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Schroffe Abfuhr aus Mainz

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Ich verschickte die Bewerbungen an alle Sender gleichzeitig. Und tatsächlich, ich erhielt Antworten. Sämtliche ARD-Anstalten, wirklich alle, antworteten mir. Aber leider mit frustrierendem Ergebnis. Es hagelte Absagen. Kein Interesse, kein Bedarf, kein Irgendwas.

Nur das ZDF hatte mir nicht zurückgeschrieben. Ich raffte all meinen Mut zusammen, suchte die Telefonnummer der ZDF-Ausbildungsredaktion heraus und rief mit Fracksausen an. Tuut – tuut – tuut. Schließlich meldete sich jemand. ZDF-Zentrale. Man verband mich mit der Ausbildungschefin, Frau Claus. Frau Claus, das bedeutet klare Ansagen, resolute Stimme.

Ich erzählte ihr, dass ich eine Bewerbung geschickt hätte, ob sie denn angekommen sei. Ich hätte nämlich keine Antwort erhalten. Frau Claus reagierte erzürnt und raunzte mich an. Hängen blieben ihre letzten Worte: „Wenn dauernd so Leute wie Sie hier anrufen würden, kämen wir zu gar nichts mehr.“ Dann feuerte sie den Hörer auf die Gabel. Wumms!

Tja, das war es dann wohl mit der Fernsehkarriere, dachte ich. Sie hatte aufgehört, bevor sie begonnen hatte. Abgehakt! Weiter für die Zeitung schreiben! Macht ja auch Spaß …

Ungefähr eine Woche später saß ich wieder in meiner Elf-Quadratmeter-Studentenzelle, als jemand angerannt kam. Es gab noch immer keine Handys und wir hatten mit 13 anderen Studentinnen und Studenten ein einziges Flurtelefon, das mitten im Gemeinschaftsflur angebracht war. Mit diesem Gerät konnte man nur Anrufe empfangen.

„Das ZDF ist dran“, rief eine Kommilitonin hektisch, ihre Stimme überschlug sich fast. Mein Puls schnellte aus dem Stand auf die mindestens doppelte Frequenz. „Jörg Dahlmann“, sagte ich mit einem Fragezeichen am Ende, obwohl ich ja bestens wusste, wer ich bin.

„Claus. ZDF.“ Ich dachte, oh je, wieder die Generalin, die mich eine Woche zuvor so unfein hatte abblitzen lassen. Aber von wegen Generalin. Ihre so herrische Stimme war butterweich. Die Tonlage barg eine süße Musik in sich. „Herr Dahlmann, Sie können nächste Woche bei uns anfangen. Klappt das?“ „Jajajajajaja“, stammelte ich möglichst viele Bestätigungen. „Jajajajajaja. Klar. Wann soll ich wo sein?“

Ja, ich tippe, Frau Claus hatte möglicherweise ein schlechtes Gewissen. Wegen der schroffen ersten akustischen Begegnung eine Woche zuvor. Vielleicht war dabei die Telefongabel zu Bruch gegangen. Jedenfalls öffnete sich für mich jetzt das Tor zum TV-Glück. Und es war kein Zonk drin!

Mein Jajajajaja war in der Not eine rasante Flunkerei. Denn eigentlich hatte ich einen Urlaub am Gardasee gebucht. Aber ich hätte auch Malediven oder Mauritius oder einen Trip zum Mond dafür sausen lassen. Meine kecke Hartnäckigkeit hatte sich bezahlt gemacht.

Deswegen an dieser Stelle mein Rat an alle, die Träume haben: Traut euch! Versucht es! Schlimmstenfalls klappt es nicht. Aber seid mutig! Wagt was! Nur wer wagt – und damit stecke ich einen Fünfer ins virtuelle Phrasenschwein –, kann auch gewinnen. Träume sind manchmal durchaus erreichbar.

Immer geradeheraus

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