Читать книгу Die Philosophie des Geistes - John Locke - Страница 26

Fünfzehntes Kapitel.
Von der Dauer und Ausdehnung, beide gemeinsam betrachtet

Оглавление

Inhaltsverzeichnis

§ 1. (Beide sind der Vermehrung und Verminderung fähig.) Obgleich ich in den vorgehenden beiden Kapiteln ziemlich lange bei der Betrachtung von Raum und Dauer verweilt habe, so wird doch eine Vergleichung beider, da sie von grosser Bedeutung sind und in ihrer Natur etwas Dunkles und Besonderes haben, vielleicht zu ihrer Erläuterung dienen, und eine gemeinsame Betrachtung beider wird vielleicht deren Begriff klarer und deutlicher machen. Den Abstand oder Raum nenne ich in seinem einfachen reinen Begriffe, um Verwirrung zu vermeiden, Ausspannung, um ihn von der Ausdehnung, zu unterscheiden, welche mir für die Bezeichnung dieses Abstandes in den festen Theilen des Stoffes von Manchen gebraucht wird und so die Vorstellung von Körperlichem einschliesst oder wenigstens andeutet. Ich ziehe auch das Wort: Ausspannung dem des Raumes vor, weil Raum ebenso oft für den Abstand fliessender, einander zeitlich folgender Theile gebraucht wird, die nicht zugleich sind, wie für den Abstand solcher, die dauernd sind. In beiden (d.h. Ausspannung und Dauer) hat man die Vorstellung einer stetigen Länge, die vermehrt oder vermindert werden kann; denn man hat eine ebenso klare Vorstellung von dem Unterschied in der Länge einer Stunde und eines Tages, wie von dem eines Zolles und eines Fusses.

§ 2. (Die Ausspannung ist durch den Stoff nicht beschränkt.) Wenn die Seele die Vorstellung von der Länge einer gewissen Ausspannung erlangt hat, mag es eine Spanne oder einen Schritt oder sonst eine sein, so kann sie, wie gesagt, diese Vorstellung wiederholen und so durch Vermehrung diese Vorstellung vergrössern und sie zwei Spannen oder Schritten gleich machen und dies so oft wiederholen, bis die Länge der Länge irgend eines Abstandes auf der Erde gleich Kommt und so wächst, bis sie den Abstand von der Sonne oder von den entferntesten Sternen erreicht. Bei einem solchen Fortgange, entweder von dem eigenen Standorte oder von jedem andern, kann man weiter schreiten und über all diese Längen hinausgehen, ohne dass man dabei durch Etwas gehindert wird, und zwar sowohl mit einem Körper wie ohne solchen. Man kann zwar leicht in Gedanken an das Ende der körperlichen Ausdehnung gelangen, und es ist nicht schwer, an das Ende und die Grenze alles Körperlichen zu gelangen; allein von dort hindert nichts die Seele, in das Endlose weiter zu gehen, und sie kann nie das Ende der Ausspannung finden oder sich vorstellen. Man kann auch nicht sagen, dass jenseit der Grenze des Körperlichen Alles aufhört, wenn man nicht Gott in die Grenzen des Körperlichen bannen will. Salomon, dessen Geist voll Weisheit war, scheint ebenso zu denken, wenn er sagt: »der Himmel und der Himmel der Himmel kann Dich nicht fassen«; und wer glaubt, dass er seine Gedanken über Gottes Dasein hinaus ausdehnen oder einen Raum vorstellen kann, wo er nicht ist, überschätzt die Fähigkeit seines Verstandes.

§ 3. (Auch die Dauer ist nicht durch die Bewegung beschränkt.) Ebenso verhält es sich mit der Dauer. Wenn die Seele die Vorstellung einer bestimmten Länge der Dauer erlangt hat, so kann sie sie verdoppeln, vervielfältigen und vergrössern, nicht blos aber ihre eigene Dauer, sondern auch über die aller körperlichen Dinge und über alle Zeitmaasse, die den grossen Weltkörpern und ihren Bewegungen entlehnt sind. Indess giebt Jeder leicht zu, dass wenn man auch die Dauer endlos macht, was sie sicher ist, man sie doch nicht über alles Seiende hinaus ausdehnen kann. Gott füllt, wie Jeder leicht zugesteht, die Ewigkeit aus, und man wird auch nicht daran zweifeln können, dass er ebenso die Unermesslichkeit ausfüllt. Sein unendliches Wesen ist unzweifelhaft in der einen Richtung so grenzenlos als in der andern, und man erhebt den Stoff ein wenig zu hoch, wenn man sagt, wo kein Körper ist, da ist nichts.

