Читать книгу Diamond - Melody Adams - Страница 6

Оглавление

Kapitel 2


West-Colony, Eden

31 Mai 2033 / 3:34 p.m. Ortszeit

Diamond

„Kann ich noch ein Stück Torte haben?“, fragte ich.

„Klar doch!“, erwiderte Pearl und schob ein großes Stück Schokoladensahne auf meinen Teller.

Schokolade war etwas, was wir hier auf Eden nicht immer zur Verfügung hatten und ich hatte eine regelrechte Schwäche dafür entwickelt.

„Ich beneide euch Breed Frauen, dass ihr kein Fett ansetzt“, sagte Jessie. „Jedes Stück Torte das ich esse, geht direkt auf meine Hüften.“

„Bei mir landet alles auf dem Hintern“, warf Julia ein. „Aber ich scheiß drauf! Ich nehm auch noch ein Stück, wenn ich darf. Die Torte ist köstlich!“

Pearl gab auch Julia noch ein Stück und sie stach genüsslich ihre Kuchengabel hinein, um einen großen Bissen in ihren Mund zu schieben. Pearls Vater war letzte Nacht erneut mit großer Mehrheit zum Präsidenten erwählt worden. Pearl hatte das zum Anlass genommen um eine kleine Party zu veranstalten. Der Präsident war unser größter Unterstützer, auch bevor seine Tochter mit Hunter zusammen kam. Es war gut zu wissen, dass er für eine weitere Amtsperiode hinter uns stehen würde. Und es war immer schön, wenn wir Frauen zusammen kamen und dafür wir fanden oft genug eine Gelegenheit.

„Habt ihr mitbekommen, was die Gegner von meinem Dad für einen Unsinn von sich gegeben haben?“, fragte Pearl und stellte eine neue Torte auf den Tisch.

„Meinst du diese Anti-Breed-Scheiße?“, fragte Jessie. „Ich hab es im Fernsehen gesehen.“

„Ja, genau das meine ich“, sagte Pearl. „Die ganzen Hass-Gruppen haben die natürlich gewählt, doch zum Glück gibt es offenbar doch mehr Befürworter der Alien Breed. Doch die Hass-Gruppen sind schon erschreckend erfolgreich. Sie treten sogar in Talkshows auf. Sie fordern, dass man die – verdammten Freaks und ihre Satansbräute – hier auf Eden ohne Versorgung verrecken lassen soll! – Was für hirnverbrannte Arschlöcher. – Abgesehen davon sind wir hier weitgehend unabhängig und würden auch ohne Versorgung überleben können. Natürlich müssten wir dann auf jeden Luxus verzichten, doch verhungern würden wir hier nicht.“

Ich verschwendete keine Gedanken an diese idiotischen Hass-Gruppen und ihre irren Forderungen. Erstens war ich mir sicher, dass Pearls Vater sich niemals dem Willen der paar Idioten beugen würde und zweitens, wie Pearl schon gesagt hatte, würden wir hier auch ohne die Versorgungs-Shuttle klarkommen. Natürlich gäbe es dann keine Schokolade mehr. Das würde ich schon vermissen.

„Rage sagt, dass es bald eine große Pressekonferenz geben soll. Freedom soll hingehen und noch ein weiterer Breed“, erzählte Jessie.

„Ich denke ja, es wäre besser, wenn ein Pärchen zur Konferenz gehen würde. So können sich die Leute davon überzeugen, dass wir nicht von den Alien Breed vergewaltigt oder sonst wie schlecht behandelt wurden, sondern dass wir ganz normale und glückliche Paare sind“, mischte sich Pearl ein.

„Sie wollen keine von uns Frauen da unten mit all den Hass-Predigern“, mischte sich Holly ein. „Sie wollen kein Risiko eingehen.“

„Verständlich, doch ich denke nicht, dass wir in Gefahr wären“, meinte Jessie. „Unsere Männer würden schon dafür sorgen, dass sich uns niemand nähert.“

Die Unterhaltung driftete zum leidigen Thema Gefährten, und da ich selbst keinen hatte, blendete ich die Unterhaltung aus. Ich dachte an die Stimme, die ich gehört hatte. Irgendwie ging mir dieser Vorfall einfach nicht aus dem Kopf. Ich hatte diese Stimme nur das eine Mal gehört, und doch konnte ich mich in aller Deutlichkeit an ihren Klang erinnern. So rau und tief. Die Stimme hatte das R ausgedehnt: Werrr bist du? Irgendetwas an dieser Stimme sprach einen Nerv tief in meinem Inneren an. Selbst jetzt, wo ich das Erlebnis nur in meinen Gedanken wiederholte, verspürte ich ein Prickeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitete. Mein Herzschlag ging schneller, härter. Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als könne ich so die beunruhigenden Gefühle abschütteln.

