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Kapitel 1


West Colony, Eden

11 Oktober 2033 / 3:25 p.m. Ortszeit

Loner

Ich schloss die Augen und genoss den leichten Wind auf meiner Haut. Endlich allein! Ich mochte das Leben in der Kolonie. Nach den vielen Jahren hinter Gitter, war die Freiheit etwas, was ich durchaus zu schätzen wusste. Dennoch brauchte ich hin und wieder einfach meine Ruhe. Es fiel mir schwer, Freundschaften zu schließen. Es bedeutete zu viel Nähe, zu viele Gespräche. Freedom hat mich dazu verdonnert, einen Termin bei Holly Westham, Players Gefährtin und Psychologin für die Breeds auf Eden, zu machen. Ich wollte mich mit niemandem unterhalten. Warum konnte man nicht einfach akzeptieren, dass ich kein geselliger Typ war? Ich mochte die Einsamkeit. Ich fühlte mich hier in der Wildnis von Eden am wohlsten. Ich konnte nicht verstehen, wo das Problem lag. Jeder schien mir helfen zu wollen. Dabei brauchte ich keine Hilfe. Ich brauchte einfach nur Ruhe. In meinem Leben gab es nichts aufzuarbeiten. Ich hatte mit meiner Vergangenheit bei DMI längst abgeschlossen. Der Grund, dass ich mich abschottete war einfach: ich war ein Einzelgänger. Immer gewesen und würde es auch bleiben. Punkt! Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Was zum Teufel ich mit Holly bereden sollte war mir ein Rätsel.

Als ich die schmale Schlucht betrat, die mich zum Waldrand bringen würde, richteten sich plötzlich meine Nackenhaare auf. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Es konnte ein Raubtier sein, oder einer der Jinggs. Zwar hatten wir mit dem Clan von Griorr Frieden geschlossen, seitdem Diamond seine Gefährtin geworden war, doch so ganz traute ich den Wilden nicht über den Weg. Besonders den anderen Clans.

Ich ließ mir nichts anmerken als ich weiter ging, doch ich hatte alle meine Sinne in Alarmbereitschaft versetzt. Es war nichts zu sehen. Auch konnte ich nichts Verdächtiges riechen oder hören. Dann hörte ich ein sirrendes Geräusch und ehe ich reagieren konnte, traf mich etwas Spitzes in den Nacken. Reflexartig griff ich danach und zog einen kleinen grünen Pfeil aus meinem Fleisch hervor.

„Verdammt!“, brachte ich heiser hervor, als auch schon mein Gesichtsfeld zu verschwimmen begann.

Ich war betäubt worden. Ich konnte bereits spüren, wie das Gift meine Glieder zu lähmen begann. Kälte breitete sich in meinem Körper aus, dann gaben meine Beine unter mir nach und ich fiel auf den steinigen Untergrund. Ich wollte ein wütendes Brüllen ausstoßen, doch es kam nichts als heiße Luft aus meinem Mund. Schwarze und rote Flecken tanzten vor meinen Augen, dann fiel ich ins bodenlose dunkle Nichts.

ST879

Schritte näherten sich meiner Zelle. Ich setzte mich mühsam auf und zuckte zusammen, als meine schmerzenden Muskeln protestierten. Sitzen war die schlimmste Position, wenn man bedachte, wie wund mein Hintern war. Unliebsame Erinnerungen an die Stunden mit Rape tauchten aus den Tiefen meines Unterbewusstseins an die Oberfläche.

„Jetzt wo dein Stecher tot ist, musst du dich furchtbar einsam fühlen, kleine Pussycat.“

„Verpiss dich, Rape!“, hatte ich ihn angefahren und zeigte ihm meine Krallen.

„Pussycat hat ihre Krallen ausgefahren. Das macht nichts. Wenn du erst gefesselt auf dem Tisch liegst, dann nutzen dir deine Krallen auch nichts mehr!“

„Du hast Besuch!“, riss mich eine Stimme aus den Erinnerungen.

