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Tag 1122

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Herr Michaelis unterrichtete Naturwissenschaften. Dazu gehörte Biologie und – wie er sich ausdrückte – angewandte Physik. Zum Zweck der praktischen Umsetzung der Errechnung von Strömungswinkeln mussten wir ein Modellflugzeug aus Balsaholz bauen. Mein Vater besitzt zwei linke Hände, und die hat er an mich weitergegeben, so dass ich nun insgesamt vier davon habe. Kurz: Das Modellflugzeug hauchte sein kurzes Leben auf seinem Jungfernflug aus. Ohne jeden terroristischen Hintergrund löste sich der Stolz von 32 Arbeitsstunden in der Luft in seine Einzelteile auf und zerbröselte auf einer unbekannten Wiese. Wenden wir uns lieber der Lehre des Lebens, also der Biologie, zu. Denn davon verstehe ich was.

Thema: Die Sexualität des Menschen.

Also, auch Herr Michaelis war ein Mensch. Vielleicht ist er es heute noch. Mensch und Biologielehrer. Studien am eigenen Objekt hätten sich unbedingt angeboten, denn der Typ sah aus wie eine zu groß geratene Kartoffel. Er besaß die imposante Größe von einem Meter sechzig. Wegen dieses Umstandes ließ er Stühle grundsätzlich unbeachtet. Sein Bauch glich einem Fass. Den Hals schien der liebe Gott vergessen zu haben, dafür war sein Kopf eine wahre Fundgrube für Portraitmaler. Tiefe Furchen gruben sich von seinen Augen bis hinunter zur Nase, deren Anatomie ein eigenes Fachbuch wert gewesen wäre. Dieser Nase verdankte er seinen Spitznamen Knolle. Das war bei weitem nicht sein einziger. Wenn euch Wurstfinger oder Amöbenkalle lieber sind, bitte sehr, bedient euch.

Okay, seien wir nicht so gemein. Mochten auch seine äußerlichen Absonderlichkeiten nicht ganz abzustreiten sein, seine Augen blickten wahrhaft gütig aus dem zerfurchten Gesicht hervor (mein Gott, was sag ich da?). Es geschah nur selten, dass der kleine Berg, der aussah wie ein Kampfpanzer, explodierte. Dann aber wurde er zum Vulkan, und wir hatten tatsächlich etwas Respekt vor ihm. Aber wie gesagt, dass geschah nur selten.

Ja, okay, zurück zum Thema: Die Sexualität des Menschen.

Ihr wisst sicher, was Sexualität ist. Ich ähhh … muss das nicht erklären. Danke. Ich weiß allerdings nicht, ob Herr Michaelis wusste, was Sexualität ist, denn das Thema stand zwar für dieses zweite Halbjahr im Lehrplan, aber die Wochen und Monate vergingen, ohne dass Knolle damit anfing. Zugegeben, er hatte uns Literatur empfohlen, z.B. Aufbau und Funktion der Geschlechtsorgane, aber ein vernünftiger Porno war nicht dabei. Das Schuljahr neigte sich dem Ende zu, und wir waren dem mit Spannung erwarteten Thema um keinen Schritt näher gekommen. Wir kannten jede Muskel- und Nervenfunktion, jeden Knochen und die Sektionen des Gehirns, aber Knolle drückte sich tatsächlich bis in die letzten Wochen vor dem alles entscheidenden Thema. Auch mehrmalige deutliche Aufforderungen durch uns bis hin zur Meuterei ignorierte er einfach. Tja, nun könnte man sagen, der wusste echt nichts vom Rummachen, weil … wer würde schon mit dem …? Aber Quatsch, der hatte nur Schiss vor unseren Fragen und seinen Antworten.

Natürlich dachten wir uns, dass er sich dachte, dass wir uns denken konnten, dass er eigentlich nur dumm dabei aussehen konnte. Kurz: Wir waren sicher, dass wir im praktischen Bereich dieses Themas weiter waren als er. Aber es wäre zu lustig gewesen, wenn er es in der Theorie mit uns aufgenommen hätte. Wir wollten uns eben amüsieren. Ja, ja, auf seine Kosten, okay.

Aber er tat uns den Gefallen nicht.

