Читать книгу Der Sohn ihrer Kegelschwester - Georgina O´Well - Страница 3

Als es begann

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Doris wusste noch genau wann es passiert war damals an dem Abend im Jahre 1970. Wie es sich angefühlt hatte, als er sich neben sie setzte und ihr plötzlich bewusst wurde, dass da ein junger Mann saß, der für sie mehr war als nur der Sohn ihrer Kegelschwester. Harald war mit dem Wagen gekommen, um seine Mutter vom Kegeln abzuholen. Und er war so stolz darauf gewesen, denn am Morgen hatte er seinen Führerschein bestanden und nun fuhr er das große Auto seines Vaters. Mit Achtzehn. Jungen, achtzehn Jahren. Es schien ihr, als hätte er vor Freude rote Bäckchen. Natürlich konnte es auch durch die Februarkälte kommen und an der überhitzten Kneipe liegen, die schwer rauchgeschwängert in diesen lebenslustigen Jahren des letzten Jahrhunderts voll war mit rotgesichtigen Menschen, die alkoholerfahren den Abend lautstark begingen. Ein völlig normaler Donnerstagabend. Der allvierwöchentliche Kegelabend. Spät, so gegen 23 Uhr.

Wie jetzt auch, als Doris sich erinnerte nach mehr als zwanzig Jahren, durchfuhr sie damals wie heute plötzlich ein scharfer Lustimpuls, der sich bis tief in ihre Lenden bohrte und sie erinnerte sich, dass sie an dem Abend dachte: Mädchen, reiß dich zusammen, der ist viel zu jung für dich. Was soll der mit einer Enddreißigerin? Es gab ihr einen Stich, weil sie registrierte, dass der Zug so langsam abfuhr ins Nirgendwo. Außerdem würde das nur wieder Ärger geben! Nun, jetzt konnte sie sich ungehemmt ihren Erinnerungen hingeben. Im warmen Badewasser ihres schönen, gemeinsamen Hauses räkelte sich ihr älter gewordener Körper und längst hatten ihre Finger das gefunden was sie suchten - und ihr Becken begann zu leben…!

Harald fuhr damals stolz wie Bolle durch die Nacht mit dem Mercedes seines Vaters und machte noch ein paar Umwege, bevor er die Gaststätte anpeilte, in der er seine Mutter vom Kegeln abholen sollte und die jetzt bereits sicherlich im Kreise ihrer lauten und geselligen Kegelschwestern den Abend oben in dem gemütlichen Kneipenraum ausklingen ließ. Er mochte diese Frauen, mal mehr, mal weniger. Die meisten waren ihm zu derb in ihrer ausgelassenen Art, besonders dann, wenn sie zu viel getrunken hatten und zotige Witze rissen. Betrunkene Frauen waren wesentlich schlimmer als betrunkene Männer. Aber es gab einige darunter, die waren ganz passabel und ständige Akteurinnen in seinen immer wieder aufbegehrenden, sexuellen Fantasien, die ihm das Leben manchmal schon sehr schwer machten. Und oft wenn er noch nicht einschlafen konnte, allein im Bett liegend in seinem Jugendzimmer in der elterlichen Wohnung, dann ließ er sie alle einzeln Revue passieren in seinem Kopfkino der feuchten Träume. Die Wirtin und Anführerin Dolly, die zotenreißende Erika, die selbstbewusste Helga und Doris, ja, besonders die immer so traurig wirkende, aber so hinreißend schöne Doris gefiel ihm. Und sie war es auch, die meistens am Ende des feuchten Traums bei ihm lag - wenn lustvoll stöhnend seine ganze Sehnsucht aus ihm heraus strömte. Allein und einsam. Denn eine Freundin hatte er noch nie gehabt, zumindest nicht so eine, die auf ihm lag wenn er kam – oder unter ihm. Seit vier Wochen war er achtzehn Jahre alt, aber er hatte noch nie wirklich gespürt was es bedeutete, ganz in einer erregten Vagina zu sein, geschweige denn, dann auch noch zu kommen. Einer wirklichen Frau nahe zu sein, die ausgerechnet ihn körperlich begehrte – so ausgiebig körperlich wie er fast alles Weibliche begehrte zu dieser Zeit. Als er jetzt auf den Parkplatz vor die Kneipe fuhr, war er sogar etwas traurig, als ihm dieses gerade so vor Augen geführt wurde von seinem unruhig gewordenen Freund dort unten zwischen seinen Beinen, der sich immer etwas früher als er selbst auf den Anblick der aufregenden Damen freute. Sicherlich würden sie heute alle zum ersten Mal die rattenscharfen, modernen kurzen Röcke tragen.

