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Kapitel 3 Ein letzter Auftrag

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Direktorats-Flottenbasis Arcturus, Hauptankerplatz der Sky-Navy,

im Orbit um die Sonne Arcturus, 36,7 Lichtjahre vom solaren System entfernt

Der interstellare Raumflug war erst mit Erfindung des Cherkov-Überlichtantriebes praktikabel geworden. Er ermöglichte die Reise zu entfernten Sonnensystemen in Wochen, Monaten oder auch Jahren. Eine gute Voraussetzung für die Erkundung des Weltraums und die Besiedlung ferner Welten, auch wenn die Besatzungen und Passagiere vielleicht viele Jahre im Kryo-Schlaf verbringen mussten. Selbst ein begrenzter Handel war durch den Cherkov ermöglicht worden, auch wenn man hier stets „längerfristig“ planen musste.

Gegen Ende des kolonialen Krieges hatte der japanischstämmige Professor Hiromata durch Zufall die besondere Wirkung des nach ihm benannten Hiromata-Kristalls entdeckt. Bald darauf ermöglichte der Hiromata-Antrieb den sogenannten Nullzeit-Sturz. Jetzt konnten Raumschiffe nach durchschnittlich acht Stunden die Lichtgeschwindigkeit erreichen, und dabei die Speicher des Hiromata laden, der sich dann im Nullzeit-Sturz entlud. Ohne messbare Zeitdifferenz überbrückte das betreffende Schiff nahezu jede beliebige Entfernung. Es kam mit Lichtgeschwindigkeit aus dem Sturz und musste seine Fahrt dann nur noch abbremsen, um sich dem Ziel anzupassen. Eine interstellare Reise dauerte somit nur noch sechzehn Stunden, es sei denn, man bevorzugte den langsameren Überlichtantrieb.

Da der Hiromata-Antrieb nur wenig Raum beanspruchte und, im Verhältnis zu seiner Leistung, nur wenig Energie benötigte, konnte man selbst kleine Raumschiffe mit ihm ausrüsten. Die Belebung für die interstellare Raumfahrt war enorm. Im Prinzip konnte nun jedermann, der sich ein Raumschiff leisten konnte, private oder kommerzielle Raumfahrt betreiben. Raumschiffe gab es reichlich, denn nach der Rettungsaktion für das Volk der Hanari gab es viele ausgemusterte Landungsboote. Man brauchte diese nur in der Mitte auseinander zu schneiden, ein neues Mittelteil mit dem Hiromata einzusetzen, und konnte die fernen Sterne erreichen. Aufgrund der Kürze des Fluges benötigte man nicht einmal eine komfortable Unterbringung oder umfangreiche sanitäre Anlagen, geschweige, große Vorräte.

Es sei denn, es ging etwas schief.

Aufgrund technischen oder menschlichen Versagens konnte es auf Raumschiffen oder Planeten zu verhängnisvolle Notsituationen kommen. Mithilfe der Hiromata-Kristalle war es gelungen, eine Nullzeit-Kommunikation zu entwickeln, die dem langsamen Überlichtfunk entscheidend überlegen war und doch ihre Nachteile hatte. Wie ein Schiff mit Cherkov-Antrieb, so konnte auch ein Überlicht-Funkspruch Jahre unterwegs sein, bevor er sein Ziel erreichte. Für einen Notfall war er nicht geeignet. Anders war dies mit dem Hiromata-Funk, der jedoch einen wesentlichen Nachteil bot: Man konnte bislang nur kurze oder lange Funkimpulse abgeben. So reaktivierte man das alte Morse-Alphabet, aus den Anfängen der nassen Schifffahrt, und hatte nun die Möglichkeit, Informationen zu morsen. In Anlehnung an dieses alte Verfahren bezeichnete man den Hiromata-Funk auch als „Krach-Funk“. Durch gewisse Schlüsselsymbole war sogar eine Bildübertragung möglich. Dabei wurde ein Bild Pixel für Pixel mit kurzen und langen Funkimpulsen aufgebaut. Es war extrem „körnig“ und unscharf, konnte aber einen groben Eindruck vermitteln.

