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Fragenbeantwortung

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Es wird gefragt nach den Bildern für die Laute und Buchstaben wie dem Fisch für das F, wovon am Vormittag im ersten Vortrag des methodisch-didaktischen Kurses gesprochen worden war.

Rudolf Steiner: Solche Dinge, solche Bilder muss man selber finden. Man braucht nicht das historisch Gegebene zu suchen. Man sollte die freie, gezügelte Phantasie wirken lassen und Vertrauen haben zu dem, was man selber findet; auch für Tätigkeitsformen, zum Beispiel für das S. Was Sie selbst erarbeiten!

L. fragt nach der lateinischen Schrift.

Rudolf Steiner: Ja, die lateinische Schrift ist der Ausgangspunkt, weil diese die charakteristischen Formen enthalt. Und dann erst, wenn es nötig wird, geht man über auf die deutsche, die gotische Schrift, die eigentlich ganz verschwinden sollte.

O. fragt nach der Behandlung der melancholischen Kinder.

Rudolf Steiner: Der Lehrer steht so gegenüber dem melancholischen Kinde: Die melancholische Anlage beruht auf einem nicht ganz vollständigen Unterkriegen des Stoffwechsels durch den geistig-seelischen Menschen. Der Nerven-Sinnesmensch ist der ungeistigste Teil des Menschen, ist der physischste Mensch. Am wenigsten physisch ist der Stoffwechselmensch. Der geistige Mensch steckt am meisten im Stoffwechselorganismus, ist dort aber am wenigsten zur Realisierung gekommen. Der Stoffwechselorganismus muss am meisten bearbeitet werden. Wenn der Stoffwechsel zu viel Beschwerde macht, dann offenbart sich in dem Brüten das innerliche Streben nach dem Geiste. In der Nähe eines melancholischen Kindes sollten wir als Lehrer möglichst viel sichtbares Interesse an den äußeren Dingen seiner Umgebung entwickeln, sollten möglichst so sein, wie wenn wir Sanguiniker wären, und sollten so die Außenwelt charakterisieren. Dem sanguinischen Kinde gegenüber verhalten wir uns ernst, geben ihm mit innerem Ernst eindringliche, langanhaltende Charakteristiken der Außenwelt. Im Nerven-Sinnesmenschen ist der Geist am meisten in den Menschen hineingestiegen, im Stoffwechselmenschen am wenigsten; da hat er am stärksten die Tendenz, sich durchzusetzen.

Es wird die Frage nach Lehrbüchern gestellt.

Rudolf Steiner: Man muss sich die gebräuchlichen ansehen. Wenn wir ohne Bücher auskommen, um so besser. Wenn die Kinder keine öffentlichen Prüfungen machen müssen, dann braucht man keine Bücher. In Österreich müsste man die Kinder zur öffentlichen Prüfung führen. Wir müssten feststellen, wie man wünscht, dass wir das Erreichen der Lehrziele nachweisen. Das Ideal wäre, gar keine Prüfung zu haben. Die Schlussprüfung ist ein Kompromiss mit der Behörde. Man muss ohne Prüfung wissen, so und so steht es mit den Kindern. Prüfungsangst vor der Geschlechtsreife ist sehr gefährlich für die ganze physiologische Struktur des Menschen. Sie wirkt so, dass sie die physiologisch-psychologische Konstitution des Menschen treibt. Das beste wäre die Abschaffung alles Prüfungswesens. Die Kinder werden viel schlagfertiger werden. Das Temperament schleift sich ab; gegen das zehnte Jahr wird der Temperamentsunterschied überwunden sein. Knaben und Mädchen müssten nicht getrennt werden. Wir trennen sie nur wegen der öffentlichen Meinung. Es bilden sich Liaisons; man braucht sich darüber nicht aufzuregen, aber man wird es uns übelnehmen. Der Unterricht leidet darunter nicht, wenn der Lehrer Autorität hat. Fachlehrer brauchen wir für die Künste, die auf den Willen wirken, auch für die Sprachen, die besonders gegeben werden. Die künstlerischen Dinge gehören dem Fachlehrer. Der Klassenlehrer hat in der Hauptsache als Einheitslehrer zu wirken. Durch seinen gesamten Unterricht wirkt er besonders auf den Intellekt und auf das Gemüt. Auf den Willen wirken die Künste: Turnen, Eurythmie, Zeichnen, Malen. Der Lehrer steigt mit den Schülern auf bis zum Schluss. Der Lehrer der letzten Klasse wird wieder der der ersten.

Erziehungskunst III

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