Читать книгу Heilmittel der Sonne - eBook - Margret Madejsky, Olaf Rippe - Страница 7

Оглавление

Auf den Spuren der Sonne in Mensch und Natur

Alles dreht sich um die Sonne. Sie ist der leuchtende Mittelpunkt unseres Planetensystems und der Urquell des Lebens. Aus ihrem Licht wird alles geboren, von ihrem Feuer alles belebt. Ihr Lauf durch Tag und Jahr und der dadurch bedingte Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, lässt alles Leben in ihrem Rhythmus schwingen.

Die Sonne ist aber weit mehr als nur ein strahlender Himmelskörper oder ein kosmischer Taktgeber. Über Jahrtausende verehrten unsere Vorfahren sie als Gottheit und feierten ihr zu Ehren heilige Feste. Der Astronom Johannes Kepler sah in ihr noch den Wohnort der Vernunft und eine Quelle der Harmonie. Auch Paracelsus (1493–1541) wusste: »Von der Sonne empfangen wir das natürliche Licht der Weisheit.«

In unserer Zeit werden viele Mythen unserer Vorfahren neu entdeckt und mit ihnen vergessene Traditionen und altes Brauchtum wiederbelebt. Diese Rückbesinnung auf unsere kulturellen Wurzeln lässt auch die Sonne, die immer schon im Mittelpunkt der Überlieferungen stand, wieder in neuem Licht erscheinen. Die Naturbetrachtung unserer Vorfahren ist der Schlüssel zu einem erweiterten Verständnis des Sonnenwirkens in Mensch und Natur. Diese Betrachtungsweise lässt uns begreifen, dass die Sonne die Seele alles Lebendigen ist.


Tanz der Planeten um die Sonne, das Herz des Sonnensystems. (Stuckvilla, München)

»Im Menschen sind nämlich Sonne, Mond und alle Planeten, desgleichen sind auch in ihm alle Sterne und das ganze Chaos [= Kosmos].« (Paracelsus)

In bestimmten Tieren, Pflanzen und Mineralien aber spiegeln sich die Eigenschaften der Sonne auf ganz besondere Weise, dies sind die »Heilmittel der Sonne«. Von ihren heilenden Kräften handelt dieses Buch.

Die Schlüssel zur Sonne

Am Anfang stellt sich die Frage: Was macht Pflanzen wie das Johanniskraut,Tiere wie die Biene oder Mineralien wie den Bernstein zu Heilmitteln der Sonne, und welche Wirkung haben sie auf uns? Um diese Fragen zu beantworten, betrachten wir die Lehre des ägyptischen Eingeweihten Hermes Trismegistos: »Wie oben so unten, wie unten so oben.« Nach dieser uralten Weltsicht sind Makrokosmos und Mikrokosmos im Wesentlichen identisch, sie bedingen einander und folgen ähnlichen Gesetzmäßigkeiten.

Nach antiker Vorstellung besteht der Makrokosmos aus zwölf Sternzeichen und sieben kosmischen Grundkräften, den fünf Wandelplaneten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn sowie den zwei Lichtern Sonne und Mond; heute kommen noch die erst in neuerer Zeit entdeckten Planeten Uranus, Neptun und Pluto hinzu. Diese Kräfte stehen in einer dynamischen Wechselwirkung mit den stofflichen Elementen Erde und Wasser, die von den geistartigen Elementen Luft und Feuer umgeben sind. Die vier Elemente sind mit den Naturreichen identisch: Die Erde bildet das Mineralreich, das Wasser die Welt der Pflanzen, die Luft die animalische Welt und das Feuer als Brücke zum Kosmos ist das Reich des Menschen.

Da die Welt ein Spiegelbild kosmischer Kräfte darstellt, findet man die energetischen Qualitäten der Planeten in Pflanzen, Tieren und Mineralien, aber auch im Menschen, seinen Organen, Organfunktionen und Krankheiten wieder; dies ist die »Lehre von den Entsprechungen oder Korrespondenzen«. Sie ist die Grundlage einer hermetischen Betrachtungsweise der Natur.


»Wie oben so unten, wie unten so oben«, lautet die Weisheit des Eingeweihten Hermes Trismegistos. Tür eines Arzneischrankes der Hofapotheke in Innsbruck, um 1740. (Pharmaziehistorisches Museum Basel)

Licht, Wärme, Rhythmus

Von allen kosmischen Kräften beeinflusst uns die Sonne am meisten. Sie ist das mächtigste Gestirn am Firmament. Nur der Mond, das Licht der Nacht, beeinflusst ähnlich intensiv das irdische Leben. In der griechischen Mythologie sind Sonne und Mond Zwillinge, die sich gemeinsam die Welt teilen – interessanterweise erscheinen beide von der Erde aus gleich groß. Sie sind ein Symbol für die Polarität des Lebens: Tag und Nacht, Wärme und Kälte, Bewegung und Ruhe.

Die Eigenschaften, nach denen wir suchen müssen, um den universellen Geist der Sonne zu finden, sind Licht, Wärme und Rhythmus. Entdecken wir diese in den Naturreichen, dann haben wir die Heilmittel der Sonne gefunden. Dann haben wir auch verstanden, was die sonst so unterschiedlichen Naturreiche miteinander verbindet.

Ein Beispiel: Die Farben, die wir der Sonne zuordnen, sind vor allem Gelb bis Gold-Orange. Wir finden sie in allen Naturreichen wieder, in den Blüten vieler Pflanzen wie Johanniskraut, Ringelblume oder Schöllkraut, aber auch im Gold, im Schwefel oder im Bernstein und nicht zuletzt in der Biene wie auch im Honig. Die Farbe ist einer der Schlüssel zum lebenspendenden Wesen der Sonne, viele andere lernen wir noch kennen.