Hiromata-Antrieb und Krachfunk ermöglichten erstmals auch die schnelle Hilfeleistung in Notfällen. Unter günstigen Voraussetzungen konnte die Rettung nach sechzehn Stunden eintreffen. Die Aufgaben der Sky-Navy und der Truppen der Sky-Cavalry waren daher nicht ausschließlich militärisch zu sehen, sondern seit einigen Jahren um Hilfeleistung bei Katastrophenfällen erweitert. Die einstigen Rettungsarchen, mit denen die Evakuierung der Erde durchgeführt worden waren, hatte man im kolonialen Krieg zu riesigen Trägerschlachtschiffen umgebaut, jetzt war ein Teil der Ausrüstung durch Geräte und Güter zur Katastrophenbekämpfung ersetzt.

Alles sah nach unendlichen Möglichkeiten der Raumfahrt aus, doch es gab eine wesentliche Einschränkung: Nicht jedem stand der begehrte Hiromata-Kristall zur Verfügung. Man brauchte viel Glück, um ein bescheidenes Vorkommen in Asteroiden oder dem Boden eines Planeten zu entdecken. Hiromata war eine seltene Kostbarkeit und entsprechend teuer. Damit die Raumfahrt nicht ausschließlich in Händen vermögender Konzerne lag, war jeder Prospektor verpflichtet, einen Hiromata-Fund sofort dem Hohen Rat des Direktorats zu melden. Der Rat verwaltete die Vorräte, behielt eine gewisse Reserve zurück und gab die übrigen Bestände, möglichst gerecht, an die Interessenten weiter. Ein nicht unwesentlicher Teil kam der Sky-Navy zu, die Frieden und Sicherheit im Direktorat gewährleisten sollte.

Die begrenzten Vorkommen an Hiromata bewirkten einen sehr sparsamen Umgang mit dieser Ressource. Manchmal ging ein Antrieb verloren, weil sich eine Katastrophe ereignete und das betreffende Schiff spurlos verschollen ging, ansonsten schlachtete man veraltete Raumschiffe aus, um ihre Antriebe für Neubauten zu verwenden. Diese übliche Prozedur war der Grund für den Besuch von Captain Barrows auf der Arcturus-Basis.

Von den drei außersolaren Basen der Menschheit war Arcturus der erste und noch immer wichtigste Flottenstützpunkt der Sky-Navy. Hier ankerten nicht nur die Kampfschiffe des Direktorats an den Andock-Pylonen, sondern auch Schiffe der privaten Händler oder großen Gesellschaften. Arcturus war noch immer ein wichtiger Hauptumschlagplatz für Güter und Siedler, die zu den Sternen flogen, auch wenn die Bedeutung allmählich sank.

Die Station bestand aus einer diskusförmigen Scheibe von fast zehn Kilometer Durchmesser, aus deren oberen und unteren Polen die hohen Nabentürme aufragten. Riesige hydroponische Gärten dienten der Versorgung mit Lebensmitteln. Zwei der Decks waren vollständig bewaldet und wurden zur Sauerstoffversorgung genutzt. Eine kleine Gruppe Ranger sorgte für das Wohl der Pflanzen, Tiere und Insekten. Der Bau hatte sich über fast zwanzig Jahre hingezogen und war nur möglich gewesen, da man die Basis nur zu einem geringen Teil aus Tri-Stahl errichtet hatte. Genau genommen, bestand nur ihr Skelett aus Metall, der Rest war aus jenem Bauschaum geformt, der auch auf dem Mars und den Kolonien als Hauptbaumittel für alle Gebäude diente. Der Schaum war billig, leicht herzustellen, feuerfest und, abhängig von seiner Dicke, auch strahlungsabschirmend. Kleinstmeteoriten wurden von dem dicken Material förmlich verschluckt, welches sich hinter den kosmischen Projektilen wieder schloss. Wirklich gefährliche Objekte wurden von den Geschützen der Basis abgewehrt. Um den Äquator der gewaltigen Station zogen sich die langen Ausleger der Andock-Pylone, an denen die verschiedensten Schiffe vor Anker lagen.