Ich blickte rüber zu den Gittern, welche meine Zelle zum Gang abtrennten. Sechs Wachen standen davor. Zwei von ihnen trugen zwischen sich einen offensichtlich bewusstlosen Mann. Ich konnte an der Kopfform erkennen, dass es sich um einen Alien Breed handelte. Was zum Teufel? Ich hatte gedacht, dass BJ278 der einzige männliche Alien Breed auf dieser Station gewesen war. Ich verspürte keine Gewissensbisse wegen BJ278’s Tod. Wenn ich könnte, würde ich mit den Wachen dasselbe machen, wie mit BJ278, doch sie waren vorsichtig. Warum sie jetzt einen bewusstlosen Alien Breed zu mir sperrten war mir ein Rätsel. Sie mussten doch wissen, dass ich ihn töten würde, ehe er eine Chance bekam, mich zu vergewaltigen.

Die Zelle wurde aufgeschlossen und die Wachen betraten den Raum. Während die zwei Träger den Alien Breed auf dem Boden ablegten, kamen die anderen Vier auf mich zu. Ich sprang vom Bett, sodass die Schlafstätte zwischen mir und den Wachen stand. Meine Schmerzen ignorierte ich, sie waren ohnehin von dem plötzlichen Adrenalinstoß gedämpft. Was immer diese Bastarde mit mir vorhatten, ich würde kämpfen. Selbst in dem schlechten Zustand, indem ich war, konnte ich es mit vier von diesen Weicheiern aufnehmen.

Die Vier ließen mich nicht aus den Augen, als sie näher kamen. Zwei von ihnen zogen kleine Waffen aus ihrem Gurt. Ich knurrte und sprang auf sie zu, doch die Betäubungspfeile trafen mich noch im Sprung. Alle vier Wachen sprangen zur Seite und ich landete hart auf dem Boden. Ich wollte mich aufrappeln, doch das Gift entfaltete bereits seine teuflische Wirkung. Ich kämpfte gegen die Bewusstlosigkeit an, wissend, dass ich den Kampf verlieren würde. Diese Droge war extrem wirkungsvoll. Innerhalb von Sekunden wurden meine Muskeln gelähmt und ich spürte, wie das große schwarze Nichts sich über mein Bewusstsein legte. Ich hasste diese verdammten Bastarde. Irgendwann würde meine Zeit kommen und dann würden sie für ihre Taten zahlen. Jeder Einzelne von ihnen.

Loner

Als ich zu mir kam, hatte ich einen widerlichen Geschmack im Mund und meine Muskeln schmerzten. Ich kannte den Geschmack und dieses Gefühl. Automatisch kamen Erinnerungen zurück.

„Er wacht auf!“, drang eine nebelhafte Stimme an mein Ohr.

Was war das für ein ekelhafter Geschmack in meinem Mund? Als hätte ich verwestes Fleisch, welches man gründlich in Scheiße gewälzt hatte, gegessen. Ich verzog das Gesicht. Alien Breed übergaben sich äußerst selten, doch ich hatte das Gefühl, jetzt war so ein Moment, wo mein Mageninhalt wieder hoch kommen würde. Ich wollte meine Augen öffnen, doch meine Lider waren schwer wie Blei. Mein ganzer Körper schmerzte, als hätte man mich gründlich zusammengeschlagen. Nicht ein Muskel schien ohne Schmerz zu sein.

„Gebt ihm zehn Milliliter Dirasol!“, vernahm ich Doktor Lesters Stimme.

Eine Nadel drang in das Fleisch meines Oberarmes und augenblicklich flutete Adrenalin durch meinen Körper. Ich riss nach Luft schnappend die Augen auf und wollte mich aufsetzen, doch ich war offensichtlich festgebunden.

Mein wilder Blick glitt durch den Raum. Über mir erblickte ich das runzlige Gesicht von Doktor Lester und neben ihm stand Schwester Sarah. Sie lächelte mich an. Was ging hier vor? Sie mussten mich betäubt haben, doch warum? Ich war erst elf Jahre alt. Die Versuche wurden doch nur an erwachsenen Breed vorgenommen.