Doris hatte ihn hereinkommen sehen und schämte sich fast augenblicklich ihrer johlenden Freundinnen, die gerade lautstark einen versauten Witz von Erika kommentierten. War es Zufall oder hatte sie damals bereits darauf geachtet, dass ein Platz an dem großen, runden Stammtisch neben ihr und seiner Mutter frei war?

Uh, ihr Mittelfinger war wie immer am vorwitzigsten und bestimmte das Tempo, mit dem das Tremolo auf ihrem juckenden Zentrum begann! Genau wie damals schoss ihr ein heißer Strom in ihren Schoß und ließ ihre Gefühlswelt schrumpfen bis auf diese kleine Ebene des sexuellen Seins – die sich ausbreitete in dem Moment, als sie seinen unschuldigen, jungen Körper spürte, weil er sich neben sie setzte.

Irgendwie war es ihr sofort klar gewesen. Als sie seinen forschenden Blick sah, herüber von der Eingangstür, der natürlich den gesamten Kegelclub erfasste – aber darin eigentlich nur sie suchte. Etwas zu lang ruhte sein Blick auf ihr und etwas zu auffällig waren seine großen Augen, die ihren attraktiven Körper scannten in Sekundenschnelle. Sie trugen alle ihre knallgrünen Kostüme, die seine Mutter für sie genäht hatte in wochenlanger Arbeit und bei deren Anprobe auch Harald des Öfteren zugegen war in der kleinen Wohnung. Wie sie dort gestanden hatte auf dem Nähtisch und die Rocklänge abgesäumt wurde. Immer kürzer, immer gewagter – der Mini hatte Einzug gehalten in ihr Leben. Sie erinnerte sich daran, dass er einmal herein platzte, als sie nur in Unterwäsche dort stand. Und sie war sich sicher, dass er diese Bilder in seinem Kopf abrief, wann immer ihm danach war. Und sie hoffte, dass sie dabei die Hauptrolle spielte. Ja, jetzt gerade, genau in diesem Moment, als er sich mit einem leisen „Hallo Doris!“ neben sie zwängte, genau da hatte sie es gespürt, dass sie sich nämlich gerade in diesen schüchternen Jungen verliebte, der nicht so laut war wie all die anderen älteren, meist sofort von ihr besitzergreifenden Männer. Genau in dem Moment, als sie seinen fast zarten Körper spürte, passierte es. Diese damals unmögliche Tatsache verwirrte sie noch heute und es irritierte sie etwas in ihrem Liebesspiel mit sich selbst. Aber nicht lange. Zu süß war der Reiz ihres kundigen Fingers.

Unglaublich, da war noch ein Platz direkt neben ihr frei. Sie winkte ihm zu! Was war das denn? Und jetzt, genau in diesem Moment, als er in ihre großen Rehaugen blickte, die ihn freudig anstrahlten, genau in diesem Augenblick, da verliebte er sich auch in sie! Und sein steifwerdender Freund zwischen seinen Beinen sowieso! Schnell ging er um den Tisch herum und zwängte sich hinter den Stühlen durch, bis er neben seiner ihn alkoholschwanger begrüßenden Mutter saß - und neben der so hinreißenden Doris. Es war so eng, man klebte fast aneinander. Und sogar durch den Rauch und den Bierdunst konnte er sie erkennen. Sie duftete immer ganz besonders gut. Und sie sah so klasse aus! In seinen Träumen genoss er ihren ferrariroten Mund beim Küssen, wenn sich ihr Lippenstift verteilen würde auch auf seine offenen Lippen. Er stellte sich vor, wie sich ihr herrlicher Busen unter seinen Händen anfühlen würde unter diesem engen Pulli und dem sich durchdrückenden BH. Allein die Vorstellung, seine Hände auf ihren warmen Schenkel zu legen, der aus dem sehr kurzen Rock des grünen Kostüms heraus wuchs in wahnsinniger Länge, bereitete ihm meistens schon einen mordsmäßigen Abgang und er bedauerte es immer, dass seine Fantasie dort schon endete. Aber viel mehr kannte er ja auch nicht. Und wenn er jetzt ihre schlanken Hände sah mit den feingliedrigen Fingern, die gerade eine Zigarette hielten, da ahnte er, was sie anrichten konnten, wenn sie seinen kleinen Knochen bearbeiteten – besonders wenn sie so schön rotlackierte Nägel hatten die wie ihre feuchten Lippen schimmerten, als sie ihm ihr leises „Hallo Harald!“ entgegen hauchte! Er schaute in ihr unglaublich schönes Gesicht, das umrahmt wurde von den langen, dunkelbraunen Haaren – und war so hart wie nie zuvor! So verliebt und hart!

