Читать книгу Ferien, die bleiben - Micky Molken - Страница 7

Оглавление

Kapitel 3

Diese Nacht war die Hölle. Schlechter hätte mein Urlaub nicht beginnen können. Dad, der es sich auf dem Fahrersitz bequem gemacht hatte, soweit es bei seiner Größe und seinem fülligen Körper überhaupt möglich war, schnarchte so laut wie ein wildes Tier. Damit meine ich einen Wolf der sechs Geißlein gefressen hatte. Es war nicht zum Aushalten. Keine Ahnung, wie Mom dass Nacht für Nacht ertragen konnte. Sie, die tief und fest schlief, und ich bekam kein Auge zu. Dieses ständige Schnarchen war unerträglich. Immer wenn Dad tief einatmete, kam aus seiner Mundhöhle dieses laute Gebrüll. Bei jeder dieser Naturgewalt, die Dad mit seinem Urschrei auslöste, hatte ich das Gefühl, dass unser Auto im Takt seines Schnarchrhythmus’ zu beben schien. Nur wenn ich Dad ermahnte, ihn mit Namen nannte, kehrte endlich Ruhe ein.

Diese plötzliche Stille war verräterisch. Eigentlich hätte ich jetzt einschlafen sollen, doch genau das passierte nicht. Ganz im Gegenteil. Ich lauschte in die Dunkelheit und wartete auf den Moment, bis Dad wieder anfing zu schnarchen. Mit jeder dieser Aktionen wurde ich wütender. Aber das Allerschlimmste war nicht das Grunzen, sondern, nachdem ich Dad unsanft angesprochen hatte, er das Holz sägen zu vergessen schien, hörte er auf zu atmen. Und das war alles andere als witzig. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis er wieder anfing zu atmen, um in der Folge den Geräuschpegel drastisch zu erhöhen. Mein Wolf schnarchte noch ohrenbetäubender. Aus einem Rasenmäher wurde ein Lkw, dessen Drehzahlmesser den roten Bereich erreichte. Was tat ich in meiner Verzweiflung? Richtig, ich hörte auf Dad anzusprechen und ließ ihn in aller Ruhe schnarchen. Lieber werde ich schwerhörig, bevor mir Dad erstickt. Nachdem ich zwei Stunden am Stück ununterbrochen schlafen konnte, wurden wir alle unsanft geweckt. Jemand klopfte gegen die Autoscheibe. Aufgeschreckt schauten wir uns um, konnten aber niemanden erkennen, da die Scheiben von innen beschlagen waren. Was wir allerdings sahen, war, dass längst ein neuer Morgen begann. Die Sonne war bereits aufgegangen. Abermals klopfte es an der Autoscheibe. Dad raffte sich auf und wischte ein Guckloch frei.

»Ah, warten Sie einen kleinen Moment, ich komme zu Ihnen.«

Nur langsam richtete ich mich auf, legte die Decke beiseite und befreite ebenfalls ein kleines Loch vom Beschlag. Ich schaute hindurch. Mom, war aus dem Auto gestiegen und begrüßte mit einer freundlichen Umarmung den älteren Herrn.

»Hallo Herr Sappert, Sie schickt der Himmel.«.

»Ich hatte Sie bereits gestern erwartet«, begrüßte Herr Sappert jetzt Dad mit einem Handschlag, nachdem er von Mom abließ.

»Der Verkehr«, versuchte Dad sich zu erklären.

»Sie haben die Nacht im Auto verbringen müssen. Das tut mir leid. Ich hatte auf Sie gewartet. Irgendwann bin ich los.«

»Es war zwar ein wenig eng im Auto, aber für ein oder zwei Nächte ist es durchaus machbar«, meinte Dad.

Ich bekam den Mund nicht zu. Sagte mein Vater für ein oder zwei Nächte wäre das okay? Für ihn vielleicht, aber nicht für mich. Er hatte sie wohl nicht alle. Noch so eine Nacht und ich war um fünfzehn Jahre gealtert. Empört legte ich mich wieder hin und deckte mich zu. Ich persönlich verspürte kein Verlangen diesem Sappert um den Hals zu fallen, um ihn zu begrüßen. Sie unterhielten sich eine Weile. Ich starrte den Dachhimmel des Autos an.