Captain John Barrows hatte kein gutes Gefühl bei dieser Begegnung mit Hoch-Admiral Redfeather. Es war das erste Mal, dass er den Arbeitsraum des Oberkommandierenden der Direktorats-Streitkräfte persönlich betrat, und es würde offensichtlich auch das einzige Mal sein, denn das Thema ihrer Unterredung war für beide Männer durchaus unangenehm. Kein Captain eines Schiffes hörte schließlich gerne, dass sein Schiff und er zu alt für den Dienst in der Sky-Navy geworden waren.

Das Implant meldete Barrows Ankunft, die Tür glitt auf und vor ihm öffnete sich jener Raum, der eine Mischung aus Privatleben und Büro bildete. Gedämpftes Licht und Regale aus echtem Holz, wurden sichtbar, dazu eine beleuchtete Vitrine mit der Federhaube eines Sioux, welche auf die indianische Abstammung und Häuptlingswürde von Redfeather hinwies. Eine gemütliche Sitzgruppe und der unvermeidbare Arbeitstisch mit Tetronik und Tastatur ergänzten die Ausstattung. Die Stirnseite wurde vollständig aus einer Panoramascheibe aus Klarstahl eingenommen. Derzeit sah Barrows einen winzigen Ausschnitt der Sonne Arcturus und eines der zahlreichen Fast Landing Vehicle, kurz FLV genannt, die inzwischen allgegenwärtig schienen.

Hinter dem Schreibtisch erhob sich Hoch-Admiral John Redfeather. Er desaktivierte die holografische Projektion über der Arbeitsplatte und Barrows glaubte für einen Moment, seine Farragut zu erkennen, bevor das Bild erlosch. Der Oberkommandierende trug, wie auch Barrows selbst, die formelle Dienstuniform der Direktorats-Streitkräfte. Graublaue Hose und eine dunkelgrüne Jacke. Auf das hellgraue Barett hatte der hohe Offizier verzichtet. Die hellblauen Schulterklappen und Nahtstreifen der Hose zeigten die Zugehörigkeit zur Sky-Navy. Bei Angehörigen der Sky-Cavalry waren diese Gelb. Am rechten Oberarm befand sich das kreisrunde Abzeichen der Navy. Es zeigte einen Kreuzer, der sich, vor dem Hintergrund eines Sternenhimmels, hinter einer Wolke hervor schob. Es symbolisierte den Anspruch, dass alles, was sich vom Boden eines Planeten erhob, eine Angelegenheit der Navy sei. Der hohe Rang des Admirals wurde durch je zwei stilisierte Kometen erkennbar, die auf den Schulterklappen befestigt waren. Bei Captain Barrows befand sich an ihrer Stelle ein einzelner fünfzackiger Stern.

„John, seien Sie mir willkommen“, grüßte Redfeather mit warmer Stimme und reichte seinem Gegenüber die Hand. „Ich weiß, wie schwer Ihnen dieser Besuch fallen muss und ich gestehe freimütig, dass mir diese Begegnung auch nicht leicht fällt.“

Sie beide hießen John. Eine zufällige Gemeinsamkeit, die Barrows leider nicht von Nutzen sein würde. Redfeather war ein guter Mann. Er besaß Ehre und war für seine Fairnis bekannt. Doch an Tatsachen konnte er auch nichts ändern.

