Читать книгу Geschichten vom kleinen Wassertropfen - Knut Voigt - Страница 5

Wie der kleine Wassertropfen eine Blume füttert

Оглавление

Der kleine Wassertropfen war unter der Erde. Die Erde hatte schon auf ihn gewartet und ließ ihn gern zu sich herein. Die braunen Krümelchen dufteten vor Freude, denn es hatte lange nicht geregnet. Als sich der kleine Wassertropfen nach unten schlängelte traf er auf ein helleres Krümelchen. Es sah aus wie ein Steinchen. Das Steinchen kuschelte sich überraschend an den kleinen Wassertropfen an. „Wie sich mein Teddy Bingo immer ankuschelt?“ fragte Stephie. „Wie dein Teddy Bingo“. Aber doch anders, denn kaum hatte sich das helle Steinchen angekuschelt war es verschwunden. „Wo bist du denn hin?“ fragte der kleine Wassertropfen. „Ich bin bei dir, aber unsichtbar. Du hast mich aufgelöst“, antwortete das helle Steinchen direkt aus dem runden Bauch des kleinen Wassertropfens. „Ich habe dich aufgelöst? Das stimmt nicht! Ich habe gar nichts gemacht!“rief der kleine Wassertropfen empört. „Ist doch egal, jedenfalls sind wir jetzt zusammen“.

„Irgendetwas zieht hier, so schräg zur Seite. Wir rieseln gar nicht mehr gerade nach unten“, sagte der kleine Wassertropfen besorgt. Tatsächlich wurden sie angezogen und kamen immer näher an etwas Merkwürdiges heran. „Sieht aus wie ein Wurm, nein wie ein Zweig, ach was, wie ein Busch“, sinnierte der kleine Wassertropfen. Doch wie sollte ein Busch unter die Erde kommen? Es war auch kein Busch, sondern eine Wurzel, die fleißig alles Wasser an sich heran zog. Und als der kleine Wassertropfen noch darüber nachdachte, wo wohl das ganze Wasser geblieben sein mochte, war er schon in der Wurzel drin. Dort traf er viele seiner Wassertropfenfreunde und bewegte sich in einer engen Röhre nach oben. Zuerst gerade aus, immer steil hoch, dann nach rechts und schräg, dann nach links und wieder schräg. Dabei war es die ganze Zeit stockdunkel. Unser kleiner Wassertropfen hatte aber keine Angst und kletterte immer höher. Nun eigentlich musste er gar nicht klettern. Irgendwie wurde er gezogen und manchmal auch geschoben. Schon seltsam.

Der kleine Wassertropfen wusste schon gar nicht mehr wie lange er unterwegs war, als es etwas heller wurde. Um ihn herum schimmerte ein sanftes grünes Licht. Das grüne Licht war sehr angenehm nach der langen Finsternis und außerdem wurde der kleine Wassertropfen schön geschaukelt. So schön, dass er fast eingeschlafen wäre. Nur fast, denn jetzt entdeckte er einen Spalt, durch den etwas Licht blendend glitzerte. „Da muss ich hin“, dachte der kleine Wassertropfen. Doch er kam nicht weit. „Halt, zuerst gibst du das Salzkörnchen ab“, stoppten ihn ein paar grüne Plättchen. „Wie soll ich das denn machen? Bei mir ist doch nur ein aufgelöstes helles Steinchen – und wer seid ihr überhaupt?“stammelte der kleine Wassertropfen erschrocken. „Du weißt nicht wer wir sind?! Wir sind hier die Allerwichtigsten, weil wir die Blätter grün machen. Und nun gib schon dein Steinchen oder Körnchen her!“antworteten die Grünen.

Der kleine Wassertropfen wusste nicht wie ihm geschah. Er merkte nur, dass das aufgelöste helle Steinchen oder Salzkörnchen aus seinem Kullerbauch verschwunden war. Jetzt hielten ihn auch die Grünen nicht mehr fest und er rannte schnell zu dem hell glitzernden Spalt. Der war zum Glück wirklich offen aber so eng, das der kleine Wassertropfen nicht mit einem mal durchpasste. Er machte sich deshalb so klein wie er als Dampf im Nudeltopf gewesen war und schlüpfte als unsichtbarer Wasserdunst durch den Spalt ins Freie. Die Sonne lachte ihn an und er flog seinem nächsten Abenteuer entgegen.

Geschichten vom kleinen Wassertropfen

Подняться наверх