Die goldene Kette

Diese Sichtweise lässt nicht nur Ähnliches in scheinbar Getrenntem erkennen, sie erlaubt auch eine besondere Art der Heilkunde, die auf dem Analogiedenken basiert. Menschen, die das Licht der Sonne wahrnehmen wollen, können sich auf diese Weise beispielsweise einen »Sonnentrank« herstellen, der sich aus sonnengelben Naturheilmitteln zusammensetzt. Solche Rezepte heißen auch »Goldene Ketten«. Eine solche Kette aus Sonnenheilmitteln bilden beispielsweise Johanniskraut, Biene und Gold. Weil sie der gleichen Grundkraft unterstehen, entfalten solche Rezepte eine besonders intensive synergistische Wirkung. Jede Substanz ergänzt und verstärkt die Wirkung der anderen, wobei jede Einzelsubstanz auf einer anderen Ebene im Menschen zum Wirken kommt.

Diese Art der Heilkunde unterscheidet sich natürlich ganz erheblich von einer rein wirkstofforientierten Medizin, wie sie heute üblich ist. Das heißt aber nicht, dass wir in der Heilkunde auf wissenschaftliche Erkenntnisse über das Stoffliche verzichten können. Ganz im Gegenteil: Auch die chemische Zusammensetzung eines Minerals oder der Wirkstoff einer Pflanze sind Wege, das Wirken der Sonne zu verstehen.

Die Signaturenlehre

Die Heilkraft einer Natursubstanz leitet man heute vor allem von deren Inhaltsstoffen sowie der Wirkung auf der strukturellen Ebene ab. Diese Betrachtungsweise führt zu einem sehr genauen, aber auch sehr beschränkten Wirkprofil einer Substanz. Heilkunde gibt es aber nicht erst seit zweihundert Jahren pharmakologischer Forschung. Sie ist so alt wie die Menschheit, und fähige Heiler hat es zu allen Zeiten gegeben. Sie kannten jedoch weder Labor noch chemische Formeln, sondern ganz andere, weit sinnlichere Wege der Heilmittelerkenntnis wie die Signaturenlehre. Sie ist keine analytische, sondern eine assoziative Methode, die aus den sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften eines Stoffs wie Gestalt, Farbe, Geruch oder Geschmack eine Heilwirkung ableitet. Doch erst die Verknüpfung von überlieferten Sichtweisen mit den Erfahrungen der Volksmedizin und mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen unserer Zeit ergibt ein wirklich umfassendes Bild von den Möglichkeiten der Naturheilkunde. Und auf diese Weise lässt sich das Wirken der Sonne in der Natur wohl am besten begreifen.


»Die Sonne an ihrem östlichen Tor.« (William Blake, um 1820)

Bevor wir uns dazu auf die Spurensuche nach Sonnenhaftem in der Natur machen, sollten wir aber noch etwas genauer die Eigenschaften der Sonne und ihren Einfluss auf uns Menschen kennenlernen.

Das Wesen des Lichts

In manchen Alpentälern scheint die Sonne monatelang nicht. Wenn ihre Strahlen erstmals im Jahr die Schatten verdrängten, gingen früher die festlich gekleideten Bewohner mancher Alpentäler der wiederkehrenden Sonne entgegen. In den Händen hielten sie eine Schüssel voll Milch, die sie dem lebenspendenden Gestirn als Dankesopfer darbrachten. Was mit diesem Brauch gefeiert wurde, ist aber nicht nur die Wiederkehr des Lichts, sondern auch der Götterfunke im Anbeginn der Schöpfung, von dem uns alte Mythen erzählen.

In Ägypten, dem heiligen Land der Sonne, erklärte man sich den Ursprung des Lebens auf folgende Weise: Vor der Erschaffung der Welt gab es nur das dunkle Urmeer, aus dessen Fluten sich eine Insel mit einem leuchtenden Ei auf der Spitze erhob. Dem Ei entstieg der Sonnengott Re, und das gesamte Universum erstrahlte in seinem Licht. Sodann schuf er Götter, Menschen und alles Leben. Nachts weilt er in der Unterwelt, aus der er jedes Mal im Morgengrauen am östlichen Horizont wiedergeboren wird. Der Osten ist die Heimat des Sonnengottes. Dessen Name »Flammeninsel« ist ein Bild für die Morgenröte.

»Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken.« (J.W Goethe)

Noch heute zeugen die nach Osten ausgerichteten Altäre christlicher Kirchen von der ursprünglichen Sonnenverehrung. Denn aus dem Osten kommen das Licht und alle Weisheit. Der Osten ist auf alten Karten oftmals als Orient bezeichnet. Somit schenkt die Sonne dem Menschen nicht nur ihre Lebenswärme, sondern an ihr können wir uns auch »orient«-ieren.

Sonnensymbol Auge

Erst das Sehen macht uns für den Geist der Sonne empfänglich. So wundert es nicht, wenn das Auge in vielen Religionen ein Sonnensymbol ist. Bei den Ägyptern war die Sonne das Auge des Re. Bei den Griechen verkörperte sie sich im allessehenden Helios und in Apollon, im Gott der Prophetie. Die Germanen verehrten den hellsichtigen Lichtgott Baldur. Im Christentum schließlich symbolisiert das Auge im nach oben gerichteten Dreieck den sonnenhaften Geist Gottes.

