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Auf dem Schreibtisch lagen drei Fotos. Hauptkommissar Akkermann drückte die Ellenbogen in die Schreibtischunterlage und legte das Kinn auf die Fäuste. Hin und wieder richtete er sich auf und brachte sie in eine neue Reihenfolge. Die Frauen schauten alle ähnlich. Ein wenig überrascht, bevor die nackte Angst sie für den Rest ihres Lebens packte.

Er hatte den Ordner lange nicht mehr herausgeholt. Drei unaufgeklärte Frauenmorde, die niemanden mehr interessierten. Er kannte die Akten auswendig. Der erste Mord geschah vor vier Jahren. Es war sein erster Fall hier. Er hatte sich gerade nach Stuttgart versetzen lassen. Gaby konnte nicht in Bremen leben und er nicht hier. Aber das wusste er erst später, als sie ihm sagte, dass sie ihre Mitgliedschaft im Förderverein der Wilhelma nie aufgegeben hatte.

Er hatte den Ordner gerade wieder in der Schublade verstaut, als Clarissa Heldt den Kopf ins Zimmer steckte. Mit ausgestreckten Händen stützte sie sich gegen den Türrahmen: »Eine junge Frau, 22 Jahre, erdrosselt.«

»Mit einer Drahtschlinge?« Akkermann erhob sich langsam und ging zum Fenster. Graue Wolken jagten am Himmel entlang. Viel Zeit hatte er nicht mehr. Er war jetzt 58 Jahre alt. Drei davon hatte er verbraucht, um den Mörder zu fassen.

Er fuhr mit den Handflächen über die lang gestreckten Wangen und verharrte mit den Händen unter dem Kinn, wie zum Gebet.

»Wo?«

»Wallmerstraße. Das ist in Untertürkheim. Eine Mieterin hat sie im Keller eines Mehrfamilienhauses gefunden. Zwischen zwei Waschmaschinen.« Sie tippte auf ihre Armbanduhr. »Gächter ist schon da.«

»Der hat doch Urlaub.«

»Ist aber morgen erst überm Atlantik.«

Er kratzte mit dem Handrücken über die ergrauten Bartstoppeln. »In einem Keller?«

Clarissa Heldt schaute ihn schweigend an. Sie trug Jeans, ein schwarzes T-Shirt mit V-Ausschnitt und eine schwarze Lederjacke. Die gelockten, braunen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Akkermann stellte überrascht fest, dass sie lächelte, während sie mit den Fingern leise gegen den Türrahmen trommelte. Ungelenk stopfte er sein Hemd in die Hose und rückte den Schlips zurecht. Er zog die Anzugjacke von seinem Stuhl ab und schaute noch einmal auf die Fotos, die nebeneinander auf dem Schreibtisch lagen. »Die Vierte also.« Er sah zu Clarissa Heldt. Sie lächelte nicht mehr.

Sie gingen nebeneinander den Flur hinunter. Akkermann überragte seine junge Kollegin um fast zwei Köpfe.

»Glauben Sie, dass es derselbe war?«, fragte sie.

»Gächter wird es uns erzählen«, sagte er.

Sie drückte die Schwingtür auf, die zur Treppe führte, und sprang die Stufen hinunter. Akkermann folgte ihr mit kleinen Schritten. Sie würden früh genug da sein.

Zielstrebig ging Clarissa Heldt auf einen dunkelblauen VW-Passat zu und setzte sich hinter das Steuer. Akkermann hatte sich noch nicht angeschnallt, als sie bereits losfuhr. Sie lenkte den Wagen mit einer Hand hinter einen Kleintransporter, ließ das Fenster herunter und setzte das Magnetblaulicht aufs Dach.

Die wenigen Autos machten ihnen schnell Platz, als sie in die Stadt hinunter fuhren. Der schmutzig graue Himmel lag wie ein bleierner Deckel auf den umliegenden Weinbergen. Es hätte keine Hand mehr dazwischen gepasst.

