Читать книгу Die sieben Amulette - Oliver Bäuerle - Страница 3

Kapitel eins

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Die Nacht war fast vorbei. Wir wollten noch einmal den wunderschönen Sonnenaufgang, der uns in den Waldgebieten um den Red Mountain erwartete, in vollen Zügen genießen. Hätten wir gewusst, was uns in den nächsten Wochen an Grausamkeiten widerfahren würde, hätten wir diese Tour nie unternommen. Wir befanden uns auf einem kleinen abgelegenen Felsplateau, das einige Kilometer von den normalen Routen entfernt war. Es war schwierig zu erreichen, aber mit unseren beiden Motorrädern und ihren bärenstarken Motoren katapultierten sie uns fast überall dort hin, wo wir wollten. So war eben diesmal das Plateau das Ziel unserer Reise. Wir hatten alles bei uns, was uns in den letzten zwei Wochen zu einem angenehmen Aufenthalt verholfen hatte. Sogar an flüssigen Lagerfeuerwärmer einige Flaschen leckeren Whiskey hatten wir gedacht.

Alles andere, sogar unsere Angeln, hatten uns mit so manchem frischen Fisch eine tolle Abwechslung auf den Speiseplan gebracht. Heute aber sollte der letzte Tag unseres Aufenthaltes in der so schönen menschenleeren Wildnis sein, der uns eine Erholung gebracht hatte, wie man sie wohl nur selten erfährt. Es war noch dunkel, als ich Tom weckte.

>> Hey Alter, aufstehen. <<

Etwas mürrisch und zerknittert schaute er mich an, aber bei dem Geruch von frischem Kaffee, den ich auf der letzten Glut des fast erloschenen Lagerfeuers gekocht hatte, war er sehr schnell hellwach und zufrieden.

Nach dem Kaffee beschlossen wir, unsere gesamten Sachen einzupacken. So begannen wir die Zelte, Schlafsäcke und all den Krims krams, den wir so dabei hatten, so platzsparend wie möglich zu verstauen. Wir waren relativ schnell fertig damit und ließen keine Überreste unseres Aufenthaltes zurück. Niemand würde auch nur erahnen können, dass jemand auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde gewesen war. Gemeinsam setzten wir uns auf die Kante der Felsen und warteten gespannt auf die ersten Sonnenstrahlen, die jeden Augenblick die Pupillen unserer Augen mit Licht füllen würden.

>> Jim, es war mal wieder ein wunderbarer Urlaub; mit seinem besten Freund macht doch alles viel mehr Spaß. <<

>> Ja, Tom, finde ich auch. Ich freue mich jetzt schon auf unseren nächsten Urlaub. <<

Dann kam die Sonne und der Horizont wurde hell. Die gesamten Bergkuppen, das Gras, die Bäume, einfach alles wurde von den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages eingefangen. Langsam, aber bestimmt, begann uns eine zarte, behagliche Wärme, die uns über das Gesicht strich, in den Bann des Tages zu ziehen. Ein schöneres Gefühl und solch einen wunderbaren Anblick hatten wir lange nicht erlebt und würden wohl sehr lange davon zehren müssen. Wir saßen noch einige Zeit lang so da und träumten von den vergangenen Wochen. Uns war klar, dass wir bald zurück in der Realität ankommen und der Alltag erneut unser Leben bestimmen würde. Vor uns lag aber noch eine anstrengende Tour mit unseren Motorrädern. Einige Tage durch eine unberührte Natur und einzigartige Landschaften. Wir beschlossen aufzubrechen und unsere letzte Etappe zu beginnen, die wir selbst in unseren schrecklichsten Albträumen nicht erwartet hätten, die aber unser Schicksal herausfordern sollte, meinen besten Freund Tom Clarke und mich, Jim Stone. Wir machten unsere Motorräder klar.

>> Tom, vergiss nicht wieder etwas. >>

Ich scherzte; ich wusste, dass Tom es nicht mochte, wenn ich so mit ihm redete.

>> Nein Chef << antwortete er nur.

Nachdem wir unser Gepäck sorgfältig an den Motorrädern festgezurrt hatten, überprüften wir es mehrmals, denn unsere Fahrt würde nicht nur über gerade, glatte Wege führen. Die Federn und Stoßdämpfer unserer Maschinen würden auch die Härte der Natur zu spüren bekommen. Es musste dabei sichergestellt sein, nichts zu verlieren. Wir starteten die Motoren, die so laut und bissig brüllten, als ob ein wilder, wütender Löwe in unserer unmittelbaren Nähe zum Angriff bereit war. Wir fuhren los, unzählige Stunden durch teils unwegsames Gelände, zerklüftete Felslandschaften und herrliche Flusstäler, in die wir fast aufgesogen zu werden schienen, so unbedeutsam klein waren wir darin. Nur manchmal hielten wir, um ein wenig Benzin aus unseren Reservekanistern an die gefräßigen Motoren zu verfüttern. Die Rückfahrt zog sich hin und wir beschlossen, an einem kleinen verträumten malerischen See noch einmal eine Nacht zu verbringen. Wir wollten uns und den Maschinen eine Ruhepause gönnen, denn den letzten Törn wollten wir in einem Stück hinter uns bringen. Nachdem wir unsere Maschinen sicher abgestellt hatten, kramte Tom die Angel heraus.

>> Hey Jim, kannst du schon mal Feuer machen, gleich gibt es leckeren Fisch. <<

Er war sofort damit beschäftigt, sich an den See zu setzen, um zu versuchen, mit den letzten künstlichen Ködern einen schönen Fang zu machen. Ich war unterwegs Feuerholz und Steine für ein wärmendes Feuer zu sammeln, denn es wurde nach Sonnenuntergang doch ein wenig frisch, und außerdem wollte ich Toms leckeren Fisch zubereiten, den er hoffentlich bald an Land ziehen würde. Nach einiger Zeit und mühsamer Suche hatte ich genug Holz gesammelt, es aufgehäuft und mit einem hohen Steinrand versehen, sodass unser Grillrost darauf Platz hatte, ohne unser Essen zu nah an die Flammen zu bringen. Tom hatte noch keinen Erfolg zu verbuchen, aber mein Feuer brannte und strömte eine gewisse Wärme und Behaglichkeit aus.

>> Tom, wie sieht es aus, ich habe Hunger, du Meisterangler. >>

Unsere Mägen knurrten fürchterlich, denn bis auf ein paar trockene Kekse hatten wir heute noch nichts bekommen. Unsere Vorräte waren völlig aufgebraucht, nur eine Flasche Wasser, ein bisschen Whiskey, zwei Päckchen Zigaretten und ein paar Gewürze waren noch übrig. Tom war ein recht guter Angler, der eigentlich immer Erfolg hatte, nur heute schien ihn sein Glück verlassen zu haben. Es war wie verhext, mir kam es auch unheimlich still und ruhig vor an diesem Ort. Kein Vogel, kein Tier war zu sehen, obwohl es noch nicht einmal dunkel war. Plötzlich zuckte etwas an Toms Angel. Es schien fast so, als ob sie jeden Augenblick aus seiner Hand reißen würde, aber er hielt sie mit aller Kraft fest und gab nicht nach. Er kämpfte einige Zeit mit dem Lebewesen an der Angel, bis er endlich einen kapitalen Fisch an Land zog. Er nahm ihn aus und machte ihn bratfertig. Ich würzte und bereitete ihn nach meiner typischen Art mit meinen Gewürzen zu. Nach kurzer Garzeit auf dem Feuer genossen wir den Fisch. Er war saftig und schmeckte lecker. Wir waren aber erstaunt über seine Größe. Normalerweise nimmt eine Forelle nicht solche gewaltigen Ausmaße an wie diese, die hier vor uns lag. Alles schien an diesem Ort ein wenig anders zu sein. Die ganze Umgebung kam uns ein bisschen verändert vor, nicht mehr so friedlich. Irgendwie vermittelte sie den Eindruck von Gefahr und wirkte bedrohlich, aber wir konnten nicht sagen, woran das lag, auf jeden Fall noch nicht. Die Nacht war kurz, wir beide schliefen schlecht; in unserem gesamten Urlaub mussten wir nicht einmal so eine Nacht hinter uns bringen. Auch am nächsten Morgen hatte sich an der Lage nichts verändert, kein Vogel zwitscherte uns ein Guten- Morgen-Lied, und kein Schmetterling flog durch die Luft. Wir beschlossen aufzubrechen und diesen Teil unseres Urlaubes so rasch wie möglich hinter uns zu lassen. Erneut packten wir alles zusammen und verstauten nochmals alles sicher und gewissenhaft. Dann machten wir uns auf den Weg und waren froh, diesen Teil der Reise schnell hinter uns lassen zu können. Wieder ging es durch die unterschiedlichsten Landschaften zerklüftete Wege. Irgendwann erkannten wir dann die ersten asphaltierten Straßen, die uns förmlich anlächelten, und waren erleichtert, erste Spuren von Zivilisation zu sehen. Der dunkle Eindruck war uns bis hier her gefolgt und ließ uns ab und zu noch einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. Wir kamen an eine viel befahrene Straße, die an eine Art Autobahn erinnerte, zweispurig ihren Verlauf nahm, und sich wild durch die Wälder schlängelte. Wir sahen kein Schild, keine Wegweiser, eigentlich sah die Straße so aus, als ob sie extra für uns gebaut worden wäre und die Autos als Attrappen aufgestellt worden waren, aber wir konnten Frauen, Kinder und Männer in den Fahrzeugen erkennen. Also waren wir in der Realität. Von der Seitenstraße fuhren wir auf den Highway und folgten im gemächlichen Tempo, den zahlreichen Autos auf ihrem Weg durch die Berge. Keiner von uns wusste, wie weit die nächste Tankstelle von hier entfernt war, deshalb lautete unsere Devise Benzin sparen. Es ging etliche Meilen so, langsam fühlten wir uns wieder sicherer und hatten keinen Druck mehr auf unseren Mägen. Alle Leute in den Autos neben und vor uns machten einen friedlichen Eindruck, von dem lediglich Langeweile und Genervtsein ausging, weil es so heiß war. Ja, in der Tat es war sehr heiß. In unseren Lederklamotten lief uns das Wasser nur so den Hintern herunter und auch die Motoren unserer Bikes waren fast am Kochen. Plötzlich wurde der Verkehr dichter und langsamer. Bald kam er ganz zum Erliegen, und wir waren der prallen Sonne noch mehr ausgesetzt. Wir schauten uns fragend an und gestikulierten, was wir nun machen sollten. Wir waren in der Autoschlange eingekeilt, und es ging weder vor noch zurück. Was sollte werden, wie lange würden wir und die Motoren in der heißen Sonne mitmachen, bevor sie und auch wir am Ende sein würden? Ein Truck Fahrer empfing per Funk aktuelle Nachrichten aus der Region und informierte einige fragende Autofahrer darüber, was geschehen war:

>> Habe eben die Nachricht bekommen, dass die Straße etwa drei Meilen vor uns voll gesperrt ist, weil mehrere Bäume nach heftigen Windböen umgestürzt sind. Es wird wohl noch ein wenig dauern, bis sie die Straße wieder freigeräumt haben. Also warten.<<

Wir wollten aber nicht warten, wir wollten weiter, weg von hier, wir mussten aus der Sonne, an ein kühles Plätzchen. Wir hatten Hunger, und der Gedanke an ein kaltes Bier, brachte uns fast um den Verstand. Plötzlich fuhren einige Autos vor uns langsam vorwärts. An unserer Seite der Straße erschien auf einmal eine kleine Ausfahrt, in deren Richtung sich vier Autos auf den Weg machten. So bekamen wir eine kleine Lücke zwischen uns und den anderen Fahrzeugen und schlüpften mit durch das so entstandene Loch in der Ausfahrt. Ohne darüber nachzudenken, was uns dort erwarten würde. Ein Truck-Fahrer hielt es ebenfalls nicht mehr aus und wollte den Autos und uns in die Straße folgen. Er riss das Steuer herum und kam so von der Piste ab. Das Fahrerhaus streifte eine Felsformation, die einbrach und die Ausfahrt für die nächsten Stunden blockierte. Niemand konnte mehr rein oder raus. Auch für uns gab es kein Zurück mehr. Der Weg war für Stunden versperrt, vielleicht aber auch für Tage. Niemand konnte sagen, wie lange die Bergung eines Trucks und das Räumen der Felsen hier draußen dauern würde. Also folgten wir den vier Autos den langen staubigen Weg, in der Hoffnung, eine Abkürzung zu einer anderen Straße oder sogar eine Tankstelle zu finden. Vielleicht würden wir dort auch etwas zu essen und zu trinken bekommen. Nach ein paar Meilen bremste das erste Fahrzeug und stoppte. Auch wir und alle anderen Autos hielten an und stiegen aus. Aus dem ersten Auto, einem Chrysler Cabrio, entstieg eine nur wenig bekleidete junge Frau, deren Alter ich auf zwanzig Jahre schätzte. Sie hatte einen kurzen engen Rock an, unter dem ihr roter, knapper String hervorschaute, und ihre strammen Brüste zeichneten sich unter ihrem engen Shirt ab. Nur ihre Sonnenbrille ließ keinen direkten Blick in das von langem Haar verdeckte Gesicht zu. In dem Wagen dahinter, einem Lexus, befand sich ein Geschäftsmann in schwarzem Anzug und mit einer blauen Krawatte, der wohl schon die fünfzig überschritten hatte, aber trotz seiner grauen Haare recht frisch und gut aussah. Dem dritten Auto, einem Van, entstiegen zwei Personen. Eine ältere kleine Frau mit grauen Haaren in einem hübschen Sommerkleid und ein Mann, der ihr Ehemann zu sein schien, in einer schwarzen Lederhose und einem für meine Begriffe nicht dazu passenden bunten kurzärmligen T-Shirt mit Bruce-Lee-Aufschrift und Turnschuhen. Im letzten Wagen, der genau vor uns hielt, einem Porsche Boxter, war ein Pärchen unterwegs. Auf jeden Fall taten sie schon beim Aussteigen sehr verliebt. Bei näherer Betrachtung konnte sie nur die Geliebte des Mannes oder eine gebuchte Begleiterin sein. Er war mindestens zwanzig Jahre älter und sehr gut gekleidet. Er trug eine goldene Uhr und auf seinen hochglanzpolierten Schuhen spiegelte sich die ganze Umgebung wieder. Die junge Frau war sehr hübsch anzusehen, etwa Mitte, Ende zwanzig, aber mit allem ausgestattet, was sich ein Männerherz erträumt. Ihre Kleidung war farblich abgestimmt und ihrem tadellosen Körper angepasst. Wir kamen alle zusammen, die sexy Cabrio Fahrerin brabbelte los:

>> Leute was für ein scheiß Tag! Ich will meine Eltern besuchen, nun stehen wir hier doof in der Einöde rum. Kennt sich einer von euch aus? <<

Alle schüttelten den Kopf. Der Porsche Fahrer antwortete cool:

>> Süße, es gibt Schlimmeres. Wir sind in Amerika, die Sonne scheint und einen Weg raus aus diesem Gelände finden wir bestimmt. <<

Wir studierten auf einer Landkarte, die Dave, so hieß der Porsche Fahrer bei sich hatte, wo wir uns ungefähr befanden. Der Weg, auf dem wir standen, war allerdings nicht verzeichnet. Ich sagte in die Runde:

>> Ich habe eine Idee. Wir sollten mit unserem Benzin und Wasser haushalten. Wie lange uns der Rückweg versperrt ist, wissen wir nicht, und wo uns der andere hinführt auch nicht. Ich werde mit dem Motorrad vorfahren, mich ein wenig umsehen und die Möglichkeiten, die wir in dieser Einöde haben, abchecken. <<

Keiner hatte Einwände. Gesagt getan. Mary, die junge, sexy Frau mit dem Chrysler, gab mir ihren Reservekanister, schaute mich noch mal an und sagte.

>> Süßer, geh vorsichtig mit meinem Benzin um und komm bald wieder. <<

Ich startete den Motor, um zu sehen, was in den nächsten Meilen vor uns los war, obwohl ich lieber die Kleine vernascht hätte. Ich verabschiedete mich von den anderen und fuhr auf der staubigen, unwirklichen Straße Richtung Norden und entfernte mich rasch von den anderen, die ihre Autos in den Schatten stellten, um auf mich zu warten. Ein Handy funktionierte in dieser Einöde leider nicht. Nach einiger Zeit wurde die Gegend irgendwie blasser. Die Farben der Bäume und Sträucher, selbst die Blumen, hatten ein anderes Aussehen bekommen, und ich zweifelte zuerst an mir selbst, aber schon kurze Zeit später merkte ich, dass es nicht an mir lag. Ich fühlte mich plötzlich wieder so unbehaglich wie bei der Übernachtung an dem kleinen See, aber hinzu kam noch, dass ich mich auf einmal total beobachtet fühlte, und ich nicht wusste wieso. Ich fuhr weiter und hatte mehr die Wälder neben mir im Blick als die Straße selbst. Und so kam es, wie es kommen musste, ich bekam auf einmal einen fürchterlichen Schlag auf das Vorderrad und stürzte schwer. Ich verlor das Bewusstsein und merkte nicht, dass mein Motorrad kräftig neben mir in den Waldboden einschlug. Ich hatte wahnsinniges Glück gehabt, nicht von der schweren Maschine begraben worden zu sein. Nach einiger Zeit kam ich wieder zu mir und blickte mich sofort in allen Richtungen um, ob ich irgendwelche Menschen oder andere Dinge sehen konnte. Aber es schien so, als ob ich alleine war. Lediglich eine Baumwurzel war meinem Motorrad und mir zum Verhängnis geworden. Ich wollte aufstehen, mir fiel es schwer, mich zu bewegen, denn mein gesamter Körper schmerzte nach dem Sturz. Ich konnte von Glück sagen, die Ledersachen und den Helm getragen zu haben, obwohl ich das Zeug bei der Hitze schon so einige Male verflucht hatte. Irgendetwas klebte an meinem Arm. Es waren lauter Blätter und Sand, denn durch meinen Kombi sickerte dickes, rotes Blut und ließ alles daran kleben, auf dem ich lag. Mit letzter Kraft zog ich meine Jacke aus und sah auf eine ziemlich schlimm aussehende Schnittwunde, die mindestens zehn Zentimeter lang war und Richtung Knochen kein Ende zu haben schien. Erst jetzt kamen die Schmerzen, die mich fast wieder in das Reich der Träume schickten, aber ich biss auf die Zähne und hielt durch. Ich wickelte mein Halstuch um die Wunde und zog zu, nur so konnte ich die Blutung stoppen. In dem Moment, als ich mir den Arm verband und mir die Schmerzen sowieso schon einen komischen glitzernden Blick verursachten, sah ich etwas Unheimliches. Zwischen den Bäumen erblickte ich flirrende, flimmernde, durchsichtige Wesen, die fast wie Monster, mit riesigen Reißzähnen aussahen. Nur dass sie halt durchsichtig waren, irgendwie da und irgendwie auch nicht. Panik erfasste mich und ich wollte weg, doch mein Motorrad lag im Wald, und ich wusste nicht, ob ich es wieder zum Laufen bekommen würde. Ich hatte keine Zeit zu verlieren, ich befürchtete, die Wesen würden auf mich zukommen, aber sie schienen auf der Stelle zu schweben und mich nur zu beobachten. Oder war es die heiße Sonne, die sie warten ließ? Ich lief oder torkelte auf der Straße entlang, die eigentlich nur ein besserer Feldweg war. Irgendwann kam ich an eine Wegbiegung, an der ich auf einmal in einigen Meilen Entfernung ein Gebäude stehen sah. Meine Rettung? Ich lief und lief und lief... Jede Sekunde dachte ich daran, dass sich irgendetwas auf mich schmeißen und zerreißen würde, aber ich kam unbeschadet an dem Haus an. Ein hübsches, kleines Gebäude, das aussah wie ein Motel. Mit einem Laden und niedlichen Nebengebäuden, die wohl als Gästezimmer dienten, und einer Zapfsäule, auf der Benzin stand. Alles war auf einmal wieder so friedlich, und all meine Angst war plötzlich verschwunden. Nur fragte ich mich, für wen hier so eine nette Herberge in dieser unwirklichen Gegend stand. Egal, im Augenblick wollte ich nur Hilfe haben, meine Wunde versorgen und meinen Durst stillen. Ich ging hinein. In dem Gebäude, einem geschmackvoll eingerichteten Landhaus, war es sehr gemütlich. Überall standen Sessel, Tische, Blumen und hinter dem Tresen stand eine etwa vierzigjährige schwarzhaarige Frau, die mich anlächelte. Ich konnte sie gerade noch freundlich begrüßen, da überkam mich plötzlich ein Schwindelanfall, dann Dunkelheit und ich brach bewusstlos zusammen.

