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Judenhass in Wien

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Gegen Ende des 12. Jahrhunderts kam es aber bereits zu den ersten antisemitischen Ausschreitungen in Wien. Kreuzfahrer, eine mordlustige Terrorbande, die auf ihrem Weg ins Heilige Land durch Wien zogen, ermordeten 16 Juden – unter ihnen war auch Schlom.

Um 1267 erschwerten sich die Lebensumstände der Juden in Wien. Aufgrund der Beschlüsse des 4. Laterankonzils23 wurden die Regierenden gezwungen, harte Bestimmungen gegen die Juden zu erlassen: Juden mussten ab sofort einen gehörnten gelben Hut tragen, dem katholischen Pfarrer ihres Wohnsprengels eine Stolagebühr zahlen – wozu? -, sie durften kein öffentliches Amt mehr annehmen, keine Bäder und Gasthäuser betreten und keine christlichen Dienstboten einstellen (Das mit den christlichen Dienstboten wurde allerdings sehr großzügig gehandhabt. Vor allem deswegen, weil es den christlichen Hausangestellten bei ihren jüdischen Dienstherren wesentlich besser ging, als bei christlichen).

Juden durften nicht in der Landwirtschaft, im Handel oder Gewerbe tätig sein. Somit blieben ihnen nur die Geldgeschäfte und der Altwarenhandel. Die Folge waren oft Feindseligkeiten bei christlichen Schuldnern, wenn die Juden versuchten zu dem Geld wieder zu kommen, das sie an Christen verliehen hatten. Das unheilbringende Geschwafel von den wucherischen und ausbeuterischen Juden kam auf.

Ein erster Ansatz von Judenhass, der im Dritten Reich seinen entsetzlichen Höhepunkt fand und immer noch – meist in muslimischen Ländern – vorhanden ist.

Das Wiener Stadtrecht sah zwar für Streitigkeiten zwischen Christen und Juden einen eigenen Judenrichter vor. Dieser wurde allerdings von den Christen fast nicht beansprucht. Sie hatten bereits ein zu starkes Misstrauen gegenüber den Juden entwickelt.

Für Konflikte von Juden untereinander war der Judenrichter komischerweise nicht zuständig, außer eine der beiden – jüdischen - Parteien erhob bei ihm Klage. Soweit man es heute noch nachvollziehen kann, ist dies nie geschehen.

Vier Grundstücke im Gebiet der heutigen Seitenstettengasse bildeten um etwa 1250 herum die Basis für die Besiedlung des heutigen Judenplatzes. Es entstand die Wiener Judenstadt24. Sie erstreckte sich nach Norden bis zur Kirche Maria am Gestade, die Westseite wurde vom >Tiefen Graben<, die Ostseite von der >Tuchlauben< begrenzt. Die Südseite bildete der Platz >Am Hof<.

Dieses Ghetto umfasste in etwa 70 Häuser, die so angeordnet waren, dass ihre Rückwände eine geschlossene Begrenzungsmauer bildeten. Durch vier Tore konnte das Ghetto betreten werden, die beiden Haupteingänge lagen an der Wipplingerstraße. Um 1400 lebten hier 800 Einwohner: Händler, Kreditgeber, Rabbiner, Gelehrte und ihre Familien.

Zentrum war der vorher genannte Judenplatz. Dort befand sich vom 13. bis zum 15. Jahrhundert die Or-Sarua-Synagoge25, der einzige Steinbau unter den anderen Privat- und Gemeindehäusern, sowie das jüdische Spital und das jüdische Badehaus.

Der Geldbedarf der Fürsten war unersättlich und ab Beginn des 14. Jahrhunderts wurde von ihnen eine weitere zusätzliche Steuer eingehoben. Trotzdem blieben die Juden für die meisten Adeligen und Kleriker die Sündenböcke für alles.

Auch der einfachen Bevölkerung waren die Juden unheimlich. Nicht nur wegen dem in den Kirchen gepredigten Unsinn, sie würden aus Hostien und dem Blut gemarterter und getöteter christlicher Kinder ihr Brot backen. Noch dazu waren sie - von der katholischen Kirche auch immer wieder eifrig propagiert – als die Christusmörder gebrandmarkt.

Die christlichen Dummköpfe – das waren leider die meisten – hielten es auch für pures Teufelswerk, das die Juden lesen und schreiben konnten.

Keine Sau interessierte es aber, dass bei den Juden das Prinzip der allgemeinen Erziehung bereits seit tausenden von Jahren bestand. Das jüdische Volk war seit frühester Zeit das einzige Volk, in dem Bildung und Lehre die Norm und nicht nur ein Privileg der Oberschicht darstellten.

Der Talmud lehrt:

Eine Gemeinschaft, in der es keine Lehrer für die Öffentlichkeit gibt, verdient den Untergang.

Ein unbekannter Mönch, der im 12. Jahrhundert lebte, notierte erstaunt:

...wenn ein Jude, unabhängig davon, wie reich oder arm er ist, zehn Söhne hat, wird er sich eigenhändig um die Bildung jedes Einzelnen kümmern... und nicht nur um die Bildung für die Söhne, sondern auch um die für die Töchter.

Eine Auffassung, die für die ungebildete christliche Bevölkerung damals schlichtweg undenkbar war.

Am nächsten Tag verfasste Moses Wassermann sein Antwortschreiben an Albrecht:

Eure Durchlaucht! Gestern habe ich ihr Ersuchen erhalten. Ich habe genau und lange nachgedacht, ob und wie ich euch behilflich sein kann. Leider und zu meinem Entsetzen stelle ich fest, dass die Geschäfte zurzeit nicht so zufriedenstellen laufen, wie wir es alle gerne hätten. Daher bitte ich demütig um ihr Verständnis, dass ich eurem Wunsch derzeit leider nicht nachkommen kann. Wenn sich die allgemeine Lage wieder bessert, werde ich mich sofort bemühen, eurem Wunsch nachzukommen. Ergebenst Ignaz Wassermann.“

Ehrlich: Ein gutes Gefühl hatte Moses Wassermann nicht, als er dem Herzog seine Antwort zustellen ließ. Andererseits wusste er ganz genau, dass Albrecht seine Schulden nie zurückzahlen würde. Jedwede Zuwendung an ihn wäre nur ein unfreiwilliges Geschenk gewesen. Dazu hatte er aber keine Lust!

Sein schlechtes Gefühl wäre noch viel schlechter geworden, hätte er gewusst, dass seiner einfältigen Magd demnächst eine mysteriöse Unterredung bevorstünde.

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