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Redundanz, Zero Accident und andere Sicherheitsthemen

Die in diesem Buch vorgestellten Übungen und Elemente sind nach bestem Wissen und Gewissen nach dem neusten Stand der Sicherheit ausgesucht und aufbereitet. Die Übungen sind in der Regel redundant gebaut.

Redundanz bedeutet, dass alle sicherheitsrelevanten Bereiche mit doppelter Sicherheit ausgelegt sind. Sie bezieht sich jedoch nicht nur auf das Material und die Bauweise, Redundanz ist gerade dort besonders wichtig, wo menschliches Versagen zu einem Unfall führen kann. Das Vier-Augen-Prinzip und klare Kommunikation zwischen zwei Verantwortlichen, zum Beispiel beim Überprüfen des Sicherungsgurtes oder beim Einhängen eines Teilnehmers in die Sicherung, stellen einen wesentlichen Punkt der Redundanz dar – auch wenn dieser Aspekt in diesem Buch nur oberflächlich behandelt wird.

Ob ein Element tatsächlich redundant gebaut ist, lässt sich am besten prüfen, indem man fragt: „was würde passieren, wenn dieser Karabiner versagt“ oder „… ich dieses Seil zerschneide“ oder „… dieser Ast bricht“. Ein tatsächliches Versagen der ersten Sicherungskette muss es in diesem Sinne ermöglichen, den betroffenen Teilnehmer immer noch sicher auf den Boden zurück zu bringen – die zweite Sicherungskette hat daher nicht unbedingt den Anspruch, das Wesen der Übung zu erhalten, sondern lediglich, den betroffenen Teilnehmer weiterhin abzusichern. Es ist daher nicht unbedingt nötig, dass erste und zweite Sicherungskette identisch gebaut werden. Überall dort, wo menschliches Versagen zu einem Absturz führen kann, also etwa Karabiner, die bei Teilnehmerwechseln ein – und ausgehängt werden, ist die Redundanz ein Muss.

Es gibt jedoch auch Bereiche, wo die Redundanz an ihre Grenzen stößt oder sich selber ad absurdum führt. Nicht redundante Teilbereiche in diesem Buch werden klar gekennzeichnet und es wird erklärt, warum gerade hier auf Redundanz verzichtet werden musste. Dort, wo Redundanz sinnvoll nicht geboten werden kann, sollte stattdessen eine angemessene Materialüberdimensionierung verwendet werden, also etwa doppelte Bruchlast wie bei redundanter Bauweise.

Fazit

Redundanz überall dort, wo sie sinnvoll möglich ist, ein Weglassen der Redundanz verursacht Erklärungs- und Handlungsbedarf.

Neben der Redundanz ist auch die Kontinuierlichkeit der Sicherheit ein wesentliches Thema. Daher werden in diesem Buch keine aufeinander folgenden Übungen gezeigt, bei denen sich der Teilnehmer eigenständig mit Hilfe eines Klettersteigsets umhängen muss und sich damit im schlimmsten – aber leider immer wieder auftretenden Fall – eigenständig entsichern und damit in Lebensgefahr bringen kann.

Auch beim Zero Accident Prinzip sind die Redundanz und die kontinuierliche Sicherung ein wichtiges Thema. Der von Walter Siebert geprägte Begriff „Zero Accident“ bedeutet nicht, dass es niemals zu einem Unfall kommen kann – es bedeutet lediglich, dass kein Unfall oder Vorfall unberücksichtigt bleiben soll1. Kommt es bei einem Material, einer Bau- oder Vorgehensweise zu einer tatsächlichen Gefahr oder zu einem Unfall, so muss ergründet werden, ob es einen Zusammenhang zwischen dem Schaden und der angewendeten Methode gibt – wenn ja, so muss diese verbessert oder weggelassen werden. Weiters ist es auch wichtig, dieses Gefahrenpotential anderen Betroffenen zugänglich zu machen, hier bieten sich besonders fachspezifische Internetforen an, z.B. www.rcforum.cc.

Verschiedene Errichter und Betreiber von Seilkonstruktionen entwickeln jeweils ihre eigenen Bauweisen und erarbeiten sich im Laufe der Zeit viel Know How. Selbstverständlich ist dieses Know How ein Vorsprung gegenüber konkurrierenden Anbietern und wird teilweise nur ungern oder gar nicht weitergegeben – das ist verständlich. Beim Aspekt der Sicherheit muss diese Abschottung ein Ende haben, hier ist es eine Frage der Ethik, nicht nur Unfälle und Vorfälle zu veröffentlichen, sondern auch Neuentwicklungen dem gesamten Markt zugänglich zu machen.

1 Walter Siebert: Zero Accident. Qualitätsstandards für erlebnisorientierte Wirtschaftstrainings

Spannung zwischen Bäumen

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