Die Gruppe um Tom wartete geduldig an der Stelle, an der ich sie verlassen hatte. Die Autos hatten sie im Schatten abgestellt und es sich im Gras gemütlich gemacht. Tom fragte:

>> Nun, da wir hier so gemütlich rumsitzen, würde ich gerne mal erfahren mit wem ich es zu tun habe. Marys und Daves Namen kenne ich ja schon, aber wer seit ihr? <<

>> Ich bin Lisa, die Freundin von Dave. Wir sind unterwegs nach Vegas. Echt ätzend die Gegend hier. Ich habe Dave noch gesagt, dass wir fliegen sollten, aber nein, jetzt sitzen wir hier. <<

Dann stellte sich der Lexus-Fahrer vor.

>> Ich bin Jack, freut mich eure Bekanntschaft zu machen, auch wenn ich es unter anderen Umständen wohl lieber getan hätte. <<

>> Da hast Du recht <<, stimmte Lisa zu.

Der Van Fahrer kratzte sich ungeduldig am Kopf:

>> Wir sind Peter und Luzie Graham, fahren Richtung Osten in den Grand Canyon. Wir sind Rentner und machen eine Tour zum Sky Walk. <<

Tom dachte, der Esel nennt sich immer zuerst, freute sich aber, dass alle relativ normal waren.

>> Meinen Freund Jim kennt ihr ja schon. Wir beide sind Arbeitskollegen und machen jedes Jahr eine Art Selbstfindungstrip. Er ist fast immer gut drauf und hat meist gute Ideen, so wie jetzt mit unserem Benzin abzuhauen. Nein, im Ernst, er wird schon einen Ausweg aus dieser Lage finden. <<

Dass sie aus dem Wald heraus beobachtet wurden, merkten sie zu diesem Zeitpunkt nicht.

Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem Bett, mein Arm war verbunden und ich fühlte mich viel besser.

>> Hallo junger Mann, wie geht es Ihnen? <<

Die hübsche Frau vom Tresen hatte mich verarztet und mir die schweren Lederklamotten ausgezogen, die mich fast an einem Hitzetod sterben ließen.

Sie stellte sich vor.

>> Ich bin Mrs. Lane Smith, was führt Sie zu mir? <<

>> Danke Mrs. Smith, erst mal vielen Dank für Ihre tolle Hilfe! <<

Ich schilderte ihr meine Lage und auch die der anderen. Die warteten immer noch auf mich und machten sich bestimmt wahnsinnige Sorgen. Von den Gestalten im Wald erwähnte ich aber nichts. Ich glaubte auch fest, dass es eine Projektion meines Gehirns war, die mein schwerer Sturz mit meinem Motorrad verursacht hatte. Mrs. Smith gab mir eine leichte Hose und ein kurzes Hemd von Gästen, die einige ihrer Sachen vergessen hatten. Nachdem ich mich umgezogen hatte, nahm sie mich an die Hand und ging mit mir hinter das Haus zu einem großen, schweren Geländewagen und bat mich einzusteigen. Wir fuhren zu der Stelle im Wald, an der mein Motorrad lag, zogen es mit einer Seilwinde auf den Pick Up, zurrten es fest und fuhren weiter zu meinem Freund Tom und den anderen. Inzwischen waren mehr als sechs Stunden vergangen und die Sonne verschwand langsam hinter den Bergen und Bäumen, die noch immer blass und fad auf mich wirkten. Als wir die anderen endlich erreichten, kamen alle erleichtert zu mir und meiner Begleitung. Alle waren froh mich wieder zu sehen. Tom, lachte mich an und sprach mich plötzlich entsetzt an.

>> Jim was ist denn mit dir passiert? Du siehst ja aus, als ob du durch die Mangel gedreht wurdest! <<

>> Ja, so kann man es auch sagen. Mein bockiges Motorrad hat mich böse abgeschmissen. Gut, dass Lane da war und mich verarztet hat. <<

>> Mensch Alter, alleine lassen kann man dich also immer noch nicht. << Tom lachte. Dass die komischen Erscheinungen schuld an meinem Unfall waren, erwähnte ich nicht. Nach der freudigen Begrüßung stellte ich Lane vor, danach fuhren wir alle mit unseren Fahrzeugen zu dem kleinen Motel. Nach wenigen Minuten kamen wir an der verträumten, kleinen Herberge an, und Lane Smith, die uns sehr freundlich und zuvorkommend begegnete, rief der Runde zu:

>> Leute, der Tag war doch sicherlich sehr anstrengend, ich mache für euch ein schönes Abendessen, dann geht es euch mit Sicherheit gleich viel besser. <<

Sie machte uns ein Abendessen, was keine Wünsche offen ließ. Alles war perfekt zu perfekt?!

Nach dem Essen wollten einige weiter, aber Lane gab uns zu verstehen, dass es nichts nütze, heute Abend noch aufzubrechen.

>> Die Straße am High Way ist noch versperrt, und der Weg in die andere Richtung führt in die Berge und endet irgendwann. Ihr könnt gerne die Nacht hier bei mir verbringen, die Betten sind frisch bezogen. Ich habe nicht sehr oft Gäste bei mir. Morgen sieht alles ganz anders aus. <<

Wir überlegten kurz und entschieden dann einstimmig ihren Vorschlag anzunehmen, da wir völlig übermüdet waren und uns riesig auf eine erfrischende Dusche freuten. Lane zeigte uns die hübschen Zimmer und wünschte uns eine gute Nacht. Tom und ich wunderten uns über das sehr schön eingerichtete Zimmer. Mit solch einem Luxus in dieser Einöde hatten wir nicht gerechnet.

>> Mensch Tom, so ein riesen Doppelbett hatten wir schon lange nicht, aber verwechsle mich bitte nicht mit deiner Freundin. <<

>> Ich glaube, das schaffe ich noch, mein Bester. << Wir lachten.

>> Jim, ein Fernseher, ich werde mal die Nachrichten einschalten, um zu sehen, ob wir irgendetwas über die Highwaysperrung in Erfahrung bringen können. <<

Aber der Fernseher blieb stumm.

>> Mist, na jedenfalls haben wir ein großes Bad, hoffentlich funktioniert das Wasser. <<

Es lief und es war heiß. Da der Fernseher nicht funktionierte und sonst nichts mehr anlag, legten wir uns schlafen und wollten am nächsten Tag ausgeruht den Weg nach Hause bestreiten. Es war mitten in der Nacht, als ich aufschreckte. Irgendetwas hatte Tom und mich aus dem Schlaf gerissen. Etwas Flimmerndes, schrecklich Anzusehendes, ein fast durchsichtiges Wesen, das von blauen flammenähnlichen Lichtern umgeben war. Mit seinen scharfen Reißzähnen sah es fast wie ein Werwolf aus und stand mitten im Zimmer. Das Wesen oder die Gestalt war da, dann plötzlich auch irgendwie nicht. So ging es eine ganze Weile, bis der Spuk, so schnell wie er gekommen, auch wieder vorbei war. Wir waren hellwach.

