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Dank

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Die Fährte des Münchner Janitscharen nahm ich an einem Februarabend des Jahres 2008 auf. Nein, so war es nicht. Es war vielmehr so: An einem Februarabend 2008 setzte mich Roland Götz, Historiker und Archivar beim Münchner Erzbistum, auf die Fährte jenes verschleppten Muslims, der sich am 18. August 1684 im Münchner Zuchthaus in den Christen Anton Achmet hatte verwandeln lassen. Herr Götz führte mich in den Magazinraum des Archivs und zeigte mir den Taufeintrag in einem ledergebundenen Matrikelbuch. Er entzifferte die lateinischen Worte – und er übersetzte sie für mich. In den folgenden Jahren begleitete er meine Spurensuche mit Geduld und Nachsicht. Ihm gilt mein besonderer Dank. Auch deshalb, weil er mich spüren ließ, was einen Gelehrten ausmacht – die freudige Bereitschaft, sein Wissen zu teilen.

Diese Bereitschaft durfte ich bei meiner Reise in die Vergangenheit mehrfach erfahren. Kundige halfen mir, deuteten die Zeichen und wiesen den Weg. Ich danke dem Historiker Ludwig Hüttl, der den Kurfürsten Max Emanuel streng beurteilt – und ihm doch tief verbunden ist. Ich danke dem Osmanisten Hans Georg Majer, der mit zarter und fester Stimme die Worte des Soldaten Mahmud aus dem Dunkel des Vergessenen befreite. Ich danke dem Restaurator Rudolf Wackernagel, der mich in die Geheimnisse der Goldfäden im Polster der Sänfte von Maria Antonia einweihte. Der Osmanist Machiel Kiel deutete mir einen Grabstein im Mausoleum des Derwischs Sari Saltuk Baba. Die Kunsthistorikerin Brigitte Volk-Knüttel leuchtete in die Vergangenheit des alten Münchner Hofstalls, dessen Gegenwart mir Beate Zarges vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege nahebrachte. Im Münchner Stadtarchiv half mir Anton Löffelmeier, Clemens Brodkorb im Archiv der Deutschen Provinz der Jesuiten und Matthias Haupt im Archiv der Stadt Wasserburg.

Die Beziehung zu dem Krieger aus Babadag, ich weiß es wohl, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einer Obsession. Ich wollte ihm näherkommen, so nah, dass ich ihn irgendwann erkennen würde. Über den Abgrund der Jahrhunderte hinweg. In einigen Momenten spürte ich diese Nähe: Als Herr Majer den Brief des osmanischen Gefangenen übersetzte. Als ich im südlichen Trakt des alten Marstalls den einstigen Stall betrat, in dem der Einwanderer als Knecht zu arbeiten hatte. Als ich das Kupferstichporträt des Hofkammerrats Johann Paul Millauer erstmals in Händen hielt – und einem Mann in die Augen sah, der einst Anton Achmet gesehen haben musste und von diesem wiederum angeblickt worden war.

Freunden und Verwandten habe ich immer wieder von meiner osmanischen Passion berichtet. Ihre Bereitschaft, mir zuzuhören, auch wenn diese womöglich nur therapeutisch motiviert war, nährte die Hoffnung, aus all den erfragten, aufgelesenen, notierten und kopierten Bruchstücken könne doch noch ein Gesamtbild entstehen. Auch wenn sämtliche Fehler und Lücken dieses Bildes nur mir anzurechnen sind, so erkläre ich doch alle meine Weggefährten (besonders Claudia) dafür mitverantwortlich, dass die Expedition mit diesem Bericht ihr Ziel erreicht hat. Begeisterung und Leidenschaft ließ von Anfang an Regine Gamm vom Theiss Verlag spüren. Sie verwandelte die Idee in ein Buch. Ihr danke ich sehr.

Während meiner Recherche ließ ich mich mehrfach zu Abstechern nach St. Peter verführen. Die Türen zur Geschichte der ältesten Münchner Pfarrkirche öffnete mir der dortige Archivar, Johannes Haidn. Er gewährte mir Zutritt in sein Reich – das Dachgeschoss des südlichen Seitenschiffs. In jenem magischen Raum steht der verbrannte Torso eines hölzernen Engels und wacht über all die Regale mit ihren blaugrauen Schachteln, die abertausende Papiere und Schicksale bewahren. Zur Gemeinde von St. Peter zählte einst auch Anton Achmet. Ein Priester dieser Kirche hat ihn getauft, in dieser Kirche heiratete er – und ein Geistlicher von St. Peter protokollierte seinen Tod. Wer auch immer Anton Achmet war, wie weit er auch gereist sein mag – ein Fremder kann er nicht gewesen sein. Er gehörte zu dieser Kirche und damit zu dieser Stadt.

Der Mann aus Babadag

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