Um das, was dann folgen sollte, und ich sag euch, das war der Hammer!, realisieren zu können, musste die ganze Klasse Bescheid wissen. Und mitmachen. Und Geld sammeln. Sonst hätte Knolle nicht etwas fürs Leben lernen können. Aber halt, eins nach dem anderen.

Der kleine Dicke brauchte einen deutlichen Hinweis. Und wie der auszusehen hatte, darauf brachte uns ausgerechnet Cora.

„Wie wär´s, wenn wir ihm mal ´ne Sammlung der Seite 3 von der Bild-Zeitung mitbringen? Die mit den nackten Mädels! Vielleicht merkt er dann, wo´s langgeht?“

Die Idee war nicht schlecht, aber Jörg, ausgerechnet unser solider Jörg, ließ sich davon zu einem weitaus besseren Ding inspirieren.

„Mensch, Leute, mir fällt da was ein … was haltet ihr´n davon …?“

Das Weitere ging im Flüsterton vonstatten, nur dann und wann von einer gewaltigen Lachsalve unterbrochen. Und das will ich jetzt mal nicht wiedergeben. Lasst euch überraschen.

*

Am darauf folgenden Samstag war Manöverbesprechung.

Wir hatten die Klasse über unser Vorhaben informiert. Mit einigen Leuten hatte es tatsächlich Schwierigkeiten gegeben, und bei dieser … hmm … etwas delikaten Thematik war das auch durchaus verständlich. Aber eine gute Idee setzt sich immer durch.

Als das geklärt war, wurde eine Sammlung durchgeführt. Billig war der Spaß nicht. Manche konnten gar nichts geben, ganz einfach, weil eben nicht jeder wohlhabende Eltern hat, aber andere opferten das gesamte Taschengeld. Wir waren sicher, auf einen guten Schnitt gekommen zu sein.

Danny, Jörg und ich übernahmen die Einsatzleitung. Dann wurde zusammengezählt. Aber vor allem musste telefoniert werden.

„Wie viel haben wir?“

Danny platzierte das letzte Geldstück auf eines der zahlreichen, kunstvoll aufgebauten Münztürmchen und pfiff anerkennend.

„Hundertfünfundfünfzig, fünfundsechzig!“

Ich war skeptisch.

„Das reicht nicht. So was bekommst du nicht unter dreihundert.“

„Keine Angst.“ Jörg machte auf Fachmann. „Für dreihundert kriegste zwei für mindestens drei Stunden.“

„Woher weißt´n das?“

„Na, das weiß man eben.“

„Wer ruft an?“

Betretenes Schweigen. Jeder sah lässig woanders hin.

„Gut“, meinte ich. „Wenn wir jetzt kneifen, dann können wir nie wieder in die Schule zurück. Wir müssen da durch. Also?“

„Mach du doch!“

„Ähh … losen wir!“

Die fairste Lösung. Also drei kleine Zettel gefaltet, auf einem stand du, rein in ein Cola-Glas und gut geschüttelt. Eigentlich wollten wir dann noch losen, wer anfängt …

Jörg hatte den Hauptgewinn. Entsprechend glücklich sah er aus.

Unser Treffen fand bei mir zu Hause statt, aus dem einfachen Grund, weil hier niemand störte. Wir zwangen also Jörg liebevoll, sein Handy hervorzuholen und blickten ihn erwartungsvoll an.

Mitleidslos beobachteten wir, wie er mit schweißigen Fingern die Nummer wählte und mit einem titanischen Kloß im Hals kämpfte.

Dann war es soweit.

Besetzt!“

Jörg war für zwei Sekunden der glücklichste Mensch auf der Welt.

„Los, versuch´s noch mal!“

Glück verfliegt so schnell.

Jörg wählte und wählte, und irgendwann war es wirklich so weit.

Es tutet!“

„Mensch, sprich tiefer!“

Dann hob jemand ab, und Jörg fing an zu sprechen. Und der machte das so eiskalt, dass es seit damals niemals wieder etwas geben sollte, was ich ihm nicht zugetraut hätte. Der dachte sogar glatt an die rechtlichen Aspekte der Sache! Vor allem, wie man solche verhindern könnte. Ich hätte wissen müssen, dass der Anwalt wird.

