Читать книгу Master of my Heart - Melody Adams - Страница 6

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Kapitel 1


Amanda

Als ich zu mir kam, fühlte ich mich orientierungslos. Meine Welt schaukelte leicht und ich spürte Vibrationen durch meinen Körper gehen. Ein leises, monotones Summen war in meinen Ohren. Der Geist einer bösen Ahnung schwebte über mir. Etwas war passiert, mein Kopf konnte mir nur keine Antwort auf die Frage geben, was. Ein Schmerz in meinem Arm machte sich bemerkbar. Ich öffnete die Augen und ich nahm langsam meine Umgebung war. Ich befand mich in Vlads Limousine. Seine Bodyguards saßen mir gegenüber. Vlad war nicht hier. Erkenntnis machte sich erst in meinem Kopf, dann in meinem Herzen breit. Er wurde angeschossen. Ich sah ihn zu Boden gehen. Dann musste ich ohnmächtig geworden sein, als die Limousine sich rasend schnell vom Ort des Geschehens entfernte. Wie viel Zeit war vergangen? Lebte er noch? Ich setzte mich ruckartig auf als Panik mein Herz mit Klauenhänden packte.

„Halt den verdammten Wagen an!“, schrie ich außer mir. „Wir müssen sofort zurück! Vlad! Wir müssen ihm helfen!“

Alex und Marco schauten mich mitleidig an, doch da war auch eine grimmige Entschlossenheit in ihren Blicken. Ich wusste, dass Vlad ihnen Anweisungen gegeben hatte, mich in Sicherheit zu bringen, doch ich musste sie davon überzeugen, dass wir Vlad retten mussten. Ich konnte ihn nicht verlieren. Er mochte mich entführt und gegen meinen Willen festgehalten haben, doch die Dinge zwischen uns hatten sich geändert. Er hatte mich verändert. Oder vielleicht hatte er mir einfach nur gezeigt, was die ganze Zeit in mir verborgen gewesen war. Auf eine Art hatte er mich befreit und ich war zu dem Punkt gekommen, wo kein Zwang mehr notwendig war, um mich bei ihm zu behalten. Ich hatte noch keine Ahnung, wohin uns diese neue Entwicklung führen würde, doch ich war noch nicht bereit, die Sache aufzugeben. Ich wollte es herausfinden. Ich konnte Vlad nicht verlieren. Ich musste etwas tun.

„Sorry, aber wir haben unsere Anweisungen“, sagte Alex wie erwartet.

„Das ist mir egal!“, schrie ich an der Grenze zur Hysterie. „Wir müssen ihn retten!“

„Nein!“, sagte Marco bestimmt. „Erstens haben wir die Anweisung, dich um jeden Preis in Sicherheit zu bringen, und zweitens ist Vlad wahrscheinlich bereits tot.“

„NEEEIIIIINNNN!“, brüllte ich außer mir, ehe ich mich auf Marco stürzte und ihn mit meinen Fäusten bearbeitete. Ich wollte nichts davon hören. Er konnte – er durfte – nicht tot sein!

Marco verzog keine Miene als ich mich an ihm austobte. Für eine Weile ließ er zu, dass ich auf ihn ein schlug, dann fasste er mich fest bei den Armen und schüttelte mich.

„Genug!“, sagte er scharf. „Schreien bringt Vlad nicht zurück. Wir können ihm nicht mehr helfen, doch wir werden seinen letzten Willen ehren und dich beschützen. – Und wenn es sein muss, auch vor dir selbst!“

Vlad ist tot! Vlad ist tot! Vlad ist tot!

Wieder und wieder ging der Satz durch meinen Kopf wie ein böses Mantra. Der Mann, der mich entführt hatte, der mich quälte und mir solche Lust verschafft hatte, wie ich es nie zuvor hätte erträumen können, lag wahrscheinlich gerade in einer riesigen Lache seines eigenen Blutes. Alles wegen mir! Er hatte mich mit seinem eigenen Körper vor den Kugeln geschützt und dann hatte er mich mit seinen Bodyguards weg geschickt und sich geopfert, damit Alex und Marco mich in Sicherheit bringen konnten. Meine Seele schrie auf bei dem Gedanken.

