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Schwätzer

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Schwätzer und Energieräuber gehen bei uns zu Hause ein und aus.

Es gibt eindeutig zu viele Leute in unserem Umfeld, die nicht zuhören können. Sie sind anstrengend. Sie kommen hier hereingeschneit, laden ihren geistigen Müll ab und schwirren frisch gestärkt von dannen, vermutlich zur nächsten Tankstelle, die sie anzapfen können. Sie stiften Unfrieden, stören die Harmonie und meine innere Ruhe, die ich mir in den letzten drei Jahren hart erarbeitet habe. Ich lasse mir das nicht kaputt machen! Schwätzer gefährden die Gesundheit. Der Umgang mit ihnen verursacht Herz-Kreislaufbeschwerden, Magen-Darm Erkrankungen, Hautausschläge, Allergien verschiedenster Art und Morbus Parkinson. Bei meinem Freund Dieter verursachen sie Kopfsalat.

„So kann das nicht weitergehen, jetzt wird aufgeräumt, die Streu vom Weizen getrennt!“ entschied ich. Ich fing damit an, überall Zettel anzubringen, wo die Schwätzer sich aufhielten. Da stand dann beispielsweise drauf „Bitte keine Sätze formulieren, die mit ICH anfangen.“

„Das ist eine positive, wichtige Erkenntnis“, würde meine Psychotherapeutin wohl sagen. „Sie haben erkannt, was ihnen nicht gut tut und gehen jetzt dagegen an. Da sind sie schon ein ganzes Stück weitergekommen.“ Die gute Seele, sie hat sich rührend um mich gekümmert.

Nach einer mühseligen Suche im Therapeuten-Dschungel war ich bei ihr endlich angekommen. Sie war eine attraktive Person, noch jung, so Ende Zwanzig. Eine schlanke Figur, langes hellblondes Haar und ein hübsches Gesicht rundeten das schöne Bild ab.

Zwei Jahre haben wir zusammengearbeitet, sind durch Höhen und Tiefen gegangen. Bei ihr konnte ich mich fallen lassen. Gestern eröffnete sie mir, dass sie ab April nicht mehr in Berlin sei. Ich war schockiert, unsere Therapie musste vorzeitig abgebrochen werden. Sehr schade, die Arbeit mit ihr brachte mich wirklich weiter, und ich bin traurig, dass sie nun weg ist. Sie wäre auch niemals auf die Idee gekommen, mich zu beeinflussen oder mir Vorschriften zu machen, wie ich es schon erlebt habe.

Sie hat mir vorgeschlagen, mich auf die Warteliste in der jetzigen Gemeinschaftspraxis zu setzen, das könnte aber bis zu acht Wochen dauern, bis ein Platz frei würde. Hm, das ist eine lange Zeit, aber besser als nichts. Vielleicht war es auch ein Test für mich, mal zu schauen, wie ich ohne Psychotherapie zurecht komme. Es wunderte mich, dass ich dem Ganzen relativ gefasst entgegensah. Sollte ich schon solche Fortschritte gemacht haben, auf der Reise zu mir selbst?

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