>> Jim, hast du das gesehen? Was war denn das, habe ich Halluzinationen? <<

>> Nein Tom, ich habe diese Dinger schon mal gesehen, als ich mit meinem Motorrad gestürzt bin. Da dachte ich schon, dass ich spinne, nur zweimal kann mir mein Gehirn keinen Streich spielen. <<

Wir zogen unsere Klamotten an und wollten einfach nur weg! Vor unseren Zimmern waren zu unserer großen Verwunderung auch die sechs anderen Mitstreiter unseres Ausfluges, die, genauso wie wir, große Panik hatten. Auch sie waren vor ein paar Minuten mit den gleichen Erscheinungen wie wir konfrontiert worden. Wir waren uns alle schnell einig, obwohl wir nicht miteinander sprachen. Unsere Blicke sprachen Bände. Wir wollten einfach nur weg, aber wohin? Zu unserem Entsetzen waren unsere Autos und Motorräder nicht mehr da. Alles um uns herum hatte sich verändert. Die Gästehäuser, das Haupthaus, alles war irgendwie um Jahre gealtert. Alles, was so schön gewesen war, stand auf einmal beängstigend und furchteinflößend vor uns. Keiner von uns mochte sich nur von der Stelle bewegen, aber wir mussten etwas tun, so konnte es nicht weitergehen. Wir mussten Lane Smith finden, um sie zu fragen, was hier vor sich ging. Wir bildeten Gruppen, um möglichst schnell die Häuser nach ihr abzusuchen. Wir hofften, so zügig Antworten zu bekommen, vergebens. Kein Lebenszeichen von Lane, auch sie war, wie alles andere Schöne verschwunden. Tom und ich mussten die anderen beruhigen, damit die Panik sie nicht völlig aus der Bahn warf und sie wohlmöglich unkontrollierte Dinge tun ließ. Wir setzten uns an einen Steinkreis. Eine Art Feuerstelle, die am Rande des Grundstückes lag. In deren Zentrum war Holz aufgebaut. Es schien uns sagen zu wollen, zünde mich an, dann wird es warm und der Schrecken geht vorbei. Da uns allen wirklich kalt war und die Angst tatsächlich nicht aus unseren Körpern weichen wollte, machten wir Feuer. Als die Flammen langsam eine beruhigende Wärme ausstrahlten, wich unsere Angst tatsächlich ein wenig. Nach einiger Zeit bemerkte ich bei Mary etwas Merkwürdiges. An ihrer Bluse war ein Knopf abgerissen und ließ unsere Blicke noch tiefer auf ihre prallen Brüste fallen, aber nicht das war es, was mich reizte. In ihrem Ausschnitt hing eine Kette und was ich daran sah, ließ mir den Atem stocken. Es war ein kleines Amulett. Ein kleiner etwa zwei Zentimeter langer dolchartiger Anhänger, der mit zahlreichen Verzierungen und Schnörkeln überzogen war. Er bestand aus Gold und war mit kleinen Edelsteinen besetzt. Er schien tierisch alt zu sein, etwas absolut Seltenes, wenn nicht sogar ein Unikat. Aber das war nicht der Fall. Ich schaute Tom an und wir fassten uns beide fast gleichzeitig an unseren Hals. Wir holten ebenfalls eine Kette mit Anhänger heraus und sahen, dass es die gleichen waren. Konnte es sein, dass es drei solcher gleich aussehenden Amulette gab? Hier in der Einöde, wo wir Hunderte Kilometer von der Zivilisation entfernt waren? Es kam noch viel merkwürdiger. Die anderen bemerkten, was wir taten und jeder von ihnen bis auf Lisa, so war der Name der jungen Frau, die zu unserem Verblüffen tatsächlich die Freundin unseres smarten Porsche-Boxster-Fahrers Dave war, holten ebenfalls ein Amulett mit dem gleichen Anhänger aus ihren Hemden. Wir schauten uns fragend an und wussten, das hier kein Zufall im Spiel war, denn zu wertvoll waren die goldenen Amulette, als das sich jemand einen Spaß erlauben würde. Sieben Amulette hingen vor uns, und keiner von uns glaubte an einen Zufall. Wir stellten viele Vermutungen an, aber keine führte zu etwas. Also beschlossen wir, darüber zu sprechen, wie wir zu unseren Amuletten gekommen waren. Jeder sollte die Wahrheit sagen, denn alle wollten unbeschadet aus dieser Sache raus kommen. Tom und ich begannen. Wir haben einen Beruf, der uns immer dann auf den Schirm ruft, wenn der normale Sachverstand nicht mehr ausreicht. Hauptsächlich bei besonderen Fällen von Ausgrabungen, die von Europa bis nach Ägypten reichen. Wir klärten viele Ungereimtheiten im Reich der Toten (Mumien, Sarkophage usw.) auf. Es liegt etwa zwei Jahre zurück, dass Tom und ich archäologische Ausgrabungen für die katholische Kirche durchführen sollten. Wir wurden damals zu einem besonderen Fall nach Rom gerufen. In den unterirdischen Wasserschächten, die ganz Rom durchziehen und die Stadt mit Wasser versorgen, kam es an einer Stelle zu einem Durchbruch, und kleine antike Tonsplitter wurden nach oben gespült. So kam es, dass wir der Sache nachgehen sollten. Als wir zu der Fundstelle geleitet wurden, war der gesamte Bereich großzügig abgesperrt, und riesige Pumpen liefen, um das Wasser im Umkreis der Einbruchstelle abzupumpen. Die Einsturzstelle war nicht besonders groß, aber als wir uns mit Strahlern dem Loch näherten und einen ersten Blick hinein warfen, sahen wir ein wahnsinnig großes, fast kirchenartiges Gewölbe mit zahlreichen Säulen und kleinen Altaren. Wir beschlossen einzusteigen. Unser ganzes Equipment war vorhanden. Wir checkten es kurz, verankerten Haken an der Wand und ließen uns dann an Seilen in die Tiefe hinunter. Als wir nach einem langen, schier endlosen Abseilvorgang endlich am Boden ankamen und mit unseren Strahlern die Gegend ableuchteten, waren wir fasziniert von den für unsere Begriffe gut erhaltenen Dingen, die hier schon seit Tausenden von Jahren unberührt herumliegen mussten. Wir untersuchten einige Altare und Schriftzeichen und stellten mit Erstaunen fest, dass die Relikte erst vor vielleicht knapp 500 Jahren, also nach der Erbauung des Vatikans, in Rom erstellt worden waren, und das konnte einfach nicht sein. Wie sollten Menschen das geschafft haben? Wir hatten noch keine Erklärung dafür. Wir machten uns Notizen und übergaben diese dem Vatikan. Wir wollten noch tiefer in diese merkwürdige Unterwelt vordringen. Am darauffolgenden Tag stiegen wir wieder ab und schauten genauer in einzelne Bereiche der Kathedrale. Hinter einem Altar sahen wir plötzlich einige Götzenbilder und Fratzen, die hier eigentlich nichts zu suchen hatten. Auf dem Boden war eine Art Rahmen abgebildet, der fast wie eine Tür aussah, die sich jedoch nicht öffnen ließ. So machten wir nur ein paar Fotos und ließen die Tür außer Acht. An diesem Abend machten wir dem Vatikan ebenfalls Berichterstattung. Ein naher Vertrauter des Papstes sah bei dem Erhalt der Nachrichten und Fotos plötzlich sehr blass und verstört aus, ließ uns einfach stehen und verschwand. Wir machten uns keine Gedanken darüber und gingen zurück in unser Hotel. Am nächsten Morgen wollten wir wieder zur Ausgrabungsstätte, aber eine Wache des Vatikans versperrte uns den Weg und verbot uns den Durchgang. Der Vertraute des Papstes erschien und teilte uns mit, dass dieses der letzte Tag der Untersuchungen in den Katakomben sei und wir nur noch einige Fotos machen und Proben nehmen dürften. Danach sollten wir die Arbeiten einstellen. Wir wunderten uns schon sehr, akzeptierten es aber, denn sie waren die Auftraggeber. Also kletterten wir ein letztes Mal in die Tiefe und begannen damit, die gewünschten Aufnahmen und Proben zu beschaffen. Als ich wieder im Bereich der Tür hinter dem Altar war, wurde ich erneut neugierig und versuchte nochmals sie zu öffnen. Tom half mir, zusammen versuchten wir, die Tür am Boden aufzuhebeln. Als sich Tom erschöpft an der Teufelsfratze einer Götzenfigur abstützte, fing sie sich plötzlich an zu bewegen. Es krachte, als die schwere Steintür zur Seite fuhr. Eine Treppe wurde sichtbar, die nach unten führte. Etwa zwanzig Stufen zählte ich und wir waren in einer Art Folterkammer mit schrecklichen Foltergeräten und Dutzenden von Teufelsgestalten aus Stein. Wir wussten nicht, was diese Dinge hier zu suchen hatten. Es ergab einfach keinen Sinn. Plötzlich und unerwartet fing es an, dass Steine von der Decke bröckelten und ein leichtes Beben zu spüren war, das immer stärker wurde. Tom und ich stürzten, konnten aber wieder auf die Beine kommen und die Treppe nach oben in die Kathedrale laufen. Wir nahmen unsere Rucksäcke, verstauten alles schnell und machten uns an den Aufstieg. Keine Minute zu früh, denn der gesamte untere Bereich stürzte ein und begrub alles unter sich. Nur Staub blieb zurück. Die Wachen des Vatikans geleiteten uns zu dem Vertrauten des Papstes, der uns all unsere Fotos und Proben abnahm und uns auf ewiges Schweigen verpflichtete. Was wir hier erlebt hatten, dürfte nie ein Mensch erfahren. Wir nahmen es zu Kenntnis, denn wir verstanden, dass der Vatikan es sich kaum leisten konnte, mit dem Teufel in Verbindung gebracht zu werden. So machten wir uns keine großen Gedanken mehr darüber. Als wir wieder zu Hause angekommen waren und unsere Rucksäcke auspackten, fielen mir plötzlich zwei Amulette auf, die ich wohl in der Höhle aufgesammelt haben musste als ich in Panik unsere Werkzeuge zusammenrafft hatte. Sie strahlten mich regelrecht an, sie waren wunderschön und sahen wertvoll aus. Wir beschlossen, sie als Glücksbringer von nun an um den Hals zu tragen.

