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Kapitel: 5 Die Mordopfer

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Es war selbstverständlich, das Dietmar Lauenstein pünktlich bei seinem Vorgesetzten dem Polizeipräsidenten erschienen ist. So bekommt er eine kurze Schilderung, was man schon klären konnte. Die Toten sind die beiden Wachmänner. „Seltsam ist nur“, meint der Präsident, „dass sie eigentlich nicht zum Wachpersonal gehören, sie wurden kurzfristig ausgetauscht. Seltsam ist auch, dass sie wohl die Gangster hereingelassen haben. Dein Kollege vermutet, dass sie Komplizen waren, dann aber umgelegt wurden, damit sie nicht reden können. Also ich vermute eine ganz ausgekochte Bande. Ach, die Versicherung ist auch schon aktiv, mit einem eigenen Ermittler.“

„Okay, dann packen wir es an, gibt es eine Überwachungskamera? Filme oder etwas Ähnliches?“

„Nein, die im Kasten befindliche Kassette war schon entnommen. Da war irgendjemand schneller.“ Lauenstein fährt erstmal nach Wiesbaden und betrachtet sich den Ort des Geschehens. Natürlich ist alles weitläufig abgeriegelt aber Lauenstein hat bei seinem Rundgang festgestellt, dass es einen Nebeneigang gibt, der leicht erreichbar ist und keine Kameraanlage hat. Er geht weiter um das Gelände und muss dann feststellen, dass dort ein Lieferwagen geparkt ist, mit offenen Türen. Was macht dieses Fahrzeug hier. Als er die Pritsche beiseite schiebt, glaubt er seinen Augen nicht zu trauen. In diesem Fahrzeug liegen zwei Tote. Dass hier bisher keiner vorbeigesehen hat verwundert ihn sehr. Es scheinen Helfer gewesen zu sein, die man nach der Tat einfach erledigt hat. Mitwisser beseitigen, nennt man das. Nach zwanzig Minuten kommen dann auch die Herrschaften der Spurensicherung und bestätigen, dass durch diesen Eingang die Bilder hinausgetragen wurden. Einige Lackspuren deuten deutlich darauf hin. Es muss alles so schnell über die Bühne gegangen sein, dass man auf die Rahmen nicht viel geachtet hat. Ein größerer Splitter findet sich noch an der Laderampe. Der Assistent von Lauenstein stellt schon nach kurzer Zeit fest, dass es sich bei den beiden Leichen um stadtbekannte Gauner handelt. Man hat ihnen wohl viel Geld versprochen, vertraute ihnen aber nicht. So bekamen sie kein Geld, verloren aber ihr Leben.

Gegen Nachmittag meldet sich dann ein Autovermieter für Kleinlastwagen aus dem Münchener Raum, bei ihm auf dem Hof steht ein Kleinlaster mit Bildern auf der Pritsche. Sie seien nicht einmal eingepackt, sie lägen einfach auf dem Boden. Ach ja, einen Brief gäbe es auch in dem steht, dass es sich um Fälschungen handeln würde, die würde man nicht benötigen. Wildfang fährt gleich persönlich zur Autovermietung. Auf die Frage, wer denn das Fahrzeug angemietet habe, bekommt er als Antwort ein Schulterzucken. Eine Überwachungskamera zeigt aber dann doch die beiden Burschen, von denen man inzwischen weiß, dass sie umgebracht wurden.

Ein Geschäftsführer der Bildergalerie in Wiesbaden sieht sich die aufgefundenen Bilder an und bestätigt, dass man die Originale nicht bekommen hätte, so mussten Kopien herhalten. „Die kennen sich wohl sehr gut aus“, meint er zu Kommissar Lauenstein. Dietmar Lauenstein telefoniert mit Gerd Wildfang in München und schildert ihm die Umstände nochmal genauer. Dann bittet er ihn darum Kleintransporter in der Umgebung von München verstärkt zu kontrollieren. „Hier auf dem Hof des Vermieters fehlt ein weißer Kastenwagen, der würde sich gut eignen um damit Bilder zu transportieren. Er hat das mal überrechnet, sechzig Bilder würden gut und gerne darin Platz finden – und es ist unauffällig. Wer schaut schon auf einen Kleintransporter?“

Gerd Wildfang gibt die Nachricht auch gleich an Walter Broder weiter. Immerhin sind es inzwischen vier Leichen vorhanden, die bei dem Raub wohl nicht eingeplant waren. Walter Broder berichtet Anna Stein von dem Vorfall, natürlich hat sie auf der Feier davon gehört, aber sich keine weiteren Gedanken gemacht, aber als sie gleich in aller Früh in ihren Computer gesehen hat, da fand sie eine mail, die eventuell darauf hindeutet, dass auch eine österreichische Bande involviert ist. „Bilder sind im Moment auf Grund der großen Nachfrage gerade sehr im Kommen“, meint sie zu Walter.