„Gut, meine Junge, du bist wach!“, sagte der Doktor zufrieden. „Dann können wir dich ja bald zurück auf deine Zelle verlegen.“

„Was ...? Warum ...?“, krächzte ich mit wunder Kehle.

„Du wirst Sonntag zwölf Jahre“, begann Sarah mit einem fragenden Blick auf Doktor Lester zu erklären. Der nickte zustimmend und Sarah fuhr fort: „Es war Zeit für deine Operation und die Wachstumshormone. Wir werden jetzt testen, ob die Operation erfolgreich war. Es wird ein wenig wehtun, doch es muss sein. Sei ein guter Junge, dann ist es schnell vorbei.“

Ich sah Schwester Sarah fragend an. Was für eine Operation und was für ein Test? Erst jetzt stellte ich fest, dass man an verschiedenen Stellen meines Körpers Drähte angebracht hatte. Was hatte man mit mir vor? Panisch blickte ich umher. Der Monitor zu meiner Linken zeigte meinen schneller werdenden Herzschlag.

„Ganz ruhig, Junge. Es dauert nur ein paar Minuten, dann ist es vorbei“, redete Schwester Sarah beschwichtigend auf mich ein.

Ich nickte tapfer. Wenn es jemanden unter den Menschen gab, dem ich vertraute, dann war es Schwester Sarah.

Ich sah, wie Doktor Lester einer Schwester zunickte, die bei einem anderen Gerät stand. Ich konnte noch sehen, wie die Schwester einen Regler aufdrehte, dann schossen elektrische Ströme in meinen Körper. Ich brüllte auf, als mein Leib von den Stößen durchgeschüttelt wurde und ich das Gefühl hatte, von innen heraus zu verbrennen. Ich wollte brüllen, dass sie aufhören sollten, doch ich konnte keine Worte formen. Die Agonie schien unendlich anzudauern, doch dann endete die Tortur so plötzlich, wie sie begonnen hatte. Ein schmerzhaftes Kribbeln in jeder Zelle meines Körpers blieb zurück. Mein Herz klopfte unregelmäßig und hart. Es fühlte sich an, als würde mein Brustkorb bersten und mein Herz würde jeden Moment aus meinem Körper herausspringen. Meine Atmung war hektisch, als hätte man meinen Kopf zu lange unter Wasser gedrückt.

„Es wird dir gleich besser gehen“, versprach Schwester Sarah.

Ich sah sie aus unsteten Augen an. Ich würde ihr nie wieder vertrauen können. Sie hatte gewusst, was man mit mir tun würde und sie hatte es zugelassen. Das Lächeln, welches mich so viele Male zuvor beruhigt hatte, löste nun nur noch Hass und Abscheu in mir aus.

Jahre später erst erfuhr ich, was genau man mit mir gemacht hatte. Was jeder Alien Breed im Alter von zwölf durchgemacht hatte. Offenbar hatte man während der ersten Alien Breed Testreihe herausgefunden, dass die Aliens, deren DNA man genutzt hatte um uns zu schaffen, ein Biest in sich trugen, welches etwa im Alter von zwölf Jahren erwachte. Die Forscher waren nicht in der Lage gewesen, die DNA so zu verändern, dass dieses Biest bei den Alien Breeds nicht auftrat. Doch sie fanden heraus, dass ein kleines, unscheinbares Organ neben dem Herzen dafür verantwortlich war, dass wir von unserer humanoiden Form in eine noch gefährlichere, monströse Form schlüpfen konnten. Alien Breed, denen man das Organ entfernt hatte, starben innerhalb weniger Stunden, doch wenn ein Chip in das Organ gepflanzt wurde, welches ein gewisses Hormon ausschüttete, dann konnte das Biest in uns nicht erwachen. Der Test mit den Stromschlägen sollte sicherstellen, dass die Hormone wirkten, denn ohne das Hormon würde unter Zufügung von Schmerz das Biest zum Vorschein kommen.