Nachdem sie den Neckar überquert hatten, fuhren sie durch einige Straßen, die Akkermann nicht kannte. Die Häuser waren von einer schmierigen Rußschicht bedeckt und hatten vergilbte Gardinen. Große Satellitenschüsseln hingen vor den Fenstern und versperrten die Aussicht auf die parkenden Autos.

Auf der Höhe des Güterbahnhofs bogen sie von der Mercedesstraße in die Benzstraße ab, und rasten am Gottlieb-Daimler-Stadion vorbei. Den Rest der Strecke fuhren sie entlang der Motorenwerke. Ein heruntergekommenes rotes Arbeiterhaus, das wie ein fauler Zahn aus den gepflegten Fabrikhallen ragte, markierte den Ortsanfang. Links hinter den Bahngleisen verloren sich rußige Mietshäuser im obszönen Grün der Weinberge. Akkermann schaute den Rotenberg hinauf zur Grabkapelle. Die Toten wachen über die Lebenden, dachte er.

Sie fuhren die steil ansteigende Oberstdorfer Straße hinauf und bogen nach rechts in die Wallmerstraße ab. Vor einem schmucklosen Altbau mit nachträglich angebrachten Außenjalousien standen zwei Polizeiwagen mit Blaulicht, dahinter ein Krankenwagen. Sie parkten den Wagen auf der gegenüberliegenden Straßenseite und stiegen über die Absperrung. Ein junger Polizist, der angestrengt den Verkehr regelte, grüßte knapp.

Das erste, was Akkermann auffiel, war der stechende Putzmittelgeruch.

»Samstag!«, sagte Clarissa Heldt, und weil er nicht reagierte, fügte sie hinzu: »Kehrwoche!«

Akkermann nickte. Der grau gesprenkelte Steinfußboden war an den Rändern noch feucht. An der Wand neben den beiden Wohnungstüren krümmten sich dünne Fußmatten.

Es gab zwei gegenüberliegende Wohnungen im Parterre. Links neben der Treppe ging es hinter einer weißen Brettertür in den Keller. Die Treppe, die in die oberen Etagen führte, war aus Holz. Ein wackeliges Geländer sollte das Hinaufkommen unterstützen. Auch hier war alles gründlich gereinigt worden. Die ausgetretenen Stufen waren dort, wo sie kein Lack mehr schützte, schwarz vom Putzwasser. Das ganz Parterre wurde von einem ein Meter fünfzig hohen, dunkelgrün gefliesten Sockel umrahmt. Die Haustür war aus massivem Holz. Über der Tür befand sich ein kleines Fenster. Es war geschlossen und anscheinend lange nicht mehr geöffnet worden. Jedenfalls gab es keine Vorrichtung dafür.

An der Kellertür klebte in einer Plastikhülle ein DIN-A4-Blatt, das in ungelenkem Deutsch an das Ausschalten der Kellerbeleuchtung erinnerte.

»Links in die Waschküche«, sagte eine mädchenhafte Frau mit einer kinnlangen Kleopatra-Frisur. Sie hatte einen weißen Overall an und schleppte einen schweren Metallkasten die Kellertreppe hinauf. Für seinen Geschmack war ihr Mund zu grell geschminkt. Er drückte sich gegen das Geländer, um sie auf der engen Treppe vorbei zu lassen. Sie lächelte ihn mit spitzen Lippen an. Er nickte nur kurz. Schließlich lag keine zehn Meter weiter eine tote Frau.

Ihre Augen sahen durch ihn hindurch. Eine Drahtschlinge um den Hals hatte sie groß und dick herausgetrieben. Sie saß, eingekeilt zwischen zwei Waschmaschinen, auf einem grauen Abwasserschlauch. Ihr Kopf lehnte an einer blitzblanken Waschmaschine. Die Ladeluke und die Schublade für das Waschpulver waren offen. Auf der Maschine stand eine Klarsichtbox mit bunten Plastikflaschen. Dort, wo der Wasserhahn aus der Wand ragte, hing, schützend in Plastik verpackt, die Gebrauchsanweisung. Die rechte Waschmaschine hatte das Programm beendet. Die Wäsche steckte noch drin. Auf der Maschine standen mit Wäscheklammern verschlossene Waschmitteltüten. Es war der Abwasserschlauch dieser Maschine, auf dem die Tote saß. Sie hatte ein T-Shirt und eine enge, dreiviertellange, weiße Hose an. Der linke Fuß steckte in einer weißen Sandale, der andere zeigte abgewinkelt zum Fenster. Der dazugehörige Schuh lag mitten im Raum neben dem Abfluss.