Werner hat heute seinen ersten Tag in der Akademie der bildenden Künste und ist natürlich aufgeregt obwohl er sich gut gerüstet hat. Als erstes steht er vor Silvie seiner Bekanntschaft vom Aumeister. „Hallo, was machst du denn hier, bist du Schüler oder der Aushilfsprofessor?“

Werner meint nur kurz, „letzteres“. Mehr sagt er nicht. Er beginnt den Unterricht mit der Lehre des Farbenmischens. Dafür hat er sich einige Pulver besorgt und verschiedene Zusätze auf seinen Arbeitsplatz gestellt. Die Studierenden sind begeistert, einer meinte sogar, „dann lernen wir endlich, wie man eine Fälschung anfertigt.“ Werner meint, dass so mancher Fälscher besser ist, als der alte Meister persönlich. Tatsächlich gibt es Fälscher, die so perfekt arbeiten, dass sie rein qualitativ so manchen Meister an die Wand malen würden. Es wird viel gelacht und die gemachten Mischproben können sich absolut sehen lassen. Der Tag ist geschafft und Werner stolpert über eine ehemalige Kommilitonin, es ist Ika, sie war damals vor etlichen Jahren mit ihm zusammen im Unterricht für Hinterglasmalerei. Damals noch hat es ihn fasziniert, heute malt er nur noch auf Leinwand. Sie begrüßen sich herzlich und entscheiden, dass sie noch gemeinsam auf einen Kaffee gehen. Ika erzählt, dass sie seit einer Woche geschieden ist und nun in einer kleinen Wohnung in der Bauerstraße wohnt. „Du kannst mich gerne besuchen kommen, wir haben sicher viel zu erzählen. Leider muss sie sich jetzt schon verabschieden, sie muss noch einkaufen, da sie heute Abend Gäste erwartet.“ Werner hält noch die Visitenkarte in der Hand, da kommt auch schon Claudia auf ihn zu. „Das war wohl eine alte Studienkollegin von dir, die ist öfter hier, kennt wohl den Professor.“ Werner antwortet nur mit einem, „Ja – ja“

Er macht sich auch schon auf den Heimweg und muss sich auch gleich von Claudia verabschieden, worauf sie zwar einen beleidigten Eindruck macht, aber darauf kann jetzt Werner nicht achten. Er trifft sich noch am Abend mit Gerd Wildfang. Er hat ihn ausdrücklich gebeten, ihm einiges über die entwendeten Bilder zu berichten. Schließlich sind acht Bilder von den gestohlenen schon mal entwendet worden. Aber nach zwei Monaten wieder aufgefunden worden. Sie treffen sich in einem nahegelegenes Restaurant, denn im Kühlschrank von Werner ist absolute Leere. Da er ja gerade einen ausfüllenden Job hat, hat er keine Zeit mehr zum Einkaufen. Er muss das erst mit Guggi absprechen. Zuerst spricht man noch über die gelungene Einladung, wie lustig doch so manche Gäste waren, besonders die Ehefrau von Bechstein, die sich ihr Spielzeug gleich mitgebracht hat. Werner spürt, dass sie Gerd Wildfang gefallen hat, er spricht von ihr nur in den besten Tönen. Fesch sei sie und eine gute Figur habe sie ebenfalls und dann scheint sie genug Geld zu haben, wo findest du so etwas schon, meint er lachend. Werner sieht das etwas realistischer. „Sie ist die Ehefrau von einem Gauner, vergiss das nicht.“ Bei diesem Satz überlegt Gerd kurz, „hat sie nicht gesagt, dass ihr Gatte gestern in Frankfurt zu tun hatte?“

