Читать книгу In der Struth Band 4 - Felix Sobotta - Страница 4

1. Kapitel: Auf der Suche nach den versunkenen Schätzen

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Es kam der Montag, der Montag, an dem wir früh bei Zeiten weit nach Osten fortreiten wollten. Und tatsächlich, ich musste niemanden mit meiner grässlich klingenden Lure wecken. Noch vor mir, bevor ich unser Haus verlassen habe, standen sie alle, bewaffnet mit zwei Köchern Pfeilen und Bogen, mit gesattelten Pferden, gefrühstückt, mit Reiseproviant versehen und allem Drum und Dran für so einen Trip ins gefährliche Ungewisse, abmarschbereit und reisefertig vor unserer Haustür. Doch bevor wir losritten, habe ich trotzdem kurz nach gesehen, ob auch alles, was wir mit nehmen sollten, in ihrem Gepäck ist, nicht nur der Proviant, sondern auch die Gabel und das Messer, aber auch die Waffen, zu denen auch das Kurzschwert oder der scharfe Dolch gehörte, um sich notfalls im Zweikampf verteidigen zu können. Dann beteten wir gemeinsam das Gebet des Herrn, empfahlen uns alle und unsere Lieben unserm Chef da oben, dass hier, während unserer Abwesenheit nichts passieren möchte, aber auch nichts bei uns unterwegs nichts unvorhergesehene zustoßen möge, dass wir heil wieder heimkommen mögen, drückte noch einmal meine Didilind und unsere sechs Kinder, von denen mir eines gerade so lieb war wie das andere. Dann bestimmten unsere jungen Leute die Richtung Osten, in die wir zunächst jetzt fort reiten sollten. Nur, was ist denn da los? Alle drei Wölfe wollten mit uns wegreiten, keiner wollte hier den Wächter, Mahner und Beschützer der Daheimgebliebenen spielen! Dennis, unsern ältesten der Wölfe hätte ich schon gerne mit genommen! Aber da sagte mir meine innere Stimme, dass ich Dennis, unsern ältesten und wahrscheinlich den, unsern, schlauesten und den vermenschlichsten Wolf, hier lassen sollte, denn er ist ja auch der Wolf, der neben mir sehr an Didilind hängt; er ist es auch, der als halbwüchsiges Tier Didilind vor Jahren, als wir noch unterwegs in die Struth waren, ihr das Leben gerettet hat und statt ihn, unsere beiden Wölfinnen mitkommen lasse, denn die drei Wochen, unseres engen Zusammensein, wird auch sie noch fester an mich binden, ähnlich wie es bei Dennis schon der Fall ist. Dass auch sie unterwegs das Finden der Edelsteine im Wasser lernen werden, war ich mir ziemlich sicher! Es war nicht leicht Dennis hier zu lassen, denn er war zu Zeit der Wolf, der am meisten noch an mir hing. Doch Jan lockte ihn in die Wagenremise und leerte die wenigen vollen Mausefallen. An der Leine nahm er ihn auf die Böden und ließ ihn hier das Mäuse- und Rattengesindel, das sich immer wieder hier auf den Böden verläuft fangen und fressen. Dann hat Luzia ihn mit vielen Streicheleinheiten versehen, bis er ganz auf mich vergessen hat und keinen Anstand machte uns nachzulaufen, was für ihn sicher etwas ganz Leichtes gewesen wäre, denn das Spuren finden war ja sein Metier oder dachte er, dass wir nur zur Jagd ausritten und am Abend wieder zurückkommen werden.

Den ersten Tag ritten wir ostwärts durch fast unbesiedeltes Gebiet, speisten von unseren mitgenommenen Proviant und tranken aus den klaren Gebirgsbächen, die ich schon mal mit meinen Röntgenaugen nach eventuellen Goldfischen bisschen durchleuchtete. Aber so nah bei unserm Zuhause hatte sich noch kein Goldfisch oder Glasstein im dahinfließenden Wasser gemeldet oder sehen lassen. Die erste Nacht, wieder angelehnt an Thors Rücken, verlief ohne irgendwelche Ungereimtheiten. Nachdem wir uns für die ruhige Nacht bei unserm Chef da droben bedankt haben, gingen wir an den Bach. Bevor es da ans Waschen ging, haben wir erstmals einen Eimer zum Trinken herausgeholt, und ich unauffällig den Bach nach lebensmüden Goldfischen durchforscht, für die es sich schon gelohnt hätte hineinzusteigen. Aber auch hier gab es, außer den bekannten Kieselsteinen, noch nichts Wertvolles, für das es sich gelohnt hätte hinein zu steigen. Außer einigen, blanken Kieselsteinen war hier wirklich noch nichts zu sehen. Unser Frühstück haben wir wieder von unserm mitgenommen Proviant gegessen. Auch die Pferde fanden schon auf den Lichtungen genügend Grünfutter, das die Pferde nach der langen Winterpause sichtbar und hörbar genossen. Nach dem auch die Pferde einen satten Eindruck machten, sattelten wir sie und weiter ging es im flotten Trab, immer den Weg, wie ich ihn heute Nacht geträumt habe. Zur rechten Hand sah ich die Berge auf uns zukommen und zur linken flaches, unbewohntes waldiges Land. Dienstag und ich ritten vorne weg, Godehard und sein Pflegevater Jochen bildeten den Schluss unserer Gruppe und wir waren uns einig, dass im Falle eines Hilferufes wir alle dem Hilferufenden lautstark zur Hilfe kommen. Nach unserer zweiten Rast am Nachmittag kamen wir an eine riesengroße Buche, an der wir nach links abbiegen sollten, bis wir auf einen Mammutbaum stoßen. Bei diesem Mammutbaum sollen wir nach rechts abbiegen, bis wir auf eine grüne Lichtung stoßen, auf der wir wieder nächtigen sollten. Kurz vor der Lichtung hat Dienstag einen allein herumstreunenden Elchbullen geschossen, der heute Abend schon mal gegrillt und verteilt wurde. Eingeweide und Kopf bekamen die Wölfe, das Fell hingen wir für vorbeifahrende zum Trocknen auf. Auch morgen waren wir wieder beizeiten einsatzbereit und setzten, nachdem alle frisch gewaschen und satt waren, unsere Reise fort, wie ich den weiteren Weg wieder in der Nacht habe sehen dürfen und in der gleichen Ordnung wie gestern. Den Bergen nach zu urteilen, müssen wir schon den Bergen des Riesengebirges sehr nahe sein, was soviel heißt, jetzt müssten bald die goldhaltigen Bächlein kommen. Aber warum sollen wir das schwere Gold jetzt mit uns schleppen und die Pferde unnötig mit dem schweren Gold belasten, wenn wir es auch auf dem Rückweg mit nehmen können, denn jetzt wollen wir zuerst die teuren Glassteine, die Rohdiamanten finden, mit denen Jesus sein Haus im Flecken bauen will. Am Abend, bei der vierten Lichtung haben wir unser Nachtquartier bezogen. Zum Nachtessen gab es wieder Wasser aus dem klaren Gebirgsbächlein, trockenes Brot und gegrilltes Fleisch vom Elchbullen. Am nächsten klaren Morgen, dem vierten Tag, meinte ich, dass wir schon da vorne die noch weiße Schneekuppe im Riesengebirge sehen können; also hier müssten die Bäche schon oder bestimmt mit Goldfischen bestückt sein, was sie auch waren. Ich zeigte sie unseren Leuten. Und was sie jetzt am liebsten gemacht hätten, könnt ihr euch, ihr lieben Leser, sicherlich denken: „Das Gold aus den umliegenden und dahinfließenden Bächen heraus holen, heim reiten und daheim die Millionäre spielen. Und wenn es dann alle ist, so kommt man einfach hier her, um neues zu holen. Angesichts des vielen Goldes in dem Bächlein, hat es viel Überredungskunst meinerseits gekostet, sich die Stellen zu merken, und auf dem Rückweg das Gold zu den Glassteinen dazu mit zu nehmen. Obwohl ich es jedem freigestellt habe, hier und in der Umgebung das Gold zu sammeln und heimzukehren, hat letzten Endes keiner es getan. Vielleicht hat da die eigene Vernunft bei ihnen noch Pate gestanden oder auch das Gefühl in ihnen siegte, dass wir gemeinsam doch viel stärker sind als der einzelne Abenteurer. Denn als einzelner Reiter hier in dieser fremden und unbekannten Gegend ist es nicht ganz ungefährlich. Wie auch ich sehen konnte, war ihr Vertrauen, das sie in mich setzten, noch riesengroß und glaubten, dass diese Goldfische auf dem Rückweg dann die Sahnehäubchen auf die Tortenstückchen, die Glassteinchen sind. In den Nächten bekam ich in einem Traumgesicht den weiteren Weg gezeigt, den wir dann tagsüber, bergauf und bergab, quer durch die Wälder über Stock und über Stein reiten sollten. Ich glaubte, am Ende der zweiten Woche, dass wir schon am Ziel seien, denn die Landschaft sah hier, ich würde wetten, fast genauso aus wie damals, in der wir die Glassteine fanden. Doch in der Nacht sagte mir mein Traumgesicht, dass wir noch drei weitere Tage dieses flotte Tempo reiten müssen, um dann das Ziel zu erreichen, denn Goldfische haben hier viele Bäche, aber die teuren Glassteine nur sehr, sehr wenige. Und so geschah es auch. Am Morgen dieses vierten Tages, dem achtzehnten Tag, an dem wir von zu Hause fort sind, waren wir am Ziel. Deutlich erkannte ich das schmale Tal, fast wie ein Kessel, eingeschlossen von hohen Bergen und die zwei schmalen Bächlein die sich da vereinten. Nach der Morgenwäsche und dem anschließenden Frühstück, zogen wir unsere Schuhe und Socken aus, krempelten die Hosenbeine hoch, nahmen unsere Leinensäckchen in die Hand und ab ging es in den Bach. Doch unsere Jugend verließ sich beim Suchen mehr auf das Blitzen im Wasser, das heute, bei dem leichtbewölktem Himmel doch recht schwach in Erscheinung trat, als auf das Fühlen und Sehen mit der Fußsohle und den Hühneraugen. Und so musste es auch kommen, nach der ersten Runde haben Dienstag und ich die meisten dieser Glassteine gefunden, dabei haben wir noch gar nicht dem sehr schmalen Bächlein, das von Westen nach Osten in das heute durchsuchte Bächlein mündet, einen Besuch abgestattet. Dieses Bächlein wollen wir nach dem Mittagsmahl von seiner Quelle bis zur Mündung durchwaten und danach versuchen wir heute noch heimwärts zu reiten und die Goldbächlein, die wir durchqueren zu durchwaten, um auch die Goldfische, die da auf uns warten, so ganz unauffällig mit zu nehmen, das unsere Pferde nicht einseitig mit den Glassteinen belastet werden. Meine Mitreiter waren da auch gleicher Meinung wie auch ich es war und sahen nur staunend zu was ich da mit den beiden jungen Wölfinnen da tat, denn ich versuchte bis zum Mittagsmahl mit den beiden Wölfen im heute von uns schon durchsuchten Bach, trainingshalber nach den Glassteinen noch einmal zu suchen. Katja, die ältere Wölfin, hat es sehr schnell, die im fließenden Wasser verschüttet liegenden Glassteine zu meiner Freude zu finden und herausgeholt; wofür ich sie sehr kraulend gelobt habe, was auch sie immer wieder genüsslich genoss. Bei Indra, unserer halbwüchsigen Wölfin hat es bisschen länger gedauert, wenn es auch bei den Glassteinen nicht klappen wollte, so doch umso mehr bei den Goldfischen auf unserm Rückritt. Dafür hat sie als erste bemerkt, dass wir von fremden Menschen beobachtet werden, die sich dann lieber zurückzogen, als sie bemerkten, dass wir doch eine größere Gruppe sind, keine Einzelgänger, wie sie anfangs vermutet hatten, den man schon mal so auf die Schnelle, so ganz unauffällig ins Jenseits befördern und ausrauben kann. Oder glaubten sie letzten Endes doch, dass wir uns auch wehren und ihnen gefährlich werden können und auf eine weitere, günstige Gelegenheit warten, um uns ruckartig zu überfallen; vielleicht auch nachts im Schlaf.

Doch ich hatte so meine Bedenken, dass sie in der Nacht bestimmt wieder kommen werden, wenn sie uns vorher nicht wegreiten sehen, denn wir wollten ganz bestimmt den kleinen Nebenbach, der sicher der eigentliche Zubringer der Glassteine ist, noch einmal durchwaten. Und wenn sie uns dann wegreiten sehen, werden sie ganz bestimmt auf Distanz uns nachreiten und versuchen uns dann im Schlafe zu überfallen, um dann zu sehen, ob sich das alles gelohnt hat. Ob sie schon wissen, was diese Glassteine in Wirklichkeit sind oder was sie da bei uns im Westen schon für einen Wert haben? Der Nachmittag verlief jedenfalls ganz wie geplant. Der Fund der Glassteine war wieder mehr, als sehr befriedigend für alle. Bei mir war er bald, dank der jungen Wölfin, dreimal so groß wie bei Dienstag. Und bei Dienstag war er schon viel größer als bei den andern. Wenn man weiterhin bedenkt, dass sie trotzdem schon alleine durch diese Glassteine steinreich geworden sind, wenn sie, sie nur heil heimbringen können und dann portionsweise an die Leute bringen! Und wenn sie noch auf der Rückreise die Goldfische finden, hoffentlich werden sie dann nicht übermütig, um wieder ganz schnell bitterarme Menschen zu werden, die das Arbeiten verlernen, auf die schiefe Bahn gelangen, auf der sie vor nicht allzulanger Zeit schon einmal waren, denn in der Not futtern bekanntlich viele Freunde von einem Brot! Aber was dann passiert wenn es gegessen ist, das wollen sie heute sicher nicht bedenken. Und was dann passiert, das haben sie eigentlich alle am eigenen Leib schon erfahren wie schnell sie doch den Rattenfängern wieder verfallen und den Verlockungen des Bösen erliegen oder ein Opfer ihrer Großmannssucht geworden sind.

Ich habe heute bald fünf Wassereimer dieser Glassteine von verschiedener Größe gefunden. Besonders sehr viele kleine, Fingernägel große Glassteine waren heute bei meinem Fund. Ich hatte immer wieder das Gefühl, wenn ich diese kleinen Steine fand, die die anderen geflissentlich im Wasser liegen ließen, dass ich sie mit nehmen solle, die dann die Lücken zwischen den großen in den Eimern stopften. Bei Dienstag waren es eineinhalb Wassereimer. Bei den andern waren sie so um einen knappen Eimer voll. Doch ich habe mich, ob meines Fundes nicht gerühmt, aber auch niemanden nach ihren Funden gefragt; meine Adleraugen waren sehr wachsam und haben sicher mehr mitbekommen, als meinen Begleitern sicher Recht gewesen ist. Aber allen meinen Begleitern habe ich immer wieder gesagt, dass sie heute durch diese Glassteine sehr reich geworden sind und Acht geben sollen, dass sie sie auch alle heil heim bringen sollen! Dass die Wölfe mir beim Finden der Glassteine und später bei den Goldfischen sehr hilfreich waren, hat von meinen Leuten eigentlich so keiner richtig mitbekommen; gefragt hat mich auch keiner. Hier in den beiden kleinen Bächlein, scheint noch keiner oder noch niemand die Goldfische entdeckt zu haben, gesehen oder mit seinen Fußsohlen im Wasser gespürt; auch meine beiden Wölfe nicht. Ich hatte es plötzlich sehr eilig von hier wegzureiten, denn ich glaubte überall diese Menschen zu sehen, die zum Volk des Dienstags gehörten, oder waren es nur Gespenster, die noch immer nicht den Unterschied zwischen mein und dein kennen wollen. Nicht, dass ich mich vor ihnen gefürchtet hätte, aber töten wollte ich keinen, außer es kommt zum Kampf, dass sie uns angreifen und dann aus purer Notwehr wir sie töten, um selbst zu überleben. Wir selbst würden sie sicher nie aus purer Habgier angreifen oder gar töten! Nachdem wir das zweite Bächlein erfolgreich durchsucht haben, ritten wir in alter Formation in Richtung Heimat. Als wir schon ein ganzes Stück weg waren, habe ich ihnen erst gesagt, dass sie auch bisschen wachsam sein sollten, denn heute wurden wir schon von Banditen entdeckt, auf die mich unsere beiden Wölfe aufmerksam gemacht haben. Und ich bin mir ganz sicher, dass sie uns in einem größeren Abstand, wo sie uns noch hören und beobachten können, verfolgen, um dann in der Nacht, wenn alle schlafen, uns einen Besuch abzustatten, um fest zustellen, was wir da in den beiden engen Bächen gesucht und gefunden haben. Ich hoffe nur, dass sie mit den Glassteinen, wenn sie, sie in die Hände bekommen, nichts anzufangen wissen und Dienstag ihnen einen fadenscheinigen Grund nennt, warum wir diese Glassteine aus dem Wasser herausgeholt haben, der nicht ihre Gier weckt, sie uns abzunehmen. Und ich machte unsern Leuten den Vorschlag ganz stille, ohne viel zu reden uns nachzureiten um dann, wenn es dunkel wird auf einer Lichtung, ohne Feuer zu machen zu übernachten. Und wir kamen auf die Lichtung. Ohne ein Feuerchen zu machen, haben wir unser Abendbrot gegessen, warteten bis unsere Pferde satt gefuttert waren, zu uns kamen, ihr Nachtquartier bezogen und wir unseren Nachtplan im Flüsterton besprachen. Direkte Nachtwachen wollte ich noch nicht aufstellen, denn ich war mir sicher, dass nicht nur unsere Wölfe, sondern auch unsere Pferde uns wecken werden, wenn Gefahr droht. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass unsere Tiere uns schon wecken werden. Also besprachen wir kurz unseren Kriegsplan, wie wir uns verteidigen wollen. Auf alle Fälle hat Dienstag schon mal mit der jüngsten Wölfin auf der westlichen Seite mit drei jungen Leuten sein Lager bezogen. Die nordöstliche Seite hat Godelinds Mann mit der älteren Wölfin und drei jungen Leuten sein Nachtlager und ich mit Thor und Odin und den restlichen jungen Leuten auf der ostsüdliche Seite unser Quartier bezogen. Alle sollten Bogen und Pfeil griffbereit in Reichweite während des Schlafes haben. Und dann schärfte ich allen ein, wenn sie die Lure hören sollten, dass sie schnell zu Bogen und Pfeil greifen, aber keineswegs aufstehen, denn dann seid ihr für die an die Dunkelheit gewöhnten Augen der Angreifer wunderbare Ziele, sondern sich unauffällig auf den Bauch liegend drehen, den Bogen liegend spannen und mit den Ohren und Augen versuchen die Lage zu orten, bis sich auch unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben. Auch liegen bleiben, wenn die Lure nochmals ertönen sollte. Und wenn der Gegner sichtbar ist, möglichst im Liegen, ohne Anruf, den sie sowieso nicht verstehen, auf sie schießen und möglichst auf die Brust zielen. Dann wünschte ich allen eine ruhige und angenehme Nacht. Wie lange wir geschlafen haben weiß ich nicht? Plötzlich heulte aus dienstags Ecke zunächst ein Wolf, der ziemlich echt klang. Doch bald waren es mehrere Wölfe. Dieses Wolfsgeheul hat bald alle geweckt und auch die zwei anderen Gruppen mit einstimmen lassen, was auch mich veranlasste die Lure herauszuziehen und ein paar kräftige, grässliche Laute zu blasen. Obwohl, sich unsere Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, konnten wir nichts von irgendwelchen Menschen sehen noch hören. Ob Indra, unsere jüngste Wölfin, etwas geträumt hat, und durch ihr Gejaule uns geweckt und rebellisch gemacht hat? Mit meinem Käuzchenruf: „Kiwit, Kiwit, Kiwit“, habe ich Entwarnung gegeben, was soviel heißt, weiter schlafen, wie bis her. Die weitere Nachtruhe hat uns heute keiner mehr gestört. Ob die Junge Wölfin etwas geträumt hat und glaubte uns wecken zu müssen? Ob unser lautes, vielstimmiges Wolfsgeheul, oder der grässliche Laut der Lure die eventuellen Angreifer verscheucht haben? Die Fragen konnte uns keiner beantworten! Am nächsten Morgen haben uns die hungrigen Pferde geweckt, denn der Duft des jungen und saftigen Grases um sie herum und ihr Hunger hat sie sicher schon vor uns allen munter gemacht. Auf Raten gingen wir an den Bach zum Waschen. Unsere Jugend hat da und dort schon die ersten, kleinen Goldfische aus dem Wasser geholt, die sie siegessicher als ihre ersten Goldtrophäen zu den Glassteinen gelegt. Dann beratschlagten wir beim Frühstücken, wie wir von der Bildfläche verschwinden wollen? Dienstag machte den Vorschlag, dass Drei von uns, hoch zu Ross davon reiten und die andern Pferde, bepackt den drei Reitern im Schlepptau nachreiten. Die jungen Leute waren bereit schon mal ganz unauffällig vorauszugehen, möglichst in gebückter Haltung und wir drei ihnen bald hoch zu Ross folgen werden. Und so ist es auch bald geschehen. Im dichten Wald haben die Fußgänger dann auch ihre Pferde bestiegen und im flotten Trab ging es in Richtung Struth.

Ab dem übernächsten Bächlein waren die Goldfischlein Funde schon sehr lohnenswert, besonders, wenn wir beim Durchqueren eines schmalen Bächleins von den Pferden stiegen und wir dann das Bächlein abschnittsweise durchsuchten. Auch ich muss mich wieder loben, denn meine beiden Wölfe, waren wieder sehr erfolgreich mit dem Herausbuddeln der versteckten, nicht zu kleinen Goldfische im Flussbett und meinem Abschnitt. Mein armer Thor, die Last an Edelsteinen und Edelmaterial, die er mit meiner Portion schleppen musste, wurde immer schwerer. Aber auch bei den anderen Pferden konnte ich merken, dass der Heimritt immer langsamer wurde, dafür stieg bei den Reitern das gute Gefühl, dass sich das Mitreiten schon für sie alle gelohnt hat. Ich hatte auf einmal so ein komisches Gefühl, dass der eine oder der andere bald wieder hier herreiten werde, um die Goldfische, die sich nach unserm Besuch wieder angesammelt haben, herauszuholen. Nur, wenn ihnen das zum Segen gereichen möge, will ich es ihnen auch gönnen. Je näher der Abend kam, um, so unruhiger wurde ich. Ob das von den Wölfen, dessen Haare vom Kopfansatz bis zum Schwanzansatz über das Rückgrat standen herkam? Die stehenden Haare auf dem Rückgrat sind bei Hunden und Wölfen das erste Anzeichen vor etwas Ungewissen, Furcht aber auch Aggressivität, wie Vorsicht, kommt mir nicht zu nah’ oder gebt Acht, Gefahr ist im Anzug! Ich ließ darauf die Frösche laut Quaken, was soviel für meine Gruppe heißt: „Verstärkte Vorsicht walten lassen, nicht nur mit den Augen und den Ohren, sondern mit allen euren Sinnen, denn Nachsicht kann um vieles schmerzhafter sein als ein kleines bisschen übertriebene Vorsicht!“

Und da kam es auch schon, links hinter mir aus dem Wald ein langgezogenes Uuuuuuuuuuu! , das von der rechten Seite mit einem dreifachen kurzgezogenen Uuuu, Uuuu beantwortet wurde. Dienstag sagte mir, dass das, das Zeichen unserer Leute ist, wenn sie Position von beiden Seiten zum Angriff bezogen haben. Ich stellte mich auf Thors Rücken, um nicht gleich zwischen den Bäumen gesehen zu werden, holte die Lure hervor und blies zunächst einige Male kräftig, nach links und nach rechts hinein, was wie immer, laut, furchterregend und angstmachend klang! Wie es aussieht, scheint auch heute die Lure ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben! Auch die Wölfe haben ihre Stehhaare wieder auf dem Rücken flach gelegt, was so viel heißt: „Gefahr vorerst vorbei!“ Es dauerte nicht lange und das Schauspiel bei den Wölfen begann aufs Neue, sie spürten wieder, dass sich da um uns herum wieder etwas zusammenbraut und sie immer wieder, besonders rechts in den Wald hinein schnupperten und hörten. Meine innere Stimme sagte mir, dass wir lautlos links im Wald verschwinden und Deckung beziehen sollen, denn von rechts kommt ein Trupp Gangster, die nichts Besseres zu tun haben, als den Vorbeiziehenden ihr Hab und Gut, beziehungsweise ihnen ihre noch verbliebenen Wertsachen abzunehmen und davon zu leben. Kaum waren wir im Wald, da flogen auch schon die ersten Pfeile, die haarscharf und knapp an unseren Köpfen vorbeizischten. So schnell wie eben waren wir auch noch nie von unsern Pferden. Aber auch so schnell wie heute hatten wir noch nie einen Pfeil in unsern Bögen gespannt. Nur gut, dass wir auch schon das zielende Schießen mit dem Bogen in der Freizeit daheim geübt haben! Es kam uns bald zu passe, denn die Angreifer, die sich wahrscheinlich schon zu siegessicher, aufgrund einer kleinen Mettseligkeit waren, erhoben sich auf der anderen Seite und schossen fast stehend und dabei versuchten sie auf uns zu marschieren, ohne viel zu zielen, sicher in der Hoffnung, dass schon der eine oder der andere Pfeil treffen werde. Schade nur dass ihre Pfeile so weit hinter uns irgendwo stecken blieben; dafür haben unsere Pfeile, auch von unsern jungen Leuten treffsicher gesessen. Ich war mir bald sicher, dass von den mettseligen Angreifern keiner mehr lebt. Ich verständigte meine Leute, dass ich im großen Bogen, links um sie herum, zu ihnen hinüberschleichen werde, um das Hinterland zu erforschen, ob sich da noch ein Reservetrupp, der Mettseligen aufhält, der eventuell dann noch eingreifen könnte, wenn wir ahnungslos weiter ziehen würden. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, das auf der rechten Seite, mir gegenüber Godehard, Godelinds Sohn, der als erster zu uns kam das gleiche tat, was ich auf der linken Seite tat. Gott sei gedankt, sie hatten, wie wir bald sehen konnten, keinen Reservetrupp in der Hinterhand und uns gegenüber schien keiner den Angriff überlebt zu haben. Wir gaben unsern Leuten gegenüber im Wald das Zeichen, dass auch sie herüberkommen mögen, um ihre verschossenen Pfeile einzusammeln, sie zu reinigen, abzutrocknen und wieder in ihren Köchern, für den nächsten Einsatz zu verstauen. Ich zählte die da tot liegenden. Achtzehn Männer im besten Alter, die noch viel Gutes in ihrem Leben hätten schaffen können, lagen hier tot in ihrem Blut. Und warum musste das geschehen? Arbeit für sie wäre noch genug da. Mein Chef da oben, wie hätte ich das Blutbad von eben da verhindern können, denn auch sie sind doch deine Geschöpfe, wie auch wir! Und wie bringen wir sie unter die Erde, denn eine Schaufel, um ein Grab zu graben haben wir nicht mitgenommen. Soweit habe ich nicht gedacht! Und meine innere Stimme sagte mir, tragt die Toten zusammen, deckt sie mit einer dicken Schicht Laub zu. Der Regen, der bald kommen wird, wird die da ruhenden auch bald zu Staub wieder werden lassen, was auch ihr alle Menschen einmal ursprünglich ward und zu was ihr wieder nach eurem Tod werden wird. Mit den Füßen und dem Speerende haben wir das Laub zusammengekratzt und über die Toten gestreut, mit Reisern und grünen Zweigen abgedeckt. Ich habe einige Male laut, zum Staunen aller Anwesenden gewiehert. Es dauerte nicht lange, und wir waren um achtzehn Pferde reicher, die ab sofort unsere edle, reiche und teure Last davon trugen und weiter ging unser Ritt in Richtung unserer Heimat. Unsere verspätete Mittagspause haben wir auf einer größeren Lichtung gemacht, die von einem bisschen breiteren Bächlein durchflossen wurde. Auch hier haben wir einige Goldfische aus dem Wasser gefischt; für mich haben es die zwei Wölfe getan, worüber die andern, die das gemerkt haben bisschen neidisch wurden, obwohl sie, alle Neider, doch noch nichts Genaues über das finden der Goldfische im Bach wussten, aber alle wollten, sobald die Wölfinnen Nachwuchs bekommen, auch einen kleinen Wolf, den oder die sie auch ganz bestimmt zu einem Schatzsucher in den Bächen ausbilden wollen. Ich musste allen versprechen, dass ich ihre Bestellungen sehr ernst nehme, aber ihnen allen auch sagte, dass sicher bis dahin noch viel Wasser durch das Bächlein daheim fließen werde und vor allem, wo wollt ihr das Gold suchen und finden? Daheim in unsern Bächen gibt es nichts Wertvolles zu finden, außer, hin und wieder einigen blanken, wertlosen Kieselsteinen. Und wie weit und gefährlich die Reise an diese goldhaltigen Bäche sind, könnt ihr jeden Tag aufs Neue spüren, besonders jetzt, bei der beladenen Rückreise!