Sappert! Wir hatten ihn vor drei Jahren, als wir in Rom den Urlaub verbrachten, kennengelernt. Vor zwei Jahren war er dann die zweihundertsechsundzwanzig Kilometer von Rom nach Neapel gezogen. Jetzt arbeitete er in dieser Ferienanlage als Hausmeister. Nur durch seine Empfehlung waren wir hier. Ich persönlich mochte ihn nicht. Ja, er war nett und er hat mir auch nichts getan. Aber irgendetwas hatte der alte Herr an sich, was ich nicht verstand. Ich konnte es nicht erklären oder begreifen, es war so ein komisches Gefühl. Immer wenn er ..., Ach, keine Ahnung! Ich mochte ihn halt nicht. Müde streckte ich meine erschöpften Glieder und rollte mich auf die Seite.

»Baby, komm und begrüße Herrn Sappert.«

Alles, nur bloß das nicht. Ich tat so, als wenn ich noch schlafen würde, und verhielt mich ruhig. Dann hörte ich, wie Dad sich bei Sappert bedankte. Na, endlich macht sich der alte Greis vom Acker. Leider hatte ich mich zu früh gefreut. Dad riss die Autotür auf.

»Baby, aufstehen. Wir können ins Haus. Herr Sappert ist da und hat uns den Schlüssel gebracht. Komm und begrüße ihn.«

Genervt rollte ich mit den Augen. Widerwillig stieg ich aus dem Auto. Sappert schaute mich an.

»Denise, du bist ja eine richtige Frau geworden«, sprach er mit italienischem Akzent.

Und da war es wieder, dieses komische Gefühl. Eine Art Unbehagen überzog mich. Jetzt weiß ich auch, was es war. Es war sein Gesicht. Genauer war es sein Lächeln und der Glanz in seinen Augen. Sie funkelten so - lüstern! Dann nahm er mich in den Arm und drückte mich an sich. Ich wollte es nicht. Doch gut erzogen beugte ich mich seinem Umarmungsdrang. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn, dabei atmete er schwer. Mit Missbehagen löste ich mich von ihm und suchte instinktiv die Nähe meines Dads.

»Passen Sie gut auf Ihre Tochter auf, die Jungs werden Schlange stehen.«

»Keine Sorge, Herr Sappert, solange sie die Füße unter unseren Tisch streckt, Sie wissen schon.«

Dad drückte mich an sich.

»Ja, ein hübsches Ding.«

Unbewusst fuhr Sappert mit seiner feuchten Zunge über seine spröden Lippen. Er lächelte und haftete seinen Blick wie ein Schatten an mich.

»So, hier haben Sie Ihren Schlüssel, für die Wohnung mit Hausnummer sieben.«

Erst jetzt löste er seinen Blick von mir, als er merkte, dass Dad ihm nicht den Schlüssel abgenommen hatte, den er ihn hinhielt. Der nämlich, hatte bereits alle Hände voll zu tun.

»Geben Sie den Schlüssel meiner Frau, ich trage inzwischen die Koffer zur Tür.«

»Oh ja, natürlich. Bitte, junge Dame.«

Sappert strich durch seine dünnen fettigen Haare und legte sie auf eine Seite.

Ich war verwirrt. Sappert reichte mir den Schlüssel. Hatte er irgendetwas nicht mitbekommen? Er sollte doch den Schlüsselbund Mom geben.

»Nein, Herr Sappert, ich bekomme den Schlüssel. Nicht meine Tochter«, fauchte Mom ihn kratzbürstig an. Vorbei war es mit Frieden, Freude, Eierkuchen. Jetzt übernahm sie wieder das Kommando.

»Entschuldigen Sie vielmals, wo bin ich nur mit meinen Gedanken. Ich wünsche Euch einen schönen Aufenthalt.«

Sappert schenkte mir ein gezieltes Lächeln, welches keinesfalls freundlich schien. Ganz im Gegenteil. Mir lief ein eiskalter Schauder über den Körper. Mom riss meinen Blick von ihm.

»Baby, du trägst bitte die kleinen, leichten Sachen ins Haus? Ich werde uns inzwischen aufschließen.«