§ 4. (Weshalb man eher eine unendliche Dauer, wie eine unendliche Ausdehnung zulässt.) Darin liegt der Grund, weshalb Jedermann leichthin und ohne Bedenken die Ewigkeit annimmt, davon spricht und nicht zögert, sie der Dauer beizulegen; dagegen nur zweifelhafter und vorsichtiger die Unendlichkeit des Raumes zulässt. Es geschieht deshalb, weil Dauer und Ausdehnung auch für die Bezeichnung der Zustände anderer Wesen gebraucht werden und man deshalb leicht in Gott die ewige Dauer begreift und dazu genöthigt ist; allein Ausdehnung wird nicht ihm, sondern nur den Körpern beigelegt, die endlich sind, und deshalb zweifelt man leichter, ob es eine Ausspannung ohne Körper giebt, da man sie gewöhnlich nur als eine Eigenschaft dieser behandelt. Deshalb beschränkt man bei Untersuchung des Raumes denselben leicht auf die Grenzen des Körperlichen, als wenn der Raum da zu Ende wäre und nicht weiter reichte. Selbst wenn man in der Auffassung weiter geht, so nennt man doch das über die Grenzen des Weltalls Hinausgehende nur den eingebildeten Raum, als wenn er nichts wäre, weil er keinen Körper enthielte. Dagegen nennt man die Dauer, welche dem Körperlichen vorgeht und nach dessen Bewegungen sie bestimmt wird, niemals blos eine eingebildete, weil sie niemals leer von irgend einem andern Seienden ist. Leiten nun die Worte der Dinge überhaupt das Denken auf den Ursprung unserer Vorstellungen (wie ich dies annehmen möchte), so wird man bei dem Worte Dauer (duration) veranlasst, zu denken, dass die Fortsetzung des Seins mit einer Art Widerstand gegen zerstörende Gewalten und die Fortsetzung von Dichtheit (solidity) (welche leicht mit Härte verwechselt wird und davon auch wenig verschieden ist, wenn man auf die kleinsten Theilchen des Stoffes zurückgeht) eine gewisse Aehnlichkeit haben und sonach verwandte Worte, wie durare und durum esse veranlasst haben. Dass durare auf die Vorstellung von Härte ebenso wie auf die vom Dasein angewendet wird, sieht man aus Horaz, Epod. XVI. »ferro duravit secula«. Allein sei dem, wie ihm wolle, so viel ist gewiss, dass man Jedenfalls manchmal mit seinen Gedanken jenseit des Körperlichen in die Unendlichkeit des Raumes und der Ausdehnung eingeht und dass diese Vorstellung bestimmt und gesondert ist von dem Körperlichen und allem Andern. – Dies mag (wenn es beliebt) Stoff zu weiterm Nachdenken abgeben.

§ 5. (Die Zeit verhält sich zur Dauer, wie der Ort zur Ausspannung.) Die Zeit verhält sich im allgemeinen zur Dauer, wie der Ort zur Ausspannung. Sie sind von diesem grenzenlosen Ocean der Ewigkeit und Unermesslichkeit wie durch Grenzzeichen abgetrennt und unterschieden; sie dienen damit zur Bezeichnung der gegenseitigen Stelle der endlichen wirklichen Dinge in diesem gleichförmigen unendlichen Ocean von Dauer und Raum. Genau betrachtet, sind es nur Vorstellungen bestimmter Abstände von bestimmten und bekannten festen Punkten innerhalb der einzelnen Dinge, und man nimmt an, dass sie denselben Abstand von einander bewahren. Von solchen festen Punkten abrechnet man von da aus, misst man Theile von diesen unendlichen Grössen, und so betrachtet sind sie das, was man Zeit und Ort nennt. Dauer und Raum sind an sich grenzenlos und einförmig, und deshalb wurde sich ohne solche bekannte feste Punkte die Ordnung und Stellung der Dinge darin verlieren, und Alles würde in eine unheilbare Verwirrung gerathen.