Der nur zu bekannte Geschmack in meinem Mund verriet mir, in wessen Händen ich mich befand. Ich empfand keine Angst, mich wieder in den Klauen meiner einstigen Peiniger zu befinden. Was ich empfand war Wut! Wie viele von diesen Schweinen liefen noch frei herum? Und wie viele meiner Brüder und Schwestern befanden sich noch in ihrer Gewalt. Würde dies denn nie aufhören?

Ich bringe die verdammten Bestien um! Jeden einzelnen von ihnen!, schwor ich mir.

Man mochte mich wieder gefangen haben, doch das war nicht das Ende. Nicht, solange ich noch einen Funken Leben in mir hatte. Jetzt, wo ich wusste, dass ein Leben in Freiheit für mich und alle Breeds existierte, würde ich mein Schicksal nicht mehr hinnehmen. Diesmal würde ich alles daran setzen, meine Peiniger zu überwältigen und die Freiheit für mich und alle anderen Breeds, die sie hier gefangen halten mochten, zu erlangen.

Es dauerte eine Weile, bis ich in der Lage war, meine Augen zu öffnen. Meine Glieder waren noch immer taub. Ich konnte nur das sehen was in meinem Gesichtsfeld lag, ohne den Kopf drehen zu müssen. Eine Decke aus Metallplatten über mir. Rohre, die aus der Decke kamen und in der Wand verschwanden. Ein Ventilationsschacht, der mit einem Gitter versehen war. Zu klein, als dass er mir als Fluchtweg dienen könnte. Von irgendwo auf meiner linken Seite konnte ich ein leises Knurren hören. Ein anderer Alien Breed? Es klang ein wenig anders. Fremd. Doch was, außer einem Alien Breed, sollte es sonst sein?

Ich schaffte es, einen Finger zu bewegen. Ich würde meine Beweglichkeit schneller wiedererlangen, wenn ich meine schlaffen Muskeln trainierte. Also bewegte ich den Finger ohne Unterlass, bis ich weitere Finger bewegen konnte. Diesmal war niemand hier, um mir eine Aufwachspritze zu geben, also würde es etwas dauern. Doch ich blieb hartnäckig. Bald konnte ich die Muskeln in meinen Beinen anspannen, dann konnte ich den Kopf bewegen. Während ich weiter meine Muskeln zwang, aus ihren Schlaf aufzuwachen, wandte ich den Kopf nach links, von wo ich das Knurren gehört hatte.

Was zum Teufel ...?

Mit dem Rücken zu mir, kniete eine Frau. Nackt. Ihr Oberkörper war über das Bett gebeugt. Ihre Beine waren gespreizt, die Füße waren mit Eisenschellen am Boden fixiert. Auch ihre Arme, die sie weit nach vorn gestreckt hatte, schienen mit Ketten so fixiert zu sein, dass sie sich nicht wegbewegen konnte. Es musste sich um eine Alien Breed Frau handeln, die man offenbar für Zuchtzwecke hier für mich gefesselt hatte. Ein Knurren stieß aus meiner Brust auf. Ich würde diesen Bastarden nicht geben, wonach sie verlangten. Ich würde diese Frau nicht anrühren. Selbst damals, bevor meiner Befreiung, hätte ich niemals eine Frau mit Gewalt genommen und genau das war es, was man hier von mir wollte. Allein die Tatsache, dass die Frau gefesselt war machte deutlich, dass sie sich freiwillig niemals von mir anfassen lassen würde. Außerdem suchte ich mir die Frauen mit denen ich Sex haben wollte selbst aus. Die Zeiten waren vorbei, wo man mich als Zuchthengst für die perversen Zwecke von DMI missbrauchen konnte.