So übergab Herr Sappert meiner Mom den Schlüssel. Kopfschüttelnd und ohne sich zu bedanken eilte sie voller Vorfreude über die kleinen Treppenstufen hin zur Eingangstür. Dad eilte ihr nach, konnte aber keinesfalls Schritt halten. Er schnaufte als er die Koffer zum Haus trug. Ich schaute Sappert noch nach. Seine Bewegung ähnelte denen eines Pinguins. Wahrscheinlich war es die Hüfte oder das Knie, die ihn so watscheln ließen. Er war alt. Vielleicht antike fünfundsechzig oder siebzig Jahre. Und in einem war ich mir sicher: Ich wollte so wenig wie möglich mit diesem alten Sack zu tun haben. Wild entschlossen schnappte ich mir den größten Koffer. Nicht, weil ich scharf darauf gewesen war, mir den Allerschwersten vorzunehmen. Nein, im Gegenteil. Leider versperrte der große grüne Koffer den Zugang zu den dahinterliegenden kleineren Taschen. Also kam ich nicht umher, mich dieses Schwergewichts anzunehmen. Dad trug zwei Koffer in jeder Hand und eine Tasche unter dem Arm. Ich eilte ihm voll beladen hinterher. Wie ein Packesel schleppte ich mit beiden Händen, den Holzgriff des Koffers fest umklammert. Verdammt war das Ding schwer. Ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten. Und fast wäre ich nach vorne übergeschlagen, konnte es aber mit letzter Kraft verhindern. Die Folge wäre eine gehörige Schürfwunde mitten im Gesicht gewesen. Na, das wäre was geworden. Dad schaute sich um.

»Geht es?«

Ich nickte ihm zu.

»Ich komme klar«, schnaufte ich.

Endlich an der Haustür angekommen, stellte ich den Koffer auf der Treppe ab. Im Gegensatz zu Dad. Er hielt an allem fest was er in den Händen trug. Wie ein Gewichtheber stöhnte er auf.

»Die Koffer sind aber verdammt schwer«, versuchte er sich zu erklären.

Mom experimentierte sich an der Tür. Es schien, als hätte sie Probleme. Irgendwie klemmte das beknackte Schloss.

»Anna Maria, lange halte ich nicht mehr stand. Wenn es noch länger dauern sollte, fällt mir alles aus den Händen.« Dad war puterrot und stemmte sich ins Hohlkreuz.

»Erhardt, ich bin schon dabei, wie du siehst. Wenn du es besser kannst, dann bitte«, fauchte Mom ihn an.

Dad zuckte mit schmerzverzerrtem Gesicht und beiden Schultern. Er kämpfte wie ein Löwe. Mit ständigem Nachfassen versuchte er zu verhindern, dass die Koffer ungebremst auf der Erde aufschlugen. Endlich hatte Mom das Rätsel des Türöffnens gelöst. Mit letzter Kraft schaffte es Dad ins Innere des Hauses. Mit einem lauten Aufschrei ließ er die Koffer zu Boden. Darauf griff er sich in die Hosentasche, zog ein Stofftaschentuch heraus und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Mom atmete tief durch.

»Urlaub!«

Sie war beschwingt.

»Riechst du das, Erhardt.«

Mom breitete die Arme aus, so als würde sie jemanden umarmen wollen. Abermals atmete sie tief ein.

»Es duftet nach Urlaub.«

Ich fand, es roch nach Gartenlaube. Dad war völlig außer Atem. Er hatte kaum die Kraft, um zu reden. Mom hingegen schon. Sie war voller Tatendrang. Schnell riss sie alle Fenster und Türen zum Durchlüften auf. Der einsetzende Luftzug ließ die Eingangstür zufallen. »Knall!« Ich erschrak und war aber anscheinend die Einzige, die vom lauten Bums der zuschlagenden Tür überrascht war. Ich kniff für eine Sekunde die Augen zu, hielt den Atem an und blieb wie angewurzelt stehen.

»Mom!«, schrie ich sie erschrocken an.

»Ja, Baby?«

»Nichts!«, schwindelte ich und legte die Stirn in Falten.

»Wo ist die Waschtasche? Ich möchte jetzt duschen.«

»Baby, zuerst müssen alle Koffer ausgepackt werden. Und erst danach kannst du gerne duschen gehen.«

»Mom, aber ich stinke!«

Meine Mutter kam zu mir herüber und schnupperte an meinem Oberteil.

»Nein, du riechst nicht.«

»Ich stinke. Ich würde aber jetzt gerne duschen wollen und nicht erst später. Ich fühle mich dreckig.«

Plötzlich klingelte jemand an der Tür.

»Baby, es läutet. Machst du bitte deinem Vater die Tür auf?«

Ach ja, da war ja noch jemand. Erst jetzt bemerkte ich, dass Dad fehlte.

»Ja mache ich, aber danach gehe ich duschen.«

»Danke Schatz!«

Wow! Was war los. Mom bedankte sich bei mir?! Es waren wohl ihre positivgeladenen Urlaubshormone. Mit schnellem Schritt eilte ich zur Tür, um sie zu öffnen.

»Dad, du auch hier und nicht im …« Wollte ich tatsächlich Zoo sagen? Na, das wäre was geworden. Dad hätte es bestimmt nicht lustig gefunden, ich hingegen schon. Tatsächlich sah er wie ein vollgepackter Esel aus. Anstatt das Wort »Zoo« laut auszusprechen, räusperte ich mich und bekam so noch einmal die Kurve.

