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Kapitel 13

Es war an einem dieser häufig nebelverhangenen Tage im November 2020. Lina Herwig saß mit einem Glas Wein vor dem Fernseher und lenkte sich mit einer Quizz-Show ab. ›Gefragt – Gejagt‹. Die Sendung lief in diesem Jahr zum letzten Mal. Eventuell sollte es 2021 eine Neuauflage geben.

Frau Herwig war Sportlehrerin. Ehemalige Sportlehrerin. Als ihr Mann von Berlin an die Uni Regensburg berufen wurde, um dort einen vakanten Philosophie-Lehrstuhl zu übernehmen, blieb ihr nichts anderes über, als ihren eigenen beruflichen Werdegang abzubrechen. In Bayern gehen die Uhren anders. Um hier an staatlichen Regelschulen unterrichten zu dürfen, ist das bayerische Staatsexamen vonnöten. Zum Glück gab es noch andere Betätigungsfelder für eine Sportlehrerin. An der Uni Regensburg wurden traditionell diverse Kampfsportarten angeboten. Da der Kursleiter dafür kurzfristig für längere Zeit ausfiel, nutzte Frau Herwig die Chance und bewarb sich erfolgreich um den befristeten Job. Kampfsport hatte sie während ihres Studiums in Berlin als Kernfach belegt. Selber unterrichtet hatte sie ihn bislang noch nicht. Allerdings beherrschte sie den einen oder anderen asiatischen Kampfsport besser, als so manches erfolgreiche Mitglied einschlägiger privater Kampfschulen.

Als sie ihren Mann noch nicht kannte, zog sie sogar ernsthaft in Erwägung, sich zu einer Agentin ausbilden zu lassen. Allerdings erschien ihr dieser Gedanke dann doch zu absurd und vor allem zu unvereinbar mit dem, was sie sich vom Leben erwartete: eine Familie, drei Kinder mindestens, gerne auch mehr. Wenn Ursula von der Leyen 7 Kinder haben konnte und trotzdem beruflich nie zurückstecken musste, warum dann nicht auch sie? ›Gefragt – Gejagt‹ war längst vorüber. Die Flasche Wein fast leer. Lina war auf dem Sofa eingeschlafen. Gegen 22:00 Uhr wurde sie wieder wach. Ein Rundumblick und erst ein leiser, dann ein lauter Ruf nach ihrem Mann Klaus machte klar, dass er immer noch nicht zu Hause war. Am Handy war Klaus nicht erreichbar. Ein Anruf in der Uni, wo natürlich um diese Zeit längst keiner mehr vor Ort war, und dementsprechend niemand ran ging, machte klar, dass er eigentlich längst zu Hause sein müsste. Lina war nicht wirklich beunruhigt, da Klaus nach Vorlesungen, Seminaren oder auch nur langen Stunden in seinem Büro oft noch mit Kollegen auf einen Absacker ging, dann sein Auto stehen ließ und ein Taxi nahm. Wobei das mit den Kollegen vermutlich nur ein Vorwand war.

Lina entschloss sich, nicht weiter auf Klaus zu warten. Sie war müde und ging zu Bett. Sie schliefen schon länger in getrennten Schlafzimmern. Nicht zuletzt deswegen, weil es im Bett ohnehin nicht mehr klappte. Morgen früh würde er wieder da sein. Wie immer. Oder zumindest fast immer.

Irgendwann in der Nacht schreckte Lina hoch. War da etwas? War Klaus endlich nach Hause gekommen?

Aber das Schlafbedürfnis war stärker. Sie schlief wieder ein und träumte weiter diesen seltsamen Traum, den sie inzwischen fast jede Nacht hatte und nach dem sie jedes Mal nicht mehr wusste, was nun Realität war, der Traum oder die Wirklichkeit. Am nächsten Morgen, Klaus war wieder zugegen, kam es zwischen ihr und ihm zu einem heftigen Streit. Wie üblich war Linas Eifersucht der Auslöser.

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