Fasziniert hatten die anderen zugehört, als sich Mary Hattles, die so sexy angezogene Chrysler-Cabrio-Fahrerin, die allen Charme der Welt hatte, als Zweites zu Wort meldete und ihren Weg zum Fundort ihres Amulettes darlegen wollte. Mary, die zu unserem Verblüffen schon fast dreißig Jahre alt war, arbeitete bei einem in die Jahre gekommenen Milliardär in London, der als Hobby die Suche nach Kunstschätzen auf der ganzen Welt hatte. Holzschnitzereien der Indios sowie Tonkrüge und Skulpturen aus der Inka-Zeit. Alles, was ein Sammlerherz, oder, wie manche denken, ein wenig Verrückter so sammelt. Mary jedenfalls war es egal, sie verdiente eine Menge Geld, denn knauserig war der alte Milliardär nicht. Er wusste, wie schwer es war, mit der Bürokratie der einzelnen Länder umzugehen und wie lange es dauern konnte, einige Kunstschätze nach England zu bekommen. In Mary hatte er jemanden gefunden, die für ihr Alter einen ausgezeichneten Sachverstand, und bis jetzt jede noch so kniffelige Aufgabe gelöst hatte. Mit ihrem Aussehen konnte sie zudem jedem Mann den Kopf verdrehen und wenn nötig das Blut aus dem Kopf in andere Körperteile fließen lassen. Er suchte ständig nach neuen Kunstgegenständen, die sein riesiges Anwesen in England schmücken sollten. So auch damals.

>> Mary, hier habe ich eine Liste der verschiedensten Gegenstände, die meine Begierde geweckt haben. Reise für mich bitte nach Bombay, prüfe ihre Echtheit und bringe die Schätze für mich so kostengünstig wie möglich nach England zurück. <<

Mary war einverstanden und machte sich auf nach Indien, zu einem Kunsthändler, der viele Dinge unter dem Ladentisch verkaufte. Dinge, deren Herkunft fragwürdig und deren Verkauf skrupellos waren. So war der Inder eben, der seinen Namen mit Jayanti angab, was in unserer Sprache soviel wie „der Siegreiche“ heißt. Er bekam fast immer, was er wollte. Überall, wo er auftauchte, fürchteten ihn die Menschen, denn man sagte, er würde übernatürliche Kräfte besitzen. Was immer Profit abwarf, weckte sein Interesse und er streckte seine Fühler danach aus. Nach einer Woche in Bombay signalisierte Jayanti über einen Kurier, dass er sich mit Mary in einem geheimen Versteck treffen wollte, um ihr die gesuchten Kunstgegenstände zu zeigen. Sie bekäme genug Zeit, um alles in Augenschein zu nehmen und auf seine Echtheit zu prüfen. Der Kurier, ein übel nach Schweiß riechender Inder, der für seine Körpergröße übernatürlich kräftig war, brachte Mary in einem alten Geländewagen, natürlich mit verbundenen Augen zu einer alten Lagerhalle, in der Jayanti auf sie wartete. In der Halle, die mit Kunstgegenständen überfüllt war, lagen auf einem Tisch sämtliche Gegenstände, die ihr Chef suchte. Penibel und fein aufgereiht, für ihre Überprüfung bereit. Seltene Vasen, für Marys Begriff schrecklich aussehende Fresken mit Fratzengesichtern, Teppiche alles lag dort wie gewünscht. Mary, die mit Jayanti schon zweimal Geschäfte gemacht hatte, machte sich sofort daran, die Echtheit der Dinge, die ein Vermögen Wert sein mussten, zu überprüfen. Nach zwei Stunden war alles, was ihr Chef in England aufgelistet hatte, zu ihrer Zufriedenheit überprüft, und nach einer zähen Verhandlung war auch ein Preis, den ihren Chef mit Sicherheit akzeptieren würde, ausgehandelt, ein Scheck ausgestellt und alle Schätze in Transportkisten verstaut. Jayanti versprach Mary einen sicheren Transport nach England und sie hatte keinen Grund zur Sorge, denn bisher hatte immer alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit geklappt. Wenn diesmal etwas schief gehen sollte, würde sie ihr Chef mit Sicherheit mit Betonklötzen am Bein im Meer versenken, denn ein sechsstelliger Betrag wäre futsch. Aber darum machte sich Mary keine Sorgen, vielmehr darüber, dass sie auf dem Weg zum Geländewagen von Jayanti zurückgerufen wurde.

>> Mary, komm noch mal her! >>

Eiskalt lief es ihr den Rücken herunter, denn sie wäre nicht die Erste, die ein Treffen mit ihm nicht unbeschadet überstanden hätte. Aber zu ihrer Verwunderung löste sich bald ihre Anspannung, als Jayanti mit einer kleinen kunstvoll aussehenden Vase auf sie zukam.

>> Danke für dein verkäuferisches Geschick, als Geschenk habe ich eine Vase als Erinnerung für Dich. <<

Er drückte sie ihr in die Hand.

>> Danke schön. <<

Mary steckte die Vase ein und fuhr Richtung Flughafen. Die Vase im Gepäck ging, ohne Probleme auszulösen, durch alle Kontrollen, bis sie bei ihr in London zu Hause auf dem Wohnzimmertisch stand. Am nächsten Tag legte sie ihrem Chef einen ausführlichen Bericht vor. Er war sehr zufrieden, klopfte auf Marys Schulter und stellte ihr einen mehr als großzügigen Scheck aus. In dem hauseigenen Labor steckte Mary einige Teststreifen ein, die das Alter der Vase bestimmen sollten, die ihr der Inder in Bombay geschenkt hatte. Sie wollte unbedingt wissen, wie wertvoll die Vase war. Zu Hause setzte sie sich daran, das Alter und die Epoche der Vase zu bestimmen, aber mit ihrem Mikroskop und trotz aller Aufzeichnungen, die sie hatte, konnte sie keinen Anhaltspunkt finden, wie alt die Vase war. Sie war auf alle Fälle älter als alles, was sie vorher gesehen hatte. Unzufrieden stellte sie die Vase auf den Tisch, zu weit an die Kante eines Glas Untersetzers. Die Vase fing an zu kippeln, und bevor sie zugreifen konnte, fiel sie herunter und zerbrach mit einem lauten Klirren in tausend Einzelteile. Ein Adrenalinschock durchfuhr sie, doch als sie sich bückte, fand sie am Boden, neben den Scherben, ein kleines Medaillon. Eine Kette mit einem dolchartigen Anhänger, dessen Herkunft sie nicht ausfindig machen konnte, aber die Schönheit und der Glanz faszinierten sie, und seit diesem Tag trägt sie das Amulett um den Hals. Ich legte Holz auf das fast ausgegangene Feuer, das mir vorkam wie eine langsam einschlafende Bestie. Schnell wurde das Holz ein Raub der Flammen und es wurde wieder richtig hell. Wir, die in einer Runde um das Lagerfeuer saßen, waren so gespannt Marys Erzählung gefolgt, dass wir uns nicht um das Feuer gekümmert hatten, so gefesselt waren wir von ihrer Geschichte. Nun wollten wir hören, wie die vier anderen aus unserer Runde zu ihrem Amulett gekommen waren.

Jack Stone stand auf, der grauhaarige Mitfünfziger der mit seinem Chrom überschütteten Lexus alle Blicke auf sich zog. Jack hatte keinen Anzug mehr an, sondern ein kurzärmeliges Hemd, das einige Flecken aufwies, sowie eine zu kurze Jeanshose und billige Turnschuhe. Sie gaben dem Mann, der an der Weggabelung so stattlich vor uns stand, einen Anblick, in dem wir ihn kaum wiedererkannt hätten. Jack begann zu reden, jeder von uns war fasziniert von seiner klaren Aussprache und Sprachgewandtheit.

>> Ich bin von Beruf ein selbstständiger Bestattungsunternehmer. <<

Wir alle konnten uns ein innerliches Lachen nicht verkneifen, denn Manager wäre eher seine Berufsrichtung gewesen, die wir uns hätten vorstellen können. Wie dem auch sei, auf jeden Fall sprach er frei von der Seele weg und erzählte uns seine Geschichte.