Schwer atmend erholte sie sich von ihrem Höhepunkt, der meistens dann einsetzte, als sie sich erinnerte, wie er sich neben sie setzte und wie er kurze Zeit später explodiert war in seiner Hose, weil sie nur kurz ihre Finger darauf gelegt hatte. Naja, vielleicht auch etwas länger. Es war einfach so über sie gekommen. Sie allein hatte seinen Steifen registriert, schon weil ihr Blick dorthin wollte, wo sie nun seine ausgeprägte Männlichkeit bemerkte, als er auf den Tisch zuging. Und vielleicht hatte sie auch mit ihren Fingerkuppen etwas zu heftig dort massiert, wo sie seine pralle, unglaublich harte Eichel vermutete. Wahrscheinlich. Weiß der Teufel, was sie damals geritten hatte! Und die Tatsache, dass sich seine Hand auf ihren Oberschenkel legte und fahrig über die Maschen der Strumpfhose glitt bis hinauf zu dem sehr knappen Saum des Minirocks, ermutigte sie noch mehr. Als sie dann noch spürte, dass seine neugierige Hand sich zwischen ihre Schenkel drängen wollte und sie diese Tatsache ziemlich erregt aus der Fassung brachte, da rieb sie ihn schnell zu Ende!

Genau jetzt erinnerte sie sich wieder an die Blicke ihrer anderen Kegelschwestern, die irgendwie ahnten, dass da mit dem blutjungen Sohn und ihrer achtunddreißigjährigen Freundin unter dem Tisch gerade ungehörige Dinge abgingen.

Haha, abgingen war gut, musste sie lächelnd denken.

Sie hörte Dollys scheltendes „Also - Doris!“ heute noch in ihren Ohren genauso wie damals und sah den warnenden Blick in Richtung seiner Mutter, die aber zum Glück nichts mitbekommen hatte von dem ganzen Blitzdrama, weil sie in dem Moment eine neue Runde Persiko bestellte, gerade als ihrem Sohn neben ihr das Sperma in die Unterhose schoss und kurz bevor seine neugierigen Finger die Überschwemmung im Schoß ihrer Kegelschwester bemerken konnte!

Kurz danach fuhr Harald die ganze Bagage nach Hause. Alle, leider außer Doris, denn sie wohnte gleich um die Ecke. Nur kurz hatte er sie noch einmal angesehen. Fast beschämt. Und ihr tat es leid, dass man einen kleinen Fleck auf seiner Jeans sah. Es kam ihr vor, als würden alle ihn sehen können, außer seiner Mutter zum Glück. In dieser Erinnerung versunken musste sie lächeln.

Und jetzt klingelte das Telefon auf dem Beckenrand der Badewanne. Sie hatten seit Kurzem so ein neuartiges, schnurloses, das jetzt genau neben ihr lag. Sie wusste, dass er es war und schnurrte in den Hörer: „Hallo Schatz! Wie geht’s dir? Konzert gut überstanden? Wie ist Mailand?“

Harald erholte sich gerade von seinen alkoholbedingten Kopfschmerzen und war immer wieder sofort verliebt, wenn er ihre Stimme hörte. Auch über die Entfernung hinweg funktionierte das meistens. Und als sie ihm erzählte, aus welchen feuchten Träumen er sie gerade gerissen hatte, da entspannte auch er sich und seine Hand legte sich um seinen zur Morgenlatte versteiften Freund. Er ließ es sie wissen und sie bat ihn, sie zuhören zu lassen. Nur da zu liegen, ihn zu hören, wenn seine Lust sich steigerte, genügte ihr schon.