„Ich muss mich bei Ihnen bedanken, Sir“, sagte der Captain mit einer Stimme, welche die gewohnte Festigkeit vermissen ließ. „Gewöhnlich wird so etwas ja von einem Stabsoffizier des High-Command geregelt.“

„Unsinn, John. Sie und Ihr Schiff sind ja sicher nichts Gewöhnliches“, erwiderte Redfeather. Er führte seinen Gast zu der Sitzecke und bot ihm eine Erfrischung an. Sie entschieden sich beide für Kaffee und jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach, bis die Ordonanz die Getränke gebracht hatte.

Hoch-Admiral John Redfeather nutzte die Gelegenheit, sein Gegenüber zu beobachten. Er kannte den Captain natürlich aus den Info-Files, doch nun konnte er sich einen leibhaftigen Eindruck verschaffen. John Barrows war mittelgroß und schlank, und er hielt sich sehr steif und aufrecht. Redfeather ahnte, dass diese Steifheit nicht mit seinem Rang zu tun hatte, sondern mit dem Grund der Zusammenkunft. Barrows trug das Haar sehr kurz, wie die meisten Angehörigen der Navy. Das erleichterte die Nutzung der VR-Helme, wie sie bei der Bedienung der Raumschiffe üblich waren. Das Haar des Captains war schlohweiß und kontrastierte mit der sanft gebräunten Haut.

„Ihre Farragut ist ein stolzes Schiff, Captain“, begann Redfeather mit ruhiger Stimme. „Es trägt nicht umsonst die Nummer Dreizehn im Schiffsregister. Sie war der erste Kreuzer der Interstellar-Klasse. Der erste Kreuzer der ersten Generation. Der erste Neubau der Navy.“ Redfeather lächelte. „Wenn die ehemaligen Archen und jetzigen Trägerschlachtschiffe nicht die Kennungen Eins bis Zwölf tragen würden, dann stünde Ihrer Farragut die Nummer Eins zu. Sie steht nunmehr seit hundertfünfzig Jahren in Diensten der Navy und ihr Schiffs-Logbuch beweist zahlreiche Einsätze und den ehrenvollen Dienst.“

John Barrows lauschte den anerkennenden Sätzen eher mit gemischten Gefühlen. Es war Lob, sicherlich, doch zugleich war es der Abgesang auf sein Schiff. „Sir.“ Er räusperte sich verlegen. „Die Farragut ist ein Symbol für die Navy geworden.“

„Das ist sie, John, das ist sie. Aber hundertfünfzig Jahre sind eine lange Zeit für ein Raumschiff. Natürlich wurde die Farragut immer wieder modernisiert und erhielt Updates, um den Anforderungen gerecht werden zu können, aber…“

„Ja, Sir, aber… Jetzt gehört sie zum alten Tri-Stahl und wird weggeworfen wie…“

„John, seien Sie nicht ungerecht.“ Selbst diese Rüge klang mitfühlend. „Die Anforderungen an die Navy haben sich geändert. Sie sind größer geworden und auch die Schiffe sind größer geworden. Ihre Farragut hat eine Gesamtlänge von sechsundneunzig Metern und siebenundzwanzig Mannschaftsmitglieder. Ein moderner APS-Kreuzer der zweiten Generation ist zweihundertdreißig Meter lang und hat hundertfünfunddreißig Besatzungsangehörige. Dazu kann einer der neuen Kreuzer vier Landungsboote vom Typ FLV und sechs Jagdbomber vom Typ Superbolt transportieren. Ihre Farragut hat gerade einmal zwei Jet-Aufklärer für den atmosphärischen Einsatz. So leid es mir tut, John, aber Ihr Schiff entspricht einfach nicht mehr den Anforderungen der Sky-Navy.“

Natürlich hatte er es gewusst. Die Außerdienststellung war ja kein Geheimnis. Dennoch trafen die Worte John Barrows wie Hammerschläge. Es waren Fakten, an denen er nicht vorbeikam. An denen nicht zu rütteln war.