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Holly neben mir besorgt, und für einen Moment dachte ich, sie würde mich meinen, doch dann ergriff sie Julias Hand.

„Ich ... ich bin nur etwas müde“, sagte Julia wenig überzeugend. „Und ein wenig zu vollgefressen.“ Sie versuchte ein Lachen, doch es klang irgendwie gepresst – künstlich.

„Willst du ein wenig mit mir spazieren gehen?“, fragte Holly. „Das ist gut, wenn man vollgefressen ist.“

Julia nickte.

„Dann lass uns!“, sagte Holly und stand von ihrem Stuhl auf. „Danke für die leckere Torte, Pearl. „Ich geh ein wenig mit Julia spazieren – ein paar Kalorien ablaufen.“

„Ich freu mich, wenn es euch geschmeckt hat“, erwiderte Pearl.

„Bis später“, sagte Holly.

Die Unterhaltung startete erneut, sobald Holly und Julia gegangen waren. Ich fragte mich, was ich hier eigentlich tat. Klar, dies waren meine Freundinnen, doch als Single fühlte ich mich plötzlich wie das fünfte Rad am Wagen, wenn alles, was diese Frauen zu interessieren schien, ihre Männer waren. Nicht, dass ich neidisch war. Ich hatte kein Bedürfnis mich an einen Mann zu binden. Wenn ich das Bedürfnis nach Sex verspürte, dann schlief ich mit einem der Jungs, manchmal auch mit einem der Soldaten. Doch es war einfach langweilig, wenn ich nichts zur Unterhaltung beisteuern konnte. Es war Zeit zu gehen. Ich erhob mich von meinem Platz.

„Ich mach mich auch auf den Weg. Ich hab letzte Nacht nicht gut geschlafen und könnte ein wenig Schlaf nachholen.“

„Soll dich jemand nach Hause begleiten?“, fragte Pearl.

Ich schüttelte den Kopf.

„Nein, das ist nicht nötig. Danke für die Einladung.“

Ich umarmte Pearl und gab küsste sie auf beide Wangen.

„Ich bin froh, dass du gekommen bist. Schlaf dich gut aus!“, sagte sie und ich schenkte ihr ein Lächeln.

„Mach ich. Danke.“

Ich verabschiedete mich von den anderen Frauen und verließ Pearls Haus. Draußen atmete ich tief durch. Ich war nicht müde, wie ich vorgegeben hatte. Im Gegenteil. Ich fühlte mich seltsamerweise so lebendig wie nie zuvor.

Seit ich die Stimme in meinem Schlafzimmer gehört hatte, fühlte ich eine innere Unruhe, die ich mir nicht erklären konnte. Je mehr ich darüber nachdachte, kam ich zu dem Schluss, dass ich mir entweder alles nur eingebildet hatte, oder dass es nur ein Traum gewesen war. Alles andere ergab einfach keinen Sinn. Dennoch ertappte ich mich immer wieder dabei, dass ich meine Ohren anstrengte, wenn ich allein war, ob ich etwas hören konnte. Manchmal sah ich über meine Schulter, sicher, dass sich jemand hinter mir befand. Das Ganze grenzte langsam an Verfolgungswahn. Vielleicht sollte ich mal ein Gespräch mit Holly führen. Ich hatte nicht viel für Psychologen übrig, doch Holly war meine Freundin und ich vertraute ihr. Dennoch war ich nicht der Typ, der auf der Couch lag, um seine Seele zu entblößen. Ich verwarf den Gedanken und konzentrierte mich auf den Weg vor mir.

Ich war wieder einmal mit Julia unterwegs. Ich begleitete sie, um sie vor den Gefahren zu schützen, die in diesen Wäldern lauerten. Wilde Tiere, Treibsand und natürlich diese blauen Bastarde, die immer wieder um unser Dorf herum schlichen. Meine momentane Unruhe ließ auch in den Wäldern nicht von mir ab. Vielmehr schien sie sich zu verstärken. Ich hätte einen der Jungs fragen sollen, Julia zu begleiten. Ich fühlte mich nicht mehr so sicher in meiner Rolle als Beschützer, wie das zuvor der Fall gewesen war. Wenn Julia etwas passierte, würde ich mir das nie verzeihen.

