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2 Déjà-vu

Déjà-vu heißt schon gesehen. Wer ein Déjà-vu hat, glaubt, etwas oder eine bestimmte Situation schon einmal gesehen zu haben, auch wenn dies nicht zutrifft.

Europa hat seine Wurzeln im Römischen Imperium. Würden die alten Römer noch einmal in unserer Zeit leben hätten sie wohl auch eine Art Déjà-vu-Erlebnis – allerdings basierend auf realer Erinnerung. Sie waren Zeitzeugen des Wandels und Untergangs eines nicht mehr tragfähigen Systems.

Der evangelische Theologe Dr. Gerhard Uhlhorn veröffentlichte 1898 sein Buch Kämpfe und Siege des Christentums in der germanischen Welt. Daraus erfahren wir:

„Wirtschaftlich war das Römische Reich seit dem Anfang des dritten Jahrhunderts im Verfall, und die Reform des Staatswesens unter Diokletian und Konstantin hatte den Verfall nicht aufhalten können, hatte ihn eher noch beschleunigt. Die Bevölkerung war der Zahl wie der Kraft nach im Abnehmen. Längst schon konnte Rom seine Legionen nicht mehr mit Römern füllen, Barbaren schützten die Grenzen des Reiches. Die Städte schrumpften ein, der Handel stockte, der Ackerbau ging zurück. Was das Schlimmste war, die Verteilung des Wohlstandes wurde immer ungleicher, die Kluft zwischen Reich und Arm erweiterte sich. Die kleineren Grundbesitzer, deren es in der Blütezeit des Reiches wenigstens in den Provinzen noch viele gab, konnten sich nicht mehr halten; sie waren genötigt, sich in Abhängigkeit der Großen zu begeben, gegen deren Gewalttätigkeit sie niemand mehr schützte. So geriet der Grundbesitz in immer weniger zahlreiche Hände; die Verteilung des Wohlstandes war aber in erster Linie von der Verteilung des Grundbesitzes abhängig. Die große Menge wurde zu Bettlern, während sich in einzelnen Händen kolossale Vermögen ansammelten. Der Staat tat nichts, dem abzuhelfen; schützen konnte er die Untertanen nicht mehr; er konnte sie nur noch quälen. Seine stets steigende Finanznot führte zu einem Steuersystem und zu einer Härte in der Beitreibung der Steuern, die in der ganzen Geschichte ohnegleichen ist. Die Großen fanden Mittel und Wege sich davon freizumachen; umso schwerer drückte die Last nach unten, auf den kleinen Bürger und Ackerbauer. Massenhaft verließen Bauern ihr Ackergut, weil sie die darauf ruhenden Steuern zu zahlen nicht imstande waren. Weite Strecken des fruchtbarsten Landes lagen wüst, weil sie niemand bebauen wollte. In Italien und Gallien rotteten sich die entlaufenen Bauern zu Räuberbanden zusammen, die oft zu förmlichen Heeren anwuchsen. In den Städten war das Ehrenamt der die Stadt verwaltenden Dekurionen zu einer drückenden Last geworden, so dass Zwang angewendet werden musste, um die Söhne der Dekurionen in diesem Stande zu erhalten. Ja, es kommt vor, dass über Verbrecher zur Strafe das Urteil gefällt wird, dass sie Dekurionen werden müssen.

Überhaupt wird der Staat mehr und mehr zur Zwangsanstalt. Eine weit verzweigte, künstlich gegliederte Bürokratie beherrschte sie. Die einst so ausgebildete Selbstverwaltung ist dem Beamtenregiment erlegen, sie hat völlig aufgehört oder ist zum bloßen Schein geworden. Der Staat mischte sich in alles, reglementierte auch das Kleinste.“ 12

12 Gerhard Uhlhorn, Kämpfe und Siege des Christentums in der germanischen Welt, Verlag D. Gundert, 1898

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