Ein Knurren kam von der Frau. Diesmal lauter und deutlicher. Dies war nicht das Knurren einer Alien Breed Frau. Doch was war sie, wenn sie kein Alien Breed war? Sie war auch ganz offensichtlich kein Mensch. Was zum Teufel wurde hier gespielt? Und warum hatten diese Leute die Mühen und das Risiko auf sich genommen, nach Eden zu fliegen, nur um mich zu entführen? Das alles schien für mich keinen Sinn zu ergeben. Ich wandte den Kopf zur anderen Seite. Ein massives Gitter trennte die Zelle in der ich mich befand von einem Gang. Alles hier war aus Metall. Wo zum Teufel befand ich mich?

Die Zeit verging quälend langsam während ich darauf wartete, dass ich meine volle Beweglichkeit wiedererlangte. Selbst als ich mich endlich aufsetzen konnte, fühlten sich meine Muskeln an, als hätte ich sie seit Jahren nicht benutzt. Jede Bewegung war eine Kraftanstrengung, doch wenn ich eines besaß, dann war das Verbissenheit. Ich kämpfte gegen die Lähmung an, bis ich in der Lage war, die Beine über die Kante der Liege zu schwingen.

„Bleib wo du bist!“, zischte die gefesselte Frau warnend.

Irritiert starrte ich sie an. Sie hatte Russisch gesprochen. Ich hatte in den letzten Jahren viel Zeit damit verbrach etliche Sprachen zu lernen, unter anderem auch Russisch. Nicht, weil ich glaubte, diese Sprachkenntnisse jemals anzuwenden, sondern einfach aus Spaß an der Sache. Sprachen faszinierten mich und so hatte ich neben Russisch auch Spanisch, Italienisch, Französisch, Polnisch und ein wenig Mandarin gelernt.

„Ich habe nicht vor, dir etwas anzutun“, erwiderte ich auf Russisch.

In meiner sitzenden Position konnte ich etwas mehr von der Frau sehen. Ihr langes, rotes Haar verdeckte die mir zugewandte Seite ihres Gesichts, doch ich sah ihre ausgestreckten Arme, die mit Schellen an die Wand am Kopfende gefesselt waren. Blut an ihren Armen, Händen und der Matratze zeigten, dass sie sich eine Weile heftig gegen die Schellen gewehrt haben musste. Ein wütendes Knurren entwich meinen Lippen. Ja, ich würde diese Hurensöhne langsam töten. Jetzt, wo auch meine Sinne immer wacher wurden, konnte ich den metallischen Geruch ihres Blutes wahrnehmen.

„Wie lange bist du schon so gefesselt?“

„Seh ich aus wie eine verdammte Uhr?“, schnaubte sie ärgerlich.

„Sorry“, murmelte ich.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen uns. Ich überlegte, ob ich es wagen sollte, von der Liege aufzustehen, doch ich hatte Bedenken, dass meine schwachen Beine mich tragen würden. Besser, noch eine Weile zu warten.

„Ein paar Stunden. Vielleicht vier oder fünf!“, brach die Frau schließlich das Schweigen, indem sie meine Frage von vorher beantwortete.

„Du bist keine Alien Breed, doch du bist auch kein Mensch. – Was bist du?“

„Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass meine DNA mit Tiger-Genen modifiziert wurde. Meine Nummer ist ST879.“

Sie wandte den Kopf, um mich anzusehen und ich bekam zum ersten Mal einen besseren Blick auf ihr Gesicht. Ihre Augen waren schräg angesetzt. Ihre Iris hatte die Farbe von goldenem Honig. Die Augen eines Tigers. Ihre Wangenknochen waren zu stark ausgeprägt, um sie eine klassische Schönheit zu nennen, doch sie hatte etwas Exotisches an sich, dass mir den Atem raubte.

