Der Gehülfe

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"Der Gehülfe" von Robert Walser. Veröffentlicht von Good Press. Good Press ist Herausgeber einer breiten Büchervielfalt mit Titeln jeden Genres. Von bekannten Klassikern, Belletristik und Sachbüchern bis hin zu in Vergessenheit geratenen bzw. noch unentdeckten Werken der grenzüberschreitenden Literatur, bringen wir Bücher heraus, die man gelesen haben muss. Jede eBook-Ausgabe von Good Press wurde sorgfältig bearbeitet und formatiert, um das Leseerlebnis für alle eReader und Geräte zu verbessern. Unser Ziel ist es, benutzerfreundliche eBooks auf den Markt zu bringen, die für jeden in hochwertigem digitalem Format zugänglich sind.

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Robert Walser. Der Gehülfe

Der Gehülfe

Inhaltsverzeichnis

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Robert Walser

Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020

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In der Tat, er rede und denke da wie ein Feldhauptmann, dachte er lachend. Bald darauf befand er sich wieder zu Hause.

Joseph hatte in einer Elastique-Fabrik gearbeitet, ehe er zum Militär kam. Er erinnerte sich jetzt jener vormilitärischen Zeit und sah vor sich ein altes, längliches Gebäude, einen schwarzen Kiesweg, eine enge Stube und ein bebrilltes, strenges Prinzipalengesicht. Er war dort, wie man sagt, aushilfsweise engagiert gewesen, nur so vorübergehend. Er schien mit seiner ganzen Persönlichkeit nur ein Zipfel, ein flüchtiges Anhängsel zu sein, ein nur einstweilen geschlungener Knoten. Beim Antritt der Stellung war ihm bereits lebhaft der Austritt aus derselben vor Augen getreten. Der Lehrling im Elastique-Geschäft war ihm in allem »über«. Joseph mußte diesen unausgewachsenen Menschen bei jeder Gelegenheit um Rat fragen. Aber eigentlich kränkte ihn das nicht einmal. O er war schon an so vieles gewöhnt gewesen. Er arbeitete kopflos, das heißt, er mußte sich gestehen, daß ihm mancherlei durchaus notwendige Kenntnisse abhanden gekommen waren. Gewisse, für andere Menschen erstaunlich leicht zu erfassende Dinge prägten sich ihm so merkwürdig schwer ein. Was war da zu machen gewesen. Sein Trost und sein Gedanke war die »Vorübergänglichkeit« der Stellung. Er wohnte bei einem alten, spitznasigen und -mundigen Fräulein, die eine sehr sonderbare, hellgrün gestrichene Stube bewohnte. Auf einer Etagere befanden sich einige alte und moderne Bücher. Das Fräulein war, wie es schien, eine Idealistin, aber keine feurige, sondern eher eine durch und durch erfrorene. Joseph bekam rasch heraus, daß sie einen eifrigen Liebesbriefwechsel unterhielt, und zwar, wie er eines Tages aus einem achtlos auf dem runden Tisch liegenden, langen Schreiben ersah, mit einem nach Graubünden ausgewanderten Buchdrucker oder Architektenzeichner, er konnte sich dessen jetzt nicht mehr so recht genau entsinnen. Er las rasch den Brief, er hatte das Gefühl, daß er dadurch keine sehr bedeutende Ungerechtigkeit begehe. Übrigens war der Brief kaum der verstohlenen Lektüre wert, man hätte ihn ruhig dürfen an alle Säulen der Stadt plakatieren, so wenig Geheimnisvolles und dem Fernstehenden Unverständliches enthielt er. Er war den Büchern, die die Welt liest, nachgeschrieben und enthielt vorzugsweise kühnlinierte und schraffierte Reisebeschreibungen. Die Welt sei doch herrlich, hieß es da, wenn man sich die Mühe nehme, sie zu Fuß zu durchwandern. Dann wurden der Himmel, die Wolken, die Halden, die Geißen, Kühe, Kuhglocken und die Berge beschrieben. Wie wichtig das alles war. Joseph hatte eine kleine Stube nach hinten gehend inne, dort las er. Sowie er nur dieses Stübchen betrat, fing ihm auch gleich die Bücherlektüre über den Kopf zu flattern an. Er las da so einen von jenen großen Romanen, an denen man monatelang lesen kann. Die Kost hatte er in einer Pension von Technikumsschülern und Kaufmannslehrlingen. Er hatte große Mühe, sich mit dem jugendlichen Volk einigermaßen zu unterhalten und schwieg daher meist bei Tisch. Wie war das alles für ihn erniedrigend. Auch da war er ein Knopf, der nur lose hing, den man gar nicht mehr festzunähen sich abmühte, da man zum voraus wußte, daß der Rock doch nicht lange getragen werde. Ja, seine Existenz war nur ein provisorischer Rock, ein nicht recht passender Anzug. Nahe bei der Stadt lag ein runder, mäßig hoher Rebhügel, der oben mit Wald gekrönt war. Nun, das war fürs Spazierengehen ganz artig. Die Sonntagvormittage verlebte Joseph regelmäßig dort oben, während welcher Erholung er sich jedesmal in ferne, beinahe krankhaft schöne Träumereien verwickelt sah. Unten in der Fabrik ging es weniger schön zu, trotz des zunehmenden Frühlings, der seine kleinen duftenden Wunder an den Bäumen und Sträuchern zu entfalten begann. Der Prinzipal machte Joseph eines Tages ganz gehörig herunter, ja, er