Dann schien das Gespräch beendet zu sein, denn Jörg sagte nur noch: „Danke und bis zum nächsten Freitag“ und beendete das Gespräch.

Wir sahen uns mindestens eine Minute lang grinsend an. Dann meinte Jörg völlig ernst:

„Die Sache steigt. Hundertfünfzig. Der Rest sind Spesen.“

Ich blickte zur Decke.

„Alea iacta est. Der Würfel ist gefallen. So sei es. Amen.“

*

Der Tag X.

Wir hatten alle verdammtes Magensausen. Diesmal wusste ja ausnahmslos jeder Bescheid. Und jeder von uns hatte außer einem Satz Nerven schließlich noch eine Menge Geld investiert.

Aber wie das Leben so ist, die Meute bezahlt und gafft, aber einer muss den Helden spielen. Jemand musste die betreffende Person abfangen und die Abschlussver-handlungen führen. Der Andrang war natürlich unbeschreiblich, kurz: Niemand traute sich.

Nun ratet mal, wer dann schließlich draußen vor der Schule stand und mit hochrotem Kopf wartete, während seine klammen Finger die drei Scheine umkrampften?

Getroffen!

Also, da stand ich nun und machte mir vor Angst beinahe in die Hosen. Ich stand stundenlang da, und langsam wurde mir besser.

Sie kam nicht.

Ich sah auf die Uhr. Es waren genau drei Minuten vergangen. War wohl doch noch nicht so lange. Ich wartete weiter.

Die Uhrzeit werde ich nie vergessen: 11:48 Uhr. Bio lief schon acht Minuten.

Die Verabredung war aus strategischen Gründen auf fünf Minuten nach Unterrichtsbeginn gelegt worden. Gott sei Dank, wer wusste schon, wie die Alte aussah? Außerdem … so richtig Lust auf Zeugen hatte ich wirklich nicht.

Ich ging wieder rein, murmelte irgendeine Entschuldigung und setzte mich unendlich erleichtert auf meinen Platz. Genau das dachte ich jedenfalls, aber eben in dem Moment, als mein rechtes Bein in Richtung Klasse zuckte, kam der Wagen um die Ecke.

Eigentlich hatte ich einen Ferrari oder etwas in der Art erwartet, aber alles, was da anhielt, war ein alter Golf, der noch ein Weilchen nachhustete, nachdem der Motor schon abgestellt war.

Aber was dann aus dieser Karre stieg, das war … also, ich muss schon sagen …

Nun wartet´s doch noch ein bisschen ab, beschreiben tu ich sie gleich noch!

Sie kam über die Straße auf mich zu, und ich kippte nach hinten um. Wäre ich jedenfalls, hätte der für unsere Schule zuständige Architekt seinerzeit den Zaun vergessen. So kam sie also, baute sich direkt vor mir auf und fragte mich nach der Schule. Ließ sich nicht mehr umgehen, ich musste mich offenbaren.

Das Gespräch gebe ich jetzt mal nicht naturgetreu wieder, das ist mir dann doch zu peinlich. Vielleicht könnt ihr es euch so ungefähr vorstellen. Sie sagte so etwas wie: „Waas? Du Milchgesicht … du hast mich bestellt?“

Den Rest schenke ich mir. Jedenfalls ging das noch eine Weile so weiter, aber dann stand sie kopfschüttelnd vor mir und grinste.

„Na ja, was soll´s. Du bezahlst mich dafür, und ihr habt euren Spaß. Ich glaub, dass könnte sogar richtig lustig werden. Warum also nicht?“

Außerdem, wie sagt der Lateiner: Pecunia non olet. Geld stinkt nicht. Das spielte sicher auch eine Rolle, denn 150 Piepen sind 150 Piepen.

Machen wir´s kurz, aber schmerzhaft. Sie war da, sie würde es machen, und ich wiederum musste machen, dass ich reinkam.

Ich bedeutete unserem Gast, mir zu folgen. Schließlich stand ich vor der Klassentür, sie zehn Meter dahinter, und ich konnte das Gefühl nicht unterdrücken, mal eben den Roadrunner zu spielen, sprich: abzuhauen.

