDÉN“ mit Gessi, der neuerdings einige siebzig Sklaven konfisziert und zwölf Mädchen aus Bór mitbringt.

9. August 1878, Freitag. Anlegung einer Ackerbaukolonie in Redjaf wird beschlossen, (Zur Unterbringung der befreiten Sklaven nach Angabe von Gessi) ebenso Konstruktion von Booten in Dufillé. Viel Regen. Ärgerliche Szenen mit Ibrahim-Bey.

10. August, Sonnabend. Regnerisch. Ganzer Tag mit Vorbereitungen für Gessi's Reise. Nachmittags sechzig Soldaten abgefahren. von Lazuka sind hundertfünf Stück Elfenbein gekommen.

11. August, Sonntag. Trübe, viel Regen. Seriba rings von Wasser umgeben, Flut noch immer im Steigen begriffen; Pelikane dicht an Umzäunung.

(Seriba ist die allgemeine Bezeichnung für eine Niederlassung Von Handelsleuten oder Sklavenjägern. Diese Ansiedlung ist felsengsartig angelegt, besteht aus Wohnhatten und Vorratshäusern und ist von einer dichten, stachligen Hecke umgeben. Seriba, Name der Handelsstationen im ehemaligen ägyptischen Sudan, so benannt nach der dichten Einzäunung von Dornenhecken, durch welche man sich gegen die nächtlichen Einbrüche wilder Tiere schützen wollte. Sie wurden anfänglich meist von europäischen Händlern aus Khartum gegründet als Stapelplätze für Elfenbein und waren mit angeworbenen Dengolanern besetzt, durch welche die Bevölkerung der Umgebung in Botmäßigkeit gebracht und zugleich Raubzuge in die Nachbarländer, namentlich zum Sklavenraub, gemacht wurden. Die Verwalter der Seriben, die Weitil, schickten das Elfenbein jährlich einmal nach Khartum, von wo beim Eintritt der Nordwinde die Schiffe mit Munition, Tauschwaren u. a. nach dem Süden abgingen.)

Post: Marquet, Hausal, Lumbroso, Pascha, Petermann (2), De Vecchi, Kaufmann, Stone-Pascha; an Gessi Sachen für Campero in Mailand. Junker's Sachen vorbereitet. Um 8 Uhr vormittags sind Gessi und Zucchinetti im „BORDÉN“ abgereist, mit ihnen Ibrahim-Bey und Gefolge. Haus arrangiert.

12. August, Montag. Früh sehr kühl, jedoch schön. „ISMAĬLIA“ nach Redjaf und Gondókoro, um Lazuka-Leute zu bringen.


Khartum

13. August, Dienstag. Der Fluss ist so hoch, dass seine Wasser in die Seriba dringen, und immer noch steigt er: Ich fürchte für Khartum.

14. August, Mittwoch. „ISMAĬLIA“ von Redjaf gekommen. Zitronenernte in Gondókoro. Die Leute von Latȗka sind noch unterwegs.

15. August, Donnerstag. Das Wasser steigt noch immer, ich habe heute schon einige Häuser räumen lassen. Enorme Wassermassen Kommen vom Süden, da dauernd Regen, kaum eine Stunde frei. Die Leute fangen Fische in der Seriba.

16. August, Freitag. Noch immer ansteigendes Wasser; zum Schutz der Magazine haben wir einen Damm gebaut und wieder Häuser geräumt. Das Wasser hat heute seinen höchsten Stand erreicht.

17. August, Sonnabend. Bei bedecktem Himmel und starkem Süd-Wind rascher Abfall des Wassers.

18. August, Sonntag. Ich habe Leute von Latȗka nach Kiri beordert. Besuch Altóron‘s, des von Baker bekannten Häuptlings von Gondókoro.

Einige ethnologische Gegenstände erworben, die hoffentlich Dr. Junker‘s Sammlungen zieren sollen.


Dr. Wilhelm Junker

19. August, Montag. Früh Dampfer „ISMAĬLIA“ mit Briefen an Perthes (Journal Kabrega Reise), Gordon, Marquet, (Marquet, Franzose, war Kaufmann in Khartum und dort Emin's Agent. Er monopolisierte den Handel im Sudan eine Zeitlang und starb später in Kairo (Junker’s Reisen II, 33)) Gessi, Giegler usw. sowie den Kuriositäten abgegangen. Es ist furchtbar langweilig und öde hier in der rings von Wasser umflossenen Seriba, wo man nicht einmal sammeln kann. Meine Hypsometer sind nicht in Ordnung zu bringen — so fällt auch diese Beschäftigung aus, und die Engländer (Die Missionare der Church Missionary Sociity, die nach Uganda sollten) lassen noch immer auf sich warten, sonst wäre ich längst unterwegs nach dem Süden. Das Wasser ist bei prachtvollem Wetter (29,3 C — 2 ½ Uhr nachmittags) andauernd fallend. Die großen Regenmengen haben hier endlich Carica Papaya, die bisher nur vegetierten, zur Entwicklung ihrer schönen Früchte gebracht.

20. August, Dienstag. Taha-Effendi und Leute von Lazuka sind gekommen und nach Redjaf beordert worden. Wasser wieder gestiegen. Ich erlasse Order für Statistik der Todes- und Geburtsfälle.

21. August, Mittwoch. Der Fluss ist neuerdings gestiegen, weil täglich Regen fällt. Meine Reispflanzungen gedeihen prächtig.

22. August, Donnerstag. Seit zwei bis drei Tagen eine Menge von Lamprotornis porphyropterus Heugl in kleinen Gesellschaften von vier bis fünf Individuen, laut dohlenähnlich pfeifend, sich umherjagend, selbst in der Seriba. Große Mengen von Ceryle rudis.

23. August, Freitag. Unaufhörliche Regen, stets hoher Wasserstand. Massen Siluriden (Siluriden – weiße) täglich gefischt. Viele Tausendfüße kommen zum Vorschein.

24. August, Sonnabend. Nur-Bey ist mit Soldaten nach Gbl. Kélen und Fadjelȗ (Fadjelȗ, äußerste Gruppe der Bri in der Richtung auf Makraka) abgereist. Es kommt ein Mann, der durchaus eine syphilitische Frau heiraten will. Hübsches weibliches Exemplar von Andrea ardesichca zubereitet.