„Tiger-Gene. Ich wusste gar nicht, dass DMI auch mit Tiger DNA experimentiert hat.“

„Es war nicht DMI, es war eine russische Firma. UFGR hat seit Jahren mit Hybrids experimentiert. Es gab ein Projekt mit Gorillas, doch das schlug fehl. Dann wurden verschiedene Raubkatzen-Gene verwendet. Ich weiß nicht, wie viele wir sind, doch ich weiß von mindestens vier anderen Frauen hier. DMI ist erst vor ein paar Jahren hier aufgekreuzt und hat versucht ihre Alien Breeds mit uns zu kreuzen. Bisher ohne Erfolg.“

„Wie viele Alien Breeds sind hier?“

„Der letzte Alien Breed starb bei dem Versuch, mich zu vergewaltigen.“

„Du ... du hast ihn getötet?“

„Ja! – Und ich werde auch dich töten, wenn du mich anfasst!“

„Ich habe nicht vor, dir wehzutun. Ich bin kein verdammter Vergewaltiger!“

„Dazu bist du aber nun einmal hier! Deswegen liege ich hier wie auf einem verdammten Präsentierteller! Damit wir uns paaren!“

„Deswegen haben sie mich entführt.“

Ich begann zu verstehen. Da alle Labore auf der Erde aufgelöst worden waren, mussten sie zum einzigen Ort reisen wo Alien Breed zur Verfügung standen. – Eden!

„Wo sind wir hier? In Russland?“

„Nein! Dies ist eine Raumstation. Man brachte uns hierher, als ich ungefähr zwölf war.“

„Raumstation. – Hmmm. – Ich bin noch nicht sicher, ob das nun gut oder schlecht für uns ist.“

Ich blickte mich suchend im Raum um.

„Werden wir hier überwacht?“

„Nur in Bild, nicht in Ton“, erwiderte die Tigerfrau. „Im Strafraum gibt es Vollüberwachung, doch hier scheint man es nicht für nötig zu halten.“

„Gut! Dann können wir wenigstens ungestört reden.“

Die Frau stöhnte schmerzerfüllt, und ich vergaß meine schwachen Muskeln und sprang von der Liege, um zu ihr zu eilen. Meine Beine drohten unter mir nachzugeben, und ich musste mich an der Liege abstützen. Es war nicht weit bis zum Bett. Ich torkelte die wenigen Schritte und sank neben ihr auf die Knie.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt.

„Zu lange in dieser Scheiß-Position“, stöhnte sie. „Meine Glieder schmerzen.“

„Denkst du, sie werden bald kommen, um dich loszumachen?“

Sie lachte bitter.

„Sie warten, dass du deine Aufgabe erfüllst, Alien!“

„Ich sagte doch schon: ich habe nicht vor, dich zu vergewaltigen“, knurrte ich.

„So langsam weiß ich nicht, was schlimmer ist. – Ihnen zu geben, was sie wollen, oder noch länger hier so zu liegen.“

„Es tut mir leid“, sagte ich rau. „Selbst wenn du dich dafür entscheiden würdest, dass ich ... dass ich ... es ... tun soll – Ich kann es nicht! – Nicht so!“

Die Tigerfrau hatte den Kopf auf die Matratze gesenkt und die Augen geschlossen. Ich streckte eine Hand aus und strich eine weiche Strähne ihrer vollen Locken aus dem Gesicht. Es machte mich wütend, sie leiden zu sehen. Ich kannte sie nicht, doch wir waren zusammen in diesem Schlamassel und ich fühlte mich für sie verantwortlich. Was konnte ich tun, um ihr zu helfen. Wie konnte ich ihren Schmerz lindern.

„Sag mir, was ich tun soll“, flüsterte ich hilflos.

„Da ist nichts, was du tun kannst“, gab sie leise zurück.

Ich kletterte auf das Bett und untersuchte die Halterung, mit der die Kette an der Wand befestigt war. Wenn ich wenigstens die verdammte Kette lösen könnte, dass ihre Arme nicht mehr nach vorne gezogen wurden. Die Kette war so straff gespannt, dass ich keinen Spielraum hatte, um an ihr zu ziehen, ohne der Frau noch weitere Schmerzen zuzufügen.