„Immerhin gibt es auch eine gute Nachricht“, fuhr der Hoch-Admiral fort. „Als erstes Schiff der damaligen ersten Kreuzer-Generation wird die D.S. Farragut nicht einfach abgewrackt. Sie wird in den Mars-Orbit gebracht und dort als Museumsschiff dienen. Man wird lediglich den Hiromata ausbauen, um ihn in einem der neuen Kreuzer zu verwenden.“

„Vielen Dank, Sir“, würgte Barrows hervor. „Das ist eine große Anerkennung für das Schiff.“

Redfeather stieß ein leises Seufzen aus, das sein Unbehagen zeigte. „Ich hätte gerne noch ein Jahr mit der Außerdienststellung gewartet, doch der Hohe Rat hat diesbezüglich leider keine Ausnahme machen können, da die neuen Kreuzer absoluten Vorrang genießen und der Hiromata der Farragut benötigt wird. John, ich könnte Ihnen für dieses Jahr das Kommando über einen der neuen APS anbieten.“

Im ersten Moment dachte Barrows an ein Gnadenbrot, aber er wusste, dass er dem Admiral damit bitter Unrecht tat. In einem Jahr würde John Barrows in Pension gehen und Redfeather wollte ihm diesen Schritt erleichtern.

„Danke für Ihre gute Absicht, Sir, und es wäre mir eine Ehre. Aber… Nun, Sir, es fiele mir wohl schwer, mich nach all den Jahren an ein neues und größeres Schiff zu gewöhnen.“

Der Hoch-Admiral lächelte. „Ehrlich gesagt, kann ich das gut verstehen. Sie würden das Neue immer mit Ihrer Farragut vergleichen, nicht wahr? Und gleichgültig, wie gut der neue Kreuzer auch wäre, Sie würden Ihr altes Schiff vermissen.“

Barrows nickte erleichtert. „Ja, Sir, das würde ich. Ich hoffe, Sie nehmen mir das nicht krumm. Vielleicht werde ich langsam wirklich zu alt, um als Captain zwischen den Sternen herum zu schaukeln.“

„Ich verliere Sie verdammt ungern“, gestand der Hoch-Admiral ganz offen. „Die Anforderungen an die Navy steigen. Der Kampf gegen die Piraten der Schwarzen Bruderschaft hat bewiesen, dass wir besser aufgestellt sein müssen. Wir haben einfach zu wenige Schiffe, denn es gibt immer mehr Abenteurer und Siedlungswillige, die ihr Glück zwischen den Sternen suchen wollen. Zudem haben wir in den Hanari den Beweis, dass es intelligente Sternenvölker gibt. Früher oder später werden wir wohl auf eines stoßen, dass wie wir die Weltraumfahrt kennt. Niemand kann vorhersagen, wie eine solche Begegnung verlaufen wird. Gerade deswegen brauchen wir die neuen Kreuzer, John. Und wir brauchen eine Menge guter Captains und Besatzungen. Ich kann Ihre Dienstzeit nicht verlängern, aber es wäre ein Jammer, auf Ihren Erfahrungsschatz zu verzichten. Sie könnten als Privatier einen Beraterposten an der Akademie annehmen. Da wären auch diverse Übungsflüge eingebunden.“

John Barrows schaffte es nun doch, halbwegs zu lächeln. „Das werde ich mir durch den Kopf gehen lassen, Sir.“

„Da wäre noch die Frage Ihrer Crew. Man wird sie wahrscheinlich trennen und damit die Lücken in anderen Mannschaften füllen. Haben Sie spezielle Vorschläge, John?“

„Habe ich, Sir. Mein Eins-O, Lieutenant Caren Dent, sollte das Patent machen. Sie wäre ein sehr fähiger Captain und sollte ein eigenes Schiff befehligen.“