Für den Menschen bedeutet Sehen eine bunte Welt. Farben geben der Welt ein Gesicht und unterscheiden das eine vom anderen. Sie lassen aber auch das Gemeinsame erkennen – erinnern wir uns an das Beispiel von den Sonnenfarben. Sehen bedeutet also eine bewusste Wahrnehmung der Außenwelt, analog dem sehenden Geist der Sonne.

Es wundert daher nicht, dass viele Augenheilmittel von sonnenhafter Natur sind wie Schöllkraut und Chrysolith. Sie stärken unsere Sehfähigkeit und heilen manche Augenleiden. Vor allem aber nehmen wir durch sie das Licht besser wahr, und manchmal öffnen sie uns sogar die Augen für die verborgenen Wahrheiten der Welt.


Das »Sonnen«auge im Dreieck symbolisiert den allessehenden Geist Gottes.


Der Geist der Sonne bescheint die Erde. Die Sonnenkugel besteht aus sieben Sphären mit Augen, die den sieben Himmelskörpern oder Planetenkräften entsprechen. (Jacob Böhme, 1682)

Erkenne Dich selbst

Das Licht der Sonne entspricht der Bewusstheit unseres Geistes. »Erkenne Dich selbst« lautet die Botschaft des Sonnengottes Apollon an uns Menschen.

In der Astrologie stellt die Sonne die innere Wahrheit, den Wesenskern eines Menschen, seine Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie sein »Ich-Bewusstsein« dar. Besonders ausgeprägt gilt dies für Löwegeborene, denn die Sonne regiert das Tierkreiszeichen Löwe (23. Juli–22. August). Kinder der Sonne sind wir aber alle, und für jeden von uns bedeutet ihr Licht das Streben nach Weisheit und einem bewussten Ich, nur die Wege sind verschieden. Der eine ist dabei still und versonnen, der andere voll glühendem Tatendrang oder strahlender Begeisterung.

Das astrologische Symbol der Sonne ist ein Kreis mit einem Punkt in der Mitte. Es entspricht unserem heliozentrischen Weltbild, das seinen Namen dem Sonnengott Helios verdankt. Der Punkt stellt die Sonne als Herz unseres Planetensystems dar, der Kreis die um sie laufenden Planeten. Vor allem aber symbolisiert es die Geburt des kosmischen Lichts als Ursprung und Mittelpunkt des Universums und wie es sich in den Raum ausbreitet, um alles zu beleben. Der Punkt entspricht auch unserem Ich. Der Kreis zeigt, wie weit sich unsere Bewusstheit nach außen erstreckt.


Heilmittel als Brücke zum Licht

Viele der im Buch erwähnten Sonnenheilmittel helfen uns, unser Ich, also die eigene Persönlichkeit besser zu begreifen oder zu stärken. Besonders das Sonnenmetall Gold fördert die Selbsterkenntnis. Es gilt als die reinste Verkörperung des Sonnenlichts in der Natur. Gold ist sozusagen der Schweiß der Sonnengötter. Doch von den Orakelkräutern des Apollon oder durch den Dichtermet kann man ebenso Inspiration erhalten.Visionen oder innere Wahrheiten findet man manchmal auch im Leuchten eines Bergkristalls oder eines Topas.

Heilmittel der Sonne dienen also nicht nur dazu, Krankheiten zu behandeln, sie sind auch Hilfsmittel für den Gesunden, der seine Bewusstseinsentwicklung unterstützen möchte. Sie machen aber nicht aus jedem gleich einen Erleuchteten. Viele hellen einfach nur die Stimmung auf und wirken als Seelenbalsam.

Wenn sich die Sonne in unseren Breiten wieder einmal wochenlang nicht blicken lässt, dann verdunkelt sich meist auch das innere Licht. Erschöpfungszustände, Depressionen oder Abwehrschwäche sind nur einige der möglichen Folgen.

Die Sonne spiegelt sich in unserem Ich und in unserer Lebenskraft wieder. Wird dieser Spiegel glanzlos, sprechen wir von einer »Ich-Schwäche« oder von einem Sonnenmangel.

Mit den zahlreichen Sonnenrezepten in diesem Buch braucht man aber nicht länger Trübsal blasen. Zum einen fördern sie den Kontakt zur Natur. Wer einmal im ersten Frühling einen »Trank der Begeisterung« gesammelt hat, wird sich immer an diese Naturerfahrung erinnern und von den Gedanken an die freundlichen Lichtblumen auch in dunklen Stunden zehren. Zum anderen stellen wir viele Möglichkeiten vor, wie man »Sonne pur« zuführen kann.

Wer nach Versonnenheit sucht, Lebenswärme benötigt oder ganz einfach auf der Sonnenseite des Lebens stehen möchte, braucht eigentlich nur sein persönliches Sonnenrezept zu wählen.

»Im Mikrokosmos ist das Auge, was im Makrokosmos Sonne genannt wird.« (Paracelsus)

Das egozentrische Weltbild

Nun gibt es aber auch Menschen, die alles andere als »Ich-schwach« sind. Wer kennt sie nicht, die Partylöwen, Exzentriker und Egomanen. Wo sie hinkommen, stehen sie im Mittelpunkt, werden bewundert, verehrt und auch gefürchtet. Ihr Leitspruch ist: »Ich kam, sah und siegte.«

Was früher eher das Lebensthema einzelner Persönlichkeiten war, ist heute zum Zeitgeist geworden – alles dreht sich um das Individuum und um gesellschaftlichen Erfolg. Was mit der Natur und den Mitmenschen passiert, ist vielen egal. Naturzerstörung und das Elend der Dritten Welt sind nur zwei der vielen Folgen. Aus einem heliozentrischen Weltbild wurde ein egozentrisches.

Dieser von sich selbst besessene Menschentyp – der Egomane – verkörpert ein Übermaß der Sonne, während der verzagte Mensch einen Sonnenmangel darstellt.