„Ja, das ist richtig und ich hab auch gleich nachgehakt und sie war sehr verunsichert, obwohl ich glaube, dass er sie niemals einweihen würde, hätte er etwas unsauberes vor“, meint Werner. Dann aber will Gerd Wildfang von Werner wissen, wie das mit dem Bilderkopieren eigentlich funktioniert. Werner lacht, „du glaubst wohl, man schiebt die Bilder durch einen Scanner und dann beginnt man darüber zu malen.“ Gerd unterbricht ihn und erzählt von einer Technik die man ihnen bei Europol vorgeführt hat. Voraussetzung ist natürlich immer, dass an Maler der Bilder kopieren soll, ein echter Meister seines Faches ist. Einen Stümper erkennst du immer sofort. Da stimmt dann weder der Pinselstrich noch die Farbe wirklich.

Gerd berichtet von einem Gerät, dass in Taiwan entwickelt wurde, das die Original Bilder tatsächlich einscannt, nicht so wie auf einem Copierer, das Gerät steht an der Wand, das Bild wird wenige Zentimeter vor dem Gerät platziert. Dann wird das Bild abgetastet. Stück für Stück, es dauert eine kleine Ewigkeit, bis es geschafft ist. Nun ist jede Erhöhung und jede Tiefe genau festgelegt und die Farbe ist dann ebenfalls klar. Werner fragt, warum Gerd vermutet, dass die Räuber etwas Ähnliches vorhaben. Gerd meint lachend, „weil sie vier gefälschte Bilder sofort aussortiert haben, sie haben sie einfach im Transporter liegen gelassen.“ Das Rätselraten in diesem Bilderraub ist groß, noch hat man keine wirklichen Spuren. Die vier Toten, sind einwandfrei Helfer gewesen und man wollte sie ganz einfach entsorgen, über sie werden wir nichts herausbekommen. Einen Freund eines der Toten haben wir inzwischen aufgetrieben, der meinte, dass sein Freund einen Auftrag hatte, der ihm Millionen einbringen sollte. Etwas wirklich Genaues weiß er natürlich nicht, die Organisatoren waren Provis, keine Frage. Sie haben jede Person sofort entsorgt, wenn die Arbeit gemacht war, doch von einem müssen wir ausgehen, wir werden weitere Tote finden. Der Satz ist noch nicht zu Ende gesprochen, da läutet das Telefon von Gerd Wildfang. „Wir haben hier eine Leiche an der Autobahnraststätte Rosenheim. Wollen sie sie betrachten, dann kommen sie schnell.“

Gerd Wildfang verständigt Walter Broder, er ist näher dran und Europol sollte Informiert sein. Nach einer weiteren Stunde ist Gerd Wildfang vor Ort. Der Tote ist ein Österreicher und ist bekannt dafür, dass er Spezialaufträge annimmt. Sein letzter Auftrag mit dem er zu tun hatte, war ein berühmter Wandteppich. Man konnte ihm zwar nichts nachweisen, aber alle waren sich sicher, dass er ihn geklaut hatte. Das gute Stück fand man nur einen halben Kilometer von seinem Haus entfernt in einem Heuschober. Leider beschädigt, der Auftraggeber hatte sich wohl eine bessere Qualität erwartet und zahlte nicht. Inzwischen hat die Spurensicherung ergeben, dass der Tote mit farbigen Holz zu tun hatte. Eine genauere Untersuchung wird zeigen, ob es Bilderrahmenfarbe ist, die er an den Händen hatte. Denn eines weiß man inzwischen, dass beim Aufhängen der Bilder einige Rahmen ausgebessert wurden. Die Farbe wurde natürlich sofort sichergestellt. Sollte es so sein, so weiß man nun, dass die Bilder den Weg in dieses Gebiet gefunden haben, zumindest wurden sie über diesen Weg nach Süden gebracht. Walter Broder überlegt, wen hatten sie denn in den letzten Jahren in diesem Gebiet Dingfest gemacht, waren es nicht die Brüder Karl und Rainer Stoffler, zwei Österreicher, die seit kurzer Zeit in Traunstein wohnen. „Schickt doch gleich mal eine Streife dort vorbei“, meint einer der beflissenen Beamten vom Traunsteiner Revier. Gerd Wildfang nutzt die Gunst der Stunde und trifft sich noch mit Walter Broder auf ein Bier, erzählt von seiner Vermutung, dass die Bilder nur zum Kopieren gestohlen wurden. Als Beweis vermutet er, dass vier Bilder nicht mitgenommen wurden. „Du wirst sehen, nach einigen Monaten wird ein Lösegeld verlangt und dann sind die Bilder wieder da.“ „Dein Wort in Gottes Ohr“, meint Walter Broder. Sie sitzen beide gerade bei einem Bier und reden von der gelungenen Feier, als ein Anruf eintrifft. Die beiden Brüder können es nicht gewesen sein, da sie zu dieser Zeit gerade in Salzburg auf der Wache saßen. „Einbruch - was sonst“, meint der Beamte.