Es war nicht das erste Mal, dass sie es so taten. Meistens machte sie am anderen Ende der Telefonleitung mit. Allzu oft war er unterwegs. Irgendwann, kurz nachdem sie sich ihre Liebe gestanden hatten in einer unglaublich, ersten sinnlichen Nacht, da lernte er in einer Kneipe eine Bluesband aus der Region kennen und da er zupacken konnte und auch sonst nicht auf den Kopf gefallen war, fragten sie ihn, ob er ihnen nicht bei den Konzerten als Rowdy helfen könne. Na klar, sagte Harald und freute sich auf ein kleines Zubrot nebenbei. Aus diesem Zubrot war mit den Jahren ein Fulltimejob geworden, oft durch ganz Europa und auch noch weiter fort. Bald gründeten Doris und er eine eigene Firma und organisierten ganze Tourneen von Rockbands und anderen Showgrößen. Sie lebten beide gut davon. Harald allerdings war meistens unterwegs und weit weg von seiner großen Liebe, die Doris bis heute war, auch wenn er an so mancher anderen Blüte naschte, was sie ihm auf keinen Fall verwehren wollte. Und als er ihr jetzt von der Nummer mit der heißblütigen und vollbusigen Italienerin erzählte, die ihn vorgestern Abend mit Bon Jovi verwechselt hatte, musste sie lachen. Und kurze Zeit später, als er kam in einem Mailänder Hotel weit entfernt, da stöhnte auch sie in den Hörer – weil sie selbst auch nochmal den Gipfel erklommen hatte im aufgewühlten warmen Badewasser.

Damals, abends im Regen vor ihrer Haustür, als er dort stand, eine Woche später nach seinem Unterhosenabgang, da wusste sie schon, dass dies ein schwieriger Weg werden würde. Der Sohn ihrer Freundin, achtzehn Jahre alt und sie die Kegelschwester seiner Mutter, zwanzig Jahre älter. Was jetzt noch als unheimlich begehrlicher feuchter Traum für beide galt, würde später vielleicht zum Albtraum werden. Besonders für sie selbst. Wenn er in ihrem Alter angekommen wäre, dann stand sie bereits außerhalb ihrer Blüte. Dann würde er sie gar nicht mehr ansehen wollen. Aber jetzt gerade, als sie ihn mit einem erstaunten Blick bedachte und registrierte, wie er hilflos und verliebt dort vor ihr stand, weil er nicht eingestehen konnte, warum er hier war, außer dass er sie vögeln wollte vielleicht - da wollte sie das auch. Auf der Stelle!

Harald traute sich erst gar nicht zu klingeln. Sicherlich würde sie ihn auslachen. Und jemand, der schon abspritzte, nur wenn man ihn kurz berührte, wäre bestimmt nicht der richtige Lover für diese Rassefrau. Da hatte sie garantiert andere in Petto. Aber irgendwie ließ sie ihn nicht mehr los in seinen Gedanken – und in seinen geheimen Träumen schon gar nicht. Und tatsächlich glaubte er felsenfest daran, sich verliebt zu haben. Am Verhängnisvollsten aber war, dass er meinte zu spüren, dass auch sie verliebt war! Aber warum? Nur weil er in seine Hose gespritzt hatte, weil ihre Berührungen so köstlich und zielstrebig waren? Was sollte es für einen Grund geben, solch einen schüchternen und unerfahrenen Knirps überhaupt zu lieben? Jemand, der Nacht für Nacht einsam onanierte und noch nicht einmal wusste, wie eine Frau denn dort aussah wo er sich hinsehnte in seinen Fantasien. Aber er erinnerte sich noch einmal an ihren Blick, als sie alle bis auf Doris die Kneipe verließen – und da erkannte er, dass auch sie verliebt war. Er sah aber auch, dass sie sich dieses unmögliche Gefühl nicht eingestehen wollte. Keine Chance also!