Nichts darf sich aber in der Natur ins Unmäßige ausbreiten, und so lautet eine weitere Botschaft des Sonnengottes Apollon: »Alles mit Maß.« Als Attribut hält Apollon eine Leier in seinen Händen, und um harmonische Akkorde spielen zu können, dürfen deren Saiten weder zu locker, noch zu fest gespannt sein.

Das richtige Maß finden

Das notwendige Regulativ zu einem Übermaß an Sonne finden wir in den Qualitäten von Mond und Saturn, die uns noch des Öfteren begegnen werden. Im Gegensatz zur solaren Anspannung und Wachheit vermittelt Luna, das Licht der Nacht, innere Ruhe und Regenerationskraft. Saturn, das kosmische Licht, hütet einerseits die Tore zur metaphysischen göttlichen Welt, andererseits verkörpert er das Prinzip der Einschränkung und der Prüfungen. Er stellt auch die Weisheit, das Schicksal und die Berufung dar. Folgen wir der Berufung, erkennen wir uns selbst. Folgen wir ihr nicht, missachten wir uns und andere. Persönliches Leid ist die Folge. Und was für Einzelschicksale gilt, kann auch uns alle betreffen, wenn wir nicht anfangen umzudenken, um den wahren Geist der Sonne zu entdecken, das soziale Wesen, das mit sich und der Welt in Einklang lebt. Die höchste Tugend der Sonne besteht weder in Minderwertigkeitsgefühlen noch im Größenwahn, sondern in der Besonnenheit.

Hiervon erzählt die Geschichte des Phaeton, Sohn des Sonnengottes Helios, der bei seinem Vater einen Wunsch frei hatte. Obwohl noch viel zu jung und unerfahren, wollte der ehrgeizige Phaeton einmal den Sonnenwagen des Vaters steuern.


Phaeton wird von Zeus aus dem Sonnenwagen gestürzt, nachdem er der Erde zu nah kam und diese zu verbrennen drohte. Im Hintergrund sieht man das Sternzeichen des Löwen, das von der Sonne regiert wird. (»Phaeton«; Gustave Moreau, 1878)

Durch seine Unbesonnenheit fuhr er jedoch zu tief, so dass die Erde fast verbrannte. Zeus beendete den Spuk, indem er Phaeton in den Tartarus schleuderte (Sinnbild des Saturns).

Entsprechend fördern zahlreiche Heilmittel der Sonne, die zum Teil auch dem Saturn unterstehen (z. B. Bergkristall), die innere Ruhe und Ausgeglichenheit, die wir für unsere Entwicklung brauchen. Sie helfen uns auch dabei, unser egozentrisches Weltbild zu überwinden und sie geben uns ein Gefühl für das rechte Maß.

Lebenselixier Sonne

Im Licht entdecken wir den Geist der Sonne und uns selbst. In der Wärme finden wir dagegen ihre befruchtende Kraft, die uns das Leben schenkt und es erhält. Von der Sonne als Fruchtbarkeitsspenderin erzählen ebenfalls viele Mythen.

Im antiken Griechenland war der Sonnengott Helios zusammen mit der Erdenmutter Gaia Ursprung des Lebens. Das erste Wesen entstand der Überlieferung nach dort, wo seine wärmenden Sonnenstrahlen erstmals die kalte und feuchte Erde trafen. Ähnlich in der germanischen Mythologie: Dort entstand die Welt aus der dunklen Kälte des Nordens, die sich mit der Hitze des Südens vereinigte. Die heißen Sonnenwinde schmolzen das Eis, und die fallenden Tropfen wurden lebendig durch die Kraft, die das Feuer sandte. So entstand das Urwesen Ymir, das zugleich Mann und Frau war.

Wärme und Kälte (Sonne und als Gegenpol Mond/Saturn) sind die zwei Pole der Lebenskraft. Wärme bedeutet pulsierendes Leben und Bewegung, Kälte dagegen ruhende Erstarrung und scheinbarer Tod. Jeden Frühling erleben wir die vitalisierende Kraft der Sonne, die im Sommer ihren Höhepunkt findet. Mit der nachlassenden Sonnenwärme im Herbst und Winter zieht sich das Leben schließlich unter die Erde zurück und kommt zur Ruhe.

Sonnenfeuer als Allheilmittel

Das Geheimnis und Streben aller Heilkunst ist es, den Lebensfunken so lange wie möglich zu erhalten. Niemand kann dies besser als die Sonne selbst. Die belebende Kraft des Sonnenfeuers tragen jedoch auch viele Natursubstanzen in sich.

Will man die Wirkung von Sonnenheilmitteln beschreiben, so tut man sich schwer, denn unter ihnen finden sich zahlreiche Allheilmittel. Lebensverlängernde Elixiere wie das »Danziger Goldwasser« beinhalten beispielsweise absichtlich mehrere Sonnenheilmittel. Besonders alte und lebensschwache Menschen brauchen solche wärmenden Elixiere. Aber auch chronische Erkrankungen (z. B. Allergien) zeugen davon, dass die Lebenskräfte erlahmen und das Immunsystem angefeuert werden muss. Die meisten Heilmittel der Sonne regen von daher nicht nur die Lebensgeister an, sondern stärken auch die Abwehr. Dies entspricht wiederum dem astrologischen Sonnensymbol: Der Lebensgeist entspricht dem Punkt, die Abwehr dem Kreis.

