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Adam

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Ich hastete um die nächste Ecke und rannte über die Straße. In der Nähe des Tors würde Max auf mich warten. Um ein Haar wäre ich in ein Auto gerannt, und der Fahrer blickte mich wütend an. Ich wollte so schnell wie möglich die Pläne loswerden. Wenn sie mich damit erwischten, war ich verloren.

Wenn es stimmte, was Max in Erfahrung gebracht hatte, dann zeigten die Pläne einen unterirdischen Gefängniskomplex, und ebenfalls würden sie uns die Lage des Bauwerkes verraten. Ich erreichte den Treffpunkt, Max wartete schon auf mich.

„Da bist du ja, Alter. Ich dachte schon, sie hätten dich erwischt.“, begrüßte er mich. Ich stütze meine Hände auf die Knie, um wieder etwas zu Atem zu kommen.

„Hat dich die Rennerei so geschafft? Lernst du denn nichts bei uns?“, neckte Max mich. Ich richtete mich auf. „Dir würde es genauso gehen, mit Plänen im Gepäck, die hinter einem Hochsicherheitstresor lagen.“, antwortete ich und sein Gesicht wurde sofort ernst.

„Richtig. Wir sollten gehen. Komm.“, sagte er und öffnete die Tür des Hauses, vor dem wir standen. Ich schloss sie hinter mir wieder und schob den schweren Eisenriegel vor. Der Wohnraum war nur spärlich eingerichtet. Es war der einzige Ort in der Stadt, wo man sich sicher unterhalten konnte, ohne gleich verhaftet zu werden. Das Haus wurde von einer alten Frau bewohnt, die mit uns zusammen arbeitete.

„Also, erzähl mal. Wie hat es geklappt? So, wie wir es besprochen hatten?“, erkundigte sich Max. Ich nickte.

„Im Großen und Ganzen , ja. Ich musste eine Wache KO schlagen, weil sie direkt vor dem Tresor stand. Und ich hab ein Mädchen umgerannt, oder eher sie mich. Beinahe wären die Pläne unter meinem T-Shirt rausgerutscht.“, berichtete ich. Max begann zu lachen. Ich blickte ihn verärgert an.

„Was ist los?“, knurrte ich. Er lachte nur noch lauter.

„Du stiehlst Pläne aus einem Hochsicherheitstresor und lässt dich anschließend von einem kleinen Mädchen umrennen! Ich schmeiß mich weg!“, brachte er nur mühsam hervor.

„Sehr witzig.“, brummelte ich.

„Ok, jetzt aber wieder zu die Plänen. Zeig mal her.“, verlangte er, also zog ich sie unter meinem Shirt hervor. Max begutachtete sie sorgfältig.

„Wow. Das ist…unglaublich!“, staunte er. „Wir müssen los. Die Teile hier zu Ruben bringen. Der wird Augen machen!“

Max erhob sich und steckte die Pläne in seine Umhängetasche. Dann betraten wir gemeinsam den Nebenraum. Ich ging zu einem schlichten ausgefransten Teppich in der Mitte des Raumes und klappte ihn um. Darunter befand sich eine Falltür. Max öffnete sie und ich stieg hinunter. An der Wand des Schachtes war eine schmale Leiter angebracht, die etwa dreißig Meter in die Tiefe führte. Ich ließ die letzten Sprossen aus und sprang. Dann knipste ich die Taschenlampe an, die ich immer in meiner Hosentasche hatte.

Der Lichtkegel traf Max, der grade den Teppich wieder über die halb geschlossene Falltür zog und anschließend die Luke von innen mit einem Hochsicherheitsschloss verriegelte. Dann kam auch er zu mir hinunter.

„So, lass uns nach Hause gehen.“, brummte er und wir machten uns auf den Weg in den Tunnel. Es war ein Geheimgang, den die ersten Rebellen vor knapp hundert Jahren angelegt hatten. Er führte zu allen Unterschlüpfen der Rebellen, von denen jetzt aber nur noch ein einziger besetzt war. Der Anfang des Tunnels führte gut vier Meilen nach Westen unter der Kuppel hindurch, und mündete schließlich in einer Kreuzung, an der es acht Möglichkeiten gab, weiter zu gehen. Drei davon waren zugeschüttet, eine vierte war eine Sackgasse. Wir wählten den siebten Gang. Der führte auf ein paar Umwegen zu unserem Stützpunkt. Wir gingen schweigend, und ich musste die ganze Zeit an das Mädchen denken, dass mich heute fast umgerannt hatte. Sie hatte wunderschöne rote Haare, grüne Augen und eine blasse Haut. Aber was viel wichtiger war: hatte sie etwas bemerkt? Vermutlich nicht, aber immerhin hatte ich die Papiere direkt unter meinem T-Shirt, an der Stelle die sie berührt hatte.

Schließlich hatten wir eine weitere Kreuzung erreicht, die erneut in drei weitere Gänge abzweigte. Wir nahmen den dritten Gang.