Nein! Nein! Nein! Er kann nicht tot sein! Er kann nicht tot sein! Vlad ist zu stark! Unzerstörbar! Er lebt! Er muss leben!

„Er kann nicht tot sein! Wenn wir nur zurück fahren ...“, begann ich verzeifelt.

„Nein!“, unterbrach Alex mich mit harter Stimme. „Schlag es dir aus dem Kopf. Wir werden nicht umdrehen. Wir werden Vlads Anweisungen nicht missachten. Wir bringen dich in Sicherheit!“

„Bitte! Ich nehm alle Schuld auf mich, wenn Vlad euch böse ist weil ihr seine Anwei...“

„Ich sagte NEIN!“, fuhr Alex mich an. „Vergiss es oder ich muss dich für den Rest der Fahrt betäuben.“

Der Gedanke, wir könnten zurück fahren und Vlad vielleicht doch noch retten war die einzige Hoffnung gewesen, die mich aufrecht gehalten hatte. Als Alex diese Hoffnung zunichte machte, brach ich endgültig zusammen. Ich schrie, tobte und schluchzte, als ich mich auf Alex warf. Schmerz, Wut und Verzweiflung aßen mich von innen auf, wie ein Parasit. Hätte ich in diesem Augenblick eine Waffe gehabt, es wäre Mayhem gewesen. Ich befand mich jenseits von Vernunft. Ich erlebte aus erster Hand, wie es sein konnte, dass völlig normale Menschen plötzlich zu Amokläufern werden konnten. Wenn der Schmerz, der Verlust zu groß war, dann flogen jegliches klares Denken oder Skrupel aus dem Fenster. Zurück blieb der überwältigende Drang nach Vergeltung, das Verlangen, die Welt in dasselbe Chaos zu versenken, welches man in seinem Inneren fühlte.

Ein stechender Schmerz in meinem Nacken ließ mich schrill aufschreien, dann begann sich alles um mich herum zu drehen. Mein eigener Herzschlag fühlte sich an als gehöre er nicht zu mir, als er langsamer und langsamer wurde. Was hatte Marco mir gespritzt? Gift? War ich am sterben? Ich war mir plötzlich sicher, der Hurensohn hatte mir etwas Tödliches gespritzt. Für einen Moment verspürte ich Panik, doch dann kam eine Ruhe über mich, als ich den Gedanken an den Tod akzeptierte. Es war gut. Ohne Vlad wollte ich ohnehin nicht sein.

Ich komme, Vlad. Ich sehe dich auf der anderen ...

Marco

Ich nahm Amanda vorsichtig aus Alex Armen und legte sie auf den Sitz. Ihr Atem kam ruhig und regelmäßig. Ich fühlte ihren Puls und fand ihn ebenfalls ruhig und kräftig. Zu sehen wie sie brach, hatte mich vollkommen fertig gemacht. Der Gedanke an Vlads Tod war schlimm genug, wenngleich es etwas war, was wir in unserem Lebensstil stets erwarteten. Wenn man sich in unseren Kreisen bewegte, war der Tod stets um die Ecke. Zu sehen wie Vlads Mädchen litt, und zu wissen, dass nichts ihren Schmerz für die nächste Zukunft lindern könnte, war wie ein Faustschlag in den Magen.

„Fuck!“, sagte Alex und schlug mit seiner Faust ein paar Mal auf den Sitz ein. „Verdammte Scheiße! Wie konnte das passieren?“

„Keine Ahnung, Mann. Denkst du wirklich, dass er tot ist?“

Ich kannte die Antwort. Ich war nicht blöd. Doch es zu akzeptieren fiel mir schwer und ich konnte es Alex ansehen, dass es ihm nicht besser erging.