Heute Abend haben wir wieder sehr spät auf einer Lichtung Rast gemacht und unsere Pferde konnten hier auch im saftigen Gras ihren Hunger stillen Als erstes entdeckte ich ein kleines Rudel von Hirschen. „Sicher ist da unter ihnen auch einer“, dachte ich, „der unsern Fleischvorrat wieder etwas auffüllen könnte!“ Einige kapitale Burschen aber auch kräftige Junghirsche, die noch nicht so kapital „beweiht“ waren, hat mein Adlerauge unter ihnen entdeckt, was so viel heißt, ihr Fleisch war noch nicht so Zäh und das Geweih deutet auf eine leicht fortgeschrittene Jugend hin. So einen Brocken gelang es mir bald von den Beinen zu holen. Unsere Jugend zeigte uns, was sie so schon alles können. Zum Beweis haben sie ihm das Fell, mit einigen kleinen Fehlschnitten, abgezogen, brachten Wasser aus dem Bach und wuschen ihn von innen und von außen. Dann haben wir, Dienstag und ich ihn gesalzen und über das Feuer gehängt und die Dreherei über dem Feuer, das Grillen, konnte beginnen. Einen Teil der Eingeweide des Hirsches haben sie, die beiden, jungen Wölfe, sich heute schon schmecken lassen; morgen ist ja auch noch ein Tag zum Weiterfuttern.

Es war sicher schon sehr spät, als der nackte Hirsch, braun gegrillt, fertig und erkaltet im Grase lag, und Godehard, zur Zufriedenheit aller, ihn als weiteren Reiseproviant, so gut er konnte, gleichmäßig verteilt hat. Nachdem auch er beim anderen Reiseproviant verstaut war, haben wir uns in drei Gruppen wie gestern Abend verteilt, und wir uns gerade so wie gestern verhalten sollten, wenn Gefahr droht. Doch heute Nacht hat uns niemand geweckt, weder die Pferde, die Wölfe, noch sonst jemand, der oder die uns vor einer Gefahr warnen wollten aber nicht konnten, denn es gab keine Gefahr, vor der sie uns hätten warnen müssen, egal ob vor vierbeinigen oder vor zweibeinigen, verwilderten und unberechenbaren, verkommenen menschlichen Raubtieren, die oftmals schlimmer sein können als die natürlichen vierbeinigen Raubtieren, den sie haben keine menschlichen Eigenschaften, die doch edel, rechtsam und gut sein sollen. Diese guten und menschlichen Eigenschaften treffen wir leider immer seltener bei vielen Menschen an.

Schon bei der morgendlichen Wäsche hat unsere Jugend die ersten Goldfische aus dem sachte dahinfließenden Gebirgsbachwasser, ohne sich zu loben, herausgeholt. Sie taten einfach das, was ich ihnen für die Heimreise versprochen habe. Tja, wenn sie das alles heimbringen, da werde ich mich wohl nach neuen Arbeitern umsehen müssen, denn dann sind sie alle gemachte Leute, die es vorerst nicht mehr nötig haben, ob ihres Goldes und der vielen, kostbaren Edelsteine, noch zu arbeiten. Auch für mich haben nach dem Frühstück meine beiden Wölfe den Bach noch einmal auf- wie abwärts durchlaufen und bestimmt auch noch gute zwei Kilo Gold, die versteckt in der Ablage im Bachgrund fürs Auge versteckt da lagen, herausgeholt. Nachdem auch sie trocken und sauber waren, habe ich einen Teil von ihnen im Schmucksack versteckt, wurden die Pferde wieder gesattelt und beladen und ich die restlichen Goldfunde von heute Morgen gleichmäßig in meinen Wamstaschen verteilt, um ihn am Abend dann in meine leinernen Safes zu verstauen, sind wieder aufgestiegen und in gleicher Marschordnung wie bisher ging es im Gänsemarsch weiter in Richtung Heimat, wo unsere Leute schon sicher auf uns warten, denn nach vorheriger Planung wollten wir schon heute Abend wieder von unserem Ausflug zurücksein. Und so wie es jetzt aussieht, werden wir sicher noch eine Woche brauchen, bis wir wieder schwerbepackt daheim sind, denn die immer schwerer beladenen Pferde konnten unmöglich mit ihrer Last im flotten Tempo dahinreiten. Nach jedem Bächlein, das wir durchqueren, wird die Last, die unsere Pferde schleppen müssen, schwerer und schwerer, dementsprechend geht es immer langsamer. Heute Abend, als wir wieder auf einer Lichtung waren, waren wir alle um einige, gute Kilo Goldfische reicher als wir es früh waren, als wir unser letztes Nachtquartier verlassen haben.

Nachdem, weder Wölfe noch Pferde uns vor einer Gefahr gewarnt haben, haben die jungen Männer ein Feuer gemacht, um, wie sie sagten, uns die wilden, vierbeinigen Tiere fern zu halten. Das helle Feuer kann aber auch andere Gefahren heraufbeschwören, wie ungebetene Spitzbuben, egal welcher Rasse und Menschenart. Der letzte, der sich langlegte, hat noch einmal alles Holz auf das Feuer gelegt und wir schliefen dann auch bald ein. Wie lange wir heute Nacht wieder geschlafen haben, weiß ich nicht, denn die Sternenuhr war heute Nacht vor lauter Wolken am Himmel nicht zu sehen. Scheinbar will auch uns der Regen bald einholen! Thor und ein Pferd unserer jungen Leute haben uns durch ihr Plustern in den Nasenlöchern geweckt. Auch beide Wölfe haben bald mit ihrem leisen Jaulen die anderen munter werden lassen. Und ich habe zunächst die Lure herausgeholt und kräftig grässliche Laute von sich gegeben. Die Antwort hat nicht lange auf sich warten lassen. Ein Schwall von Pfeilen prasselte da hernieder, wo sie den Bläser vermuteten und das war um mich herum. Drei Pfeile haben mich tatsächlich getroffen, richteten aber keinen Schaden an, denn sie blieben wieder in meinem Lederpanzer stecken, der langsam immer enger wird. Ich habe daraufhin einige schreckliche Laute noch einmal geblasen, dass jeder Zuhörer meinen konnte, er bläst schon aus dem letzten Loch. Und da geschah etwas, was ich nie gehofft hätte, denn die Angreifer von eben, standen mit gespannten Bogen auf und marschierten auf uns zu. Zum Zählen war keine Zeit mehr, trotzdem schätzte ich sie auf rund zwanzig Angreifer. Ich ließ sie bis auf acht, neun Meter heran und rief dann laut Feuerfrei und sechs Pfeile haben unsrerseits ihr Ziel nicht verfehlt, denn Frederik hat mit seiner kleinen Gruppe auch schon darauf gewartet die Angreifer abzuräumen. Nur gut dass ich das schnelle nachladen und zielsicher zu schießen noch nicht verlernt habe. Das heißt, dass ich doppelt so schnell geschossen habe wie die andern, obwohl Frederik auch ordentlich flott und zielsicher schoss. Auch wir bekamen einige Pfeile zu spüren. Da sie von oben auf uns herabschossen, haben sie unsere Rückenpartien getroffen, die auch sehr schmerzhaft waren, besonders der Treffer in meine rechte Pobacke, zumal die Pfeilspitze scheinbar auch noch recht tief saß und die zweite Pfeilspitze blieb wieder im Brustpanzer stecken. Vor lauter Schießen habe ich über sehen oder überhört, dass von hinten ein Bandit, kräftig gewachsen, von hinten längs auf mich sprang, ohne es zu bemerken, dass da im Brustpanzer und in der Pobacke vier Pfeile steckten. Offensichtlich hatte er es nur auf meinen Hals abgesehen, den er zu packen bekam und ihn fest zusammendrückte. Doch ich lag mit meinen Beinen zwischen seinen und mit voller Wucht schlug ich mit meiner rechten Ferse in seinen Schritt und traf mit dieser voller Wucht sein kostbarstes, was ihn laut aufschreien ließ und er sich von mir, immer noch laut schreiend von meinem Rücken drehte. Da ich ja nicht wusste, ob noch welche Angreifer unterwegs vor uns oder nach uns sind, habe ich ihn einfach rucki zucki mit einem Wurfmesser abgestochen, was mir bald leid tat, denn er war der letzte von den verkommenen Gotischen Angreifern, den ich sicher noch auf die rechte Bahn hätte bringen können! Doch kaum, dass wir wieder eingeschlafen sind, hat es wieder in Dienstags Ecke geraschelt, was die Wölfe diesmal hat laut aufjaulen lassen. Auch wir waren wieder schlagartig munter. Nur gut, dass wir vor dem Einschlafen noch die verschossenen Pfeile, so weit wie möglich in der Dunkelheit eingesammelt haben, denn von Dienstags Seite schien Gefahr zu drohen. Nur gut, dass die beiden Gruppen nicht vereint angegriffen haben, dann wäre es sicher sehr eng für uns geworden und er uns bald wissen ließ, dass das seine Landsleute zu seien scheinen. Und er versuchte, als die ersten Gestalten aus dem Dunklen auftauchten sie anzusprechen: „Stoj, njet dalij“ „Halt, nicht weiter.“ Weiter kam er nicht denn eine Vielzahl von Pfeilen prasselten auf ihn und seine Jungen herab, die bei ihm waren, denen sie gerade noch entkommen konnten und Löcher in die Luft schossen, eines größer als das andere. Schade, dass er keinen Angreifer erkennen konnte! Ich versuchte auch die Angreifer zu irritieren, indem ich Stimmen von mir gab, die man dann von sich gibt, wenn man schon aus dem letzten Loch pfeift. Und siehe da, auch die andern unsrer Leute stimmten in diesen meinen Schwanengesang ein, was die Angreifer auf wenig Gegenwehr hoffen ließ. Und auch sie begingen den Fehler, den die Gruppe unserer verkommenen Leute heute Nacht schon mal begangen haben, auch sie erhoben sich, verließen somit ihre Deckung, zeigten volle Blöße und stürmten laut schreiend auf uns zu, denn wir waren bis auf einen, der die gegenüberliegende Seite beobachten sollte neun gute Schützen, von den wir nicht wussten, was das für Landsleute auf der Gegenseite sind. Auch wir schossen, was die Bogen hergaben, aber nicht stehend wie die Angreifer und damit uns schon mal ein sicheres Ziel boten; wir schossen immer noch im Liegen, was ihnen das Treffen mehr als erschwerte. Als keiner mehr von den uns gegenüber stand und auf uns schoss, schlich Dienstag rechts herum und ich links herum, um festzustellen, wer diese Angreifer waren, und ob da im Hintergrund noch eine Reserveeingreifgruppe auf den Eingreifbefehl wartet. Aber auch hier haben wir keine Reservetruppe gefunden und was das für Menschen waren, konnten wir bei dieser Dunkelheit nicht erkennen. Dienstag und ich waren uns schon mal einig, dass es weder seine und ich war mir sicher, dass es auch nicht meine Landsleute waren, die da jetzt ihr Ziel hier auf der Erde erreicht haben. Morgen Früh, bei Tageslicht werden wir sicher mehr wissen. Nachdem wir, so gut es ging, die Pfeile wieder eingesammelt haben, was heute schon zum zweiten Mal passiert ist. Dem Himmel habe ich wieder die Frage gestellt nach dem Warum, denn Platz für alle, die heute Nacht ihr Leben aushauchten, ist noch genug in dieser ach so schönen Welt! Und wissen die Leute wirklich nicht, dass hier in den Bächen der Reichtum liegt, den sie bei uns vermuten, und den sie doch auch selber aus den Bächen holen können; nur dann müssten sie auch einmal in das nasse Wasser steigen!

Heute Früh hat uns sachter Regen geweckt. Zunächst haben wir uns am Bach gewaschen und oberhalb unserer Waschstelle haben wir das heutige Trinkwasser geholt, haben den Toten die Taschen durchsucht, haben aber keinen Hinweis auf ihre Identität, oder sonst etwas Wertvolles gefunden, auch bei den Leuten, die Dienstag für seine Landsleute hielt, sie es aber nicht waren. Dienstag meinte, dass sie sicher zu einem Volk der Hunnen gehören, die noch blutrünstiger sind als meine Landsleute. Bei uns daheim erzählte man sich, dass diese Menschen auch gewisse Körperteile von ihren besiegten Feinden aßen und zuweilen ihr Blut in der Hoffnung tranken, besonders von dem ganz tapferen, starken Gegnern, die sie besiegten, dass die Kraft der Besiegten in sie übergehen möge und sich wunderten, wenn viele bald nach diesem Zeremoniell starben, denn sie wussten ja nicht, was für Krankheiten sie da von den Opfern sie mit getrunken und gegessen haben“, sagte er mir. Nachdem alle Toten zu einem Haufen zusammengetragen waren, haben auch wir ihre Taschen der restlichen Toten erfolglos durchsucht, um einen Identitätshinweis zu finden, sie mit einer dicken Schicht Laub zugedeckt und dann noch eine Schicht Reiser und dünne Zweige auf die Laubschicht gelegt, dass es nicht so leicht fortfliegen möchte. Ihre restlichen, noch herumliegenden Waffen haben wir eingesammelt, die Pfeile, die wir gefunden haben im Bächlein gereinigt, unsere Köcher aufgefüllt, den Bach nach Goldfischen abgesucht, sie verstaut, die Pferde gesattelt und beladen und wollten unsern Ritt in Richtung Heimat weiter fortsetzen. Doch da wieherte Thor einige Male ganz laut, gerade so, als ober er eine liebessüchtige Stute hier irgendwo spüren würde. Und das Echo auf seinen Lockruf war ganz enorm.

Es dauerte nicht lange und jede Menge Pferde kamen angelaufen. Mit Thor war jetzt nichts mehr zu machen, denn unter den Stuten waren tatsächlich einige heiße Mädchen, die den ersten Beutepferden, den vier Banditenpferden, sehr ähnlich sahen, und die ihn wohl heute den ganzen Tag und auch noch morgen beschäftigen werden. Also mussten wir meinen liebeshungrigen Thor absatteln und von seiner Ladung befreien und den nächsten strammen und noch gut genährten Wallach neu satteln und beladen, der ab sofort mein reitender Untersatz war und mit dem ich auch sehr bald gut zurecht kam, als wären wir schon die halbe Ewigkeit beisammen. Bevor wir weiter reiten, einigten wir uns, auch wenn dadurch unser Ausflug bisschen länger dauert, dass wir ab heute jedes Bächlein hier in den Bergen, nach Goldfischen durchsuchen. Auch sagte ich ihnen, dass sie zuerst in die Bäche steigen dürfen, und ich dann nach ihnen mit meinen Wölfen noch einmal die im Untergrund schlafenden Goldfische herausholen werde, womit sie alle einverstanden waren. Auch machte ich ihnen den Vorschlag, auch noch ein weiteres Beutepferd mit unserm Gepäck zu beladen, und es ins Schlepptau zu nehmen. Beide Pferde hätten dann weniger zu tragen und wir könnten wieder bisschen schneller reiten. Zunächst waren alle Wallache vergriffen, aber die Stuten taten es auch. Mit einem lauten „Juchhe“ setzten wir, wie schon gehabt, Dienstag und ich vorn an der Spitze, Frederek und sein Stiefsohn am Ende unsern Rückmarsch in Richtung Heimat fort. Natürlich habe ich alle wieder ermahnt, ihre Umgebung mit Ohren Augen und allen verfügbaren Sinnen immer wieder zu beobachten, denn wir wissen nicht, wer uns schon seit langem beobachtet und nur auf einen günstigen Moment warten, um erfolgreicher zuzuschlagen, als die drei bisherigen Gruppen, die alle schon in der Erde ruhen. Während unseres Dahinreitens habe ich immer wieder den Uhu rufen lassen, dass Thor mit seinen liebeshungrigen Stuten nicht im Hintergrund abhandenkommen oder zurück bleibt. O je, wir waren noch keine halbe Stunde unterwegs und kamen schon an das erste schmale Bächlein. Hoch zu Ross sahen wir im Bächlein schon die Goldfische blitzen, die Jung wie Alt absteigen ließen und den Bach erfolgreich durchwaten. Meine beiden Wölfe haben bald nach dem letzten Sucher im Bach die Suche nach den Goldfischen fortgesetzt, und auch diesmal zeigte es sich, das beide Wölfe bedeutend schneller im Suchen waren, als die zweibeinigen Sucher. Ich habe, als wir, Dienstag und ich wieder nebeneinander ritten gefragt, ob er schon einmal darüber nachgedacht hat, wie viele Jahre er wohl arbeiten müsste, um so viel zu verdienen, wie er jetzt eben im schmalen Bächlein in gut fünf Minuten gefunden oder verdient hat? Nach etwa zwei Stunden kamen wir auf eine nicht zu große Lichtung, die auch von einem Gebirgsbächlein durchflossen wurde, und das Gras, das da auf ihr wuchs sicher für alle Pferde zum Sattfuttern reichen wird. Von meinen Mitreisenden hatte, so glaube ich, noch niemand Hunger, denn die Goldfische, auch in diesem Bächlein, hat sie mehr zum Absteigen gereizt, als das restliche, trockene Brot mit dem gegrillten kalten Hirschfleisch. Meine beiden Wölfe haben schon auf mein Zeichen gewartet, dass auch sie in das Bächlein durften und haben wieder viele verschüttete Goldfische von verschiedener Größe herausgeholt, die ich an den Ufern nur noch einsammeln musste. Bei mir waren es gut ein dreiviertel Eimer oder knapp zwei Kilo pures Gold. Nach dem alle ihre Goldfunde verstaut haben, konnten wir unseren Ritt in Richtung Heimat fortsetzen, der jetzt, dank der Packpferde, wieder sehr viel schneller ging. Bis zum Abend haben wir noch drei Gebirgsbäche geplündert und dafür war der Hunger heute Abend gewaltig. Besucht hat uns heute Nacht niemand. Nach dem Aufstehen am Morgen, habe ich unsern beiden Wölfen und den Pferden allen gedankt, dass sie heute Nacht wieder für uns gewacht haben. Danach ging es zum Waschen in den Bach, Goldfische im Bach sammeln, Frühstücken, Goldfische verpacken, aufsatteln und aufpacken, Unrat wegräumen, damit kein Nachfolger auf dumme Gedanken kommt, dass hier vielleicht Menschen waren, die man zur Not auch ausplündern kann und weiter in Richtung Heimat reiten, was Dank der Packpferde wieder bedeutend schneller ging. Auch heute haben wir vier Gebirgsbäche durchquert und etliche Kilogramm Goldfische jeder gefunden. Dafür hat niemand eine Mittagspause gemacht. Gerastet und gegessen wurde erst am Abend, als wir wieder auf eine größere Lichtung kamen, die von einem Bach auch durchflossen wurde und mir sehr bekannt vorkam. Auf der haben Didilind und auch ich auch schon einmal Übernachtet. Zum Goldfische suchen war es schon zu dunkel, als wir mit dem Essen fertig waren. Wir waren uns sehr schnell einig, dass wir das Goldfische Fangen auf morgen Früh verschieben werden und bezogen, als die Pferde satt zurückkamen, unsere alte Schlafposition, so wie auch in den Nächten zuvor. Heute Nacht habe ich wieder erstmals seit einigen Tagen an Thors Rücken geschlafen, der sicher wieder seine Ruhe und Erholung bei mir suchte. Da bin ich wirklich neugierig, was das einmal geben wird, mit dem Nachwuchs!

Und, er war’s auch, wohl abgekämpft, aber wachsam wie immer! Ich weiß es nicht wie lange wir schon geschlafen haben, als er mich mit seiner Nase leicht anstieß und mit seinem Kopf in die Richtung zeigte, die vor mir lagt. Ich mochte mich zunächst noch so anstrengen, ich konnte nichts Verdächtiges vor mir im Dunklen feststellen. Auweia, da wurden auch unsere zwei Wölfe munter und jaulten so leise vor sich hin. Als ich merkte, dass auch einige von uns munter waren, habe ich liegend laut den Wolf heulen lassen, dass auch bald, dieses Wolfsgeheul zehnstimmig von uns erklang. Da sagte mir meine innere Stimme, die Stimme meiner Vorfahren: „Auf- und zur Seite springen. Da meine Lieblingsseite schon immer die rechte Seite war, sprang ich ohne lange zu überlegen, liegend rechts zur Seite. Im selben Moment fuhr ein Ger von Hand geführt, neben mir in den Erdboden, was mich veranlasste sofort aufzuspringen. Statt sich dem eventuellen Faustkampf zustellen, versuchte der feige German seinen Ger aus der Erde zu ziehen. Doch schneller als er denken konnte, lag er, von meiner Faust getroffen ohne Bewusstsein auf der Erde. Mit meiner Reserveschnur habe ich seine angewinkelten Beine mit seinen Händen am Rücken zusammengebunden, so dass er unmöglich ohne fremde Hilfe fort kommen konnte. Soweit ich glaubte bei der Dunkelheit es zu erkennen, müsste der Übeltäter da aus der Richtung kommen aus der auch Dienstag gekommen ist. Nur ist er für diese Rasse ein bisschen zu groß geraten. Heute Nacht, solange es dunkel war, hat sich kein weiterer Angriff auf uns abgespielt. Sicher wollen sie bei Tageslicht erstmals feststellen wie stark unsere Gruppe ist? Also Eberhard, sei wachsam, du hast ja den Müttern versprochen ihre heranwachsenden Söhne heil und reich heimzubringen. Das Ko Opfer ist auch bald zu sich gekommen und hat alsbald immer lauter schreiend um Hilfe gerufen und wie ich alsbald feststellen konnte, nicht in slawischer Sprache, sondern in gotischer, in unserer Sprache. Sein äußeres Ansehen kam daher, dass er sich sicher sehr lange nicht mehr gewaschen hat. Wahrscheinlich ist das ein verstreuter Einzelgänger, der einer Gruppe gefolgt ist, sie aber irgendwie und wo verloren hat und heute Nacht auf uns gestoßen ist. Da wollen wir einmal sehen, was er uns morgen Früh für Märchen zu erzählen hat? Heute Nacht glaube ich hat keiner mehr viel geschlafen, denn die ‚Auaschreie‘ des Gefesselten hielten uns alle wach. Mit den ersten Sonnenstrahlen waren wir alle hellwach und alle kamen aus dem Staunen nicht heraus, als sie diesen Unmenschen da schreiend und gefesselt liegen sahen. Danach schickte ich sie alle zum Bach, um sich zu waschen und wenn da Goldfische sein sollten, sie alle herausholen mögen, aber wenn ihr dann mit den Goldfischen zurückkommen solltet, da lasst sie, die Goldfische nicht diesen Schreihals sehen. Ich glaube, dass es besser ist, wenn er von den Goldfischen nichts mitbekommt und er auf keine falschen Gedanken kommt.

