Читать книгу 11 Top Thriller März 2022: Krimi Paket - Manfred Weinland - Страница 59

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DADURCH, DASS ES SICH bei einem der Opfer um einen der erfolgreichsten Lohnkiller aller Zeiten handelte, der Dutzendweise Menschen im Auftrag der Syndikate oder jedes anderen Auftraggebers, der bereit war, dafür entsprechend zu zahlen, umgebracht hatte, ließ einen deutlichen Zusammenhang mit dem organisierten Verbrechen erkennen, was wiederum eindeutig in das Aufgabengebiet des FBI fiel.

Ob Fabiano in den letzten Jahren überhaupt noch aktiv gewesen war, entzog sich bisher unserer Kenntnis. Möglicherweise ließen sich durch unsere Ermittlungen ein paar alte, bislang ungeklärte Fälle endlich lösen.

Aber das Ganze hatte natürlich auch eine beunruhigende Komponente.

Wir konnten nur hoffen, dass nicht irgendeine Fehde unter den Syndikaten den Hintergrund für den Tod Fabianos bildete und wir am Anfang eines Gangsterkriegs standen.

Dass Fabiano sich mit einem Mann wie Brandon Carter getroffen hatte, dem selbsternannten Insider, der in Fernsehshows die schmutzigen Geheimnisse Prominenter enthüllte und anschließend mit den dazugehörigen Begleitbüchern Millionen verdiente, passte irgendwie aber nicht so recht in dieses Szenario. Mir war eine seiner Sendungen noch im Gedächtnis. Er hatte Latexhandschuhe getragen, sie in die Kamera gehalten und zum Fernsehpublikum gesagt: „Nichts ist zu schmutzig für Brandon Carter!“

„Carter hat übrigens auch ein paar Stories über das organisierte Verbrechen gemacht!“, stellte Mongas fest. „Über Näheres werden Sie sich wohl bei seinem Verlag oder seinem Management unterhalten müssen. Sehen Sie sich einfach seine Homepage an, da steht alles drauf, was für Sie wichtig sein könnte. Ich hatte lediglich Zeit genug, um sie zu überfliegen.“

Zusammen mit Captain William Mongas rekonstruierten wir den vermutlichen Ablauf des Geschehens.

Die Toten waren am Morgen von dem Bewohner des Nachbarapartments bemerkt worden, weil die Tür einen Spalt breit offen gestanden hatte.

Von den Schüssen war nichts zu hören gewesen.

Offenbar hatten die Täter Schalldämpfer benutzt.

Dass es zwei verschiedene Täter gewesen sein mussten, ergab sich aus der Rekonstruktion der Schussbahnen. Brandon Carter war offenbar gleichzeitig aus zwei Richtungen unter Feuer genommen worden.

Wie die Verteilung der Blutspritzer unter Zuhilfenahme von Luminol zeigte, waren die beiden Opfer nach ihrem Tod nicht bewegt worden. Außerdem gab es keinerlei Hinweise darauf, dass die Täter irgendetwas aus der Wohnung entwendet hatten.

Wir sprachen mit Donovan McGregor, dem Mann von nebenan, der die Toten gefunden hatte.

McGregor war ein ehemaliger Angestellter der Hafenverwaltung, 73 Jahre alt, allein stehend und lebte jetzt von einer spärlichen Pension aus dem Pensionsfond für Angestellte der Stadt New York. Da ihm das nicht reichte, verdiente er sich außerdem etwas mit dem Verteilen von Zeitungen und Prospekten dazu.

„Darum bin ich auch immer so früh aus den Federn!“, erklärte er. „Außerdem hält es fit, wenn man viel zu Fuß läuft. Ich bin 73, aber ich habe mehr Mumm in den Knochen als so mancher, der halb so alt ist wie ich!“

„Das glaube ich Ihnen gerne“, sagte ich.

„Glauben Sie, wir hätten die Kommunisten ansonsten damals in Korea aufhalten können, wenn wir eine so laxe Einstellung gehabt hätten? Wie sieht es heute aus? Am liebsten nur Geld verdienen und nichts dafür tun! Das ist es doch, worauf es hinausläuft! Keiner will mehr den Buckel krumm machen! Stattdessen wollen die jungen Leute lieber in einer Game-Show gewinnen oder als Koks-Dealer den schnellen Dollar machen.“

Er redete noch eine ganze Weile so weiter. Über alte Zeiten und darüber, dass angeblich alles den Bach hinunterging bis hin zu den Problemen, die es mit dem Pensionsfond für städtische Angestellte gab.

Wir ließen ihn erstmal etwas gewähren.

Es schien lange her zu sein, dass sich jemand mit Donovan McGregor ausführlich unterhalten hatte. Seine Wohnung war völlig überladen. Die Wände waren bis unter die Decke mit Regalen voll gestellt. Zahllose Bücher befanden sich dort. Viele handelten vom Korea-Krieg. Es gab mehrere Fotos, die offenbar McGregor mit seiner Einheit zeigten.

Außerdem war da ein Hochzeitsbild.