Wärme brauchen wir auch, wenn wir uns erschöpft und ausgebrannt fühlen oder uns Infekte plagen. Erkältungen sind Krankheiten aus der Kälte. Erkrankungen wie Rheuma entstehen bevorzugt dort, wo es feucht und kalt ist. Sinkt der Blutdruck ab, frieren wir. Haben wir Angst, überfällt uns der kalte Schweiß. Dies alles sind Zeichen eines Sonnenmangels.


Heilmittel der Sonne erleuchten die verdunkelte Seele des Melancholikers. (»Jerusalem The Emanation of The Giant Albion.« William Blake, 1804)

Kann der Körper die notwendige Lebenswärme nicht mehr selbst erzeugen, dann helfen oftmals Zubereitungen aus Heilmitteln der Sonne wie etwa homöopathisches Bienengift (Apisinum), Schlangenreintoxine oder Arzneikomplexe, die Phosphor oder Gold enthalten, um nur einige Beispiele aufzuführen. Natürlich wirken auch viele Heilpflanzen wie etwa Sonnenhut, Engelwurz oder Mistel erwärmend.

Der Geschmack dieser anregenden Heilmittel ist häufig bitter, würzig bis brennend und scharf. Ihr Feuer regt alle lebenswichtigen Funktionen an: Abwehr, Appetit oder Kreislauf. Dieses Sonnenfeuer läutert aber auch den Geist und öffnet die Sinne für die Außenwelt.

Melancholie – Sonnenfinsternis der Seele

Wenn die Sonne in der Nacht in die Unterwelt abtaucht und die Regentschaft dem Mond überlässt, kommt auch unsere Seele zur Ruhe. Doch ab und an geschieht es, dass es für kurze Zeit auch tagsüber dunkel wird. Heute haben wir gelernt, dass eine Sonnenfinsternis ein astronomisches Ereignis ist, weil Erde, Mond und Sonne sich auf einer Linie befinden und sich der Mond vor die Sonne schiebt. Doch es gibt kaum einen Menschen, der nicht von diesem Phänomen fasziniert wäre. Es macht uns bewusst, wie fragil unser Dasein eigentlich ist und wie sehr es von kosmischen »Zufällen« abhängig ist.

Eine Sonnenfinsternis findet stets bei Neumond statt, und dieser wurde in alter Zeit als heilige Hochzeit der zwei Lichter gesehen. Doch wenn sich tagsüber die Sonne verdunkelt, dann galt dies schon immer als Zeichen drohenden Unheils, und tatsächlich ist es eine unheimliche Stimmung, wenn plötzlich tagsüber Vögel ihr Abendlied anstimmen, Fledermäuse erwachen und sich schließlich eine Totenstille über das Land legt.

So in etwa muss sich ein Mensch fühlen, für den die Sonne niemals wirklich scheint.Wir nennen diesen Zustand heute Depression, und man geht davon aus, dass es sich dabei um eine Entgleisung in der Hirnchemie handelt.

Diese Vorstellung ist keineswegs weit entfernt von der Vorstellung antiker Ärzte wie Hippokrates. Sie sahen die Entgleisung des Temperaments als Folge einer ungleichen Verteilung der vier humores, gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim. Später nannte der griechische Arzt Galen das Übermaß an schwarzer Galle Melancholie (melanos = schwarz und chole = Galle). Das Blut wird dabei mit melancholischen Säften getrübt, und keine Sonne kann mehr im Körper wirken. Die Seele gleitet infolge der permanenten Sonnenfinsternis in den Zustand ständiger Trauer. Als Hauptorgan des Übels vermutete man die Milz, die man dem Saturn unterstellte, dem Gegenspieler der Sonne.

Viele Jahrhunderte später erweiterte Paracelsus diese Sichtweise einer stofflichen Grundlage der Melancholie, in dem er den übermäßigen Einfluss des Saturns als Ursache ausmachte. Hierunter verstand er einerseits Schicksalsschläge, die im Laufe des Lebens zu einer Depression führen können oder aber einen dominanten saturnalen Einfluss von Geburt an.


Partielle Sonnenfinsternis am 4.1.2011 im Landkreis Starnberg.

Seine Therapie bestand nun nicht mehr nur in einer Entgiftung schädlicher Säfte die sich in der Milz angehäuft haben, z. B. durch Brechmittel oder Aderlass. Paracelsus propagierte eine »homöopathisch orientierte« Therapie, die aus Stoffen bestand, die ihrem Charakter nach durchaus düster waren, aber durch die Kunst der Alchemie in etwas Lichtvolles verwandelt wurden – sein Hauptmittel war hier das giftige Antimon, das bis heute in der anthroposophischen Medizin als Antidepressivum verwendet wird (z. B. Stibium metallicum praeparatum D20 Verreibung von Weleda).

Paracelsus war jedoch auch der Meinung, dass solche Patienten eine Lichttherapie benötigen, und in Heilmitteln der Sonne, wie Johanniskraut oder Gold, sah er geeignete Mittel, die das innere Feuer neu entfachen können, um dem drückenden Einfluss des Saturns etwas entgegenzusetzen.

Das Sonnenvitamin

Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, weil wir unter Einwirkung von UV-Licht in der Haut das Provitamin D3 selber bilden können. Die Umwandlung in die eigentliche Wirkform (Calcitriol) erfolgt in der Leber und in den Nieren. Weil Vitamin D3 (Colecalciferol) den Calciumstoffwechsel beeinflusst, heißt es auch »Knochenvitamin« und wird in der Osteoporoseprophylaxe eingesetzt. Doch Vitamin D3 kann weit mehr: Es steigert die Leistungsfähigkeit und lindert die Winterdepression. Neuesten Erkenntnissen zufolge stärkt es sogar das Immunsystem, weswegen es bei erhöhter Infektanfälligkeit sowie als Begleitmittel bei Krebserkrankungen zum Einsatz kommt. Vor allem durch mangelnde Sonneneinwirkung, aber auch durch Erkrankungen von Darm, Leber oder Nieren kommt es in den nördlichen Breiten häufig zu Vitamin-D3-Mangel. Sofern dieser nachgewiesen wurde, empfiehlt sich die Substitution im Winterhalbjahr (z. B. mit Vitamin D3 Hevert Tabletten).


