Читать книгу Der Held unserer Zeit: Kaukasische Lebensbilder - Михаил Лермонтов, Михаил Юрьевич Лермонтов, M. Y. Lermontov - Страница 3

Bela

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Ich fuhr mit Postfuhrwerk aus Tiflis. Die ganze Ladung meiner Teläga1 bestand aus einem kleinen Koffer, welcher zur Hälfte mit Reisenotizen über Grusien vollgestopft war. Zu Ihrem Glücke ist der größte Theil derselben verloren gegangen, der Koffer hingegen mit den übrigen Sachen blieb zu meinem Glücke unversehrt.

Die Sonne fing bereits an sich hinter den Eisrücken der Berge zu verstecken, als ich in das Koischaurskische Thal hineinfuhr. Mein Postillon, ein Ossete, trieb unermüdlich die Pferde an, um noch vor Nacht den Koischaur-Berg zu erreichen, und sang aus voller Kehle Lieder dazu. Welch’ herrlicher Ort ist dieses Thal! Von allen Seiten unersteigbare Berge, röthliche Felsen mit grünendem Epheu umhängt und von Gruppen des orientalischen Ahorns gekrönt; vergelbte Fragmente ausgespühlter Anschwemmungen, und dort, in lustiger Höhe, die goldige Franse der Schneemassen, und in der Tiefe die Aragwa, die im Verein mit einem andern namenlosen Flüßchen sich mit Geräusch aus der tiefen Finsterniß einer Kluft herauswindet, dann, einem Silberfaden gleich, sich dahinzieht und wie eine Schlange im Glanze ihrer Schuppen schimmert.

Am Fuße des Koischaur angelangt, hielten wir an einem Duchan2 still. Einige zwanzig Grusier und Gorzen3 trieben sich dort lärmend umher; nicht weit davon hielt eine Karawane Kameele zum Nachtlager. Hier sagte man mir, daß ich Ochsen zum Vorspann nehmen müsse, wenn ich meinen Wagen diesen verwünschten Berg hinaufschaffen wollte, denn es war bereits um die Herbstzeit und viel Glatteis, – und der Berg hat eine Länge von ungefähr zwei Werst.4

Es blieb mir nichts weiter übrig; ich miethete sechs Ochsen und einige Osseten. Einer von ihnen nahm meinen Koffer auf die Schultern und die andern fingen an den Ochsen, wenn auch fast nur durch bloßes Schreien, zu helfen.

Hinter meiner Teläga zogen vier Stiere eine andere über und über vollgepackte, mit einer Leichtigkeit herauf, daß es eine Freude war sie anzusehen. Dieser Umstand erregte meine Verwunderung. Hinter dem Wagen folgte dessen Eigenthümer, aus einem kleinen Kabardinerpfeifchen, das mit Silber beschlagen war, rauchend. Er trug einen Offiziersrock ohne Epaulettes, und eine verbrämte Tscherkessenmütze. Er mochte in den Fünfzigern sein; seine dunkle Gesichtsfarbe zeigte ganz klar, daß er schon seit langer Zeit mit der kaukasischen Sonne bekannt war; sein zu früh ergrauter Schnurrbart entsprach nicht seinem festen Gange und seinem rüstigen Aussehen. Ich ging an ihn heran und begrüßte ihn; er erwiederte schweigend meine Verbeugung und blies eine ungeheure Rauchwolke in die Luft.

„Es scheint daß wir Reisegefährten sind?“

Er antwortete abermals durch eine stumme Verbeugung.

„Sie gehen wahrscheinlich nach Stawropol? . . .“

– So ist’s . . . mit Kronssachen.

„Bitte, sagen Sie mit doch, woher kommt es, daß Ihren schwerbeladenen Wagen vier Ochsen spielend ziehen, während sechs dieser Thiere bei aller Hülfe der Osseten mit meinem leichten Wägelchen kaum von der Stelle kommen?“

Er lächelte verschmitzt und warf einen bedeutungsvollen Seitenblick auf mich. —

– Sie sind wahrscheinlich noch nicht lange im Kaukasus?

„Seit einem Jahre,“ antwortete ich.

Er lächelte abermals.

„Nun, und wozu das?“

– Nun, so! Es sind infame Bestien, diese Asiaten! Sie glauben wohl, die helfen mit ihrem Schreien? Der Teufel mag entziffern, was sie schreien; so viel ist gewiß, daß die Ochsen sie verstehen; und wenn Sie deren zwanzig vorspannten, – fangen die Kerls einmal an auf ihre Art zu schreien, so rühren sie sich nicht vom Flecke . . . . Infame Spitzbuben! Aber was fängt man mit ihnen an? . . Sie suchen die Reisenden um ihr Geld zu bringen, . . . und man hat die Schelme auch verdorben! Sie werden sehen, daß sie noch zu Ihnen kommen und Trinkgeld fordern. Ich kenne sie schon, mich führen sie nicht an!

„Sie dienen wohl schon lange hier?“

– Ja wohl, ich diente hier schon unter Alekséi Petrówitsch,5 antwortete er, indem er sich in die Brust warf. Als er hierher in die Linie kam, war ich Seconde-Lieutenant – fügte er hinzu – und unter ihm habe ich zwei fernere Grade im Kriege gegen die Gorzen erhalten.

„Und jetzt sind Sie . . .?“

– Jetzt gehöre ich zum dritten Linien-Bataillone. Und Sie, wenn ich fragen darf?

Ich sagte es ihm.

Hiermit brach unser Gespräch ab, und wir setzten unsern Weg schweigend neben einander fort. Auf der Höhe des Berges fanden wir Schnee. Die Sonne war untergegangen und die Nacht dem Tage ohne Abenddämmerung gefolgt, wie dies gewöhnlich im Süden der Fall ist; doch konnten wir beim Wiederscheine der Schneemassen den Weg ganz leicht erkennen, der sich noch immer bergan zog, obgleich nicht mehr so steil wie bisher. Ich ließ meinen Koffer auf die Teläga packen, befahl die Ochsen gegen Pferde umzuwechseln, und warf noch einen letzten Abschiedsblick hinunter in das Thal; allein ein dichter Nebel, der in strömenden Wogen aus den Felsklüften quoll, verdeckte es vollkommen, und kein einziger Laut berührte von dorther mehr unser Ohr. Die Osseten stürmten lärmend an und forderten Trinkgeld; allein der Stabskapitain schrie sie so zornig an, daß sie sich im Augenblicke aus dem Staube machten. – „Das ist ein Volk!“ sagte er „nicht Brod können sie auf russisch sagen, aber sie wissen recht gut, wie „Offizier, gieb Trinkgeld“ heißt! Nein, da ziehe ich mir noch die Tataren vor, das sind doch wenigstens keine Trinker . . . .“

Bis zur Station hatten wir noch ungefähr eine Werst zurückzulegen. Rundum war es still, so still daß man dem Fluge einer Mücke nach ihrem Summen hätte folgen können.

Links lagen tiefe, dunkle Felsenklüfte; hinter ihnen und vor uns zeichneten sich die dunkelbraunen Spitzen der Berge, mit Runzeln und Schneelagern bedeckt, gegen das blaße Himmelsgewölbe ab, an welchem der letzte matte Wiederschein des Abendrothes dahinstarb. Am dunkeln Himmel fingen die Sterne an zu schimmern, und, – sonderbar, es schien mir als ob sie hier höher hingen als bei uns im Norden. An beiden Seiten des Weges starrte nacktes, schwarzes Gestein empor; dann und wann guckte ein Gesträuch aus dem Schnee hervor, doch kein einziges vertrocknetes Blättchen regte sich und es that einem wohl, inmitten dieses Todesschlafes der Natur das Schnauben der ermüdeten Troika6 zu vernehmen, so wie das unregelmäßige Gebimmel des russischen Wagenglöckchens.

„Morgen wird herrliches Wetter sein!“ sagte ich. Der Stabskapitain antwortete kein Wort, sondern zeigte nur mit dem Finger nach einem hohen Berge, der sich grade vor uns erhob.

„Was ist da?“ fragte ich.

– Der Gudberg.

„Nun, und was ist mit dem?“

– Sehen Sie nur, wie er raucht.

In der That rauchte der Gudberg; an seinen Abhängen krochen leichte Wolkengebilde dahin, aber auf seinem Gipfel lagerte ein schwarzes Gewölk, so schwarz, daß es gegen den dunkeln Himmel wie ein schwarzer Fleck abstach.

Schon konnten wir die Poststation und die Dächer der sie umringenden Hütten erkennen, aus denen einladende Feuer uns entgegenblinkten, als sich ein feuchter, kalter Wind erhob, die Felsenklüfte zu heulen anfingen und ein feiner Regen herabfiel. Kaum hatte ich Zeit gehabt mir meine Burka7 umzuwerfen, als auch, schon Schnee fiel. Mit Ehrfurcht blickte ich auf den Stabskapitain.

– Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig als hier zu übernachten, sagte er verdrießlich: in einem solchen Schneegestöber kann man diese Berge gar nicht passiren. Sag’ mal, sind am Kreuzberge schon Lawinen gestürzt, fragte er den Postillon.

„Noch nicht, Herr“ antwortete der Ossete, „aber es hängt viel, viel.“

In Ermangelung eines Passagierzimmers theilte man uns ein Nachtlager in einer räucherigen Hütte zu. Ich lud meinen Reisegefährten zu einem Glase Thee ein, denn ich führte meine eiserne Theemaschine – mein einziges Labsal auf meinen kaukasischen Reisen – immer mit mir. Die Hütte (hier Saklja genannt) lehnte sich von der einen Seite an den Felsen; drei schlüpfrige, feuchte Stufen führten zu ihrer Thüre. Tappend ging ich voran und stieß auf eine Kuh (der Viehstall vertritt bei diesen Leuten die Stelle des Bedientenzimmers). Ich wußte nicht wohin ich mich wenden sollte: da blöcken Schafe, dort knurren Hunde. Zum Glücke schimmerte an der Seite ein trüber Lichtstrahl durch und half mir eine andere thürähnliche Oeffnung finden. Ein ziemlich interessantes Bild eröffnete sich vor uns: Die umfangreiche Hütte, deren Dach sich auf zwei verräucherte Pfeiler stützte, war mit Menschen angefüllt. In der Mitte flackerte ein Feuer, das auf dem Fußboden angemacht war, und dessen Rauch, da er vom Winde aus der Oeffnung im Dache wieder zurückgetrieben wurde, sich rundum gleich einer so dichten Hülle ausbreitete, daß ich lange nichts zu unterscheiden vermochte; am Feuer saßen zwei alte Weiber, eine Menge Kinder und ein abgemagerter Grusier, alle in Lumpen. So blieb uns weiter nichts übrig; wir nisteten uns gleichfalls am Feuer ein, rauchten unser Pfeifchen und bald kochte die Theemaschine auf die einladendste Weise.

„Was für ein jämmerliches Volk!“ sagte ich zum Stabskapitaine, indem ich auf unsere schmutzigen Wirthsleute wies, die uns schweigend und in einer Art von Erstarrung anblickten.

– Und ein erzdummes Volk! antwortete er. Wollen Sie wohl glauben, daß sie durchaus nichts können, daß sie keiner Art von Bildung fähig sind! Da lobe ich mir doch unsere Kabardiner oder die Tschetschiner! Es sind zwar auch Räuber und Halsabschneider, aber ganz verzweifelte Tollköpfe; diese hingegen nehmen nicht einmal gern ein Gewehr zur Hand: einen anständigen Dolch findet man bei keinem einzigen. Und nun gar erst die Osseten!

„Sie waren also lange in Tschetschen?“

– Ja gewiß, ich lag wohl an die zehn Jahre mit einer Kompagnie in einer Festung, da bei Brückburg, – wissen Sie?

