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Muttersöhnchen

Jungen sind grundsätzlich viel einfacher zu erziehen als Mädchen! Sagt jedenfalls meine Frau. Sie muss es wissen. Sie hat beides, einen Jungen und ein Mädchen.

Ich natürlich auch, aber Väter haben manchmal auch noch andere Interessen. Jungen sind ja so anhänglich, wenigstens bei Mama.

Jungen tun grundsätzlich alles, was Mama von ihnen verlangt. Jungen lassen sich von Mama zu allen möglichen Dingen überreden. Sie glauben zum Beispiel daran, dass es ein reines Vergnügen ist, in ein Krankenhaus zu kommen, um dort an den Mandeln operiert zu werden.

Jungen schmusen oder kuscheln unheimlich gerne mit Mama. Wenn Mama es zulässt, lassen Jungen die Mama fast überhaupt nicht mehr los. Jungen gucken genauso lieb und treu, wie ein Hund auch gucken würde, wenn man denn einen Jungen so erzieht, zumindest bei Mama.

Jungen sind Muttersöhnchen, wenn man sie lässt. Manchmal gibt es da noch Papa. Der war auch mal ein Muttersöhnchen, wenn man ihn gelassen hat.

Deshalb klappt das mit dem lieben Jungen und dem eigenwilligen Papa auch manchmal nicht ganz so gut.

Denn das Muttersöhnchen Papa möchte auch mit Mama schmusen oder kuscheln. Welche Konkurrenz!

Wie verhält sich in diesem Fall denn Mama?

Die pflichtbewusste Mama weiß natürlich, dass sie ihren Mann ganz sicher hat! Wenigstens glaubt sie das, so lange, bis sie vielleicht eines Besseren belehrt wird.

Den Jungen muss sie erst noch erziehen. Ist doch zu lieb, der Kleine! Fast wie ein kleiner Hund, nur dass er nicht mit dem Schwanz wedelt. Aber der treue Hundeblick ist schon da. Das ist doch so richtig was fürs Herz der liebenden Mama!

Klar, den Hundeblick macht Papa manchmal auch. Zum Beispiel, wenn er hungrig ist oder etwas anderes möchte als Mama.

Aber eine wirklich gute Mama erzieht doch ihren lieben kleinen Sohn etwa so, wie man sich auch vorstellen könnte, einen kleinen Hund zu erziehen.

Hauptsache ist doch, dass der Kleine wirklich lieb ist und alles tut, was der Mama gefällt. Mama hat dann immer was zum Kuscheln oder Schmusen. Immerhin ist der Mann sehr oft ja nicht da, wenn er einem Beruf nachgeht oder einer Berufung, zum Beispiel auf den Fußballplatz.

Da fällt dem gebildeten Mann doch gleich Ödipus ein. In der griechischen Mythologie erschlägt Ödipus seinen Vater und heiratet seine eigene Mutter, was letztlich zum Untergang der beiden führt.

An so etwas denkt natürlich keine liebende Mama. Sie genießt doch nur die hingebungsvolle Liebe ihres Sprösslings.

Natürlich wird diese Treue auch belohnt, sehr oft belohnt.

Die Folge solcher Belohnungen liegt auf der Hand und fällt sofort ins Auge eines unvoreingenommenen Betrachters. Denn sehr häufig sind nicht nur die kleinen Händchen des kleinen Lieblings ausgesprochen gut gepolstert, was eben auf der Hand liegt. Manchmal entdeckt man diese Polsterung am ganzen Körper des kleinen geliebten Fettsacks.

Denn das ist Erziehung pur: Für jedes erwünschte Verhalten, für jedes erwünschte Lieb sein gibt es von Mama ausnahmsweise etwas Süßes zur Belohnung. Das ist auch Ersatz für mangelnde Zeit, wenn man ausnahmsweise als Mutter mal etwas anderes machen muss, als mit dem Kind zu schmusen!

Das ist doch richtige Erziehung, oder?

Erinnert stark an so unheimlich überfettete Dackel oder andere süße fettgepolsterte kleine Möpse.

Da möchte doch manchmal jemand der lieben Mama zurufen: „Schaff dir lieber einen Hund an, ehe du dein Kind zum treu blickenden Hündchen dressierst! So ein Vierbeiner ist wenigstens geschützt durch Tierschutzparagrafen!“

Was man mit Erziehung so alles machen kann?

Aber was, zum Teufel, ist das eigentlich „Erziehung“?

Erziehung, was ist das eigentlich? Wer schreit hat Recht?

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