Die Sonne regiert das Sternzeichen Löwe. (»De Sphaera«, 15. Jahrhundert)

Im Einklang mit der Sonne leben

Folgt man dem Jahreslauf der Sonne durch den Tierkreis, so kann man entdecken, dass das irdische Leben ganz und gar ihrem Rhythmus unterliegt. Alles richtet sich nach der kosmischen Taktgeberin. Und wir sollten es ebenfalls tun, denn nur so können wir im Einklang mit der Sonne schwingen.

Im Frühjahr und im Sommer herrscht das Licht über die Dunkelheit. Das Leben erwacht und pulsiert, die Natur erblüht in ihrer ganzen Pracht. Dies ist die Zeit, in der auch wir aus uns herausgehen und die Sonnenkräfte in uns aufnehmen sollten.

Im Herbst ziehen sich die Lebenssäfte allmählich wieder in die Erde zurück. Nach alter Vorstellung steigen die Fruchtbarkeitsgeister in die Unterwelt hinab. Im Winterhalbjahr siegt vorübergehend die Dunkelheit über das Licht. Analog sollte dies für den Menschen eine Zeit des Rückzugs sein und eine Zeit der Vergeistigung oder der Verinnerlichung.

»Das Herz ist die Sonne, und wie die Sonne auf die Erde und sich selbst wirkt, also wirkt auch das Herz auf den Leib und sich selbst.« (Paracelsus)

Im Winter erstarrt die Natur. Aber sie stirbt nicht, denn kein Blatt fällt, bevor sich nicht eine neue Knospe gebildet hat. Auch der Tod ist nur ein Übergang. Grabbeigaben waren daher häufig sonnenhaft, und besonders immergrüne Pflanzen wurden schon zu Urzeiten als Symbole ewigen Lebens verehrt. Sie künden davon, dass die Tore der Unterwelt niemals ganz geschlossen bleiben.

Damit die alles belebende Kraft der Sonne niemals nachlässt, feiern die Menschen seit Jahrtausenden an den vier magischen Eckpunkten im Jahreskreis Feste zu Ehren der Sonne.

Die Tagundnachtgleichen im Frühjahr und Herbst sowie die Wendepunkte der Sonne im Sommer und Winter bilden den Takt zum Tanz der Sonne durch das Jahr. Die Feste machen uns bewusst, wie sehr unser Leben von der Sonne abhängig ist. Aber das ist noch nicht alles.

»Wie oben so unten, wie unten so oben« – nichts ist auf der Welt einseitig, alles ist ein Wechselspiel.

Dem Aberglauben zufolge sollten einst Dankesopfer den Geist der Sonne nähren und dem Menschen ihr Wohlwollen sichern. Doch das Opfer dient uns selbst am meisten, weil es das positive Gefühl der Dankbarkeit nährt und weil es uns mit dem Geist der Sonne verbindet.

Daher sind jene Rezepte, die den jeweiligen Jahreszeiten entsprechen, auch mehr als nur Heilmittel gegen Krankheiten. Sie sollen vielmehr zur Harmonie mit der Natur zurückführen.

Als Symbol für die fruchtbare Kraft der Sonne verwendet man seit Jahrtausenden das Sonnenrad, das älteste der Sonnenzeichen. Der Kreis entspricht dem allumfassenden und belebenden Geist der Sonne, das Kreuz symbolisiert die Erde. Es teilt den Kreis in vier Abschnitte. Sie stehen für die Jahreszeiten.

Die Swastika ist eine abgewandelte Version mit gleicher Aussage. Es ist aber viel dynamischer als die anderen Sonnensymbole, weswegen es auch Sonnenwirbel heißt. Es stellt den Lauf der Sonne durch den Tierkreis dar. Die Arme symbolisieren die vier Eckpunkte des Jahreskalenders, an denen man traditionell die Sonnenfeuer entzündet.


Wie man den Feuergeist beschwört und bändigt

Feuer gehören seit Urzeiten zu allen kultischen Handlungen, mit denen der Mensch die Kräfte der Sonne beschwört. Einst glaubte man, dass das irdische Feuer ein herabgefallener Funken des himmlischen Sonnenfeuers sei. Egal ob Ostern oder Sommersonnenwende, zu den wichtigsten Festtagen entzündete man und entzündet zum Teil auch heute noch heilige Feuer, um durch die Flammen symbolisch die Sonnenkräfte zu nähren. Auch die Kerzen auf dem Adventskranz oder am Weihnachtsbaum sind somit Relikte einer uralten Sonnenverehrung.

Vor allem aber sollen die kultischen Feuer die Mächte der Finsternis und natürlich auch die Kälte vertreiben. Darüber hinaus wollte man den Geist des Feuers nähren, indem man ihm geweihte oder heilige Kräuter opferte, wie es einst zur Sonnenwende mit dem Beifuß geschah oder zu Maria Himmelfahrt mit den Kräuterbuschen. Nicht zuletzt holt man sich bis heute immergrüne Zweige ins Haus, die den Sieg der Sonnenkräfte über den todbringenden Winter verkörpern. Viele davon dienen seit Urzeiten als Räucherwerk für die Nächte rund um die Wintersonnenwende. Räucherungen sind aber auch eine Botschaft an den Himmel und somit ein magisches Mittel, um mit den Sonnengöttern Kontakt aufzunehmen.