„Ich habe davon gehört.“

– Nein, mein Bester, was diese Händelmacher mir zu schaffen gemacht haben! Jetzt, Gott sei Dank, ist’s da weit ruhiger; aber früher, Gott bewahre! früher brauchte man nur hundert Schritt vom Walle abzugehen, und so ein zottiger Teufel saß wahrhaftig auf der Lauer: kaum hatte man ausgegähnt, so saß einem auch schon eine Schlinge um den Hals oder eine Kugel im Nacken. Aber tapfere Jungens! . . .

„Ei, da müssen Sie ja wahrhaftig recht viele Abentheuer erlebt haben?“ sagte ich, vor Neugierde brennend.

– Wie denn nicht! wahrhaftig.

Hier begann er seinen linken Schnurrbart zu flattiren, ließ den Kopf auf die Brust sinken und verfiel in Nachdenken. Ich hätte ihm gar zu gern irgend ein Geschichtchen abgelockt, – ein Wunsch, der übrigens allen Verfassern von Reisememoiren und allen Volksschriftstellern mit mir eigen ist. Unterdessen war der Thee fertig geworden; ich zog aus meinem Koffer zwei Feldbecher, schenkte sie voll und stellte einen derselben hin: „Ja, wahrhaftig!“ Dieser Ausruf gab mir große Hoffnungen. Ich weiß nur zu gut, wie sehr die alten Krieger im Kaukasus zu sprechen und zu erzählen lieben; es wird ihnen auch so selten geboten: wie mancher steht da fünf Jahre lang in irgend einem abgelegenen Winkel mit seiner Abtheilung, und hört die ganzen fünf Jahre über kein einziges „Guten Tag,“ weil der Feldwebel ihn nur mit „Ich wünsche Ihnen Gesundheit“8 begrüßt. Und was wüßten sie nicht alles zu erzählen! Rundum ein wildes, interessantes Volk, jeden Tag eine Gefahr; was für wunderbare Fälle kommen da nicht vor! Hier bedauert man unwillkührlich daß bei uns so wenig geschrieben wird.

„Wollen Sie nicht ein wenig Rum hinzufügen?“ fragte ich meinen Reisegefährten, „ich habe weißen, aus Tiflis; es ist jetzt kalt.“

– Nein, ich danke, ich trinke nicht.

„Wie so?“

– Je nun, so. Ich habe mir das Wort gegeben. Einmal, als ich noch Secondelieutenant war, müssen Sie wissen, und wir uns untereinander einmal recht etwas zu Gute gethan hatten, wird des Nachts plötzlich Alarm geschlagen; wir, angerissen wie wir waren, hinaus; ja, das wäre uns bald gut bekommen als Alexéi Petrówitsch es erfuhr – Gott soll mich bewahren, wie er böse wurde! Es fehlte nicht viel, so hätte er uns vor ein Kriegsgericht gestellt. Und so geschieht’s jedesmal: zu einer andern Zeit lebt man das ganze Jahr hindurch und sieht keine Menschenseele; nimmt man aber einmal ein Gläschen zu viel, so ist man auch ein verlorner Mensch!

Bei dieser Erzählung verlor ich fast wieder alle Hoffnung.

– Nun nehme man aber gar erst die Tscherkessen, fuhr er fort, wenn die sich erst bei Hochzeits- oder Begräbnißgelagen in Busa9 betrinken, dann kommt’s auch gleich an’s Einhauen. Ich war einmal mit Gewalt und noch dazu bei einem friedlichen Fürsten10 zu Gaste gezogen worden.

„So? Wie war denn das zugegangen?“

– Sehen Sie . . . (er stopfte sich eine Pfeife, that ein paar tüchtige Züge und begann zu erzählen) sehen Sie also, ich stand damals mit einer Kompagnie in einer Festung jenseits des Tereks, – es wird nun bald an die fünf Jahre sein. Da kam einmal um die Herbstzeit ein Transport mit Proviant an, und bei diesem Transporte befand sich ein Offizier, ein junger Mensch von ungefähr fünf und zwanzig Jahren. Er stellte sich mir in voller Uniform vor und eröffnete mir, daß er die Ordre erhalten habe bei mir in der Festung zu bleiben. Er war so zart, so weiß, seine Uniform war so neu, daß ich sogleich errieth, er sei erst unlängst nach dem Kaukasus gekommen.

„Sie sind wahrscheinlich aus Rußland hierherversetzt worden?“ fragte ich ihn. – „Zu befehlen, Herr Stabskapitain,“ war seine Antwort. Ich faßte ihn bei der Hand und sagte: Sehr erfreut, sehr erfreut; nur wird es Ihnen hier ein Bischen langweilig vorkommen . . . nun, wir wollen schon freundschaftlich mit einander leben. Indessen bitte ich Sie, nennen Sie mich nur ganz einfach Maksim Maksimitsch und dann – wozu denn diese volle Uniform? Kommen Sie nur immer in der Feldmütze zu mir.“ – Man wies ihm eine Wohnung an, und so setzte er sich denn in der Festung fest.

„Und wie hieß er?“ fragte ich Maksim Maksimitsch.

– Er hieß . . . Grigór Alexándrowitsch Petschórin. Ein feiner Junge, das kann ich Ihnen versichern; nur etwas Sonderling. So konnte er sich z. B. im Regen und Frost den ganzen Tag auf der Jagd umhertreiben: alle Anderen sind durchgefroren und abgemattet, aber ihm thut das nichts. Ein anderes Mal sitzt er am Fenster in seinem Zimmer; der Wind bläßt ein Bischen und er versichert einem, daß er sich erkältet habe; oder die Fensterlade schüttert etwas und er fährt zusammen und erbleicht, und doch habe ich ihn ganz allein gegen einen Eber angehen sehen; manchmal kriegte man Stundenlang kein Wort aus ihm heraus, fing er aber erst einmal an zu erzählen, ja da mußte man sich den Bauch vor Lachen halten . . . Ei ja, ein großer Sonderling, und er muß auch reich gewesen sein, denn was hatte er alles für kostbare Sächelchen! . . .

„Blieb er denn lange bei Ihnen?“ fragte ich weiter.

– Wohl ein Jahr; dafür wird mir aber auch dieses Jahr ewig im Gedächtniß bleiben! Hat der mir zu schaffen gemacht, nein, das kann ich Ihnen gar nicht sagen! Sehen Sie, es giebt wahrhaftig solche Leute, denen es schon in der Wiege bestimmt ist, daß ihnen ganz außergewöhnliche Dinge widerfahren werden!

„Außergewöhnliche Dinge?“ rief ich mit Neugierde aus, indem ich ihm Thee einschenkte.

– Ja, ich werde Ihnen gleich erzählen. In der Entfernung von ungefähr sechs Werst von der Festung lebte ein friedlicher Fürst. Sein Sohn, ein Junge von fünfzehn Jahren, hatte sich angewöhnt jeden Tag zu uns herüber zu reiten, bald nach diesem bald nach jenem, und Grigórii Alexándrowitsch und ich, wir hatten ihn auch wirklich ganz verwöhnt. Es war aber auch ein wackrer Junge, der alles machen konnte, was er nur wollte; im vollen Carriere hob er eine Mütze von der Erde auf oder feuerte ein Gewehr ab. Eins war nicht hübsch an ihm: er war ungeheuer auf’s Geld versessen. Einmal versprach ihm Grigórii Alexándrowitsch zum Spaße ihm einen Dukaten zu schenken, wenn er den schönsten Bock aus seines Vaters Heerde stehlen könne; und was meinen Sie? am andern Abend bringt er ihn bei den Hörnern herangeschleppt. Kam es einmal vor, daß wir ihn foppen wollten – gleich unterliefen seine Augen mit Blut und er griff nach dem Dolche. „Ei, Asamat, man thut Dir ja nichts zu Leide,“ pflegte ich dann zu sagen, „Dein toller Sinn wird Dich noch ins Verderben stürzen!“

– Einst kam der alte Fürst selbst zu uns herüber, um uns zur Hochzeit einzuladen; er verheirathete seine älteste Tochter und wir standen mit ihm in Gastfreundschaft; na, da konnten wir ihm doch nicht absagen, ob er schon ein Tatar war. Wir machen hin. Im Aúle11 kam uns ein ganzer Rudel Hunde mit lautem Gebell entgegen; die Weiber versteckten sich bei unserm Anblicke; diejenigen, deren Gesichter wir etwa sehen konnten, waren nichts weniger als schön. „Ich hatte eine weit bessere Meinung von den Tscherkessinnen,“ sagte Grigórii Alexándrowitsch zu mir. – Warten Sie nur! antwortete ich ihm, indem ich lächelte. Ich hatte schon die Meinige im Sinn.

– Bei dem Fürsten hatte sich bereits eine Masse Volk in der Hütte versammelt. Sie wissen, daß es bei den Asiaten Gebrauch ist alle diejenigen zur Hochzeit einzuladen, denen man begegnet oder die am Hause vorübergehen. Man empfing uns mit allen nur möglichen Ehrenbezeugungen und führte uns ins Gastzimmer. Ich übersah es indessen nicht aufzupassen, wohin sie unsere Pferde brachten, wissen Sie, für einen unvorgesehenen Fall.

„Wie begehen sie denn die Hochzeitsfeier?“ fragte ich den Stabskapitain.

– Ja, ganz gewöhnlich. Zuerst liest ihnen der Mulla etwas aus dem Koran vor, dann werden die jungen Leutchen und ihre Verwandten beschenkt, man ißt, trinkt Busa und endlich beginnt die Dschigitóffka,12 in welcher immer irgend ein abgerissener, schmieriger Hanswurst auf einer elenden, lahmen Mähre herumpojatzt und die verehrliche Gesellschaft belustigt. Zuletzt, gegen die Dämmerung, beginnt im Gastzimmer was wir einen Ball nennen würden. Irgend ein armer Greis kratzt auf einer dreisaitigen – ich weiß nicht mehr, wie sie das Ding nennen, – nun im Genre unserer Balaláika;13 – die Mädchen und die jungen Burschen stellen sich in zwei Reihen einander gegenüber, klatschen in die Hände und singen dazu. Dann tritt ein junges Mädchen und ein Bursche in die Mitte und fangen da an einander in Versen zuzusingen, was ihnen grade in den Kopf kommt, und die übrigen fallen im Chorus ein. Petschórin und ich nahmen die Ehrenplätze ein; plötzlich schritt die jüngste Tochter unseres Wirthes, ein Mädchen von sechszehn Jahren, auf ihn zu, und sang ihm . . wie soll ich doch sagen? . . sang ihm eine Art von Kompliment zu.

„Erinnern Sie sich noch dessen, was sie sang?“ fragte ich.

– Ja, ich glaube es war ungefähr so: „Wohl anzusehn, fürwahr, sind unsere jungen Dschigiten, Und ihre Káftane mit Silber ausgenäht, Doch schmucker noch als sie ist dieser junge Russenheld, In purem Golde blitzt sein reichbetreßter Waffenrock. Wie eine Pappel steht er zwischen ihnen prächtig da, In unserm Garten leider wächst sie nicht und blüht sie nicht.“

– Als sie von uns zurücktrat, raunte ich Grigórii Alexándrowitsch eben in’s Ohr: „Nun, wie gefällt Ihnen die?“ – „Wunderbar, wunderbar!“ antwortete er: „wie heißt sie?“ – „Sie wird Bela genannt“ entgegnete ich.