„Ein Schuss in die Brust, der wahrscheinlich knapp das Herz verfehlt hat und dann einen Bauchschuss?“, erwiderte Alex, den Kopf schüttelnd. „Selbst wenn Vlad der sturste Esel ist den ich kenne und stark wie ein verdammter Bulle – ich sehe keine Hoffnung, dass er das überlebt haben könnte. Selbst wenn ein Hubschrauber ihn umgehend in die Klinik geflogen hätte, würde er es nicht machen. – Nein, verdammt! Er ist tot!“

Natürlich wusste ich, dass Alex recht hatte.

„Fuck!“, sagte er erneut. Dann schaute er zu der jetzt ruhig da liegenden Amanda. „Was ist mit ihr? Was machen wir jetzt mit ihr?“

„Erst einmal bringen wir sie wie angewiesen zur Hazienda“, erwiderte ich. „Dann müssen wir uns mit Goldman in Verbindung setzen. Vlad hat gesagt, wenn ihm jemals etwas geschehen sollte, dann sollen wir Goldman kontaktieren wo er Anweisungen hinterlassen hat, was zu tun ist.“

Als wir eine Stunde später am Hangar für Vlads Privatjet ankamen, war Amanda noch immer ausgeknockt. Sie würde aber bald zu sich kommen. Ich hoffte dass wir bei dann bereits in der Luft waren, denn ich wollte ihre Gesundheit nicht unnötig riskieren, indem ich ihr noch eine Dosis verabreichte. Wenn wir bereits in der Luft waren, würde sie hoffentlich verstehen, dass es kein Umkehren, keine Rettung mehr für Vlad gab.

Lucy, unsere Stewardess stand am Fuße der Rolltreppe und wartete bereits auf uns. Marco hatte Clarke, den Piloten, von unterwegs informiert, dass wir auf dem Weg waren und ich hoffte, dass er startklar war. Die Limousine hielt und Marco stieg als Erster aus, mir die Tür aufhaltend als ich die bewusstlose Amanda aus dem Wagen hob. Lucy verzog beim Anblick der bewusstlosen Frau in meinen Armen keine Miene. Sie wusste besser, als Fragen zu stellen und hatte ohnehin bereits weitaus Schlimmeres gesehen.

„Sind wir startklar?“, fragte Marco.

„Ja, wir können sofort abheben, wenn alle an Board und angeschnallt sind“, erwiderte Lucy. „Warten wir noch auf Mister Wolkow?“

„Nein, Lucy. Er wird nicht kommen. Er ist mit großer Wahrscheinlichkeit tot“, erklärte Marco.

Lucys Augen weiteten sich vor Schock.

„Oh mein Gott! Was ist geschehen?“

„Nicht jetzt, Lucy!“, warf ich scharf ein „Wir müssen hier weg!“

Wer immer hinter der Attacke bei der Verlobungsfeier gestanden hatte, hatte es auf uns und nicht den russischen Botschafter abgesehen. Auf unserer Flucht hierher, hatten wir zwei verfolgende SUVs ausgeschaltet, doch ich war mir sicher, dass noch mehr folgen würden. Ich wollte verdammt sein wenn ich wusste, was hier vor sich ging, doch das war im Moment unwichtig. Erst einmal mussten wir hier weg kommen. Wenn wir erst einmal auf der Hazienda in Argentinien waren, würden wir Zeit haben, uns mit dem WER und WARUM zu beschäftigen.

Amanda

Als ich erneut zu mir kam, hatte ich Kopfschmerzen und mein Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Watte gefüllt. Erneut hörte ich ein leises monotones Summen, doch es klang anders als das Fahrgeräusch der Limousine. Blinzelnd öffnete ich die Augen und mein Herz begann zu rasen. Ich starrte direkt auf dieselbe weiße Watte, die sich in meinem Kopf befand. WTF!? – Nein, keine Watte. – Wolken! Wir befanden uns nicht in einem Wagen. Wir befanden uns in einem gottverdammten Flugzeug!