§ 6. (Zeit und Ort gelten für so viel von der Dauer und Ausspannung, als deren durch das Dasein und die Bewegung der Körper besonders herausgehoben wird.) Wenn die Zeit und der Ort so für die bestimmten erkennbaren Theile dieser unendlichen Abgründe von Raum und Dauer gelten und als durch Zeichen und bekannte Grenzen von dem Rest geschieden angenommen werden, so hat jedes eine zwiefache Bedeutung. Erstens wird Zeit im Allgemeinen für so viel von der unendlichen Dauer genommen, als durch das Dasein und die Bewegung der grossen Himmelskörper, so weit wir sie kennen, gemessen wird und mit ihnen zugleich ist. In diesem Sinne beginnt und endet die Zeit mit den Enden dieser sichtbaren Welt; so in den früher erwähnten Ausdrücken »Vor aller Zeit« und »Wenn keine Zeit mehr sein wird«. Ebenso wird der Ort manchmal für den Theil des unendlichen Raumes genommen, welcher von der stofflichen Welt erfüllt und eingenommen ist. Dadurch unterscheidet er sich von der übrigen Ausspannung, obgleich er besser Ausdehnung als Ort genannt werden könnte. Die besondere Zeit oder der Raum und die besondere Ausdehnung oder der Ort von allen körperlichen Dingen ist innerhalb dieser Beiden befasst, und sie werden durch die erkennbaren Theile derselben gemessen.

§ 7. (Mitunter gelten sie für so viel davon, als man durch Maasse bezeichnet, die der Masse oder der Bewegung der Körper entlehnt sind.) Zweitens wird das Wort Zeit in einem weitem Sinne genommen und wird nicht auf Theile der unendlichen Dauer angewendet, die durch das wirkliche Sein und die periodischen Bewegungen der Körper unterschieden und gemessen werden, die von Anfang ab als Zeichen und als Jahreszeiten und als Tage und Jahre bestimmt waren und die deshalb unsere Zeit-Maasse wurden; sondern auf jene andere Theile der unendlichen einförmigen Dauer, die man gelegentlich für gleich mit gewissen Längen der gemessenen Zeit annimmt und deshalb als begrenzt und bestimmt betrachtet. Nimmt man z.B. an, dass die Schöpfung oder der Fall der Engel am Anfange der Julianischen Zeitrechnung Statt gehabt, so würde man passend und verständlich sagen können, dass die Zeit der Erschaffung der Engel der der Welt um 7640 Jahre vorangegangen sei; man bezeichnet damit so viel von der einförmigen Dauer, als man den 7640 Jahres-Umwälzungen der Sonne nach ihrer jetzigen Bewegung gleich erachtet. Ebenso spricht man mitunter von Orten, Entfernungen und Maassen innerhalb der grossen Leere jenseit des Weltalls, indem man so viel von diesem Raum sich vorstellt, dass er gleich ist oder vermag, einen Körper von bestimmter Grösse, z.B. einen Kubikfuss in sich aufzunehmen; oder wenn man einen Punkt darin in einer bestimmten Entfernung von irgend einem Theile des Weltalls sich vorstellt.

§ 8. (Sie kommen Beide allen Dingen zu.) Die Frage nach dem Wo und Wenn treffen alle endlichen Dinge; sie werden von dem Menschen immer nach irgend einem bekannten Theile der wahrnehmbaren Welt und von gewissen Zeitabschnitten ab gerechnet, die man durch die in ihr Statt habenden Bewegungen erkennen kann. Ohne solche feste Punkte oder Perioden würde die Ordnung der Dinge für unsern endlichen Verstand in dem grenzenlosen und einförmigen Ocean der Dauer und Ausspannung verloren gehen; sie umfassen alle endlichen Dinge in sich und gehören in ihrem vollen Umfange Gott allein an. Man darf sich daher nicht wundern, dass man sie nicht versteht und dass unser Denken so oft stockt, wenn man sie entweder für sich oder als dem höchsten unendlichen Wesen in irgend einer Weise angehörig betrachten will. So wie die Vorstellung von der Dauer eines besondern Dinges eine Vorstellung von dem Theile der unendlichen Dauer ist, die während seines Bestehens abläuft, so ist die Zeit, wo ein Ding bestand, die Vorstellung von der Grösse der Dauer, die von einem bekannten und festen Zeitabschnitte der Dauer bis zu dem Dasein dieses Dinges abgelaufen ist. Man bezeichnet den Abstand der Grenzen einer Sache nach ihrer Grösse oder ihrem zeitlichen Bestehen beispielsweise durch einen Quadratfuss oder sagt, die Sache hat zwei Jahre gedauert; und andererseits bezeichnet man seine Entfernung nach Ort und Zeit von andern festen Punkten des Raumes oder der Dauer, wie z.B. in der Mitte von Lincoln's Feld, oder: von dem ersten Grade des Stiers, oder: in dem Jahre unseres Herrn 1671 oder: das tausendste Jahr der Julianischen Periode. Alle diese Entfernungen misst man durch bereits bekannte Vorstellungen gewisser Raum- und Zeitgrössen, wie Zolle, Fusse, Meilen und Grade oder wie Minuten, Tage, Jahre u.s.w. bei der Zeit.