– Und wahrlich, sie war schön: hoch und schlank, und hatte schwarze Augen wie die der Berggemse, mit denen sie einem bis in die Seele hineinblickte. Petschórin verwandte, in Gedanken versunken, kein Auge von ihr, und auch sie blickte öfter verstohlen nach ihm hin. Indessen war Petschórin nicht der einzige, der die liebliche Fürstin mit Wohlgefallen betrachtete: aus einem Winkel des Zimmers blickten sie zwei bewegungslose, glutvolle Augen an. Ich sah genauer zu, wer es war, und erkannte meinen alten Bekannten Kásbitsch. Er war, wissen Sie, eigentlich weder einer von den friedlichen noch von den nichtfriedlichen. Es ruhte wohl so mancher Verdacht auf ihm, ob er gleich nie bei irgend einem Unfug war betroffen worden. Er brachte uns öfters Schafe in die Festung zum Verkauf und war immer sehr billig damit, ließ aber niemals mit sich handeln; was er forderte, mußte man geben, denn eher hätte er sich in Stücke hauen lassen, als das Geringste von seinem Preise abzulassen. Das Gerücht ging von ihm, daß er sich jenseits des Kúbans mit den Abréken, einem feindlichen räuberischen Völkerstamme, herumtrieb, und die Wahrheit zu gestehen, sah er auch ganz darnach aus, kurz, trocken, breitschultrig, eine rechte Räubergestalt . . . Aber gewandt, gewandt, wie der Teufel! Sein Beschmét14 war immer zerrissen und mit Flicken besetzt, aber sein Gewehr mit Silber ausgelegt; sein Pferd war in der ganzen Kabarda berühmt, – und wahrhaftig ein schöneres Thier kann man sich gar nicht vorstellen. Nicht umsonst beneideten ihn alle Raubreiter darum und bemühten sich mehr als einmal es ihm wegzustehlen, was ihnen indessen nicht gelang. Ich sehe dies edle Thier ordentlich vor mir stehen: Schwarz wie Pech, Füße wie Saiten, und Augen nicht schlechter wie Bela’s Augen. Und was, für eine Kraft! Funfzig Werst in vollem Trabe; dabei war es so zahm, daß es wie ein Hund hinter seinem Herrn drein lief; sogar seine Stimme kannte es! Und wie oft geschah es, daß er es gar nicht anband. So ein rechtes Räuberpferd! . . .

– An diesem Abend war Kásbitsch finstrer als sonst und ich bemerkte, daß er unter dem Beschmét ein Panzerhemd an hatte. „Nicht umsonst hat er dies Panzerhemd an,“ dachte ich, „er führt gewiß irgend was im Schilde.“

– Es war schwül in der Hütte, und ich trat hinaus, mich an der Luft zu erfrischen. Nacht lag schon auf den Bergen und Nebel strich an den Felsklüften hin.

– Ich ließ mir einfallen, mich unter das Wetterdach zu begeben wo unsere Pferde standen, um nachzusehen ob sie Futter hätten, und weil überdies Vorsicht nie schaden kann: ich hatte ein herrliches Pferd mit, und schon mehr als Ein Kabardinzer hatte es wohlgefällig in’s Auge gefaßt, und dabei ausgerufen: Jakschi tsche, tschek jakschi!15

– Ich ducke mich längs des Plankenzaunes hin, und plötzlich hör’ ich Stimmen; die eine Stimme erkannte ich sogleich: das war der Wildfang Asamat, der Sohn unseres Wirthes; die andere sprach seltener und leiser. „Wovon schwatzen die da wohl?“ dacht’ ich: „doch wohl nicht gar von meinem Pferde?“ Da kauerte ich mich bei dem Zaune nieder, und fing an zu horchen, bemüht, daß kein einziges Wort mir entginge. Doch der Lärm der Gesänge und das Gewirr der Stimmen, die aus der Hütte herausschallten, verschlangen bisweilen das mir so interessante Gespräch. —

– „Du hast ein herrliches Pferd!“ sagte Asamat, „wäre ich Herr im Hause und hätte eine Herde von dreihundert Stuten, so gäbe ich wohl die Hälfte für Deinen Renner, Kásbitsch!“

– Aha, Kásbitsch! dachte ich und erinnerte mich des Panzerhemdes.

– „Ja,“ antwortete Kásbitsch nach einigem Schweigen, „in der ganzen Kabárda findet man kein solches. Einstmals, – das war jenseits des Téreks – zog ich mit den Abréken aus, russische Pferdeherden wegzunehmen; es glückte uns nicht, und wir wurden versprengt, der eine dahin, der andere dorthin. Hinter mir her waren vier Kosaken schon hörte ich das Geschrei der Giauren und vor mir war ein dichter Wald. Da duckte ich mich in den Sattel, übergab mich dem Allach und zum erstenmal im Leben beleidigte ich das Pferd durch einen Schlag mit der Peitsche. Wie ein Vogel streifte es zwischen den Zweigen dahin; scharfe Stechpflanzen zerrissen meine Kleidung, dürre Aeste von Zwergrüstern schlugen mir im Gesicht herum. Mein Pferd setzte über die Baumstumpfe und riß mit der Brust das Gesträuch auseinander. Ich hätte besser gethan das Pferd am Saume des Waldes laufen zu lassen, mich selbst aber zu Fuß im Walde zu verstecken, es that mir aber leid mich von ihm zu trennen. Und der Prophet belohnte mich. Einige Kugeln sausten über meinen Kopf dahin, ich hörte schon die heißverfolgenden Kosaken dicht hinter mir . . Plötzlich gähnt vor mir eine tiefe Wasserschlucht; mein Renner stutzte – und sprang. Seine Hinterhufe glitten von dem jenseitigen Uferrande ab, und er hing an den Vorderfüßen; ich warf die Zügel weg, und flog in die Schlucht hinab; dies rettete mein Pferd: es sprang hinauf. Die Kosaken sahen alles mit an, doch keiner von ihnen ließ sich hinab, mich zu suchen: sie dachten wohl ich müsse den Hals gebrochen haben, und ich hörte, wie sie sich in Bewegung setzten mein Pferd aufzufangen. Das Blut stockte mir im Herzen, ich kroch im tiefen Grase längs der Schlucht hervor, – ich sehe: der Wald war zu Ende, einige Kosaken reiten aus ihm auf die Haide heraus, und siehe! mein Karagös sprengt grade auf sie los; alle warfen sich mit Geschrei hinter ihm her; lange, lange verfolgten sie ihn, besonders einer war zweimal nahe daran, ihm die Schlinge über den Hals zu werfen; ich erbebte, senkte die Augen, und fing an zu beten. Nach einigen Augenblicken erhebe ich sie wieder – und siehe da! mein Karagös fliegt mit wehendem Schweife, dem freien Winde gleich, daher; die Giauren hingegen schleppen sich, einer weit hinter dem andern, auf den abgequälten Pferden durch die Steppe. Beim Allach! es ist wahr, es ist wahrhaftig wahr! Bis zur späten Nacht saß ich in meiner Schlucht. Plötzlich, was denkst Du wohl, Asamat? in der Finsterniß hör’ ich, daß am Rande der Schlucht ein Pferd läuft, schnaubt, wiehert und mit den Hufen auf die Erde stampft; ich erkannte die Stimme meines Karagös das war er, mein Gefährte! . . . Von der Zeit an blieben wir unzertrennlich.

Und man konnte hören, wie er mit der Hand den glatten Hals seines Renners sanft klopfte, indem er ihm verschiedene zärtliche Benennungen gab.

– „Wenn ich eine Herde von tausend Stuten hätte,“ sagte Asamat, „ich würde sie Dir ganz für Deinen Karagös hingeben!“

„Jok, ich gäb’ ihn nicht dafür,“ antwortete Kásbitsch gleichgültig.

– „Höre, Kásbitsch,“ sagte schmeichelnd Asamat zu ihm, „Du bist ein guter Kerl, Du bist ein tapferer Dschigit; mein Vater aber fürchtet die Russen, und läßt mich nicht in die Berge; überlaß mir Dein Pferd, und ich will alles thun, was Du nur verlangst, ich stehle für Dich meinem Vater seinen besten Karabiner, seine beste Scháschka,16 was Du nur wünschest, – seine Scháschka ist eine ächte Gúrda: Du brauchst nur die Schneide an die Hand zu legen, so saugt sie sich von selbst in’s Fleisch; und sein Panzerhemd ist mindestens so gut wie Deines.“

– Kásbitsch schwieg.

– „Das erstemal, als ich Dein Pferd sah,“ fuhr Asamat fort, „als es unter Dir sich im Kreise drehte und mit aufgeblasenen Nüstern dahinsprang, und unter seinen Hufen hervor die Steine in Funken stoben, da ging in meiner Seele etwas Unbegreifliches vor, und von der Zeit wurde mir alles andere zuwider: auf die besten Renner meines Vaters sah ich mit Verachtung; ich schämte mich auf ihnen mich zu zeigen, und Traurigkeit übernahm mich ganz; und harmvoll versaß ich auf einem Felsen ganze Tage, und in jedem Augenblicke erschien mir in Gedanken Dein schwarzer Renner mit seinem edlen Gange und seinem glatten, pfeilgraden Rücken; er blickte mich mit seinen muntern Augen an, als ob er sprechen wollte. Ich werde sterben, Kásbitsch, wenn Du mir ihn nicht überlässest!“ sagte Asamat mit zitternder Stimme.

Ich glaubte zu hören, daß er zu weinen anfing: dabei muß ich Ihnen sagen, daß Asamat ein erztrotziger Bube war, dem man bisher mit nichts Thränen abzudringen vermocht hatte, sogar als er noch ganz jung war.

– Zur Antwort auf seine Thränen war nur eine Art Hohngelächter vernehmbar.

– „Höre!“ sagte Asamat mit fester Stimme, ich bin zu Allem entschlossen. Willst Du, daß ich für Dich meine Schwester stehle? Wie tanzt sie schön! und wie sie singt! auch nähet sie in Golde aus, wundervoll! Solch eine Genossin hat wohl der türkische Padischa kaum . . . Willst Du? Erwarte mich morgen in der Nacht dort, in der Schlucht, wo der Wildbach fließt: ich werde mit ihr zum benachbarten Aúle vorübergehen, – und sie ist Dein. Ist denn wohl Bela nicht Deinen Renner werth?

– Lange, lange schwieg Kásbitsch; endlich, anstatt der Antwort, stimmte er mit halber Stimme ein altes Liedchen an:

Schönheiten giebt’s hier im Aúle gar viel,

Sternen gleich funkelt des Augenpaars Spiel.

Süß, sie zu lieben – ein Loos zu beneiden;

Heit’rer noch, nie von der Freiheit zu scheiden.

Gold schafft der Frauen mir drei oder vier,

Doch solch ein Roß, sagt, wo schaff’ ich es mir?

Rasch durch die Stepp’, wie der Wind, eilt’s im Fluge,

Fern jedem Wechsel, fern jedem Truge.


Vergebens bat ihn Asamat wiederholentlich, einzuwilligen, und weinte und schmeichelte ihm und schwur; endlich unterbrach ihn Kásbitsch ungeduldig:

– „Geh fort, thörigter Junge! Wo willst Du wohl auf meinem Pferde reiten? Bei den ersten drei Schritten wirft es Dich ab, und Du zerschlägst Dir das Genick auf den Steinen.“

– „Ich!“ schrie Asamat in Wuth, und das Eisen des Knabendolches erklirrte auf dem Panzerhemde. Eine kräftige Hand warf ihn zurück und er schlug sich an den geflochtenen Zaun so heftig, daß dieser wankte. „Das gibt einen schönen Spaß,“ dachte ich, eilte zum Stalle, zäumte unsere Pferde auf, und führte sie nach dem hinteren Hofe. Binnen zwei Minuten schon war in der Hütte ein fürchterliches Getöse. Es hatte sich folgendes ereignet: Asamat war mit zerrissenem Beschmét dort hineingerannt, vorgebend, Kásbitsch wolle ihn ermorden. Alle sprangen herbei, griffen zu den Waffen, und der Spaß ging los. Geschrei, Lärm, Schüsse; doch Kásbitsch war schon zu Pferde und brach wie ein Teufel durch die Menge in die Straße, indem er die Scháschka vertheidigend schwang. „Ein schlimmer Handel in fremder Schmauserei die Nachwehen der Trunkenheit,“ sagte ich zu Grigórii Alexándrowitsch, indem ich ihn bei der Hand ergriff; „thäten wir nicht besser, uns eiligst davonzumachen?“

– „Aber warten Sie doch, wie es endigen wird.“

– Es wird wahrscheinlich schlecht endigen; bei diesen Asiaten ist es immer so: sie betrinken sich in Busa, und das Gemetzel geht los! Wir saßen auf und ritten spornstreichs nach Hause.