„Ruben könnte doch wenigstens Fahrräder für die Gänge anschaffen. Ich hasse das ganze Gerenne hier unten.“, maulte Max, als wir endlich die schwere Stahltür erreichten und unsere Daumen auf den Fingerabdruck-Scanner legten.

„Name, Nummer, Einheit?“, fragte eine elektronische Stimme aus dem Scanner.

„Adam Woods, 037, Einheit Dragon.“, sagte ich ziemlich monoton. Der Satz ging mir mittlerweile leicht über die Lippen. Alle Sicherheitstüren hatten Scanner und jede fragte einen nach Namen, Nummer und Einheit. Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, mir das alles zu merken, aber ich war nun schon seit zwei Jahren hier und hatte meine Ausbildung als Jahrgangsbester abgeschlossen. Nun war ich ein Spion und Dieb, der in den Diensten der Rebellen stand. Aber in allererster Linie war ich ein Soldat.

Die Stahltür öffnete sich mit einem leisen Summen. Ich betrat den dahinterliegenden Raum, der, falls es zu einem feindlichen Angriff kam, zugeschüttet werden konnte. Ich wartete auf Max, der hinter mir durch die Tür kam. Zusammen durchquerten wir die nächste Tür, die ein Passwort von uns wissen wollte.

„Meeresfrüchte.“, antwortete ich und wir durften eintreten. Nun folgte ein langer Flur, von dem einige Gänge und Türen abzweigten. Wir gingen bis ganz zum Ende und klopften an die Tür.

„Eintreten.“, tönte es von drinnen. Max öffnete die Tür und wir betraten die Kommandozentrale. Ruben stand an einem Tisch und blickte auf, als er uns hörte. Wir schlugen die Hacken zusammen und salutierten.

„Ah, da sind ja meine zwei Lieblingsspione. Wie ist es gelaufen?“, fragte er und sah uns erwartungsvoll an.

„Gut, Sir. Ich musste einem Cop die Nase brechen, weil er im Weg stand, aber wir haben die Pläne und sonst ist mir auch niemand über den Weg gelaufen. Max hat mich gut geführt.“, erzählte ich. Ruben lächelte.

„Ich wusste, was ich tat, als ich euch beide da rein geschickt habe. Ihr seid das beste Team für sowas. Die Pläne, wenn ich bitten dürfte.“, sagte er. Max beeilte sich, die Pläne aus seiner Tasche zu holen. Ruben schaute sie sich sorgfältig an. Immer wieder nickte er.

„Gute Arbeit, ihr zwei. Ihr habt mir tatsächlich die Pläne vom DomeTec Hauptquartier gebracht. Und noch dazu einen von einer neuen High-Tech Waffe. Glückwunsch! Und jetzt könnt ihr gehen. Ab morgen werden die neuen Rekruten ihre Ausbildung beginnen. Und ihr zwei werdet einige Neue Dragons ausbilden. Ihr solltet euch ausruhen.“, sagte er. Wir salutierten ein zweites Mal und verließen dann den Raum.

„High Five, Alter! Wir sind ab morgen Ausbilder der Dragons!“, jubelte Max. Ich schlug ein und wir redeten den ganzen Flur hinunter von der Mission.

„Kein anderer ist so gut wie du, wenn du dich unsichtbar machst. Wie schaffst du dass nur? Nie sieht dich jemand.“, fragte Max. Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe eben den besten Hacker, der mir den Weg ebnet.“, gebe ich zurück. „Ach ja, `tschuldige wegen dem Cop im Tresorraum. Den hab ich echt nicht gesehen.“, sagte Max kleinlaut. Ich boxte ihm freundschaftlich in den Arm.

„Hey, das ist kein Problem. Wozu haben wir denn die Kampfausbildung?“, erwiderte ich. Er nickte. „Stimmt.“

Wir bogen in einen der Gänge ein und betraten den Speiseraum. Die Essenszeit hatte grade erst begonnen, aber alle saßen schon an ihren Tischen, so dass wir uns einfach unser Tablett auffüllen konnten. Es gab das Übliche. Bratkartoffeln mit Spiegelei und einer Scheibe Brot. Dazu Wasser. Das war das typische Abendessen. Ich blickte mich nach Ben, Rob, Paul und Danny um und entdeckte sie an dem Tisch an der Wand. Ich steuerte auf sie zu und setzte mich neben Paul.

„Hab von den Plänen gehört. Und, wie ist es gelaufen?“, fragte er und klopfte mir mit der Hand auf die Schulter.

„Gut. Sehr gut sogar. Max und ich sind ab morgen Ausbilder.“, antwortete ich zwischen zwei Bissen Bratkartoffeln. Ben runzelte die Stirn.

„Ausbilder bei den Dragons?“, fragte er und pfiff durch die Zähne.

„Da seid ihr glaube ich die jüngsten, die es jemals gab.“, sagte Rob.

„Echt? Die jüngsten? Krass.“, hörte ich Danny.