§ 9. (Alle Theile der Ausdehnung sind selbst Ausdehnung, und alle Theile der Dauer sind selbst Dauer.) Raum und Zeit haben noch in einem andern Punkte eine grosse Uebereinstimmung; obgleich sie nämlich mit Recht zu den einfachen Vorstellungen gezählt werden, so ist doch keine der von ihnen vorhandenen bestimmten Vorstellungen ohne irgend eine Art von Zusammensetzung; denn ihre eigentliche Natur ist, aus Theilen zu bestehen; allein da ihre Theile alle von gleicher Art und ohne Zumischung anderer Vorstellungen sind, so können sie deshalb doch einen Platz unter den einfachen Vorstellungen einnehmen. Wenn man, wie bei der Zahl, zu einem so kleinen Theil des Raumes oder der Zeit gelangen könnte, dass er nicht mehr theilbar wäre, so würde er gleichsam die untheilbare Einheit oder Vorstellung sein, und durch Wiederholung würden dann die grössern Vorstellungen von Ausdehnung und Dauer entstehen. Allein man kann keine solche untheilbare Vorstellung gewinnen; deshalb benutzt man die gewöhnlichen Maasse, die durch häufigen Gebrauch sich in jedem Lande dem Gedächtniss eingeprägt haben (so Zolle und Fusse; Kubikfusse und Parasangen; für die Zeit: Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Jahre); man gebraucht sie als einfache Vorstellungen, und die grössern Theile werden durch wiederholte Zusammensetzungen solcher bekannten Maasse gebildet. Andererseits wird das gebräuchliche kleinste Maass von beiden gewöhnlich als die Zahl-Einheit angesehen, wenn man jene grössern Maasse in kleinere Theile auflösen will. Allerdings wird die Vorstellung des Raumes und der Zeit, wenn sie entweder durch Vermehrung oder durch Theilung zu gross oder zu klein wird, in ihrem bestimmten Umfange etwas dunkel und verworren; nur die Zahl bleibt, wie oft sie auch aneinandergelegt oder getheilt wird, klar und deutlich, wie man leicht bemerkt, wenn man seine Gedanken frei in der weiten Ausdehnung des Raumes oder der Theilbarkeit des Stoffes sich ergehen lässt. Jeder Theil der Dauer ist wieder Dauer, und jeder Theil von Ausdehnung ist wieder Ausdehnung; beide sind der Vermehrung und der Theilung ohne Ende fähig. Indess dürften die kleinsten Theile von beiden, die man sich noch klar und deutlich vorstellen kann, am passendsten als die einfachen Vorstellungen dieser Art anzusehen sein, aus denen die zusammengesetzten Besonderungen von Raum, Ausdehnung und Dauer gebildet und in die sie wieder aufgelöst werden können. Solch ein kleiner Theil der Dauer kann ein Augenblick heissen und ist gleich der Zeit, die eine Vorstellung in dem gewöhnlichen Lauf der Gedanken ausfüllt. Bei der Ausdehnung fehlt dafür ein eigener Name; ich darf ihn vielleicht den wahrnehmbaren Punkt nennen, worunter ich den kleinsten noch unterscheidbaren Theil des Stoffes oder Raumes verstehe; er beträgt ohngefähr eine Minute und selbst für das schärfste Auge selten, weniger als 30 Sekunden eines Kreises, in dessen Mittelpunkt das Auge sich befindet.

§ 10. (Ihre Theile sind untrennbar.) Die Ausdehnung und Dauer stimmen ferner darin überein, dass zwar in beiden Theile angenommen werden, aber diese Theile von einander nicht getrennt werden können; selbst nicht in Gedanken; obgleich die Körpertheile, von denen man das Maass für den Raum und die Theile der Bewegung oder vielmehr der Gedankenfolge in der Seele, von denen man das Maass für die Zeit entnimmt, unterbrochen und getrennt werden können; denn die Körper sind oft in Ruhe und ebenso die Gedanken beim Schlafe, was man auch Ruhe nennt.