„Was wurde denn aus Kásbitsch?“ fragte ich den Stabskapitain mit Ungeduld.

– Was kann man wohl einem solchen Kerl anhaben! antwortete er, indem er sein Glas Thee bis auf die Neige austrank; er entschlüpfte!

„Und wurde nicht verwundet?“ fragte ich.

– Ja, das weiß Gott! Diese Spitzbuben haben ein zähes Leben! Ich hab sie wohl manchmal im Gefecht gesehen, sehen Sie, ganz zerhauen und von Bajonetten einem Siebe gleich durchlöchert, und doch wirthschaftet so ein Kerl noch immer mit der Scháschka herum. – Der Stabskapitain schwieg eine Weile, dann fuhr er, mit dem Fuß auf die Erde stampfend, fort:

– Eins werde ich mir nie verzeihen: daß mich der Böse zupfte, dem Grigórii Alexándrowitsch Alles wieder zu erzählen, als wir nach der Festung zurückritten, was ich hinter dem Zaune gehört hatte; er lächelte fein, der Schlaufuchs – und dachte sich sein eigenes Stückchen aus.

– „So? Was denn für eins? Bitte, erzählen Sie doch.“

– Ja freilich, jetzt ist nichts mehr zu machen! Habe ich einmal angefangen zu erzählen, so muß ich auch weiter fortfahren. Nach etwa vier Tagen kommt Asamat in die Festung. Nach seiner Gewohnheit ging er zu Grigórii Alexándrowitsch, der ihn mit Näschereien zu füttern pflegte. Ich befand mich ebenfalls dort. Die Rede kam auf die Pferde, und Petschórin fing an, den Renner unseres Kásbitsch herauszustreichen; so ein muthiges, prachtvolles Pferd, gerade wie eine Gemse – na, mit einem Worte, nach seiner Meinung gab es kein zweites solches Roß auf Gottes weitem Erdboden.

– Unserm kleinen Tátaren funkelten die Augen, aber Petschórin thut, als ob er gar nichts merkt; ich versuche das Gespräch auf etwas anderes zu lenken; er aber, hast Du nicht gesehen, bringt es gleich wieder auf Kásbitsch’ Pferd zurück. Diese Geschichte wiederholte sich, so oft Asamat zu uns herüber kam. Nach ungefähr drei Wochen bemerkte ich, daß Asamat ganz blaß und abgezehrt aussah, wie das wohl in Romanen von der Liebe geschieht. Was Wunder auch?

– Sehen Sie wohl, ich habe erst später die ganze Geschichte erfahren: Grigórii Alexándrowitsch hatte ihn dermaaßen aufgereizt, daß er sich hätte ins Wasser stürzen können. Einstmals nun sagte er zu ihm: „Ich sehe, Asamat, daß Dir dieses Pferd über Alles geht, und doch wird es eben so wenig Dein werden, als Du Deines Nackens ansichtig werden kannst. Nun sag’ einmal, was würdest Du wohl Dem geben, der es Dir zum Geschenk machte? . . .

– Alles, was er nur will, antwortete Asamat.

„In dem Falle will ich Dir’s verschaffen, nur unter einer Bedingung . . . Du schwörst mir, daß Du sie erfüllst . . .

– Ich schwöre . . . schwöre auch Du!

„Gut! Ich schwöre Dir zu, Du sollst das Pferd haben; nur mußt Du mir Deine Schwester Bela dagegen ausliefern. Den Karagös will ich Dir als Morgengabe liefern. Ich hoffe, der Handel ist vortheilhaft für Dich.

– Asamat schwieg.

„Du willst nicht? Auch gut. Ich hielt Dich für einen Mann, sehe aber, daß Du noch ein Kind bist; es ist noch zu früh für Dich zu reiten . . .

– Asamat entbrannte . . . „Aber mein Vater?“ sagte er.

„Sollte denn der sich niemals entfernen?“

– Es ist auch wahr . . .“

„Also abgemacht? . . .“

– Abgemacht, flüsterte Asamat, bleich wie der Tod. Wann?

„Sobald Kásbitsch wieder herkommt; er hat versprochen, ein Zehn Hammel herzutreiben; das Uebrige ist meine Sache. Sieh wohl zu, Asamat!“

– Ja, so haben sie die Sache zu Stande gebracht . . . Die Wahrheit zu gestehen, eine recht häßliche Sache. Ich habe das auch später zu Petschórin gesagt, der antwortete mir aber, daß das wilde Tscherkessenkind sich glücklich schätzen könne, einen so netten Mann zu haben, denn nach ihren Gebräuchen ist er immerhin ihr Mann, und was Kásbitsch anginge, so wäre der ein Räuber, den man bestrafen müsse. Nun urtheilen Sie selbst, was ich ihm darauf antworten konnte? . . . Damals aber wußte ich noch nichts von ihrer Verabredung; da kommt denn einmal der Kásbitsch bei uns vor und frägt an, ob wir nicht Hammel und Meth brauchten? Ich befahl ihm, beides den nächsten Tag herzuschaffen. „Asamat!“ sagte Grigórii Alexándrowitsch, „morgen ist der Karagös in meinen Händen, bringst Du mir Bela diese Nacht nicht her, so kriegst Du das Pferd nicht zu sehen . . .“

– Gut! sagte Asamat und sprengte im Galopp nach dem Aúle. Als der Abend gekommen war, legte Grigórii Alexándrowitsch seine Waffen an und verließ die Festung. Wie sie nun die Sache ausgeführt haben, weiß ich nicht, – aber des Nachts waren sie Beide zurückgekommen und die Schildwache hatte gesehen, daß über den Sattel Asamats ein Frauenzimmer lag, deren Hände und Füße gebunden waren, während ihr Kopf mit einem Schleier verhüllt war.

– „Aber das Pferd?“ fragte ich den Stabskapitain.

– Gleich, gleich. Den nächsten Tag kommt Kásbitsch des Morgens früh und brachte ein Zehn Hammel zum Verkauf. Nachdem er sein Pferd an den Plankenzaun gebunden hatte, kam er zu mir; ich traktirte ihn mit Thee, denn, wenn er schon ein Räuber war, so war er doch auch mein Gastfreund.

Wir plauderten von diesem und jenem . . . Plötzlich sehe ich, wie Kásbitsch mit veränderten Gesichtszügen auffährt und nach dem Fenster stürzt, welches aber leider nach dem Hinterhofe führte. – „Was ist Dir denn?“ fragte ich ihn.

– „Mein Pferd! . . . Pferd!“ sagte er, am ganzen Leibe erzitternd.

– Wirklich hörte ich in diesem Augenblicke das Schlagen von Hufen: „Das ist wahrscheinlich irgend ein angekommener Kosak . . .“

– Nein! „Uruß-Jaman, Jaman!“17 fing er an zu brüllen und stürzte über Hals und Kopf davon, wie ein wilder Panther. Mit zwei Sprüngen war er auf dem Hofe; an dem Thore der Festung versperrte ihm die Schildwache mit dem ausgestreckten Gewehre den Weg; er sprang darüber hinweg und fing an aus allen Kräften zu laufen . . . In der Ferne wirbelte Staub . . . Asamat sprengte auf dem feurigen Karagös dahin; mitten im Laufe riß Kásbitsch sein Gewehr aus dem Ueberzuge und feuerte los. Eine Minute stand er unbeweglich still, bis er sich überzeugt hatte daß er einen Fehlschuß gethan hatte; dann fing er an entsetzlich zu heulen, zerschlug sein Gewehr gegen die Steine, daß es in tausend Stücke flog, wälzte sich auf der Erde herum und stöhnte wie ein Bube . . . Nicht lange, so versammelte sich eine Menge Leute aus der Festung um ihn – er sah Niemanden; sie standen da herum und sprachen ein Langes und Breites und gingen endlich wieder fort; ich ließ das Geld für die Hammel neben ihn hinlegen – er rührte es aber nicht an, sondern lag mit dem Gesicht auf der Erde, wie ein Todter. Wollen Sie wohl glauben, daß er bis tief in die Nacht und die ganze Nacht hindurch so gelegen hat? Erst am andern Morgen kam er in die Festung und bat, daß man ihm den Räuber nennen wolle. Die Schildwache, die gesehen hatte, wie Asamat das Pferd abband und auf ihm davonjagte, hielt es nicht für nöthig, ihm ein Geheimniß daraus zu machen. Bei diesem Namen funkelten Kásbitsch’ Augen und er begab sich nach dem Aúle, wo Asamats Vater wohnte.

„Wie ergings dem Vater?“

– Ja das ist ja eben der Witz, daß Kásbitsch ihn nicht zu Hause traf; er war irgend wohin auf ein Tager Sechs verreist; wäre es denn sonst wohl Asamat gelungen, seine Schwester zu entführen?

– Als nun der greise Vater zurückkehrte, da fand er weder Tochter noch Sohn; denn der Schlaukopf hatte wohl bedacht, daß er seinen Kopf nicht davon bringen würde, wenn er jemals dem Kásbitsch unter die Hände fiele. So war er denn seit jener Zeit verschwunden; wahrscheinlich hatte er sich zu einer Bande Abréken geschlagen, oder er hatte jenseits des Téreks oder Kúbans sein unruhiges Haupt irgendwo niedergelegt. Dort kommt man leicht genug dazu!

– Nun muß ich gestehen, daß auch mich die Sache etwas anging. So wie ich erst erfahren hatte, daß die Tscherkessin bei Grigórii Alexándrowitsch war, legte ich meine Epauletten an, steckte den Degen ein und begab mich zu ihm.

– Er lag im Vorderzimmer auf dem Bette, die eine Hand unter dem Nacken geschlagen und mit der andern die ausgegangene Pfeife haltend; die Thüre nach dem zweiten Zimmer war verschlossen und der Schlüssel abgezogen. Ich bemerkte dies Alles im Nu . . . Ich fing an mich zu räuspern und mit den Absätzen an der Schwelle zu scharren – er that aber, als hörte er nichts.

– „Herr Lieutenant!“ sagte ich so streng wie möglich, „sehen Sie denn nicht, daß ich zu Ihnen gekommen bin?“

„Ach, guten Tag, Maksim Maksimitsch! Ist Ihnen eine Pfeife gefällig?“ antwortete er, ohne auch nur aufzustehen.

– Ich bitte um Entschuldigung! Ich stehe jetzt nicht als Maksim Maksimitsch, sondern als Stabskapitain vor Ihnen!“

„Das ist ja einerlei. Wollen Sie eine Tasse Thee? Ach, wenn Sie wüßten welche Sorge mich jetzt drückt . . .“

– Ich weiß Alles, entgegnete ich ihm, an sein Bett tretend.

„Desto besser, ich bin gar nicht aufgelegt, viel zu erzählen.“

– „Herr Lieutenant, Sie haben sich eines Vergehens schuldig gemacht, für das auch ich zur Verantwortung gezogen werden kann . . .“

„Nun hören Sie doch auf! Was ist denn daran gelegen? Als ob nicht schon längst zwischen uns alles zur Hälfte ginge!“

– Ei was für Späße! Ich bitte um Ihren Degen.

„Mitka! den Degen!“

Mitka brachte den Degen. Als ich nun so meiner Pflicht genügt hatte, setzte ich mich zu ihm aufs Bett und sagte: „Höre, lieber Grigórii Alexándrowitsch, gestehe selbst, daß es nicht hübsch war.“

Was nicht hübsch?“

– „Je nun, daß Du die Bela entführt hast . . . Ach diese Bestie von Asamat! . . . Nun, gestehe selbst,“ sagte ich zu ihm.