Mit einem Eimer sauberen Wasser und einigen Grasbüscheln und die Wams Taschen voller Goldfische kamen sie zurück. Nachdem sie ihre Goldfische, ohne dass er etwas mitbekommen hätte, in ihrer leinernen Schatztruhe verstaut hatten, begannen sie den da gefesselten sein Gesicht mit dem klaren Wasser aus dem Bach und den mitgebrachten Graswurzeln zu waschen. Und siehe da, das Gesicht, das da zum Vorschein kam, war mir nicht ganz unbekannt. Auch Dienstag hat es sofort wieder erkannt; er gehörte zu der Gruppe der Goten, die, die restlichen Landsleute von Dienstag mit Kind und Kegel an die Römer als Sklaven verkaufen wollten. Ich glaube, dass er auch mich erkannte und sich seines Lebens nicht mehr sicher glaubte. Und als er auch noch Dienstag sah, sank sein Lebensmut auf null. Doch bald kam er aus dem Staunen nicht heraus, denn Dienstag begann ihn zu füttern, Frühstück von ihm und Wasser zum Trinken aus dem Eimer, das noch von seinem Gesicht waschen übriggeblieben ist. Dieser Übeltäter kam aus dem Staunen nicht heraus, als Dienstag ihm die Fußfessel löste und ihn zum Pinkeln in die Sträucher führte, wobei ich ihm sagte, dass ich ihm ein gutes Geschäft wünsche und ich mich auf das Wiedersehen mit ihm freue, denn es wird da sicher viel zu erzählen geben. Und was ich erwartet habe ist auch bald geschehen, Dienstag fiel von seinem hinterhältigen Schlag getroffen aus dem Gebüsch, ohne aufzuschreien. Ich habe sofort beiden Wölfen die abgebundenen Fessel zu riechen gegeben und rief laut in diese Richtung zeigen: Katja, Indra such!“, was sie auch taten und als bald brachten sie ihn ganz brav zurück. Fredereg und Godelind holten den niedergeschlagenen Dienstag, der wieder bei vollem Bewusstsein war. Dienstag schaute meinen heimtückischer Landsmann, voller Verachtung an und spuckte ihm vor die Füße. Was Dienstag da eben gemacht hat, war die höchste Form der Verachtung, die ein Slawe einem Menschen zeigen konnte. Was so viel heißt, dass er jetzt bei ihm endgültig durch ist, denn was er mit diesem Unmenschen da gemacht hat, hat Dienstag gegen meinen Willen gemacht. Dienstag hat bestimmt gehofft, dass er bei so viel Nächstenliebe auch bei ihm die guten Geister in seiner Seele wecken werde, doch der Gauner hat die Hand, die Dienstag ihm zur Versöhnung ausstreckte, brutal zurückgewiesen. Als er jetzt mit schlotternden Knien vor mir stand, links und rechts von mir die jungen Wölfe mit fletschenden Zähnen, die drohender und böser aussahen als sie eigentlich sind, aber jederzeit zum Zubiss bereit waren, fragte ich ihn was er nun von uns erwarte, denn die Versöhnungshand deines größten Feindes hast du voller Verachtung und brutal zurückgewiesen, die dich eben noch getränkt und gefüttert hat, von einem Menschen, dem du nicht einmal das Wasser reichen kannst, von einem Menschen, der dir verlausten, dreckigen und verwanzten zweibeinigen Stinktier haushoch überlegen ist! Er kam noch nicht auf die Idee, dich und deines Gleichen als Sklave an die Römer zu verkaufen, wo du eigentlich hingehörst, dass man dir wieder einige Manieren beibringt und was es heißt, Mensch sein zu wollen, voller Zucht und Ordnung! Doch er zog es vor auf meine Frage zu schweigen! Was sollte er mir auch antworten; er hat uns ja deutlich gezeigt, was er von uns hält, was wir ihm wert sind. Erst sollte ich, den er wohl als den gefährlichsten Gegner hielt von seinem Ger ins Jenseits befördert werden und dann seine Gegner, einer nach dem andern, wenn sie ihm gefährlich werden oder sich auch seinen Anordnungen widersetzen sollten. Aber woher wusste er, dass ich diese Gruppe leite und wo ich mein Nachtquartier bezogen habe? Wie lange beobachtet er uns schon? Meine zwei eben gedachten Fragen habe ich laut an ihn gerichtet, doch auch die wollte er mir nicht beantworten. Und da sagte mir meine innere Stimme, dass ich ihn an Hände und Füße fesseln und ihn über ein Pferd legen und mit ihm weiterreiten soll. „Wenn er dann fragen sollte, was das geben soll, wenn wir fertig sind, sagt ihm, dass da vorn ein römisches Kastell ist, wo du als das verkaufst wirst, was du schon mal mit vielen unschuldigen Menschen vorhattest oder vielleicht auch schon getan hast! Gesagt getan, schneller als er denken konnte lag er, gefesselt, auf einem der Beutepferde. Und da sagte mir meine innere Stimme wieder, die Stimme meiner Vorfahren, dass ich doch, bevor wir weiterziehen wollen, die Pferde zum Wiehern bringen sollte, was mir auch mit Hilfe einiger Mitreisender gelang. Es dauerte gar nicht lange und da kam sein Pferd angeritten. Das arme Tier, es machte wohl einen satten Eindruck, hatte aber sicher schon lange sein Sattel- und Zaumzeug nicht mehr abgelegt. Und ich hatte so den Eindruck, dass es über den Zuzug zu uns als Herdentier bestimmt nicht unglücklich war. Am ersten Bach, den wir durchquerten haben die Pferde eine kleine Futterpause gemacht und unsere Leute machten ihre Goldfische Suche im Bächlein. Ich machte sie außer Hörweite des Gefangenen darauf aufmerksam, dass sie besonders aufmerksam beim Suchen sein sollten, denn die goldhaltigen oder goldführenden Bäche gehen langsam zu Ende und auch wir uns langsam der heimatlichen Gefilde immer mehr nähern. Als meine Leute mit dem Fischen fertig waren, habe ich meine beiden Wölfe ins Wasser geschickt, und sie haben wieder noch sehr viele dieser nicht zu kleingeratenen Prachtexemplare herausgeholt. Die auch teilweise versteckt im Bachbett ruhten, und ich sie nur noch an beiden Ufern einsammeln musste und in meinem dritten leinernen Safe verstauen durfte, der auch schon bald voll zu sein schien. Bald haben wir unsere Weiterreise gestartet. Er lag quer über einem Beutepferd unweit von mir und fragte mich plötzlich, was wir da am Bach gemacht haben? Und da schoss es mir regelrecht über meine Lippen, dass wir unser zweites Frühstück gegessen haben. „Und, da habt ihr mir nichts abgegeben“, fragte er? Und ich antwortete ihm: „Warum, sollten wir? Du wirst wahrscheinlich dein nächstes Essen morgen bei den Römern bekommen, wenn du nicht vorher noch wegen schlechten Verhaltens bei uns am nächsten Baum geknüpft wirst, und du dir die Welt bald von unten oder oben, wie du eben willst, besehen oder begutachten kannst!

Nach der nächsten ‚Goldfischebachpause‘, die uns alle wieder reicher machte, hat er mich wieder gefragt, was wir da im und am Bach wieder gemacht haben? Und ich sagte ihm wieder, dass wir hier und unsere Pferde unser drittes Frühstück gemacht haben. Und er fragte weiter, warum am Bach? Und ich sagte ihm mehr fragend. „Ja, warum am Bach? Weil es da am wenigsten zu trinken gibt!“ Er schluckte auch diesmal einige Male und wunderte sich immer wieder, dass jeder Reiter zwei beladene Packpferde nach sich zog und was die da bloß schleppen?

Heute haben wir insgesamt sieben Bäche geplündert, und am achten unser Nachtquartier aufgeschlagen. Diesen Bach wollen wir morgen früh plündern. Ich glaube, dass wir von dem Gold, das wir in den letzten sieben Bächen gefunden haben, müsste für alle, die in der Struth wohnen, reichen, um lange und gut leben und wohnen zu können, ohne auch nur einen Finger krumm zu machen, es sei denn, zum Zählen der Goldflocken, was ich garantiert nicht vorhabe, denn Müßiggang war und ist nun mal aller Laster Anfang. Aber der Reichtum, den sie da auf ihren Packpferden haben, den müssen sie erst noch heimbringen und das dauert bestimmt noch drei Tage und da kann noch sehr viel passieren! Und was dann, wenn die Spitzbuben oder die Gauner mitbekommen wo wir all das Mitgebrachte abgeladen haben, und dann mit geballter Kraft zuschlagen werden? Wie wollen wir uns dann verteidigen? Ich sehe zwar keinen Spion, der uns weitläufig verfolgt, und habe auch bisher keinen gesehen, außer dem Gefesselten auf dem Pferde uns gesehen haben könnte. Heute Abend gab es nur noch Fleisch mit Fleisch und Wasser zu essen und zu trinken. Wenn wir nicht bald einen Flecken finden, um bisschen Brot zu kaufen oder wir bald heimkommen, da wird unsere Küche wieder eng, denn das Fleisch mit Fleisch essen lässt den Vorrat sehr schnell zusammenschrumpfen!

Einer von unsern jungen Leuten hat das Stinktier der vergangenen Nacht gefüttert. Danach haben wir es wieder, nachdem es sein menschliches Geschäft erledigt hat wieder gefesselt und zum Schlafen gelegt. Doch bald schrie er, dass er noch einmal in die Büsche muss. Wir schauten uns reihum an, denn ich merkte bald, dass niemand Lust hatte sich mit ihm in eine Schlägerei zu verwickeln. Und so löste ich ihm seine Fesseln und warnte ihn es ja nicht zu versuchen zu türmen, denn die beiden Vierbeiner werden dich schon finden. Er verschwand in den Büschen nahe dem Bach. Es verging eine viertel, eine halbe, eine ganze Stunde und wer war immer noch nicht da von seinem eiligen Geschäftchen machen? Unser nächtliche Gast, der sich da bei uns so aufspielte! Er hat sicher das getan, was ich fürchtend gehofft habe, dass er in den Bach steigt und im Wasser lang läuft. Im Wasser können die Wölfe seine Spur nicht verfolgen, einen da liegenden Goldfisch schon eher! Anstandshalber habe ich ihm die Wölfe nachgeschickt, die bald unverrichteter Sache wieder zurückkamen, denn seine Spur verlor sich am Rand des Baches. Dafür brachten mir beide Wölfe je einen recht großen Goldfisch. Meine jungen Begleiter machten mir bezüglich seines Verschwindens einige Vorwürfe. Als sie ihr Vorwürfe Pulver verschossen haben, habe ich sie gefragt, was sie denn mit ihm machen wollten und sie sagten fast einstimmig: „Auf dem nächsten Baum aufknüpfen!“ Doch als ich sie fragte, wer das denn von ihnen machen wollte, war keiner der Kritiker bereit das, sein Aufknüpfen vorzunehmen; das sollte auch ich wieder machen. Und da fragte ich sie, ob sie noch wissen, wie das fünfte Gebot heißt? Da begannen sie herumzuduxen, keiner wusste es so recht, bis Frederik sagte: „Nachdem wir so fast alle Gebote schon aufgesagt haben, fehlt nur noch das Gebot, das uns das Töten verbietet. Ich habe Frederig vor allen gelobt, weil er ins Volle getroffen hat. Und auch ich wollte ihn nicht töten, obwohl er es bestimmt schon mehrfach verdient hätte! Aber ich habe schon viel Blut vergossen, aber bisher war es immer in Notwehr, nicht im Übermut, um mich zu bereichern oder Rache zu üben, denn auch sie alle sind oder waren seine Geschöpfe, Geschöpfe unseres Herrn und Gottes, der das Leben gegeben hat und nur er alleine hat das Recht es wieder zurückzufordern, wenn er den Zeitpunkt für gekommen hält! Heiner, der Benjamin in unserer Truppe fragte, und was passiert, wenn er heute Nacht, wenn alles schläft er wieder kommt, um sein Pferd und vielleicht noch das eine oder das andere holen kommt oder vielleicht den einen oder den anderen tötet, aus Wut oder Rache? „Ich jedenfalls, ich möchte, überhaupt jetzt“, weiter kam er nicht, denn ich wollte nicht, sagte ich leise dass er auch noch das ‚Warum‘ laut hinausruft, dass er jetzt ein reicher Mann ist, und dass vielleicht viele ungebetene Zuhörer in der Dunkelheit mithören, die ja nur wissen wollen, was wir da in den Bächen gemacht haben, oder was wir da auf den Packpferden durch die Gegend schleppen,, das, an der Haltung der Pferde beim Marschieren nach nicht zu leicht aussieht, um sich das untereinander aufzuteilen, und wir die Wurzeln alsbald von unten betrachten dürfen. Und da fragte Heiner was wir mit ihm machen können, um heute Nacht ruhig zu schlafen? Und ich sagte ihm: „Gar nichts, rein gar nichts. Das Entsorgen dieses Banditen übernehmen heute Nacht die Wölfe.“ Erschrocken fragten sie bisschen durcheinander, doch nicht etwa unsere beiden? Was ich verneinte und sagte, dass da wo er an Land geht, und da, wo er sein Nachtquartier sucht, da in der Ecke treibt ein Rudel Wölfe ihr Unwesen und denen fällt er in der zweiten Nachthälfte zum Opfer, denn er hat ja keinerlei Waffen bei sich, mit denen er sich verteidigen kann. „Wenn er morgen Früh aufwacht, ist er in der Walhalla und kann den Menschen nichts mehr tun, sondern mus da, in der Walhalla, die Gerechten bedienen. Es ist durchaus denkbar, dass sie, das Wolfsrudel, morgen Vormittag hier bei uns auftauchen, um ihren Raubzug fortzusetzen, nachdem sie wieder auf den Geschmack von Menschenfleisch gekommen sind. In der Nacht keineswegs.“ Wir sind dann bald, aufgeteilt wieder in drei Gruppen wie gehabt, eingeschlafen. Und heute Nacht hat keiner uns geweckt, weder der, den ich gestern Abend habe laufen lassen noch irgendwelche andere Geister, Halbgeister oder solche, die noch nicht wissen zu welcher Kategorie sie eigentlich gehören, die gerne ihr Unwesen auf Kosten anderer treiben! Nachdem Jung und Alt den Bach beidfüßig durchforscht und sich gewaschen haben, habe ich meine Wölfe in den Bach steigen lassen, und was sie da noch gefunden haben, sollte die Note lobenswert bekommen. So wie das aussieht, habe ich fast den dritten leinernen Safe voll. Aber wenn ich mich nicht täusche, müssten die Goldbäche bald in der Versenkung verschwinden und die Steinbäche wieder ihren bekannten Lauf nehmen. Und dann ist es auch nicht mehr so weit in die Struth. Die Bäche, die wir heute noch durchquert haben waren alle noch spendabel, was die Goldfische anbelangt. Aber der Bach, an dem wir heute Nacht lagerten, hat nichts Blinkendes mehr von sich gegeben. Das heißt, noch zwei Tage flotten Ritt und wir sind wieder daheim bei unsern Lieben, die ich bald vier Wochen vermisst habe. Das meiste, was ich jetzt vermisse, ist eine gute, nicht zu trockene Butterbrotscheibe, denn Fleisch so ohne alles schmeckt wirklich nicht mehr und es wird langsam immer knapper, das liebe, gute Fleisch! Wir essen quasi nur noch zweimal am Tag, früh und Abend. Und in dieser Nacht wurden wir wieder von unsern Pferden, aber auch den Wölfen geweckt. Die Wölfe, oder das Rudel, das ich schon, spätestens in der vergangene Nacht erwartet habe, die den Oberbanditen sicher entsorgt haben, die scheinen uns erst heute Nacht entdeckt zu haben. Unserer Jugend haben wir heute Nacht es überlassen, die Wölfe, die uns zu nahe kamen, abschießen zu lassen. Sieben Wölfe waren es, die alle noch ein Winterfell hatten, und die früh noch alle da lagen, wo sie heute Nacht tödlich getroffen wurden und ihr Leben aushauchten. Den überlebenden Wölfen scheint heute Nacht der Appetit, sich an ihren Artgenossen satt zu fressen vergangen zu sein. Auch keines der anderen wilden Tiere glaubte sich heute Nacht hier ihren Beuteanteil holen zu können oder sich heute Nacht hier satt fressen zu können. Nach dem Wolfsdebakel blieb es in der restlichen Nacht doch so weit ruhig. Früh morgens hat die Sonne uns wachgekitzelt. Die vielen Pferde machten ihr ausgiebiges Frühstück, die sieben jungen Leute haben jeder ein Wolfsfell abgezogen und es als Siegestrophäe heimgebracht, um es zum Andenken an ein mehrwöchiges Abenteuer, das sie reich gemacht oder hatte reich machen wollen. Goldfische hat niemand im Bach heute Morgen gefunden, auch meine Wölfe nicht. Nach dem kargen Frühstück setzten wir uns rasch in Bewegung und bald kamen wir am römischen Kastell vorbei. Alle haben sich an mein Verbot gehalten, unterwegs nichts über ihren Schatz, den sie da in ihren leinernen Safes mitführen ein Wort zu verlieren, denn wir wissen ja nicht, wer uns im Wald neben uns oder hinter uns verfolgt und nur darauf wartet, etwas über die Ware, den Inhalt da in den leinernen Safes, die unsere Packpferde transportieren zu erfahren! Heute Nacht, das war die letzte Nacht, die wir draußen in der Natur kampierten, verlief wiederum alles vollkommen ruhig. Und am Nachmittag, unsere Pferde waren die ersten, die die Spuren von daheim entdeckten und ihr Tempo zum Schrecken der bepackten Beutepferde beschleunigten, die ihre große Mühe hatten ihnen in ein neues und unbekanntes Ziel zu folgen, dass auch ihnen Ruhe und Frieden bringen sollte. Und siehe da, Dennis war der erste draußen, der von uns Lunte bekam und uns, zum Schrecken der daheimgebliebenen laut jaulend entgegenkam und die Begrüßung zwischen uns Zweibeinern und den beiden Wölfinnen, zum Schrecken der Beutepferde, die in den Wölfen nur ihre bösen Bestien sahen war riesengroß und wollte nicht enden. Von diesem lautstarken Begrüßungskonzert kamen aber auch alle Bewohner der Struth aus den Häusern und klatschten ob unserer Rückkehr heftigen Beifall und kamen aus dem Staunen ob der vielen Beutepferde, die wir in unserm Gefolge mit heimgebracht haben nicht mehr heraus. Dann zählten sie, ob auch alle Zweibeiner wieder zurückkamen. Auch ich habe zunächst meine Didilind und unsere Kinder fest an mich gedrückt, die ich doch auch alle unterwegs sehr und immer wieder vermisst habe; die großen wie auch die noch ganz kleinen. Da und dort wurde auch eine leichte Wiedersehensfreudenträne bei dem einen oder dem anderen vergossen, besonders bei den Frauen und Müttern. Bei der kleinen Didilind hat es ein bisschen länger gedauert, bis sie mich wieder als ihren Papa akzeptiert hat, der sich sicher für sie ein lange Ewigkeit nicht hat sehen lassen, der ihr einge Wochen lang kein Gutenachtbusserl gegeben hat, geschweige gar ins Bett gebracht hat. Ich habe danach noch anstandshalber alle meine Begleiter gefragt, ob sie Wert auf ihre Packpferde legen, denn man kann ja nicht wissen, ob der eine oder der andere doch nicht schon einen Käufer dafür hat. Außer Fredereg der gleich drei aussuchte und mitnahm, wollte keiner eines haben, da sie ja keines zur Arbeit brauchten. Für jedes verzichtete Beutepferd, abzüglich der zwei Packpferde die meine Heimreisebegleiter waren, habe ich meinen Begleitern jedem eine Goldflocke gegeben, die besonders unsere Jugendlichen gerne annahmen. Da erst merkten sie wieder, wie wertvoll doch so eine Goldflocke eigentlich war und immer noch ist. Die vielen Wallache wollte ich an den Viehhändler verkaufen, die Stuten für meine Pferdezucht in die erste Riege einplanen lassen. Ich habe dann noch heute Abend alle mitgebrachten Pferde zu den andern hier in die Koppel gebracht, Die Beutestuten beließ ich auf der Koppel bei Thor und die Begrüßung war auch bei den Pferden riesengroß und auch nicht ganz lautlos. Da habe ich wieder mal sehen können, nicht nur wir Menschen können tiefe Wiedersehensfreude empfinden, auch Tiere untereinander, wenn sie sich einige Wochen nicht gesehen haben und doch gleich wiedererkannten! Besonders von Thor und Odin, meinen beiden alten Begleitern habe ich mich mehr als dankbar verabschiedet, denn sie waren es ja beide, die auch einen großen Teil meines, nein unseres Lebens, von Didilind und mir geformt haben, als wir allein unterwegs durch fremde Lande in die Struth waren und nur der Himmel unser ständige Begleiter war. Ob auch sie, Thor und Odin den einen oder den anderen Flecken wieder erkannt haben, durch die wir vor Jahren schon gezogen sind, um in die Struth zu gelangen, die jetzt unserer neue Heimat ist, aus der wir nicht mehr fortmöchten, der Ort, in dem weit vorn im Osten, dass hier in der Struth die Wiege steht, in der die Sonne in der Nach schlafen geht, um dann am Morgen in der Früh auch in Odens wieder zu scheinen.

Unwillkürlich gingen mir die Tage von damals und warum ich damals Odin bekam, Didilind schwer verletzt fand, Thor wiederfand als ich, vielleicht zum Schrecken der Slawen den Uhu habe einige Male laut rufen lassen und mein Thor darauf hin zum Schrecken seiner Bewacher das Weite suchte, um zum Uhurufer zu gelangen und die wachhabenden Diebe Thors Ausriss mit ihrem Leben bezahlen mussten! Aber ich auch zu den vier Banditenstuten auf so tragische Weise kam, die prima in meinen Pferdezuchtplan passten. Dankbar schaute ich zum Himmel, denn ich wusste ja, dass ich mit Didilind viel, viel mehr fand, als nur einen lieben Mitmenschen, sondern eine ganz patente Frau fürs Leben, auf die ich mich voll und ganz verlassen kann, die immer da und hilfsbereit ist, nicht nur wenn etwas ansteht, sondern auch dann, wenn man sie braucht und es hart auf hart geht und sie sich da zu einer vorzüglichen Bogenschützin entpuppte und auch mir im zweiten Winterquartier das Leben bei einem gewagten Schuss mit zwei Pfeilen, rettete als die raubenden Landsleute glaubten mich endlich so weit zu haben und ich ihnen den bei uns vermuteten Goldreichtum auszuhändigen, was ihnen, dank Didilinds mutigen Handel nicht gelungen ist. Da muss ich immer wieder besonders an das zweite Winterquartier denken, als Freitag mit seiner Frau versucht haben uns auszulöschen und dabei mit den vielen hörigen Männern den Kürzeren zogen, viele Frauen zu Witwen und Kinder zu Waisen machten und nur im kühlen Schnee ihr Grab fanden. Nicht einmal die hartgefrorene Erde wollte sie, die marodierenden Verbrecher haben. Du guter Gott im Himmel, warum muss es immer wieder so weit kommen? Hat dein Gegenspieler so viel Macht die Menschen immer wieder zu betören oder sie zu blenden, dass sie nimmer Recht von Unrecht unterscheiden können und in den eigenen Tot rennen, wo doch das eigene Leben immer wieder so schön sein kann, wenn man es nur will?