„Verdammt!“, fluchte ich. „Wenn ich nur diese verfluchte Kette ...“

„Du kannst sie so oder so nicht aus der Wand reißen. Die Verankerung ist bombenfest. Glaub mir, ich hab es viele Male versucht.“

Ich rollte mich von der Matratze auf die Beine und wankte zu den Gittern.

„HEY!“, schrie ich, so laut ich konnte. „HEY! HÖRT MICH EINER!“

Ich hämmerte mit den Fäusten gegen die Gitter.

„HEEEEY! IHR BASTARDE!“

Schwere Schritte näherten sich. Zwei Männer kamen um die Ecke und traten in mein Blickfeld. Sie trugen Waffen über ihre Schultern und an ihren Gurten. Ihr Blick fiel auf mich.

„Was schreist du hier rum, Alien-Boy?“, rief ein großer, breitschultriger Kerl mit blonden kurzen Haaren.

„Scheiß Alien Breeds haben immer eine große Fresse“, sagte der andere Kerl, der gut einen Kopf kleiner war als sein Kumpan und dem sein schwarzes Haar strähnig und ungekämmt in die Augen fiel.

„Macht die Frau los!“, verlangte ich. „Sie ist verletzt und hat Schmerzen.“

„Ohhhh! Die kleine Tiger-Schlampe hat ein Aua!“, höhnte der Kleinere. „Hast du sie zu hart rangenommen, Alien-Boy?“

„Du mieses kleines Schwein. Nicht jeder ist so ein Versager wie du, dass er sich daran aufgeilt, hilflose Frauen zu vergewaltigen!“

Der Kleinere lachte schrill.

„Hilflose Frauen! Hahaha! Unsere kleine Wildkatze – ein hilfloses Weibchen. Hihihihi!“

„Angekettet wie sie ist, ist sie hilflos. – Doch ich glaube dir gern, dass sie dich ohne diese Maßnahme wahrscheinlich in kleine Stücke zerlegen würde. Muss schon hart sein, wenn man als Kerl zu schwach ist, um sich gegen eine Frau selbst zu verteidigen. Ich wette, ohne deine Waffen hättest du nicht so eine große Fresse.“

„Dir werden dein Frechheiten schon noch vergehen!“, brüllte der Dunkelhaarige und fuchtelte drohend mit seiner Waffe vor meiner Nase herum. „Ich werde dir schon beibringen, wer hier das Sagen hat!“

Der Hurensohn zielte mit der Waffe auf meinen Brustkorb und drückte den Auslöser. Der Energiestrahl traf mich mittig und warf mich zurück. Ich landete hart auf dem Boden, doch rappelte mich umgehend und mit einem wütenden Knurren wieder auf, um zum Gitter zurück zu stürmen.

„Lass es gut sein, Bo“, mischte sich der große Blonde ein und fasste nach dem Arm von Bo, der in Begriff war, erneut auf mich zu schießen.“

„Mach die Frau los!“, wiederholte ich, nur mühsam meine Rage bezwingend.

„Erst begibst du dich dort rüber. Mit dem Rücken zur Wand, die Hände in die Schellen gelegt.“

Ich knurrte und warf dem Blonden einen tödlichen Blick zu.

„Wenn du nicht tust, was ich sage, dann kann ich auch deine kleine Tigerin nicht losmachen“, sagte der Blonde unbekümmert. „Nicht mein Problem. Aber vielleicht ist es auch besser für deine Gesundheit, wenn wir sie gefesselt lassen. Den letzten Alien-Boy hat sie in Stücke gerissen. War kein erfreulicher Anblick, sag ich dir. Verdammte Sauerei, das. Komm, Bo. Wir gehen!“

„WARTE!“

Die Männer, die sich bereits zum Gehen gewandt hatten, blieben stehen und der Blonde drehte sich zu mir um.

„Ich tu’s!“, knurrte ich und wich zurück zu besagter Wand, ohne die beiden Wachen aus den Augen zu lassen.