„Ja, wenn sie mir nun einmal gefällt?“

– Nun bitte ich Sie, was sollte ich ihm hierauf antworten? Ich war ganz verdutzt. Indessen sagte ich ihm nach einem kurzen Schweigen, daß, wenn ihr Vater sie wieder fordern sollte, man doch genöthigt sein würde, sie herauszugeben.

„Ist durchaus nicht nöthig.“

– „Ja, wenn er nun aber erfährt, daß sie hier ist?“

„I, wie soll er denn das erfahren?“

Ich war abermals festgefahren. – „Hören Sie, Maksim Maksimitsch“, begann Petschorin endlich, indem er sich erhob: „Sie sind ein guter Mensch, – bedenken Sie selbst, daß, wenn wir diesem Wilden seine Tochter wiedergeben, er sie entweder umbringt oder verkauft. Die Sache ist nun einmal geschehen, es kommt also bloß darauf an, daß wir sie nicht muthwillig selbst verderben; lassen Sie sie also bei mir und meinen Degen bei Ihnen . . .“

– „So zeigen Sie mir sie wenigstens,“ sagte ich.

„Sie ist hinter jener Thür; indessen habe ich mich heut selbst vergebens bemüht, sie zu sehen; sie sitzt, in ihren Schleier gehüllt, in einem Winkel und spricht nicht und rührt sich nicht; sie ist scheu wie eine wilde Gemse. Ich habe unsere Marketenderin in Dienst genommen: die versteht tatarisch und wird sie an den Gedanken gewöhnen, daß sie mein ist, denn sie soll Niemandem anders gehören als mir,“ fügte er hinzu, indem er mit der Faust auf den Tisch schlug. – Ich ließ ihn auch hierin gewähren . . . Was soll man machen? Sehen Sie, es giebt Leute, denen man durchaus ihren Willen thun muß.

– „Hat er sie denn wirklich“ fragte ich Maksim Maksimitschen, „so weit gebracht, oder verkam sie in der Gefangenschaft vor lauter Heimweh?“

– „Ja warum denn vor Heimweh, ich bitte Sie um Alles. Aus der Festung konnte man dieselben Berge sehen, wie aus ihrem Aúle, – na, und mehr brauchen diese Wilden ja nicht. Dann beschenkte sie auch Grigorii Alexandrowitsch jeden Tag mit etwas Neuem; die ersten zwei Tage wies sie die Geschenke stolz von sich, welche dann der Marketenderin zufielen und deren Beredsamkeit anregten. Ach, die Geschenke! Was thut ein Frauenzimmer nicht alles für einen bunten Lappen! . . . Doch das gehört jetzt nicht hierher! Grigorii Alexandrowitsch kämpfte lange mit ihr, lernte aber unterdessen tatarisch und auch sie fing an, unsere Sprache etwas zu verstehen. Nach und nach gewöhnte sie sich an seinen Anblick, obschon sie ihn anfänglich nur verstohlen unter den Augenbrauen hervor ansah, und sich immer härmte, und ihre Liedchen mit halber Stimme vor sich hin sang, so daß es mir wohl auch manchmal recht weh um’s Herz wurde, wenn ich sie im Nebenzimmer hörte. Niemals werde ich eine Scene vergessen: Ich ging am Fenster vorüber und schaute hinein: Bela saß auf einem Schemel, mit dem Köpfchen auf die Brust gesenkt; Grigorii Alexandrowitsch stand vor ihr. „Höre, meine Peri,“ sagte er, „siehe, Du weißt doch, daß Du früh oder spät mein sein mußt – warum mich also so quälen? Vielleicht liebst Du irgend einen Tschetschiner? Wenn dem so ist, so laß ich Dich augenblicklich nach Hause gehen.“ – Sie fuhr kaum bemerkbar zusammen und schüttelte mit dem Kopfe. – „Oder,“ fuhr er fort, „bin ich Dir so durchaus verhaßt?“ – Sie seufzte leise. „Oder verbietet Dir Dein Glaube, mich zu lieben?“ – Sie erblaßte und schwieg. – „Glaube mir, Allach ist für alle Völkerstämme ein und derselbe, und wenn er mir gewährt hat, Dich so innig zu lieben, warum sollte er Dir verbieten, mich mit Deiner Gegenliebe zu beglücken?“ – Sie blickte ihm scharf in’s Gesicht, wie von diesem netten Gedanken getroffen; in ihren Augen malte sich die Ungläubigkeit und der Wunsch, sich zu überzeugen. Was für Augen! Sie leuchteten wahrhaftig wie ein Paar Kohlen.

– „O höre, süße, theure Bela!“ fuhr Petschórin fort, „Du siehst, wie lieb ich Dich habe; ich will alles für Dich dahingeben, wenn ich Dich nur erheitern kann; ich möchte Dich so gern glücklich sehen, und wenn Du wieder so traurig sein wirst, werde ich sterben. Sage mir, daß Du heiterer sein willst?“ – Sie versank in Nachdenken, ohne ihre schwarzen Augen von ihm zu wenden, lächelte dann milde und nickte bejahend mit dem Kopfe. Er ergriff ihre Hand und suchte sie nun zu überreden, ihm einen Kuß zu geben, sie wehrte sich nur schwach, indem sie mehrmals sagte: „Bitte, bitte, nicht nöthig, nicht nöthig.“ Er wurde immer zudringlicher; da fing sie an zu zittern und in Thränen auszubrechen. „Ich bin Deine Gefangene,“ sagte sie, „Deine Sklavin; mithin kannst Du mich freilich zwingen,“ – und wieder Thränen.

Grigorii schlug sich mit der Faust vor die Stirn und sprang aus ihrem in das andere Zimmer. Ich begab mich zu ihm; er ging mit gefaltenen Händen im Zimmer finster auf und ab. „Nun, mein Lieber?“ sagte ich zu ihm. – „Ein Dämon ist sie, aber kein Weib!“ erwiederte er; „ich gebe Ihnen aber mein Ehrenwort, daß sie mein sein wird . . . Ich schüttelte mit dem Kopfe. „Wollen Sie pariren?“ sagte er, „in einer Woche!“ – „Mit Vergnügen!“ – Wir gaben uns die Hände darauf und trennten uns.

Am andern Tage sandte er sogleich einen Eilboten nach Kislar um verschiedene Einkäufe zu machen; es dauerte nicht lange, so wurde eine solche Menge der verschiedenartigsten persischen Stoffe herbeigeschafft, daß man sie nicht überzählen konnte. – „Was meinen Sie, Maksim Maksimitsch!“ sagte er zu mir, indem er auf die Geschenke wies, „wird wohl die asiatische Schönheit gegen eine solche Batterie Stand halten? —

– Sie kennen die Tscherkessinnen nicht, antwortete ich; die sind nicht wie die Grusierinnen oder die kaukasischen Tatarinnen, durchaus nicht so. Die haben ihre eigene Weise und sind anders erzogen. Grigorii Alexandrowitsch lächelte und fing an einen Marsch zu pfeifen.

– Zuletzt zeigte es sich, daß ich Recht gehabt hatte: die Geschenke hatten nur theilweise gewirkt; sie war etwas freundlicher und zutraulicher geworden – das war aber auch alles, und so entschloß er sich denn zum letzten Mittel zu greifen. Eines Morgens ließ er sein Pferd satteln, zog sich seine Tscherkessenkleider an, bewaffnete sich und ging zu ihr. „Bela!“ sagte er: „Du weißt, wie lieb ich Dich habe. Ich hatte mich entschlossen Dich zu entführen, in der Hoffnung, daß Du mich lieben würdest, wenn Du mich erst kennen gelernt haben würdest; ich habe mich geirrt: – Lebe wohl! Ich überlasse Dir den vollen Besitz alles dessen, was mein ist; wenn Du willst, kannst Du auch zu Deinem Vater zurückkehren – Du bist frei. Ich bin in Deinen Augen schuldig und muß mich selbst bestrafen; lebe wohl; ich gehe – wohin weiß ich selbst nicht! hoffentlich werde ich den Kugeln und Säbelhieben nicht lange entgehen, dann gedenke meiner und vergieb mir.“ – Er wandte sich von ihr ab und streckte ihr zum Abschiede die Hand entgegen. Sie nahm die Hand nicht und schwieg. Da ich hinter der Thüre stand, so konnte ich durch eine Spalte ihr Gesicht sehen, und wahrhaftig es ging mir nahe – eine solche Todtenblässe überzog ihr liebliches Gesichtchen! Da er keine Antwort vernahm, that Petschórin einige Schritte gegen die Thür; er zitterte – und soll ich es Ihnen aufrichtig sagen? – Ich bin überzeugt, er wäre im Stande gewesen, das in vollem Ernste auszuführen, was er scherzweise gesagt hatte. Er war ein gar zu sonderbarer Mann, Gott weiß! Kaum aber berührte er die Thüre, als sie auf ihn zusprang und sich ihm schluchzend an den Hals warf. Wollen Sie mir’s glauben, daß ich hinter meiner Thüre auch weinte, das heißt, wissen Sie, nicht als ob ich geweint hätte, sondern bloß so – aus Dummheit! . . .

Der Stabskapitain hielt schweigend inne.

– Ja, ich gestehe Ihnen ganz offen, sagte er alsdann, seinen Schnurrbart streichelnd, daß es mir damals weh that, von keinem Weibe jemals so geliebt worden zu sein.

„Und war ihr Glück von Dauer?“ fragte ich.

– Ja wohl, und sie gestand uns, daß seit dem Tage, an welchem sie Petschórin gesehen hatte, er ihr oft im Traume erschienen wäre, und daß noch nie ein Mann solchen Eindruck auf sie gemacht hätte. Ja, sie waren glücklich!

„Ach, wie Schade!“ rief ich unwillkührlich aus. In der That hatte ich eine tragische Entwickelung erwartet und sah mich nun so plötzlich in meinen Hoffnungen getäuscht! . . „Ist es möglich,“ begann ich abermals, daß der Vater nicht errieth, daß sie bei Ihnen in der Festung steckte?“

– Ja, geahnt mag er es wohl haben; indessen erfuhren wir bereits nach wenigen Tagen, daß man den Alten ermordet hatte. Das war nämlich so zugegangen . . .

Meine Aufmerksamkeit wurde auf’s Neue rege.

– Ich muß Ihnen erst sagen, daß Kasbitsch sich einbildete, als habe ihm Asamat mit seines Vaters Einwilligung sein Pferd gestohlen, wenigstens denke ich mir das so. Einstmals nun lauerte er ihm auf dem Wege auf, ungefähr drei Werst vor dem Aúle; der Greis kehrte eben von den vergeblichen Nachsuchungen nach seiner Tochter heim; seine Usdénen (Lehnsleute) waren weit hinter ihm zurück, – die Dämmerung war bereits eingebrochen – er ritt, in Gedanken vertieft, langsam voran, als plötzlich Kasbitsch wie eine Katze aus dem Gebüsch hervortauchte, hinter ihn auf das Pferd sprang, mit einem Dolchstiche ihn zu Boden warf, die Zügel ergriff – und auf- und davon jagte! Einige der Usdénen hatten dies alles von einem Hügelchen mit angesehen; sie warfen sich hinter ihm her, aber erreichten ihn nicht mehr.

„Er entschädigte sich für den Verlust seines Pferdes und rächte sich,“ begann ich, um meinem Gefährten seine Meinung darüber zu entlocken.

– Ja freilich, nach ihrer Art, erwiederte der Stabskapitain, war er vollkommen in seinem Rechte.