25. August, Sonntag. Ich habe an Nur-Bey tragbare Barke zum Überschreiten des Chors gesandt.

26. August, Montag. Es ist verzweifelt einförmig, doch mehren sich meine Sammlungen durch allerlei Gewürm, Fledermäuse usw., über die hier jeder lacht. Die Fledermaus wird als religiös unrein gehalten. Arden ardsichca lebt hier In kleinen Gesellschaften von zwei bis drei Individuen auf überschwemmten Feldern von Würmern, Fischen usw. Mit ihr oft vereint ein gelblichbrauner Reiher, den ich bis jetzt nicht erlegen konnte. Männliche Exemplare von Plectropterus gambensis haben völlig befiederten Kopf, rot marmorierten Schnabel, schiefergraue Iris, Oberseite rehbraun, sehr zart gestrichelt, Unterrücken und Schwanz schwarz. Kein Sporn! Sehr viele Federläuse.

27. August. Dienstag. Skorpione, die früher Selten, sind jetzt häufig; heute ein Paar erhalten, Männchen und Weibchen, wie ich vermute. Es ist nicht die Khartumer Art (E. quinquestrichzus), sondern gehört wohl zu Buzus. Auch Tausendfüße, sowohl Scolopendra- als Julus-Arten, sind sehr häufig.

Das Wasser ist heute in die halbe Seriba gekommen, und dürfte dies wohl der höchste Stand für dies Jahr sein. Alles Gewürm, Schlangen usw., hat sich vor dem Wasser in die Häuser geflüchtet, wo es jetzt Ausbeute genug gibt. Sehr bemerklich ist in den letzten Tagen das dumpfe Gurgeln der Rohrdommeln (Nycticorax!), und jeden Abend bei Sonnenuntergang das scharfe Geschrei eines vereinzelten Cursorius aegyptichcus. Auch Balearica pavoeina (hier Standerogel), viele Lamprotornis, sehr zahlreiche Ceryle rudis, Lagonosticta austma (brütet), Motacilla Vielua und ein paarweiser Vogel (Pycnonozus?), den ich nicht erlangen konnte, lassen sich häufig sehen und vernehmen.

28. August, Mittwoch. Immer noch bin ich mit Unterbringen der Überschwemmten beschäftigt, für die ich kaum Häuser zu beschaffen weiß. Auch heute habe ich ein Exemplar von Arden ardesica und eines von Hophoploterus taczus (letzteres unbrauchbar) erhalten und präpariert. A. ardesichca wieder Weibchen. Abends ist der Mond nicht sichtbar geworden, also das Ramadán-Fest verzögert.

29. August, Donnerstag. Während alle Ägypter im Beachten des Fastens sehr lax sind, bilden die Sudanesen mit ihrem Sinn für bloß Äußerliches dazu einen scharfen Gegensatz.

In meinem Hause Uraeginthus phoezucotis, jetzt nistend.

Der Protopterus (Protopterus, Lungenfisch, der sich in der Trockenzeit im Schlamm eingräbt und dann seine in eine „Lunge“ verwandelte Schwimmblase atmet) ist jetzt hier häufig, wird bis zu zwei Meter lang und gibt, wenn man ihm nahe kommt, einen knurrenden Ton von sich. Die Neger benutzen dies, verfertigen eine Art Klapper und klappern damit über dem Orte, wo sie einen Protopterus eingegraben vermuten; dieser knurrt und wird aus seinem Versteck geholt. Man speert den Fisch hier, fürchtet jedoch seinen Biss.

30. August, Freitag. Gestern Abend wurde der Neumond sichtbar, wir haben also heute Ramadán.

Nachts nach klarem Abend war starker Sturm aus Westen und Gewitter mit Regenguss, Tag regnerisch, besonders gegen Abend.

Täglich kommen neue Geschichten von Diebstählen — ich kann sie nicht anders nennen — meines Vorgängers an öffentlichem und Privateigentum (!) zum Vorschein.

Der Wasserstand ist noch immer hoch täglich ereignen sich Erdstürze durch Unterwaschungen; ich werde eine völlig neue Uferlinie herstellen müssen. Infolge der Feuchtigkeit und des Regens, gegen welchen sie nicht geschützt sind, sterben die Rinder in Menge; sobald ich Stroh und Heu erübrige, soll eine Art Stall für sie gebaut werden, ebenso für das Kleinvieh, Ziegen und Schafe. Meine großen Schafe von Faschóda halten sich gut.

31. August, Sonnabend, (An diesem Tage schrieb Emin folgenden Brief an Herrn Dr. A. Petermann in Gotha:

Ladó, den 31. August 1878

Verehrter Herr!

Im Begriff, nach Süden zu gehen, sende ich anbei den Schluss meiner Notizen über Unyóro. Eine längere Reihe Von Psychrometerablesungen mit anderen meteorologischen Beobachtungen für Ladó folgt mit nächstem Dampfer: Einer Abzweigung von kompetenter Seite, mit welchen Instrumenten am einfachsten und besten die Elektrizitätszustände der Luft beobachtet werden können, wäre mir sehr erwünscht. Alle mir hier zu Gebote stehende Literatur enthält darüber nichts.

Der hohe Wasserstand des Stromes dauert fort: Weit und breit überschwemmtes Land; sogar unsere doch meist hochgelegenen Seriben haben darunter zu leiden. Dazu wollen die Regen dieses Jahr nicht aufhören, die ohnehin schwierigen Straßen sind unpassierbar geworden und alle Post vom Süden fehlen uns.

Von Magángo oder Mrúli aus hoffe ich Ihnen neue Nachrichten geben zu können.

Genehmigen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung und glauben mich

Ihren ergebenen Diener

gez. Dr. Emin Bey.

Eine für mich neue, nur weinrot überflogene, sonst meist graue Lagonosticta mit gelbem Augenrande ist seit gestern hier eingezogen, ein munteres hübsches Vögelchen, etwas größer als L. minima. Ganze Nacht hindurch und ebenso frühmorgens leichter Regen; Blitze und Donner in Nordost. Alle meine Vogelbälge verderben vor Nässe, selbst Kisten schützen sie nicht.

Um Mittag ist Dampfer „SCHIBBIN“ von Schambé mit Post von Gessi gekommen, der jetzt schon unterwegs sein dürfte. Sklavenkonfiskationen in Schambé das Geschäft scheint doch ziemlich einträglich.