Aber mit dem Feuergeist ist nicht zu spaßen. Er ist ein Kobold voller Streiche und verantwortlich für so manches Unheil, ganz wie Loki, der germanische Feuergott. Damit aus einem wohlwollenden Geist kein Feuerteufel wird, sollte man wissen, wie man das Feuer im Zaum hält.

Zuviel Sonnenfeuer verbrennt nicht nur die Haut oder verursacht einen Sonnenstich. Im Seelischen führt es zu einer hysterischen, übersprühenden Begeisterung und zu einem überhitzten und cholerischen Temperament. Typische weitere Folgen sind z. B. ein hochroter heißer Kopf, eine erhöhte Schweißneigung oder Bluthochdruck. Ähnliche Symptome zeigen sich bei vielen Frauen im Klimakterium.

Aber auch hier bewähren sich sonnenhafte Heilmittel wie Biene, Schlangengift oder Bärlapp. In geeigneter Zubereitung kühlen und entspannen sie die erhitzte Seele. Allerdings sollte man hier auch mondhafte und saturnale Mittel zur Gegenregulation einsetzen.

Zu viel Wärme schadet ebenfalls so mancher Arznei. Schließlich scheint die Sonne auch nicht ununterbrochen, sondern überlässt nachts die Regie dem kühlenden Mond. Ebenso könnte man den Winter als Erholungspause betrachten.

»Alles hat sein Paar von Gegensätzlichkeiten, aber Gegensätze sind identisch in ihrer Wesensart, nur verschieden im Grad.« (Kybalion)

Die kühle Jahreszeit ist die Zeit des Geistes und der Besinnung. Und wenn es um die Herstellung von Arzneien geht, entfaltet sich vieles erst im sanften Mondlicht zur vollen Blüte. Im Mond spiegelt sich das Licht der Sonne. Seine wichtigste Funktion ist es, einen Ausgleich zur Sonne zu schaffen und ihren Gegenpol zu bilden. Immer wieder werden wir sehen, wie wichtig das Wechselspiel der »Zwei Lichter« ist. Sonne und Mond bilden Polaritäten, genauso wie Tag und Nacht oder Sommer und Winter, die sich rhythmisch abwechseln.

Das Sonnenorgan Herz

Wenn wir nach einer Entsprechung für das Rhythmusprinzip der Sonne im Menschen suchen, kommt am ehesten das Herz in Betracht, unser »Ich-Organ«. Wenn wir »Ich« sagen und dabei auf uns deuten, zeigen wir meist auf das Herz. Es ist die Sonne im Mikrokosmos Mensch.

Im stetigen Zusammenziehen und Ausdehnen des Herzmuskels schwingen wir im Rhythmus der Sonne. Aber das Herz ist dabei alles andere als eine Maschine, die einem festgelegten Takt folgt. Immer ist das Herz bereit, sich flexibel den Erfordernissen des ganzen Körpers anzupassen.

Das Herz ist auch unser »Erkenntnisorgan«, denn alles Wissen ist nur wahr, wenn es von Herzen kommt. Das Gehirn ist der Spiegel des Herzens, und daher dem Mond zugeordnet.

Disharmonie heißt Krankheit

Schätzungsweise 50 % aller Todesfälle sind heute auf Herz-Kreislauf-Krankheiten zurückzuführen – ein Phänomen, das erst seit wenigen Generationen existiert. Die Ursachen sind vielfältig.

Mangelndes Mitgefühl hat viele Herzen zu Stein werden lassen. Eine übergroße Last bedrückt die Herzen, weil es in der Hektik unserer Zeit keine Zwiesprache mehr mit den Göttern gibt. Wir leben in einer entmystifizierten Welt. Alles will gewogen und gemessen sein, um als wahr zu gelten. Seit wir aber die Götter aus der Natur verbannten und kaum noch Feste ihre Kräfte nähren, leidet unser Herz vor Sehnsucht.


Der Mensch als Mikrokosmos ist der Spiegel kosmischer Kräfte. Die Sonne entspricht dem »Ich-Organ« Herz. Unterhalb der Sonnenbahn befinden sich die Elemente Erde und Wasser, oberhalb befinden sich Luft und Feuer. Die den Körper umgebenden Kreise stellen die einzelnen Energiekörper oder Auren des Menschen dar (Physis, Vitalität, Seele und Bewusstsein). Durch sie steht der Mensch in Beziehung zur geistigen Welt höherer Mächte (Quintessenz), symbolisiert durch den Strahlenkranz über dem Kopf, in dem der Name Gottes geschrieben steht. (Robert Fludd, 1619)

»Wie man von den Arabern weiß, steht die Sonne dem Gehirn, dem Herzen, den Schenkeln, dem Marke, dem rechten Auge und dem Lebensgeiste vor.« (Agrippa von Nettesheim)

Wenn die äußere Lebensweise nicht mehr mit der inneren Wahrheit und dem Rhythmus der Sonne übereinstimmt, ist das Leben disharmonisch, und Disharmonie heißt Krankheit.

Herzneurosen, Rhythmusstörungen, Sklerose oder Herzinfarkt sind mögliche Folgen. Aber auch andere Störungen körpereigener Regulationsmechanismen stehen damit in Beziehung, denn alle rhythmischen Vorgänge entsprechen der Sonne, seien es die Hormonausschüttung, der Blutdruck oder der Wechsel von Wachen und Schlafen.