Unwillkührlich frappirte mich die Fähigkeit des Russen, sich den Gebräuchen aller Völker anzuschließen, zwischen welche ihn der Zufall wirft; ich weiß nicht, ob diese Eigenschaft des Gemüthes Lob oder Tadel verdient, indessen ist sie ein Beweis für seine unglaubliche Geschmeidigkeit und für das Vorhandensein jenes gesunden Menschenverstandes, welcher das Böse überall entschuldigt, wo er dessen Unvermeidlichkeit oder die Unmöglichkeit seiner Vernichtung einsieht. —

Unterdessen war der Thee ausgetrunken; die längst angespannten Pferde standen durchfroren auf dem Schnee; der Mond erbleichte im Westen und war bereit in seine schwarzen Wolken unterzutauchen, die auf den fernen Berggipfeln hingen, gleich den Fetzen eines zerrissenen Vorhanges. Wir traten aus der Hütte. Trotz der Vorhersagung meines Reisegenossen hellte sich das Wetter auf, und versprach uns einen stillen Morgen. Die Reigen der Sterne durchschlangen sich in wundersamen Gebilden am fernen Horizonte, und einer nach dem andern erlosch in demselben Maße, als der blasse Schimmer des Ostens sich über das dunkelviolette Himmelsgewölbe ergoß, und allmälig die steilen, mit jungfräulichem Schnee bedeckten Bergabhänge beleuchtete. Rechts und links dunkelten schwarze geheimnißvolle Abgründe, und Nebel, die sich gleich Schlangen zusammenknäulten und loswanden, krochen über die Runzeln der benachbarten Felsen, als ob sie die Annäherung des Tages fühlten und scheuten.

Still war alles am Himmel und auf der Erde, wie im Herzen des Menschen während des Morgengebets; nur dann und wann kam von Osten her ein kühler Wind, der die mit Reif bedeckten Mähnen der Pferde aufwehte. – Wir machten uns auf den Weg; mit Mühe schleppten fünf schlechte Mähren unser Fuhrwerk auf der gewundenen Straße den Gudberg hinan; wir gingen zu Fuß hinterdrein, und legten Steine unter die Räder, so oft die Pferde erschöpft anhielten; es schien als führte der Weg in den Himmel, denn so weit das Auge sehen konnte, ging er immer aufwärts, und verlor sich zuletzt in einer Wolke, welche schon seit vorigem Abend auf dem Gipfel des Gudbergs ausruhte, einem Geier gleich, der auf Beute wartet; der Schnee krachte unter unsern Füßen; die Luft wurde so dünn, daß das Athemholen schmerzte; das Blut strömte heftig zum Kopf, aber trotz alledem ergoß sich ein gewisses tröstliches Gefühl durch alle meine Adern, und es machte mir ein besonderes Vergnügen so hoch über der Welt zu sein – ein kindisches Gefühl, ich will’s nicht läugnen; aber wenn wir uns einmal von dem Zwange der Gesellschaft entfernen und der Natur nähern, so werden wir unwillkührlich wieder Kinder: alles bloß Angeeignete fällt von der Seele, und sie gestaltet sich auf’s Neue so, wie sie einst gewesen und wahrscheinlich dereinst wieder werden wird. Der, dem es wie mir beschieden war, über die Bergeseinöden hinzuschweifen, und lange, lange sie in ihren wunderlichen Bildungen zu betrachten, und gierig die belebende Luft einzuathmen, die durch ihre Klüfte ausgegossen ist, – der wird meinen Wunsch verstehen, solche zauberhafte Bilder zu überliefern, zu erzählen, hinzuzeichnen. Endlich waren wir nun den Gudberg hinauf gestiegen, hielten an, und sahen uns um: eine blaue Wolke hing auf ihm, deren kalter Hauch einen nahen Sturm drohte; aber im Osten war alles so hell und golden, daß wir, das heißt ich und der Stabskapitain, des drohenden Sturmes ganz vergaßen . . . Ja, auch der Stabskapitain, denn: in einfachen Herzen ist das Gefühl der Schönheit und Erhabenheit der Natur hundertmal stärker und lebhafter, als in uns, die wir uns an Worten und auf dem Papiere begeistern.

„Sie sind, denk’ ich, an diese erhabenen Gemälde schon ganz gewöhnt?“ sagte ich zu ihm.

– Freilich, sogar an das Pfeifen der Kugeln kann man sich gewöhnen, das heißt, sich gewöhnen das unwillkührliche Schlagen des Herzens zu verbergen.

„Ich hörte, im Gegentheil, daß für manche alte Kriegsleute diese Musik sogar angenehm sei.“

– Versteht sich; wenn Sie wollen, ist sie auch angenehm; indessen nur darum, daß das Herz stärker schlägt. „Sehen Sie,“ fügte er hinzu, indem er nach Osten zeigte: „Was für eine Gegend!“

Und gewiß, ein solches Panorama wird mir schwerlich noch irgend wieder dargeboten werden: unter uns lag das Koischaurskische Thal, vom Aragwa und einem andern Flusse wie von zwei silbernen Fäden durchschnitten; ein bläulicher Nebel glitt darüber hin, vor den warmen Strahlen des Morgens in die nahen Klüfte fliehend: rechts und links durchschnitten sich und dehnten sich verschiedene Bergkämme aus, der eine immer höher als der andere, sämmtlich mit Schnee und Gesträuch bedeckt; in der Ferne immer wieder Berge, aber auch nicht zwei Felsen, die einander ähnlich gesehen hätten, – und all’ diese Schneemassen glühten von röthlichem Glanze so munter und hell, daß man hier lebenslang hätte verweilen mögen; die Sonne blickte nur eben hinter dem dunkelblauen Berge hervor, den ungewohnte Augen kaum von dem drohenden Gewölk unterscheiden konnten; auf der Sonne aber lag ein blutiger Streif, welchem mein Gefährte besondere Aufmerksamkeit widmete. „Ich sage Ihnen,“ rief er aus, „daß nun ein Unwetter kommen wird; wir müssen uns tummeln, oder es wird uns auf dem Kreuzberge überfallen.“ „Rührt Euch!“ rief er den Fuhrleuten zu.

Sie hingen anstatt der Hemmschuhe Ketten unter die Räder, damit diese nicht hinunter rollten, faßten die Pferde bei den Zügeln und fingen an, sich in Bewegung zu setzen. Rechts erhob sich ein Fels, links gähnte ein solcher Abgrund, daß ein ganzes Dörfchen von Osseten, die in dessen Tiefe wohnten, einem Schwalbenneste nicht unähnlich schien; ich schauderte, wenn ich bedachte, daß oft in tiefer Nacht so mancher Courier diesen Weg, wo zwei Wagen einander nicht ausweichen können, wohl zehnmal des Jahres passirt, ohne von seinem rüttelnden, offenen Wagen hinabzugleiten. Einer unserer Postillone war ein russischer Bauer aus Jaroslaw, der andere ein Ossete. Der Ossete führte das Hauptpferd mit aller nur möglichen Vorsicht am Zügel, nachdem er die Vorderpferde bei Zeiten abgespannt hatte, – unser sorgloser Russe hingegen stieg nicht einmal von seinem Sitzbrett herab! Als ich ihm bemerkte daß er, wenn auch nur zum Besten meines Koffers, es sich doch ein Bischen weniger bequem machen könnte, weil ich nicht Lust hätte, hinter diesem drein in den Abgrund zu klettern, antwortete er mir: „I, Herr! Mit Gottes Hülfe fahren wir nicht schlechter wie die da! sind wir doch nicht zum erstenmal dabei!“ – und er hatte Recht; wir hätten nun freilich auch nicht ankommen können, allein, wir kamen doch an, und wenn die Leute nur besser nachdenken wollten, so würden sie sich überzeugen, daß das Leben nicht werth ist, sich soviel Sorge darüber zu machen.

Aber vielleicht wünschen meine Leser das Ende von Bela’s Geschichte zu erfahren? —

Erstens schreibe ich keine Novelle, sondern Reisenotizen: folglich kann ich auch den Stabskapitain nicht eher erzählen lassen, als er in der That zu erzählen anfing. Also warten Sie ein Bischen, oder, wenn Sie wollen, überschlagen Sie einige Seiten, wozu ich Ihnen freilich nicht rathe, weil die Reise über den Kreuzberg (oder wie ihn der gelehrte Gamba nennt, le Mont de St. Christophe) Ihrer Neugierde gewiß werth ist. – Also, wir stiegen vom Gudberg in das Teufelsthal (Tschértowa-Dolina) . . . Was für ein romantischer Name! Sie sehen schon das Nest des bösen Geistes zwischen den unzugänglichen Felsen hängen?! – mit nichten: der Name „Tschértowa-Dolina“ kommt von dem Worte „Tschertá“ (die Grenze) her und nicht von „Tschort“ [der Teufel],18 denn hier war einstmals die Grenze Grusiens. Dies Thal nun war von Schneehaufen zugeschneit, die ziemlich lebhaft an Saratoff, Tamboff und andere liebliche Orte unseres Vaterlandes erinnerten.

„Da ist der Kreuzberg!“ sagte der Stabskapitain zu mir, als wir in die Tschértowa-Dolina gefahren waren, indem er auf eine Anhöhe wies, die mit einem Schneegewande bekleidet war; auf seiner Höhe erhob sich ein schwarzes steinernes Kreuz, an welchem ein kaum sichtbarer Weg vorüberführte, den man nur passirt, wenn der Seitenweg vom Schnee verschüttet ist. Unsere Postillone versicherten uns, es wären noch keine Lawinen gefallen und führten uns, um die Pferde zu schonen, den gewundenen Seitenweg. An einer Wendung des Weges stießen wir auf fünf Osseten, die uns ihre Dienste anboten, sich in die Räder warfen und mit vielem Geschrei unsere Wagen bald hemmten, bald vorwärts stießen. Der Weg war in der That sehr gefährlich; rechts hingen über unsern Häuptern ungeheure Schneemassen, bereit, sich auf den ersten Windstoß in die Schlucht hinabzureißen; der enge Weg selbst war zum Theil mit Schnee bedeckt, der an einigen Stellen unter unseren Füßen einbrach, an andern von den Sonnenstrahlen und dem wiederkehrenden Nachtfroste in Eis verwandelt worden war, so daß es uns sogar schwer wurde darüber hinwegzukommen. Die Pferde stürzten fortwährend; – links glänzte eine tiefe Felsenspalte, aus welcher ein Sturzbach hervorstürzte, bald sich unter einer Eisrinde verbergend, bald schäumend über die schwarzen Felsen dahin hüpfend. In zwei vollen Stunden konnten wir kaum den Kreuzberg herumkommen, – zwei Werst in zwei Stunden! Unterdessen hatten sich die Wolken gesenkt, es fiel Hagel und Schnee; der Wind, der aus der Schlucht hervordrang, heulte und pfiff wie der Räuber Nachtigall, von dem die Sage geht, seine Pfeife sei von einem Ende Rußlands bis zum andern vernehmbar gewesen, und bald war das Kreuz von Nebelwolken verdeckt, deren Wogen, die eine immer dichter und undurchdringlicher als die andere, von Osten herbeieilten . . . .

Ueber dieses Kreuz existirt die seltsame doch allgemeine Sage, als habe es Peter der Große auf seiner Reise durch den Kaukasus errichten lassen; zum Ersten aber war Peter nur in Dagestan gewesen, und zum Zweiten war mit großen Buchstaben auf das Kreuz geschrieben, daß es auf Befehl des Grafen Jermóloff errichtet wurde und zwar im Jahre 1824. Allein die Sage hat sich trotz dieser Inschrift dermaßen eingewurzelt, daß man wirklich nicht weiß, wem man Glauben schenken soll, um so mehr als wir nicht gewohnt sind den Inschriften zu trauen.

