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Der Trost eines Hundes

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Es ist mal wieder soweit. Das trostlose Wetter, die Jahreszeit, der ganze Stress der vergangenen Monate, der Stress, der noch vor uns liegt...die Tatsache, dass wir einfach nicht zur Ruhe kommen... all das führt dazu, dass ich mich wieder leicht depressiv fühle. Wir sind im Mai hier her gezogen, aber es war wohl eine übereilte Entscheidung, die wir jetzt täglich mehr und mehr bereuen. Uns wird es einfach nicht vergönnt uns heimisch zu fühlen. Unsere Tochter müssten wir eigentlich einsperren, fesseln und knebeln. Das Kind darf hier nichts mehr machen. Und unseren Hund, sie darf nicht mehr in den Garten und muss angeleint im Treppenhaus geführt werden. 4x am Tag Minimum hab ich das Treppenhaus zu putzen... und auch so sind etliche Regeln erlassen worden, an die wir uns zu halten haben.

Die Firma, in der ich bis zuletzt gearbeitet habe, ist insolvent. Im September hieß es noch...kein Problem... das Unternehmen ist zu retten. Von irgendwelchen Maßnahmen, die dies bewirken sollen, haben wir nichts gemerkt. Stattdessen halte ich die Kündigung in Händen. Nein, ich bin und werde auch nicht arbeitslos. Ich habe es vorausgeahnt und werde jetzt wieder in der alten Firma arbeiten, in der ich vorher war. Leider ist das ganze wieder nur zeitlich begrenzt...aber immer noch tausend Mal besser, als direkt zum Arbeitsamt zu müssen.

Mein Mann bekommt in seiner Firma immer deutlicher zu spüren, dass seine Arbeit keinen Wert hat. Von seinen netten, ewig freundlich grinsenden Kollegen wurde er bestohlen. Chef sagte nur, er müsse besser auf seine Sachen aufpassen. Gut, dass der Chef jetzt selber bestohlen wurde. Gleichen Spruch würgte mein Mann ihm jetzt rein. Den einzigen Vorteil dieser Arbeitsstelle, die absolute Krisensicherheit, müssen wir jetzt außer vor stellen. Seit 12 Jahren dasselbe bescheidene Gehalt und nein, es wird keine Gehaltserhöhung geben. Was interessiert es einem Chef, der selber Geld wie Dreck hat, dass rundherum alles teurer wird? Also begibt sich mein Mann jetzt auch wieder auf Arbeitssuche.

Meine kleine Tochter... ja wäre schön, wenn sie wirklich noch klein wäre... sie wird erwachsener und geht mit ihren 11 Jahren schon sehr eigenständige Wege. Wäre auch schlimm, wenn es anders wäre...andererseits muss ich bald Bilder aufstellen, damit ich das Mädchen noch wiedererkenne. Sie hat endlich neue Freundinnen gefunden, die sie so nehmen, wie sie ist. Was ist aber, wenn wir hier nie heimisch werden und wieder umziehen sollten?


Die Schule liegt mir wie ein Stein im Magen. Noch in diesem Monat stehen die Weiterempfehlungen zur weiterführenden Schule an. Alles hängt von einer besch...eidenen Note ab. Ich könnte so in die Ecke…. Im neuen Jahr sind dann die Anmeldungen. Es ist jetzt schon wieder klar, dass es zu viele Schüler sind und zu wenige Schulen... jedes Jahr dasselbe... nur jetzt sind wir auch direkt betroffen.

Mir geht diese ewige Dunkelheit so auf den Keks. Die erste Runde morgens ist im Dunkeln, die letzte Runde ist im Dunkeln und tagsüber wird es auch nicht mehr richtig hell, meiner Empfindung nach. Ich bin nachtblind...ich verlasse mich voll und ganz auf Jody's Führungskünste. Aber wie oft lag ich schon auf dem Hintern, weil ich die Unebenheiten nicht erkenne und wie oft hat sich Jody ein zusätzliches Abendessen besorgen können, weil ich nicht gesehen habe, was so rumliegt?

In diesem ganzen Elend gibt es einen Lichtblick. Dieser Lichtblick hat 4 Pfoten, ein weißes Fell mit schwarzen Tupfen, heißt Jody und ich glaube, gäbe es sie nicht, würde ich nur noch hier herum sitzen und vor mich hin heulen. Sie fühlt deutlich, dass es keinem von uns wirklich gut geht... sie merkt deutlich, dass ich gegen meine depressive Phase regelrecht ankämpfen muss. Sie merkt, dass ich mich sehr zusammenreißen muss, um nicht hemmungslos loszuheulen (obwohl es mir vielleicht mal gut täte es zu tun). Und selbst wenn ich dann nachts wachliege und vielleicht nur ein Tränchen die Wange runter kullert, ist sie da, schleckt das eine Tränchen fort und ist einfach nur da.

Sie könnte sich auf ein weiches bequemes Kissen legen. Tut sie aber nicht, sie legt sich direkt vor meinem Bett auf den Boden, rollt sich einfach ein und bleibt bei mir. Ab und an stupst sie mich an... nur ganz sanft. Vielleicht um mir zu sagen...hey, ich bin immer noch bei dir und ich lasse dich nicht allein. Sie hat eine wahnsinnige, fast unheimlich anmutende, beruhigende Art an sich. Allein bei ihrem Anblick schöpfe ich noch immer wieder neuen Mut, neue Kraft... den Willen mir selber zu sagen, dass es irgendwie weiter gehen wird und dass sich alles irgendwie, irgendwann finden wird. Ich bin mir sicher, dass ich auch noch die Kraft wiederfinden werde, die Probleme endlich bei den Haaren zu packen und diese zu beseitigen.

Wir verstehen uns blind, ohne Worte... ich denke... sie führt aus. Manchmal denke ich nicht einmal und sie macht einfach, was an der Stelle angebracht wäre. Sie bettelt nicht mehr, sie fordert nicht mehr ihre Zeit ein... sie ist folgsamer als jemals zuvor. Bis vor kurzem dachte ich noch, ich würde mir das alles Einbilden. Aber meinem Mann ist es auch aufgefallen... in dem ganzen Chaos will sie uns um keinen Preis zur Last werden. Sie kann uns auch gar nicht zur Last werden. Selbst wenn sie nicht so folgsam wäre, ist sie noch immer die größte Bereicherung für unsere Familie. Daran wird sich auch nichts ändern.

Im Moment hat es wirklich den Anschein, dass sie sich um uns kümmert und nicht wir uns um sie. Klingt irgendwie verrückt oder aber es ist einfach diese grenzenlose Liebe, die wir füreinander empfinden.

Vom Glück einen Hund zu haben

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