>> Vor einigen Jahren bekam ich den Auftrag vom Staate Missouri in Amerika, eine Familie zu beerdigen, die in einer alten Villa ermordet wurde. Am Nachmittag hörte ich in den Nachrichten, dass sich in unserer kleinen Stadt Gilliam eine Familientragödie zugetragen hatte. Ein Familienvater hat dort seine Frau und seine fünf Kinder brutal umgebracht, bevor er sich dann selbst das Leben genommen hatte. Am Abend klingelte dann das Telefon, der Sheriff unseres Bezirks rief bei mir an, und beauftragte mich, die Überreste der Familie einzusammeln und für die Beerdigung fertigzumachen. Er gab mir die Adresse und ich machte mich sofort auf den Weg zu der Villa, die etwa dreißig Meilen von meiner Firma entfernt lag. Es wimmelte dort nur so von Polizisten. Der Polizei Inspektor Sam Perlin nahm sich meiner an und beschrieb mir die fürchterliche Tat. Ich ging in das Haus und inspizierte die einzelnen Räume und kam nach einer Weile mit Entsetzen wieder heraus. Alleine konnte ich die Arbeit nicht schaffen, zu schrecklich waren die Bilder, die ich dort immer wieder vor mir sah. Ich rief meinen Mitarbeiter Bill an, der mir bei schwierigen Dingen behilflich war, wenn z.B. Selbstmordopfer, die vor einen Zug gesprungen waren wieder eingesammelt werden mussten. Bill war hart gesotten, und nichts konnte ihn so schnell aus der Ruhe bringen. Er kam eine dreiviertel Stunde später an. Wir zogen einen Plastik Kombi und Handschuhe über, und gingen mit Kunststoffsäcken bewaffnet in das Haus, die Polizisten blieben draußen. Im Haus angekommen, eine seltsame Stille überkam uns, schritten wir durch die Räume, bis ins Wohnzimmer. Wo wir auch hinschauten, überall waren Blutspritzer zu sehen. Die vom Wohnzimmer abgehende Treppe nach oben war mit dunkelrotem Blut, das teilweise mit kleinen Stückchen Fleisch durchzogen war, fast angetrocknet und klebte an den Wänden. Es wirkte wie ein nicht fertiggestelltes Gemälde auf uns. Je höher wir nach oben schauten, umso mehr Blut war zu sehen. Eine riesige Lache bedeckte den ganzen Boden des Flures. Der Fußboden, er schwamm! Im Wohnzimmer sahen wir, mit schaudern die aufgetürmten Leichen. Wir hatten viel Erfahrung mit Toten, aber das, was wir hier sahen, überschritt alles, was wir vorher gesehen hatten. Der Berg mit Leichen oder vielmehr der Berg mit Leichenteilen, der vor uns lag, machte uns bewusst, mit was für einer schrecklichen Tat wir es hier zu tun hatten. Meine jahrelange Erfahrung mit solchen Tragödien ließen alle schrecklichen Dinge, die sich hier abgespielt haben mussten, wie einen Film noch einmal vor meinen Augen ablaufen. Bill ging vor und untersuchte die erste Tote, ein fünf Jahre altes Mädchen. Sie hatte noch ihr Nachthemd an, ihre Arme waren abgeschnitten, ihr Gesicht wirkte irgendwie friedlich, doch ihre Augen waren weit aufgerissen und in ihrem Blick sahen wir, dass ihr blankes Entsetzen wiederfahren war. Die Kleine hatte tiefe Wunden am Hals und in der Brust. Jemand hatte ihr mit einer Schere oder einem stumpfen Messer die Halsschlagader durchtrennt, und danach ihren Ausblutenden kleinen Körper mit einem harten Gegenstand mürbe geschlagen, sodass überall die Haut aufplatzte und Knochen splitterten. Das musste die Kleine noch bei vollem Bewusstsein miterlebt haben, denn keine dieser Schläge war tödlich, nur das Ausbluten ließ sie langsam sterben. Sie merkte schließlich nicht mehr, da kein Blut mehr aus ihren Adern sprudelte und ihr kleiner Körper Ruhe fand, dass ihr Vater mit einer Gelassenheit beide Arme mit einer Handsäge abschnitt, und sie neben ihren kleinen Körper legte. Der Vater ging ins nächste Zimmer, wo die achtjährigen Zwillinge friedlich in ihren Betten schliefen. Die ältere der beiden Schwestern starb schnell, sie wurde im Schlaf erdrosselt, die andere hatte kein Glück bei ihrem Tod. Als sich der Vater, nach dem Erwürgen der ersten Tochter ihrer Zwillings Schwester zu wand, musste diese schon wach im Bett gesessen haben, denn ihr vollgepinkeltes Bett ließ ahnen, welche Angst sich in ihr wieder spiegelte. Der Vater schlug ihren kleinen Kopf mehrfach gegen das Bettgestell. Blutspritzer wiesen darauf hin. Danach stach er ihr ein Messer ins Gesicht, und Schnitt die Wange bis zum linken Auge auf. Als das Auge, wie ein aufgeschlagenes Ei auslief, setzte er zum nächsten Stich an, der vom Mund bis zum Hals ging. Er drückte das Messer fest in die Haut der achtjährigen, aus deren Mund nur kleine krächzende Geräusche kamen. Tief bohrte sich der harte Stahl in das Fleisch, ihr Widerstand wurde langsam geringer. Der Vater, der mit einer unbändigen Wut vorging, ließ nicht von ihr ab, er zog das Messer hinaus und rammte es erneut in den Brustkorb, sodass mehrere Rippen brachen. Ein lautes Krachen musste zu hören gewesen sein, bevor die Kleine unter wahnsinnigen Schmerzen sterben musste. Auch die Arme beider Zwillinge sägte der Vater mit einem wahrscheinlich, wahnsinnigen Gesichtsausdruck mit der Handsäge ab, und legte sie neben die toten Körper. Dann drehte sich der Vater um und ging Richtung Treppe. Er wollte in den zweiten Stock, dort hin, wo die beiden Jungen, neun und zehn Jahre alt, schliefen. Er schlich die Treppe hoch, dass langsam unter seinen Füßen zu trocknen begonnene Blut, klebte an den Stufen, und musste schreckliche Geräusche verursacht haben. Im oberen Stockwerk angekommen, öffnete er die Kinderzimmertür der Jungen, in der Hand ein Messer und ein kleines Beil wie es zu schlachten von Hühnern benutzt wurde. Er schritt auf das Bett des zehn Jahre alten Jungen zu, und setzte das Messer an seinen Hals. Dann schnitt er mit aller Kraft durch die Kehle des Jungen, der plötzlich die Augen öffnete und mit tiefrot, Blut unterlaufenden Augen seinen Vater anflehte, und zu fragen schien, was habe ich verbrochen. Er krallte sich fest, überall waren blutige Handabdrücke des Kleinen zu sehen. Der Bruder, der im anderen Bett schlief, musste aufgewacht sein und sprang auf seinen Vater zu, er wollte seinem zum Sterben verurteilten Bruder helfen. Er zerkratzte mit aller Gewalt das Gesicht seines Vaters. Hautfetzen von den Wangen hingen an seinem Gesicht herunter, und Blut strömte aus seinen Wunden. Schließlich schaffte es der Vater, den zweiten Sohn von seinem Rücken zu schütteln und schlug erbarmungslos mit dem Beil zu. Die Wucht des Stahls traf den kleinen über dem rechten Ohr. Ein Teil des Kopfes mit einem großen Bündel Haaren daran, sowie das Ohr fiel zu Boden. Der Junge stand unter Schock mit offenem Mund vor seinem Vater. Erst als das Blut aus der riesigen Wunde zu spritzen begann, musste er vor Schmerzen schreien, da schlug der Vater abermals zu und traf die Mitte des kleinen Kopfes. Wieder und immer wieder musste er zuschlagen, bis das Beil ganz durch den Kopf glitt. Stücke des Schädels, teile des Gehirns, riesige Bündel von Haaren und vor allem Blut, war auf dem Boden verteilt und lief durch die ritzen der Holzdielen in den Fußboden. Der neun Jahre alte Junge zuckte noch einige Male, dann war sein Körper ruhig, nur ein Keuchen vom anderen Bett war zu hören, denn ausgeblutet, war der andere Junge noch nicht. Der Vater wandte sich erneut um, und schlug nun auch auf den nach Hilfe flehenden Jungen ein. Gnadenlos schlug er auf den Körper. Der ganze Oberkörper glich einer roten Masse, die aussah, als ob sie aus dem Fleischwolf kam. Die Augen des Jungen wurden starr. Der letzte Rest seines Lebens war ausgehaucht, mit solch einer Qual, wie es sich wohl keiner vorstellen mag. Die Augen voller Panik, fragend nach dem warum? Der Vater verließ den Raum und ging die Treppenstufen hinunter bis ins Erdgeschoss, seine Wunden im Gesicht bluteten stark und hinterließen, eine Spur des Grauens. Vor dem Schlafzimmer seiner Frau angekommen stoppte er kurz, er wusste, dass sie schlief, mehrere Schlaftabletten taten ihren Dienst. Dann kam er näher, setzte sich neben sie auf das Bett, strich ihr noch einmal über das Haar und stach dann erbarmungslos auf seine hübsche Frau ein, die plötzlich die Augen öffnete, und wie wahnsinnig vor Schmerzen zu schreien begann. Blut spritzte an die Decke und Wände. Es war so, als ob ein Raubtier seine Beute zerreißt. Dann nahm er sein Beil und schlug auf das Gesicht seiner Frau ein, bis nichts mehr davon zu erkennen war. Sie starb ebenfalls unter Qualen, die nicht vorstellbar waren. Auch ihr sägte er beide Arme ab, nur die Jungen verstümmelte er nicht. Seine Familie war ausgelöscht, keine Lebenszeichen mehr. Schließlich brachte er alle Leichen und Leichenteile ins Wohnzimmer und stapelte sie übereinander, als wolle er sie verbrennen. Blut, überall Blut ein schrecklicher Schauplatz. Der Vater lag aber nicht bei seiner Familie, er war im Keller der Villa in einem Gewölbe unter dem Wohnzimmer. Er hatte sich in eine laufende Tischkreissäge gelegt, regelrecht geplatzt sah sein Körper aus, Eingeweide, Därme, alles hing am Tisch herunter. Auch er musste gelitten haben. Warum es in dieser, nach außen so harmonisch aussehenden Familie zu so einer Tragödie gekommen war, konnte bis jetzt niemand sagen. Einen Tag später hatten ich, und mein Helfer alles beseitigt, die Kinder und auch die Eltern gewaschen, und ihnen saubere Kleidung übergezogen. Alle wurden in einfache, aus Spanplatten gefertigte, Särge gebettet. Beim Zusammenräumen der alten blutverschmierten Wäsche fiel mir ein kleines Amulett in die Hände, was einen unwiderstehlichen Reiz auf mich ausübte. Da es keine Erben, oder Verwandte mehr gab, beschloss ich, das Medaillon im Gedenken an die Familie, als Talisman zu behalten. Ich hoffte, dass niemandem auf der Welt jemals noch einmal so ein schreckliches Unglück passieren möge. <<