Wir hatten noch ungefähr fünf Werst auf den übereisten Felsen und dem morastigen Schnee zurückzulegen, bevor wir die Station Kobi erreichen konnten. Unsere Pferde waren erschöpft, wir vor Kälte erstarrt; das Schneegestöber tobte wilder und wilder; ganz wie unsere nordische Windsbraut, nur daß ihr wildes Geheul trauriger, schwermüthiger war. „Auch Du, arme Verbannte, dachte ich bei mir selbst, weinst um Deine weiten, offenen Steppen! Dort konntest Du Deine kalten Flügel entfalten; hier aber ist es Dir beklommen und eng, wie dem Adler, der mit Schrei gegen das eiserne Gitter seines Käfichs anfliegt.“

– Das steht schlimm mit uns! sagte der Stabskapitain. Schauen Sie nur, rundum nichts zu sehen als Nebel und Schnee; wir können uns nur gewärtigen, daß wir in einen Abgrund stürzen oder in den Schneemassen stecken bleiben, und dort unten, wahrhaftig, hat sich der Baidar so ausgebreitet, daß wir nicht drüberweg kommen werden. Ach, dies abscheuliche Asien! Wie die Menschen so sind auch die Flüßchen, man kann sich nie auf sie verlassen! – Die Führer trieben mit Geschrei und Schelten die Pferde an, die sich gegenstemmten, schnaubten und nicht vom Flecke wollten trotz der Beredsamkeit der Knuten.

„Ew. Gnaden,“ sagte endlich einer derselben, „sehn Sie mal, nach Kobi kommen wir heute doch nicht; befehlen Sie nicht vielleicht, daß man wenigstens dort links einbiege? Sehen Sie wohl, da, am Abhange, starrt etwas empor, wahrscheinlich ein Felsen: nun, da halten die Reisenden gewöhnlich zur Zeit eines Unwetters; die Osseten meinen, daß wenn Sie ein Trinkgeld gäben, sie uns hinschaffen wollten.“

– Ich weiß, mein Lieber, weiß es ohne Dich! sagte der Stabskapitain. Diese Bestien sind bereit sich in Stücke zu zerreißen, wenn sie einem nur ein Trinkgeld abnöthigen können.

„Indessen gestehen Sie selbst,“ meinte ich, „daß es uns jetzt ohne sie schlecht ergehen würde.“

– ’S ist alles eins; ’S ist alles eins! brummte er vor sich hin. Das sind mir die rechten Führer! Sie wittern es, wo sie eine Gelegenheit benutzen können. Als ob man ohne sie den Weg nicht finden könnte! . . .

So wandten wir uns denn links und erreichten mit vieler Noth ein armseliges Obdach, aus zwei Sakljen bestehend, die aus Fliesen und Kieselsteinen zusammengemauert waren und um die sich eine eben solche Schutzmauer zog. Die zerlumpten Wirthsleute empfingen uns freundlich. Später erfuhr ich, daß sie von der Regierung bezahlt und ernährt werden unter der Bedingung, daß sie die vom Sturm überfallenen Reisenden aufnehmen.

„Es hat doch alles sein Gutes!“ sagte ich, mich an’s Feuer niedersetzend. „Jetzt erzählen Sie mir Ihre Geschichte von der Bela aus; ich bin überzeugt, damit war die Sache noch nicht abgemacht.“

– Und weshalb sind Sie so überzeugt davon? entgegnete mir der Stabskapitain, indem er mich mit einem listigen Lächeln anblinzelte.

„Deshalb, weil es nicht in der Ordnung der Dinge liegt; was auf eine ungewöhnliche Weise anfing, muß auch ebenso wieder endigen.“

– Sie haben’s getroffen.

„Sehr erfreut.“

– Sie haben sich gut freuen, mir aber ist es wahrlich sehr traurig zu Muthe, wenn ich dran denke. Es war doch ein herrliches Mädchen, die Bela! Ich gewöhnte mich zuletzt so an sie wie an eine Tochter, und sie liebte mich. Ich muß Ihnen nämlich sagen, daß ich keine Familie habe; von meinen Eltern habe ich seit zwölf Jahren bereits keine Nachricht mehr, und ich habe nicht früh genug daran gedacht mich mit einer Frau zu versorgen – na, und jetzt will sich das nicht mehr recht schicken; so war ich denn froh daß ich irgend wen verzärteln konnte. Da sang sie uns denn so manches Liedchen oder tanzte einen lesghinischen Tanz . . . Ach, und wie sie tanzte! Ich habe doch auch unsere Fräulein aus der Provinz tanzen sehen und war sogar einmal in Moskau in der Adligen-Ressource; es wird wohl an die zwanzig Jahre her sein, – ja, wo denken Sie hin! Durchaus nicht das! . . . Grigorii Alexandrowitsch putzte sie aus wie ein Püppchen und hätschelte sie und pflegte sie, und sie gewann so bei uns, daß es eine wahre Pracht war! Die Sommersprossen vergingen aus Gesicht und Händen, auf ihren Wangen glühte der reine Purpur . . . und sie war so aufgelegt, und machte sich, der Schalk, immer über mich so lustig . . . Gott sei ihr gnädig! . . .

„Was sagte sie, als man ihr den Tod ihres Vaters anzeigte?“

– Wir verhehlten es ihr lange, bis sie sich ganz an ihre Lage gewöhnt hatte; als wir es ihr endlich mittheilten, weinte sie ein paar Tage und dann war alles vergessen.

– Vier Monate lang ging alles nach Herzenswunsch. Ich glaube Ihnen schon gesagt zu haben, daß Grigorii Alexandrowitsch leidenschaftlich die Jagd liebte; früher hatte es ihn denn oft in den Wald auf die Spur der Eber und wilden Böcke getrieben, jetzt aber kam er selten über den Festungswall hinaus. – Auf einmal sehe ich denn, wie er wieder nachdenklich wird und mit auf dem Rücken gefalteten Händen im Zimmer auf- und abspaziert; dann, ohne Jemandem etwas davon zu sagen, ging er pürschen, – der ganze Morgen verstrich damit. Das war einmal so, dann das andere Mal, dann immer häufiger und häufiger. „Das ist kein gutes Zeichen,“ dachte ich, „zwischen ihnen muß wohl die schwarze Katze vorbeigesprungen sein!“

– Eines Morgens ging ich auch zu ihnen – es ist mir, als ob sie noch vor meinen Augen stünde: Bela saß auf dem Bette in einem schwarzseidenen Beschmete, und war so blaß und so traurig, daß ich zusammenfuhr.

– Wo ist Petschorin, fragte ich.

„Auf der Jagd.“

– Ging er heute aus? – Sie schwieg, als ob es ihr peinlich gewesen wäre, es zu sagen.

„Nein, gestern schon,“ begann sie endlich, tief aufseufzend.

– Es wird ihm doch nichts begegnet sein?

„Ich habe gestern den ganzen Tag gedacht und gedacht,“ erwiederte sie unter Thränen, „und habe mir mancherlei Unglück vorgestellt; bald schien es mir, als habe ein wilder Eber ihn verwundet, bald als hätte ein Tschetschiner ihn in die Berge geschleppt . . . Aber heute dünkt es mich als habe er mich nicht mehr lieb.“

– Nun wahrhaftig, Liebchen, etwas Schlimmeres hättest Du auch nicht ausdenken können! – Sie fing an zu weinen und erhob endlich mit stolzer Würde ihr Haupt, wischte die Thränen ab und fuhr fort:

„Wenn er mich nicht mehr liebt, wer hindert ihm denn mich nach Hause zurückzuschicken? Ich zwinge ihn zu nichts. Wenn das aber so fortgeht, so werde ich von selbst mich entfernen; ich bin keine Sklavin, ich bin eines Fürsten Tochter!“ . . .

– Ich bemühte mich sie zu beruhigen. – Höre, Bela, siehe, er kann doch nicht immer hier sitzen, als ob er an Deinen Unterrock genäht wäre: er ist ein junger Mann, der es liebt, dem Wilde nachzustellen, – und der da kommt und geht; wenn Du aber so melancholisch sein willst, dann wird er Deiner erst recht überdrüssig.

„Wahr, wahr,“ antwortete sie, „ich werde heiter sein!“ – Und mit lautem Lachen griff sie nach ihrem Tamburine, fing an zu singen und zu tanzen und um mich herum zu springen; allein es dauerte nicht lange und sie fiel wieder auf ihr Bett und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen.

– Was sollte ich mit ihr anfangen? Sie müssen wissen, ich habe mit Damen nie Umgang gehabt; ich sann und sann, wie ich sie trösten könnte und sann doch nichts aus; so schwiegen wir denn alle Beide eine Weile . . . Eine unausstehliche Position! . . .

– Endlich sagte ich zu ihr: „Willst Du, so gehen wir ein wenig auf dem Walle? Das Wetter ist schön!“ – Es war im September, und wahrhaftig ein wunderschöner, heller, nicht zu heißer Tag; man konnte die Berge alle sehen, als ob sie auf Porzelan gemalt gewesen wären. Wir gingen, und spazierten schweigend auf dem Festungswalle auf und ab. Sie setzte sich endlich auf den Rasen nieder und ich setzte mich neben sie. Wahrhaftig, es kommt mir jetzt recht lächerlich vor, ich lief hinter ihr drein, wie eine Wärterin.

– Unsere Festung stand auf einem erhabenen Orte und bot eine schöne Aussicht dar; von der einen Seite lief eine weite Ebene, von Schluchten durchschnitten, auf einen Wald aus, der sich bis auf den Rücken der Berge hinaufzog; hier und da tauchten die Aule, tauchten die Herden auf; von der andern Seite floß ein kleiner Fluß eilig dahin, der das dichte Gesträuch bespülte, welches die steinigten Hügel bedeckt, die sich endlich der Hauptkette des Kaukasus anschließen. Wir saßen an einer Ecke der Bastion, so, daß wir von beiden Seiten alles überschauen konnten. Auf einmal sehe ich, wie Jemand auf einem grauen Pferde aus dem Walde immer näher und näher herangeritten kommt, und endlich auf der andern Seite des Flüßchens in einer Entfernung von ungefähr 700 Fuß von uns stehen blieb und sein Pferd nach allen Seiten herumwarf. „Was zum Henker ist das?“ sagte ich, „sieh’ doch ’nmal hin, Bela, Du hast bessere Augen als ich, was das für ein Dschigit ist und zu wessen Belustigung der gekommen sein mag.“

– Sie blickte hin und schrie auf: Das ist Kasbitsch!

– „Der verdammte Kerl! Ist er gekommen um uns zu verhöhnen?“ – Ich schaue ebenfalls hin – wahrhaftig es ist Kasbitsch, sein schwarzbraunes Gesicht, und zerrissen und zerlumpt und schmierig wie immer. – „Das ist meines Vaters Pferd,“ sagte Bela, indem sie mich bei der Hand faßte; sie zitterte wie ein Blatt, ihre Augen funkelten. Schau, schau! dachte ich bei mir selbst: auch in Dir, mein Seelchen, schweigt das Räuberblut nicht!

– „Komm’ mal hierher,“ sagte ich zur Schildwache, „sieh nach Deinem Gewehr und schieß mir ’nmal diesen Burschen da herunter – bekommst einen Silberrubel.“ – „Zu befehlen Eure hohe Gnaden: er steht nur nicht ganz still . . .“ „So befiehl es ihm!“ sagte ich lächelnd . . .

– „Heda! Gutfreund!“ schrie ihm der Soldat zu, indem er ihm mit den Armen winkte: „warte doch einmal ein Bischen, was drehst Du Dich denn da wie ein Kreisel herum?“ – Kasbitsch blieb wirklich stehen und hörte zu; wahrscheinlich glaubte er, daß man mit ihm in Unterhandlungen treten wolle, – da kam er gerade recht! . . .

– Mein Grenadier legt an . . . Batz! . . . vorbei; – das Pulver war nur von der Pfanne abgebrannt; Kasbitsch spornte sein Pferd daß es einen Seitensprung that. Dann hob er sich in den Steigbügeln in die Höhe, schrie etwas in seiner Sprache, drohte mit der Nagaika19 – und weg war er!