machte ihn schlecht, er nannte ihn geradezu einen Betrüger, und weswegen? Das war auch wieder so eine Kopfträgheit gewesen. Hohle Köpfe können ja nun allerdings einem Handelsgeschäft erheblichen Schaden zufügen. Man kann schlecht rechnen, oder aber, und das ist das Schlimme, man rechnet einfach gar nicht. Für Joseph war es so schwer gewesen, eine in englischer Pfundwährung aufgestellte Zinsenrechnung zu prüfen. Dazu fehlten ihm die paar Kenntnisse, und statt das nun offen dem Geschäftsherrn einzugestehen, wovor er sich schämte, setzte er unter die Rechnung, ohne sie wahrhaft geprüft zu haben, die lügnerische Bestätigung. Er schrieb mit Bleistift ein M zu der Schlußzahl, was so viel zu bedeuten hatte als die feste und ruhige Tatsache des Richtigbefundes. An diesem einen Tage nun kam es plötzlich durch eine mißtrauische Frage seitens des Prinzipals heraus, daß die Prüfung nur geschwindelt, und daß ja Joseph gar nicht imstande war, eine derartige Rechnung im Kopf zu lösen. Das waren eben englische Pfund, und Joseph wußte mit solchen absolut nicht umzugehen. Er verdiene, sprach der Vorgesetzte, mit Schimpf und Schande fortgejagt zu werden. Wenn er etwas nicht verstehe, so sei das keine Unehrenhaftigkeit, wenn er aber Verständnis lüge, so sei das Diebstahl. Man könne es nicht anders nennen, und Joseph solle sich in Grund und Boden hinab schämen. O das war ein tobendes Herzklopfen für ihn gewesen. Er spürte eine schwarze, fressende Welle über seinem ganzen Dasein. Die eigene, sonst, wie ihm immer schien, nicht schlechte Seele schnürte ihn von allen Seiten zu. Er zitterte so heftig, daß die Zahlen, die er eben schrieb, nachher ungeheuerlich fremd, verschoben und groß aussahen. Aber nach einer Stunde war ihm so wohl. Er ging zur Post, es war eben schönes Wetter, er ging so, und da meinte er, küsse ihn alles. Die kleinen süßen Blätter schienen alle in einem liebkosenden, farbigen Schwarm auf ihn zuzufliegen. Die vorübergehenden, im übrigen ganz alltäglichen Menschen sahen so schön aus, zum rein An-den-Hals-werfen. Er schaute glücklich in alle Gärten hinein, zum offenen Himmel hinauf. Wie rein und schön waren die weißen, frischen Wolken. Und das satte, süße Blau. Joseph hatte das eben Vorgefallene, das Wüste, nicht vergessen, er trug es beschämt mit sich, aber es hatte sich in etwas Unbekümmert-Leidvolles, in etwas Ebenmäßig-Verhängnisvolles verwandelt. Er zitterte noch ein wenig und dachte: »Also muß man mich mit Demütigungen zur reinen Freude an der Welt Gottes aufpeitschen?« Nach Feierabend trat er gemütlich in einen ihm wohlbekannten Zigarrenladen. Eine Frau hauste dort, eine womöglich, ja wahrscheinlich und nur zu sehr wahrscheinlich käufliche Frau. Joseph pflegte sich in ihrem Laden Abend für Abend auf einen Stuhl zu setzen, eine Zigarre dazu zu rauchen und zu plaudern mit der Inhaberin. Er gefiel ihr, das merkte er bald. »Wenn ich dieser Frau gefalle, so erweise ich ihr einen kleinen Dienst, regelmäßig bei ihr zu sitzen,« dachte er und tat auch so. Sie erzählte ihm ihre ganze Jugend und manches Schöne und Unschöne aus ihrem Leben. Sie alterte schon und hatte ein ziemlich häßlich geschminktes Gesicht, aber gute Augen leuchteten aus demselben hervor, und ihr Mund: »wie oft wird er geweint haben,« dachte Joseph. Er blieb immer artig und höflich bei ihr, als ob dieses Betragen selbstverständlich gewesen wäre. Einmal streichelte er ihr die Wangen, und er bemerkte die Freude, die sie über dieser Bewegung empfand, sie errötete und ihr Mund zuckte, als ob sie hätte sagen wollen: »zu spät, mein Freund.« Sie war früher eine Zeitlang Kellnerin gewesen, aber was hatte das alles zu bedeuten, da doch der ganze Anhängezipfel nach ein paar Wochen abgetrennt wurde. Der Chef schenkte Joseph zum Abschied eine Gratifikation, trotz jenes Vorfalles mit der englischen Geldwährung, und wünschte ihm Glück in die Kaserne. Jetzt kommt eine Eisenbahnfahrt durch ein frühlingverzaubertes Land, und dann weiß man nichts mehr, denn von da an ist man nur noch eine Nummer, man bekommt eine Uniform, eine Patronentasche, ein Seitengewehr, eine regelrechte Flinte, ein Käppi und schwere Marschschuhe. Man ist nichts mehr Eigenes, man ist ein Stück Gehorsam und ein Stück Übung. Man schläft, ißt, turnt, schießt, marschiert und gestattet sich Ruhepausen, aber in vorgeschriebener Weise. Selbst die Empfindungen werden scharf überwacht. Die Knochen wollen anfänglich brechen, aber nach und nach stählt sich der Körper, die biegsamen Kniescheiben werden zu eisernen Scharnieren, der Kopf wird frei von Gedanken, die Arme und Hände gewöhnen sich an das Gewehr, das den Soldaten und Rekruten überall hin begleitet. Im Traum hört Joseph Kommandoworte und das Knattern der Schüsse. Acht Wochen lang dauert das so, es ist keine Ewigkeit, aber bisweilen scheint es ihm eine.

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