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Das Recht auf Faulheit.
Zurückweisung des »Rechts auf Arbeit«1 von 1848. [Vorwort]

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Monsieur Thiers2 sagte 1849 in der Kommission für den Grundschulunterricht: »Ich möchte den Einfluss des Klerus allmächtig machen, weil ich auf ihn zähle bei der Verbreitung jener guten Philosophie, die den Menschen lehrt, dass er hier auf Erden ist, um zu leiden, statt jener anderen Philosophie, die im Gegenteil zum Menschen sagt: ›Genieße!‹« – Monsieur Thiers formulierte die Moral der Bourgeoisie, deren unerbittlichen Egoismus und Engstirnigkeit er verkörperte.

Als die Bourgeoisie noch gegen den vom Klerus unterstützten Adel kämpfte, schrieb sie sich die freie Forschung und den Atheismus auf ihre Fahnen; aber sobald sie triumphiert hatte, änderte sie ihren Ton und ihr Verhalten; und heute versucht sie, ihre ökonomische und politische Vorherrschaft auf die Religion zu stützen. Im 15. und 16. Jahrhundert hatte sie fröhlich die heidnische Tradition wieder aufleben lassen und das Fleisch und seine Leidenschaften, die vom Christentum verdammt worden waren, verherrlicht; heute, randvoll gestopft mit Gütern und Vergnügungen, verleugnet sie die Lehren ihrer Denker, den Rabelais’3 und Diderots4, und predigt den Lohnarbeitern Enthaltsamkeit. Die kapitalistische Moral, eine jämmerliche Karikatur der christlichen Moral, belegt das Fleisch des Arbeiters mit einem Bann; ihr Ideal ist es, den Produzenten auf ein absolutes Minimum an Bedürfnissen zu reduzieren, seine Vergnügungen und seine Leidenschaften zu unterdrücken und ihn zur Rolle einer Maschine zu verurteilen, die ohne Rast und ohne Dank Arbeit ausführt.

Die revolutionären Sozialisten müssen den Kampf wieder aufnehmen, den die Philosophen und Pamphletisten der Bourgeoisie gekämpft haben; sie müssen zum Sturm auf die Moral und die Gesellschaftstheorien des Kapitalismus ansetzen; sie müssen in den Köpfen der zum Handeln aufgerufenen Klasse die Vorurteile zerschlagen, die von der herrschenden Klasse gesät wurden; sie müssen angesichts aller Heuchler von Morallehren verkünden, dass die Erde aufhören wird, das Tal der Tränen des Arbeiters zu sein; dass in der kommunistischen Gesellschaft der Zukunft, die wir »falls möglich, friedlich, andernfalls mit Gewalt« errichten werden, die Leidenschaften des Menschen völlige Freiheit genießen werden, denn »wir sehen, daß sie alle von ihrer Natur aus gut sind. Wir müssen nur ihren schlechten Gebrauch oder ihr Übermaß vermeiden«*5, und diese werden nur durch den wechselseitigen Ausgleich der Leidenschaften und die harmonische Entwicklung des menschlichen Organismus vermieden werden. Denn, so stellt Dr. Beddoe fest, »erst dann, wenn eine Rasse ihr Maximum an physischer Entwicklung erreicht, erreicht sie auch ihren Höhepunkt an moralischer Energie und Kraft.«* Diese Meinung vertrat auch der große Naturforscher Charles Darwin.*

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Die Widerlegung des Rechts auf Arbeit, die ich mit einigen zusätzlichen Anmerkungen neu herausgebe, erschien zuerst 1880 in der Wochenzeitschrift L’Égalité, zweite Serie.

P. L.

Sainte-Pélagie 6 , 1883.

Das Recht auf Faulheit

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