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Vorwort

Als Zelebrantin oder Zelebrant zu arbeiten ist eine anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe, die Einfühlungsvermögen, Fingerspitzengefühl und psychische Belastbarkeit voraussetzt. Wie in allen Berufen kann man sich Techniken aneignen, Methoden übernehmen und Theorien umsetzen. Dieses Handbuch soll eine entsprechende Grundlage bieten.

Es ist hilfreich, in der Ausübung der Tätigkeit auf persönliche Lebenserfahrungen zurückzugreifen. Aber auch persönliche Erfahrung schützt den Zelebranten nicht vor Isolation aufgrund mangelnder Selbstreflexion und fehlender Rückmeldungen. Dies wiederum birgt die Gefahr der Verunsicherung und kann ein übersteigertes und unreflektiertes Sicherheitsgefühl fördern, was sich oft negativ auf die Qualität der Arbeit auswirkt. Um dieser Gefahr vorzubeugen ist es notwendig, dass sich Zelebranten regelmässig austauschen und ihre Leistungen von Zeit zu Zeit überprüfen lassen. Dieser Prozess der Intervision beziehungsweise Supervision ist aus vergleichbaren Berufen (Sozialarbeiter, Pädagogen u. Ä.) bekannt und hat sich dort bewährt und etabliert.

Zum Buch

Ein weiteres Handbuch, ein weiterer Ratgeber – wozu? In einer Zeit, in der eine Vielzahl an Leitfäden und Kompendien zu relevanten Lebensfragen und banalen Alltäglichkeiten entstehen, ist diese Frage durchaus berechtigt. Weshalb also über ein Thema schreiben, das so alt ist wie die Menschheit und das bereits ausführlich dokumentiert wurde?

Vor allem zwei Gründe haben den Autor zum Verfassen des vorliegenden Buchs bewogen. Einerseits gab es keine Literatur mit praktischen Anleitungen. Andererseits ist die vorhandene Literatur stark religiös geprägt.

Um den Umfang möglichst knapp zu halten, wurde der Fokus auf die fünf Weltreligionen gesetzt – wohl wissend, dass in praktisch allen anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften ähnliche Rituale praktiziert werden.

Eine weitere Motivation, dieses Buch zu schreiben, ist das Fehlen verbindlicher Grundlagen für die Berufstätigkeit der Zelebrantinnen und Zelebranten. Bis heute gibt es im europäischen Raum keine Richtlinien und Definitionen für konfessionslose Priesterinnen und Priester, da der Beruf des Zelebranten noch nicht offiziell etabliert ist. Ohne diese fundamentalen Grundlagen ist es aber nicht möglich, verbindliche und allgemeingültige Qualitätsstandards aufzubauen, zu vereinbaren und zu etablieren.

Die bisher fehlenden Grundlagen bedeuten jedoch nicht, dass die Informationen und Fakten für dieses Buch nicht auch aus anderen Quellen stammen können. Es ist davon auszugehen, dass ein grosser Teil an Fachwissen bereits in diversen Artikeln zusammengetragen und teilweise auch publiziert wurde. Hier wird bekanntes und reaktiviertes Fachwissen aus der Praxis strukturiert und in einer verständlichen Sprache in eine komprimierte Form gebracht.

In diesem Handbuch sind alle relevanten Themen zu den wichtigsten Übergangsritualen in einer kompakten Form gesammelt und in einer verständlichen Sprache aufbereitet.

Zur Leserin und zum Leser

Das Handbuch wurde selbstredend sowohl für angehende als auch für ausgebildete Zelebrantinnen und Zelebranten verfasst. Der Frage, wer diese Zielgruppe ist, wird später ausführlicher nachgegangen. Vereinfacht gesagt handelt es sich um Priesterinnen und Priester, die keiner religiösen Organisation wie beispielsweise einer Kirche unterstellt oder angeschlossen sind. Man könnte auch von Freiberuflichen sprechen. Diese Berufsgruppe, die sich erst langsam in den säkularisierten Gesellschaften etabliert, bewegt sich zurzeit in einem beruflichen Vakuum. Denn mit dem Fehlen einer übergeordneten bestimmenden Organisation (analog der Kirche oder dem Staat) fehlen auch Regeln, Richtlinien und Sakramente. Ziel dieser Publikation ist es, Zelebrantinnen und Zelebranten eine praxisbezogene Grundlage für die Ausübung ihres Berufs zur Verfügung zu stellen. Mit einer einheitlichen und anerkannten Zertifizierung soll sichergestellt werden, dass die Profession eine seriöse Grundlage bekommt, auf die sich Kundinnen und Kunden verlassen können, denn Vertrauen ist eine Grundvoraussetzung für dieses Geschäft.

Auch ausgebildete Theologinnen und Laienprediger können sich mit dieser Lektüre auseinandersetzen – im Hinblick darauf, eines Tages «nicht-kirchliche Rituale» anzubieten, zu planen und durchzuführen und somit als Zelebrantinnen und Zelebranten tätig zu werden.

Zudem sind auch potenzielle Kundinnen und Kunden sowie interessierte Kreise eingeladen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Rituale, und insbesondere die hier beschriebenen Übergangsrituale, dürfen keine «geheimen Handlungen» sein. Im Gegenteil: Es ist wichtig, diese Rituale in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Auch sollen der Beruf und die Tätigkeiten der Zelebrantinnen und Zelebranten dank mehr Transparenz besser verstanden werden. Wünschenswert ist, das Handbuch einer breiten Leserschaft zugänglich zu machen.

Zum Autor

Robert Mähr wurde in der Schweiz an der Fachschule für Rituale im ersten Lehrgang zum Zelebranten ausgebildet. Da der Begriff des Zelebranten zu dieser Zeit nicht greifbar beziehungsweise kaum bekannt war, wurde er unter der Berufsbezeichnung «Ritualmeister» aktiv. In dieser Funktion hat er unzählige Rituale entwickelt und durchgeführt. Während dieser Zeit hat sich der ausgebildete Pädagoge, technische Kaufmann, IT-Spezialist und Unternehmensberater immer daran gestört, dass er mit seinem «neuen Beruf» nirgends verwurzelt war. Ferner besteht bei der Bezeichnung «Ritualmeister» nicht nur grosser Erklärungsbedarf, die Benennung ist in der westlichen Welt teils auch negativ besetzt. Alternativ bot sich der Begriff «Ritualleiter» an. Dieser deckt aber nicht das gesamte vom Autor angebotene Spektrum ab. Der Wunsch, diesem undefinierten Zustand ein Ende zu setzen, verstärkte sich. Bei der Suche nach einem passenden Namen spielte der Zufall eine wichtige Rolle: Als ein alter Freund aus Mexiko erzählte, dass er in den USA eine Ausbildung zum «Celebrant» absolviert hatte, wurde dem Autor klar, dass in Europa etwas Ähnliches aufgebaut werden muss. Damit eine Vereinheitlichung geschaffen werden kann, müssen zuerst die Standards festgelegt werden. So wurde die Idee eines Handbuchs geboren.

Geschlechtsspezifische Formulierungen

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit hat der Autor vorwiegend die männliche Form «Zelebrant» eingesetzt. Es sei darauf hingewiesen, dass bei geschlechtsspezifischen Formulierungen Personen jeglichen Geschlechts gemeint sind. Damit möchte sich der Autor bewusst von religiösen Organisatoren distanzieren, die Frauen den Zutritt zum Priesteramt verweigern. Wenn nur eine Form gewählt wurde, sind andere automatisch auch gemeint.

Handbuch für Zelebrantinnen und Zelebranten

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