1. September, Sonntag. Nachts starker Regenguss; mein armes Aneroid ist nass geworden. Korrespondenzen geordnet. Viele Klagen über Bor. (Klagen über Bor, siehe Vita Hassan I, S. 40) Ich habe heute dem Pascha meine Meinung über meine hiesige Stellung gesagt und erwarte nun, falls ich mich nicht sehr irre, meine Abberufung. Tags kein Regen.

2. September, Montag. Übermorgen soll „SCHIBBIN“ von hier fort, wenn ich Holz genug bekommen kann. Anona senegalis (Anona senegalis ist die in Afrika wildwachsende Cremefrucht; vieleicht hat es sich hier um eine der fremden Kulturarten (Anoa mussicata A. aquamosa, A. usw.) gehandelt.) gedeiht hier sehr gut und setzt viele Früchte an, während Puzuca Granazum (Puzuca Granazum, Granatapfel) auffälligerweise stets kümmerlich aussieht: Vermutlich des zu vielen Regens halber. Kleine Schlange und Dacelo lebend erhalten. Post von Magúngo mit Said-Aga und Cajaten zum Aussähen gekommen.

3. September, Dienstag. Rekruten von Kiróta, aus Leuten Rionga‘s, des einigen uns treuen Scheichs.

Alcedo (Alcedo, ein Eisvogel) cristata ist ziemlich häufig; die verlängerten Federn der Beine, deren vier bis sechs beinahe aufrecht stehen, sind schön malachitblau und schwarz gestreift; Kehle und zwei flecken an den Selten des Hinterkopfes weiß, Hinterkopf ultramarin, schwärzlich gebändert. Rücken, kleine Flügeldeckfedern, Decken des Schwanzes ultramarin auf schwarzem Grunde, ganze Unterseite rotgelb (fuchsig); Schwingen schwärzlich, ebenso Steuerfedem. Schmale Füße korallenrot; Auge dunkelbraun.

Ebenso habe ich heute drei Exemplare von Malapterus electricus, arab. Ráad (Blitz), dem bekannten Zitterwels des Nil, erhalten, alle drei jung; die schön olivenbraune Färbung ist im Spiritus sofort verblasst. Sie teilen ganz anständige Schläge aus. Ein Exemplar von Eriinaceus coronazus (?).

4. September, Mittwoch. Seit Mitternacht Regen und Gewitter. Es will dies Jahr nicht mehr aufhören zu regnen. Post für Dampfboot „SCHIBBIN“ (Vergl. oben Brief vom 31. August): Aifmed Gabil-Efendi, Bor; Gessi (mit Einlage Dr. Zucchinetti), Schambé; Gordon-Pacha, Khartum; Postdienst in Khartum (einliegend Lombroso, Hausal 2 Otto Marno, Ernst Marno). An G. Istanbul vermittels Tahami-Bey; an Halib-Pascha in Zagazig. Wegen Hunden und Tieren nach Kana geschrieben mittels Halil-Efendi Nessim. Mohammed-Efendi Feradj's famosen Angriff gegen Gessi an Gordon mit meiner Post gesandt.

5. September, Donnerstag. (Brief von Emin an Dr. Junker im Besitze von Geheimrat Prof. Dr. Haus Meyer in Leipzig.

Lagó, den 5. September 1878.

Verehrter Herr Kollege!

Mein Brief an Sie hat eine ungebührliche Verzögerung erlitten, ich will ihn dennoch nicht ohne ein Wort der Erklärung absenden. Ein ungewöhnlich regenreiches Jahr am Äquator hat den Babr el-Djebel so geschwellt, dass all unsere Stationen von Mrúll bis Schambé schwer gelitten haben. Außerdem führte das Hochwasser ganze Inseln schwimmender Vegetation herab, und so hat sich denn etwa zwei Stunden unterhalb der oberen Abzweigung des Bahr Zeráf vom Bahr el-Djebl eine Pflanzenbarre gebildet, die den Fluss völlig sperrt und uns von Khartum abschneidet. Ich habe, die Eröffnung der Barre nur von Norden her möglich, vorläufig einen Postdienst von Ladó nach Bór (Dampfer) und von Bór aus zu Lande nach dem Ssobat und Faschoda organisiert und sende auf dieser neuen Straße — zwölf Tagemärsche von Bór nach Ssobat — meinen Brief. Hoffentlich lassen die Khartumer uns nicht zu lange warten?!

Natürlich ist mir so die Sendung der Ihnen versprochenen Raritäten für den Moment unmöglich, sobald jedoch die Schifffahrt frei, folgen selbe umgehend nach Marquet. Ich will inzwischen so viel als möglich kornplettieren.

Ich habe mir inzwischen viel Mühe gegeben, einige zoologische Objekte zu sammeln, und bin mit meiner Ausbeute ganz zufrieden.

Sie würden sich wundern, sähen Sie meine kleine Menagerie und meine Raritäten.

Ein besonderer Liebling ist mir eine von hier bestimmt neue Schlangenechse ohne Augen und Ohren — Vielleicht Typhlina Wiegm. —, die lebend seit einem Monat bei mir ist. Auch eine sonderbare kurzfüßige Art des Haushuhnes aus lllyrich habe ich erhalten, und täglich mehren sich meine Schätze. Könnten Sie nur hier sein!

Ich habe an Hausal geschrieben und ihn gebeten, mir einen Dengolaul zu senden, der des Abbalgen von Vögeln und Säugetieren versteht. Sie erhalten dann das Generaldepot der ägyptischen Äquatorialprovinzen.

Dank für ihre Sendungen.

Mit herzlichem Gruße

Ihr aufrichtig ergebener

gez. Dr. Emin Effendi.)

Seit vorgestern ist das Wasser bedeutend gefallen, auch hat der starke (jedenfalls nur lokale) Regenguss keinen Einfluss mehr gehabt; ich fürchte, dass die Effluvien des durchfeuchteten Landes später viel Fieber hervorrufen werden. Dampfer „SCHIBBIN“ ist heute um ¾ 8 Uhr vormittags nach Khartum abgereist: Ich habe an Petermann die letzte Hälfte meiner Notizen über Unyoro und Tagebuch Reise Kabréa gesandt. Auch Tahami-Bey, einst Günstling Gordon's, dann in Ketten hierher gesandt und nun begnadigt, ist wieder abgereist.