Einige Veränderungen in der Struth

Nachdem auch mein ganzes Gepäck von den beiden Pferden mit vereinten Kräften vor dem Haus abgeladen war, haben wir all die mitgebrachten Pferde von ihrem Zaum- und Sattelzeug befreit und mit einem leichten Klaps auf die Hinterkeule, was so viel wie ein kleines, „Dankeschön mein Kumpel“, heißen sollte, auf dich war die ganzen Tage Verlass, du hast mich nicht im Stich gelassen, auch wenn es noch so brenzlig für alle Zwei- und Vierbeiner war, wenn die Pfeile uns um die Ohren surrten!“ und wir die Hoffnung auf ein heiles Heimkommen nicht aufgaben, entließ ich meine beiden Pferde zu den andern und die Wiedersehensfreude unter den Vierbeinern war für alle draußen stehenden nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar, für die heimischen, aber auch die Beutepferde, die gerade so taten, als ob sie nie woanders hingehört hätten. Nachdem die Pferde wieder unter sich waren, und ich in die Küche zurückgekehrt bin, habe ich alle meine Lieben ganz fest an mich gedrückt und mich riesig über das gesunde Wiedersehen gefreut, gerade so, als ob wir uns schon jahrelang nicht mehr gesehen hätten; auch mit Dennis, den ich, vor lauter freudigen und zweistimmigen Gejaule gar nicht loswerden konnte und mir auch auf Schritt und Tritt folgte und so gar nicht nachtragend mir gegenüber war, obwohl ich ihn, auf so boshafte Weise im Stich gelassen habe. Es sah gerade so aus, als wollte er mich, um keinen Preis der Welt nicht wieder so leicht wie vor einigen Wochen, wegen ein paar Mäusen aus der Falle verlieren oder aus den Augen lassen. Dann haben Jan und ich mein vergänglich, kostbares Gut, das immer noch unbewacht vor der Haustür lag ins Haus gebracht und auf dem Schlafplatz der Wölfe gelagert. Da glaubte ich es vorerst am sichersten aufbewahrt zu wissen, denn an ihren Schlafplatz lassen die Wölfe so leicht keinen Außenstehenden heran; das ist ihr Quartier und daran kann ein Außenstehender nur über ihre Leichen kommen. Halb so freudig wie Denis mich begrüßt hat, haben auch unsere zwei Jungwölfe, die uns begleiteten unsere daheim gebliebenen begrüßt. Es ist kein Wunder, denn so viel, wie wir drei, Didilind und ich mit Dennis erlebt haben, haben wir mit den beiden jungen Wölfinnen noch nicht erlebt und auch noch nicht durchgemacht und hoffentlich nie noch einmal durchmachen werden müssen, egal ob es seinerzeit Menschen waren, die uns gefährlich werden wollten oder große Tiere, wie die verschiedenen Bären, die mir teilweise sehr nahe und gefährlich kamen! Nachdem auch Dennis vorerst mit dem Wiedersehen zufrieden war, hat Didilind mich in die Küche geholt. Alle drei Wölfe haben uns in die Küche begleitet, gerade so als hätten sie Angst, sie könnten draußen etwas versäumen oder wieder voneinander getrennt werden. Das kleine, so zusammengewachsene Wolfsrudel, hielt aber ihren Schlafplatz, nachdem ich sie dazu aufgefordert habe auch fest im Auge. Als erstes habe ich mich bisschen gewaschen und frisch gemacht, denn hier wartete schon meine kleine Kronprinzessin, die mich nicht wiedererkennen konnte oder diesen unrasierten Wüstling nicht wiedererkennen wollte, der sich doch so zum Wüstling entwickelt hat. Aber auch das langvermisste, das gute Butterbrot, das meine großen Frauen, Didilind und Luzia für mich heute Abend zurechtgemacht haben, und es hat wieder wie warmer und gefüllter, Pfannekuchen‘ geschmeckt, zumal ich Butterbrot schon bald gut drei Wochen nie mehr gegessen habe und dazu die gute Buttermilch, kühl und frisch vom Fass, die unsere fast großen Töchter gemacht haben. Ich glaube, so viele Butterbrote wie heute, und die frische Buttermilch dazu habe ich schon lange nicht gegessen und getrunken. Zumal das Brot auch gerade nicht sehr altbacken war. Während ich andächtig ein Butterbrot nach dem andern verdrückte, kam Katja zu mir und tat, was sie eigentlich noch nie bisher gemacht hat, sie legte ihren Kopf auf meinen linken Oberschenkel, bewegte ihren Kopf leicht hin und her und schaute mich so treuherzig von unten nach oben an, als wollte sie sagen: „He, du da oben, ich bin auch noch für dich da, vergiss es nicht, auch wenn du meinst jetzt wieder zu Hause zu sein! Und, war ich nicht immer treu zu dir, als wir so viele Wochen unzertrennlich unterwegs waren? Und wie viele Goldfische und Glassteine habe ich dir, ohne dass du deine Füße nass machen musstest, aus den Bächen herausgeholt! Ich habe dich doch ganz bestimmt nicht enttäuscht, im Gegenteil, wie oft habe ich dich und euch vor Gefahren gewarnt, von denen ihr noch gar keine blasse Ahnung hattet, die immer näher auf uns zukamen.“ Unwillkürlich musste ich sie über ihren Kopf streicheln, der da so treuherzig auf meinem Schenkel lag. Mit der anderen gab ich ihr den Bissen Brot, den ich gerade in meinen Mund schieben wollte. Und sie bekam auch noch einen zweiten und einen dritten Bissen, die sie alle dankbar aus meinen Händen nahm, ohne mich dabei zu beißen, ohne mir dabei weh zu tun und voller Zufriedenheit genoss. Dabei musste ich mich immer wieder fragen, wie wir das nur gemacht haben, dass diese waschechten und wilden Wölfe so zahm wie regelrechte Haustiere geworden sind und wahrscheinlich nicht mehr wissen, was es heißt ein wildes Tier zu sein, das nicht nur jagt, sondern auch oftmals zu den gejagten gehört. Als das Butterbrot, das meine beiden Frauen im Haus für mich zurechtgemacht haben aufgegessen war, schaute ich wie groß noch unser Brotvorrat ist. Nachdem ich festgestellt habe, dass noch genügend Brote im Hause sind, habe ich unsere Hundeschüssel fast voll mit Brotstücken geschnitten, Milch darüber geschüttet, mit meinem Zeigefinger umgerührt und den drei Wölfen vor die Tür gestellt und alle drei haben sich gütig daran getan, ohne das einer dem anderen das Milchbrot nicht gegönnt hätte, schauten aber immer wieder hoch, ob ich noch da stehe und folgten mir danach auf die Weide zu den Pferden. Hier habe ich eine lange Weile besonders bei den Fohlen und ihren Müttern verbracht. Bei den Fohlen habe ich es besonders gemerkt, dass ich bald vier Wochen nicht mehr da war. Alle Fohlen kamen mir nicht nur viel größer vor, bei einigen merkte ich regelrecht, dass wir uns fast fremd geworden sind. Bei einigen Stuten in all den drei Regionen, hatte ich so das Gefühl, dass auch sie bald Mama werden. Bei den Kühen auf der Weide interessierten mich besonders die Jungen Ochsen, die in den letzten vier Wochen gute Fortschritte im Wachsen machten. Bei den Kühen, so sah es fast aus, haben mich weder die alten noch die Kälber wieder erkannt. Doch nachdem ich zu den Kühen mehr gesprochen habe, wurden sie, eine nach der andern hellhörig. Sie haben wohl meine Stimme erkannt und nach einer kleinen Weile waren wir wieder die alten, gerade so, als wären wir nie fort, oder getrennt gewesen. Und da kamen sie schon, die jungen hier gebliebenen und holten die Kühe von der Weide und auch Egbert kam vom Felde heimgefahren und berichtete mir, dass auf den Feldern alles wie gehabt, zu voller Zufriedenheit wächst und gedeiht. Die Wintersaat gedeiht wieder einmalig. „Wenn das Wetter mitspielt, können wir mit der Ernte wieder sehr zufrieden sein.“ Ich lobte ihn, dass die Ochsenkälber in den bald fünf Wochen unseres Wegseins, sehr gute Fortschritte im Wachsen gemacht haben. „Wenn sie weiter so gedeihen, dann können wir sie sicher in knapp zwei Jahren schon bei der Arbeit mit einsetzen. Und ich bin da riesig gespannt, ob die Rechnung auch aufgeht, Ochs oder Pferd?“ Als alle Kühe in dem großen Stall waren, wartete ich kurz, wer heute in den Stall kommt, um die Kühe zu versorgen, ob es noch die Frauen mit den Männern sind, die bei der Expedition nicht dabei waren oder wieder schon die Männer. Doch keiner kam, weder die Frauen, die den Kuhstalldienst für die Männer bis zur ihrer Rückkehr übernommen haben noch die Männer und die heranwachsenden Jugendlichen, die ja die eigentlichen Arbeiter von mir waren. Im Gegenteil, auch die jungen Leute, die eben noch mit Egbert die Kühe von der Weide in den Stall holten, verschwanden wie sie gekommen waren. Ich klopfte an die erste, an die zweite, an die dritte und so weiter Haustür. Bei Dienstag habe ich erst dann geklopft, nachdem ich bei allen fünf Arbeitern das gleiche gehört habe: „Deine Arbeiter waren wir bis heute Mittag. Ab sofort sind wir freie Leute!“ Und ich fragte sie ganz normal, ob sie einen neuen Arbeitsplatz während meiner Abwesenheit gefunden hätten, was sie stolz verneinten, und weiter, ob sie sich noch erinnern, was ich ihnen bei ihrem Einzug in das neue Haus gesagt habe? Doch daran konnte oder wollte sich keiner auf Anhieb erinnern. Und so sagte ich ihnen im ganz ruhigen Ton, dass ihr in ein Haus gezogen seid, das ich für meine Mitarbeiter habe bauen lassen, nicht für irgendwelche Untermieter. Das heißt, morgen Mittag seid ihr alle ausgezogen und die Häuser sind so sauber hergerichtet, wie sie bei euerm Einzug waren, wie ihr sie vorgefunden habt, als ihr eingezogen seid! Ein anderer Vorschlag, der eine Partner arbeitet weiter wie bisher, und der andere Partner ist der weil auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Was die Pferde anbelangt, so könnt ihr euch von der Weide zwei Wallache mit Zaum- und Sattelzeug nehmen. Zuggeschirr und Wagen müsst ihr euch schon selber kaufen, die Goldflocken von den verkauften Wagen habt ihr ja noch. „Warum nur zwei Wallache“, fragten sie, die Jugendlichen, die arm wegzogen und reich zurückkamen, bisschen erregt, „wir haben doch genauso wie du die Angreifer getötet, dessen Pferde uns zugelaufen sind!“ Weiter kamen sie vorerst nicht mit ihrem Diskutieren wollen, denn ich sagte ihnen, wenn ihr hier wohnen bleiben wollt, bis ihr eine neue Bleibe gefunden habt, dann bitte, die Arbeit wartet nicht, denn sie macht sich nicht von alleine und was die nur zwei Pferde für den Wagen anbelangt, meines Wissens langen zwei Pferde, um den Wagen zu ziehen. Mehr als lustlos waren sie bei der Arbeit, die Männer, die innerhalb einiger Wochen, dank ihres Stiefsohns, wie sie meinten, zu steinreichen Leuten, ohne selber viel zu tun, geworden sind, aber sich nicht bewusst wurden, was das eigentlich heißt. Die armen Kühe, die sie heute gemolken und versorgt haben, haben mir richtig leid getan, denn vermutlich glauben sie, dass das Gold und die Steine in den leinernen Safes, die ihre Stiefsöhne heim gebracht haben, sich ohne ihr Zutun einfach immer wieder vermehren oder nachfüllen werden, wie bei dem Goldesel später! Es hat natürlich heute viel länger gedauert, bis der Kuhstall fertig war. Als sie von dannen gingen, bedankte ich mich bei ihnen, wünschte ihnen eine ruhige Nacht und erinnerte sie, dass sie morgen Früh nicht vergessen, dass die Kühe wieder auf sie warten. Ich ging dann mit Dienstag auf die Weide und habe acht Wallache ausgesucht, sie weiter auf der Weide gelassen und die andern Beutepferde in den Stall gebracht, den ich gut abschloss. Doch morgen Früh kam keiner, auch keiner von den jungen Leuten in den Kuhstall. Didilind, Luzia und Jan halfen mit die Kühe zu versorgen. Luzia übernahm die kleine Fütterung, denn das eigentliche Futter sollten sie dann auf der Weide futtern, um draußen, vor langer Weile nicht übermütig zu werden; Didilind, Jan, Egbert, Dienstag und ich das Melken. Eine gute Stunde später als üblich, waren wir mit dem Kuhstall fertig, und die Kühe waren alle auf der Weide. Danach haben wir gemeinsam gefrühstückt, Brotscheiben, Butter und Fleisch stand auf dem Küchentisch und heißer Blümchenkaffee mit Milch und bisschen Honig versüßt, stand in der Kanne auf dem Tisch. Wer waren die Wurstelmänner, die heute wieder in der Küche, ohne unser Zutun tätig wurden? Wir kamen aus dem Staunen nicht heraus, Frieda und Frieder waren es, die von allen Hungrigen, aber später auch von den Satten gelobt wurden ob ihres Fleißes. Nach dem guten Frühstück habe ich Thor eine Portion Hafer gegeben, Heu hat er schon genug fressen können, sattelte ihn, ging zu den sechs Häusern, weckte sie und sagte ihnen ganz energisch, dass ich sie mittags hier nimmer sehen mag, denn ich erwarte zu Mittag bereits neue Mitarbeiter, die hier einziehen wollen. Danach bestieg ich Thor und wollte fortreiten. Doch plötzlich rief eine Männerstimme laut nach mir und meine innere Stimme sagte mir, kehre um, was ich auch tat. Und der Rufer sagte mir: „Bevor mich die Frau vor die Türe setzt, oder mir den Laufpass draußen gibt, schmeiße ich sie raus, sie mag gehen wohin sie will mit dem Reichtum ihres Sohnes. Wenn das nur lange gut gehen möge?“ Er war kaum fertig, da waren alle Männer zunächst geschiedene Leute und die Frauen standen mit ihren Kindern und Heranwachsenden und ihrem bisschen Handgepäck vor der Haustür und wussten nicht so richtig was nun, oder wie es vorerst weitergehen soll? Bis auf ein Paar, das bestimmt nicht hundert Prozentig schon gestern hinter dem Wegzug stand; es war die Frau, die ich mit ihrem Wagen aus der Struth hinausführte, und die dann in der darauffolgenden Nacht wieder heimlich mit ihren Kindern zurückkam und die Männer wollten zu den gleichen Bedingungen wie bisher weiter arbeiten, denn bisschen spät haben sie gestern bemerkt, dass keines der Kinder, die den Reichtum gefunden haben, ihn daheim haben teilen wollen und die Mütter haben ihre reichen Kinder, bis auf die Mutter, die nicht weg wollte mit dem Reichtum ziehen lassen und die andern kamen bald bettelnd zu den Männern zurück und alles blieb fast bei dem Alten, denn von dem Ehepaar das nicht so richtig wegwollte und nicht den Mut hatte als Spielverderber von den andern betrachtet zu werden, sie waren die ersten, die erkannten, dass ihr Sohn der Reiche ist und nicht sie. Ich versuchte die Jünglinge zu überreden, dann zu zwingen, dass sie diesen gemeinsam gefundenen Reichtum daheim mit ihrer Familie zu teilen, denn das war ja der eigentliche Sinn eurer Mitnahme, was mir nicht gelang. In ziemlich frecher und rechthaberischer Manier verließen sie uns, die jungen, reichen Halbstarken. Von drei dieser Superschlauen habe ich nichts mehr im Leben gehört, geschweige etwas gesehen; weitere drei kamen nach einem Jahr reumütig, aber bitter arm wie eine Kirchenmaus, wie der verlorene Sohn in der Bibel, dafür wieder reich an Viehzucht in den Hemden zu uns zurück. Ein Millionenvermögen haben sie draußen in so kurzer Zeit verprasst. Godehard und sein Stiefvater und der Sohn der Frau, die gleich nicht weg wollte, waren die einzigen, die ihr gefundenes Vermögen daheim untereinander geteilt haben, es für schwierige Zeiten verwahrten, mit beiden Füßen auf der Erde blieben und nicht an ein Wegziehen in andere Gefilde gedacht haben, in denen sie mit ihrem Reichtum hätten kurzfristig prunken können, statt es in ein Lebenswerk zu investieren. Wie schon gesagt, von drei der sieben mich begleiteten jungen Leute habe ich nie wieder etwas gehört oder gesehen. Godehard ist gleich daheim geblieben und die anderen zwei sind früher oder später wieder bettelarm, verschmutzt und verlaust zurückgekommen, haben bei den Eltern um Verzeihung gebeten und um Wiederaufnahme bettelten, die sie zu mir geschickt haben. Ich aber jedem sagte, das er wiederkommen kann, wenn er wieder stubenrein ist, was so viel heißt: „Keine Viehzucht im Hemd und kein Ackerbau zwischen den Zehen, den Fingern, in den Ohren und so weiter, denn ich wollte die Struth nicht von diesen jungen Taugenichtsen verlausen lassen. Da keiner freiwillig gehen wollte, habe ich die Wölfe aufmerksam gemacht und ihr verdächtiges Knurren hat sie, nachdem sie ihr verlorenes Ungeziefer aufgesammelt haben vor die Haustür gebracht, und die nächsten Tage habe ich sie nicht wieder gesehen. Doch eines Tages, so Anfang des vierten Monats im neuen Jahre, in dem sie auch weiter arm waren, standen sie, einer nach dem andern, gestriegelt und astrein sauber ohne Viehzucht im Hemde an der Haustür und begehrten doch wieder hier arbeiten zu dürfen, bei den Eltern wäre dann soweit mit dem Wohnen alles klar. Zunächst wollte ich wissen wie es passiert ist, dass sie so sauber vor mir stehen, ob das mit redlichen Dingen zuging? Vermutlich wollten ihre Eltern wieder, zumindest in der Nacht ihre Ruhe haben und gaben ihnen das Geld, um im Flecken die Entlausungskur zu machen und sich neu einzukleiden. Und da sagten sie: „In der Nacht kamen wir immer wieder zu unseren Eltern, bettelten und mussten immer wieder verschwinden, wie wir gekommen sind, bis sie uns, um endlich ruhig durchschlafen zu können, die Goldflocken gaben, um die Entlausungskur durchzuführen. Und so stehen wir vor dir, einfach wie neugeboren. Wir möchten einfach nichts anderes als unsern Eltern das wieder zurückgeben, was sie uns für die Reinigungskur vorgestreckt haben. Und das können wir nur, wenn wir wieder einer ordentlichen Arbeit nachgehen können und unser verlaustes und dreckiges Tagelöhner Dasein aufgeben.“ Und was sagte ich ihnen: „Wenn ihr mit euren Eltern klar kommt, habe ich nichts dagegen, wenn ihr euch morgen wie gewohnt bei Egbert im Kuhstall meldet. Zunächst klappte alles prima. Doch dann, ungefähr zwei Monate später, fragte mich der zweite von den lebend, aber total verarmt zurückgekommenen Jugendlichen ob wir im nächsten Frühjahr nicht wieder so eine Schatzsuchertour machen können?“ Ich musste ihn völlig entgeistert angeschaut haben, diesen Taugenichts, gerade so als ob er um Luzias Hand angehalten hätte denn er verließ fluchtartig seine eben eingenommene Position und machte sich an die anstehende Arbeit. So etwa drei Wochen später, wir standen wieder beim Ausmisten im Kuhstall uns gegenüber, da fragte er mich wieder, ob wir nicht wieder im zeitigen Frühjahr des nächsten Jahres, gerade so wie im vergangenen, eine Goldsuchertour machen könnten, doch auch diesmal schaute ich ihn völlig entgeistert an, aber er hielt diesmal meinem Röntgenblick stand, und ich ihn fragte, wen er mit dem Wörtchen „Wir“ meint? Und er sagte ziemlich dreist: „Die Truppe, die auch im vorigen Jahr unterwegs war!“ Und ich sagte ihm, dass wir in der Gruppe nicht mehr weg können, denn da fehlen schon einige, die dank ihres Reichtums nicht mehr unter uns weilen. Und ich habe bestimmt nichts dage-gen, wenn ihr, die ihr noch lebt oder da sind, dahin wollt. Ich, für meinen Teil habe genug und muss mich nicht mehr der Gefahr aussetzen und da hin zu reiten! Auweia, da habe ich doch etwas gesagt was ich bald bereuen sollte, was in diesem Taugenichts die Seele durcheinanderbrachte, denn im zweiten Satz sagte ich, „….. ich für meinen Teil habe genug und ……… ! Vier Wochen später habe ich blutige Bekanntschaft, wegen der, meiner damaligen Aussage gemacht. Was ist passiert? Mir ist wohl aufgefallen, dass er immer öfter der Arbeit fern blieb und seine Familie nicht wusste wo er da steckte oder sich herumtrieb. Doch eines Abends, wir gingen in unsere Betten und ich war gerade fertig mit meinem Abendschwätzchen mit meinem Chef da oben. Da meldete sich Dennis an unserer Schlafzimmertür und wollte unbedingt bei uns im Schlafzimmer schlafen, was Didilind ihm gewehrte. Doch irgendwann weckte er uns und richtete seinen Kopf auf die Zimmertür. Und da weckte uns ein wuchtiger Schlag und Indra, unsere jüngste Wölfin jaulte laut aber sehr kurz auf. Und kurz danach stieß eine junge Männerstimme einen lauten Schmerzensschrei aus. Mir schwante nichts Gutes, nahm Köcher und Bogen von der Wand, hing den Köcher um den Hals, lud den Bogen, spannte ihn und eilte an die Treppe. Dennis hat bald danach festgestellt, dass auf unserer Etage sich kein Fremder befindet und wir eilten die Treppe hinab und da sahen wir im Mondschein, der durch das kleine Flurfenster in das Treppenhaus scheint, dass Indra, soweit wir es trotzdem erkennen konnten wie sie leblos dalag und aus einer Kopfwunde blutete und neben ihr ein junger Mann, der bäuchlings auf dem Boden lag und aus seiner Genickpartie blutete. Über beiden stand zähnefletschend und wachehaltend Katja, unsere ältere Wölfin. Vermutlich war Indra die erste, die dem Einbrecher Paroli bieten wollte und dafür von ihm mit seiner Keule, die er noch immer in seiner Hand hielt, Bekanntschaft machte. Und nach diesem Keulenschlag erwachten wahrscheinlich die ersten mütterlichen Komplexe in Katja, die da glaubte der jüngeren Wölfin beistehen zu müssen und sprang den Eindringling, bevor er weitere Schläge verteilen konnte, von hinten an und was da passiert ist, kann ich jetzt hier auf der Diele sehen. Zunächst nahm ich ihm alles ab, womit er eventuelles, weiteres Unheil hätte anrichten können. Danach fesselte ich seine Hände und seine Füße und befasste mich mit einer schmalen, vermutlich nachträglich von ihm aufgenähten länglichen Wamstasche unter seinem linken Ärmel, die mir erst beim Fesseln aufgefallen ist und gerade so aussah, als ob da etwas drinnen steckte, was nicht jeder sofort sehen sollte und bei normalen Bewegungen auch nicht sehen konnte. Was ich da herausholte, ließ mich für einen kurzen Moment erblassen. Es war eines dieser eisernen Wunderdinge, mit denen man abgeschlossene Türen von außen aufmachen kann. Jetzt stieg meine Neugier, wer ist dieser junge Mensch, was sucht er hier? Falls ja, von wem weiß er denn, dass hier etwas zu holen ist? Von uns ganz bestimmt nicht, denn ich habe bisher zu niemanden etwas gesagt von wegen irgendwelchen Reichtum gefunden oder gemacht zu haben, nicht einmal zu Jan und Luzia! Von mir hat noch niemand etwas über außergewöhnliche Schatzfunde meinerseits etwas erfahren, außer denen, die mit mir gemeinsam im zeitigen Frühjahr, bei unserm letzten Kurztrip, den wir gemacht haben. Und Didilind ist ganz bestimmt nicht der Frauentyp, die über solche Sachen draußen gerne großspurig darüber diskutiert. Da gibt es eigentlich nur einen, wenn er mich schon nicht beerben kann, so dann Helfershelfer gesucht hat, die er auch für meine Schatzfunde zu interessieren wusste, um vielleicht mit ihnen Halbehalbe zu machen; der dabei war und gerne bald wieder dahin reisen möchte, alleine aber nicht den Mut hat, aber auch nicht mit diesen Nachtraubvögeln, die man gern für ein kurzes Abenteuer mitbenutzt, ansonsten ihnen aber lieber einen guten Tag und guten Weg, fernab, wünscht. Nur sollte dieser junge Mann, wenn er den Einbrecher animiert hat, eines nicht vergessen, dass diese Raubvögel ihre Auftraggeber nie vergessen, und ihren versprochenen Lohn, auch für die fehlgeschlagene Arbeit plus Schmerzensgeld, mitunter ganz brutal einfordern! Nach dem ich ihn mit einer Pfeilspitze etwas schmerzhaft muntergekitzelt habe, wollte er mir seine oder seinen Auftraggeber nicht verraten. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gegen einen wehrlosen Menschen Gewalt angewandt, bis er mir den Namen dieses jungen Mannes verriet, den ich auch bald im Verdacht hatte und wünschte ihm, dem hier auf dem Boden gefesselten eine gute, restliche und ruhige Nacht bei den Wölfen. Danach kümmerte ich mich um Indra, die niedergeschlagene junge Wölfin, die scheinbar immer noch um ihr junges Leben röchelnd kämpft. Ich versuchte zunächst mit kalten Kopfumschlägen ihre Schmerzen zu lindern, was scheinbar nach dem dritten Eimer frischem und kühlem Wasser gelang. Sie veränderte plötzlich ihre seitwärts liegende Haltung und ich konnte ihre Schlagwunde auf dem Kopf untersuchen, soweit es die Dunkelheit erlaubte. Ich hoffe, dass es nicht so schlimm ist, wie es auf den ersten Blick aussieht, dass sie vom Keulenschlag mehr betäubt war, als etwas von ihrem Kopf zertrümmert war. Danach ging ich mit Dennis in den Keller und musste feststellen, dass die schwere Kellertür nicht verschlossen, aber zu war. Während Dennis den gesamten Keller durch suchte aber niemanden da fand, habe ich die Kellertür wieder abgeschlossen und eine schmale Diele auf die passende Länge geschnitten und sie unter die Türklinken geklemmt, so dass niemand von außen hereinkann, auch wenn er zehnmal das Türschloss geöffnet hat, denn die Türklinke zum Öffnen kann er von außen nicht herabdrücken! Dann legten auch wir uns wieder für einen kurzen Schlaf nieder. Als wir am Morgen in die Diele herabkamen, war der junge Einbrecher mausetot, wahrscheinlich haben sie ihm, die beiden Wölfe, Dennis und Indra, dann doch noch den Rest gegeben, während wir schliefen und so das Attentat mit der Keule auf unser Nesthäkchen Indra gerächt haben. Ich habe ihm sofort die Fesseln gelöst und ihn weggeräumt, die Spuren seiner Fesselung an Händen und Füßen waren noch gut zu erkennen! Alle möglichen Gedanken gingen mir so durch den Kopf, den jungen Mann vor vollendete Tatsachen zu stellen, seine Mutter zu unterrichten, ihn, bevor er wieder neue und falsche Freunde anheuert, ihn bei nächster Gelegenheit mit zu erschießen und so weiter. Doch dann kam mir scheinbar der beste Gedanke, dass ich ihn, den toten Einbrecher, heimlich bei Nacht und Nebel hinausbringe und ihn da, ohne viele Zeugen begrabe und in Zukunft noch mehr wachsam zu sein und so tun, als wäre nichts geschehen. Also, Eberhard, so tun, als wäre nichts passiert und niemandem Gelegenheit geben, Verdacht zu schöpfen! Und so habe ich den Einbrecher in den Keller weiter nach hinten transportiert, in der äußersten Ecke abgelegt und mit alten Klamotten abgedeckt. Am Abend will ich ihn unter die Erde bringen, und das möglichst ohne irgendwelche Zeugen, so ganz allein. Die Arbeit heute Abend hat prima geklappt. Dennis hat dabei den Wächter gespielt und hätte mir bestimmt jeden ungebetenen Zeugen alsbald gemeldet. Solche Besuche wie der, der vergangenen Nacht, hat es noch viermal gegeben, die alle tödlich endeten, aber alle außerhalb des Hauses, denn durch die schweren Haustüren, die so gut von innen gesichert waren, kam kein Einbrecher. Der fünfte Versuch wurde von diesem jungen Mann, der die Gangster vorgeschickt hat selbst versucht, der auch für ihn tödlich endete, ohne unser Zutun. Beim Einsteigen durch das eingedrückte Kellerfenster musste ihn jemand erschrocken haben, denn er kam mit seiner Vorderhalspartie irgendwie zu heftig und zu nahe an die geborstene Fensterscheibe und verblutete, ohne dass jemand etwas bemerkt hätte, oder ihm helfen konnte. Ob es die Eule war, die neuerdings hier nachts, zum Leidwesen meines Thors, ihre Kurven dreht und mit ihren Uhurufen unsern Thor ganz durcheinander bringt und vermutlich in unserer Ecke eine neue Bleibe sucht; die auch mich schon einige Male durch ihr lautloses Fliegen leicht erschrocken hat, wenn ich zu später Stunde noch mit den Wölfen meine Runde drehte und sie dabei lautlos über meinen Kopf huschte. Bei dem ersten Mal habe ich an einen Konkurrenten gedacht, der mir Thor mit seinem Uhuruf weglocken wolle. Seine Mutter und sein Stiefvater haben ihn mit ihrer Schubkarre geholt und bald hinterm Haus, in dem sie wohnen, auch beerdigt. Vorerst fanden keine nächtlichen Besuche mehr statt, dafür beklagten sich die Struther Einwohner, dass da aus der Ecke, da wo die Toten heimlich an den Abenden beerdigt wurden, es immer unheimlicher wird. Von unsern Leuten traute sich nach Einbruch der Dunkelheit kaum einer dahin, weil sie sich dieses Gehabe nicht erklären konnten, die sich da nachts in und über der Erde abspielten, denn dass da Gräber sind, konnte man auf Anhieb oder im Vorbeigehen nicht erkennen. Im nächsten Frühjahr, die Frühjahrssaat war in der Erde, sind drei junge Leute, ohne mein Zutun nach Osten gezogen und wollten alleine nur bis zu den Goldbächen reiten und nach Goldfischen suchen, um sich eine eigene Existenz aufzubauen; mich konnten sie für eine zweite Expedition dahin nicht überreden, denn ich habe meine erste noch nicht abgeschlossen, was ich auch allen Fragern immer wieder sagte. Und worum ginge es da? Ich sollte all das, was nicht verbaut wurde, mit denen, die nicht an der Safari teilnahmen, mit ihnen teilen. Das heißt, dass da auch noch ein kleines Vermögen für sie da bei uns schlummert, von dem sie noch keine blasse Ahnung haben. Mit großer Verspätung, bald nach der Ernte, kamen sie, völlig verarmt und heruntergekommen, dafür aber reich an Blessuren wieder in heimatlichen Gefilden an und dankten dem Himmel, dass sie wenigstens wieder einigermaßen heil, wenn auch nicht reicher an Gold und Edelsteinen und auf Umwegen heim kamen, aber immer das Gefühl hatten, dass die Plünderer ihnen in ihrem Nacken sitzen und jederzeit zuschlagen können. Kein einziger von ihnen wollte noch einmal so eine Goldfische Tour in so einer, kleinen Gruppe starten, denn wie es so langsam durchsickerte, waren sie laufend das Opfer von gut durchgemischten marodierenden Banditen, die nur darauf warteten, bis die Goldsucher aus dem Wasser stiegen, um es ihnen bei nächster Gelegenheit abzunehmen. Auch von ihren Pfeilen haben sie alle verschossen, ohne auch nur einen kleinen Goldfisch mit heimgebracht zu haben. Für die eine oder die andere Mutti, die als letzte zugezogen ist, war ich wohl der Spielverderber, der den jungen Leuten die Freude am Spaß nicht gegönnt hat oder Angst hat, sie könnten reicher werden als ich und deswegen nicht mit reiten wollte und den jungen Leuten, wie schon gesagt, die Goldfische einfach nicht gegönnt hat! Es hat Tage gedauert, bis sie sich an einen geordneten Tagesablauf wieder gewöhnt haben. Tja, ich habe es immer wieder erleben müssen, dass Gold in unreifen Händen mehr Schaden anrichtet als es Gewinn bringt! Ich hab diesbezüglich oft meinen Chef da droben nach dem „Warum so“ gefragt. Und er hat mir auch die Antwort gesagt, in dem er mich gefragt hat was er bei der Vertreibung der ersten Menschen aus dem Paradies gesagt hat? Und ich habe ihm gesagt, dass die Erde verflucht sei und Dornen und Disteln soll sie den Menschen ohne Fleiß und viel Schweiß tragen. Ich, dein Herr und dein Gott alleine weiß es, warum es Menschen immer wieder auf der Erde gibt und geben wird, bei denen ich so meine Ausnahmen mache. Sie aber, diese Ausnahmekinder, sollen aufpassen, dass ich ihnen nicht sagen muss, wenn sie nach ihrem Tod bei mir erscheinen, um Rechenschaft für ihr gelebtes Leben auf der Erde bei mir abzugeben: „Weiche von mir, denn du hast deinen Lohn für dein „Sogewesensein“ schon auf Erden gehabt!“ Und ich versuchte weiter zu fragen, was dann deine Ausnahmekinder, zu denen ich es wage auch uns dazu zu zählen, denn Didilind und ich, wir haben den unschätzbaren Reichtum nicht alleine, ohne dein Zutun gefunden, sondern dank deiner großzügigen Hilfe. Auch Luzia und Dienstag durften etliche Goldfische finden und gehören ganz bestimmt nicht zu den Armen. Und mein Chef sagte mir, dass Dienstag, euer ganz großes Findelkind, sein Gold an seine drei Kinder verteilen wird, die dann sehr viel Gutes ihren Mitmenschen gegenüber tun werden. Und eure Kinder, ich hoffe dass ihr da keinen Unterschied beim Verteilen eurer Schätze machen werdet! Auch sie werden einmal von mir gefordert werden, ebenfalls gut zu ihren Mitmenschen zu sein, nach euerm Motto: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut!“ „Siehst du mein Sohn, Menschen, die sich im Goldrausch nur selber sehen, denen bringt es bestimmt keinen Segen. Beispiele diesbezüglich gab es genug in letzter Zeit bei euch. Und wen ich damit meine, und wie es ihnen ergangen ist, diese Menschen hast du zur Genüge selber kennen gelernt, auch wie blutrünstig sie sein konnten! Denke auch an euer letztes Winterlager!“ „Wie wahr, mein Herr und mein Gott sind deine Worte, die du da wieder zu mir sprichst, denn du selber hast ja miterleben müssen, wie viele Menschen wegen der Goldschätze in unserer unmittelbaren Nähe darum sterben mussten, Frauen zu Witwen und Kinder zu Waisen machte!“ Mehr konnte ich momentan darauf nicht antworten, denn über das eben gehörte musste ich noch sehr viel nachdenken oder meditieren, ohne eitel und rechthaberisch zu werden. Und, dass ich da noch einmal mit meinen Leuten dahin ziehen sollte, davon hat mir die himmlische Stimme nichts gesagt oder irgendwelche Andeutungen gemacht. Sicher hatte er, was das Goldfinden anbelangt, noch etwas anderes mit uns vor! Also wollte ich mein Schicksal nicht blindlings herausfordern, denn wir mein Chef sagte, dass man sein Glück nicht erzwingen kann.