Jack hatte mit seiner Geschichte, bei uns allen entsetzen, und Fassungslosigkeit hervorgerufen. Von so einem schrecklichen Ereignis hatte bisher keiner von uns gehört. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir uns wieder gefangen hatten, und uns normal unterhalten konnten. Wir wollten unbedingt noch hören, wie die beiden Van-Fahrer, Peter und Luzie Graham ihre Amulette bekamen. Auch ihre Geschichte war nicht ohne. Das Ehepaar, das aus Deutschland kam, war schon jahrelang an der Universität in Seattle, in der Pathologie als Professoren tätig. Sie waren für die Obduktion von Leichen, dessen Todesursache und Identität nicht genau feststand, zuständig. In der letzten Zeit gab es einen Fall, der auch ihnen Bauchschmerzen verursachte. Zwar hatten diese Fälle nicht mit so schrecklich entstellten Menschen zu tun, wie Jack es erlebt hatte, aber für einen Pathologen in Seattle waren sie grausig, und enorm merkwürdig. Vor einiger Zeit mussten die beiden eine Obduktion bei zwei Obdachlosen, die auf mysteriöse Weise ums Leben kamen, durchführen. Sie starben ohne erkennbare Wunden oder Hinweise, auf eine sehr merkwürdige Art. Die beiden hausten seit einigen Jahren unter einer Brücke in der Nähe von Seattle, gingen tagsüber in Fußgängerzonen betteln, und lebten sehr spartanisch ohne jeglichen Luxus oder Komfort. Durch ihre Betteleien waren die beiden auch Polizeilich bekannt, aber als kleine Fische ließen sie die Behörden unbehelligt. Mit ihrem alten Einkaufswagen, schoben sie jeden Tag durch die verschiedenen Stadtteile, und waren abends immer an ihrem Schlafplatz unter der alten Bahnbrücke zu finden. Dort war es trocken, und die Stützmauer der Brücke schützten vor dem manchmal, sehr kalten Wind. An einem Sonntagmorgen fuhr ein Polizeiwagen in der Gegend, um die alte Bahnbrücke, eine Kontrollrunde und wollte den Obdachlosen einen Besuch abstatten. Unter der Brücke war es jedoch leer, weit und breit, nichts von den beiden zu sehen. Alle Sachen, und sogar ihr geliebter Einkaufswagen waren da, als plötzlich einige Krähen aufgeschreckt davonflogen. Die Beamten schauten nach oben und sahen voller entsetzen, dass die beiden aufgehängt, regungslos unter der Eisenbahnbrücke hingen. Wie sie da oben hinkommen waren, ohne Hilfsmittel, warf mehr als eine Frage auf. Die örtliche Feuerwehr musste die Obdachlosen mit einem Spezialleiterwagen von dem Fundort bergen. Irgendwann lagen sie dann, bei den Professoren auf dem Obduktionstisch. Sie sollten herausfinden, wie die beiden gestorben waren. Die Polizei hatte am Fundort nicht den kleinsten Hinweis auf ein Verbrechen gefunden, nicht einmal DNA Spuren konnte man sicherstellen, deshalb wurden die Professoren auf den Plan gerufen. Im sterilen Obduktionsraum der Uni, lagen die beiden Obdachlosen, auf kühlen Edelstahltischen nebeneinander, nur ein kleiner Zettel an den Zehen verriet ihre Namen. Die Untersuchungen nach Krankheiten, oder Giften, ergaben nicht das Geringste, lediglich der Adrenalinwert in ihren Körpern war gewaltig hoch gewesen. Sie untersuchten alles, entfernten Augen, Herz und Leber, nicht einmal die Leberwerte der beiden, waren trotz ihres hohen Alkohol Konsums besonders hoch angestiegen. Erst als sie den Mageninhalt der beiden Untersuchten fanden sie zwei kleine Beutel, die auf den ersten Blick, fast nicht zu erkennen waren. Sie steckten wohl schon einige Jahre in ihnen und hatten den beiden, mit Sicherheit starke Schmerzen bereitet. Die Beutel waren von der Magensäure recht stark angegriffen und enthielten etwas Merkwürdiges. Mit einem scharfen Skalpell schnitten sie die Säckchen vorsichtig auf. Eine eiterartige Flüssigkeit spritzte heraus, nur die Schutzmasken und Ganzkörperkleidung ließen den Kontakt mit der Haut vermeiden. Die Beutel hatten schon eine Entzündung der Magenschleimhaut verursacht. Zum Vorschein kamen zwei kleine Amulette, die nach ausgiebiger Reinigung sehr wertvoll aussahen. Eine Bedeutung in der Hinsicht auf den Tod der beiden, gab es ihrer Meinung nach aber nicht, also wurden die Amulette als Diebesgut eingestuft, und als extra Bonus für sie verbucht.

Die Sache wurde immer erstaunlicher, ich war der Erste, der wieder einen klaren Gedanken fassen konnte und das Wort übernahm:

>> Es kann doch nicht sein, das acht unterschiedliche Menschen an einem Lagerfeuer sitzen, und sieben davon mit völlig identischen Amuletten. Es kann doch kein Zufall sein, oder kann sich einer von Euch erklären, warum das so ist? <<

Keiner von uns konnte die Lage im Augenblick einschätzen, lediglich mutmaßen, was passiert war.

Dave war der Letzte, der erzählen sollte, wie er zu seinem Amulett kam, vielleicht konnten wir dann einige Schlüsse ziehen, warum wir hier waren. Dave sagte kühl.

>> Ich bin Auftragskiller. Eigentlich dürfte ich euch ja nichts erzählen, aber in dieser prekären Lage halte ich es für sinnvoll, die Wahrheit zu sagen. Ich wurde schon von vielen verschiedenen Auftraggebern, aus fast allen Herren Ländern der Erde angeheuert. Ich habe viele Menschen auf die unterschiedlichsten Arten umgebracht, teils verdient, teils nicht. <<

Uns stockte der Atem, waren wir etwa die nächsten?

Dave sprach weiter:

>> Vor einiger Zeit wurde ich von einer Gruppe Japaner angeheuert, die sich die heiligen Kämpfer nannten, aber Killen konnten die wohl nicht. So kam Auftrag um Auftrag, das Geld stimmte. Der erste den es erwischen sollte, war ein Japaner, der den Teufel anbetete. Er hatte einen Schrein in der Wohnung um Hühner zu töten, Opfergabe, so ein Blödsinn. Ich erledigte ihn an der Haustür, ein Schuss ins Gesicht. Meine 45er macht große Löcher. Der Zweite war ein Inder, der Kinder zu Selbstmordattentätern ausbildete, er hatte es verdient. Für ihn hatte ich mir etwas Besonderes ausgedacht. Eine Fußfalle, im Wald beim Trainingscamp schnappte sie zu. Die Kinder liefen weg, und ich kam. An seine Waffe konnte er nicht heran, deshalb ging ich leger auf ihn zu.

Du Drecksack, dein Schicksal ist da.

Ich steckte, in etwa zwei Meter Abstand von ihm, einen Sprengsatz in die Erde und zog mich zurück, in dreißig Metern Entfernung drückte ich den Auslöser, bumm!! Er fetzte auseinander, sogar mein neues Hemd bekam bei dem Abstand noch etwas von seinem Gehirn ab. Der dritte Auftrag war ein Deutscher Bänker, der Geschäfte mit skrupellosen Kinderhändlern machte. Auf ihn freute ich mich am meisten. Ich wusste, dass der fette Deutsche in einem Hotel in Thailand abgestiegen war. Täglich beobachtete ich ihn. Am vierten Tag sah ich, wie er mit zwei kleinen Kindern, mussten Mädchen zwischen sechs und acht Jahren gewesen sein, ins Hotel ging, ich folgte. Der Mann an der Rezeption gab mir gegen Bares die Zimmernummer, 211, also zweiter Stock, ich nichts wie rauf. Mit meinem Dietrich öffnete ich die Tür, und was ich sah, ließ sogar mich schaudern. Die beiden knieten vor dem Fettsack und mussten ihm sein Gehänge bedienen. Mir wurde schlecht, wenn man bedenkt, wie oft so etwas passiert. Ich sprang auf ihn zu und schlug ihn hart, mit meiner Waffe auf seinen Kopf, sodass er bewusstlos zusammenbrach. Den Kindern sagte ich, sie sollen sich anziehen und verschwinden. Ob sie es verstanden weiß ich nicht, auf jeden Fall gingen sie sehr schnell. Ich fesselte den Dicken, als Knebel benutze ich seine Eier, die ich ihm sofort abschnitt und in den Mund stopfte, er brauchte keine mehr. Er wachte auf, schreien konnte der Sack nicht, er hatte ja den Mund voll.

Du fettes Schwein hast zum letzten Mal Kinder gequält.

Ich nahm meine 45er mit Schalldämpfer und schoss ihm in beide Arme und Beine, es freute mich, ihn leiden zu sehen. Er war schwach, also machte ich ihm ein Ende. Ein Besen, der in der Ecke des Zimmers stand, kam mir gerade recht. Ich drehte ihn um und schob mit aller Gewalt und meinem Zorn, den Besen in seinen Arsch, bis ein Heftiges knacken zu hören war. Er starb unter Holz, grins. Der Letzte, den ich im vergangenen Jahr aus der Welt schaffen sollte, war ein Amerikaner der in Vegas unerlaubt abkassiert und reiche Kunstsammler ausgeraubt hatte. Ich besuchte ihn zu Hause, zwei Leibwächter, zwei Kugeln, mehr brauchte ich nicht. Der schwammige Ammi stotterte mich an, wollte mich bezahlen, mir alles geben. Ich sagte nur:

Ich nehme mir, was ich brauche.

Bauchschuss, er sackte zusammen und hielt sich seinen Vollgefressenen Wanzt, und jammerte, widerlich. Irgendwann hatte ich genug gesehen und gehört. Da das fette Schwein immer noch nicht verblutet war, legte ich ihn um. Beim Rausgehen sah ich dann dieses Amulett auf dem Tisch. Ich nahm es mit, ich wollte, scheiße war bestimmt ein Fehler.

Rums, das saß. Wir alle waren schockiert, keiner konnte glauben, was Dave erzählt hatte, aber da mussten wir jetzt durch. Jeder von uns hatte durch einen Zufall das Amulett bekommen, oder genommen, aber niemand konnte sagen, woher sie kamen. Wir nicht, selbst Mary die Archäologin nicht. Keiner konnte Alter oder Herkunft feststellen. So beschlossen wir, nach dem Sonnenaufgang wieder Richtung Highway zu gehen, um dort nach Hilfe zu suchen. Es würde bald die Morgendämmerung einsetzen, und die ersten Sonnenstrahlen über den Baumspitzen des Waldes aufgehen. Wir suchten unsere Sachen zusammen. Im Augenblick waren alle unsere Ängste verschwunden, kein Gedanke an die flirrenden Wesen, die uns vorhin so in Panik versetzt hatten, war mehr vorhanden. Dann wurde es hell. Ein zartes, warmes Gelb erfasste unsere Gesichter, und wir fühlten uns auf einmal sicher. Tom rief uns zu.