Ich deutete darauf und fragte: „Sie haben uns doch gesagt, dass Sie alleinstehend sind.“

„Ich bin verwitwet, um genau zu sein. Meine Frau starb vor zwanzig Jahren durch einen Verkehrsunfall. Das war nur eine Ecke weiter. Irgend so ein Spinner hat die rote Ampel nicht beachtet und Clarissa voll erfasst.“ Er atmete tief durch. „Ich nehme an, Sie wollen mir eher ein paar Fragen über meinen Nachbarn stellen.“

„Das ist richtig“, bestätigte ich.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht viel über ihn. An seiner Tür steht Fabian, aber ich hatte eigentlich oft den Eindruck, dass überhaupt niemand zu Hause ist. Ich weiß weder, was Mister Fabian beruflich gemacht hat, noch wo er die ganze Zeit über steckte, als seine Wohnung offensichtlich verwaist war. Außerdem kann ich mich nicht daran erinnern, dass jemals ein Brief in seinem Postkasten gelandet wäre. Jedenfalls schaute keiner aus dem Schlitz raus.“ McGregor zuckte die Schultern. „Ich fürchte, ich bin Ihnen keine große Hilfe.“

„Sie sagten gegenüber unseren Kollegen vom NYPD, dass Sie heute Nacht keine Schüsse gehört hätten.“

„Das ist richtig. Und glauben Sie mir, ich habe einen leichten Schlaf! Ich hätte das gehört!“ Er kniff die Augen zusammen. „Schalldämpfer, was?“

„Vermutlich“, meinte ich.

Milo zeigte ihm Polaroids der beiden Toten, die die Kollegen vom NYPD am Tatort gemacht hatten. „Außer Ihrem Nachbarn Mister Fabian ist noch jemand getötet worden. Sie kennen Ihn vielleicht vom Fernsehen. Er heißt Brandon Carter.“

„Das Gesicht kommt mir zumindest bekannt vor.“ Er schüttelte den Kopf. „Meine Güte, ist der zugerichtet worden! Als ob eine Kugel nicht genügt hätte! In Korea, da hatten wir damals einen Kompaniekoch, der auch das Pech hatte...“

„Haben Sie Brandon Carter schon einmal gesehen“, unterbrach ich ihn.

„Ist das nicht der Typ mit den Latexhandschuhen, den man im Kabelprogramm sehen kann?“

„Richtig.“

„Komisch...“, murmelte McGregor. Er schaute gar nicht mehr auf das Foto, sondern wandte sich ab. Dann kratzte er sich am Kinn. Der Blick war nach innen gerichtet, so als würde er intensiv über etwas nachdenken.

„Was ist komisch, Mister McGregor?“, hakte Milo nach.

„Mir ist da gerade etwas eingefallen. Es hat aber nichts mit diesem Fernsehfuzzi zu tun.“

„Sondern?“

„Mit Mister Fabian.“

„Erzählen Sie!“, forderte ich.

Er sah uns nacheinander kurz an und atmete schließlich tief durch. „Sehen Sie, dieser Fabian war fast ein Jahr lang nicht in seiner Wohnung. Jedenfalls nicht, dass ich davon etwas mitbekommen hätte. Aber jetzt hat er sich innerhalb weniger Wochen zweimal mit jemandem hier getroffen. Erst mit so einem grauhaarigen feinen Pinkel. Das war vor zwei Wochen. Ich war gerade auf dem Flur, als die beiden mit dem Lift herauf gefahren sind. Sie haben sich ziemlich gestritten und gar nicht weiter auf mich geachtet.“

„Würden Sie den Mann wieder erkennen?“

„Sicher. Er hatte eine Rolex am Handgelenk. Das ist mir gleich aufgefallen! Ich schätze ihn auf Mitte fünfzig, schlank, graues Haar, das ziemlich kurz geschnitten war.“

„Größe?“

„Einen Kopf kleiner als Mister Fabian.“

„Dann muss er ungefähr 1,70 m gewesen sein“, meinte Milo.

McGregor nickte. „Das kommt hin, Agent Tucker.“

„Haben Sie mitbekommen, worum es in dem Streit ging?“

„An einen Satz kann ich mich erinnern: Wenn wir die Nerven behalten, können wir alle viel Geld verdienen!, hat der Typ gesagt. Mister Fabian meinte, er wollte aussteigen und hätte andere Pläne. Was immer das auch heißen mag. Die beiden sind dann in Fabians Wohnung verschwunden, wo es ziemlich lautstark weiter ging.“

„Sie sind ein guter Beobachter“, sagte ich und gab McGregor meine Karte. „Es könnte ja sein, dass Ihnen noch was einfällt. Melden Sie sich dann bitte unter den angegebenen Rufnummern. Ansonsten werden Sie heute noch Besuch von unserem Kollegen Agent Prewitt bekommen.“

Er runzelte die Stirn. „Jetzt sagen Sie nicht, dass ich dem das Ganze noch mal erzählen muss!“

„Nein, er wird mit Ihrer Hilfe ein Phantombild von dem Kerl anfertigen, den Sie gesehen haben.“

„Denken Sie, dass er was mit den Morden zu tun hat?“

„Zumindest könnte er uns ein paar weitergehende Auskünfte über den Mann geben, den Sie als Mister Fabiano kennen“, erwiderte ich.


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