Heute Abend ging ich mit meinen Wölfen auf die Weide, um die Kühe zu holen. Dabei fiel mir die Unruhe der Kühe auf, aber auch meine drei Wölfe waren ganz anders als sonst und immer wieder in die östliche Richtung witterten, als ob sie von da etwas erwarten, was auch mich hat vorsichtiger sein lassen als sonst, denn aus dieser, östlichen Richtung kam heute Abend der Wind. Nachdem die Kühe versorgt waren, ging ich in alle Häuser und bat alle Wehrfähigen mit Pfeil und Bogen, wenn es dunkel wird möglichst unauffällig zu Jochens und Godelinds Haus zu kommen, denn ich fürchte, dass wir heute Nacht, von wem weiß ich noch nicht, angegriffen werden. „Sicher ist es besser sie draußen zu empfangen, als dass sie uns in den Betten überraschen und nacheinander völlig überraschend eine Familie nach der anderen auslöschen. Wir, ich mit den drei Wölfen und Jan waren mit Dienstag die ersten draußen und haben schon mal östlich Godelinds Haus Stellung bezogen. Nach und nach trudelten auch die andern ein und konnten sich eigentlich einen Angriff auf uns nicht vorstellen, nachdem wir jahrelang hier in Frieden gelebt haben. Doch dann sagte ich ihnen, dass es bestimmt die Leute sind, die unsere drei letzten reichen Goldsucher hierher verfolgten, um mal nachzuschauen, was es hier bei Nacht noch so zu holen gibt; sei es nur eine regelmäßige Schutzgebühr für einen Schutz, den wir überhaupt von ihnen nicht benötigen. Oder wollt ihr ihnen euern verdienten Lohn, die Goldflocken jeden Monat brav abliefern, die so genannte Schutzgebühr, wie ihr sie, ihr drei Goldsucher schon bei eurer Expedition unfreiwillig getan habt? Doch plötzlich war es stille, obwohl niemand uns dazu aufgefordert hat. Was ist da passiert? Die Wölfe waren es, die plötzlich, auffallend ihre Ohren steif und die Nasen in östlicher Richtung haben wittern lassen und ihre Rückenhaare begannen über der Wirbelsäule zu stehen. Oder waren es die Geräusche im Unterholz? Ich habe mich sofort langgelegt, was die andern auch taten und wir alle schauten mit gespanntem Bogen erwartungsvoll in die östliche Richtung den Wölfen nach. Offensichtlich haben sie uns noch nicht entdeckt, wir aber auch sie noch nicht. Nur unsere Wölfe haben scheinbar Witterung von ihnen aufgenommen und uns dadurch, durch ihr Verhalten schon mal gewarnt. Da sich in der Struth scheinbar nichts mehr bewegte, glaubten die Angreifer hinten im Wald wir würden schon alle schlafen, und sie könnten jetzt, obwohl nur der Vollmond vom Himmel schien, nun damit beginnen uns arm zu machen und ein Haus nach dem andern auszuräumen. Warum weiß ich nicht, denn plötzlich sagte ich ganz leise rechts und links zum weitersagen an meine Nebenleute: „Erst auf mein Kommando wird geschossen und nur im liegen und immer auf die Brust zielen.“ Und da kamen sie aus dem Wald, aufrecht wie sie waren und ein leichtes Ziel für uns. Als sie so sieben Meter vor uns waren, rief ich laut: „Feuer frei!“ Und im selben Moment lagen zwanzig Angreifer am Boden in ihrem Blut. Für den zweiten Schuss musste ich nicht mehr Feuer frei rufen. Mit diesem zweiten Schuss war die Reihe der Angreifer abgeräumt, manche auch mit zwei Pfeilen in der Brust. Jetzt galt es nur abwarten was sich da drüben tut, ob es da noch eine Reserveeingreiftruppe gibt. Da sich in den nächsten zwanzig Minuten nichts tat, schlich sich Jochen und Katja links herum und ich mit Dennis rechts herum, um das Hinterland der Angreifer zu erforschen, wie es in puncto Angreiferreserve beschaffen ist? Im Rücken der ausgeschalteten Angreifer trafen wir zusammen und sahen nichts und niemanden, der den Angriff zu gegebener Zeit hätte fortsetzen können oder wollen, um dennoch ihr gestecktes Ziel zu erreichen und die dreißig gesattelte Pferde, die da an den Bäumen angebunden waren, warteten vergebens, dass die Banditen zurückkommen, um anderswo ihr Spitzbubenglück noch einmal zu versuchen. Den da liegenden Banditen nahmen wir die Waffen ab, banden die Pferde los und ab ging es in die Struth. Bei den heutigen 30 Beutepferden waren fünf Stuten, die wie Ronschka und Schiwka aussahen, wie meine ersten vier Beutepferde, die ich schon mal für mich beschlagnahmte, denn mein Thor und die Pferde, sie haben eine Nachzucht gegeben, die einmalig war und die ich immer wieder gut an den Mann gebracht habe und von denen ich scheinbar nicht genug liefern konnte, denn die Pferde fohlen halt nicht jede Woche einmal.

Am nächsten Tag haben wir die dreißig Toten uns einmal näher betrachtet. Das war ein richtiger, wild zusammengewürfelter Haufen, in dem so ziemlich alle Rassen vertreten waren. Wie doch da die Menschen, wenn es ums Marodieren geht, eisern zusammenhalten können? Ob sie es auch dann sind, wenn es um das Verteilen der geraubten Beute geht? Dienstag kontrollierte die Taschen seiner fünf Landsleute. Aber in den Taschen aller fand sich nichts, was uns eventuell einen kleinen Hinweis auf ihr Leben gegeben hätte oder woher sie gekommen sind. Ob es die gleichen Banditen sind, die unsere drei Goldfischer immer wieder ausgeraubt haben? Nur wo haben sie dann das geraubte Gold so schnell ausgegeben oder versteckt? Das Versteck haben sie dann mit in ihr kühles Grab genommen Dann haben wir für sie ein Loch in die Erde gebuddelt, legten sie nebeneinander hinein, hielten eine kurze Andacht am offenen Grab, baten unsern Chef da oben, dass er ihnen ihre falsche Gier verzeihen möge und ein gnädiger Richter ihnen sei. Dann beteten wir für die da unten gemeinsam das Gebet des Herrn für ihr Seelenheil und schütteten das Grab wieder zu und gingen zu den Beutepferden von heute Nacht. Komisch, von diesen Beutepferden von heute Nacht wollte nur Jochen vier der kräftigsten Exemplare zur Feldarbeit. Außer den weiteren Stuten, die ich dann zur weiteren Zucht behalten habe, habe ich alle übrigen Pferde dem Viehhändler mitgegeben und das Geld, versehen mit einem kleinen Zuschlag meinerseits an die Mitstreiter der Nacht verteilt, quasi als kleines zusätzliches Taschengeld, das alle gerne annahmen, denn so eine kleine Abwechslung im Flecken war auch nicht umsonst zu haben; eine ganze Goldflocke für eine knappe Stunde, gewürzt mit bisschen Todesangst.

Mein Chef da droben, was nun mit deinem Haus

Eines Abends, im späten Frühjahr, klopfte es an unsere Haustür und vor ihr stand unser altbekannter Missionar. Bald nach dem Abendessen kamen wir auf das Thema „Haus Gottes“ zu sprechen und er sagte mir auch geradewegs heraus, dass unser Herr und Gott mich alles hat finden lassen, um hier im nahen Flecken ein würdiges Haus für ihn, mit allem Drumherum bauen zu lassen und ich dich nun fragen kam, wie weit du diesen seinen Auftrag erfüllt hast. Obwohl er meine Antwort schon von unserm Chef bekam und sie kannte, hat er auch mich danach gefragt. Freudig sagte ich ihm, dass ich das sicher mit seiner Hilfe alles zu seiner vollkommenen Zufriedenheit erledigt habe. Und da erzählte er mir, dass er am Marktplatz, in der östlichen Ecke, den freien Platz zum Bau des Gotteshauses und eines Kirchhofes erwerben oder kaufen kann. Dann erklärte er mir was das Wort Kirchhof bedeutet, dass es nicht so viel heißt, dass hier auf diesem Hof um die Kirche herum die Christen ihre Feste feiern, oder ihren Markt abhalten, sondern dass hier um die Kirche herum die Christen ihre letzte Ruhe beisammen, nahe beim Herrn, finden können und nicht draußen zerstreut irgendwo im Hinterhof, in der freien Natur oder gar im Misthaufen verwesen. Nachdem wir so weit alles besprochen haben, fragte ich ihn, wo der Missionar, der in der Kirche die Andachten und die Bibelstunden hält, wo er denn wohnen und wovon er denn leben sollte? Die Frage wollte er mir morgen nach dem Frühstück beantworten, denn erstens war es heute schon bisschen spätgeworden und zweitens war seine Stimme heut schon ziemlich heiser und zerkratzt. Danach trank er noch ein Glas heiße Milch mit einem kleinen Schuss Mett und Honig gegen seine leichte Heiserkeit und übernachtete in unserm Gästezimmer. Beim Frühstück am nächsten Tag, sagte er, dass er noch heute versuchen werde, das Grundstück hinterm Kirchhof zu bekommen, um da, wenn die Mittel langen, ein kleines Häuschen für den Missionar bauen zu können. Zu diesem Häuschen sollte auch ein Stall und eine Scheune gebaut werden, denn der sesshafte Gottesmann wird nebenbei auch noch ein bisschen Landwirt spielen. Während wir frühstückten, holte Didilind ganz unauffällig, von Dennis begleitet, vier Hühner Eier große Glassteine aus dem Sonderversteck und gab sie mir. Nach dem Frühstück, machten wir uns reisefertig und fuhren in unserer neuen Kutsche in den Flecken. Ich fragte ihn, ob er mehr von diesen Glassteinen möchte oder ich dir immer gerade so viele gebe, wie du gerade zum Weiterbau benötigst plus einen zur Reserve für alle Eventualitäten. Mit meinem letzten Angebot war er einverstanden. Und da mahnte mich wieder meine innere Stimme, dass ich nicht zu großzügig sein sollte, denn er kann den Bettlern, auch den Faulpelzen gegenüber nicht nein sagen. Ich nahm erstmals die vier Glassteine in meine Wamstaschen, drei von ihnen wollte ich gleich im Flecken eintauschen und den vierten ihm dann als eiserne Reserve geben. Zusammen fuhren wir weiter mit unser neu angeschafften Droschke in den Flecken zum Goldhändler, der uns die drei Glassteine gern in Goldflocken umtauschte und uns alle Goldflocken für sie gab, die er noch vorrätig hat, wie er sagte und sie langten, um die Glassteine in Gold aufzuwiegen, die der Missionar alle in seine wieder leergewordenen Lederbeutel verstaute. Dann gingen wir zum Zimmermann, der sich selbst noch nicht an so einen Bau wie er unserm Missionar vorschwebte herantraue und uns an einen Baumeister im Nachbarflecken verwies, der bei den Römern schon seine Erfahrungen in diese Richtung machte; in oder bei dieser Bauerei schon mehr Erfahrung hatte. Aber für alle anfallenden Holzarbeiten bei diesem Bau der Kirche empfahl er, der Zimmermann seine altbewährte Firma, die in der Struth alles zu meiner vollen Zufriedenheit und rundherum gebaut hat. Nachdem unser Zimmermann den Weg zum Kirchen Baumeister uns beschrieben hat empfahl er nochmals seine Holzfirma für alle anfallenden Holzarbeiten. Nach etwa zweistündiger flotter Kutschfahrt trafen wir ihn dabei zu Hause an, als er gerade dabei war, darüber nachzudenken, wo er Arbeit für seine Arbeiter finden kann. Geduldig hörte er sich unser Ansinnen an. Als es zum Aussehen dieses Gotteshauses ging, verwies ich ihn an den Gottesmann, der da in dieser Beziehung sicher mehr Vorstellung hat als ich. Doch nach einer kurzen Pause, in der er mich sehr durchdringend anschaute oder fixierte, kam die Frage und wie sieht es mit der Bezahlung aus, denn von dem letzten Gotteshaus da und da stehen immer noch zwei Tausend Goldflocken aus und der arme Gottesmann von da vertröstet mich von einem zum andern Mal, von einem Monat zum andern Monat dass die ausstehenden Goldflocken bald kommen werden. „Und wie hier die Löhne sind, das brauche ich hier niemandem erklären! Bis dann zwei Tausend Goldflocken zusammen sind, vergeht, wenn ein Wunder nicht passiert, bestimmt zig Jahre.“ Unwillkürlich durchzuckte es mich: „Du, Eberhard bist es, der die zwei Tausend Goldflocken noch bringen sollst, um auch den Rest dieses Gotteshaus zu bezahlen.“ Aber zunächst sagte ich ihm, ob er mit diesem Glasstein zufrieden ist, der mehr als zwei Tausend Goldflocken wert ist und somit das Gotteshaus damit bezahlt ist! Misstrauisch betrachtete er ihn von allen Seiten und schüttelte immer wieder seinen leicht ergrauten Kopf und sagte ein um das andere Mal, „dieser Glasstein, dieser Glasstein kann doch unmöglich mehr als zwei Tausend Goldflocken wert sein, denn sie liegen ja hier massenweise bei uns, nahe des Rinus herum und noch niemand auf die Idee kam, sie beim Goldhändler abzuliefern, um reich zu werden?“ Jetzt musste ich leicht lächeln, ob er sich denn da nicht täusche, denn diese Glassteine liegen nicht so locker hier an den Flüssen. „Sicher verwechselst du sie mit den billigen Kieselsteinen, die hier massenweise herumliegen. Er bezweifelte vehement meine Ausführung und ich ihn fragte, ob es hier auch einen Goldhändler gibt? Er bestätigte mir meine Frage und war auch bereit mich dahin zu begleiten. Misstrauisch betrachtete mich der Goldhändler, als ich als erster und vollkommen Fremder hereintrat. Und als er gerade zu seiner Glocke griff, um Alarm zu läuten, kam der Baumeister und nach ihm der Gottesmann in sein Kontor und er begrüßte uns Drei plötzlich wie drei Altbekannte, nachdem er die zwei ihm Bekannten hinter mir eintreten sah. Und alsbald fragte er nach der Ursache unseres Besuches. Ich zog sehr langsam und andächtig, um keinen falschen Verdacht aufkommen zu lassen, meinen Glasstein aus meiner Wamstasche und reichte ihn leicht schmunzelnd dem Goldhändler, der ihn, der immer freundlicher wurde, ihn von allen Seiten und gegen das Licht haltend betrachtete, gerade so, als hätte er noch nie so einen Stein, so ein Prachtexemplar in seinen Händen gehalten. Was die Größe anbelangt, da hat er sicher noch keinen solchen Glasstein in seinen Händen gehalten. Zum Staunen der Mitgekommenen, besonders des Baumeisters, fragte er mich woher ich ihn habe, und ich sagte ihm, dass der Himmel mich ihn hat finden lassen, um damit die Schulden des Gotteshauses zu bezahlen, die der dortige Gottesmann noch bei diesem Herrn Baumeister hat. Und seine zweite Frage war, wo ich ihn denn gefunden habe. Ich habe ihm die volle Wahrheit erzählt, dass der Fundort weit im Osten liegt und es heutzutage sehr gefährlich ist da nach weiteren Glassteinen zu suchen. Und die dritte Frage war, wie hoch denn die Schulden beim Baumeister sind. Jetzt habe ich gemogelt und sagte dass ich gestern bei ihren Nachbargoldhändler für drei gleiche lupenreine Diamanten in Mogontiacum Siebentausend fünfhundert Goldflocken bekommen habe. „Und, wenn du mir für diesen Stein zwei Tausendfünfhundert Goldflocken, den dritten Teil von den drei Diamanten gibst, dann kann ich seine Schulden glatt bezahlen und es bleibt noch ein gutes Mittagessen mit Nachtisch für uns vier übrig.“ Doch der Goldhändler fing zu stottern an und konnte auf Anhieb das Wort „Was“ nicht aussprechen als er den Preis für den Diamanten hörte und fragte: „Waaaaaaaaaaas wwwollte errr dddir fürrr den Rohdiamanten geben?“ Ich wiederholte ihm meinen Preis und prompt kam die Gegenfrage: „Warum ich ihn da nicht eingetauscht oder verkauft habe?“ Und genauso prompt kam meine Antwort: „Weil ich die Goldflocken da noch nicht brauchte, dass ich sie brauchen könnte, habe ich vor etwa einer guten halben Stunde vom Baumeister erfahren, dass diese Kirche da noch Schulden bei ihm habe, die ich eventuell mit diesem Stein begleichen könnte. Also, alter Geizkragen, was ist dir dieser Glasstein wert?“ Er duxte und muxte und wollte überhaupt nicht mit der Sprache heraus und ich tat so, als wollte ich ihn wieder in meiner Wamstasche verstecken. Und da kam es sehr schweren Herzens aus ihm heraus und er sagte mit fast weinender Stimme Zweitausendvierhundertfünfzig. Mehr kann ich beim besten Willen nicht dafür geben! „Ich bin ja fast zu Tränen gerührt, du alter Gauner, achthundert Goldflocken willst an diesem Stein auf einen Schlag verdienen! Hast du nicht Angst, dass dir der Verdienst im Hals stecken bleibt? Aber nach dem Motto, leben und leben lassen, du legst noch fünfzig Goldflocken dazu und der Diamant ist deiner.“ Schweren Herzen willigte er ein und zahlte die fünfzig Goldflocken zu seinem gebotenen Preis, die ich in meinen Lederbeutel steckte, nachdem alle mitgezählt haben. Dankend verabschiedeten wir uns wie er sagte, bis zum nächsten Wiedersehen. Danach gingen wir zum Baumeister in sein Kontor und ich zählte ihm die Zweitausend Goldflocken, zu seinem Staunen, denn er hatte wahrscheinlich zum ersten Male in seinem Leben so einen Glasstein gesehen, der so viele Goldflocken auf einmal einbrachte auf den Tisch und sagte ihm, dass er sich um die Finanzierung der Kirche hier keine Sorgen machen müsse, denn dafür stehen wir beide gerade, der Gottesmann mit dem Segen von oben und ich mit meinem Namen und mit den edlen Kristallen, die Gott mich hat finden lassen, um nicht irgendeine menschliche Schuld hier auf Erden zu begleichen, sondern die Schulden für seine Wohnstatt. Doch jetzt begann der Missionar dem Baumeister sein Wunschbild, wie das Gotteshaus in etwa von innen und von außen aussehen könnte, vorzutragen. Der Baumeister hat sich dabei eifrig seine Notizen gemacht und seine Striche gezogen. Als der Missionar seinen Bauvortrag beendet hat, sagte der Baumeister, dass wir in einer Woche mit der ersten Anzahlung wieder kommen können, dann müsste der Grundriss und der erste Entwurf dieses Gotteshauses fertig sein, und er langsam das Baumaterial orten und kommen lassen müsse, damit es keine Schwierigkeiten beim Bauvorgang gäbe. Bevor wir uns verabschiedeten, verlangte ich noch den Schuldschein der fertigen Kirche, den ich vorerst schon mal mit mir zu mir nach Hause mitnahm. Wir verabschiedeten uns von ihm und versprachen, dass wir in einer Woche pünktlich wieder kommen wollen und empfahlen für die anfallenden Holzarbeiten den Zimmermann aus dem Nachbarflecken, der schon mal am Bauort beheimatet ist und bisher immer saubere Arbeit in unserem Bereich abgeliefert hat. Und da sagte der Baumeister, ob wir den eben genannten Zimmermann nächste Woche nicht gleich mitbringen könnten, dass er sich Gedanken über die Holzbeschaffung und seine Bearbeitung und Haltbarkeit macht, was wir ihm versprachen. Im Flecken angekommen, habe ich den Missionar beim Bäcker abgeliefert und ermahnte ihn ja mit den vielen Goldflocken behutsam umzugehen, denn der Herr hat sie für sein Gotteshaus uns finden lassen und fuhr danach zum Zimmermann und erzählte ihm alles, dass er in einer Woche mit uns mitfahren soll und sich auch schon mal über die anfallenden Holzarbeiten Gedanken macht, wie, was und wo bei den Bauarbeiten ‚gehölzert‘ werden könnte oder müsste. Wir verabredeten für nächsten Dienstag, um die und die Zeit bei ihm zu sein und dann zum Kirchenbaumeister weiter zu fahren. Der verabredete Dienstag kam und ich habe im Flecken den Missionar und den Zimmermann abgeholt. Aber auch Didilind ist diesmal mitgefahren. Während der Missionar, der über den Kirchenbau mich nicht brauchte und der Zimmermann schon lange nicht, machte ich mit Didilind einen kleinen Bummel durch den Ort. Und da erfuhren wir, dass auch hier an jedem Sonnabend ein Wochenendmarkt stattfindet, bei dem man auch alles bekommen kann nur keine Goldflocken ohne Gold oder Edelsteine, die auch schon mal von dem einen oder dem anderen fahrenden Kaufmann als Einzelstücke mitgebracht werden. Doch Didilind hatte keine Lust bis hier her so weit zu fahren, um etwas zu erwerben, was man auch viel näher und nicht teurer haben kann, wozu ich ihr vollkommen Recht geben musste. Auf unserm Markt kennen wir uns schon besser aus, wo was und wie und bei wem etwas am Preiswertesten zu haben ist, und Zeit ist auch langsam für uns Geld. Zur verabredeten Zeit holten wir die beiden bei unserm Baumeister wieder ab und dabei erfuhr ich, dass der Missionar sich noch nicht für einen gebrannten Lehmziegel- oder einen Bruchsteinbau entscheiden kann. Der Zimmerman plädiert für einen gebrannten Lehmziegelbau, der seiner Meinung nach ewig hält und die Bruchsteine mit der Zeit, besonders, wenn es sehr feucht zugeht, schon mal gerne bröckelt. Der Baumeister plädierte dagegen, dass hier der schon bekannte rote Sandstein verbaut werden sollte, der auch ewig und drei Tage hält. „Der Lehmziegelbau müsste beidseitig verputzt werden und der Bruchsteinbau nur von innen und von außen gefugt werden, was auch sehr schön aussieht. Der Preis wäre in etwa gleich, nur was sieht schöner aus, was würde besser in den Flecken passen?“ Wir konnten uns auch von beiden Mauern überzeugen, denn der Baumeister hatte alle zwei Mauern im Kleinformat in seinem Hinterhof, von beiden Seiten zur Ansicht. Da niemand den Mut hatte eine Entscheidung für die Ewigkeit zu treffen, fragten die Mannsbilder unsere charmante Begleiterin, die ja alles mitbekommen hat, wofür sie sich entscheiden würde, gebrannter Ziegel oder roter Bruchsandstein mit allen Begleiterscheinungen? Didilind umging noch einmal die zwei Schauobjekte und sagte dann zum Missionar und dem Zimmermann gewandt, dass sie nicht böse sein sollten: „Aber, wenn man mich schon fragt, wofür ich mich entscheiden würde, dann für den roten Sandstein, aber nur beidseitig gefugt.“ Der Missionar umging noch einmal die zwei Schaumauern, schüttelte einige Male seinen ergrauten Kopf und sagte, dass er, wenn er so die zwei Mauern miteinander vergleiche, er doch auch finde, dass die rötliche Sandsteinmauer hübscher ausschaut. Nachdem das Steinbaumaterial so weit geklärt war, bat uns der Baumeister wieder in sein Kontor und sagte dem Missionar, wie viele Quadratmeter roter Sandstein von der Dicke und wie viele von der Dicke und von der Dicke gebraucht werde, was so viel Quadrat- und Kubikmeter zusammen ergeben, was dann soundso viele Goldflocken kosten würden. Und wenn wir noch die Transportkosten plus Sand und Mörtelzugabe, wir das viele Eiweiß dazu zählen, dann müsste ich vorerst schon mal drei Tausend Goldflocken Vorauszahlung bekommen. Ich bat nun den Missionar, seines Amtes zu walten und seine gefüllten Lederbeutel zu ziehen. Zu meinem Schrecken musste ich feststellen, dass er von den vielen Goldflocken, die ich ihm übergeben habe, er schon recht viele an Arme und vermeintlich Arme ausgegeben hat und es sicher besser schien, wenn auch ich die weiteren Goldflocken verwalten werde; man kann ja später, wenn man dran geht das restliche gefundene Vermögen zu verteilen, ihm dann, dem Missionar für diesen Zweck auch einen Teil geben, soweit der Himmel diesem Vorhaben zustimmt. Nachdem wir mit vereinten Kräften drei Tausend Goldflocken auf den Tisch gezählt haben, gab mir der Baumeister eine Bestätigung, dass er für den Bau der Kirche eine Anzahlung von drei Tausend Goldflocken erhalten habe. Dann gab ich dem Missionar die restlichen, zwei Hände voll Goldflocken, die noch auf dem Tisch lagen in einen leeren Lederbeutel und sagte ihm, dass das zum eigenen Verbrauch sei, das andere nahm ich unter meine Fittiche und sagte zum Missionar, dass ich auch andere Möglichkeiten habe die Bettler nicht leer ausgehen zu lassen, nämlich sich etwas zu verdienen, soweit sie es noch können; zumindest die noch jüngeren Bettler und Schnorrer, und sei es nur, dass sie einen Klafter Holz vor dem Holzstadel hacken und es im Stadel stapeln, wenn ihnen das ausmisten des Kuhstalls schon zu schwer fällt. Ich steckte die restlichen Goldflocken in meine Wamstasche, ein kurzer Blick zum Himmel, der meinem Chef da oben sagte, dass er sich um diese Goldflocken keinen Kummer machen muss, dass ich sie ganz bestimmt nicht für meine eigenen Zwecke anderweitig verbrauchen werde oder sie an irgendwelche Nichtstuer weiter geben werde! Wir verabschiedeten uns vom Baumeister und fuhren zurück in den Marktflecken. Beim Zimmermann wurden wir unsere restlichen Goldflocken los, auch nur eine kleine Anzahlung für die Bauholzbeschaffung, die er schon mal hier langsam bearbeiten kann, „um sie zuschneiden zu können, müsste ich, der Zimmermann schon mal die Baupläne haben. Danach verabschiedeten wir uns auch vom Zimmermann und brachten unsern Missionar zum Bäcker. Die Bäckersleute waren immer noch die Herbergsleute, die ohne viel zu verlangen, dem Missionar Kost und Logis boten, aber immer wieder sagten, „seit er bei uns ist, läuft das Geschäft noch mal so gut!“ Bei der Verabschiedung sagte ich ihm noch, wenn es an etwas zu bezahlen geht, mich bitte nicht auf den letzten Drücker es wissen zu lassen, „denn in etwa weiß er es ja jetzt, wie das mit dem Besorgen der Goldflocken vor sich geht, und allzu viele Goldflocken will ich nicht daheim liegen haben, denn ich möchte keine finsteren Nachtfalter auf etwas aufmerksam machen, was niemanden etwas angeht und man immer in seiner Nähe hat, denn wegen der Goldflocken oder der edlen Glassteine möchte ich kein weiteres Blut fließen lassen! So langsam kommt die Erntezeit auf uns zu; alle verfügbaren Sensen waren bestens dafür gedengelt. Nur das Wetter war alles andere als ein Erntewetter, es regnete und regnete und regnete, als wollte der Wettergott alles nachholen, was er scheinbar in den vergangen Jahren, aber nur seiner Meinung nach, zu wenig hat regnen lassen oder es vergessen hat, wie man den Regen wieder abschaltet. „Wenn es nicht bald aufhört zu regnen und die Sonne es nicht bald reifen und trocknen lässt, dann werden die Brotscheiben im nächsten Jahr zum Frühstück doch recht dünn und klein ausfallen.“ Und tatsächlich der Roggen und die Braugerste fingen in den Ähren an zu keimen und mit der Ernte und ihrer Verwendung, sah es schon mal nicht gut aus. Trotzdem haben wir den gekeimten Roggen und die gekeimte Braugerste gemäht, als die Sonne für paar Tage herauskam, und haben beides auch trocken aber gekeimt in die Scheune gebracht und es auch gedroschen. Verkaufen konnte ich vorerst nichts von beiden. Den Weizen, Hafer und die andere Gerste, die wir im Frühjahr gesät haben, wurde noch einigermaßen geerntet, denn da hat die Sonne wieder prima mitgespielt und war kein Spielverderber wie bei dem Roggen und der Braugerste. Trotzdem wurde immer ein bisschen vom gekeimten Roggen und der gekeimten Gerste beim Brotbacken mit gebacken. Dieses Brot war auch für uns noch ein bisschen geschmacksbedürftig, aber wir haben uns an dieses Brot gewöhnt und wollten es vorerst nicht missen, denn es schmeckte immer noch besser als gar kein Brot oder den Kohldampf zu schieben. Kurz nach Weihnachten kam der Bäcker aus dem Flecken bei uns vorbei und jammerte, dass wir, wenn nicht noch ein Wunder passiert, auch bei uns bald eine Hungersnot, wie wir sie noch nicht erlebt haben, ausbricht. Und er erzählte uns, dass er nächste Woche Ende seine Bäckerei zu machen kann, denn sein Mehlvorrat geht langsam aber sicher zu Ende! Ich fragte ihn, wie viele Säcke Roggenmehl er denn noch in seinem Lager habe? Und während er mit dem Zählen in seinem Hinterkopf beschäftigt war, hat Didilind ihm eine kleine Brotscheibe von unserm neuen Brot zurechtgemacht und er wollte, als er mit dem Essen fertig war, gleich das Rezept der neuen Brotsorte haben, von dem Brot, das wohl fast so aussah wie das normale Brot, aber das irgendwie anders schmeckte und er es noch nicht kannte! „Aber“, sagte er bald, „was nützt das beste Rezept, wenn die Hauptzutat, das Mehl, fehlt?“, denn er wusste mittlerweile von uns, dass auch bei uns die gesamte Roggenernte schon auf dem Feld, noch in den Ähren, zu keimen begann, wir sie aber trotzdem in die Scheune brachten und sie nun auch wie immer dreschen und das daraus gemahlene Mehl zu einem Viertel dem Brotteig beimischen. Dann sagte Didilind dem Bäckermeister die Mehlmischung für das neue Brot, das er eben gekostet hat, dass sie in etwa aus einem Viertel gesundes Roggenmehl, einem Viertel gekeimtes Roggenmehl, einem Viertel gekeimte Braugerste und einem Viertel gesundes Weizenmehl besteht. Alles andere wie gehabt, Sauerteig vormachen mit gesundem Roggenmehl; das vorgekeimte und nicht vorgekeimte Mehl dann dem Teig zu mischen und salzen wie bisher. Garen lassen wie bisher, und auch backen wie bisher. Als er heimfuhr, hat er gleich zwei Säcke vom vorgekeimten Roggen-, und der Braugerste, sowie zwei Säcke vom gesunden Weizenmehl mit genommen, was er schon mal sehr gut bezahlte. Und dann verriet er uns, dass er ungefähr noch zweiundzwanzig Säcke Roggenmehl und zehn Säcke Weizenmehl im Lager haben müsste. Und bei der Verabschiedung sagte er, dass er gleich morgen probieren wolle das Brot nach unserm neuen Rezept zu backen und er uns bald wissen lassen werde, wie die Kundschaft auf dieses Brot reagiert. Und tatsächlich, zwei Tage später, war er wieder mit seinem Gespann oben bei uns und hatte achtzig normale, leere Säcke bei sich und hätte am liebsten gleich achtzig volle Säcke mitgenommen, von jeder Sorte zwanzig und sie alsbald in die große Windmühle hinterm Flecken zum Mahlen gefahren, denn diese Menge wäre einfach zu viel für unsern kleinen Mahlstock. Den Inhalt der Säcke hat er der Marktlage entsprechend gut bezahlt. Als er am Abend wieder fortfuhr, sagte er mir, dass er mit der Menge knapp sechs Wochen leben werde können, und er uns sehr dankbar wäre, wenn er bald wiederkommen dürfte, um sein Lager wieder bisschen aufzufüllen, bevor es ein Konkurrent ihm wegschnorrt, was ich ihm versprach, soweit der Vorrat eben reicht. Auch der Getreidehändler tauchte bei mir auf und hätte am liebsten alles, was ich auf den Schüttböden liegen habe gleich mitgenommen, denn es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass man vom gekeimten Roggen immer bisschen unter den gesunden Roggen mischen kann. Nur ich musste, was das Getreide anbelangt, auch an unsere Leute denken, die das Getreide mit produzieren, die in erster Linie Anspruch auf Naturalien haben und da war ja auch noch der Bäcker im Flecken, der ja auch nicht schlecht zahlte und meine Familie wollte auch noch essen, um leben zu können! Hier hätte ich beinahe vergessen, dass wir auch wieder im Herbst die Felder bestellten und sie mit unserm geernteten eigenen Weizen, Hafer, der Frühjahrsgerste, der gekauften Braugerste und dem gekauften Saatroggen einsäten und den Himmel baten seine schützenden Hände über den Feldern zu halten, dass alles wie früher doch wachsen und reifen darf, die Wildschweine nicht zu viel in den Feldern herum wühlen und wir die reife Ernte wieder heimbringen dürfen. Auch der Rinderbestand ist größer geworden, nicht das ich mehr Milchkühe haben wollte, sondern das Interesse ist auch für Rindfleisch gewachsen und auch für junge, gesunde Milchkühe, die der Tierhändler dankend mitnahm, denn es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass bei uns nicht nur gute, und gesunde Kühe heranwachsen sondern auch Ochsen bestens gedeihen. Aber auch für die Praktikantinnen, die in letzter Zeit immer häufiger von ihren Eltern geschickt, kurz vor ihrer Hochzeit hier für zwei drei Monate bei Didilind auftauchen, um vor der Hochzeit all das bei ihr zu lernen, was eine gute Hausfrau eben alles können sollte, vom Kuhstall angefangen, über die Küche, inklusive des Brotbackens bis hin zum Haushalt und die Wohnqualität, und der Umgang mit Geld, sprich das wirtschaften mit Geld und anderen Wertsachen. Es hat sich bald immer mehr herumgesprochen wie gut nicht nur Didilinds Küche ist, sondern wie gut auch ihr Haushalt aber auch alles im Kuhstall funktioniert, dass das „Wie“ oftmals schon die halbe Arbeit in allen Bereichen ist, denn unnötige Handgriffe wurden bei Didilind immer ganz kleingeschrieben. Bei einem der nächsten Besuche im Flecken hab ich deshalb auch den Zimmermann auf den Bau zweier weiterer Häuser angesprochen, eines für eine neue Mitarbeiterfamilie nach dem altbekannten Schema, drei Räume, große Küche, kleiner Stall und einen geräumigen Dachboden und eines für die Praktikantinnen, beziehungsweise für die Saisontagelöhner. Das letzte Jahr, obwohl die Ernte so verregnet war, war unser Ertrag trotzdem so groß, dass wir die zwei Häuser aus der Portokasse bezahlen können, und wir nicht an das Eingemachte gehen mussten. Was mit dem Getreide so nicht ganz klappte, brachte das saftige Gras bei den Kühen, Fleisch, Milch, Butter, Käse und die Eier bei den Hühnern; die, trotz des nassen Sommers Eier legten wie noch nie, und die wie geölt fortgingen, dass manchmal keine mehr für uns blieben, obwohl wir auch langsam immer mehr Geschmack an den hartgekochten Kümmelsalzeiern fanden, die man später die Soleier nannte. Ob das die vielen Regenwürmer machten, die sie massenweise bei dem Regenwetter fanden und fraßen? Oder auch das saftige Gras, das bei diesem Wetter immer frisch und reichlich nachgewachsen ist und dem Gelbei die dunkelgelbe Farbe gab? Dass die Eier nicht geschmeckt hätten, davon habe ich nichts gehört. Auch haben wir kein vorgekeimtes Getreide auf dem Felde verbrannt, sondern alles, soweit es trocken war, in die Scheunen eingebracht, gedroschen, gemahlen und dem Brot beigemischt. Vielleicht waren es die vertrockneten Keime, die da mit gemahlen und mit gebacken wurden, die dem Brot den eigenartigen guten leichten Malzgeschmack gaben? Und so leer wie diesmal waren die Schüttböden nur im neuen Zustand vor der ersten Ernte. Mal sehen, wie es mit der nächsten Ernte aussehen wird, noch steht alles voller Pracht und färbt sich langsam goldgelb. In der nächsten Woche werden wir wieder alle Sensen auf Vordermann dengeln und alles für die Ernte zurechtmachen. Und da platzte, mitten in die Erntevorbereitungen der Zimmermann herein, zeigte mir die Baupläne für die zwei Häuser und ließ sich die Plätze für sie zeigen. Dann fragte er nach einem Platz, auf dem er seine neueste Errungenschaft aufstellen kann, nämlich ein Zelt für 15 Holzbauarbeiter, ein gebrauchtes römisches Militärzelt für die er wieder eine Köchin sucht, die diese Arbeiter nicht verhungern lässt. Die letzte Köchin glaubte, dass sie es diesmal nicht mehr werde machen können, denn sie müsste es auch noch in ihrer Küche kochen und ins Zelt zu den Arbeitern bringen. Doch die Frau, die ich damals vor Jahren aus der Struth wegführte und die bei Nacht und Nebel bald wieder reumütig zurückkam, war bereit die Herrichtung der Verpflegung für die fünfzehn Holzarbeiter, einschließlich des Brotbackens, zu übernehmen und das für einen Lohn von anderthalb Goldflocken im Monat; den entsprechend großen Dreifußkochkessel für die Mannschaft hat er gleich mitgeliefert, in dem die dicken Fleischsuppen für die ganze Mannschaft gekocht werden konnte; die Verpflegung sollte nach Möglichkeit wie gehabt über die Bühne gehen, nach Möglichkeit drei kräftige Mahlzeiten bei einem Monatsetat von zehn Goldflocken. Morgen schon wollte er die 15 Arbeiter bringen, auch mit ihren Essgeschirren und Werkzeugen, die zunächst das Zelt aufbauen, einschließlich der Schlafstellen, in dem sie nächtigen werden. Zu Mittag sollten sie ihr erstes warmes Essen bekommen. Und es wäre sicher nicht verkehrt, wenn morgen schon das erste Brot gebacken werden könnte! Das heißt, dass ich an den letzten kleinen Getreidevorrat ran muss. Die Fleischversorgung wollte ich vorerst, wie gehabt versuchen zu übernehmen. Das heißt, heute noch auf die Jagd und wenn’s geht, wieder einen größeren Brocken heimbringen. Bis auf Godelinde mit ihrem Mann und ihrer Familie, haben auch alle die anderen immer noch auf die zusätzliche Fleischration von mir gewartet, die ich draußen regelmäßig mit Dienstag geschossen habe; die Felle haben wir uns dann geteilt und beim Lederer zu Geld gemacht. Auch heute sind wir nach dem Mittagessen raus auf die Jagd gezogen, zu der ich Jan das erste Mal mitgenommen habe. Auch er hat heute sein erstes Wildschwein geschossen, eines von den sechs, die wir heimbrachten und mit vereinten Kräften nackig auszogen. Bis auf Leber, Herz und Nieren haben die Wölfe einen Teil der Innereien gefuttert der Rest blieb kühl gelagert für morgen. Aus den Lebern haben die Praktikantinnen unter Didilinds Leitung wieder den sehr guten Lebermus gemacht, der auch ihnen, den Praktikantinnen aufs Butterbrot prima schmeckte und an die fünf Familien plus Zeltküche verteilt wurde. Die jungen Praktikantinnen schwärmten bis in den siebenten Himmel von diesem Lebermus, der bisher für völlig unbekannt war, den sie daheim auch wieder machen wollen, nachdem sie erfahren haben, dass eine Leber von den Hausschweinen, die sie sich beim Schlachter vorbestellen konnten sich ebenso für den Lebermus eignet und nicht nur die Leber der Wildschweine, obwohl die Wildschweineleber dem Lebermus einen besonderen, würzigeren Geschmack verliehen. Die Wildschweine waren verteilt; eines bekam die Holzarbeiterküche, mit den Hülsenfrüchten, Grieß und Nudeln für die dicke Suppe hat vor erst Didilind von ihrem Vorrat ausgeholfen, den sie am nächsten Sonnabend am Wochenmarkt wieder auffüllen und auch gleich für die Holzarbeiterküche einen größeren Vorrat kaufen will, den dann die Köchin in eigenregie verwalten muss. Hier hätte ich beinahe vergessen, dass wir auch wieder im vergangenen Herbst die Felder bestellten und sie mit unserm eigenen, geernteten Weizen, Gerste und Hafer; der gekauften Braugerste und dem gekauften Saatroggen, den wir auch kaufen mussten, eingesät und den Himmel gebeten haben, seine schützenden Hände über den Feldern zu halten, das alles wie früher wachsen und reifen darf, und wir die reife Ernte wieder heimbringen dürfen. Und das Wetter hat mitgespielt; alle Sensen waren prima gedengelt, Rechen, Gabeln, Sicheln für das Garben fassen und Leiterwagen waren so weit in der Reih‘, und wenn das Wetter weiter so mitspielt, können wir nächste Woche in der zweiten Hälfte mit dem Mähen der Braugerste, die als erste Frucht so weit war, beginnen. Und es, das Wetter hat weiter mitgespielt! Am Donnerstag, der nächsten Woche haben wir begonnen die Braugerste zu mähen, und auch die vier Praktikantinnen haben gegen Entgelt, wie die Tagelöhnerinnen, mitgeholfen beim Binden der Garben und Aufstellen der Puppen, denn auch von dieser Arbeit sollten sie etwas Ahnung haben. Und da zeigte es sich, dass es mit dem Campieren langsam eng wurde und wir die vier Praktikantinnen zum Nächtigen in unser Haus nehmen mussten, denn die beiden Gruppen der Tagelöhner, Buben und Mädchen konnte ich unmöglich, zusammen in einem Raum, in einem Haus oder gar in einem großen Zimmer schlafen lassen, das ging gegen alle Sitten und Gebräuche. Von den fünfzehn Holzbauarbeitern waren bestimmt drei der Jüngeren, die gern mit drei Praktikantinnen angebändelt hätten, doch sie zeigten ihnen immer wieder, gewissermaßen die kalte Schulter, zum Teil auch, dass es unter ihrer Würde liege hier herum zu schäkern, denn sie waren ja nicht nur aus besserem Hause, sondern auch schon verlobt oder von ihren Eltern verplant und hier bei Didilind den letzten Hausfrauenschliff lernten, den eine gute Hausfrau in der Ehe können sollte, denn Liebe geht auch oftmals nicht nur durch das Herz und den Kopf, sondern oftmals mehr noch durch den Magen. Luzia, die etwas später auf das Feld nachkam, brachte einen großen Krug kühle Buttermilch mit normaler Magermilch und den ersten Früchten des Waldes und bisschen Honig darunter gemischt mit aufs Feld. Dazu vier Blechbecher. Alle tranken aus den vier Blechbechern und lobten den tollen Einfall, den Luzia mit dem kühlen Milchmischgetränk wieder hatte. Nach ein paar sonnigen Tagen war die Braugerste allesamt in der Scheune. Da der Roggen, der als nächstes gemäht werden sollte, und noch einige Tage stehen und reifen konnte, begannen wir die Braugerste schon zu dreschen, was, wie es sich bald zeigen sollte, absolut nicht verkehrt war, denn wir hatten gerade so an die achtzig volle Säcke gedroschen, da kam der Getreidehändler vorbei und hat alles, was an Braugerste schon da war gegen einen guten Preis mitgenommen und sagte, dass er all das Getreide, was von unserer Ernte übrig bleibt, uns gegen einen guten Preis abnehmen werde und das Saatgetreide, das wir von ihm beziehen gegen unser Getreide, plus einen kleinen Aufschlag eintauschen werde, was so viel heißt, dass wir von all dem unsern Getreide mindestens so viel dreschen, als wir aussäen wollen, plus den eben erwähnten Aufschlag, das ist der Verdienst, den der Getreidehändler verdient. Ich habe gern getauscht, denn so viel wusste ich schon, dass das Getreide, das in einer anderen Gegend gewachsen ist, in wieder einer anderen Gegend besser gedeiht, als wenn man es jahrelang auf dem gleichen Acker immer wieder aussät. Es verkümmert auf dem Feld. Wir einigten uns auf die einzelnen Getreidemengen, die ich zur Aussaat brauchen werde, die ich dann fix und fertig auf dem Schüttboden liegen haben werde. Bald mussten wir mit dem Weiterdreschen der Braugerste pausieren, denn der Roggen schrie regelrecht nach den Mähern und Bindern. Alles, was irgendwie konnte, half bei der Ernte mit. Als der letzte Roggen gemäht und in Puppen auf dem Felde stand, konnten wir den ersten, gemähten Roggen wieder in die Scheune bringen. Als der letzte Roggen in der Scheune war, konnten wir den Weizen mähen. Und als der letzte Weizen in der Scheune war, kamen der Hafer und die Frühjahrsgerste dran. Danach wurde gerade so viel Getreide von jeder Sorte gedroschen, wie wir zur Aussaat und zum Verzehr in den nächsten Tagen brauchen, denn der Getreidehändler wird bestimmt bald hier bei uns auftauchen und möchte sicher auch nicht zu knapp beliefert werden. Und er tauchte auch bald auf. Auf einen unserer leeren Schüttböden brachten sie von ihren Wagen das Getreide und schütteten es da aus, um vom andern Boden das neu gedroschene einzusacken und es mit unsern Leuten herab zu bringen und es dann auf ihre Wagen im Hof zu laden, um es dann in einer anderen Landesecke wieder an den Mann zu bringen, wo es dann wieder als Saat auf die Felder kommt un im nächsten Jahr wieder reiche Frucht bringen soll.