„Wir sollten uns nicht zu weit vom Lager entfernen!“, sagte ich und sah mich argwöhnisch um.

Irgendwie gefiel mir das Ganze hier nicht. Ich könnte es auf meine Paranoia schieben, dass sich meine Nackenhaare aufrichteten, doch irgendetwas sagte mir, dass Unheil in der Luft lag.

„Es ist nur ein kleines Stückchen weiter“, sagte Julia. „Ich war einmal mit Pain hier, als er mir die Bajakas gezeigt hat. Ich hoffe, die Pflanze ist immer noch da.“ Sie blieb stehen und sah sich um. „Hinter dem nächsten Knick müsste es sein.“

Wir gingen weiter. Ich achtete aufmerksam auf die Umgebung. Als wir um den Knick herum kamen, blieb Julia kurz stehen, dann setzte sie sich wieder in Bewegung, und ging geradewegs auf ein paar blaue Blumen im Bach zu, die wie Seerosen auf dem Wasser schwammen. Aus den Blüten ragte ein etwa dreißig Zentimeter langer Halm mit einer weiteren Blüte, die wie eine fleischfressende Pflanze aussah. Julia ging näher heran, und kniete am Ufer nieder. Sie zog einen Handschuh aus ihrer Tasche, und streifte ihn über, dann streckte sie die Hand aus, um eine der Pflanzen heran zu ziehen.

Ich sah mich nervös um, als ich plötzlich ein ungutes Gefühl im Magen bekam. Normalerweise konnte ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen, doch neuerdings schien ich Gefahren zu wittern, wo keine waren. Möglich, dass ich auch diesmal wieder daneben lag. – Dann sah ich sie.

„Verdammt!“, fluchte ich. „Jinggs!“

Mein Instinkt hatte mich diesmal nicht getrogen. Ich war also doch nicht paranoid geworden. Die Erkenntnis verschaffte mir keine Erleichterung, welche in Anbetracht der Situation natürlich nicht lange anhielt. Ich hätte auf ein inneres Warnsystem hören, und mit Julia umkehren sollen. Mich selbst innerlich verfluchend, ergriff ich Julia am Arm, und zog sie mit mir. Wir liefen den Weg zurück, den wir gekommen waren. Ich hoffte, dass wir den Jinggs entkommen konnten. Aus den Augenwinkeln konnte ich hin und wieder blaue Schatten zwischen den Bäumen ausmachen. Sie jagten uns. Dann schnitten sie uns plötzlich den Weg ab, und wir kamen zu einem abrupten Halt.

„Das sind zu viele“, flüsterte Julia entsetzt.

Ich musterte die blauen Teufel mit grimmiger Entschlossenheit. Ich würde nicht kampflos aufgeben, und versuchen, Julia zu schützen. Sie hatte recht. Es waren zu viele und ich würde sie nicht alle besiegen können, doch ich konnte es vielleicht schaffen, Julia eine Fluchtmöglichkeit zu verschaffen.

„Bleib dicht hinter mir“, sagte ich leise, und stellte mich schützend vor sie.

Die Jinggs waren zu sechst. Meine Chancen standen nicht besonders gut, doch das bedeutete nicht, dass ich einfach aufgeben würde. Die Jinggs begannen, uns einzukreisen, verständigten sich mit seltsamen Lauten. Es schien zu stimmen, dass sie keine richtige Sprache hatten. Sie waren nicht so breit gebaut wie die Alien Breed, doch sie wirkten dennoch stark und durchtrainiert. Nicht ein Gramm Fett war an ihren Leibern zu sehen. Sie trugen kurze, Kilt ähnliche Röcke aus Leder, und hatten Tätowierungen auf ihren blauen Körpern. Das Unheimlichste jedoch waren die gelben Augen. Wie die eines Wolfes, und die Art, wie sie uns gejagt hatten und uns nun umkreisten erinnerte mich tatsächlich an die Wölfe, die ich in einer Dokumentation gesehen hatte, als wir uns auf der Erde auf ein Leben in Freiheit vorbereitet hatten.

„Wenn ich jetzt sage, dann rennst du was das Zeug hält“, raunte ich Julia zu. „Lauf zurück zum Dorf. Alarmier die Jungs!“

„Ich kann dich doch nicht allein lassen“, wehrte sie ab, ohne den Blick von den langsam näher kommenden Jinggs zu lassen.