Die vier waren meine besten Freunde. Zusammen mit Max, der die Ausbildung als Zweitbester abgeschlossen hatte, waren Paul, Rob und Danny die anderen Besten. Ben war erst letztes Jahr dazugekommen. Obwohl es so viel Gesprächsstoff gab, aßen wir schweigend zu Ende. Anschließend standen wir auf und gingen alle gemeinsam in die Trainingshalle, um die Neuen zu begrüßen.

Es waren nicht viele, da die Rebellen nicht in der Öffentlichkeit neue Leute anwerben konnten, aber es gab immer wieder Leute, vor allem aus den ärmeren Vierteln der Kuppel, die sich uns anschlossen.

Ich war vor zwei Jahren von zu Hause weggelaufen, weil meine Mutter eine schreckliche Tyrannin war. Sie wollte unbedingt dass ich ihren Platz einnahm, und mein Vater war ein Rückgratloser Hänfling. Na ja, auf jeden Fall war ich jetzt ein Widerstandskämpfer, und ich wollte schon immer einer sein.

Die Neuen standen etwas eingeschüchtert in der Halle, während nach und nach immer mehr Soldaten eintrudelten.

„Wow, guck dir mal den an.“, raunte Paul mir zu. Ich folgte seinem Finger und erblickte einen muskelbepackten Klotz, der mit verschränkten Armen vor den Neuankömmlingen stand. Danny lachte leise. „Dem wird sein grimmiges Getue noch vergehen.“, sagte er.

Ich beobachtete die Gruppe genau. Die meisten standen verschüchtert da und versuchten, sich so klein wie nur möglich zu machen. Aber einige strahlten Selbstbewusstsein aus. Ich hoffte, dass wir einige mutige Soldaten kriegen würden. Denn um bei den Rebellen zu überleben brauchte man Mut.

„So Jungs. Und natürlich Mädels.“, begann Ruben, der auf einem Podest in der Mitte des Raumes stand.

„Ab heute werdet ihr zu Soldaten ausgebildet. Einige von euch haben schon eine Grundausbildung genossen, dass wird euch zu Gute kommen. Aber täuscht euch nicht, das Leben hier ist hart, dass kann euch jeder dieser Soldaten hier bestätigen! Ihr werdet jetzt aufgeteilt in die verschiedenen Einheiten, die heute Morgen bei den Tests festgelegt wurden. Jedem von euch wurde seine Einheit mitgeteilt und ihr geht jetzt zu den Leitern der Trainingsgruppen.“, fuhr er fort.

Die Gruppe spaltete sich und machte sich auf den Weg zu ihren neuen Familien.

Zu uns kamen fünf Neue, darunter nur ein Mädchen. Sie zögerten erst, als sie auf uns zugingen, wir, die unter dem roten Drachensymbol standen.

Es gab noch zwei weitere Einheiten. Die Leoparden, die Scharfschützen waren, und die Sharks, eine ganz normale Bodentruppe und gleichzeitig die größte der Rebellen.

Ruben räusperte sich.

„Ich werde euch jetzt eure Ausbilder vorstellen. Bei den Sharks sind das Eddie und Will.“, die beiden salutierten.

„Bei den Leos sind Kyle und Jenny die Ausbilder, bei den Dragons Max und Adam.“

Auch wir salutierten. Unsere neuen Rekruten schauten etwas verwirrt.

„Wir werden ab morgen ein Namensschild tragen, wie jeder andere hier auch.“, erklärte Max ihnen zu.

„Das war ein langer Tag heute. Neue Rekruten, ihr geht jetzt in eure Schlafräume. Die Ausbilder kommen noch mal zu mir. Wegtreten!“, rief Ruben und wir gingen zu ihm.

„Ich habe die Besten aus den jeweiligen Truppen ausgewählt, um die Neuen auszubilden. Macht euren Job gut. Am Ende der Woche erwarte ich einen Bericht von euch. Ihr sechs vertretet eure Einheiten, verstanden?“, sagte der Kommandant. Wir nickten. Ruben nickte ebenfalls.

„Gut. Sharks, Wegtreten!“, befahl er. Nun standen nur noch Jenny, Kyle, Max und ich in der Halle.

„Wie ihr wisst finden übermorgen die großen Tests statt. Am Freitag machen diejenigen, die zu den Soldaten gehen, einen Übungsausflug. Sie werden in die Nordstadt fahren, mit nur vier Offizieren. Wir werden sie dort überraschen und die Jugendlichen entführen. Die Regierung sollte langsam lernen, dass man uns nicht zum Narren halten kann. Die Einzelheiten werde ich mit den vollen Truppen am Mittwoch besprechen. Nur dass ihr Bescheid wisst. Wegtreten“, erklärte er.

Wir entfernten uns in den Wohnblock der Dragons.

„Eine Übungsgruppe überfallen? Damit man Respekt vor uns hat?“, fragte ich skeptisch. Max zuckte mit den Schultern.

„Ruben wird schon wissen, was er tut.“, antwortete er. Da hatte er Recht.

Schweigend betraten wir das Zimmer, in dem Max und ich schliefen. Das war das Gute am Ausbilderjob. Man bekam ein Zweierzimmer.

EIS

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