Heute haben wir Datteln gepflanzt von der großen Dóngola-Sorte.

Hurra! die Orangen blühen zum ersten Mal im Äquatorialafrikagebiet!

6. September, Freitag. Wasser, wenn auch wenig, doch stetig zurückgehend: Meine Carica-Pflanzen (vier) sind aufgegangen. Heute ziemlich frischer Nordwestwind!

7. September, Sonnabend. Die Tage vergehen in grenzenloser Einförmigkeit: meine Kochthermometer sind völlig unbrauchbar geworden, also auch hiermit ist keine Arbeit möglich. Ich habe ägyptischen Weizen ausgesät, ebenso amerikanischen gelben Mais. Seit einigen Tagen ist es sehr bewölkt, gegen Mittag sonnenklar, später wieder bewölkt, aber kein Regen.

Neuerdings ist von Makraka Post angekommen; die Leute sind rein toll! Statt nach dem Bahr Ghazal abzugehen, verschwenden sie die Zeit mit Schreibereien. (Es handelt sich offenbar um die Mannschaften, die als Verstärkungen zur Expedition Gassi's nach dem Bahr-Ghaza gehen sollten.)

Heute habe ich wieder zwei Exemplare von Alecedo cristata (ich glaube A. dieruleocephala ist nicht spezifisch verschieden davon) und ein leider zerbrochenes Ei von runder Form ziemlich groß, rötlich durchscheinend, erhalten.

8. September, Sonntag. Frühmorgens starker Regen mit Südwestwind für etwa eine halbe Stunde. Wie ich vermutet, fangen schon jetzt die Fieber an sich zu zeigen, meist schwere deliröse Formen. Post nach Mákraka mit erneutem Befehl, abzureisen, nach Rohl gesandt.

9. September, Montag. Früh wie gewöhnlich trübe. Ankunft Post von Süden. Ali-Aga: Er hat sich große Vergehen zuschulden kommen lassen, ist dabei aber überzeugt, dass er unentbehrlich sei. Ein wahrer Neger ist immer noch besser als diese Muvallidin, (Muvallidin (muollidin)?) d. h. in Khartum geborene Mischlinge oder reine Neger.

10. September, Dienstag. Übernachtet. Von 9 Uhr an bis um Mittag starker Regen, nicht Gewitter. Nach dem Regen zeigen sich zu acht bis zehn Schwalben (H. albigularis), die vermutlich auf dem Striche sind, da sie ermüdet scheinen und selbst bei Annäherung nur zögernd entfliegen. Ganze Unterseite weiß. Viele lassen ihre eigentümlich sanft klagende Stimme hören. Ei von Perlhuhn (N. poecilorhyncha?) erhalten durch Dragomane. Nicht einmal dies Ei kannten die Araber, die doch Perlhühner halten. Pyconozus Arsinoë und häufiger P. xanthopyquis kommen hier häufig vor, sind nicht üble Sänger, drosselartig. Sträuben die Kopffedern auf.

11. September, Mittwoch. Immer noch kein Dampfer von Khartum, wo wohl die „große Wassernot“ herrschen mag. Viele Kranke hier. Der so geringe Unterschied zwischen Tag- und Nachttemperaturen (zwischen 20 — 30° C schwankend) lässt kein Aufatmen zu. Heute Leute von Bor hier (zu Lande gekommen) Eingetroffen, um sich über den dortigen Mudĩr zu beschweren. In Magazinrechnungen viel Unerwünschtes gefunden.

12. September, Donnerstag. Durch das Hochwasser sind eine große Menge kleine, meist ungiftige Schlangen in die Seriba gekommen, wo deren jetzt täglich getötet werden. Leider sind die Exemplare meist schwer beschädigt; fünf Arten habe ich bis jetzt erhalten können. Auch Skorpione finden sich jetzt familienweise, gewöhnlich zwei alte und mehrere junge, nahe Steinen, es ist die hiesige breitrückige, schwärzlich braune Art, deren Stich Schwellung und Rötung, sonst aber keine üblen Folgen hervorruft — außer bei Kindern. Julus-Arten sind jetzt Seltener. Seit einigen Tagen lässt sich paarweise Schizorhis zonura bellend hören. Große Krähen. Im Fluss heute ein Ambadj-Stamm (Herminiera elaphroxylon) von etwa 2 m Länge und 74 ein Umfang am unteren Ende. Da ich mich nicht erinnere, von hier bis Dufilé Ambadj gesehen zu haben — weiter oben kommt er vor —, so stammt dies Exemplar wohl von oberhalb und hat ungefährdet die Stromschnellen von Afúddo passiert!

13. September, Freitag. Ein Onbaschi, (Onbaschi, Gefreiter) an augenblicklicher Geistesabwesenheit leidend, hatte sich von Nur-Bey‘s Expedition entfernt und war völlig nackt, ohne Waffen, nur mit einer Lanze, vier Tage fortgeblieben. Die Neger haben ihn nicht getötet, und am fünften Tage kehrte er zurück, völlig gesund und geistesrichtig. Es ist dies einer der vielen Fälle von Geisteskrankheit, die mir hier vorgekommen; die Neger leiden sehr häufig daran, und viele ihrer Handlungen lassen sich absolut nicht anders erklären.

Eine heute Nacht eingefangene Schlange hat mich mit sieben langspitzigen Eiern beschenkt. Sie selbst scheint ungiftig und hält die Eier inmitten ihrer Windungen. Einige sehr hellgrau.

Skandalöse Nachrichten von Hammam-Aga usw. in Kiri.