„Du bist nicht stark genug um zu kämpfen, doch du bist schnell. Du bist unsere einzige Hoffnung, Verstärkung zu holen“, erklärte ich. „Ich glaube nicht, dass sie mich töten wollen. Sie wollen Frauen. Sie werden mich in ihr Dorf schaffen. Die Jungs werden mich befreien, also mach dir keine Sorgen um mich. Ich weiß, wie man in Gefangenschaft überlebt!“

Ja, ich hatte den größten Teil meines Lebens in Gefangenschaft verbracht und alle meine Instinkte wehrten sich gegen die Vorstellung, wieder in so eine hilflose Lage zu geraten, doch es war die einzige Chance, die wir hatten. Zumindest Julia könnte dieses Schicksal erspart bleiben. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ein solches Trauma unbeschadet überstehen würde. Vielleicht würde ich meinem Schicksal nicht entgehen können, doch ich konnte sie retten.

„Jetzt!“, rief ich, und stürmte mit einem Kriegsschrei auf die verblüfft guckenden Jinggs zu.

Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Julia davon rannte, und gab mein bestes, die Jinggs so weit zu beschäftigen, dass sie ihre Flucht nicht bemerkten.

Wie ich schon vorher gesehen hatte, stand ich keine Chance gegen sechs Krieger. Obwohl ich alles gab, was ich hatte, hatten sie mich in Kürze überwältigt. Doch zu meiner Genugtuung hatte ich ein paar gute Hiebe und Tritte ausgeteilt. Einer der Jinggs hatte eine gebrochene Nase und sein Gesicht war blutbesudelt. Ein anderer humpelte, nachdem ich ihm kräftig vor das Schienbein getreten hatte. Leider hatten die Bastarde Julias Flucht trotz meines Ablenkungsmanövers bemerkt, doch Julia hatte einen guten Vorsprung und ich hoffte, dass es genug war, um sie sicher zurück zum Dorf zu bringen. Es waren nur zwei Jinggs, die sich an die Verfolgung gemacht hatten und Julia würde sicher um Hilfe rufen sobald sie sich dem Dorf näherte. Unsere Männer würden sie hören und zu ihrer Hilfe eilen. Sie würde es schaffen! Ich musste einfach daran glauben, denn sonst würde ich vor Sorge verrückt werden.

Ich machte es meinen Entführern nicht leicht und wehrte mich mit allem was ich hatte. Je länger ich die Bastarde aufhalten konnte, desto größer war die Chance, dass Hilfe mich vielleicht finden konnte, ehe wir das Dorf der Jinggs erreichten. Zudem würden die Kerle eine deutlichere Spur hinterlassen, wenn sie mich mit Gewalt zerren mussten.

„Idioten! Arschlöcher! Widerlicher Bestien! Hurensöhne! Wichser!“

Ich bedachte meine Entführer mit allen Schimpfwörtern, die mir einfielen. Die beiden Kerle, die mich halb trugen und halb zerrten, stöhnten und ächzten vor Anstrengung. Ein anderer rief etwas. Er klang äußerst ungehalten. Gut so! Wie aus dem Nichts kam ein Schlag, und Schmerz explodierte in meinem Schädel. Dann verlor ich das Bewusstsein.

Griorr

Mit einer Mischung aus Sorge und Wut sah ich auf den reglosen Körper der Frau hinab, die seit Tagen meine Gedanken und Träume beherrschte. Ich wandte mich zu den Männern um, die sie wenige Minuten zuvor hier in meine Gemächer gebracht hatten. Der Heiler hatte seine Hände an die Schläfen der Frau gelegt, um ihren Zustand zu erfühlen.

„Ich habe niemals meine Zustimmung gegeben, dass sie misshandelt wird!“, sagte ich leise, doch mit so viel unterdrückter Wut, dass die Männer ängstlich die Blicke auf den Boden vor sich richteten.

Ein Mann trat einen Schritt vor, ohne den Blick zu heben.

„Darf ich sprechen, Oggrrul?“

„Was hast du zu sagen, Kirrgarr?“

„Diese Frau ist nicht wie unsere Frauen, Oggrrul. Sie ist unglaublich stark. Eine wahre Kriegerin. Sie wehrte sich so sehr, dass wir Mühe hatten, sie hierher zu bekommen. Deswegen haben wir sie außer Gefecht gesetzt“, erklärte Kirrgarr.