Wann er das nächste Mal vorbeikommt, weiß er noch nicht, aber wir können schon mal eine große Portion Roggen zurechtmachen, denn an Brotgetreide fehlt es so ziemlich überall in seinem Einzugsbereich.

Der Sonnabend kam und alles was irgendwie konnte war beim Drescheinsatz, die Erwachsenen mit dem Dreschflegel, die Heranwachsenden reinigten mit der Schleudermaschine das Getreide von der Spreu, sackten das gereinigte Getreide in die Säcke, banden das leergedroschene Stroh zu Strohbündeln und brachten es auf die Strohböden. Die Roggenspreu kam auf den Misthaufen, die Weizen- und Haferspreu kam auf den Heuboden, damit wurden die trocken stehenden Kühe während der Wintermonate zum guten Heu beigefüttert, was den heranwachsenden Kälbern keineswegs geschadet hat.

Bald nach dem Frühstück heute, habe ich für uns ein goldenes Hühnerei zum Einwechseln in Goldflocken und zwei Hühnerei große Glassteine aus dem Gottesschatz für alle Eventualitäten, falls ich den Gottesmann treffen sollte und er etwaige Rechnungen beim Gotteshaus offen stehen hätte. Die Markthändler staunten nicht schlecht, als Didilind von den trockenen Hülsenfrüchten, von jeder der drei Sorten gleich jeweils fünf zehn Kilo Säcke mitnahm. Drei von jeder Sorte bekam die Holzarbeiterküche, zwei von jeder Sorte bekam unsere Küche, die auch für unsere Tagelöhner und die Praktikantinnen mit kochen musste. Dann kaufte Didilind noch alles was die Holzarbeiterküche für die Versorgung der Holzarbeiter vom Salz bis…. hin braucht. Alles ließ sie sich, was sie für die Holzarbeiter braucht auch quittieren, um dann mit dem Zimmermann abrechnen zu können, obwohl sie das Holzarbeitergeld in einem eigenen Lederbeutel verwahrte. Als wir in die östliche Ecke des Marktplatzes kamen, sah ich einige Erdarbeiter, den Baumeister und bisschen im Hintergrund unsern Gottesmann, der sich scheinbar mit einem anderen Gottesmann unterhielt. Worum es da ging, hat mir unser Gottesmann bald erzählt, als er uns im Marktgeschehen eingeholt hat. Es war der Gottesmann, dessen Restschulden für sein Gotteshaus wir beim Baumeister beglichen haben, was er vor seinem Treffen mit unserm Gottesmann noch nicht wusste, es aber bei ihm erfuhr, denn bevor er zum Baumeister hinwollte, ohne die ausstehenden Schulden bezahlen zu können, unsern Missionar um Rat und Hilfe anzuflehen. Und da erinnerte mich, unser Missionar, dass er für den Bauplatz morgen zweiundzwanzig Golflocken brauchen werde, die er aber nicht habe, was ich mir schon gedacht habe, denn solange er etwas Goldflockiges in seinen Taschen hat, ist er immer recht großzügig und spendabel zu denen, die weniger als er haben, denn mit den Bäckersleut‘ hat er wirklich zwei Prachtexemplare gefunden, die ihm bestimmt noch nichts, weder Kost noch ein bisschen Übernachtung in Rechnung gestellt haben. Wenn jemand die ‚Bäckersleut‘ nach dem Warum fragte, sagten sie immer, das der Missionar ihnen bis heute noch keine Unkosten bereitet hat. Im Gegenteil, seine Anwesenheit hat uns bisher und der Bäckerei nur viel Segen gebracht. Doch jetzt kam auch ich zu Wort und fragte ihn, unsern Missionar, ob da bei diesem Bauplatz auch der Platz für ein Wohnhaus für den Gottesmann da ist, denn der Gottesmann muss auch die Möglichkeit haben sich zurückziehen zu können, um sich auf das Wesentlich zu besinnen, auf Gott und die Menschen, die er zu betreuen hat, seine ihm anvertrauten Talente, die er zu ihm da oben führen soll, für die er einmal auch vor seinem Richter Rechenschaft ablegen werde müssen. Und da kam der Gottesmann, dessen Schulden für sein Gotteshaus ich mit Gottes Handgeld beglichen habe und er sagte, dass er eben vom Baumeister komme, der mir sagte, dass seine großen Schulden, die ihn immer mehr drückten, und ihn nicht mehr schlafen ließen, hier von einem noch größeren „Schuldenbegleicher“ beglichen wurden, und weiter fragte er, wie er das wieder gut machen kann? Da musste ich lächeln und sagte, dass der Dank nicht mir gebührt, sondern unserm Chef da droben, der mich wegschickte, um die Goldflocken in anderer Form aus dem Wasser zu holen, um damit die beiden Gotteshäuser, die Wohnhäuser unseres Chefs da oben im Himmel hier auf Erden zu bezahlen. Bevor wir uns trennten gab ich unserm Missionar nicht nur die 22 Goldflocken für den Kirchenbauplatz, sondern dreißig für etwaige unvorhergesehene Eventualitäten, die bei unserm Missionar immer wieder eintreten.