14. September, Sonnabend. Obgleich es gestern nur gegen Mittag leicht geregnet, machte sich doch gegen Abend ein bedeutendes Schwellen des Flusses bemerklich, und um 11 Uhr nachmittags fing das Wasser so stark an in die Seriba zu fließen, dass nur den fleißigsten und eifrigsten Anstrengungen der wirklich braven Leute, die ich in das Nacht zusammentrommelte, es gelang, die Magazine zu schützen. Ein Damm wurde improvisiert und so dem ersten Anprall des Wassers einigermaßen Schranken gezogen; noch jetzt aber steigt das Wasser, und das nordöstliche Viertel der Station hat von allen Bewohnern geräumt werden müssen. Natürlich glänzten auch diese Nacht die beiden ägyptischen Offiziere durch ihr Zuspätkommen zum Apell; es ist eine schauerliche Sorte (mit wenigen Ausnahmen), diese echt arabischen Tagediebe. Zu alledem drohende Regenwolken; wenn ich nur erst meine Magazine geräumt hätte! Bis zum Mittag ließ sich ein leichtes Steigen des Wassers bemerken, dann trat für einige Stunden ein Festbleiben im Niveau ein, und endlich begann das Sinken bis um 10 Uhr nachmittags, wo ich den Wasserstand gegen früh um etwa 7 ein verringert fand. Meine Leute haben brav gearbeitet. Abends NNW-Wind.

15. September, Sonntag. Seit früh ½ 5 Uhr Regen ohne Gewitter; Fluss im Sinken, hoffentlich definitiv. Meine Sammlungen mehren sich: eine hübsche, früher schon in Mȗrli gefundene Schlange in einem Webervogelnest, eine Menge Eier, unter denen die von Alcedo cistata leider stark bebrütet, die von Hypothlastes (Amadina) fascichta (der rote Kehlstreif des brütenden Männchens ist an den Augenseiten breit, am Halse selbst sehr eng, linienförmig, im Gegensatz zu der westafrikanischen Art, deren Halsband breit ist), die von Hypitantornis larvata, endlich einige mir unbekannte. Das beste aber war ein schonen Exemplar einer Schlangenechse, wohl das erste, was von hier erbeutet sein dürfte, soweit meine Kenntnisse reichen, endlich ein Acontichs Cuv., den Augen und Ohren völlig fehlen, vielleicht Typhlina Wiegm. Junge Ente von der Flussinsel erhalten. Die Schlangen sind jetzt meistens in der Häutung begriffen.

16. September, Montag. Sonderbare Verschiedenheiten in Formen und Farben der Eier: Vor einigen Tagen wurde mir ein Ei als „Perlhuhnei“ gebracht von völlig runder Form und ganz dunkelbrauner Farbe; heute habe ich eins erhalten oder vielmehr aus dem Leibe eines Weibchens geschnitten, welches länglich, hell, milchkaffeefarbig und mit einzelnen bräunlichen Punkten bespritzt ist. Von Fatiko aufwärts wird Numida poeciloryncha Selten, und an ihre Stelle tritt N. critata. Lagonostica larvata ist ein nachlässiger Nestbauer: beinahe durchsichtige Unterlage mit drei reinweißen runden Eiern auf einem Rohrzaune zwischen Stängeln.

17. September, Dienstag. Früh ist es stets bewölkt, dann klärt sich das Wetter auf, wird gegen Mittag wieder dunkler, unter sehr variablen Winden häufig einige Tropfen Regen. Sonnenuntergang stets sehr bewölkt. Die Feuchtigkeit der Luft ist stets sehr groß. Der Fluss, der nach dem letzten hohen Anschwellen täglich gefallen war, heute ein wenig gestiegen. Die Bdri-Neger behaupten, dass sehr dunkle oder wie gesprenkelt aussehende Perlhuhneier immer Männchen enthielten. Heute habe ich dreizehn solcher Eier erhalten und zum Brüten unter eine gewöhnliche Henne gelegt.

Schon seit einigen Tagen war eine schwere Spannung in der Luft gelegen, wie ich, der ich für Elektrizitätserscheinungen körperlich äußerst empfindlich bin, an Schlaflosigkeit, Unruhe, Beängstigung im Atmen usw. wohl merkte. Heute kam es zum Ausgleich: Nachdem es schon gegen Mittag zweimal tropfenweise geregnet, zog um 4 Uhr neuerdings eine dunkle Wolkenschicht herauf, die bald den ganzen Himmel bedeckte. Dilriöser Südwestwind fegte den Regen bis in die Mitte der Häuser, und Blitz auf Blitz schmetterte hernieder in rotem Lichte; der Donner war ein donnerndes Rollen ohne Unterbrechungen, indem nur mitunter ein Fortissimo eintrat. Um 7 Uhr nachmittags war alles vorüber, doch noch viele Wolken am Himmel.

18. September, Mittwoch. Nachts um 4 Uhr neuerdings Regen. Die Zitronenbäume in Gondókoro scheinen dies Jahr unerschöpflich; (Die Zitronen in Gondókoro waren von der katholischen Mission angepflanzt) Barke auf Barke voll kommt, und heute habe ich an alle Leute hier Haufen schöner Zitronen verteilt und befohlen, hier ebenfalls zu pflanzen. In Ladó existieren bis jetzt nur vier Pflanzen davon (drei in meinem Hause, eine fruchttragend). Auch heute Raritäten: ein schönes Exemplar von Krebs (Gecarcinus?) aus dem Süßwasser und ein junges, beinahe ausgewachsenes Tier von Bispbaga (africana?). Der Schnabel völlig zitronengelb, gelber Augenring wie B. erytlhorhyncha.

19. September, Donnerstag. Prachtwetter mit kühlem Winde. Ich bin auf großartige Fälschungen offizieller Dokumente gekommen und habe an Gessi darüber geschrieben. (Es ist wohl kaum möglich, diese Angelegenheit jetzt noch aufzuklären. Es scheinen manche Differenzen zwischen Emin und seinem damaligen Chef Gessi vorgekommen) Ich kann mir nicht vorstellen, was Gordon zu all den Leistungen seines Lieblings sagt, jedenfalls muss er sich seiner Leichtgläubigkeit schämen. Das Aneroid heute ganz eigentümlicherweise auf 717,5 heruntergegangen; jedenfalls ist ein brüsker Wetterwechsel im Anzuge. Schöne große Schlange und Exemplar von Lazuus leucopypius erhalten. Große Früchte von Opuntich Eina aus Gondókoro.

20. September, Freitag. Durch Versehen Notizen für heute unter gestern.

21. September, Sonnabend. Wie vermutet, steigerte sich der Wind gegen 11 Uhr nachmittags gestern zum Sturme, und ein starkes Gewitter mit ebenso tollem Regen dauerte die ganze Nacht hindurch. Noch jetzt (8 Uhr vormittags) regnet weiter. Das Aneroid ist zu seinem gewöhnlichen Stande zurückgekehrt. Um 9 Uhr vormittags Regen aufgehört, schönes Wetter. Buphaga erythrorhyncha nistet in und auf verrotteten Bäumen, lose Nester.

