Читать книгу Emilia Galotti - Gotthold Ephraim Lessing - Страница 26

Erster Auftritt

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DER PRINZ. MARINELLI.

MARINELLI.

Umsonst; er schlug die angetragene Ehre mit der größten Verachtung aus.

DER PRINZ.

Und so bleibt es dabei? So geht es vor sich? so wird Emilia noch heute die Seinige?

MARINELLI.

Allem Ansehen nach.

DER PRINZ.

Ich versprach mir von Ihrem Einfalle so viel! – Wer weiß, wie albern Sie sich dabei genommen. – Wenn der Rat eines Toren einmal gut ist, so muss ihn ein gescheuter Mann ausführen. Das hätt ich bedenken sollen.

MARINELLI.

Da find ich mich schön belohnt!

DER PRINZ.

Und wofür belohnt?

MARINELLI.

Dass ich noch mein Leben darüber in die Schanze schlagen wollte. – Als ich sahe, dass weder Ernst noch Spott den Grafen bewegen konnte, seine Liebe der Ehre nachzusetzen: versucht ich es, ihn in Harnisch zu jagen. Ich sagte ihm Dinge, über die er sich vergaß. Er stieß Beleidigungen gegen mich aus: und ich forderte Genugtuung, – und forderte sie gleich auf der Stelle. – Ich dachte so: entweder er mich; oder ich ihn. Ich ihn: so ist das Feld ganz unser. Oder er mich: nun, wenn auch; so muss er fliehen, und der Prinz gewinnt wenigstens Zeit.

DER PRINZ.

Das hätten Sie getan, Marinelli?

MARINELLI.

Ha! man sollt es voraus wissen, wenn man so töricht bereit ist, sich für die Großen aufzuopfern – man sollt es voraus wissen, wie erkenntlich sie sein würden –

DER PRINZ.

Und der Graf? – Er stehet in dem Rufe, sich so etwas nicht zweimal sagen zu lassen.

[41]MARINELLI.

Nachdem es fällt, ohne Zweifel. – Wer kann es ihm verdenken? – Er versetzte, dass er auf heute doch noch etwas Wichtigers zu tun habe, als sich mit mir den Hals zu brechen. Und so beschied er mich auf die ersten acht Tage nach der Hochzeit.

DER PRINZ.

Mit Emilia Galotti! Der Gedanke macht mich rasend! – Darauf ließen Sie es gut sein, und gingen: – und kommen und prahlen, dass Sie Ihr Leben für mich in die Schanze geschlagen; sich mir aufgeopfert –

MARINELLI.

Was wollen Sie aber, gnädiger Herr, das ich weiter hätte tun sollen?

DER PRINZ.

Weiter tun? – Als ob er etwas getan hätte!

MARINELLI.

Und lassen Sie doch hören, gnädiger Herr, was Sie für sich selbst getan haben. – Sie waren so glücklich, sie noch in der Kirche zu sprechen. Was haben Sie mit ihr abgeredet?

DER PRINZ (höhnisch).

Neugierde zur Genüge! – Die ich nur befriedigen muss. – O, es ging alles nach Wunsch. – Sie brauchen sich nicht weiter zu bemühen, mein allzu dienstfertiger Freund! – Sie kam meinem Verlangen, mehr als halbes Weges, entgegen. Ich hätte sie nur gleich mitnehmen dürfen. (Kalt und befehlend.) Nun wissen Sie, was Sie wissen wollen; – und können gehn!

MARINELLI.

Und können gehn! – Ja, ja; das ist das Ende vom Liede! und würd es sein, gesetzt auch, ich wollte noch das Unmögliche versuchen. – Das Unmögliche sag ich? – So unmöglich wär es nun wohl nicht: aber kühn. – Wenn wir die Braut in unserer Gewalt hätten: so stünd ich dafür, dass aus der Hochzeit nichts werden sollte.

DER PRINZ.

Ei! wofür der Mann nicht alles stehen will! Nun dürft ich ihm nur noch ein Kommando von meiner Leibwache geben, und er legte sich an der Landstraße damit in Hinterhalt, und fiele selbst funfziger einen Wagen an, und riss ein Mädchen heraus, das er im Triumphe mir zubrächte.

MARINELLI.

Es ist eher ein Mädchen mit Gewalt entführt [42]worden, ohne dass es einer gewaltsamen Entführung ähnlich gesehen.

DER PRINZ.

Wenn Sie das zu machen wüssten: so würden Sie nicht erst lange davon schwatzen.

MARINELLI.

Aber für den Ausgang müsste man nicht stehen sollen. – Es könnten sich Unglücksfälle dabei eräugnen –

DER PRINZ.

Und es ist meine Art, dass ich Leute Dinge verantworten lasse, wofür sie nicht können!

MARINELLI.

Also, gnädiger Herr – (Man hört von weitem einen Schuss.) Ha! was war das? – Hört ich recht? – Hörten Sie nicht auch, gnädiger Herr, einen Schuss fallen? – Und da noch einen!

DER PRINZ.

Was ist das? was gibt’s?

MARINELLI.

Was meinen Sie wohl? – Wie wann ich tätiger wäre, als Sie glauben?

DER PRINZ.

Tätiger? – So sagen Sie doch –

MARINELLI.

Kurz: wovon ich gesprochen, geschieht.

DER PRINZ.

Ist es möglich?

MARINELLI.

Nur vergessen Sie nicht, Prinz, wessen Sie mich eben versichert. – Ich habe nochmals Ihr Wort – –

DER PRINZ.

Aber die Anstalten sind doch so –

MARINELLI.

Als sie nur immer sein können! – Die Ausführung ist Leuten anvertrauet, auf die ich mich verlassen kann. Der Weg geht hart an der Planke des Tiergartens vorbei. Da wird ein Teil den Wagen angefallen haben; gleichsam, um ihn zu plündern. Und ein anderer Teil, wobei einer von meinen Bedienten ist, wird aus dem Tiergarten gestürzt sein; den Angefallenen gleichsam zur Hülfe. Während des Handgemenges, in das beide Teile zum Schein geraten, soll mein Bedienter Emilien ergreifen, als ob er sie retten wolle, und durch den Tiergarten in das Schloss bringen. – So ist die Abrede. – Was sagen Sie nun, Prinz?

DER PRINZ.

Sie überraschen mich auf eine sonderbare Art. – Und eine Bangigkeit überfällt mich – (Marinelli tritt an das Fenster.) Wornach sehen Sie?

[43]MARINELLI.

Dahinaus muss es sein! – Recht! – und eine Maske kömmt bereits um die Planke gesprengt; – ohne Zweifel, mir den Erfolg zu berichten. – Entfernen Sie sich, gnädiger Herr.

DER PRINZ.

Ah, Marinelli –

MARINELLI.

Nun? Nicht wahr, nun hab ich zu viel getan; und vorhin zu wenig?

DER PRINZ.

Das nicht. Aber ich sehe bei alledem nicht ab – –

MARINELLI.

Absehn? – Lieber alles mit eins! – Geschwind entfernen Sie sich. – Die Maske muss Sie nicht sehen. (Der Prinz gehet ab.)

Emilia Galotti

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