Am Nachmittag waren wir wieder in der Struth. Frieda und Luzia haben heute eine große Klasse Suppe gekocht die sie vorher mit Didilind abgesprochen haben und allen wieder geschmeckt hat und satt gemacht hat. Einer der Tagelöhner, ich glaube dass er der Jüngste von ihnen war und schon ein bisschen mit Luzia schäkerte, meinte, als er die leeren Teller zurückbrachte, „schade, dass man nur einen Magen im Bauch hat und keinen Vorrat von dem guten Essen schon mal für schlechtere Zeiten in ihm vorlagern kann, wenn die Suppen nicht mehr so nahrhaft sind und die Portionen wieder kleiner und wässriger ausfallen. Den Polier habe ich schon mal nach der Herkunft des jungen Mannes gefragt, ob da in ihm vielleicht ein verkappter Bauer steckt wie in den Holzarbeitern vor ein paar Jahren, die hier geblieben sind bei den Witwen und meine Landarbeiter zur meiner vollen Zufriedenheit spielen. Nur für Luzia hätte ich schon gerne einen, es muss nicht unbedingt ein Junker sein, es sollte schon ein freier, eigenständigen sein, der ihrer auch würdig ist. Hoffentlich hat sie schon vergessen, dass sie eigentlich ein reiches Mädchen ist, ein Mädchen mit einem großen Goldschatz, von dem vorerst niemand etwas wissen muss! Denn wer sie heiraten will, der soll sie heiraten und nicht ihren Goldschatz. Der Goldschatz, ihr Goldschatz kommt dann später so beiläufig dazu. Und da sagte mir meine innere Stimme, dass sie heute nichts mehr von ihrem geerbten und gefundenen Reichtum weiß, den sie einst mit Dienstag in den Bächen gefunden haben und mit uns teilten. Ich musste danach unwillkürlich an Dienstag denken, der an diese gemeinsamen Goldfunde mit Luzia sicher noch nicht vergessen hat, dass er hoffentlich sie nicht daran erinnern wird und sie danach ein anderes Verhalten zur Schau trägt. Und da sagte mir wieder meine innere Stimme, dass ich wegen Dienstag keine Angst haben muss, denn er wird ganz bestimmt nicht, wenn er nicht von uns darauf angesprochen wird, darüber mit niemandem reden. Und übrigens, Luzia hätte bestimmt noch zwei drei Jahre Zeit für ihr Eheglück! Und danach ist mir die Waldmannszeit und die Zeit danach durch meinen Kopf gegangen, wie sie zu uns kam und nur den Giftanschlag ihres Vater überlebt hat, weil sie mit uns fort war, die grünen, wildwachsenden Erbsen auf dem Feld zu ernten und wie sie uns immer mehr, das kleine Mädchen ans Herz gewachsen ist und wir sie bald werden ziehen lassen müssen, mit wem? Und da überkam es mich, denn ich merkte fast so etwas wie Eifersucht auf den Mann, der sie bekommt, nicht dass ich das Weib in ihr entdeckt hätte, nein sie war mir wie eine richtige Tochter ans Herz gewachsen, der es nicht schlechter gehen sollte als sie es bei uns hat aber auch nicht an so ein Leben, wie es damals im Waldmannshaus einmal war. Doch Didilind weckte mich plötzlich aus meinen Träumereien und ein Wort gab das andere, keine bösen, bis sie mir sagte, dass ich sicher in einigen Monaten wieder Vater werden würde und ich sie schelmisch fragte, ob der kleine Nachwuchs ihr schon verraten habe, ob es ein zweites kleines Didilindchen werden würde oder vielleicht ein kleines Prinzeschen mit ihrem Prinzen? Doch Didilind erwiderte mir: „Gott sei’s gedankt, dass wir es nicht im Voraus wissen, denn sonst wäre die Überraschung weg, und ohne Überraschung ist der Spaß nur halb so groß, und die Schmerzen bei der Geburt dann doppelt. Doch dabei blieb es vorerst. Aber ich konnte es doch nicht lassen schon vorab den kleinen Backofen zu streicheln, in dem unser drittes eigenes Kind langsam aber sicher gebacken wird; jeden Tag ein bisschen mehr den Backofen und den Inhalt streicheln. Jeden Abend, wenn ich mit meinem Chef da droben mein Schwätzchen hielt, habe ich unwillkürlich ihm da oben gedankt und gebeten, dass alles wieder gut ausgehen möge, dabei immer wieder den kleinen Backofen ganz sachte gestreichelt und Didilind anschließend berichtet, ob der gute Kuchen seit gestern im kleinen Backofen wieder etwas größer geworden ist. Der Winter kam und die zwei Häuser waren fertig. Für das eine Haus hatte ich bald ein landwirtschaftlich bewandertes Ehepaar, mit zwei kleinen Kindern, die auch bald ihre Scheu vor allem Neuen ablegten und sehr lieb waren und für die ich bald der gute Onkel, manchmal auch der Opa war, das zu den gleichen Bedingungen da einzog wie die anderen Mitarbeiter und nach kleinen, anfänglichen Startschwierigkeiten, bald zur vollen Zufriedenheit von Egbert mit arbeiteten. Die Praktikantinnen waren daheim und alle unter der Haube. Auch Luzias Schmeichler war wieder weit weg von uns. Und da kam mir so der Gedanke, dass Frieda Luzia beim Käse machen helfen könne und Frieder mir beim Buttern, was ich unbedingt mit Didilind bald absprechen muss, denn ich habe so das Gefühl, dass wir Luzia bald an einen Mann verlieren werden, so schwer es mir sicher fällt sie herzugeben. Und ich glaubte auch, dass sie, Luzia auch schon ihre wahren Eltern vergessen hat. Denn seit dem letzten Winterquartier in der Fremde unterwegs, hat sie nichts mehr von ihnen erzählt, besonders von ihrer Mutti, mit der sie immer wieder, während sie vorn auf dem Kutscherbock saß, ihre Schwätzchen hielt. Und da kam mir wieder der Gedanke, ob wir sie nicht daran erinnern sollten, dass sie gar nicht unsere Tochter ist, sonder ein Pflegekind, das auf ganz ungewöhnliche Art zu uns gestoßen ist. Und da sagte mir meine himmlische Stimme: „Dass wir ihr das nicht sagen sollen, sie hat momentan alles in ihrem Leben vergessen was früher einmal war, was sicher nicht an das jetzige Dasein heranreicht: das Waldmannshaus, der Raubüberfall, den Treck vor den Slawen, den Verlust ihrer wahren Eltern und ihres kleinen Bruders. Didilind und du, ihr seid einfach ihre Mama und Papa. Andersherum würdet ihr nur umsonst ihr inneres Gleichgewicht unwiederbringlich durcheinander bringen. Um euch beide herum hat sie ihre eigene Welt aufgebaut, mit der sie immer noch nicht nur sehr zufrieden ist, sondern auch sehr glücklich, besonders die vielen Schlittenfahrten und in keiner anderen Welt einfach leben möchte. Lass sie weiter eure große Prinzessin sein und reißt keine alten verheilten, Wunden auf, die riesengroße Narben hinterlassen würden! Trotzdem werdet ihr sie bald verlieren. Im Winter, im Kommenden, wird hier ein junger Mann, der sich im Schneetreiben verirrt hat bei euch einkehren. Seinen verschollenen und totgeglaubten Bruder habe ich ihr zum Ehemann auserwählt. Geht recht behutsam mit ihm um, mit dem, der bei dem schneetreibenden Wetter bei euch einkehren wird. Auch er wird in den ersten Stunden mit Luzias natürlichem Gehabe nicht viel anfangen können, denn er kommt aus einer vornehmen und stocksteifen Familie, die so steif ist, dass sie ihre Schuhriemen nicht mehr selbst zubinden oder lösen können. Habt Geduld, denn er wird an seinem stolzen Gehabe und Luzias natürlicher Unbefangenheit genesen und dann im Grabe landen. Doch sein Bruder, der später vorbeikommt, er wird unterhalb eures Anwesen mit Luzia den Landjunker spielen, das dann Jan mit seiner Schwester übernehmen werden, denn dieser, von seiner Steifheit genesene wird als der rechtmäßige Erbe auf dem Vermögen der Trippelfelzer eingesetzt. Durch ihn und Luzia kehrt in das Anwesen der Trippelfelzer ein neuer Wind ein nach deinem Motto, dass der Mensch hilfreich und gut sein soll. Sie werden es auch bald weit bringen, mit meinem Segen, der auch bei euch immer war und besonders mit eurer finanziellen Mithilfe, denn beide, Jan aber auch Luzia haben einen Schatz bei euch liegen, den ihr ihnen als Mitgift, als Start ins neue Leben mit geben werdet! Sage das auch deiner Didilind. Und das war sehr gut von dir gedacht, dass du Frieda und Frieder schon mal beim Käsemachen und beim Buttern einarbeitest!“ Heute Abend im Bett, als ich meine Streicheleinheiten Didilinds Backofen verabreicht habe und die neuesten von mir am Backofen festgestellten Veränderungen da selbst ihr erzählt habe, erzählte ich ihr auch alles, was ich heute von meiner himmlischen Stimme in einem langen Gespräch gesagt bekam, was sich bis nächstes Jahr bei uns verändern wird in Puncto Luzia, dass auch du und ich zu ihr weiterhin vorerst ihre Mama und ihr Papa wie gehabt sein sollen. Und so hat sich nichts weiter verändert, die Ernte war wieder sehr gut, nichts ist auf dem Feld kaputtgegangen, kein Regen aber auch kein Blitz hat etwas auf dem Feld oder anders wie kaputt gehen lassen. Nur dass bei uns die ersten Ochsen zum Ackern und Eggen eingespannt wurden. Es hat mitunter recht lange gedauert, bis der eine oder der andere von den Ochsen es kapiert hat und seinem Ochsensein entsagte und beim Ackern schön in der Reihe marschierte, eine Runde nach der andern, bis er die Eintönigkeit der Feldarbeit kapiert hat. Und bevor auch der letzte Acker umgeackert war, musste auch niemand mehr die Ochsen vorne am Kopf beim Ackern oder Eggen führen, sondern sie liefen von einer Leine geführt, die der Ackerknecht sich wie bei den Pferden um den Hals hängen konnte. Alle Ochsenkutscher waren mit dem Umgang der Ochsen zum Schluss hochzufrieden, denn bei einer Runde waren zwei Furchen, nicht nur geschält, sondern zusätzlich in einem Arbeitsgang zugleich auch zur Freude der Ackernden sauber und einwandfrei umgeackert. Als der Getreidehändler bei uns vorbeischaute, fragte ich ihn, wie die Tendenz beim Getreide aussieht, nach mehr oder weniger, den Buttermann, wie da die Tendenz nach mehr oder weniger aussieht, genauso auch den Viehhändler nach lebenden oder geschlachtetem Vieh? Und alle drei Sparten berichteten mir, dass die Tendenz bei ihnen steigend sein dürfte, was so viel heißt, ich darf noch ein bisschen vergrößern, denn von den ehemals jungen Leuten haben die ersten geheiratet und wollten gerne bei mir weiter arbeiten und nicht nur wo anders einen neuen ungewissen Arbeitsplatz suchen, oder gar auch einen Neuanfang starten, denn bei mir war ihnen der Lohn schon mal sicher und keiner hat irgendwie Not leiden müssen und über den kleinen Zuverdienst während langen Wintermonate konnte sich auch keiner meiner Mitarbeiter beklagen, denn die warmen, selbstgemachten Wintersachen aus der selbstgesponnenen Schafswolle wurden gern gekauft, denn das waren noch hausgemachte Wertsachen. Noch klappte es mit der Arbeit, aber das Wohnen wurde bei ihnen daheim immer enger, was so viel heißt, es müsste wieder etwas Neues gebaut werden und du, Eberhard, musst dir langsam Gedanken machen, wie das mit den altgewordenen Mitarbeitern einmal weitergehen soll. Du kannst sie doch jetzt auf ihre alten Tage nicht einfach auf die Straße setzen und sie ihrem Schicksal als Bettler überlassen. Neben dem Backhaus in der Mitte der Struth, habe ich eine Windmühle aufstellen lassen. Egal woher der Wind kam, er konnte immer das Windrad antreiben, es drehte sich halt, typisch für ein Windrad nach dem Wind. Die Mitarbeiter konnten reihum, wenn es Wind gab immer ihr Getreide hier mahlen und sie es auch dann nicht weit hatten bis zum Backhaus, das ich hier vor Jahren schon habe bauen lassen, um hier auch ihr Brot backen zu können. Der Zimmermann bekam auch den Auftrag, hier bei uns in der Struth drei weitere Häuser für meine jungen Arbeiter zu bauen, nach dem alten schon bekannten Schema.

Die Bauarbeiter wohnten in ihrem Zelt, wurden von einer Frau bekocht bebacken, soweit ich dafür sorgen konnte, hatte keiner der Holzarbeiter die Möglichkeit mit Luzia anzubändeln und ihr kurzfristig den Kopf zu verdrehen. Kurz vor Weihnachten waren die Häuser bezugsfertig. Für das dritte musste ich etwas aus unserm früheren Schatz dazu holen. Zwei Häuser wurden bald belegt. In das dritte Haus sollte auch bald einer ziehen, mit dem ich momentan überhaupt nicht gerechnet habe, denn was da passierte, hat bei uns einiges verändert.

Als die Bauerei der drei Häuser begann, mussten wir wieder unsern Fleischvorrat auffüllen, was wir drei, Jan, Dienstag und ich vollzogen. Meine innere Stimme sagte mir, dass ich heute auch mein langes Lasso mitnehmen soll; warum und wozu wusste ich noch nicht; mein Lasso dass ich schon lange nicht mehr benutzt habe und hoffte, dass ich es dann, wenn ich es brauchen werde, es auch erfolgreich anwenden kann, wenn ich es wie auch immer im Notfall einsetzen muss, es im Notfall auch erfolgreich einsetzen kann denn das Großwild, das wir heute für unsere Küchen brauchen, werden allesamt vom Pfeil erschossen heimgebracht und nicht mit dem Lasso gefangen und heimgeführt. Darüber hat mir meine innere Stimme nichts gesagt. Diesmal versuchten wir unser Jagdglück in südlicher Richtung, in einer Gegend, in der wir eigentlich noch nie zur Jagd, aber auch sonst noch nicht waren. Es war eigentliches Neuland für uns. Entsprechend war auch der Wildbestand; bis jetzt, zunächst gleich Null. Aber dann! Zunächst schrie da nicht eine junge Frauenstimme immer erbärmlicher werdend, fast noch wie eine Mädchenstimme um Hilfe, fast wie in Todesangst. Es wird doch nicht etwa einem wilden Tier in die Fänge geraten sein? So schnell wir konnten ritten wir lautlos in die Richtung. Da sahen wir wie sechs schwer bewaffnete, schwarzgekleidete Männer, grausam dreinschauend auf ihren schwarzen Pferden, die sich eiligst von dem Punkt entfernten, von dem die überängstlichen Hilferufe herkamen. Je schneller sie sich von dem Hilfeort entfernten, umso schneller ritten wir hinter den davonreitenden zum Hilfepunkt hin. Und da sahen wir ein großes Moor vor uns. Und einige Meter vom Ufer entfernt eine junge Frau, die händeschwenkend und um Hilfe schreiend immer tiefer im Moor versank. So schnell wie heute habe ich, ohne viel zu überlegen, noch nie mein Lasso von den Schultern gerissen und es nach der versinkenden jungen Frau im Moor geworfen. Im allerletzten Moment bekam ich sie mit meinem Lasso zu packen, und wie einen Schlitten über die Eisdecke so zogen wir sie über das Moor ans Land. Die nächsten fünfzehn Minuten lag sie wie tot, total erschöpft am Boden nach Luft ringend und nicht ansprechbar. Jan holte in meinem uralten Kochgeschirr, das ich noch aus besseren Zeiten weit im Osten daheim hatte und jetzt immer, aus alter Gewohnheit bei unsern Jagdausflügen bei mir trug, aus dem kleinen Bächlein, der dieses Moor scheinbar mit dem nötigen Nass versorgte und wusch alles an ihr was frei zum Waschen an ihr war, gab ihr dann auch etwas sauberes Wasser zum Trinken und ich fragte Jan, ob er sie auf seinem Pferd heim zu Didilind bringen möchte, die sie mit Luzia zusammen versorgen können. Und du dann mit unserm alten Wagen, der mit dem kleinen Kran hinten am Ende, wieder hierher kommst, denn wir werden hier bald einen ausgewachsenen Ur treffen, den wir irgendwie auch heim bringen müssen. Dienstag und ich halfen Jan, das immer noch benommene und scheinbar nicht ansprechbare Mädchen in ihren verdreckten Sachen auf sein Pferd und er ritt mit ihr auf dem kürzesten Weg in die Struth und lieferte sie bei Didilind und Luzia zur weiteren Behandlung ab. Dann spannte er zwei neue Pferde an den alten noch intakten Planwagen mit dem kleinen Kran hinten und kam eilig zurück zum Moor und fand mich ganz in der Nähe des Moors mit einem erlegten Ur, den wir bald am Kran bammeln hatten und in die Struth brachten, um ihn hier wieder nackig auszuziehen, von innen und von außen wuschen, zerlegten und ihn beiseite schafften, was so viel heißt, dass wir ihn in der Struth verteilten, einschließlich einer großen Portion für die Holzarbeiterküche. Auch die Wölfe hatten heute wieder ihre ordentliche Ration der Innereien gefuttert; trotzdem blieben noch viele Innereien für die Wölfe für morgen. Kopf, Nieren, Herz und Leber blieb für unsere Küche, denn wir hatten ja noch immer die Tagelöhner, die beim Dreschen mithalfen. Eine ganze Hinterkeule blieb für uns, eine Vorderkeule ging an die Bauarbeiterküche; den Rest verteilte Dienstag, einschließlich der zersägten Beinscheiben an die übrigen Struther, die noch nicht selbst auf die Jagd gehen und sich immer noch mit dem Fleisch von uns versorgen ließen. Dafür wollten wir morgen wieder auf die Jagd in die gleiche Richtung ziehen, wie auch heute, denn sie scheint noch nicht so leer gejagt zu sein. Als alles wieder sauber war und nichts auf das hinwies was eben hier passiert ist, ging ich erstmals ins Haus und wollte nach der jungen Frau schauen, warum, wieso sie da, wie Abfall in das Moor geworfen wurde, was das wieder für neue und raue Sitten sind, junge Menschen im Moor zu versenken, die mir damals völlig unbekannt sind. Oder sollte sie irgendwie auf diese Art den jungen Göttern geopfert werden um sie aus welchen Anlässen auch immer wieder zu besänftigen. Von solchen Opferriten habe ich schon daheim gehört, aber so etwas noch nie selbst miterlebt. Doch die junge Frau reagierte auf nichts, was ich auch zu ihr sagte, egal ob ich sie lieb, ernst oder traurig anschaute; sie tat so, als würde sie mich nicht verstehen, obwohl sie doch vorhin, im Moor Hilfe in unserer Sprache schrie, als sie immer tiefer sank und das Moor ihr immer näher an dem Hals hoch stieg oder sie darin immer tiefer versank. Was will sie uns verheimlichen, wovor hat sie solche Angst, dass sie vor uns die ängstliche und unverstandene spielt? Kennt sie etwa ihre vermeintlichen Mörder? Und warum will sie sie schützen und uns nicht verraten? Vor wem sollen wir sie dann beschützen, wenn wir sie nicht kennen, ihre Peiniger in den schwarzen Klamotten?

Obwohl sie sich mit Didilinds Hilfe wieder frisch gewaschen hat und von Luzias Sachen sich komplett neu einkleidete, hat sie weder zu Didilind noch zu Luzia ein Wort gesprochen, auch nicht ein Wort des Dankes, ein kurzes Kopfnicken sollte vorerst das Dankeschön ersetzten. Didilind sagte mir draußen in der Diele, dass das Mädchen, dem kleinen Bäuchlein nach zu urteilen auch bald Mutter werden wird! „Was sind das für brutale Menschen, die eine junge Frau in so einem Zustand und dazu bestimmt nicht die Hässlichste ist, umbringen wollen, statt sich auf das neue Leben zu freuen, dass da unterm Herzen heranwächst?“, fragte Didilind. Ich glaubte immer, dass ich viel weiß und kenne, aber das, was da heute am Moor passiert ist, konnte ich mir nicht erklären. Auch Jan mühte sich sehr um sie, und ich hatte bald das Gefühl, dass die junge Frau ihm mehr bedeutet, als nur eine vom Tod errettete! Auch ihm beantwortete sie keine seiner Fragen über das Warum und das Wieso! Wie ich später von ihr erfahren habe, hatte sie heute Mitleid mit uns oder einfach Angst um uns, denn ihr Vater war weit über seine Grenzen hinaus ob seiner Brutalität und Grausamkeit ein bekannter Mann, um den die Menschen lieber einen großen Bogen machten. Nur wir haben ihn heute noch nicht kennengelernt. Warum und was für ein Geheimnis verschweigt sie uns jetzt und heute? Doch am nächsten Tag ist sie schon mit Jan in den Kuhstall gegangen und half die Kühe füttern. Es war eine Arbeit, wie es sich bald zeigte, die für sie recht ungewohnt war. Auch bei der Küchenarbeit versuchte sie sich, ohne mit jemand auch nur ein Wort zu wechseln und schaute immer wieder durch das kleine Küchenfenster nach draußen oder zur Haustür. Wenn ihr etwas gesagt wurde, nickte sie nur kurz den Kopf. War aber sehr schnell am Weinen, wenn einer von uns versuchte sie zu bedrängen, dass sie etwas über sich selbst sagen möchte, ob sie vielleicht von irgend einer Bande entführt wurde, und es mit der Lösegeldübergabe nicht geklappt hat oder ob sie vielleicht Heimweh hat und wir sie heimbringen sollen. Und immer wieder sagten wir ihr, dass sie hier bei uns absolut sicher sei, dass ihr hier keiner etwas antun kann und wenn, dann muss er uns erst beseitigen, was so viel heißt: „Nur über unsere Leichen kommen sie an dich ran.“ Am nächsten Sonnabend sollte ich doch mehr wissen, denn da sollte sich das Blatt beginnen zu wenden, was letzten Endes sehr blutig wieder enden sollte.

Der Sonnabend kam und Didilind fuhr mit einigen Struther Frauen, ohne mich zum Wochenmarkt, um da den Küchenkochvorrat, bis aufs Fleisch an allem wieder aufzufüllen. Luzia und Frieda übernahmen da schon mal den Küchenkochdienst. Gegen Mittag klopfte es an der Tür und hereintrat unser Missionar, der wieder in Geldnöten war. Auch fragte er nach der jungen Frau die da ganz hilflos in der Ecke wie ein kleines Häufchen Unglück saß und auch sehen konnte, dass sie auf dem besten Wege war bald Mama zu werden. Und als ich dabei war dem Missionar zu erzählen wo und wie wir sie gefunden haben, wollte sie mit einem Sprung aus der Küche verschwinden, was ich noch gerade im letzten Moment verhindern konnte. Und ich fragte sie wieder, ob sie denn lebensmüde sei und sagte ihr wieder, dass sie hier vor uns und bei uns keine Angst haben muss, denn hier tut dir ganz bestimmt keiner etwas, hier bei uns bist du ganz bestimmt sicher, viel sicherer als draußen am Moor oder sonst wo, was du mir glauben kannst, auch wenn der Gast schwarz angezogen ist wie die Männer damals am Moor! Da brach sie plötzlich ihr Schweigen und sagte: „Du kennst meinen Vater nicht, dem hat noch kein Krieger widerstanden. Und jeder, der mich rettet, widersetzt sich seinen Entscheidungen und ist wie auch ich dem Tode verfallen. Aus Angst, dass ihr mich auch verwirft, habe ich die Stumme gespielt! Ihr seht ja, in was für einen Zustand ich mich befinde. Und was da passiert ist, passierte gegen den Willen meines Vaters, der mich für einen andern Junker bestimmt hat, der mich ganz und gar nicht interessiert hat!“ Als sie ihren Prolog beendet hatte, dankte ich ihr für ihre Ehrlichkeit und versicherte ihr, dass sie sich hier, solange sie hier ist und jetzt erst Recht, ihres Lebens sicher sein kann, denn nur über meine Leiche kommt der Gernegroß, dein Vater an dich heran. Und noch einmal, hier stehst du unter meinem Schutz, unter dem Schutz von Eberhard von Odens, der schon schlimmere Gefahren und Gesellen mit Hilfe von da oben gebannt und besiegt hat, als das es dein Vater überhaupt sein kann. „Und wer ist denn überhaupt dein Vater, vor dem du so viel Respekt hast? Und da sagte sie, dass ihr Vater, der überall Angst einflößende schwarze Ritter von Trippelfelz ist, vor dem sogar schon die Römer getürmt sind! Vielleicht ein einzelner, wein- oder Bierseliger Römer, aber nicht die große Masse Wenn ich ihr einiges glauben wollte, dann alles, nur nicht, dass die Römer vor ihm schon getürmt sind. Und da sagte ich ihr, dass dein Vater ganz bestimmt ein kleines Wichtelchen sein muss, der über seinen Ort nicht hinaus bekannt geworden ist, ob seiner kleinen furchteinflößender Riesengestalt! Denn ich kam sicher schon viel in der Welt umher und höre heute zum ersten Mal, dass es diese Gestalt geben soll, bei dem das Mundwerk wohl sicher viel größer ist als sein Geist und seine Körperkraft. Und wenn er wirklich so berühmt ist, dann wird er auch sicher bei sich die Ritterspiele oder die Ritterturniere abhalten, an denen ich gerne teilnehmen würde! „Und wozu würdest du das tun?“, fragte sie mich, „dann wäre ich ja wirklich schutzlos, denn aus seinem Gehöft ist noch niemand lebend herausgekommen, den mein Vater nicht hat gehen lassen wollen. In seinem Verlies liegen die Gebeine vieler dieser mutigen jungen Helden, die alle meinetwegen sterben mussten und dass sie einmal nach seinem Tod ihn, als den Unbesiegbaren bei Wodan und Donar in der Walhalla in der ersten Reihe begrüßen und bedienen werden müssen. Auch sagte sie mir jetzt, dass am Sonnabend in vierzehn Tagen wieder bei ihm ein Reiterturnier stattfinden wird. Der Sieger wird mit einer großen, blonden Puppe belohnt, die mich symbolisieren soll. Womit er jetzt den Sieger belohnen wird weiß ich nicht, denn mich kann er ja jetzt nicht mehr zeigen, denn für ihn bin ich offiziell tief unten bei den Moormännchen eine tote Spielfigur, die zur Strafe die ganze Ewigkeit mit den kalten steifen und kleinen Moormännchen mich beschäftigen muss und nicht standesgemäß in der Walhalla. Danach beschrieb sie mir den Weg zu ihr nach Hause, der auf der anderen Seite des Rinus, außerhalb des Limes liegt, und nannte mir auch den Namen ihres Freundes, einem kleinen Junker, der sich langsam emporarbeitet und wo ich ihn finden werde, der auch Jan hieß und auch ihren Namen nannte sie mir, den ich nimmer vergessen wollte, Siegrid, ein Mädchen mit stahlblauen Augen und blondem Haar. Nur dass ihr ehemaliger Freund Jan jetzt ohne sie den ganzen Lebensmut verloren hat und es mit seinem einst so euphorischen Leben bergab geht, das hat sie vorerst noch nicht mitbekommen. Unser Missionar führte dann nach mir das Gespräch mit ihr fort. Wie er mir später sagte, habe sie noch nie etwas über den einen großen Gott und seinen Sohn, der die Welt mit allem was sich in ihr bewegt, erschaffen hat, einschließlich der von den Germanen verehrten Göttern in den alten Eichen. Und diese Götter nur so lange in der Phantasie der Menschen leben dürfen, wie er es, der eine und große Gott es den Menschen erlaubt. Und wenn dieser eine große Gott es meint, dass die Menschen genug Popanz mit diesen Göttern getrieben haben, dann schickt er ihnen Menschen, die diese Göttereiche umhauen und sie dann sehen können, das nichts weiter passiert ist, und sie das Holz des Baumes anderweitig verwenden können, soweit es noch gesund und verwendbar ist! Und eines will dieser große Gott, dass sich die Menschen untereinander lieben und helfen und sich nicht töten, sondern ihre Missetaten gegenseitig verzeihen. Danach ging ich mit unserm Missionar in mein Kantor und da erzählte er mir, dass hier in dieser Gegend die Männer die jungen Frauen aus ihren Familien, wenn sie gegen ihren Willen ein Kind bekommen und noch nicht verheiratet sind in den Sumpf, in das Moor geworfen werden und die armen Seelen dieser ums Leben gekommenen Frauen, samt ihrer ungeborenen Kinderseele, besonders in den warmen Sommernächten wie feurige Flammen lautlos über das Moor huschen oder tanzen, als wollten sie die Vorbeiziehenden darum bitten für ihr Seelenheil zu beten, um ihre Ruhe zu finden. „Aha“, dachte ich als ich diese Geschichte da hörte, denn bei unserer langen Wanderung in die Struth, habe ich oftmals in den dunklen Nächten, diese Flammen über die Oberfläche habe tanzen gesehen und ich fast ebenso dachte, wie es der Missionar mir eben erzählte, dass irgendwelche Gangster jetzt nach dem Tod da umherschleichen und hoffen dass der eine oder der andere vorbeikommenden Zuschauern da jetzt helfen kann!

Dann kamen wir auf seinen eigentlichen Wunsch, dem Zimmermann ist er bald wieder ein Tausend Goldflocken schuldig, für die Holzarbeiten und den Holzbestand; aber auch der Baumeister will wieder für die schon ausgeführten Arbeiten am Bau des Gotteshauses ein Tausend Goldflocken. Wir einigten uns, dass wir am Sonnabend, übermorgen, wieder zusammen in den Flecken fahren, da die Glassteine umtauschen, unsere Schulden bezahlen und wir erfahren, wann und wie viele Goldflocken wieder demnächst zu zahlen oder fällig ist, die wir dann rechtzeitig wieder besorgen oder umtauschen können.