Die folgenden Tage verlaufen ähnlich, keine Spur von den Bildern und keine Ahnung in welche Richtung man ermitteln soll. Es könnte ja auch durchaus sein, dass die Bilder inzwischen im Norden von Deutschland sind, vielleicht auf einem Gehöft in Mecklenburg-Vorpommern liegen. Möglich ist fast alles.

Claudia hat sich vorgenommen, Werner täglich abzuholen, ihn zu verwöhnen und sich um ihn zu kümmern. Für das kommende Wochenende hat sie einen kleinen Ausflug nach Salzburg geplant, natürlich mit dem kleinen Fiat. Dass Werner Gefallen an ihr gefunden hat, dass war von Anfang an klar, aber er ist halt der Meinung, dass sie um zwanzig Jahre zu jung für ihn ist. Da sie aber so anhänglich ist, findet er sich damit ab. Er hat ihr sogar ein Geschenk gemacht, ein Sommerkleid hat er für sie erstanden. Ja, sie gefällt ihm und fühlt sich geschmeichelt, wenn die Freunde meinen, „das ist aber eine ganz Hübsche und Gescheite.“ Sie sitzen gerade beim Abendessen und Werner hat sogar eine von den bekannten Sektflaschen geköpft, als die Türe aufgeht. Er hat ja ein öffentliches Atelier und das ist eigentlich nie abgesperrt. Bei Werner kann man zu jeder Zeit kommen, heißt es bei seinen Freunden. Es ist Bechstein der meint, „ich muss jetzt mit ihnen reden, können wir irgendwo hingehen, wo wir ungestört sind?“ Werner ist verärgert, und will gerade seinen Unwillen ausdrücken, da erscheint Bechsteins Frau Franka. „Also - wir sind doch gute Freunde, oder etwa nicht. Wir haben gemeinsam gefeiert und dann noch den leckeren Champagner getrunken, also wirst du doch mal Zeit für meinen Mann haben, er braucht deine Hilfe.“ Werner sieht zu Claudia und dann meint er, „Morgen ab vier Uhr, dann können wir uns treffen, am besten hier, da sind wir ungestört. Du wirst doch dabei sein Franka, ich gehe davon aus, das es auch dich betrifft.“ Franka willigt ein und meint, „okay, dann morgen um vier Uhr.“ So wie sie gekommen sind, sind sie auch schon wieder verschwunden. Claudia will nun wissen, warum der seltsame und unfreundliche Herr, unbedingt mit ihm reden will. Werner erklärt, dass es um ein Bild ginge und es ihn eigentlich nicht interessiert. Er braucht eine Expertise, erklärt er noch. Dann wendet er sich wieder seinem Abendessen zu. Beim Essen wird er nur ungern gestört, dass wissen sogar seine Freunde.

Claudia beginnt von dem Abend zu erzählen, natürlich hat sie auch mit Franka geredet. Sie fand sie sehr sympathisch, vielleicht ein wenig überdreht, wie sie es ausdrückt. „Die hat sich doch tatsächlich von Gerti fesseln lassen, hast du das gesehen?“ Werner muss lachen, „und hat es dir gefallen?“ Claudia fand es aufregend, vor allem, dass sie es in der Öffentlichkeit gemacht hat. „Ich würde mich das nicht trauen“. Sie stoßen auf die Spiele der Erwachsenen an. Claudia meint, „darüber müssen wir noch mal reden.“