Aber zwei Dinge standen dagegen: Sie hätte das Geld und ich die Klasse am Hals gehabt.

Ich klopfte an und trat ein.

„Kannst du mir verraten, wo du jetzt herkommst?“

„Entschuldigung … ich hab Dünnsch… ähh … Durchfall.“

„So. Da hättest du eine Woche mit warten sollen, da kommt nämlich der Verdauungstrakt an die Reihe. Und jetzt setz dich ein bisschen plötzlich und stör nicht weiter.“

Knolle schien ausgerechnet heute nicht seinen besten Tag zu haben.

Ich tat also wie befohlen, pflanzte mich auf meinen Platz und hob kurz die Daumen. Neunundzwanzig Augenpaare glänzten, und die dazugehörigen Köpfe wussten jetzt Bescheid. Alles klar.

Es dauerte nicht lange, aber in diesen zwei, drei Minuten schossen mir tausend Gedanken durch den Kopf. Was würde ich in einer solchen Situation tun? Klarer Fall, ´ne Runde lächeln und dann verdünnisieren. Selten so leichtes Geld verdient, und wer würde uns schon glauben? Außerdem, mal ehrlich: Wer hätte das schon weitererzählt? Wir hätten uns bis auf die Knochen blamiert.

Also, ich wäre gegangen und hätte mir mit den hundertfünfzig einen schönen Tag gemacht.

Es klopfte.

Beinahe alle zuckten zusammen. Beinahe heißt: Knolle nicht und ich nicht. Knolle hatte schließlich keinen Grund zum Zusammenzucken, und ich, ich war nichts als erleichtert, dass mir dieses göttliche Geräusch die Verantwortung für die ganze Kohle von den Schultern nahm. Ehrlich, ich dachte in dem Moment nur ans Geld. Aber nicht lange.

Knolle drehte seinen Kopf mit Hilfe seines kurzen Halses unwillig in Richtung Tür. Das erinnerte an den Geschützturm eines Panzers, der sich auf ein feindliches Objekt einstellt.

„Ja, bitte.“

Der Feind kam rein. Die Versöhnung dauerte genau eine Sekunde. Knolle machte Augen wie einer seiner geliebten Stichlinge, der nur noch an Brutpflege denkt.

Das Objekt seiner obskuren Begierde machte die Tür hinter sich zu und postierte sich vor unserem armen Biolehrer.

„Wo ist die Steckdose?“

Sicherlich keine allzu schwierige Frage, aber Knolle starrte die Erscheinung an, als sähe er zum ersten Mal in seinem Leben ein Playmate des Monats. Na ja, vielleicht war das ja auch so.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: Sie war durchaus bekleidet. Die schwarzen Lackstiefel bedeckten zumindest das untere Drittel ihrer Beine, die atemberaubenden Oberschenkel jedoch waren sozusagen nach oben offen. Wenn das Wort Mini für einen Rock passte, dann hier. Sie besaß wahrlich kein Erbarmen mit der finanziellen Lage der Stoffhändler.

Der Bauchnabel lag frei. Das lag daran, dass das knappe T-Shirt durch die üppigen … ähhh … enormen … nun, also, ihr wisst schon, derart nach oben gezogen wurde, dass genügend Luft an den Bauch kam.

Ihre pechschwarzen Haare reichten bis weit hinunter auf den Rücken. Das einzige, was mir eigentlich nicht besonders gefiel, war ihr Gesicht. Um das Make-up wieder runterzukriegen, hätte man Hammer und Meißel benötigt. Ihren Mund umzog ein spöttisches, leicht überhebliches Lächeln. Aber seien wir ehrlich. In dem Alter interessierten mich anaTomische Besonderheiten des weiblichen Geschlechts weit mehr als das Gesicht eines solchen Wesens.

Auch Knolle schien an solchen lächerlichen, wirklich überflüssigen Details nicht sonderlich interessiert. Er war sozusagen kurz mal weggetreten.

„Steckdo… Steckdose?“

Aha. Hören konnte er noch. Unsere Besucherin wurde ungeduldig.

„Ja, Steckdose. Sie wissen doch, so´n Ding, wo man was reinsteckt, und dann kommt Saft raus.“

Allgemeines Gekicher.