„Ihr hattet Mühe, eine einzelne Frau hierher zu bringen?“, fragte ich verächtlich.

„Sie ... sie ist ...“, begann Kirrgarr.

„Raus!“, fiel ich ihm scharf ins Wort. „Raus mit euch! Alle miteinander.“ Ich wandte mich dem erschrocken aussehenden Heiler zu: „Du nicht! Dich brauche ich noch!“

Die Männer flohen aus meinen Gemächern.

„Wie geht es ihr?“, fragte ich an den Heiler gerichtet. „Irgendwelche ... Schäden?“

„Nein, Oggrrul. Ihr geht es gut. Sie wird mit leichten Kopfschmerzen aufwachen. Ich bereite einen Trunk vor, der den Schmerz nehmen wird.“

Ich nickte erleichtert. Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht. Diese verdammten Idioten! Vier Männer gegen eine einzige Frau! Ich machte ein verächtliches Geräusch.

„Etwas nicht in Ordnung, Oggrrul?“, fragte der Heiler beunruhigt.

„Ich habe nur gerade an etwas gedacht. Hat nichts mit dir zu tun“, versicherte ich. „Bereite den Trunk.“

Der Heiler nickte und kramte in seinem großen Korb, um die notwendigen Zutaten herauszusuchen, dann machte er sich daran, verschiedene Kräuter aufzubrühen, und die eine oder andere Zutat hinzu zu fügen.

„Fertig, mein Oggrrul!“, verkündete er und ich nickte.

„Wenn meine Dienste nicht mehr benötigt werden ...“

Ich nickte erneut.

„Ja, du kannst gehen.“

Nachdem der Heiler verschwunden war, setzte ich mich in einen Sessel neben dem Bett. Ich betrachtete meine neue Sklavin und fragte mich, wie sie reagieren würde, wenn sie aufwachte. Sie musste meinen Männern ganz schön zugesetzt haben. Sie würde sicher nicht leicht zu bändigen sein. Doch ich war kein Mann, der vor einer Herausforderung zurück schreckte. Ganz im Gegenteil. Ich war von Vorfreude erfüllt, diese faszinierende Schönheit zu zähmen.

Diamond

Mein Schädel brummte. Was war geschehen? Dunkel konnte ich mich an die Jinggs erinnern und daran, dass sie mich mit sich gezerrt hatten. Ich hatte mich gewehrt und dann? – Baammmm! Ich hatte einen übergezogen bekommen. Bastarde! Ich fühlte mich noch immer benommen. Wo war ich? War ich im Dorf der Jinggs? War ich allein, oder waren meine Entführer in der Nähe? – Ich lauschte. Es war niemand zu hören. Keine Stimmen, keine Schritte oder Sonstiges. Alles war still. Vorsichtig öffnete ich die Augen zu Schlitzen und das erste was ich sah, war eine Felsendecke. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich bunte Lichter. Ich wandte meinen Kopf nach rechts. An den Felswänden befanden sich Blumen, die wie eine Flechte in dem Fels zu wachsen schienen, und diese Blumen leuchteten.

Wow! So etwas hab ich noch nie gesehen!

Vor der Wand standen ein großer Schreibtisch und ein Sessel. Wo auch immer ich mich befand, es war kein Kerker oder ähnliches. Auch das Bett auf dem ich lag, war ein wenig zu bequem für eine Gefängnispritsche. Ich wandte den Kopf zur anderen Seite. Ein wenig zu schnell für meinen armen Schädel, und ein stechender Schmerz ließ mich leise aufstöhnen. Der Schmerz war ganz schnell vergessen, als ich den Mann im Sessel neben dem Bett erblickte. Es war einer dieser verdammten Jinggs, doch keiner von denen, die mich entführt hatten. Er hatte die Augen geschlossen, der Kopf war leicht zur Seite geneigt. Offensichtlich schlief er. Mein Herz klopfte aufgeregt. Konnte ich es schaffen, aufzustehen und diesen Raum zu verlassen, ohne ihn zu wecken? Ich sah mich im Zimmer um. Außer dem blauen Bastard im Sessel war niemand zu meiner Bewachung hier. Mein Blick fiel auf die Tür. Es war ein riesiger Raum und die Entfernung zur Tür gefiel mir gar nicht. Ich würde es nicht schaffen, sollte der Kerl aufwachen. Die Jinggs waren flinke Teufel, so viel wusste ich.