Werner fragt nach dem Befinden ihres Vaters, das Wetter ist ja im Moment nicht so toll, es regnet zu viel, aber es soll ja gut für die Gärten sein, sagt man. Claudia erzählt, dass ihr Vater ein Angebot bekommen hat, als ständiger Professor in Florenz zu bleiben. Er würde sogar eine gute Rente bekommen, haben sie ihm versprochen. Dann könntest du ja seinen Posten an der Akademie übernehmen. Was hältst du davon? Werner schmunzelt, ob er das wirklich will, da ist er sich nicht so sicher, er hat schon gerne seine Freiheit. „Lass uns zu Bett gehen, morgen wird ein anstrengender Tag. Wenn ich um vier den Besuch bekomme, was machst du dann? Vielleicht dauert es ja länger und dann wäre es sicher besser, wenn du mal wieder bei dir schlafen würdest. Wie siehst du das?“

„Tja, wenn du mich nicht hier haben willst, dann gehe ich halt zu mir, eigentlich wollte ich meine Freundin besuchen und dann später hier auftauchen, die Herrschaften wollen ja nicht ewig bleiben – oder?“

„Okay – dann machen wir das so.“ Sie gehen zu Bett, Claudia hat noch Lust auf Kuscheln und so legt sie sich an seine Seite. Werner muss schon geschlafen haben, als Claudia sich ein Tuch holt um sich die Augen zu verbinden. Als Werner am nächsten Morgen aufsteht, sieht er Claudia mit verbunden Augen im Bett liegen. Er bemüht sich so leise wie möglich zu bewegen und dann schleicht er sich aus dem Haus. Claudia schläft den Schlaf, den sie anscheinend schon lange gebraucht hat.

Als er gegen drei von der Akademie kommt findet er einen Zettel auf dem Tisch. „Mein lieber Schatz, ich komme heute Abend nicht zu dir, ich hoffe du kannst trotzdem gut schlafen, mein Tuch von letzter Nacht überlasse ich dir, es riecht noch ein wenig nach mir, das wird dich gut schlafen lassen. Am besten, du verbindest dir damit die Augen – bis morgen - Küsschen!“

Pünktlich um vier Uhr geht die Türe zum Hof auf, es ist Franka. „Hallo, da bin ich, du hast mich doch nicht etwa vergessen?“

„Nein, ich mache gerade Tee, willst du eine Tasse – aber, wo ist denn dein Mann?“ Franka meint, „ich hielt es für besser, wenn nur wir zwei reden.“

„Okay – schieß los, was hast du auf dem Herzen?“

Franka beginnt umständlich zu erzählen. Sie redet von einer Firma, einer Galerie und einer Kunstschule. Sie erklärt, dass sie an allem zur Hälfte beteiligt ist und deshalb ist es so wichtig, dass er seine Hilfe auch wirklich zusagt. Ihr Mann sei zwar schwierig, aber wenn man mal sein Herz gewonnen hat, dann ist man auch sein Freund. Er – ihr Mann – mag Werner übrigens sehr, er ist sogar der Meinung, dass nur wirklich er ihm helfen kann. Sein Kunstverstand ist ja weit über München bekannt. Werner denkt, trägt sie nicht ein wenig zu dick auf, jetzt bin ich nur noch auf den Wunsch gespannt. Franka erzählt und redet sich um Kopf und Kragen und dann unterbricht er ihren Redeschwall. „Sag jetzt einfach nur, was du willst, dann haben wir es schneller hinter uns.“

Franka wird sachlich, „wir haben da eine neue Maschine aus Fernost bekommen die dafür gedacht ist, Bilder schneller auf „Echtheit“ zu prüfen. Sie war schrecklich teuer und wir brauchen dich dazu, das du uns erklärst, ob es wirklich Sinn macht so ein Gerät zu nutzen.“

„Also, warum nicht gleich, es geht eigentlich nur um eine Beurteilung, da braucht man doch nicht so lange herum reden. Wann soll ich sie mir ansehen?“

„So schnell wie möglich, am besten gleich morgen“, meint Franka.

