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Vorbereitung des Aufstands: Waffen und Schießpulver

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Man bereitete sich auf den Aufstand vor, besorgte Waffen. Im Arsenal hatten die Verschwörer drei Granaten aus Auschwitz I und einige Kleinkalibergewehre, die alle – außer ein paar Revolvern, die zufällig im Gepäck eines tschechischen Transports317 entdeckt worden waren – bei den Polen aufgetrieben worden waren, also für Dollar gekauft oder gegen Medikamente eingetauscht318. Die stumpfen Challa-Messer319 wurden auch zu diesem Zweck herangezogen und dafür geschärft320.

Eines der wichtigsten Ziele des Aufstands war es, die Krematorien zu sprengen, wofür Sprengstoff benötigt wurde321. Unweit des Stammlagers war in Fabrikhallen, die einst noch von Krupp errichtet worden waren, ab dem 1. Oktober 1943 eine Fabrik der Union-Werke untergebracht, die aus der Ukraine hierhin verlagert worden war und Zündvorrichtungen für Bomben herstellte. Dort arbeitete eine Gruppe jüdischer Frauen, jedoch unter derartiger Aufsicht, dass eine Kontaktaufnahme zu ihnen praktisch unmöglich war.

Der 23-jährigen Roza Robota aus Zichenau, Mitglied der zionistischen Organisation „Hashomer Hatzair“ und der „Kampfgruppe Auschwitz“, ist das aber gelungen. Sie arbeitete im Frauenlager, in der Bekleidungskammer. Ihr wurde aufgetragen, einige kleinere Mengen Sprengstoff aufzutreiben. Entwendet wurde das Schießpulver aus dem Lager von vier jungen Frauen: von der belgischen Jüdin Ella (Alla) Gertner322, Regina Safirsztajn (oder Safir) aus Bendzin und den Schwestern Weißblum aus einer assimilierten Warschauer Familie – Esther und Hanka, 19 und 15 Jahre alt. Das Pulver wurde mehrere Monate lang in kleinen Portionen à 250 Gramm, in Schuhen versteckt, aus der Fabrik geschleust323. Das nächste Glied dieser Kette war eine junge Frau mit dem Vornamen Hadassa, die diese Kleinstportionen in einem vereinbarten Versteck abholte und an Roza Robota sowie Martha Bindinger übergab, die in der Bekleidungskammer des Frauenlagers arbeiteten324.

Weiter trug Robota das Schießpulver in geheimen Täschchen, eingenäht in den Saum ihres Rockes, nach Birkenau. Eine andere Schmuggelroute verlief über die Verbindungsmänner Yehuda Laufer und Israel Gutman. Der Verbindungs-Mann zwischen Robota und dem Sonderkommando war der Elektriker Eiger, der seine eigenen Erinnerungen daran hinterlassen hat325. Shlomo Venezia schreibt, die Funktion des Verbindungsmanns habe ein großer Mensch namens Alter ausgeübt: Höchst unwahrscheinlich ist es, dass es sich um Alter Feinsilber326 handelte, vielmehr wohl um denselben Eiger327. Zudem existieren die Zeugnisse zweier Landsleute Roza Robotas aus Zichenau. Das erste ist jenes von Noah Zabludowicz, ebenfalls Elektriker (und Cousin von Shlomo Kirszenbaum, einem der Kapos im Sonderkommando), wonach er selbst diese Funktion erfüllt haben soll328. Und das zweite Zeugnis ist das von Moshe Kulka, wonach der Zichenauer Godel Silber329 der Verbindungsmann war. Andreas Kilian zufolge waren die Glieder dieser Verbindungskette Kaminski selbst und seine Freundin Schmidt, Kapo im Bekleidungsmagazin des Frauenlagers330.

Eigentlich aber brauchten die Männer des Sonderkommandos nicht das Schießpulver, sondern die damit gefüllten Handgranaten. Hergestellt wurden diese vom russischen Kriegsgefangenen und Pyrotechniker Iwan Borodin331. Er befüllte leere Konservendosen mit dem Sprengstoff und den nötigen Chemikalien, insbesondere mit Phosphor als Zünder. Aufseiten des Sonderkommandos war Shlomo Dragon, der Stubendienst des Blocks 13, derjenige, der alles, was man für den Aufstand irgendwie gebrauchen konnte, annahm und aufbewahrte. Insgesamt wurden an die 30 Granaten hergestellt. Eine bis zwei davon schleuste Dragon jedes Mal durch, wenn er aus dem Block 13 ins Krematorium ging (einmal gelang es ihm, einen Fotoapparat dorthin zu bringen)332. Dragon versteckte sie in der eigenen Matratze oder auf dem Dachboden eines der Krematorien (anderen Angaben zufolge versteckten die Männer des Sonderkommandos sie auch in dem Eimer, in dem sie die Seife aufbewahrten). Er hat die Granaten auch auf die Krematorien verteilt.

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