22. September, Sonntag. Jede Nacht beinahe Sturm.

23. September, Montag. Exemplar von Lazuus leucopypius, jung, hier ziemlich häufig. Heute die ägyptischen „Tirnus“ (Tirnus (ticnus?) Lueinen) (Lueinen) angebaut. Reis hat lange Ähren angesetzt ebenso Weizen und Pezucillarich glauca. Der Fluss ist neuerdings etwas gestiegen bis gegen 4 Uhr nachmittags etwa. Ceryle rudis hat jetzt Junge (ausgewachsen).

24. September, Dienstag. Mohammed Mussa ist nach Mȗggi gesandt. Um 8 Uhr vormittags wurde auf einmal ein Dampfer signalisiert, der langsam stromaufwärts kam, und jedermann freute sich auf Nachrichten und Sendungen von Khartum. Wie groß war nicht unsere Enttäuschung, als beim Näherkommen wir Dampfer „SCHIBBIN“ erkannten, der vor achtzehn Tagen von hier abgereist, und den wir nun in Khartum wähnten. Eine offizielle Mitteilung des Weitil in Schambé gab an, dass der Fluss unterhalb der Ausbiegung des Bahr Zerdf auf Tausende von Metern von schwimmenden Grasmassen völlig verstopft und seine Eröffnung nur von unterhalb möglich sei. So wären wir denn von der Welt abgeschnitten, bis Dampfer von Khartum kommen und den Fluss öffnen: Ich selbst will Post von Bór zu Lande nach dem Sóbat senden! Post von Gessi, der in Láo (Láo im Dinka-Lande, dicht südlich von Meschra er-Req) durch die Wasser abgesperrt ist.

25. September, Mittwoch. Da alle Fahrzeuge vom Fluss aufwärts hier sind und wir kein Getreide hier haben, gehe ich heute mit allen Schiffen nach Redjáf, um von dort vielleicht bis Kiri zu gelangen. Abfahrt 7 Uhr 5 Min. vormittags. Um 7:15 vormittags aufgesessen und trat aller Anstrengungen nicht mehr losgekommen.

26. September, Donnerstag. Um Mittag Dampfkessel geleert, Leute von Ladó geholt, Sand um Dampfer herum weggeschaufelt. Nachts 11.35 flott geworden.

27. September, Freitag. Nach Proviant gesandt. Um 11 Uhr vormittags abgedampft. Fluss sehr bedeutend gefallen. Seit 25. September Prachtwetter, nachts sehr kühle Nordwestwinde. Die Fahrt ist ohne Unterbrechung bei sehr gutem, tiefem Fahrwasser vor sich gegangen, bis wir gerade um Sonnenuntergang In Gondókoro ankamen, wo wir die zur Verkündigung des morgigen Festes (Id es-Zughair, Ramadan-Bairam) abgefeuerten Kanonenschüsse hörten. Schöne Maiskulturen zum zweiten Mal dies Jahr. Verteilung von Fleisch und Mais an die Soldaten.

28. September, Sonnabend. Um 8 Uhr vormittags ab von Gondókoro, wo mir der große Chef Lóron, mein guter Freund, Visite machte und Holz für den Dampfer gab. Nach vielfach unterbrochener Fahrt Ankunft in Redjáf um 4 Uhr nachmittags. Heute ein wenig Regen.

29. September, Sonntag. Früh Dampfer nach Barken gesandt. Magazine examiniert. Um 2 Uhr nachmittags Dampfer zurückgekehrt. 35 Ardeb Shuld an Redjáf. Tohdeni sammelt Antiken.

30. September, Montag. Dampfer nach Beddén, um Getreide zu bringen: Feradj-Aga und Auwad mit ihm. Am Fuß vor Gbl. Redjáf steht ein sehr dicker, verzweigter, sehr niedriger Baum von schwammiger Faser und sehr glatter, reingrauer Rinde mit prächtigen roten AzaleenbIüten. Sehr leicht Wurzel fassend.

Abrus precatorius (die unreifen Früchte sind weiß mit karmoisinroter Kuppe); Sarcocephalus spec. mit jetzt reifen Früchten, Cordich ebenso, Stereospermum im Reifen, Gogdhn (?) im Reifen. Viele Buphaga africana, auf Schafen Zecken suchend. Lamprotoaus, Schizorhis.

1. Oktober, Dienstag. Seit früh trübe. Gestern Abend ist Dampfer „SCHIBBIN“ mit Verlust eines Ankers und Ketten zurückgekommen. Viel Donner, kein Regen. Nachmittags leichter Regen. Schiffe noch in Beddén.

2. Oktober, Mittwoch. Meine auf zwei Tage berechnete Reise hat sich nun gerade auf acht verringert; hoffentlich geht es heute vorwärts. Um 9 Uhr vormittags Gbl. Redjáf erstiegen, um Aneroidüberprüfungen des vorvorigen Jahres zu kontrollieren. Um 10 Uhr vormittags bei 25° C Lufttemperatur und Nordostwinden Aneroid oben 708,0 mm zu 716,5 mm am Fuße des Berges in der Seriba selbst. Um Mittag sind Schiffe von Beddén mit 30 Ardeb Getreide gekommen.

3. Oktober, Donnerstag. Um 8:15 vormittags ab von Redjáf und nach mehrmaligem Aufsitzen glücklich um 11 Uhr vormittags nach Gondókoro. Nach einstündigem Aufenthalt von dort ab und um 1:15 Ankunft Landó. Das Wasser ist endlich aus der Seriba gefallen. Unterwegs heftiger Nordoststurm mit wenig Regen.

4. Oktober, Freitag. Arbeitstag in Ladó — Post für Khartum.

5. Oktober, Sonnabend. Ich habe Tobami-Bey seines Zustandes wegen hier zurückgehalten. Mein „spezieller“ Freund Mohammed Ibrahim von Mrȗli hier angekommen. Prächtiges Exemplar von Reiher erhalten. Perlhühner (10) ausgeschlüpft.