>> Hey Leute, lasst uns noch mal nach Lane schauen. << Nickend standen alle auf, und suchten den ganzen Bereich, nach der so netten Frau ab, aber sie blieb spurlos verschwunden. Auch die kleinen Gästehäuser und der kleine Laden sahen nach wie vor anders aus, oder täuschten wir uns? Nein es konnte nicht sein, denn auch unsere Autos blieben verschwunden. Keine Spuren, nichts. Also marschierten wir los, Richtung Straße, dort wo alles begann. Wir liefen den Waldweg entlang an den verschiedensten Weggabelungen vorbei. Kleine Bäche und blühende Wiesen kreuzten unseren Weg, die wir beim Fahren gar nicht wahrgenommen hatten. Nach etwa zwei Stunden fragten wir uns, wie weit die Straße wohl noch entfernt sei. Eigentlich hätten wir längst etwas davon hören müssen, aber es war nichts davon der Fall. Jack lief los, er konnte es nicht mehr aushalten, er wollte die Straße unbedingt als Erster sehen, aber nach etwa 500 Metern stürzte er plötzlich und blieb liegen. Wir rannten zu ihm. Peter und Luzie waren die Ersten, die ihn erreichten.

>> Peter, nun tu doch was, du kannst doch sonst auch immer alles am besten. <<

>> Luzie sei endlich still, ich weiß schon, was ich mache. <<

Tom kniete sich neben die Drei und erkannte sofort, dass Jack bewusstlos war.

>> Leute, nur ein kleiner Klaps und er kommt wieder zu sich. <<

So war es dann auch! Er schüttelte sich, sortierte seine staubige Kleidung, drehte sich wortlos um, und streckte seine Hand aus. Er fasste an eine unsichtbare Mauer, die beim Berühren ein wenig wie eine Geleemasse wackelte, aber dann wieder völlig ruhig war. Es war fast, wie im Film Stargate, nur dass hier kein Tor aufging. Völlig überrascht davon, mit einer wieder aufkeimenden Angst behaftet, kamen wir alle ganz dicht zusammen, wie ein Fischschwarm, der aus Angst vor Raubfischen, einen Kreis bildet. Lisa geriet in Panik.

>> Ich will nach Hause, ich habe Angst, was machen wir bloß. <<

Ihr Freund Dave nahm sie schützend in den Arm und flüsterte ihr zu:

>> Schatz, ich bin doch bei dir, und ich liebe dich über alles. Wenn wir zu Hause sind, fahren wir in den Urlaub, an den Strand, nur wir zwei. <<

Tatsächlich beruhigte sie sich, obwohl mir auch überhaupt nicht wohl bei der Sache war. Tom fing sich ebenfalls und sagte:

>> Leute wir sollten versuchen dieses Hindernis, von dem keiner weiß, was es ist, und warum es überhaupt da ist, zu umgehen. Wir nehmen uns alle an die Hände und bilden eine Kette, dann versuchen wir das Ende der Barriere zu finden, auch ihr Dave und Lisa. <<

Alle hörten auf Tom. Als sein bester Freund stichelte ich trotz der ernsten Lagen:

>> Ey Alter, cooler Spruch könnte von mir sein. <<

Wir beide lachten, wie es beste Freunde oft tun. Nach einer schier endlosen Zeit hatten wir immer noch keine Fortschritte gemacht, alles war unverändert, alle hatten Hunger und Durst, und auch das Tageslicht würde uns bald erneut wieder verlassen. Es dämmerte schon fast wieder, als Mary aufschrie:

>> Ich habe etwas gesehen, dahinten zwischen den Bäumen, irgendetwas hat sich zwischen den Ästen bewegt. <<

Wir guckten alle in die Richtung, aber keiner sah etwas. Plötzlich fiel auch mir auf, dass sich etwas verändert hatte. Dass, was ich nicht wahr haben wollte, passierte schon wieder, ich sah die flirrenden, flimmernden Wesen. Sie waren wieder da. Sie kamen auf uns zu. Schnell schlossen wir uns erneut zu einer Traube zusammen, um geschützter zu sein, aber die riesig aussehenden Monster, die nach wie vor, nicht klar zu erkennen waren, würden, wenn sie uns erreichten, mit ihren Klauen und Fangzähnen mühelos zerreißen können. Ich zählte sieben, die, wie aus dem nichts erschienen und plötzlich auch wieder verschwanden, es kam uns vor wie ein alter Film auf einer Leinwand. Vielleicht waren sie noch zehn Meter von uns entfernt, und sie kamen näher, Panik stieg in uns auf. Dann wurde es auf einmal Dunkel, wir fielen, der Boden, er wurde uns förmlich unter den Füßen weggerissen und wir stürzten einer endlose Tiefe entgegen. Schließlich verloren wir alle dass Bewusstsein. Irgendwann wurden wir alle fast gleichzeitig wach, nur Lisa regte sich nicht.

>> Tom bist Du Ok? <<

Es war das Erste, was ich sagte.

>> Ja Jim, und Du? Fehlt dir etwas? <<

Ich verneinte. Erleichterung. Luzie, Peter, Mary und Jack ging es auch gut, nur Lisa schrie plötzlich auf.

>> Ah helft mir mein Arm. <<

Es sah böse aus, Dave, der Freund von Lisa, ergriff sofort die Initiative.

>> Schatz, ich komme, ich helfe Dir, bleib ruhig. <<

>> Wie soll ich das denn machen, es schmerzt so sehr, <<

Dave zerriss den Ärmel seines Hemdes.

>> Liebling es wird ein wenig wehtun, ich muss die Blutung stoppen. <<

Dave wickelte den Stoff fest um die Wunde an Lisas Arm. Ich hatte gesehen, dass Knochen durch die aufgerissene Haut zu erkennen waren, sie war enorm tapfer. Nachdem wir sie notdürftig verarztet hatten, schauten wir uns um. Wo waren wir?Eine Höhle, ein Schloss oder ein Gefängnis, es war einfach zu dunkel um etwas Genaueres sagen zu können. Mir ging der Film „Herr der Ringe„ durch den Kopf, wo die neun Gefährten in einer Höhle der Zwerge auf Hunderte von Orks stoßen. Ich hoffte, dass wir von all den Fantasywesen verschont bleiben würden.

>> Wir brauchen Licht, hat jemand ein Feuerzeug? Ich habe ein altes Stück Holz gefunden, ich werde mein Hemd darum wickeln, und uns eine Fackel bauen, brennt bestimmt gut. <<

Dave hatte ein Feuerzeug in der Hosentasche und reichte es mir. Ich zog mein Hemd aus, zeriss es, und wickelte es um den kleinen Stock, der neben mir auf dem Boden gelegen hatte. Licht durchflutete plötzlich den Raum, in dem wir gefangen waren, er war nicht groß und aus massivem Stein. Die Wände sahen aus, als ob sie mit Hammer und Meißel, per Handarbeit, glattgeschlagen wurden. Sie waren mindestens 4 Meter hoch. Am Ende des Raumes sah ich einen Schatten, diese Art von Schatten gab immer einen Hinweis auf Hohlräume oder Treppen, das kannte ich von unseren Ausgrabungen, bei denen wir häufig auf solche Gänge stießen. Die Fackel würde nicht mehr lange brennen, der Kunststoff, der in dem Hemd vernäht war, tropfte mir schon auf die Hände, und ließ einige Brandblasen zurück. Wir gingen weiter. Als wir auf eine der Ecken zugingen, brach plötzlich der Boden unter uns zusammen und wir stürzten erneut in die Tiefe. Wir fielen einige Meter und schlugen hart auf. Ich kam als Erstes wieder auf die Beine, bis auf Lisa ging es allen gut. Sie hatte ja schon einen offenen Armbruch, der Sturz tat bestimmt nicht gut, sie wimmerte herzzerreißend. Dave nahm sie erneut in die Arme und tröstete sie zärtlich. Ohne Medikamente konnten wir ihr leider nicht anders helfen. Ich wunderte mich, dass ich auf einmal alles erkennen konnte. Wir waren in einer großen Halle, in deren Ecken große Pfannen mit brennbarem Material standen, die lodernd brannten. Wir waren nicht allein. Die Halle kam mir bekannt vor, Tom viel es auch sofort auf.

>> Jim denkst du das Gleiche wie ich? <<

>> Ich glaube schon. <<

Wir wurden gleichzeitig an Rom erinnert. Am Ende des Raumes stand ein Altar, genau der, den wir vor einigen Jahren schon einmal gesehen hatten. Der Staub, den der eingebrochene Boden aufgewirbelt hatte, legte sich langsam und gab zu unserem Erschrecken etwas frei. Jemand, oder etwas stand mit einer Kutte bekleidet davor. Er drehte sich um. Das Wesen hatte eine lange schwarze Mönchskutte an, die an verschiedenen Stellen kleine Löcher aufwies, er war wahnsinnig groß, ich schätzte, 2,30 Meter müssten es gewesen sein. Die Kutte zeigte sein Gesicht nicht, sie war sehr weit nach vorne in sein Gesicht gezogen, aber irgendetwas blitzte durch die Löcher der Kutte an seiner Schulter. Ich konnte es auf die Entfernung nicht genau erkennen, aber es sah aus wie ein Schwert oder ein Dolch. Irgendetwas steckte in seiner Schulter.

Die sieben Amulette

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