Ich setzte mich ruckartig auf und winselte, als ein stechender Kopfschmerz mir einen Schwall von Übelkeit verschaffte.

„Langsam“, kam eine sanfte Stimme von dem Sitz neben mir. „Ich hol dir was gegen die Kopfschmerzen. Warte!“

Ich wandte den Kopf und sah Alex an, der sich aus seinem Sitz erhob. Er hatte dicke Ringe unter seinen Augen und er sah so schlimm aus wie ich mich fühlte. Doch ich verspürte keine Sympathie für ihn. Nur Hass. Er und Marco waren Schuld, dass Vlad keine Hoffnung auf Rettung hatte. Dass mein Entführer/Lover tot war. Wir hätten ihn vielleicht retten können, wenn wir umgehend zurückgekehrt wären. Doch nun war alles zu spät! Wir mussten uns mittlerweile hunderte Meilen von der russischen Botschaft entfernt haben, wo Vlad bei dem Versuch, mich zu beschützen, gestorben war. Der Schmerz und die Wut kamen mit aller Gewalt zurück.

„Du mieses Schwein!“, schrie ich aufgebracht. „Ich hasse dich! Dich und Marco! Ihr elenden Feiglinge! Verräter! Wie konntet ihr ihn einfach zurück lassen? Wie konntet ihr ihn sterben lassen? Ihr seid seine verdammten Bodyguards! Euer Job war es, ihn zu beschützen! Ihr ... ihr ... Ich HASSE EUCH!“

Ich brach in Schluchzen aus als die Trauer über die Wut siegte. Alex schaute mich aus weiten Augen an. Sein Mund öffnete und schloss sich ein paar Mal als wollte er etwas erwidern, doch konnte nicht die richtigen Worte finden. Verschiedene Emotionen rasten über seine Züge. Schuld. Trauer. Ärger. Bedauern. Und dann – Entschlossenheit. Er atmete tief durch und fasste mich grob beim Arm. Sich zu mir hinab beugend, bis sein Gesicht dich vor meinem eigenen war, sagte er: „Vlad ist tot! Nichts was du sagst oder tust wird etwas daran ändern. Er hat die Entscheidung getroffen, dass DEIN Leben mehr wert ist als SEINS! Das mindeste was du tun kannst um ihn zu ehren ist, dass du dich verdammt noch mal zusammen reißt und das Geschenk genießt das er dir gemacht hat: DEIN LEBEN!“

Geschockt starrte ich ihn an, als jedes einzelne seiner Worte mir ins Herz schnitt wie ein verdammtes Messer.

„ICH HAB NICHT DARUM GEBETEN, DASS ER FÜR MICH STIRBT!“, brüllte ich außer mir. „Ich wünschte, ich wäre tot und nicht er“, fügte ich so leise hinzu, dass ich mir nicht sicher war, ob Alex mich verstanden hatte.

„Dein Tod wäre für ihn schlimmer gewesen als selbst zu sterben“, erwiderte Alex, bestätigend, dass er mich tatsächlich verstanden hatte. „Glaub mir, Amanda, du willst nicht wissen, was er getan hätte, wenn es dich getroffen hätte. Vlad hätte die ganze Welt in Schutt und Asche gelegt. Flüsse von Blut wären durch die Straßen geronnen, wenn er dich verloren hätte. Für den Fall dass es dir entgangen ist: Vlad ist an seinen besten Tagen nicht zurechnungsfähig. Du willst nicht wissen wozu er fähig ist, wenn er einen schlechten Tag hat!“

„Wir hätten ihn retten können!“, sagte ich verzweifelt.

„Nein!“, erwiderte Alex ruhig aber bestimmt. „Er war wahrscheinlich bereits tot. Er wollte dass du lebst. TU ES! – Lebe! – Für Vlad!“

Mit diesen Worten richtete Alex sich auf und verschwand durch einen Vorhang.

TU ES! – Lebe! – Für Vlad!

„Ich weiß nicht wie“, flüsterte ich hilflos.

Master of my Heart

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