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II Einleitung

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Freiheit und Moral sind Begriffe, die in unserem Alltag eine fundamentale Rolle spielen und wohl zu den zwei wichtigsten Begriffen der Philosophie zählen. Dies spiegelt sich in einer kaum zu bewältigenden Flut an Literatur wieder. Zu beiden Begriffen wurde bereits so viel veröffentlicht, dass problemlos ein Buch geschrieben werde könnte, dessen Inhalt lediglich der Versuch ist, diese Schriften zu kategorisieren1. Diese Arbeit soll kein Versuch werden, auch nur einen der beiden Begriffe zu erschließen. Es werden zwar beide Begriffe thematisiert, dies aber zum Zweck, eine bestimmte Moralkonzeption zu untersuchen. Eine Moral, die – so könnte man sagen – auf Freiheit basiert. Gemeint ist der Libertarismus – eine politische Theorie, die in der Tradition des Liberalismus steht, mit dem Fokus auf Freiheit als grundlegenden Wert, der moralisch von höchster Bedeutung ist.

Deutschland kann zwar auf eine lange Tradition des Liberalismus zurückblicken, jedoch ist der Libertarismus weitesgehend unbekannt. In den USA hingegen, die nach ihrem eigenen Verständnis freiheitsliebend und von Grund auf liberal sind, sind die Einflüsse libertärer Überzeugungen offensichtlich. Das Freiheitsverständnis der Amerikaner ist eher libertär und in diesem Sinne weitaus radikaler. Zwang und Fremdbestimmung sind einem Libertären ein Dorn im Auge, egal wie sinnvoll sie erscheinen mögen. So stehen z.B. die Amerikaner staatlichen Regulierungen und Steuern traditionell kritischer gegenüber als die Deutschen. Die Einführung einer Zwangsgebühr, wie z.B. in Deutschland der Rundfunkbeitrag, wäre in den USA politischer Selbstmord und würde zu landesweiten Massenprotesten führen. Kein Deutscher hingegen geht auf die Straße, um gegen die gesetzliche Krankenversicherung zu demonstrieren, weil sie ihn in seiner Freiheit beschneidet. In den USA hingegen war die Einführung einer gesetzlichen Krankenkasse hoch umstritten. Präsident Barack Obama setzte zwar 2010 sein sogenanntes „Obamacare“ durch, musste aber gegen massiven Widerstand kämpfen. Diese Reaktion lässt sich darauf zurückführen, dass der Libertarismus weitaus mehr ist als eine politische Bewegung – er ist ein Ideal, an dem sich viele Menschen politisch wie auch moralisch orientieren.

Der wohl beeindruckendste Beleg dafür ist das „Free-State-Project“. Ins Leben gerufen von einem Doktoranden der Yale University hat dieses Projekt als Ziel, einen libertären Bundesstaat in den USA zu schaffen. Der Bundesstaat New Hampshire wurde von den Projektteilnehmern als Ziel auserkoren und soll die neue Heimat der Libertären werden. Die politische Struktur New Hampshires ist so beschaffen, dass durch 20.000 Wählerstimmen maßgeblich Einfluss auf die Politik genommen werden kann. Auf der Hompage www.freestateproject.org konnte man eine Vereinbarung unterzeichnen, die zum Inhalt hat, dass sobald 20.000 US-Bürger unterzeichnet haben, alle Teilnehmer nach New Hampshire umsiedeln, um dort libertäre Überzeugungen politisch durchzusetzen. Anfang Februar wurde die 20.000er-Marke überschritten2 und in den nächsten fünf Jahren werden tausende libertäre Amerikaner nach New Hampshire umsiedeln. Fast 2000 Teilnehmer sind bereits nach New Hampshire gezogen und sind dort politisch aktiv. Die damit verbundene Erwartung ist, dass New Hampshire zu einem libertären Vorzeigestaat umgewandelt wird, der sich durch maximale Freiheitsrechte und damit auch durch minimale staatlichen Regulierungen und Steuern auszeichnen soll. Was zuerst wie ein PR-Gag wirkte, ist nun Realität geworden. Die anscheinend große Anziehungskraft der libertären politischen Gesinnung gibt Anlass, das moralische Fundament des Libertarismus genauer zu betrachten.

1 Ein Versuch die wichtigsten Werke der Ideengeschichte der Freiheit zusammenzustellen stellt das Buch „Die Idee der Freiheit“ dar. Schwarz et al. 2007

2 Als ich 2013 während meiner Forschungsarbeit zum ersten Mal von diesem Projekt erfuhr, waren es noch weniger als 15.000 Teilnehmer und es war sehr fraglich, ob das Projekt überhaupt erfolgreich sein würde. Kurz vor Fertigstellung meiner Arbeit am 03. Februar 2016 wurde jedoch die 20.000-Marke überschritten und es bleibt abzuwarten, welchen realpolitischen Einfluss das Projekt haben wird.

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