»Da sind Sie ja, Akkermann«, sagte ein aufgeschwemmter Mann mit einem blassen Gesicht. »Das ist jetzt dumm. Ich bin sozusagen gar nicht mehr hier. Da müssen Sie nun ran!« Hauptkommissar Gächter baute sich breitbeinig vor der Toten auf. Beide Hände steckten tief in den Hosentaschen. »Viel hat sie nicht mehr gespürt.«

»Aber sie hat was gespürt!«

Gächter zuckte mit den Schultern. »Natürlich.«

Akkermann deutete auf die aufgerissenen Augen. »Und sie hat sich alles gemerkt!«

»Auf den ersten Blick ist ein Sexualdelikt auszuschließen. Genaueres sagt Ihnen Frau Minek.« Er wandte sich an Clarissa Heldt: »Fundort ist gleich Todesort, wenngleich sie nicht in der Ecke dort ermordet wurde.«

Akkermann wartete auf eine Reaktion von ihr. Sie kümmerte sich jedoch nicht um ihren Vorgesetzten, sondern begutachtete hockend einen Knopf, der vor der Spurentafel Nr. 2 lag. »Könnte vom Täter stammen.«

Gächter drehte sich zu Akkermann. »Nun ja, hier wird gewaschen.«

Sie erhob sich. »Waschen Sie Ihr Sakko in der Waschmaschine?«

»Ja, aber ich mache vorher die Knöpfe ab.«

Akkermann unterbrach ihn: »Wie lange ist sie schon tot?«

»Hier unten? Die Minek schätzt nicht länger als 10 Stunden. Ich würde das jetzt so nicht glauben.« Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Also dann, die Untersuchungsergebnisse kriegen Sie. Und den Knopf auch. Im Übrigen wurde hier ganze Arbeit geleistet. Bis auf diesen Raum finden Sie sonst nur Spuren von Meister Propper. Gucken Sie sich mal im Haus um. Die, wo sie gefunden hat, ist auch nicht ganz koscher. Ich bin in vier Wochen wieder da. Florida, wissen Sie. Da muss man schon länger, sonst lohnt es sich nicht. Die vierte Woche kriegt man ja quasi geschenkt. Also, jetzt mal ran. Ansonsten, ich bin ja bald wieder da.«

Akkermann drehte sich wortlos um und wäre beim Hinausgehen fast mit einem älteren Polizisten zusammengestoßen, der in der Tür wartete. Akkermann begrüßte ihn mit Handschlag. »Tag, Herr Wolz. Waren Sie als Erster hier?«

Der Beamte nickte. »Eine Hausbewohnerin hat uns alarmiert. Sie hat die Tote auch gefunden. Die wohnt übrigens auch hier.«

Akkermann starrte ihn an. »Hier im Haus?«

»Ja, im Dachgeschoss.« Er las aus seinem Notizbuch. »Sie heißt Regina Lindner, ist 22 Jahre alt und arbeitet als Verkäuferin beim Kübler. Das ist die Bäckerei beim S-Bahnhof. Die Frau, die sie gefunden hat, eine Frau Pezic, wohnt im ersten Stock und wollte waschen.«

»Wann war das?«

»Gegen 9.30 Uhr. Wir waren zehn Minuten später hier. Wollen Sie sie sprechen?«

»Wen?«

»Die Pezic. Sie wartet draußen. Gebürtige Kroatin, aber mit ihrem Mann schon seit dreißig Jahren hier.«

Die junge Beamtin mit den grell geschminkten Lippen schaute herein. »Ich räume hier jetzt zusammen. Die Leiche wird gleich abgeholt. Die Kollegen würden gerne in die Wohnung.« Sie lächelte Clarissa an und gab ihr einen Schlüsselbund. »Hatte sie bei sich.«

Immer gut drauf, dachte Akkermann. Er legte seine Hand auf Wolz’ Schulter. »Zeigen Sie mir diese Frau Pezic.«

Auf dem Gang warteten zwei Männer mit einem Blechsarg. Akkermann drehte sich nach Clarissa Heldt um. Sie war nicht mitgekommen.