§ 11. (Die Dauer gleicht der Linie, die Ausspannung dem Dichten.) Dagegen unterscheiden sich beide erheblich dadurch, dass die Vorstellung der Länge, die man von einer Ausspannung hat, sich nach allen Richtungen wendet und so Breite, Tiefe und Gestalten hervorbringt; dagegen gleicht die Dauer nur einer geraden Linie, die ohne Ende fortgeht und die keiner Mannichfaltigkeit, Vervielfältigung und Gestalt fähig ist; sie ist vielmehr das gemeinsame Maass alles Daseienden, an dem Alles, so lange es besteht, Theil nimmt. So ist der jetzige Augenblick allen jetzt bestehenden Dingen gemeinsam; sie werden alle davon so befasst, als wären sie nur ein einziges Ding, und man kann wahrhaft sagen, dass sie alle in demselben Zeitpunkte sind. Ob Engel und Geister in Beziehung auf Ausdehnung etwas dem Aehnliches haben, geht über meinen Verstand. Wir, deren Verstand und Fassungskraft nur für unsere Erhaltung und den Zwecken unseres Daseins, aber nicht für das Sein und den Umfang anderer Wesen bemessen ist, können ebenso schwer ein Dasein oder ein wirkliches Wesen vorstellen, dem alle Ausdehnung abgeht, als ein wirkliches Wesen, dem alle Art von Dauer abgeht; deshalb wissen wir nicht, wie die Geister sich zu dem Räume verhalten und wie sie in demselben mit einander verkehren. Wir wissen nur, dass jeder Körper seinen eigenen Theil davon nach seiner Grösse inne hat und deshalb, so lange er darin bleibt, jeden andern Körper davon ausschliesst.

§ 12. (Bei der Dauer sind nie zwei Theile zugleich, aber bei der Ausdehnung sind alle Theile zugleich.) Die Dauer und die einen Theil derselben bildende Zeit ist die Vorstellung von einem untergeben des Abstandes; nicht zwei Theile davon bestehen zugleich, sondern sie folgen einer dem andern; dagegen ist die Ausdehnung die Vorstellung von einem dauernden Abstande; alle Theile davon sind zugleich und können einander nicht folgen. Man kann deshalb keine Dauer ohne Folge fassen und es nicht begreifen, dass ein Wesen den morgenden Tag jetzt besteht oder auf einmal mehr als einen Augenblick inne hat; indess kann man sich vorstellen, dass das ewige Dasein des Allmächtigen sehr verschieden von dem der Menschen oder eines andern endlichen Wesens ist. Der Mensch befasst mit seiner Kenntniss oder Kraft nicht alle vergangenen und kommenden Dinge; seine Gedanken sind nur von gestern, und er weiss nicht, was der kommende Morgen bringen wird; das Vergangene kann er nicht zurückrufen und das Kommende nicht zu Gegenwärtigem machen. Dies gilt von allen endlichen Wesen, wenn sie auch den Menschen in Kenntniss und Macht weit übertreffen; in Vergleich mit Gott sind sie nicht mehr als das niedrigste Geschöpf da das Endliche in keinem Verhältniss zu dem Unendlichen steht. Da Gottes unendliche Dauer mit unendlichem Wissen und Macht verbunden ist, so sieht er das Vergangene wie das Kommende; Beides ist nicht entfernter für seinen Blick und sein Wissen, wie das Jetzt; sie werden alle mit einem Blick befasst, und er kann beliebig Alles zum Dasein rufen. Alles hängt in seinem Dasein nur von Gottes Willen ab und besteht nur so lange, als Gott es gefällt. Sonach befassen und umfassen Ausspannung und Dauer einander wechselseitig jeder Theil des Raumes ist in jedem Theile der Zeit, und jeder Theil der Zeit ist in jedem Theile des Raumes. Eine solche Verbindung zwei so verschiedener Vorstellungen dürfte sich in all der Mannichfaltigkeit, die man begreift und begreifen kann, kaum wiederfinden und somit Stoff zu weitem Nachdenken geben.

Die Philosophie des Geistes

Подняться наверх