»Wer macht ständig die Tür zu?«, wieherte Dad wie ein Esel.

»Kommen Sie doch herein!«, sagte ich lächelnd.

»Vielen Dank, junge Dame. Du lächelst, gefällt es dir hier?«

»Absolut! Wie jedes Jahr, Dad«, log ich, damit die Stimmung nicht kippte.

Er trabte an mir vorbei und stellte die Reisekoffer ab.

»So, ihr Lieben. Das Auto ist leergeräumt und sämtliche Koffer befinden sich im Haus. Meine Damen, der Urlaub kann nun beginnen.«

»Und was ist jetzt mit den Koffern? Glaubt ihr etwa, die packen sich von selbst aus?«, warf Mom ein.

Mein amüsantes Lächeln verschwand. Warum musste sie immer so einen Stress verbreiten? Sie sollte sich lieber entspannen. Schließlich hatten wir Urlaub.

»Erhardt, zum Ausruhen haben wir später noch genügend Zeit. Zuerst müssen wir die Koffer auspacken.«

Dad, der sich gerade auf einen Sessel niedergelassen hatte, um ein wenig zu verschnaufen, schreckte hoch.

Typisch Mom. Außer Befehle zu erteilen, die Tür aufzuschließen und die Fenster zu öffnen, hatte sie noch nicht allzu viel zum Urlaub beigetragen. Dahingehend war es bei Dad und mir anders. Wir waren es schließlich, die den Inhalt des gesamten Autos ins Haus geschleppt hatten.

»Baby, hier, nimm den Koffer und die Waschtasche. Such dir ein Zimmer aus.«

»Okay, ich gehe nach oben, bin dann mal weg.«

Ich schnappte mir meinen Koffer und quälte mich damit die enge Treppe hinauf.

»Soll ich helfen?« Dad war in Sorge um mich.

»Nein! Ich bin schon groß, Dad. Das schaffe ich ganz gut allein.«, stöhnte ich.

Es ging nur langsam voran. Stufe für Stufe plagte ich mich mit dem viel zu großen Koffer ab. Ständig schlug der Reisekoffer erst ans Geländer, dann gegen die Wand, um darauf gegen jede Treppenstufe zu schlagen.

»Baby, lass den Koffer bitte heile«, rief Mom mir hinterher.

»Soll ich nicht doch lieber helfen?« Auch Dad stimmte wieder mit ein.

»Nein, es geht schon. Alles wird gut«, ächzte ich.

Natürlich hätte ich Dads Hilfe in Anspruch nehmen können. Ich wollte es aber allein schaffen, denn selbst ist die Frau. Es waren nur lumpige zwölf Treppenstufen. Ein Drittel hatte ich bereits davon geschafft. Der Rest war nur eine Frage der Willensstärke und des Durchhaltevermögens. Schließlich war es nicht der Mount Everest, sondern nur eine Treppe.

Tatsächlich war es sehr mühsam, den schweren Koffer und die Waschtasche bis in die obere Etage zu tragen. Aber im Obergeschoss hatte ich wenigstens meine Ruhe. Als ich die Tür meines Zimmers öffnete, schwoll mir eine tropische Hitze entgegen, so als stände ich in einem Thermalbad. Mein Schädel pochte. Gottverdammt war der Reisekoffer schwer. Mit letzter Kraft stellte ich ihn neben dem Bett ab. Warum musste ich auch so viele Klamotten einpacken? Eigentlich zu viel, aber na ja. Egal, schließlich war der Koffer jetzt oben. Nun war es meine Tür, die mit einem Donner zuschlug, nachdem ich die beiden Fenster öffnete. Ich atmete tief ein und aus. Die hereinströmende Luft, wenn sie auch sehr stickig war, hatte einen kühlenden Effekt. Es war früh, aber die Sonne brannte schon mächtig. Erschöpft schmiss ich mich mit einem beherzten Sprung aufs Bett. Die Federn der Matratze waren weich und ich sank tief hinein. Es war still. Nur meine Atmung war zu hören. Meine Bauchdecke bewegte sich auf und nieder zum Rhythmus meines Atems. Langsam richtete ich mich auf. Zunächst zog ich mein durchgeschwitztes Shirt aus. Dann befreite ich mich von dem unangenehmen eng sitzenden BH und schmiss ihn aufs Bett. Ich presste meine beiden Brüste zusammen und massierte sie kurz. Es tat gut. Meistens verzichtete ich auf das blöde Ding namens Büstenhalter. Es war eng und zwickt an allen Ecken und Kanten. Ich fühlte mich ohne dieses Kleidungsstück, ohne BH, viel befreiter und nicht so eingezwängt. Ich stand auf, tappte ins Badezimmer und betrachtete mich im Spiegel. Mein Körper hatte sich verändert, und das fiel nicht nur mir auf. Die Jungs meiner Schule zeigten urplötzlich Interesse an mir. Das war früher anders. Ich war so unterer Durchschnitt, Spätentwicklerin - halt ein langweiliges Mädchen. Aber von den schulischen Leistungen war ich eine der Besten der ganzen Schule. Das allerdings schreckte die meisten Jungs eher ab. Sie bezeichneten mich als Streberin, was aber so nicht stimmte. Mir flog der Lernstoff einfach nur so zu, ohne großartig dafür zu lernen. Natürlich büffelte ich für große Klausuren, aber für ein Test schüttelte ich es mir einfach aus dem Ärmel. Und außerdem hatte ich bisweilen nichts mit Jungs am Hut. Ich war verträumt und versank in meinen Comics und Mangas Heldinnen. Ich durchstreifte gemeinsam mit ihnen die entlegensten Welten dieses Universums und erlebte dabei die größten Abenteuer.