Langsam setzte ich mich im Bett auf. Es war wirklich ein riesiges Bett und die Felle unter mir fühlten sich wunderbar weich an. Dies war nicht das Schlafzimmer eines einfachen Mannes. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass alle Jinggs so luxuriös lebten. Der Bewohner musste entweder reich, oder eine wichtige Persönlichkeit sein. Mein Blick fiel erneut auf den Mann im Sessel. War er nur eine Wache, oder lebte er in diesen Gemächern? War dies sein Bett? – Seltsamerweise löste dieser Gedanke eine Welle von Gefühlen aus, die ich schwer beschreiben konnte. – Kribbelnde Unruhe vielleicht.

Mein Blick glitt über den Jingg, nahm jedes Detail auf. Sein Haar war kurzgeschoren. Er hatte eine hohe Stirn, markante Gesichtszüge mit einer breiten Nase, hohen Wangenknochen, eckigem Kinn und vollen, sinnlichen Lippen. Lange dunkle Wimpern beschatteten seine Wangen. Er war tätowiert, auch im Gesicht, was aber nicht störend wirkte, im Gegenteil. Für einen blauhäutigen Wilden sah er ziemlich attraktiv aus.

Attraktiv? Der Schlag auf den Kopf muss dein Gehirn ganz schön durchgerüttelt haben, Mädchen!

Ich riss den Blick von seinen Gesichtszügen ab und ließ meine Augen tiefer wandern. Er trug kein Shirt. Seine mit dicken Muskeln bepackten Schultern waren zu breit für den Sessel und so saß er etwas schräg. Er hatte mehr ausgeprägte Muskeln als die übrigen Jinggs, die ich zuvor gesehen hatte. Von der Statur her glich er meinen Leuten, den Alien Breeds. Gemessen an den endlos langen, muskulösen Beinen, die er von sich gestreckt hatte, musste er sogar größer sein als Tower, unser größter Alien Breed. Wie alle Jinggs, trug der Kerl eine Art Rock, oder Kilt, aus Leder. Ein Dolch steckte in seinem Bund. An den Füßen trug er wadenhohe Stiefel aus schwarzem Leder, die an den Seiten geschnürt wurden.

Mein Blick verweilte ein wenig zu lange auf seiner Körpermitte. Ich ertappte mich dabei, dass ich mich fragte, ob er etwas darunter trug. Und wo wir bei dem Thema waren; war er unter diesem Lederteil anatomisch gebaut wie unsre Alien Breed Männer?

Diamond, der Schlag hat deinem Kopf definitiv nicht gut getan! Reiß dich zusammen und mach, dass du deinen Arsch hier rausbewegst!

Ich schwang lautlos die Beine aus dem Bett und stand vorsichtig auf, ohne den Blick von dem Jingg abzuwenden. Er regte sich nicht. Ich wagte nicht, erleichtert aufzuatmen, aus Angst, mein Atem könnte mich verraten. Ich hatte keine Ahnung, wie gut die Instinkte dieser blauen Teufel waren. Das Gefühl von weichem Fell unter meinen Füßen holte mich ins Hier und Jetzt zurück. Ich trug keine Schuhe. Natürlich nicht. Ich hatte ja im Bett gelegen. Doch wo waren sie? Ich hatte wenig Verlangen, barfuß zu fliehen. Ich sah an mir hinab und eine weitere Erkenntnis kam beim Anblick meiner nackten Beine. Unwillkürlich umfasste ich meinen Oberkörper. Gott sei Dank! Ich trug wenigstens noch immer mein T-Shirt. Doch meine Jeans und meine Schuhe mussten sich hier irgendwo befinden. Zumindest hoffte ich das.

Ein Blick durch den saalartigen Raum offenbarte das Gesuchte. Meine Hose lag ordentlich gefaltet auf einem Stuhl, die Schuhe standen davor. Erleichtert schloss ich für einen Augenblick meine Augen, ehe ich sie wieder öffnete und zu dem Jinggs gleiten ließ. Er hatte sich noch immer nicht gerührt, und so schlich ich auf Zehenspitzen zu meinen Sachen. So leise wie ich konnte, schlüpfte ich in die Jeans, ohne den Blick von meinem schlafenden Bewacher abzuwenden. Dann streifte ich die Schuhe über, und mit einem letzten Blick zum Sessel mit dem blauen Bastard, machte ich mich aus dem Staub.

Diamond

Подняться наверх