Читать книгу Tränen einer Braut: 3 Romane - G. S. Friebel, Hendrik M. Bekker - Страница 8

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Elvira hatte überhaupt keine Ahnung von Hamburg, und so bemerkte sie auch nicht, dass sie genau diesem Viertel zustrebte. Sie wunderte sich darüber, dass sich plötzlich so viele Leute auf der Straße befanden. Dass dies in der Hauptsache junge Mädchen waren, bemerkte sie nicht einmal.

Aber die Dirnen bemerkten sie sofort und musterten sie mit schrägen Augen. An der Kleidung und dem Rucksack erkannten sie sofort, dass sie von auswärts kam. Das Hascherl hatte sich wohl verlaufen, war also keine Konkurrenz.

Tapfer ging Elvira weiter, immer den Rucksack an sich gepresst. Der Regen ließ ihre Haare strähnig herunterhängen, und betrübt dachte sie: Ich sehe bestimmt fürchterlich aus. So bekomme ich nirgends Arbeit.

Elvira befand sich am Hafenstrich, und das war so das Gemeinste und Gewöhnlichste in Hamburg.

Und dann wurde sie angesprochen.

»He, Vogelscheuche, wo willst du denn hin?«

Erschrocken blieb sie stehen und wandte langsam den Kopf zur Seite. Ein junges Mädchen, nicht viel älter als sie selbst, kam mit wiegenden Hüften näher. Wie konnte Elvira auch wissen, dass dieses Mädchen vor gar nicht langer Zeit selbst aus dem Hinterland gekommen war, sich aber jetzt hier ganz heimisch fühlte. Sie gab sich sogar recht wichtig und baute sich vor Elvira auf.

»Ja, dich hab ich gemeint. Was willst du hier? Hau ab, das ist hier keine Gegend für Babys. Geh zu Mama zurück und lass dir die Nuckelflasche wiedergeben. Du flennst ja schon, weil du dich verlaufen hast!«

So eine Rede hatte das junge Mädchen noch nie gehört. Und weil im Augenblick nicht viel los war, kamen die anderen kleinen Dirnen näher, stellten sich um sie herum und grinsten sie an. Das war mal eine kleine Abwechslung bei diesem Hundewetter.

Entgeistert starrte Elvira in jedes der verlebten Gesichter, dazu presste sie ihre Habseligkeiten noch mehr an sich.

»Die glaubt, wir klauen ihr die Sachen«, grölte eine große Dirne los.

Alle lachten und schlugen sich auf Schenkel.

»Nein«, stotterte Elvira hastig. »N…n…nein, das ist es doch nicht.«

»Wo willst du denn hin, Kleine? Wir sind ja nicht so. Hast dich also verlaufen und jetzt weißte nicht mehr, wo der Bus steht, was?«

»Bus?«, echote sie verwundert. »Welcher Bus?«

»Du meine Güte!«, schrie eine Nutte sie an. »Sag mal, hast du vielleicht ein paar Schrauben locker?«

»Vielleicht ist sie mit der Bahn gekommen«, lachten die anderen auf.

Langsam verstand Elvira.

»Nein«, sagte sie und lächelte zaghaft. »Ich bin mit einem Lastauto gekommen.«

»Wie, die ganze Schulklasse?«

»Wie bitte?«

Plötzlich schrie die erste Nutte: »Wir sind auf dem falschen Dampfer. Die ist gar nicht mit ihrer Schulklasse hier. Wette, dass sie von zu Hause fortgelaufen ist?«

»Ach nee, das wird ja immer schöner.«

»Ja«, sagte Elvira hastig. »Ich bin fortgelaufen. Ich suche hier in Hamburg Arbeit. Ich will nicht mehr zurück. Es war fürchterlich.«

»Wie? Hat dich dein Alter so geschlagen?«, fragte eine Dirne. Und eine andere: »Hat er was von dir gewollt? Hat dich die Stiefmutter misshandelt? Los, quatsch doch endlich! Was ist denn losgewesen.«

Tränen einer Braut: 3 Romane

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