In letzter Zeit spielten mir meine Hormone allerdings einen Streich. Im Gegensatz zu früher träumte ich jetzt des Öfteren von intimen Momenten mit Jungs und sogar mit Mädchen. Wenn das mein Vater wüsste, na ja. Ansonsten wird in unserem Hause kaum über das Thema Sex gesprochen. Das Einzige, was mein Vater einmal zu dem Thema gesagt hatte, war, wie wertvoll und heilig es sei, die Jungfräulichkeit zu bewahren und dass man sie beschützen müsste. Leider hatte ich mich nicht getraut, zu hinterfragen, was genau er damit meinte. Mom sagte nur so viel, dass es kein Spaß macht und noch nichts für mich sei. Vielleicht hatte sie Recht. Aber seitdem ich Ronny kennengelernt hatte, gab es so viele Fragen, die mir nicht aus dem Kopf gingen. Und überhaupt, was ich alles so über Sex hörte, da bekomme ich schon ein wenig Sorge. Was wäre, wenn ich tatsächlich mit Ronny Sex haben sollte? Wird der Penis beim Sex, wie ein Hotdog Würstchen in das Brötchen hineingelegt? Quasi, zwischen meinen Schamlippen? Oder muss der Penis in mir stecken? Vielleicht ist der sogar zerbrechlich? Kann ich beim ersten Mal gleich schwanger werden? Es gab zu viele Fragen, auf die ich keine Antworten kannte. Das, was ich allerdings gehört hatte, war, dass das erste Mal schmerzhaft sei. Sind Penisse tatsächlich so groß, wie alle sagen? Mit alle meine ich die Mädchen aus meiner Klasse. Einige von ihnen haben es bereits hinter sich gebracht, behaupten sie. Es soll eine ziemlich blutige Angelegenheit sein. Aber warum? Wenn der Penis doch in mir stecken muss, dann vielleicht. Es ist kaum Platz für meinen Finger, ganz zu schweigen von einem Tampon. Leider hatte ich in Natur noch keinen Penis von Nahem gesehen. Nur ein einziges Mal hatte ich einen aus einiger Entfernung erspäht. Am Strand, als wir beim Spazieren einen FKK-Bereich durchquerten. Das ist allerdings schon drei Jahre her. Und den Penis, den ich da gesehen hatte, der war tatsächlich groß. Das wäre bei Liebe unter Frauen bestimmt anders. Ich hoffte nur, dass Ronnys Penis nicht so groß war. Aber egal, da musste ich durch. So wie viele tausende andere Mädchen vor mir auch.

Manchmal verspürte ich Lust, mich in meinem Intimbereich zu streicheln, doch die Kirche sagte, es sei Sünde. Deshalb kam es mir nie in den Sinn, irgendetwas mit meinen Brüsten oder auch Vulva anzustellen. Meine Vagina war einfach nur ein Teil meines Körpers. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hatte nie das Bedürfnis gehabt, irgendetwas erforschen zu müssen. Bis jetzt. Ich mochte es, meine Vagina sanft zu streicheln. Oder so wie jetzt, der belebende Strahl des Duschkopfes, der sanft über meinen Körper glitt. Es fühlte sich schön an. Behutsam bewegte ich den massierenden Wasserstrahl über meine Brüste, meinen Nacken und glitt langsam hinunter zwischen meine Beine.

Ferien, die bleiben

Подняться наверх