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„Fachbegriffe“, damit Sie wissen, was gemein ist

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oder gemeint!

Kritiker benutzen gerne ein besonderes Vokabular. Nehme ich jedenfalls an. Ich lese, ehrlich gesagt, keine Kritiken. Versaut einem nur den Film. Aber wenn Sie Kritiken lesen, dann kann Ihnen das folgende Glossar möglicherweise bei der Rezeption und dem Verständnis davon helfen.

„Der Film nimmt sich Zeit“

Heißt im Klartext: langweilig! Der Film kommt einfach nicht in die Gänge. Das muss von einem Kritiker nicht unbedingt abwertend gemeint sein, im Gegenteil, wer so was schreibt, meint es wahrscheinlich ernst. Zutreffender dürfte aber meine Interpretation sein. Das ganze geht meist einher mit einem „unaufgeregten Erzählstil“ (lange Einstellungen, wenig Handlung).

„Der Film ist ambitioniert“

Bedeutet: Er versucht zuviel auf einmal – und scheitert dabei wahrscheinlich. „Cloud Atlas“ wäre ein treffendes Beispiel. Von der Grundstruktur und den Ideen her gar nicht schlecht, aber die Filmemacher haben es vermieden, sich bei dieser Fülle an Schauspielern/Geschichten/Handlungen auf die Wesentlichen zu beschränken. Man will alles und erreicht dabei weniger. Wenn nicht jeder Schauspieler in jeder Episode eine Rolle gespielt, wenn man vielleicht den einen oder anderen Handlungsstrang gestrichen oder gekürzt hätte, dann hätte man daraus einen großartigen Film machen können und keinen… ambitionierten!

„Der Film ist sperrig“

Unverständlich, schwer verdaulich. Wahrscheinlich hat er auch keinen guten Fluss, sehr wahrscheinlich eine Aussage (denn wozu wäre das andere sonst von Nutzen?).

„Um Ausgewogenheit bemüht“

Total einseitige Propaganda. Ach, schön wär’s! Wahrscheinlich bemüht politisch korrekter Mist, der versucht, auch ja niemandem auf die Füße zu treten und der damit genau das Gegenteil von dem bewirkt, was er eigentlich aussagen sollte, wenn die Macher verstehen würden, dass nicht politische Korrektheit wichtig ist, sondern, dass man das, was sie vorschützen soll, auch wirklich meint.

„Kunstfilm“

Das steht meist für langweilig oder unverständlich, meist beides zusammen. Wird von einigen Kritikern sehr geschätzt, weil wahrscheinlich die Bilder toll sind, aber die Handlung auf der Strecke bleibt. Gibt einem das Gefühl, man ist was Besonderes, wenn man so was gut findet. Leute, die so was nicht gut finden, tun das, „weil sie das nicht verstehen“, was das Gefühl des Besonderen verstärkt. Wenn Sie eine Handlung oder ein kühles Bier bevorzugen, meiden Sie Kunstfilme lieber.

„Starke Bildsprache“

(siehe „Kunstfilm“)

„Ausdrucksstarke Schauspieler“

Overacting! Hier bekommt man keine subtilen Zwischentöne geboten, sondern nur Augenrollen, Geschreie, Gestampfe – so wie Al Pacino, wenn er einen Film scheinbar nur des Geldes wegen macht.

„Der Film bricht mit gängigen Strukturen“

Das kann gut sein. Liest man leider nie bei romantischen Komödien, die alle nach demselben langweiligen Muster ablaufen. Da wäre das mal sehr erfrischend. Ansonsten ist allerdings wohl eher gemeint: Keine geradlinige Handlung, verwinkelte Struktur, Ralph Fiennes spielt keinen Bösewicht.

„Traditionelles Erzählkino“

Romantische Komödie, bei der man von Anfang an weiß, wie sie ausgehen und wer am Ende mit wem zusammen sein wird.

„Dynamischer Erzählstil“

Möglichst viele möglichst schnelle Schnitte, die eine Geschwindigkeit vortäuschen sollen, die der Film meist nicht hat. Fehlende Handlung wird gerne durch Laufen, Springen, Rennen ersetzt, was kurzweilig wirken kann, aber Tiefe meist vermeidet.

„Charakterstudie“

Mindestens einer der Hauptcharaktere hat Probleme mit Alkohol oder Drogen, am besten beidem. Am Ende bekommt er das Problem in den Griff durch a) Einsicht, b) Tod oder c) nicht.

„Popcornkino“

Billige Entschuldigung für: „Der Film hat weder Tiefe noch Handlung, es ist absolut austauschbare Hollywoodware, aber obwohl ich ein hochintellektueller Kritiker bin, hat mir der Film irgendwie gefallen/ich werde von der Verleihfirma bezahlt.“

„Amerikanischer Film“

Gewalt wird gern gesehen, Sex eher nicht.

„Europäischer Film“

Titten!

„PG-13“

Keine Titten!

„Film Noir“

schwarz/weiß

„3D“

Meist absolut überflüssiges Gimmick, das den Studios aber mehr Geld einbringt, weil die Kinokarten dadurch teurer werden.

Verrissmeinnicht - Das Buch zum Film

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