„Hm. Wenn ich die Info-Files richtig im Kopf habe, hat sie ihre letzte Beförderung abgelehnt. Sie fühlt sich vielleicht noch nicht bereit für ein eigenes Kommando.“

„Ist sie. Aber sie wollte die Farragut nicht verlassen, Sir. Wegen mir und der Crew. Wir sind ein verdammt gutes Team.“ Barrows räusperte sich. „Hoch-Admiral, wenn Sie wirklich etwas für mich tun wollen… Trennen Sie meine Kommando-Crew nicht. Das wäre ein Fehler. Geben Sie Caren ein Schiff und meine alte Crew, und Sie werden sehen, sie alle werden der Navy Ehre machen.“

Der Oberbefehlshaber erhob sich von der Sitzgruppe, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und ging ein paar Schritte durch den Raum. Schließlich nickte er. „Gut, so machen wir es. Sobald die Farragut ihren letzten Flug beendet hat, kann Lieutenant Dent ihr Patent machen und sie bekommt ihre Crew und einen der neuen APS. Zufrieden?“

„Nahezu wunschlos glücklich, Sir.“

„Hm. Raus damit. Ich merke doch, dass Sie noch etwas auf dem Herzen haben.“

„Mein Tech-Maat Wallis, Sir. Ein überaus fähiger Mann. Sollte längst Lieutenant sein.“

„Hat er die Qualifikationen?“

„Alle Prüfungen bestanden, Sir. Aber auf der alten Interstellar-Klasse gibt es keine Planstelle für einen Tech-Lieutenant.“

„Dann ist das Problem ja bereits gelöst, John. Auf den großen APS-Kreuzern gibt es eine solche Stelle.“

„Sir, Sie sehen einen glücklichen Mann vor sich.“

„Freut mich immer, wenn ich helfen kann.“

Diesmal konnten sie beide lachen.

„Es freut mich, Ihnen vielleicht noch eine weitere gute Nachricht zu überbringen: Ihr letzter Flug wird nicht alleine der Überführung der Farragut zum Mars dienen. Sie bekommen eine letzte Mission und sie ist sicherlich ungewöhnlich und zugleich interessant.“

John Redfeather zeigte Captain John Barrows die Dateien des alten Notrufes der Mayflower. „Ihre Order, Captain Barrows, ist es, die letzte bekannte Position der Mayflower anzufliegen und das Schicksal des Schiffes und seiner Besatzung aufzuklären. Wenigstens, soweit dies nach rund zweihundert Jahren noch möglich ist.“

„Zweihundert Jahre. Das war kurz vor dem kolonialen Krieg. Eine verdammt lange Zeit, Sir. Das ist die berühmte Nadel im Heuhaufen.“

„Wenn sie jemand finden kann, dann Sie und Ihre Farragut.“

Minuten später verließ John Barrows den Admiral, um die Anlegestelle seines alten Kreuzers aufzusuchen und seine letzte Mission zu beginnen.

Hoch-Admiral John Redfeather stand an der großen Panoramascheibe. Es war Zufall, dass die alte Farragut an einem Pylon ankerte, der in seinem Blickfeld lag. Direkt neben ihr hatte ein Kreuzer der zweiten Generation festgemacht. Gegen den APS-Kreuzer wirkte Barrows Schiff unscheinbar. Am Nachbarpylon lag eines der fünf Kilometer langen Trägerschlachtschiffe. Es war die D.C.S. Trafalgar, das Flaggschiff des Admirals. Doch gleichgültig, wie groß oder bedeutend ein Schiff auch sein mochte, für den jeweiligen Captain und seine Crew war es das einzige Schiff, das zählte.

Eine halbe Stunde später, als die Farragut die Verankerungen löste, sah Redfeather noch immer hinaus. Ein seltsames Gefühl der Wehmut befiel ihn, als er zusah, wie das Schiff ablegte und dann zwischen den Sternen verschwand.

Sky-Navy 2 - Die Vergessenen

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