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Kapitel 3

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Wohlbedacht und geplant rief ich ihn ein paar Tage später an, bedankte mich für seine Einladung und sagte, dass mir die Unterhaltung mit ihm und insgesamt der gemeinsame Abend gut gefallen habe. Diesmal würde ich ihn gerne selbst in ein Restaurant in der Nähe seiner Wohnung zum Essen einladen.

Als ich meiner Schwester bei einem Besuch von meinem Vorhaben erzählte, küsste und umarmte sie mich voller Freude und sagte:

»Wow, Sara! Klasse! Verzeihe mir, dass ich dich so oft angestänkert und als altmodisch bezeichnet habe! Du weißt schon selbst, dass du nicht nur die beste Schwester der Welt, sondern auch die niveauvollste Frau bist, die ich kenne! Es ist große Klasse, wie du die Sache angegangen bist! Ganz langsam, ohne Angst und Stress muss man einen Mann kennenlernen. Du hättest ihn lieber nicht zum Essen einladen, sondern nur mit ihm Kaffee trinken gehen sollen und ihn dann wieder bezahlen lassen!«

Ich verstand sie nicht richtig, daher fragte ich:

»Warum sollte er mich wieder einladen?!«

Sie grinste kurz nachdenklich und antwortete dann überzeugt:

»Wenn du jeden, der einmal für dich bezahlt hat, zum Essen einlädst, musst du bald betteln gehen!«

»Lenachen, du Dummkopf! Habe ich etwa selbst kein Geld? Außerdem, beabsichtige ich alle Männer unserer Stadt kennenzulernen, wodurch ich dann zum Betteln verdammt wäre?!«

»Oh, oh! Ich fürchte, meine liebe und altmodische Schwester hat sich in den Kerl, den sie zwei Mal gesehen hat, total verknallt!«, bemerkte sie überrascht. »Liebe Sara, du bist älter als ich und weißt sicherlich besser, was gut für dich ist. Ich gebe dir nur einen Rat: Verliebe dich nicht sofort in einen Mann! Man muss die Männer behutsam kennenlernen und an ihnen bis zuletzt zweifeln! Sie sind genetisch so veranlagt, dass sie die jungen Frauen immer vorziehen und ihnen, jetzt oder später, offensichtlich oder im Geheimen, nachlaufen. Die armen Männer sind nicht daran schuld. Ihre Hormone spielen einfach verrückt. Daher müssen wir Frauen sie ständig kontrollieren, durstig und von uns abhängig machen. Das Schwierigste aber ist, diesen Zustand zu erhalten, ansonsten verschwinden sie einfach wieder; genauso schnell, wie sie gekommen sind.«

»Es reicht! Es reicht, Lena! Ich glaube nicht, dass du mit so einer Einstellung glücklich wirst, Schwesterlein! Du vergisst, dass unser Vater auch ein Mann ist …«

»Ach, Sara! Lass bitte Papa aus dem Spiel! Er ist ohne Zweifel ein guter Vater. Aber, ob er auch ein guter Ehemann ist, das kann unsere Mutter sicher besser beurteilen. Ich bin mir sicher, dass Mama es mir, im Vertrauen, bestätigen würde, dass Papa als Mann mehr oder weniger genau wie die anderen Männer ist!«

Entgegen seiner Behauptung schleppte er immer noch seine Erkältung mit sich herum. Noch schlimmer: Er berichtete sogar, seit Beginn dieser Erkältung seinen Geruchssinn verloren zu haben. Ich bemerkte:

»Das kommt davon, wenn man keine Acht auf sich gibt und nicht zum Arzt geht! Was ist mit Ihrem Geschmackssinn? Können Sie Essen und Getränke schmecken?«

»Doch, doch! Leider bin ich nicht in der Lage, das Parfum, welches Sie eventuell heute benutzt haben, zu zuordnen! Ansonsten nehme ich nicht nur alle Geschmacksrichtungen wahr, sondern bin auch dabei, Ihre Anwesenheit vollkommen zu genießen!«

Mein Blick blieb an seinem hängen. Ein erquickendes Gefühl durchfloss mich plötzlich. Überrascht und verlegen versuchte ich von ihm wegzuschauen. Ich war sprachlos und wusste nicht, was ich sagen sollte. Noch einmal schaute ich in seine Augen. Sie strahlten und schienen mich dabei förmlich zu streicheln. Mit einem heiteren Lächeln, welches sich in meinem Gesicht ausbreitete, suchte meine Hand die Seine, kurz und flüchtig streichelte ich sie, sagte dann, mich mühsam beherrschend:

»Wie gut Sie Ihre Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen!«

Da er nicht die Gelegenheit bekam, mein flüchtiges Streicheln zu erwidern, hob er sein Glas hoch und mit einem süßen und bedeutungsvollen Bedauern sagte er:

»Ich wünschte, stattdessen hätte ich die Gabe, die Gedanken der Anderen zu lesen und ihre Gefühle zu spüren! Prost!«

Trotz all seiner Bemühungen mich zu überzeugen, die Rechnung ihm zu überlassen, zahlte ich selbst für den Abend. Daraufhin hob er seine Hände etwas über dem Tisch und, indem er seine Augenbrauen nach oben zog, fuhr er fort:

»Okay. Dann gestatten Sie mir bitte, Sie auf ein Glas Wein bei mir einzuladen!«

Ich war überrascht. Auf so einen Vorschlag seinerseits war ich nicht vorbereitet.

»Was soll das? So schnell lädst du mich zu dir auf ein Glas Wein? Dann erwartest du natürlich, dass daraus mehrere Gläser werden und ich schließlich mit dir im Bett lande? Und ich Idiot dachte, du wärest anders als andere Männer! Ihr seid alle gleich! Euer Geschlechtsteil ist euer Kompass …«, dachte ich schweigend bei mir, indem ich ihm mit einem ernsthaften Blick in die Augen schaute.

»Nein. Danke. Ich muss noch Auto fahren. Ein Glas Wein haut mich um«, sagte ich.

Er war aufmerksam genug, meine ablehnende Reaktion wahrzunehmen.

»Oh, Verzeihung! Ich habe überhaupt nicht daran gedacht. Danke für alles! Es war sehr schön!«, bemerkte er vorsichtig.

Wir standen auf, um das Restaurant zu verlassen.

«Warum hast du seine Einladung abgelehnt, Sara? Mädchen, du bist vielleicht wirklich zu altmodisch, wie Lena schon immer behauptete! Woher weißt du, dass er dich einlädt, um mit dir zu schlafen? Dieser ist nicht wie die Männer, die du bisher im Internet kennengelernt hast. Dies ist das dritte Mal, dass du dich mit ihm triffst, noch hat er kein Wort darüber gesprochen, was für ein toller Kerl er ist oder so einen Mist. Würde er mich ausnützen wollen, hätte er nicht darauf beharrt, die Rechnung für das Abendessen zu zahlen. Schau, wie schweigsam er geworden ist! Bravo, so einfach kränkst du einen lieben und braven Menschen?!«, tadelte ich mich, während wir aus dem Restaurant hinaus traten.

»Darf ich Sie bis zum Parkplatz begleiten?«, fragte er mich mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen.

»Sehr gern. Aber, ich dachte, Sie wollen mir erst Ihre Wohnung zeigen?«

»Oh, ja! Wie schön! Sicher. Bis dahin sind es nicht mehr als dreihundert Schritte. Danke, dass Sie meine Einladung angenommen haben! Den Wein lassen wir aber für ein anderes Mal. Eine Tasse Kaffee oder Tee, glaube ich, wäre nicht schlecht …«

Die Ziegennovelle

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