6. Oktober, Sonntag. Junges Exemplar von Adrea Golichth, schlägt sehr behänd.

7. Oktober, Montag. Früh 7 Uhr Abreise nach Bór. Im westlichen Bach ist ein Mann ertrunken. Empörende Gleichgültigkeit der Ägypter. Nach öder Fahrt um 9 Uhr nachmittags Ankunft in Holzstation Bór, etwas oberhalb eigentliche Station; hier zu Nacht geblieben. Mückenplage. Wenig Regen.

8. Oktober, Dienstag. Sehr drohendes Wetter, leichter Regen. Holz genommen, dann nach St. Bór und von dort nach krzem Aufenthalt um 11 Uhr vormittags abgefahren. Abends 8 Uhr etwa 6 Stunden von Schambé sind wir Dampfer „SÁFICH“ begegnet, der trotz der Verstopfung des Flusses durch Seitenkanäle heraufgekommen war, freilich in 59 Tagen von Khartum. An Bord waren die nach Uganda bestimmten Engländer Mr. Litchfield, Mr. Pearson und Mr. Felkin sowie der Photograph und Maler Herr Buchta aus Wien. Auch Marco (Marco war ein griechischer Händler, der schließlich mit der Stanley’schen Expedition die Küste erreichte.) und mit ihm ein kleiner Elefant. Eine Menge Lebensmittel und Sachen für mich sowie viele freundliche Briefe voll der Anerkennung für meine bescheidenen Leistungen. Auch meine an Petermann gesandten Briefe sind abgedruckt; als Revers zu allen diesen Freuden kam ein sehr eigentümlicher Brief Gordon‘s, der wohl zu meiner Abberufung von hier führen dürfte. Um 1 Uhr vormittags nach Bór zurückgekehrt.

9. Oktober, Mittwoch. Gegen Mittag nach Bór zurückgekehrt und am Holzplatz geankert.

10. und 11. Oktober, Donnerstag und Freitag. Aufenthalt für Holz. Absendung der Post zu Lande durch Taha und Nasr über Ssobat. Kleine grüne Schlange. Varanus.

12. Oktober, Sonntag. Früh von Bór ab, wo Holz rar, und eine Stunde flussaufwärts gehalten. Während ich mich bemühe, den Sklavenhandel zu unterdrücken, kaufen meine eigenen Diener Sklaven für sich! Mit „SCHIBBIN“ früher gesandte Post wurde gestern zu Lande befördert.

13. Oktober, Sonntag. Bis 4 Uhr machmittags Holz genommen, dann ab durch den Bach Kirschanbé. Seit einigen Tagen ist es sehr warm.

14. Oktober, Montag. Früh 6 Uhr: „SǍFICH“ ist an uns vorübergedampft im Bach, dann liegengeblieben, während wir aufsitzen und nicht loskommen können.

15. Oktober, Dienstag. Festgesessen trotz Hilfe der „SǍFICH“.

16. Oktober, Mittwoch. Noch immer fast auf selbem Platz.

17. Oktober, Donnerstag. Nach unerhörter Arbeit, und erst nachdem ich selbst das Kommando übernommen, wird der Dampfer um Mittag flott: da wir aber kein Holz mehr haben und die Leute todmüde sind, bleiben wir bis morgen. Um Mittag leichter Gewitterregen.

18. Oktober, Freitag. Frühmorgens starker Gewitterregen. Ich habe eine Karte der Verstopfung des Flusses von Mr. Pearson zur freien Verwendung bekommen. Ganzen Tag Holz genommen und gefischt. Eine Silurus-Art mit Beuteln hinter den Kiemen, die eine stark und unangenehm riechende Flüssigkeit enthalten.

19. Oktober, Sonnabend. Früh 6 Uhr abgereist, im Bach sitzengeblieben, dann endlich wirklich gefahren und den famosen Bach passiert. Nach glücklicher Fahrt um 4 Uhr nachmittags In Ladó angekommen. Es gab viel Beschäftigung, alle Leute und Sachen unterzubringen. Mein ganzes Haus ist okkupiert, mir selbst kein Platz zur Arbeit geblieben. Nur-Bey ist noch immer abwesend.

20. Oktober, Sonntag. Meinen schlimmsten Gegner Mohammed- Bey Ibrahim hat man zum Mudir von Bór ernannt. Ich habe mit den Engländern die Reise besprochen.

21. Oktober, Montag. Stets reife und gute Ernte. Heute Fest für Alt-England!

22. Oktober, Dienstag. Neue Sämereien verteilt und gesät. Abends Komödie und Besuch bei Mohamed Efendi en-Ncheli. Prüderie der Engländer.

23. Oktober, Mittwoch. Früh kühl. Seit gestern wiederholt Regen.

24. Oktober, Donnerstag. Früh starker Südweststurm mit Gewitter.

25. und 26. Oktober, Freitag und Sonnabend. Ankunft Nur-Rey's, des abgesetzten Kommandeurs, Pourparlers der sehr unentschlossenen Engländer, die gar vor Mtesa zu Kabrega gehen und sich so selbst den Weg sperren wollen.

27. und 28. Oktober, Sonntag und Montag. Seit einigen Tagen regnerisch und trübe mit Sonne wechselnd. Täglich neue Skandalgeschichten, selbst vor Morden entblöden sich die hiesigen Herren nicht.

29. und 30. Oktober, Dienstag und Mittwoch. Immer noch vorbereitet und — nicht fertig geworden. Heute ist ganz plötzlich Bachit-Bey mit acht Soldaten hier angekommen, obgleich ich ihm zweimal schriftlich befohlen, nach Rohl zu gehen — also Deserteur! Ich weiß absolut nicht, was ich mit den Leuten beginnen soll! Nicht weniger als zweiundvierzig Sklaven und Sklavinnen sind mit ihnen gekommen.

31. Oktober, Donnerstag. Was aus dieser Uganda-Mission werden soll, begreife ich nicht recht, zweifle auch, ob die Herren selbst wissen, was sie wollen. Jedenfalls ist es wieder eine englische Denquichottichde mehr!

1. November, Freitag. Morgen endlich soll es fortgehen. Herr Buchta bleibt zurück.

2. November, Sonnabend. 7 Uhr vormittags ab von Ladó, nach guter Fahrt um 1 Uhr nachmittags Gondókoro erreicht, wo wir zur Nacht bleiben, weil Holz genommen werden soll. Die Saaten stehen prächtig. Meine Gäste haben promeniert. Ein kleiner Elefant erregt viel Aufsehen bei den Negern, ebenso die großen Khartum-Schafe.