„Ja, natürlich, natürlich. Hier gleich am Fenster. Aber entschuldigen Sie bitte die Frage, möchten Sie etwas vorführen?“

Mensch, Knolle war wieder fit! Eine vernünftige Frage, hätte ich ihm gar nicht zugtraut. Da fällt mir ein, ich hab ganz vergessen, zu erzählen, dass in der rechten Hand der Dame ein CD-Player baumelte.

„Ohne das Ding kann ich nicht arbeiten.“

„Ah so“, machte Knolle. „Eine unterrichtsbegleitende Maßnahme. Davon weiß ich ja gar nichts.“

Das Gekicher nahm zu. Manche hielten sich krampfhaft zurück, um nicht laut zu lachen, dass die unmöglichsten Grimassen entstanden. Mir selbst standen schon die Tränen in den Augen.

Die unterrichtsbegleitende Maßnahme stolzierte zum Fenster, stellte den CD-Player auf das Fensterbrett und schloss ihn an.

„Für eine gute Vorführung brauche ich Musik.“

„Aha.“

Sie stellte das Ding an. Die Kuschelmusik knisterte ein wenig, aber das störte nicht weiter. Plötzlich dröhnte ein erotisches Gestöhne durch die Klasse. Die Scheibe kannte ich ja noch gar nicht.

Knolle sah das alles, hörte das alles und kapierte nichts. Ich bekam einen unmotivierten Hustenanfall.

Jetzt begann der interessanteste Teil. Durch tränenverschleierte Augen nahm ich wahr, dass unsere teure Investition an Knolle vorbeischwebte, sich in die Mitte der Klasse begab und anfing … zu tanzen!

Mochte einer sagen, was er wollte, aber das konnte sie! Sie wand und drehte sich zu dieser heißen Musik, dass alle Jungs nach ein paar Sekunden Stielaugen kriegten. Einschließlich Knolle. War ja schließlich auch ´n Junge. Dem traten die Augen aus den Höhlen, dass ich schon aufspringen wollte, um sie aufzufangen.

Und so langsam, ganz langsam, kapierte er. Noch ein paar Sekunden, und er sah aus wie vor dem Super-Gau.

Doch jetzt kam das Mädel zur Sache. Mit beiden über dem Kopf verschränkten Armen zog sie ihr T-Shirt nach oben, und die herrlichen … na, ihr wisst schon, wurden endlich ihres einengenden Textils befreit und sprangen fröhlich ins Freie.

Wir klatschten Beifall wie die Wahnsinnigen.

Knolle schnappte über.

Ich dachte einen Moment lang besorgt, er könnte einen Herzinfarkt erleiden, aber er überlebte. Er schnappte nach Luft und hopste um den Lehrertisch herum.

Hören Sie auf! Aufhören! Aufhören! Sie Ferkel! Schluss!“

Die ganze Reaktion bestand darin, dass sich die wirklich unerhört gut gebaute Dame umdrehte, auf ihn zukam und mit dem Oberkörper wackelte.

Das war nun doch etwas zuviel für unseren guten Knolle. Er sprang zur Tür, riss sie auf und fing an zu brüllen. Er hörte gar nicht mehr auf. Und dann raste er los.

Ich rufe die Polizei! Ich werde die Polizei rufen! Herr Direktor! Herr Direktor!“

Jo, Baby, jo. Mann, war das geil. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Der Direktor kam dreißig Sekunden später, aber das war für eine im An- und Ausziehen geübte Person wahrlich keine Zeit. T-Shirt über, CD-Player gegriffen und weg. Vorher schenkte sie mir noch ein betörendes Lächeln und meinte: „Hat Spaß gemacht!“

Als dann ein völlig verstörter Biolehrer und sein Direktor zur Tür reinstürmten, hörte ich gerade noch einen Motor aufheulen. Es könnte der von einem Golf gewesen sein.

Unsere Bücher lagen schön ordentlich vor uns, und ein jeder von uns blickte unschuldig den beiden abgehetzten Herren entgegen.

Verdammt wenig Geld für so ein Ding, findet ihr nicht?

Das Ding im Atlas

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