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Einleitung

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Loslassen – was löst dieser Begriff bei Ihnen aus?

Ich bin jemand, der die angenehmen Dinge des Lebens gerne festhält. In meinen mittleren Jahren hatte ich regelrecht Angst vor der Zeit, in der das Loslassen lieb gewordener Menschen, etwa von Eltern oder Geschwistern, auf mich zukommen würde.

Inzwischen habe ich erfahren dürfen, dass Loslassen zwar tatsächlich mit Schmerz verbunden ist, aber auch immer die Chance birgt, Neues zu entdecken. Der Prozess des Loslassens lässt neue Räume in der Lebensgestaltung frei werden und fordert mich heraus, unbekannte Dinge zu erproben. Wenn ich den Mut habe, mich darauf einzulassen, fördert diese Entscheidung die Reifung meiner Persönlichkeit und lässt mich mehr und mehr in die Berufung hineinwachsen, die Gott für mich hat.

Ich habe oft den Eindruck, dass den meisten Menschen das Loslassen in jungen Jahren leichter fällt, weil wir in dieser Lebensphase nach vorn schauen und ein positives Ziel vor Augen haben, etwa: Wenn ich erst einmal zum Gymnasium gehe …, den Führerschein habe …, volljährig bin …, meine Ausbildung habe und gutes Geld verdiene … Da kann es nicht schnell genug gehen, Altes loszulassen. Alles, was hinter uns liegt, treibt uns dann zu neuen Ufern.

Erst später, wenn die Karriere gebaut und die Familie gegründet ist, das Eigenheim steht, der Spiegel den Alterungsprozess deutlich anzeigt und die vielen Geburtstage nicht mehr zu leugnen sind, dringt uns ins Bewusstsein, dass wir die Zeit nicht mehr zurückdrehen können. Jetzt ist Loslassen angesagt!

Das Alter hat eigentlich keine Bedeutung, es sei denn, man ist ein Käse!

Gelassen loslassen fällt nicht immer leicht, wenn vor uns nicht mehr die pralle Zukunft liegt, sondern die Herausforderung, in Würde zu altern und loszulassen, was wir nicht festhalten können.

Vor meinem inneren Auge habe ich Menschen, die versuchen, ihr jugendliches Aussehen und den Lebensstil eines jungen Menschen aufrechtzuerhalten. Sie erinnern mich an Spätleseteenager, bei denen Außen und Innen nicht übereinstimmen.

Wie wäre es, wenn wir uns während des Älterwerdens wieder an die Kunst des „Nach vorn-Schauens“ erinnern würden? Dankbar zurückblicken auf gelebtes Leben und den Blick gleichzeitig gespannt auf das richten, was noch kommt! Und auch darauf, was nach diesem Leben sein wird.

Wer nur zurücksieht, ist eher frustriert und entmutigt von dem, was nicht mehr geht. Der Blick nach vorn ist etwas, was Menschen motiviert, weiter zu lernen, zu wachsen und zu reifen. Auch im Glauben.

Frei nach dem Motto: „Ich liebe das Leben, und das Schönste kommt noch!“

Das lässt gespannt sein und hoffen auf ein anderes Leben nach dem Tod, ohne Schmerz, Trauer, Schuld und Loslassenmüssen. Loslassen ist die Herausforderung unseres irdischen Lebens.

Wir kommen mit Nichts auf die Welt, wir gehen mit Nichts von der Welt, also haben wir Nichts zu verlieren. Oder hast Du schon mal einen Möbelwagen auf dem Friedhof gesehen?

Gelassen eigene Wünsche und Vorstellungen loslassen, Gott machen lassen und den Glauben vertiefen, dass er den perfekten Plan für meine Person und mein Leben hat – dies ist die Herausforderung der letzten Lebensphase.

Um dort hinzukommen ist ein sich Einüben in Geduld und Durchhalten nötig, denn die Erfahrung, dass Gott den vollkommenen Plan für unser Leben hat, machen wir oft erst, nachdem wir unsere Wünsche und Vorstellungen losgelassen haben.

Meine Gedanken und Erfahrungen können Ihnen hoffentlich eine Hilfe sein, das Loslassen mehr und mehr einzuüben und unnötiges Gepäck auf ihrem Lebensweg loszuwerden.

Das Leben ist ohnehin schwer genug. Das Vertrauen in Gottes liebevolle Leitung gibt uns die Freiheit, die Herausforderung unseres Lebens anzunehmen.

Plötzlich rutscht der Bergsteiger aus und kann sich gerade noch an einem winzigen Felsvorsprung festhalten. Als seine Kräfte nachlassen, blickt er verzweifelt zum Himmel und fragt: „Ist da jemand?“ – „Ja.“ – „Was soll ich tun?“ – „Sprich ein Gebet und lass los.“ Der Bergsteiger, nach kurzem Überlegen: „Ist da noch jemand?“

Lass los!

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