3. November, Sonntag. 5:40 vormittags ab von Gondókoro, und um 3 Uhr nachmittags Redjáf erreicht, weil die Strömung furchtbar stark ist und kaum das Dampfboot vorwärts lässt. Noch immer überschwemmt, das Wasser sehr trübe und voll Gras und Schilf, ein Zeichen, dass es weiter oben noch stark regnet. Auch die Stauung bei Schambé mag das ihre ein. Nachmittags zwei Stunden lang sehr starker Gewitterregen.

4. November, Montag. Redjáf. Meine Gäste einquartiert; erste Gepäcksendung, Wageinda, Elefant usw. geordnet und expediert. Meine Position für Rubóga (Mtesa‘s Residenz). 0° 22' 10" und 32° 45' 35" östl. L.:

Linant‘s: 0° 21‘ 19" und 32° 44' 30'' östl. L.

Spekers: 0° 24' 00" und 32° 49‘ 00" östl. L.

Stanley's: 0° 45" 00" und 32° 57‘00" östl. L.

(Die englische Generalstabskarte von 1905 hat etwa 0° 18‘ nördl. Br. und 35‘ östl. Länge für Kampala, das nahe dem einstigen Ruboga liegt.)

5. November, Dienstag. Redjáf. Zweite Expedition vorwärtsgesandt. Getreide für Ladó eingeschifft.

6. November, Mittwoch. Redjáf. Holz genommen, Post nach Süden beendet und zur Abreise vorbereitet.

7. November, Donnerstag. 6 ¾ h Uhr vormittags Abreise von Redjáf, wo die Herren noch bis zum Montag bleiben werden. Pearson ist von seinen Kenntnissen zu eingenommen. Felkin sehr lieb, aber sehr jung, und Lichtfield mir nicht nähergetreten. Buchta hat seine Eigenheiten — dafür ist er Deutscher, aber herzensgut. Nur einmal aufgesessen und um 10 ½ Uhr vormittags in Gondókoro angekommen, wo ich einige Leute einzuschiffen habe. Noch immer sind die Zitronenbäume voll behangen! Nach halbstündigem Aufenthalt Abreise nach Ladó, wo wir um 1 Uhr nachmittags anlangen. Dampfer „SCHIBBIN“ ist vorgestern abgereist. Eine Menge Geschäfte.

8. November, Freitag. So sind denn all meine Mühen unnütz gewesen! Von Station Kissúga aus hat man Kabrega's Leute angegriffen, viele von ihnen getötet, und auch von unseren Soldaten sollen mehrere getötet und gefangen sein. Meine an ihn gesandten Briefe sind zurückgewiesen, und jede Verbindung mit uns ist abgebrochen sowie das Bestehen unserer Stationen im Sudan neuerdings in Frage gestellt! Und das alles meinen Ordern zum Trotz! Meine Hände sind gebunden durch Gordon's unsinnige Order (Gordon hatte Befehl gegeben — wahrscheinlich schon bei Emin's Ernennung oder in einem der erwähnten späteren Briefe —, alle Stationen südlich von Dufild aufzugeben, also auch Lazuka. Emin demonstrierte gegen diesen Befehl, so dass Gordon (Nach Vita Hassan I, 42) Gessi beauftragte, die Räumung zu bewerkstelligen. Sobald Gordon den Dienst verlassen hatte, sollen nach Vita Hassan die Stationen wieder besetzt worden sein.) für mich, nicht weiter als bis nach Dufilé südwärts zu gehen. Übrigens hat auch hier wieder Kabrega seine bona fides bewährt, weil er die Soldaten, die doch in seiner Hand waren, ungehärmt nach Magúngo zurückgesandt, statt sie, wie Mtesa wahrscheinlich getan hätte, zu töten. Ich bin hier recht überflüssig...

9. November, Sonnabend. Neue Skandale; heute von einem Offizier Ibrahim-Bey's (Moh. Feradj), der nachts um 12 Uhr die ganze Seriba seiner Frau wegen aufstört. Ich wünsche dem Glück, der mach mir in dies Wespennest greift. Von den Makraka-Leuten sind drei entflohen. Bachit-Bey ist unsichtbar und wohl vor seiner eigenen Tollheit erschrocken. Ich habe beschlossen, seine Leute von hier zu Lande nach Makraka zurückzusenden, aus Furcht, sie entfliehen zwischen Schambé und Rohl, weil Bachit-Bey (Bachit-Bey hatte als Sergeant den mexikanischen Feldzug mitgemacht. Über ihn vergleiche Junker I, 426. Er war lange Chef in Makaka, 1883 ward er nach Khartum gesandt (Junker III, 333).) sein Möglichstes getan, sie zu erschrecken. — Abends 9 Uhr kommt Dampfer „SCHIBBIN“ von Bór, mit ihm der neue Militärchef Zurur-Efendi, ein elendes Subjekt, das eben nur bei Gordon's Unwissenheit Gnade finden kann.

10. November, Sonntag. Massen von Arbeit. Surur-Efendi hat gerade siebenunddreißig Frauen und einige Diener mitgebracht; wo die Leute zu essen finden werden, ist mir unklar. Übrigens muss er selbst einige Scham gefühlt haben, denn er hat alle des Nachts ausgeschifft und in den Häusern seiner sudanesischen Mitbrüder versteckt.

11. November, Montag. Gestern habe ich Bücher usw. nach Redjáf gesandt für Buchta, Felkin und Pearson. Heute gehen Leute nach Makraka ab. Abreise „SCHIBBIN“ vorbehalten. Nachmittags starker Regen.

12. November, Dienstag. „SCHIBBIN“ mit etwa sechzig von hier entlassenen ägyptischen Soldaten und dem famosen Mohammed Efendi Feradj abgereist. Holz für „SÁFICH“ vorbereitet.

13. November, Mittwoch. Ich selbst bin an multiplen Abszessen krank. Von Felkin Brief — wäre auch besser und lieber bei mir geblieben!

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Emin Pascha: Reisetagebücher aus Zentralafrika aus den 1870-80er Jahren

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