„Morgen geht nicht, aber Samstag – am besten holst du mich gegen Mittag ab. Es wird ja nicht lange dauern, du hast doch hoffentlich eine Beschreibung für dieses Monster Teil.“

„Ja, haben wir. Das ist lieb von dir, das du das für uns machst, vielleicht nehmen wir ein Bild von dir, dann kannst du die Funktion besser beurteilen.“

„Okay, noch besser ist natürlich, wenn du das Bild von mir vorher kaufst, dann bekommst du auch gleich eine Expertise.“

„Warum nicht, was soll es denn kosten?“ Werner geht in den hinteren Teil seines Ateliers und zieht ein Bild, was hier schon länger steht, aus einem Stapel heraus. „Das ist besonders geeignet, da es eigentlich zwei Bilder sind, ich habe es übermalt und wenn deine Maschine gut ist, muss sie dies erkennen können. Ach ja, zum Preis, ich gebe es dir zu einem Sonderpreis…sagen wir dreitausendachthundert. Ich nehme auch einen Scheck von dir.“

Tatsächlich greift Franka in ihre Tasche und zieht ihr Scheckheft heraus. „Gekauft!“ Kaum ist Franka gegangen, kommt Claudia. „Na, ist sie endlich weg, was wollte sie denn von dir?“

„Sie hat ein Bild gekauft, das ist doch schon mal ganz gut. Außerdem werde ich am Samstag mit ihr einen Ausflug machen. Ich soll mir ein neues Gerät ansehen, dass Bilder einscannen kann und so kann man herausfinden, ob es ein Original ist.“

„Toll, es macht dir doch nichts aus, wenn ich dich begleite?“, meint Claudia und ihr Blick verrät, dass sie lieber kontrollieren will, als mich mit Franka einfach mal fahren lässt. Claudia scheint eifersüchtig zu sein und deshalb werde ich ihr ganz vorsichtig beibringen, dass ich die Reise allein antreten werde. Ich beginne mit dem Satz: „Claudia, es ist besser, wenn ich mit Franka alleine fahre, sie will nicht, dass ein anderer die Maschine sieht. Du kannst dich auf mich verlassen, es wird nichts passieren, was immer du dir vorstellen magst, ich bleibe auf Distanz.“

„Aha – schade, leider hab ich nicht so ein Teil, wo man deinen kleinen Willi, einsperren kann.“

„Du meinst einen Keuschheitsring, oder dachtest du noch an etwas anderes?“

„Da kannst du sagen was du willst, sie wird versuchen dich zu verführen. Wenn ich nur daran denke, wie sie sich hier auf dem Fest benommen hat. Lässt sich von einem Gast fesseln, was ist denn das für eine?“, meint Claudia mit beleidigter Miene.

„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass nichts geschehen wird.“, versichert Werner.

„Hoch und heilig, hast du überhaupt schon mal eine Kirche von innen gesehen?“

„Claudia, lass uns noch auf einen Absacker zu Mutti-Bräu gehen, dann kommst du auf andere Gedanken.“

Tatsächlich machen wir uns auf den Weg. Bei Mutti-Bräu ist es brechend voll, natürlich sind alle anwesend, die man so aus der Szene kennt. Als erstes fällt mir meine Studentin Silvie um den Hals, sie hat, so wie es aussieht wohl schon einige getankt. „Hallo, mein Schatz“, säuselt sie fast unverständlich. Aber Claudia wird sauer, „gibt es auch einen Platz, wo dir nicht gleich eine Studentin um den Hals fällt?“

„Keine Ahnung, wir können ja weiter ziehen, gleich um die Ecke gibt es noch ein gemütliches Lokal, lass uns dorthin gehen.“ Nach wenigen Minuten sind wir im Lokal von Emil, er hat es vor einigen Monaten übernommen und er legt großen Wert auf gepflegtes Ambiente. Bei Emil geht es gesittet zu, kein Zigarettenqualm, leise Gespräche am Tisch, keine Schenkelklopfer begleitet von Gejohle. Wir finden einen Ecktisch und Emil ist auch gleich bei uns. Wir bestellen zweimal Grünen Veltliner, Claudia hätte gerne noch etwas zum Knabbern dazu. Also noch die obligatorischen Nüsse, was anderes gibt es um diese Zeit nicht mehr. Schließlich sperrt Emil in einer halben Stunde zu. Claudia legt ihren Arm um Werners Schulter und beginnt erneut mit dem Gespräch über eine größere Wohnung. Das Atelier würden wir dann beide gemeinsam nutzen und sie könnte ja dann dort auch beim Verkauf der Kunst etwas miteinbringen. Es ist das Thema, wo Werner immer gleich die große Flatter bekommt. Eine feste Bindung, um Gottes willen, auch wenn er nicht sehr religiös ist.

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