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Das Daseinsverwaltungsgericht

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„Was hat sich deine Frau bloß dabei gedacht, uns so in die Pfanne zu hauen?“ Der oberste Daseinsverwalter schüttelte seinen Kopf und wirkte betrübt. „Ich hatte meine Frau gewarnt, sie sollte ein Mal die Wahrheit verschweigen. Dabei wusste ich bereits, dass es ihrem Glauben zuwider lief, eine Freveltat geheim zu halten. Sie meinte wohl, sie würde den Glaubensgrundsätzen Genüge tun, wenn sie auf die geheime Datei hinweisen würde. Sie hat einfach nicht den allgemeinen Tratsch bedacht. Ich glaube nicht, dass sie Ihren Sohn und damit uns alle belasten wollte“, rechtfertigte Thores Vater das Verhalten seiner Frau.

„Jedenfalls müssen wir nun da durch“, meinte der oberste Daseinsverwalter entschlossen. „Komm, in einer Stunde tagt das Gericht. Hol nun Thore. Er ist alt genug, um für seine Taten gerade zu stehen.“

Es war eine lange Zeit vergangen, seit dem Thore das unglaubliche Sakrileg begangen hatte. Gleichwohl, es verjährte nie und er hätte die Konsequenzen selbst als Greis noch tragen müssen. So kamen Vater und Sohn, die armen Sünder, vor das Gericht.

Die Anklagen lauteten:

-Erstellung eines abartigen Kontinuums und verheimlichen einer schwerwiegenden Straftat – für den Vater


-Verursachung abartigen Leidens im Bereich „Fressen und Gefressen werden“, sowie Entwicklung von Ebenbildern – für den Sohn


Nach vielem Hin und Her kamen die smarten Herren, wie zu erwarten, zu dem Schluss, dass die beiden in allen Punkten schuldig seien. Nun ging es daran, die Missetaten angemessen zu würdigen.

Thores Vater wurde für eine relativ kurze Zeit degradiert und suspendiert. Er durfte in dieser Zeit nicht arbeiten. Ein ausgesprochen mildes Urteil, welches einem Urlaub ähnelte. Dazu sollte man wissen, dass Thores Vater einer der besten Kontinuumnisten war und dringend gebraucht wurde.

Thore erging es anders. Seine Verbrechen wurden anders bewertet. Er wurde verurteilt, unter den von ihm entwickelten Menschenwesen zu bleiben, bis diese sich selbst ausgerottet hätten. Thore dürfe durchaus im Einzelnen ins Geschehen eingreifen, aber selbst die Ebenbilder nicht töten. Zuerst jedoch solle er jene, welche das gute Kontinuum verunreinigt hätten, in ihr eigenes Kontinuum zurückführen, damit das infizierte, unbrauchbar gewordene, aufgelöst werden könne.

Nachdem in dem anderen, abartigen Kontinuum die, welche über sich nachdenken konnten und Ebenbilder waren, ausgestorben wären, hätte er die Pflicht das Kontinuum zu zerstören. Erst dann wäre seine Schuld gesühnt und er dürfe zurückkehren.

Thores Eltern wussten, was es bedeutete, über viele Zeitalter hinweg, destruktiv wirken zu müssen und verabschiedeten ihren Sohn mit Bedauern. Der verbitterte Thore wandte sich böse an seine Mutter: „Was für einer Göttin rennst du hinterher, die dich veranlasst hat mir dieses anzutun?“ Dann trat er an den Arbeitstisch des obersten Daseinsverwalters und ließ sich von dem infizierten Kontinuum einsaugen. Alle wussten, sie würden Thore lange Zeit nicht wieder sehen und dann wäre er auch nicht mehr derselbe.

Kontinuum der Träume

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