So wundert es nicht, dass wir unter den »Heilmitteln der Sonne« neben solchen für das Herz auch welche für andere Regulationsmechanismen finden. Sie verhelfen dem Körper zu einem harmonischen Licht- und Wärmerhythmus, um sich flexibel an die jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen.

Besonders unter den Pflanzen zeigen einige einen betont rhythmischen Aufbau, beispielsweise das Bilsenkraut. Auch in den Strukturen (Spiralform) vieler Blüten lässt sich das rhythmische Wesen der Sonne wieder finden. Sie verdeutlichen, wie sehr die Sonne das Prinzip der Harmonie verkörpert.

Das Hexagramm

Das Hexagramm stellt diesen Gedanken auf einfache Weise dar. Es ist das heiligste der Sonnensymbole und baut auf der Zahl sechs auf. In der Kabbala ist die Sechs die Zahl der Sonne. Formen, die dieser Zahl entsprechen, finden wir beispielsweise im Bergkristall und in der Bienenwabe wieder.

Das nach oben gerichtete Dreieck symbolisiert die männliche lebenserzeugende und lichte Himmelsnatur der Sonne, während das Dreieck nach unten die weibliche, gebärende und dunkle Natur des Sonnenspiegels Mond darstellt. Ineinander geflochten sind die Dreiecke ein Symbol der Vereinigung der Gegensätze von Feuer (Sonne) und Wasser (Mond). Die Vereinigung ist wiederum das Licht selbst, denn es steht am Anfang von allem. Von allen Heilmitteln, die wir kennen, entspricht am ehesten das Sonnenmetall Gold dieser Idee.

In der Alchimie ist das Hexagramm ein Symbol für den »Stein der Weisen«, der alle unedlen Metalle in Gold und alle Krankheiten in Gesundheit verwandelt. Darüber hinaus entfacht er das ewige Licht der Bewusstheit im Menschen. Nach dem Weltbild der Alchimie ist die Ausgangssubstanz des Steins in allen Naturerscheinungen potentiell enthalten – mit anderen Worten: Er entspricht dem Geist des Lichts – Paracelsus nannte es das Licht der Natur.



Als Ikaros in seiner Begeisterung der Sonne zu nah kam, schmolz das Wachs seiner Flügel und er stürzte in das kühlende Meer vor der Insel Ikaria, wo sich Meerjungfrauen um den Sterbenden versammelten. (»Trauer um Ikaros«, Herbert James Draper, 1890)


Der Sternenmensch. (D.A. Freher, 1764)

»So entspricht bei jedem Menschen die Bewegung des Herzens der Bewegung der Sonne, und indem dasselbe durch die Arterien sich in den ganzen Körper ergießt, zeigt es uns aufs genaueste Jahre, Monate, Tage, Stunden und Augenblicke an.« (Agrippa von Nettesheim)

»Unter den Elementen sind solarisch das Feuer und die lichte Flamme; unter den Säften das reine Blut und der Lebensgeist (…).« (Agrippa von Nettesheim)

Das Hexagramm bedeutet aber auch, dass das Streben zum Licht schnell so enden kann wie der Flug des Ikaros. Da er sich über seine Freiheit zu sehr freute, erlahmte seine Aufmerksamkeit. Er kam der Sonne mit seinen Flügeln zu nah, stürzte ins Meer und starb.

Immer braucht das Feuer das Wasser, das Licht den Schatten und die Wärme die Kälte, genauso wie alles dem Rhythmus der Sonne folgen muss. Erst wenn wir dies begreifen, leben wir im Einklang mit der Sonne.


Der universelle Geist, dargestellt als Kreis, mit einem Hexagramm als Zentrum, umgeben von einem Pentagramm und einem Quadrat. (»Einfältig ABC Büchlein«, Rosenkreuzerschrift 1766)

Attribute der Sonne

Zahl6
FormHexagramm
GötterRa, Osiris, Titan, Apollon, Helios, Sunna, Baldur, Belenus
SternzeichenLöwe (Herrscher), Widder (Erhöhung)
ElementFeuer
OrteHelle, heitere Orte, Weinanbaugebiete, Paläste, Theater, herrschaftliche Plätze (z. B. Herrenchiemsee, Benediktinerabteien auf Gipfeln wie Andechs), Kultplätze der Sonnenverehrung (z. B. Newgrange, Externsteine), nach Osten ausgerichtet
TemperamentHeiter, z. T. auch cholerisch
OrganAugen, bes. das rechte; Herz, Gefäße, Blut; Abwehrfunktionen, oberer Rücken und Wirbelsäule
WirkungAusgleichend, anregend, erwärmend, sympathikoton,
und FunktionLebenskraft anregend. Lebensfreude, Lebenskraft, Sozialität, Bewusstheit, Verantwortung, Selbstständigkeit, Rückgrat haben, Impulsgeber und sozialer Mittelpunkt; Initiativgeist, Begreifen höherer Bewusstseinsebenen
ÜbermaßSelbstgerecht, egoistisch, Geiz, übersteigerte Vorstellung der eigenen Bedeutung; lebt ganz im Diesseits, Verpulvern von Lebensenergie – Leben auf der Überholspur. Hypertonie, Sklerose, Neigung zu Herzinfarkt und Schlaganfall, Hitzewallungen, Rheuma, Entzündungen
Gegenpole bei ÜbermaßMond, Saturn; Venus wirkt ausgleichend
MangelÄngstlich, abergläubisch, mangelndes Selbstvertrauen, Hang zum Jenseitigen; Status nach langen Anstrengungen – Burn-out, Hypotonie, Erschöpfung, Blutarmut, Infektanfälligkeit, Allergien, Depressionen
Helfer bei MangelMars, Venus, Jupiter

Heilmittel der Sonne - eBook

Подняться наверх