Fast jeden Abend borgte er sich nun den Wagen seines Vaters aus und fuhr herum. Und dabei kam er früher oder später immer an ihrem Haus vorbei. Aber nie hielt er an. Und in seinen Träumen später in seinem Bett steigerte sich ihre gegenseitige Lust ins Unermessliche und fast bis ins unmöglich Machbare. Immer wieder spürte er ihren warmen, seidigen Schenkel unter seiner Hand und die Hitze, die ihm aus ihrer Mitte entgegengestrahlt war. Als er es schließlich vor Ungewissheit nicht mehr aushielt, da blieb er eines späten Abends doch vor ihrem Haus stehen und brauchte noch einmal fast eine halbe Stunde, bis er den Mut aufbrachte, den Klingelknopf zu drücken. Als er schon fast hoffte, sie wäre gar nicht daheim, um diesem schüchternen Freak die Haustür zu öffnen – da geschah genau das.

Und in diesem Moment war für sie beide alles klar!

Roh war das einzige Wort, das ihr einfiel, wenn sie an körperliche Liebe dachte. Und innige, gefühlvolle, alles verzehrende Liebe? Das war ihr vielleicht ein paar Wochen lang vergönnt gewesen, kurz nachdem sie ihren späteren Ehemann kennengelernt hatte. Bis dieser dann zum saufenden Arschloch mutierte und diesen Zustand nicht mehr verließ, sie auf ihren Wunsch hin geschieden wurde und einen völlig katastrophalen gesellschaftlichen Ausnahmezustand erreichte. 1970 geschieden zu sein, absichtlich den Ehemann zu verlassen, der für sie bis dahin die Brötchen verdiente und für den Unterhalt gesorgt hatte, das war ein No Go in großem Ausmaß. Zum Glück gingen aus dieser Ehe keine Kinder hervor. Aber mit Fünfunddreißig schien sie schon am Ende zu sein. Und ihr sexuelles Wesen wagte sie gar nicht zu bedienen. Aber zumindest lernte sie, endlich einen Orgasmus zu haben, auch wenn sie sich nur selbst streichelte. Das kannte sie bisher nur aus Erzählungen und Filmen. Also, Aufklärungsfilmen Marke Oswald Kolle – Deine Frau das unbekannte Wesen. Sie selber erkannte darin nur, dass ihr Körper und ihre Bedürfnisse ihr bisher total unbekannt waren. Ihr Ehemann, der natürlich alle Filme dieser Art mit ihr aufsuchte – und gar nichts daraus lernte – der sah sich nur die Busen der schönen Schauspielerinnen an. Dabei war ihr eigener auch nicht zu verachten. Sie war ein echter Hingucker. Das hatten auch die Ehemänner ihrer Freundinnen und Kegelschwestern schon erkannt und es ärgerte Doris ganz besonders, wenn diese ihr hintenherum immer eindeutige Komplimente machten. Sie kam sich irgendwie vor wie Freiwild und sie konnte sich nirgendswo beschweren, weil sie dann als direkte Konkurrentin angesehen würde, wenn auch nur der Hauch eines Verdachts aufkäme, sie wäre zu haben – rein sexuell!

Harald lebte sein einsames Leben inmitten von Frohsinn und behüteter Gemeinschaft. In der Siedlung, in der er lebte bei seinen Eltern, ging es allen gut, man hatte Geld, man war ein wandelndes Endprodukt des Wirtschaftswunders und liebte das Leben. Warum sollte da jemand klagen? Und das tat er auch nicht. Auf allen Partys war er der lustigste, leider aber nicht der begehrenswerteste Spross der Familien. Die jungen Mädchen fanden ihn sicherlich ganz süß – aber sexy und tough war etwas ganz anderes. Die Frauen nahmen damals wie heute immer den Schuft. Und so fühlte er sich nicht. Für ihn war eine Frau etwas Heiliges, ihr Körper eine einzige Kathedrale. Er war sich ganz sicher, dass nur er sie alle wirklich glücklich machen konnte. Harald las die für damalige Zeiten revolutionäre Zeitschrift Jasmin und Das Lexikon der Erotik im Mittelteil. Man musste die Seiten mit einer Schere aufschneiden. Dort stand angeblich alles drin was Frauen wirklich glücklich machte. Aber das wusste eben niemand außer ihm. Und als er jetzt im Regen vor dieser unglaublichen Frau stand, da hatte auch er all dieses schlagartig vergessen.

„Komm rein!“

Sie fragte nicht, warum er gekommen sei und was er von ihr wolle, nein, sie drehte sich um und ging zurück ins Haus. Er schloss die Eingangstür und folgte ihr.

Der Sohn ihrer Kegelschwester

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