So kam es auch. Am Sonnabend fuhren wir in den Flecken, tauschten da zwei Glassteine in Goldflocken um. Hier beim Goldschmied erfuhr ich auch wer der schwarze Graf von Trippelwitz ist und wo ich ihn finde. „Man erzählt sich von ihm die gruseligsten Geschichten“, sagte er mir, „aber persönlich hat ihn noch keiner hier kennengelernt, offensichtlich macht er um unsern Flecken doch einen Bogen. Vielleicht fürchtet er doch, dass viele Häscher des Hasen Tod sind, denn hier in dem Flecken würde er es sicher nicht mit einem Gegner zu tun bekommen. Der Baumeister erzählte mir die gruseligsten Geschichten von ihm, dass er zu der Gattung Mensch gehört, dem man am liebsten aus dem Weg geht, mit dem man am liebsten auf ein gemeinsames Kirschen essen verzichtet, dem man immer Recht gibt und sich das Seine denkt. Danach schauten wir bei beiden, dem Zimmermann und dem Baumeister auf die Finger, ob da auch bei beiden der Gegenwert für jeweils Tausend Goldflocken erbracht wurde. Beim Zimmermann hätte oder könnte bisschen mehr für die Tausend Flocken erbracht sein, es sei denn, er muss noch einiges an Holz bei schaffen, das ganz bestimmt nicht umsonst angeliefert wird. Beim Baumeister verteuert das Eiweiß zum Mörtelmachen das Bauen. Die Möwen am Rinus werden sich bestimmt wundern, warum ihnen in diesem Jahr immer wieder die Eier aus den Nestern gestohlen werden und es keinen Nachwuchs bei ihnen gibt! Wer wohl der Spitzbube dieser Eier aus ihren Nestern ist? Denn ohne das Eiweiß aus den Eiern gibt es keinen Mörtel zum Mauern! Dass es die Kinder aus dem Flecken sind, die mit dem Möweneiersammeln ein großes Zubrot verdienen, haben sie, die Möwen sicher viel zu spät erfahren. Nachdem wir alle unsere Aufträge erledigt haben, lieferten wir unsern Missionar beim Bäcker ab und fuhren wieder nach Hause in die Struth. Unterwegs erzählte ich Didilind alles, was ich hier im Flecken über Siegrids Vater erfahren habe, dass es nicht gut ist mit ihm Kirschen zu essen. Alle drei, Goldschmied, Zimmermann und Baumeister meinten, dass man den Streit mit ihm nicht suchen sollte, wenn man ihn nicht unbedingt braucht, denn er ist nicht nur sehr nachtragend und erst Ruhe gibt, wenn er sein Ziel erreicht hat. Sondern auch sehr rachsüchtig, sehr rechthaberisch, nachtragend und sehr schnell beim Ziehen seines Schwertes und sein Gegenüber muss schon sehr, sehr gut im Schwertkampf sein! „Und was er nicht allein packt, das versucht er mit seinen ständigen zwanzig Landsknechten, die allesamt ein Abschaum der Menschheit sein sollen auf seine Art zu regeln“, erzählte ich ihr. „Und da willst du ihn herausfordern?“, fragte mich Didilind, „hast du sonst wirklich nichts anderes zu tun? Ich dachte, du willst helfen und nicht rächen und Blut vergießen!“ Im Grunde, Didilind, hast du ja Recht, wenn Blut vergossen werden soll, soll doch ein anderer der Provokateur sein und nicht du, Eberhard. Und so kam es, dass ich nicht zum Ritterturnier nach Trippelfelz hingezogen bin, sondern unser Jan und Siegrid zogen in das neue noch leer stehende Haus. Und nicht ich war der Herausforderer, sondern er war schneller bei uns, um hier den starken Mann zu spielen der er bestimmt nicht war, als es uns lieb war und seine Familie da die Rachsüchtigen spielten und dabei fast alles ins Chaos stürzten. Siegrid brachte einen kräftigen Jungen zur Welt, um den auch er, Jan, der unsere, sich rührend kümmerte, obwohl es nicht sein Kind war. Ich habe ihn einige Male darauf angesprochen, ob er nicht weiter unten, unterhalb Struth einen eigenen Hof bewirtschaften wollte. Doch er sagte mir immer wieder: „Warum? Vielleicht später oder unsere Kinder! Ich weiß dass ihr uns helfen wollt! Aber wir sind mit dem zufrieden, was wir vorerst bei euch haben! Alle weiteren Sorgen müssen wir uns nicht machen und überlassen sie euch, die ihr das Lösen dieser Sorgen weitaus besser versteht als wir. Mehr wollen wir gar nicht!“

Am nächsten Tag sind wir wieder zur Jagd ans Moor gefahren, und haben eine kräftige Elchkuh heim gebracht, die schon, wie es sich bald zeigte, eines von den älteren Mädchen war, das unsere Frauen in den Suppen auch auch weich bekamen und in den dicken Suppen prima und herzhaft nach mehr schmeckte.

Auch Didilind hat wieder einen kräftigen Buben zur Welt gebracht, der nicht so viele Komplikationen bei der Geburt bereitet hat wie unsere Kronprinzessin, den wir nach ihrem Vater Joachim nannten, der wunderbar heranwuchs und uns allen auch viel Freude bereitete. Und jetzt kam der Winter. Draußen war es nicht nur bitterkalt, sondern heute Nach brauste noch dazu ein eisiger Schneesturm der alles in eine undurchsichtige Eis- und Schneehülle verpackte. Da klopfte es an unsere Haustür und eine junge Männerstimme begehrte Einlass. Jan, der noch bei uns war und alles mitbekam worum es hier ging, dass der junge Mann hier und heute übernachten wird, führte sein Pferd zu uns in den Stall, wo es mit den anderen fressen und übernachten kann. Am nächsten Tag, der Eissturm hat sich gelegt, und unser junge Gast schien mit Fieber im Bett zu liegen. Unsere Luzia übernahm die Pflege dieses jungen Mannes. Und mit Didilinds Kräuterhilfe, teils im trockenen oder nassen Zustand, hat er nach zwei Wochen wieder das Bett verlassen können. Luzias pflegerische Hände scheinen auch sein Herz in eine bestimmte Richtung gepflegt zu haben, es waren ja Luzias Hände, die bei ihm bestimmte Geister geweckt haben. Gesagt hat er bestimmt noch nichts zu ihr, aber mit seinen Augen hätte er sie am liebsten nie mehr hergegeben, sondern regelrecht verschluckt oder total vereinnahmt. Was ihn an ihr so reizte war nicht nur ihre Figur, sondern, dass sie auch alles konnte und vor allen der liebende Ton, der hier gegenüber dem steifen Ton, der bei ihm zu Hause herrschte. Heute Vormittag saß er in der Küche am Tisch und schaute abwechselnd dem Tun der Frauen und Mädchen in der Küche zu und was sich draußen im Schnee abspielte. Da zuckte er plötzlich zusammen, als ob er etwas gesehen hat, was er eigentlich bei seinem gesunden Menschenverstand nicht hätte sehen können oder dürfen, denn die Frau ist ja offiziell schon einige Jahre tot im Moor. Er rieb sich immer wieder mit seinen Händen seine Augen, zwickte sich in seine Haut, ob er auch wirklich wach ist, denn die Frau, die da durch den Hof in den Stall ging, ist doch seine Schwester, die sein Vater mit seinen schwarzen Spießgesellen im Moor versenkte, so erzählte er immer wieder allen, die ihn nach dem Verbleib seiner Tochter fragten. Und was nun Eugen von Trippelfelz? Wie du eben sehen konntest lebt deine Schwester bei bester Gesundheit und scheinbar sehr glücklich. Ob ich das vor meinen Eltern werde verheimlichen können? Und was tut er dann, wenn er erfahren wird, dass sie noch lebt und scheinbar recht glücklich hier bei den Leuten in der Struth ist, wo man eigentlich nur glücklich und zufrieden sein kann, wo es keine steife Unstimmigkeit untereinander gibt? Wird er mit seinen zwanzig Kriegern herkommen, um alles dem Erdboden gleichzumachen, alles Vierbeinige und Zweibeinige, soweit er sie nicht tötet, als Gefangene wegführt? Was der junge Eugen von Trippelfelz nicht wusste, dass auch ich hier zwanzig gute Bogenschützen zusammenbekomme, die im Zweikampf sicher nicht zu den besten Kempen gehören, die aber mit Pfeil und Bogen sehr gut und flink umgehen können und sich vor niemandem diesbezüglich fürchten müssen. Es kam der Tag, und er fragte nach den Unkosten, die sein Hierverbleiben verursachten? Und er fragte auch, ob er wiederkommen kann, denn deine Tochter Luzia, die möchte ich gerne als meine Frau heimführen und es kann passieren, dass ich mit meinem Vater hier bald auftauchen werde, denn er muss ja dieser meiner Heirat zustimmen, andernfalls bin ich in seinen Augen verstoßen, ein Versager, das heißt, von seinem angehäuften, und teilweise geraubten Vermögen, mit dem er immer prahlt, bekomme ich nichts zu sehen; ich bin dann ein armer Mann, wie eine Maus im ausgeräumten Keller! Und ich sagte ihm beim Abschied, wenn du als ein Armer, aber als ehrlicher Mensch zurückkommst und so zufrieden leben willst wie wir hier leben, dann bist du uns jederzeit willkommen, aber auch, wenn du mit deinem gestrengen Vater vorbeikommst, um Brautschau zu halten, seid ihr uns auch willkommen! Dass er seine Schwester hier über den Hof hat gehen sehen, davon hat er uns nichts beim Abschied gesagt, das blieb sein streng gehütetes Geheimnis. Schade eigentlich dass er uns das nicht gesagt hat, denn dann hätten wir ihn sicherlich einen gebührenden Empfang vorbereitet, den er sicherlich nicht so schnell vergessen würde! Aber es hat auch so noch geklappt!

Eine Woche verging, es war wieder Sonnabend. Wir waren früh schon mit Dienstag und Jan auf der Jagd. Wir hatten drei Wildschweine und einen jungen Urbullen geschossen. Nur wie bringen wir die Tiere nach Hause in die Struth? Als wir, mehr aus Jux das Los zogen, wer von uns heimreitet, um den Wagen zu holen, um die Jagdbeute heimzubringen, fiel das Los diesmal wieder auf Jan, der kein böses Gesicht machte, sondern sich schon auf das Wiedersehen mit seiner Siegrid daheim in der Struth freute, die sich sicher auch über unsern Jagderfolg freuen wird. Und so geschah es auch heute. Freudestrahlend riss er die Haustür auf und wollte wie immer, wenn die Jagd erfolgreich war, sie fest an sich drücken und ihre Nähe ganz fest und nah spüren und genießen. Doch da verschlug es ihm die Stimme, denn ein Mann in schwarzer Kleidung schon bisschen älter hielt seiner Siegrid ein Messer an ihren Hals und schrie: „Wer sind die Leute, die dich gerettet haben und wo finde ich sie?“ Weiter kam er nicht den er stürzte sich von hinten auf ihn, packte ihn mit seiner Rechten von hinten an seinen Wamskragen und schrie, so laut er konnte: „Hier steht einer der Retter“, und schlug mit seiner linken Faust geradewegs ihm mit voller Wucht mitten ins Gesicht. Das schwarzgekleidete Monster, das mit so einem Blitzangriff sicher nicht gerechnet hat, bei ihm scheint für einen Moment das Licht ausgegangen zu sein und lag leblos auf dem Küchenboden. Jan nahm ihm alle seine Waffen ab und stellte sie, beziehungsweise legte sie in die Nähe von Siegried. Dann nahm Jan sie ganz fest in seine Arme, so als wollte er sie wieder beruhigen, und sie nie wieder loslassen und, dass jetzt bestimmt nichts mehr passieren werde. Aber, so schnell konnten beide nicht denken, denn der schwarze Mann musste wieder aufgewacht sein, bekam sein Schwert zu fassen und stürzte sich auf den unbewaffneten Jan und hätte ihn bestimmt mit einem Streich gespalten. Aber Siegrid konnte Vaters Ger fassen und ihren Vater nicht mehr warnen, sondern stieß ihm im allerletzten Moment seinen Ger in seine rechte Popobacke und sein Schwertstreich sauste neben Jan herab, der sich kurz zur Seite wandte. Weiter kam er nicht, der schwarze Mann von Trippelfelz, denn auch ich bin plötzlich auf der Bildfläche aufgetaucht. Ohne lange zu warten, um zu erfahren, was hier passiert ist, schlug ich mit meiner Faust nach seinem Arm und er ließ sein Schwert laut klirrend zu Boden fallen. Ganz schnell wollte er sich nach seinem Schwert bücken. Doch da machte sein ‚Allerwerteste‘ mit meiner rechten Stiefelsohle Bekanntschaft, die er bestimmt nicht so schnell vergessen werde, denn er flog, etwa einen halben Meter hoch, über sein am Boden liegendes Schwert, quer durch die Küche mit seinem Kopf in den gemauerten Herd. Sein Kopf begann sogleich kräftig zu bluten, was er die nächsten zehn Minuten bestimmt nicht mitbekam, denn für diese Zeit war er im Land seiner unbesiegbaren Träume auf höchst unangenehme Art und Weise gelandet. Schade nur, dass ich nicht ein kleines bisschen Etwas früher da war, vielleicht wäre es da nicht so weit gekommen! Ja, was ist da passiert, dass ich hier aufgetaucht bin? Kaum dass Jan heimritt, um den Wagen zu holen, sagte Dienstag zu mir: „Reite Jan nach, ich habe so komische Gefühle in meinem Bauch, als ob da daheim etwas schief läuft, etwas stimmt daheim nicht. Ich alleine werde es bestimmt nicht packen, reite du! , denn du kommst schon eher mit dem zurecht, was ich da befürchte“ Und so schwang ich mich auf Odin und ab im Vollgalopp, unserm Jan nach. Ich glaube, dass ich gerade noch im richtigen Moment eingetroffen bin, bevor das Großmaul, der schwarze Ritter von Trippelfelz, größeren Schaden anrichten konnte. Da sagte mir Siegrid, dass der, der da vor uns am Boden liegt, ihr eigener Vater ist, einer der ganz Bösen Menschen, die nur das Böse akzeptieren, die mich ins Moor warfen, die mich vor Jahren gewaltsam umbringen wollten, um ihre schmutzige Ehre zu retten.

Ich merkte bald, dass er wieder munter ist und umkreiste ihn langsam, ohne ihn aus meinen Augen zu verlieren. Und dabei sagte ich sehr andächtig und langsam zu ihm: „Also, so sieht ein wüstes und verdrecktes, zweibeiniges, total heruntergekommenes Wildschwein, nein ein verwilderter Keiler aus, der sich an harmlosen Menschen vergreift, weil er fälschlich glaubt, dass er der Größte, der Tapferste, der Mutigste ist und noch vor Wodan kommt, den niemand besiegen kann, sich dabei aber nicht an die wahren Kempen herantraut, vor denen er schon seine Hosen vollmacht wenn er sie sieht. Und dabei übersieht er, was er doch für ein feiges Weichei ist, das hier mit vollen Hosen vor uns auf dem Küchenboden liegt und unsere gute, unschuldige Luft hier mit seinem Gift verpestet, denn woher sollte plötzlich der fürchterliche Gestank herkommen und der da am Boden nicht mehr weiß wo vorne und wo hinten ist. Ich glaube, dass ich ihn jetzt so weit habe, dass er letztendlich explodiert und die Bruchlandung seines Lebens erlebt. Und er tat es. Wütend sprang er auf, wie ein wildgewordener Grislybär, stürzte sich auf mich und schrie wie von Sinnen: „Dir werde ich es jetzt zeigen, wer von uns beiden ein oder das Weichei mit vollen Hosen ist.“ Da merkte ich, wie Siegrid wieder langsam nach Vaters Ger griff. Und ich sagte ihr, dass sie ihn doch bitte da liegen lassen solle! In diesem Moment, als ich die letzten Worte sprach hat er nach seiner Tochter weggeschaut und wollte sich zuerst auf sie stürzen. Doch Siegrid durchbohrte ihn, diesmal tödlich. Als er da so blutend vor uns lag, schrie sie: „Vater, Vater das wollte ich doch wirklich nicht! Aber ich wollte auch nicht, dass du meine Lebensretter tötest! Ich wollte wirklich nicht so ein brutaler Mensch sein wie du, der immer das Töten vor Gnade und Recht gesetzt hat!“ Und da wurde ich, nicht nur sichtlich, sondern auch hörbar böse und sagte ihr, warum sie das gemacht hat, denn er hätte keinen von uns getötet! Ich hatte ihn fast so weit, dass er uns aus den Händen gegessen, nein gefressen hätte wie die Kühe und Pferde draußen, denn er wär jetzt, als sein letzter stolzer Akt durch die Luft geflogen und seine unsanfte Landung auf seinem Rücken hier auf dem Fußboden der Küche hätte auch ihn und sein Ego sicher für immer zur Vernunft gebracht und er hätte erkannt, dass keine Bäume in den Himmel wachsen, sondern alle schön brav in der Luft irgendwann in einer gewissen Höhe stecken bleiben und nicht mehr weiter wachsen können, denn wo hätte er noch mit seiner so peinlichen Niederlage in einer Strüther Küche protzen oder angeben können. Das Märchen mit seiner Unbesiegbarkeit wäre für alle Zeit restlos vorbei und hier bei uns hätte er auch bald das gelernt, was den Menschen zum Menschen macht, eben hilfreich und gut zu seinen Mitmenschen zu sein, denn er hätte, wenn er es noch gekonnt hätte, mich zum Duell gefordert, was ihm, das schwör ich dir, nicht gut bekommen wäre, denn wenn er noch ein bisschen Ehre innehat, dann wäre er hier bei uns sicher das geworden, was einen Menschen auch auszeichnet oder zum Menschen macht. Da der Vater nicht bald zurückkam wie er versprochen hat, ging sein Sohn Eugen hinüber in ihr Haus und musste mit ansehen, wie wir, Jan und ich, ihn hinaustragen wollten, damit er draußen in der Natur abkühlt und wir ihn dann unter die Erde bringen, wo ist mir egal. Eugen wollte wissen wie es so weit kam, und ich nahm alle Schuld auf mich und Eugen tat etwas, etwas Dümmeres hätte er keineswegs tun können, er forderte mich zum Duell heraus! Scheinbar war ihm nicht ganz bewusst was er da forderte oder noch nicht wusste, dass ich vor uralten Namen noch nie weiche Knie bekommen habe; möge der Namensinhaber alt oder jung sein. Und ich ihn fast mitleidsvoll fragte, mit was für Waffen er denn kämpfen wolle? Und ich ihm weiter sagte, dass ich, als der Geforderte, gerne auf die Wahl der Waffen verzichte und ich es dir, kleiner Mann, gerne auch die Wahl der Waffen dir, für deine, wahrscheinlich größte Dummheit des Lebens überlasse, damit du später keine faulen Ausreden für deine Niederlage gebrauchen musst. Bestimme du, mit was für Waffen du das Duell auch führen möchtest oder ich dir deinen Hosenboden versohlen soll, wenn du trotz deiner Dummheit nicht mehr weiter kommst. „Doch nicht etwa mit deinen Popelfingern!“ Und die Antwort kam prompt: „Mit dem Schwert!“ „Einverstanden“, kam meine Antwort. Und dachte dabei, wie so ein blasses Kerlchen mit einem Schwert kämpfen will, das bald schwerer ist als er. Draußen vor dem Haus im Hof, in dem der tote Vater lag, fand der Kampf statt, der immer mehr Zuschauer anzog, die auch lautstark riefen, wie denn der kleine Gartenzwerg gegen unsern Chef bestehen will, oder ist das der Dank von ihm, dass sie ihn wieder gesund von seiner Erkältung gepflegt haben. Doch bevor das Duell begann, fragte ich ihn, wo er mit seinem Vater beerdigt sein möchte und ob du dir das Duell auch gut überlegt hast, denn dein Leben beginnt erst und meins geht so langsam in eine höhere Sphäre über oder so langsam dem Ende entgegen, was sicher nicht so ganz stimmte, denn ich fühlte mich auch jetzt noch sehr rüstig, es auch mit mehreren solchen Gartenzwergen aufzunehmen! Doch so kannte ich ihn gar nicht, denn er fing plötzlich an mich anzuschreien, ob ich denn zu feige wär mit ihm, mit einem echten Trippelfelzer zu kämpfen oder zu duellieren, für die Feigheit ein großes Fremdwort ist, denn letzten Endes geht es um die Ehre der Trippelfelzer? Und ich ergänzte, dass er scheinbar nicht schnell genug seinem Vater ins Reich der Toten, in die Walhalla folgen kann, um ihn in da zu bedienen. „Mein guter Gott da oben, was ist aus diesem schmächtigen, scheinbar braven Jüngling bloß geworden, ist er wirklich von allen guten Geistern verlassen“, dachte ich. Auch seine Schwester Siegrid versuchte es, ihn vom Kampf abzubringen, denn sie hat ja vorhin mich im Kampf gegen ihren ach so unbesiegbaren Vater gesehen, wie er ein ums andere Mal den Kürzeren zog und mit dem harten Steinboden ungewollt Bekanntschaft machte. Aber auch von seiner Schwester ließ er sich nicht zur Vernunft bringen, die in seinen Augen wieder zu den ganz Ehrlosen gehört, sondern hatte nur höhnende Worte für sie übrig wie etwa, „wenn du schon deine Ehre, die Ehre der Trippelfelzer übern Haufen geworfen und mit Füßen getreten hast und es vorgezogen hast in Unehre und unter deiner Würde, wie es sich für eine Trippelfelzerin gehört weiter zu leben, so schweig auch jetzt, sonst muss auch ich mich noch mit dir duellieren, um sie, den Trippelfelzer Ehrabschneidern endlich zu zeigen wo es langgeht und sie gebührend zu bestrafen. Auch Luzia kam von seinem Geschrei angelockt nach draußen. Als sie vernahm, worum es hier geht, versuchte auch sie ihn vergebens von diesem seinen unsinnigen Duell abzubringen, das ihm sicher nicht weiter helfen wird. Und ich sagte ihm: „So komm mein Junge, wenn du es unbedingt willst, dass ich dir deinen verzogenen und außer Form geratenen, hochadeligen Hosenboden stramm zieh und neu, vielleicht ein bisschen schmerzhaft besohle, so bringen wir es hinter uns oder möchtest du noch vorher einen Abschiedsbrief an dein Mütterlein daheim schreiben und ihr mitteilen, warum du nicht mehr zu ihr zurückgekehrt bist? Möge Gott meiner friedfertigen und deiner streitsüchtigen Seele gnädig sein, dass es hier nicht noch mehr Tote geben mag, und noch mehr Blut fließen möge, von dem es in der letzten Zeit schon genug geflossen ist, denn über der Erde lebt es sich viel schöner und angenehmer, als steif und kalt unter der Erde zu liegen, und von den Würmern in der Erde aufgefressen zu werden Amen!“ Und der Kampf begann. Ich hatte so das Gefühl, dass er eher ein guter Salonfechter für Schaukämpfe sei, ein Kämpfer auf Leben und Tod weniger, der scheinbar gar nicht weiß was Duell mit Schwertern heißt! Ich habe ihm daher immer mehr meinen Kampfstil aufgezwungen und zum Kämpfen gemusst, was mehr und mehr Kraft bei ihm kostet. Und es zeigte sich bald, dass er doch lange krank darniederlag und wo es hier langgeht. Ich fragte ihn wieder, ob er es bis hier her mit dem Duell belassen möchte und Luzia in der Küche wieder beim Abtrocknen helfen möchte, was so viel heißen würde, dass das Duell unentschieden ausging. Von mir aus kannst du auch überall erzählen, dass du mich, den unbesiegbaren Eberhard besiegt hast, denn dafür kann ich mir nichts kaufen. Ich habe nichts dagegen, wenn du auch unbedingt der Sieger sein möchtest, aber tot möchte ich noch keineswegs vor die liegen oder als dein Gefangener durch die Lande ziehen, denn du wirst mein Hilfe noch öfters brauchen; und die kannst du nur von einem lebenden und freien Eberhard von Odens bekommen, von einem Toten ganz bestimmt nicht. Aber diese meine Hilfe kann ich nur einem lebenden Trippelfelzer geben; einem toten bestimmt nicht. Er wollte immer noch keine Vernunft annehmen, denn das wäre eines Trippelfelzer mehr als unwürdig, denn dann dürfte er sich überhaupt nirgends mehr blicken lassen und er begann blindwütig auf mich einzuschlagen, dass die Funken nur so flogen. Und die Folge war, dass seine Schläge immer leichter und schwächer wurden. Und als ich es für gekommen sah, den ungleichen Kampf zu beenden, habe ich seinen letzten Schlag rechts an meiner Körperseite mit meinem Schwert abrutschen lassen, stellte ruckartig mein rechtes Bein hinter sein linkes, gab ihm mit meiner rechten Schulter den berühmten Stoß gegen seine Brust, er wollte zurückweichen und viel rückwärts, über mein rechtes, hinter ihm stehende Bein zu Boden. Ich trat auf sein am Boden liegende Schwert und hielt meine Schwertspitze an seinen Hals, was so viel heißt, ich begnadige dich, ich steche nicht zu und du bist ab sofort mein Sklave. Doch er war absolut lebensmüde und wollte immer noch nicht aufgeben. Und so legte ich ihn über meine Knie und er bekam mit seinem breitentrippelfelzer Schwert, mit einem echten Trippelfelzer Schwert, einige deftige Schläge über seinen Allerwertesten, von denen er ganz bestimmt noch in einigen Tagen etwas spüren, fühlen und träumen wird, nicht nur beim Reiten und sitzen auf dem Melkhocker, sondern auch bei allen seinen Schritten, was ihn letztlich dazu bewog scheinbar zu kapitulieren. Dann habe ich ihn ohne Waffen zu uns ins Haus geschickt und sagte ihm, dass er sich von Luzia verarzten lassen soll und von Luzia, wenn sie noch für dich ansprechbar ist, mit kalten Umschlägen deinen Allerwertersten versorgen lassen. Mehr schleppend als gehend bewegte er sich auf fast allen Vieren in Richtung Küche. „Ab morgen beginnen wir mit dem Erlernen der modernen Kriegstechnik, oder der Kriegskunst denn mit deinem Kampfstil, kann ich dich ja auf keinen los lassen“, rief ich ihm noch nach. Doch weit kam er nicht, denn er ergriff erneut sein Schwert und stürzte sich, alle guten ritterlichen Sitten über Bord werfend und alle Wehwehchen vergessend, wieder auf mich. Mit einem wuchtigen Schlag schlug ich ihm sein Schwert, das er schon mit seinen beiden Händen glaubte festzuhalten aus seinen Händen, dass es im großen Bogen Denis vor die Füße flog. Der junge Eugen versuchte es zu holen. Doch als er in die Nähe von Denis kam, rief ich nur: „Denis aufpassen!“ Als Eugen knapp zwei Meter vor ihm stand, um sein Schwert aufzuheben, erhob sich Denis und zeigte Eugen fletschend und knurrend sein kräftiges Gebiss, was für Eugen hieß, komm keinen Schritt näher, denn du wärst nicht der Erste, der mit meinen Zähnen unangenehme Bekanntschaft machen würde! Von Denis Knurren wurden beide Wölfinnen angelockt, denn sie glaubten sicher, dass Denis Hilfe brauche. Jetzt, vom Knurren der Wölfe scheint Eugen wieder munter geworden zu sein, denn er rief tatsächlich laut um Hilfe, was auch mich veranlasste laut zu rufen, dass Denis, Katja und Indra wieder brav sein sollen, denn alles ist wieder in Ordnung. Zum Staunen aller Anwesenden brachte Dennis mir Eugens Schwert und legte es mir zu Füßen, dass ich diesmal sofort aufhob und in meine Waffenkammer brachte, wo es bei den anderen Beutewaffen an der Wand hing. Auch seine anderen Waffen hing ich daneben, die er heute ganz bestimmt nicht mehr brauchen wird, aber man kann ja nicht wissen, wann bei ihm die Sicherung oder wieder seine Trippelfelzer Großmannssucht durchbrennt und er den großen Kämpfer im Kleinformat spielen will, der mit seiner Kriegskunst doch nicht allzu große Sprünge machen kann, bei dem das Mundwerk viel größer als sie Kriegshandwerk für alle sichtbar ist!

In der Struth Band 4

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