– Schämst Du Dich denn nicht! sagte ich zur Schildwache. —

„Ew. hohe Gnaden! Er wird dem Tode doch nicht entgehen,“ entgegnete dieser, „dieses verdammte Volk kriegt man mit Einem Male nicht todt.“

– Nach einer Viertelstunde kehrte Petschorin von der Jagd zurück; Bela warf sich ihm um den Hals und äußerte keine Klage, keinen Vorwurf über seine lange Abwesenheit . . . Dagegen war ich recht böse auf ihn. Nun bitte ich Sie, – sagte ich – da war Kasbitsch so eben am andern Ufer des Flüßchens und wir haben auf ihn geschossen; wie leicht hätten Sie auf ihn stoßen können? Diese Gorzen sind ein rachesüchtiges Volk; glauben Sie etwa, daß er nicht längst errathen habe, daß Sie dem Asamat behülflich waren? Und ich will wetten, daß er Bela heute erkannt hat. Ich weiß, daß sie ihm vor einem Jahre schrecklich gefiel – er hat es mir selbst gesagt – und wenn er hätte hoffen können, eine anständige Morgengabe zusammenzubringen, so hätte er wahrhaftig auch um sie angehalten . . . – Hierbei verfiel Petschorin in Gedanken.

„Ja,“ antwortete er; „wir müssen vorsichtiger sein . . . Bela! von heute an darfst Du nicht mehr auf dem Festungswalle spazieren gehen.“

Desselbigen Abends hatte ich eine lange Auseinandersetzung mit ihm; es that mir weh, daß er sich gegen das arme Mädchen so verändert hatte; denn außerdem daß er den halben Tag auf der Jagd lag, so war sein ganzes Betragen gegen sie kalt, er liebkoste sie selten und sie fing an zusehends abzumagern, ihr Gesichtchen wurde länger, ihre großen Augen umwölkt. Wie oft fragte ich sie nicht: Warum seufzest Du, Bela? Bist Du traurig? „Nein!“ Trägst Du nach etwas Verlangen? „Nein!“ Sehnst Du Dich nach Deinen Angehörigen? „Ich habe keine Angehörigen.“ – Ganze Tage lang konnte man außer „Ja“ und „Nein“ nichts aus ihr herausbringen. – Nun, dies Alles sagte ich ihm denn. „Hören Sie mich an, Maksim Maksimitsch,“ erwiederte er: „ich habe einen unglückseligen Charakter; hat mich die Erziehung so gemacht, hat Gott mich so erschaffen, ich weiß es nicht; ich weiß nur, daß wenn ich die Ursache von anderer Leute Unglück bin, ich selbst mich nicht minder unglücklich fühle. Natürlich ist ihnen dies ein schlechter Trost – es handelt sich hier auch nur darum, daß Dem so ist. Von meiner ersten Jugend an, sobald ich nur der elterlichen Bevormundung entrückt war, gab ich mich leidenschaftlich allen Genüssen hin, die man für Geld nur erlangen kann, und natürlich ekelten mich diese Genüsse bald an. Dann betrat ich die große Welt, und auch die Gesellschaft langweilte mich bald; ich verliebte mich in die Schönen der „großen Welt“ und wurde wieder geliebt, – allein ihre Liebe reizte nur meine Einbildungskraft und Eigenliebe, das Herz ging leer dabei aus . . . So fing ich an zu lesen, zu studiren – auch die Wissenschaften wurden mir langweilig; ich sah, daß weder der Ruhm noch das Glück irgendwie an sie gefesselt sind, denn die glücklichsten Menschen sind – die Unwissenden, und der Ruhm – ein Glücksfall, zu dessen Erreichung man nur gewandt zu sein braucht. So wurde mir Alles zum Ekel . . . Bald darauf wurde ich nach dem Kaukasus versetzt: das war die glückseligste Zeit meines Lebens. Ich hoffte, daß die Langeweile unter den Kugeln der Tschetschiner nicht wohnen würde – vergebens; nach einem Monate war ich so an ihr Sausen und an die Nähe des Todes gewöhnt, daß ich wahrlich dem Fluge einer Mücke mehr Aufmerksamkeit zuwandte, – und da wurde mir noch öder zu Muthe als je zuvor, denn ich verlor fast die letzte Hoffnung. Als ich Bela in meinem Hause sah, als ich sie zum ersten Male auf meinen Knieen hielt und ihre schwarzen Locken küßte, da glaubte ich Thor, daß sie ein Engel sei, den mir das mitfühlende Schicksal zugesandt habe . . . Ich irrte mich abermals: Die Liebe einer Wilden ist nicht viel besser als die einer vornehmen Dame; die Unwissenheit und Herzenseinfalt der Einen ist eben so langweilig wie die Koketterie der Andern. Wenn Sie wollen, so liebe ich sie noch; ich bin ihr dankbar für einige recht süße Augenblicke und bereit mein Leben für sie hinzugeben, – aber ich langweile mich mit ihr . . . Bin ich ein Thor oder ein Bösewicht, ich weiß es nicht; das aber ist gewiß, daß ich des Mitleids eben so würdig bin, vielleicht noch mehr als sie; meine Seele ist von der Welt verdorben worden; meine Einbildungskraft eine unstäte, mein Herz unersättlich; mir ist alles zu wenig; an den Kummer gewöhne ich mich so leicht, wie an den Genuß, und so wird mein Leben von Tag zu Tage leerer; mir bleibt nur ein Mittel übrig: zu reisen. Sobald es nur angehen wird reise ich ab, – nur nicht nach Europa, Gott behüte! – Ich gehe nach Amerika, Arabien, Indien! – Vielleicht trifft mich unterwegs der Tod! Wenigstens bin ich überzeugt, daß dieser letzte Trost, mit Hülfe der Stürme und der schlechten Wege, nicht allzulange wird auf sich warten lassen!“ —

– So sprach er noch lange und seine Worte gruben sich mir tief in’s Gedächtniß, denn es war zum ersten Mal, daß ich einen 25jährigen Menschen also sprechen hörte, und, gebe es Gott, zum letzten Male! – Wie seltsam! Sagen Sie selbst, – fuhr der Stabskapitain fort, indem er sich an mich wandte, – Sie waren, wie es scheint, auch in der Residenz, und noch unlängst; sind denn wirklich die dortigen jungen Leute alle so?

Ich entgegnete ihm, daß es viele Leute gäbe, die ebenso redeten und daß unter ihnen wahrscheinlich auch solche wären, welche die Wahrheit sprächen; daß übrigens der Lebensüberdruß, wie alle Moden, aus den höheren Schichten der Gesellschaft in die niederen übergegangen sei, die ihn nun abtragen, und daß in diesem Augenblicke diejenigen, welche sich am meisten und wahrhaft langweilen, sich bemühen dies Unglück wie ein Laster zu verbergen. – Der Stabskapitain begriff diese Feinheiten nicht, schüttelte mit dem Kopfe und lächelte schlau:

– Nicht wahr, die Franzosen haben die Mode der langen Weile aufgebracht?

„Nein, die Engländer.“

– Aha, sehen Sie wohl! . . . erwiederte er, – das kommt daher, daß sie immer erklärte Trunkenbolde waren!

Ich erinnerte mich unwillkührlich einer Moskauer Dame, welche behauptete, daß Byron nichts weiter als ein Trunkenbold gewesen sei. Uebrigens war die Bemerkung des Stabskapitains leichter zu entschuldigen: um sich des Weines zu enthalten, gab er sich natürlich Mühe sich zu überreden, daß alle Unglücksfälle in der Welt nur vom Trunke herrühren. —

Mittlerweile führte er seine Erzählung folgendermaßen weiter:

– Kasbitsch ließ sich nicht mehr sehen. Indessen weiß ich nicht wie es kam, daß ich den Gedanken nicht loswerden konnte, als sei er nicht umsonst gekommen und daß er etwas Böses im Schilde führe.

– Einstmals überredet mich Petschorin mit ihm auf die Wildschweinsjagd zu gehen; ich weigerte mich lange; was lag mir auch an einem solchen wilden Schweine! Indessen schleppte er mich zuletzt doch mit fort. —

– Wir nahmen fünf Mann mit und zogen des Morgens früh hinaus. Bis zehn Uhr strichen wir durch Schilf und Wald umher – nirgends Wild! „Ei was, gehen wir nicht lieber nach Hause zurück?“ sagte ich. „Warum nun gerade darauf bestehen? Es ist klar, daß wir heute keinen glücklichen Tag haben!“ Allein Grigorii Alexandrowitsch wollte trotz der Sonnenhitze und unserer Ermattung nicht ohne Beute heimkehren . . . So war er nun einmal: was er sich in den Kopf gesetzt hatte, das mußte er haben; offenbar war er in seinen Kinderjahren ein recht verzogenes Muttersöhnchen gewesen . . . Endlich, gegen Mittag, stießen wir auf einen solchen verwünschten Eber. – Paff! Paff! verfehlt – weg war er im Schilfe . . . es war einmal ein unglücklicher Tag! So ruhten wir uns denn ein wenig aus und begaben uns auf den Rückweg. —

Wir ritten neben einander, schweigend, mit losgelassenen Zügeln und waren bereits hart an der Festung, bloß daß das Gebüsch sie uns noch verbarg. Plötzlich ein Schuß . . . Wir blickten einander an, derselbe Verdacht durchzuckte uns . . . Unverzüglich sprengen wir nach der Richtung des Schusses, – wir sehen: auf dem Walle hatte sich ein Haufe Soldaten versammelt, die auf das Feld hinwiesen, auf welchem ein Reiter in vollem Carriere dahinsprengte, etwas Weißes vor sich auf dem Sattel haltend. Grigorii Alexandrowitsch schrie nicht schlechter auf als irgend ein Tschetschiner; das Gewehr aus dem Futterale – und dahin; ich ihm nach.

Zum Glücke waren unsere Pferde in Folge der unglücklichen Jagd nicht abgemattet; sie rissen sich unter dem Sattel dahin und wir kamen mit jedem Augenblicke näher und näher . . . und endlich erkannte ich den Kasbitsch, nur konnte ich nicht recht unterscheiden, was er da vor sich hielt. Ich hatte Petschorin gerade eingeholt und schrie ihm zu: „Es ist Kasbitsch!“ Er blickte mich an, nickte mit dem Kopfe und schlug sein Pferd mit der Peitsche.

– Endlich hatten wir uns ihm auf Büchsenschußweite genähert; war nun sein Pferd bereits abgequält, oder war es schlechter als die unsrigen, genug, es wollte nicht mehr recht vorwärts. Ich glaube, daß er sich in dieser Minute seines Karagös erinnerte.

1

Ein leichter Bauer- (Post-) wagen, der nicht in Federn hängt.

2

Duchan persisch, Dorf, Station.

3

Gorzü, Bergvölker, gewöhnliche Benennung aller Kaukasier.

4

7 Werst = 1 deutsche Meile.

5

Dem General Grafen Jermóloff.

6

Dreigespann.

7

Ein kurzer zottiger Filzmantel, vorzüglich bei den im Kaukasus stehenden Kosaken im Gebrauch.

8

Die vorgeschriebene Begrüßungsformel für Untergebene, welches Ranges sie auch sein mögen, gegen ihre Vorgesetzten.

9

Getränk aus Buchweizenmehl.

10

Der Rußlands Oberhoheit anerkannt hatte.

11

Aúl, Dorf der kaukasischen Völkerschaften.

12

Kaukasischer Nationaltanz.

13

Eine jämmerliche Nachbildung der Guitarre.

14

Kurzes enganliegendes Unterkleid der tatarischen Völkerschaften.

15

Worte des Beifalls in tatarischer Sprache.

16

Scháschka heißt der krumme Säbel der Tscherkessen und Kosaken.

17

Russischer Verrath, Verrath!

18

Der erste Vocal dieser beiden Wörter wird, wenigstens vom gemeinen Volke, gleichmäßig o ausgesprochen.

19

Eine Art Reiterpeitsche.

Der Held unserer Zeit: Kaukasische Lebensbilder

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