Er schätze die Frau auf Ende fünfzig. Sie steckte in einem grünen, bis zu den Knien reichenden T-Shirt, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen reichten. Die Haare waren kurz und so grellrot wie die Lippen der Kollegin vom Erkennungsdienst.

Mit ausgestreckter Hand ging Akkermann auf sie zu. »Frau Pezic? Ich bin Kommissar Akkermann. Sie haben die Tote gefunden?«

»Ein Drama. Gestern habe ich sie noch gesehen. Auf Treppe. Schönes Kleid war ganz nass. Konnte man wissen, dass es regnet. Nein! Man weiß nie mit Wetterbericht. Mal sagen sie so, mal sagen sie so. Habe ich auch zu Frau Lindner gesagt. Dass man nie weiß.« Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Zaghaft drückte ihr üppiger Busen gegen seinen Bauch. »Was soll ich sagen, Herr Kommissar. War sie doch noch so fröhlich. War im Kino gewesen und alles.«

»Hat sie gesagt, in welchem Kino sie war.«

»Nein, hat sie nicht gesagt. Im Kino halt.«

»Und dann?«

»Dann ist sie nach oben gegangen.«

»Um wie viel Uhr war das?«

»War vielleicht halb elf. War Werbung in Fernsehen. Vielleicht war drei viertel elf.«

Akkermann trat einen Schritt zurück. »Wo wollten Sie eigentlich hin?«

Sie sah ihn erstaunt an. »Na, in Waschküche. Es hatte geregnet. Wäsche war doch schon trocken. Habe ich auch gesagt zu Frau Lindner. Ein Drama ist das.«

Wolz’ Funksprechgerät meldete sich. Er nickte Akkermann zu und ging einige Schritte zur Seite. Akkermann kratzte mit dem Handrücken über das Kinn. »Haben Sie jemanden gesehen. Ich meine, als Sie in die Waschküche gegangen sind. War da sonst noch jemand?«

»Herr Straub kam gerade heim und Herr Kaluza war im Keller.«

»Herr Straub?«

»Wohnt zweiter Stock. Mit seiner Frau. War auch ganz nass. Der schöne Anzug, ganz nass und dreckig.

»Weil es wider Erwarten geregnet hatte.«

»Ich habe ihm gesagt, dass seine Frau die Hose auswaschen muss. Ja und war auch im Kino. Ich habe ihn noch gefragt, ob er Frau Lindner gesehen hat.«

»Und?«

»Nein, hat er nicht. Vielleicht war er in anderem Kino. Ich weiß es nicht.«

»Und der andere?«

»Kaluza?«

»Ja.«

»Das ist erster Stock, genau unter Straub. Ist gekommen mit Weinflasche aus dem Keller. Ich habe ihn erst gar nicht gesehen, dachte, hat wieder jemand Licht brennen lassen. Wissen Sie, dann brennt Licht und wir alle können zahlen.«

»Dann haben Sie den Zettel an der Tür angebracht?«

»Mein Mann, hat er gemacht mit Computer.«

»Sonst haben Sie niemanden gesehen? Ist Ihnen sonst irgendetwas Ungewöhnliches aufgefallen?«

»Nein, ich habe die Wäsche geholt und bin dann zurück in Wohnung. Da war Werbung schon vorbei. Wissen Sie, die Beine. Auf Arbeit immer viel stehen. Es geht alles nicht mehr so schnell. Oft krank.«

»Wo arbeiten Sie?« Es interessierte ihn eigentlich nicht.