Der Blonde steckte einen Schlüssel in eine Schalttafel, die an der Wand gegenüber der Zelle montiert war und gab einen Code ein, dann erklang ein Surren und die Schellen schlossen sich um meine Handgelenke. Automatisch versuchte ich, mich aus den verdammten Dingern zu befreien, doch sie saßen zu fest.

Der kleine Dunkelhaarige grinste schmierig.

„Soll ich dem Alien-Bastard mal zeigen, wie man das macht? Wo die kleine Hure noch so schön in Stellung ist. Sicher ist sie ganz enttäuscht, dass sich niemand um ihre Tiger-Pussy gekümmert hat. Was denkst du, Alex?“

„Lass den Unsinn, Bo“, meinte Alex. „Rape würde dir dafür den Schwanz abschneiden.“

„Er muss es doch nicht erfahren“, erwiderte Bo und rieb sich die Beule in seiner Hose.

„Ich meine es ernst! – Lass den Blödsinn! – Und jetzt lass uns die verdammte Schlampe losmachen und von hier verschwinden!“

Alex öffnete die Tür und die beiden betraten den Raum. Die Frau auf dem Bett knurrte drohend, als die Männer sich ihr näherten.

Alex zog eine Waffe und richtete sie auf die Frau. Ich brüllte empört auf, doch der Hurensohn hatte ihr bereits in die Schulter geschossen. Ein kleiner gelber Pfeil steckte in der Haut, die sich über das Schulterblatt straffte. Ich konnte das Gesicht der Frau nicht sehen, da die beiden Kerle vor ihr standen, doch ich wusste, dass sie bewusstlos war, als Alex sich über sie beugte und die Schellen löste, die ihre Handgelenke umschlossen. Dann öffnete er auch die beiden Fußschellen. Ich hätte mir denken können, dass die beiden Feiglinge es nicht wagen würden, die Tigerfrau loszumachen, solange sie in der Lage war, sich zu wehren. Ich war wütend. Zu gern hätte ich die elenden Schwächlinge in Stücke gerissen. Doch zumindest war die Frau jetzt nicht mehr angekettet. Wenn ich auch endlich aus diesen verdammten Schellen heraus war, würde ich sehen, was ich für sie tun konnte.

Alex und Bo hoben den schlaffen Körper der Frau auf das Bett. Bo konnte es sich nicht verkneifen, die vollen Brüste der Bewusstlosen abzufühlen. Ich knurrte.

„Hör auf damit“, verlangte Alex und fasste Bo am Arm, um ihn von der Frau wegzureißen.

„Du bist nicht mein Boss!“, murrte Bo und riss sich los.

Ehe Alex erneut nach ihm greifen konnte, hatte der Widerling der Frau zwischen die Beine gegriffen. Von meiner Position sah es so aus, als wenn der Hurensohn mindestens zwei seiner schmierigen Finger in sie geschoben hatte.

„Ich schwöre dir, du widerlicher Bastard, dass ich dich umbringen werde, wenn ich dich in die Finger kriege!“, brüllte ich.

„Halt’s Maul, du Vieh!“, brüllte Alex, dann wandte er sich an seinen Kumpanen. „Wenn du nicht sofort aufhörst, dann melde ich dich bei Ivanowitsch!“

Laut miteinander streitend, verließen die Beiden die Zelle und Alex verriegelte die Tür. Ich wartete darauf, dass der Bastard irgendeinen Code in die Schalttafel eingab, der meine Fesseln wieder lösen würde, doch die Mistkerle liefen einfach an der Tafel vorbei, noch immer heftig diskutierend.

„HEY! Mach mich los!“, brüllte ich, doch die Hurensöhne reagierten nicht.

Ich stieß ein lautes Brüllen aus und warf mich in meine Fesseln. Diese elenden Hurensöhne. Ich war vor Wut außer mir. Ich wollte sie töten. Langsam und qualvoll. Sie sollten für alles büßen, was sie der Frau, mir und allen anderen Testobjekten hier antaten. Ich nahm mir fest vor, dass ich sie in meine Finger bekommen würde. Koste es, was es wolle.

Loner

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