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LEHRER Auf meinem Tisch liegen sechsundzwanzig blaue Hefte.

Z Sechsundzwanzig Schüler, –

N – so um das vierzehnte Jahr herum, –

LEHRER – hatten gestern einen Aufsatz zu schreiben. Das von der Aufsichtsbehörde vorgeschriebene Thema lautet:

N, T, Z, EVA Warum müssen wir Kolonien haben?

LEHRER Ich unterrichte nämlich Geschichte und Geographie.

Z Auf dem Tisch stehen Blumen.

LEHRER Heute ist mein (+N+T+Z+Eva) Geburtstag. Ich rücke die Blumen beiseite.

T Und auch den Brief meiner alten Eltern.

N Die Mutter schrieb: –

EVA „Zu Deinem vierunddreißigsten Geburtstag wünsche ich Dir, mein liebes Kind, das Allerbeste. Gott, der Allmächtige, gebe Dir –

LEHRER – Gesundheit, Zufriedenheit und Glück.“ Glück kann man immer brauchen, / (und gesund) –

EVA Und der Vater schrieb: –

Z „Zu Deinem vierunddreißigsten Geburtstage, mein lieber Sohn, wünsche ich Dir alles Gute. Gott, / (der Allmä) –

LEHRER – der Allmächtige, gebe Dir / (Glück,) –

Z – Glück, Zufriedenheit und Gesundheit.“

LEHRER Gesund bin ich auch.

N Aber zufrieden?

EVA Zufrieden?

Z Zufrieden?

LEHRER Nein, zufrieden bin ich eigentlich nicht.

T Aber das ist ja schließlich niemand.

LEHRER Wie viele würden sich alle Finger ablecken, wenn sie an meiner Stelle wären? Eine sichere Stellung mit Pensionsberechtigung. Und das in der heutigen Zeit.

Eva und Z (als Eltern) „Danke Gott, daß du zum Lehrkörper eines Städtischen Gymnasiums gehörst –

LEHRER – und daß du ohne Sorgen alt und blöde werden darfst.“

T In der Klasse gibt es keinen, der mit A beginnt, dafür gleich fünf mit B.

N Nun, B, Bauer, Franz, warum brauchen wir Kolonien?

N, T, Z, EVA (als B) „Weil wir zahlreiche Rohstoffe benötigen. Ohne Rohstoffe könnten wir unsere hochstehende Industrie nicht ihrem innersten Wesen und Werte nach beschäftigen. Es dreht sich um das Volksganze.“

LEHRER Ich muß wieder mal sechsundzwanzig Aufsätze lesen, die mit schiefen Vorraussetzungen falsche Schlußfolgerungen ziehen. Sie singen hohle Phrasen. Aber ich werde mich hüten –

Z – als städtischer Beamter an diesem lieblichen Gesange auch nur die leiseste Kritik zu üben.

EVA Korrigier rasch, du willst noch ins Kino.

LEHRER Was schreibt da der N?

N „Alle Schwarzen sind hinterlistig, feig und faul.“

LEHRER Das streich ich durch. Und ich will schon an den Rand schreiben (+T+Z+Eva) sinnlose Verallgemeinerung. Da stocke ich?

N Habe ich diesen Satz in letzter Zeit nicht schon mal gehört?

LEHRER Ja, wo denn nur?

EVA Das tönte aus dem Lautsprecher im Restaurant.

LEHRER Ich lasse den Satz also stehen, –

N – denn was einer im (+T+Z+Eva) Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen.

LEHRER Während ich weiterlese, hör ich immer das (+N+T+Z+Eva) Radio. Es lispelt, (+N) es heult, (+N+Z) es bellt, (+N+T+Z) es girrt, –

N, T, Z, EVA – es droht, –

LEHRER – und die Zeitungen drucken es nach, –

LEHRER – und die Kinder schreiben es ab.

T Ich hab den Buchstaben T verlassen.

Z Nun kommt Z.

LEHRER Wo bleibt W?

T Der W war gestern krank.

LEHRER Stimmt, der hat sich am Sonntag im Stadion eine Lungenentzündung geholt.

EVA Warum geht der auch ins Stadion, wenns eisig in Strömen regnet.

LEHRER Wenn der Rechtsaußen in den leeren Raum vorlegt und der Tormann sich wirft. Wenn der Flügelspieler forciert und der Verteidiger auf der Torlinie rettet. Wenn einer rempelt. Oder eine ritterliche Geste verübt. Dann existiert für den Zuschauer nichts auf der Welt außer dem Fußball. Ob die Sonne scheint, obs regnet oder schneit. Dann hat er alles vergessen. Was ‚alles’?

Z Die Schwarzen?

LEHRER Wahrscheinlich.

Jugend ohne Gott

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