Ihre Augen leuchteten. »Beim Daimler in Kantine. Gute Arbeit, aber viel stehen.«

Beim Daimler, er hätte es sich denken können. »Wir müssen noch ein Protokoll machen«, sagte er, »Sie kriegen Bescheid.«

»Sie wissen ja, wo ich wohne, Herr Kommissar. Ach, die arme Frau Lindner. Man ist seines Lebens nicht mehr sicher. Wer tut so was?«

Er wusste es nicht. Er wusste es seit drei Jahren nicht.

Wolz hatte sein Gespräch beendet und sah ihn fragend an. Die beiden Träger gingen mit dem Sarg vorbei. Dahinter kamen Clarissa Heldt mit dem Wohnungsschlüssel und die Beamtin von der Spurensicherung.

»Zehn Minuten?«, fragte sie und stellte ihren Koffer in die Ecke. Akkermann bekam noch ein Lächeln mit gespitzten Lippen geschenkt, dann ging sie hinaus.

Clarissa stellte sich neben ihn und schaute zu, wie sich Frau Pezic die Treppe hinauf quälte. »Jana hat gesagt, dass die Tote –«

»Regina Lindner.«

»Ja, Regina Lindner, dass sie –«

Er hörte nicht zu. Die Tote! Wirklich tot war sie erst, wenn er ihren Mörder gefunden hatte. Dann konnte auch er sie begraben. Er spürte, dass Clarissa auf eine Antwort wartete. »Gehen wir in die Wohnung«, sagte er.

Die Tür war nicht abgeschlossen. Im Flur brannte Licht. Der helle Laminatboden federte unter seinen Schritten. Gegenüber der Badezimmertür lag ein zusammengeknülltes Handtuch. Akkermann beugte sich hinunter. Es war nass.

»Die Spurensicherung soll nach Shampooresten in den Haaren schauen.«

Er ging ins Bad und zog den Duschvorhang zur Seite. »Sie kam durchnässt nach Hause und hat erst einmal geduscht.«

»Das Kleid hängt überm Stuhl«, ergänzte Clarissa Heldt.

Akkermann folgte ihr in die Küche. »Lange war sie nicht in der Wohnung. Wenn es stimmt, dass sie kurz vor elf zu Hause war, geduscht und sich umgezogen hat, hat Frau Minek mit ihren 10 Stunden gut geschätzt.« Vorsichtig ging er zurück auf den Flur. »Was würden Sie mit einem nassen Kleid machen?«

»Zum Trocknen aufhängen.«

»Wo?«

»In der Dusche.«

»Nicht in der Waschküche?«

»Nein.«

Er ging den Flur entlang ins Wohnzimmer. Die Einrichtung war nicht weiter aufregend. Das Sofa mit den riesigen Kissen, der kleine Tisch auf dem passgenauen Teppich, das Buche-Sideboard mit Fernseher und kompakter Stereoanlage, alles hätte genau so unter »Junges Wohnen« in einem Möbelhaus stehen können. Keine Bücher, außer einem Reiseführer über Gomera und einem Fingerfood-Kochbuch. An der Wand hing ein geschwungenes Regal mit einigen CDs. Den Rest des Zimmers beanspruchte ein mächtiger Papyrus.

Das Schlafzimmer bestand aus einem niedrigen japanischen Bett, auf dem ein großer Plüschpanda saß. Einer von der Sorte, die man auf dem Volksfest gewinnen konnte. Er starrte auf einen breiten Schrank mit fünf Lamellentüren. Regina Lindner hatte ihr Geld hauptsächlich in Mode angelegt.

»Irgendwie wirkt alles unpersönlich«, sagte er.

»Kommt auf die Persönlichkeit an.«

»Würden Sie so wohnen wollen?«

Sie lächelte. »Wie schätzen Sie mich eigentlich ein?«

»Die Spurensicherung soll sich den Klingelknopf vornehmen. Ich will wissen, wer sie als Letzter sehen wollte.«

»Jedenfalls hat sie es eilig gehabt. Sonst hätte sie erst das Kleid aufgehängt und das Handtuch ins Bad gebracht.«

Akkermann starrte auf das Frotteetuch. »Oder sie dachte, dass sie nicht lange wegbleiben würde.«

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